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Die Landau Theorie ist in der Physik eine Theorie zur Beschreibung von Phasenubergangen Sie wird nach dem russischen Physiker Lew Landau bezeichnet Diese Theorie beruht auf einer polynomiellen Entwicklung der freien Enthalpie als Funktion eines Parameters des sogenannten Ordnungsparameters in der Nahe des Phasenubergangs Diese Theorie wird bei Phasenubergangen angewendet die sich durch den Verlust bestimmter Symmetrieelemente auszeichnen Die Form des Landaupotentials ist durch die Symmetrie der Phasen festgelegt und kann daher durch gruppentheoretische Methoden bestimmt werden In der Tat ist die Landautheorie die erste Anwendung der Gruppentheorie in der Thermodynamik 1 Die grundlegenden Prinzipien dieser Theorie wurden von Landau 1937 vorgestellt 2 In der Folge wurde diese allgemeine Theorie von verschiedenen Arbeitsgruppen auf spezielle Falle angewendet die man daher mit leicht unterschiedlichen Namen bezeichnet Landau Ginzburg Theorie der Supraleiter Landau Devonshire Theorie der Ferroelektrika etc Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Eigenschaften 2 Konzepte 2 1 Symmetriebrechung 2 2 Ordnungsparameter Q 2 3 Das Landaupotential 2 4 Der Phasenubergang 2 5 Die Ordnungsparametersuszeptibilitat 3 Anwendungen 3 1 Supraleitung Landau Ginzburg Theorie 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksAllgemeine Eigenschaften BearbeitenDie Landau Theorie ist eine lokale Theorie Sie war als eine Naherung in der Umgebung um den Phasenubergangspunkt gedacht das heisst fur kleine Werte des Ordnungsparameters Dennoch kommt es vor dass der Gultigkeitsbereich dieser Theorie einen deutlich weiteren Bereich umfasst Die Landau Theorie ist eine phanomenologische Theorie unter Verwendung thermodynamischer Methoden ist sie in der Lage alle Phanomene die in Zusammenhang mit einem Phasenubergang auftreten in einem einheitlichen Modell zu beschreiben aber sie trifft keine Aussagen uber die mikroskopischen Ursachen dieses Phasenubergangs In der Praxis werden die Entwicklungskoeffizienten der Landautheorie durch das Experiment bestimmt Daruber hinaus ist diese Theorie eine mean field Theorie Die zugrundeliegenden mikroskopischen Wechselwirkungen werden nicht einzeln betrachtet sondern es wird uber sie gemittelt Daher kann diese Theorie die Fluktuationen des Ordnungsparameters um seinen Gleichgewichtswert nicht berucksichtigen Diese konnen aber gerade in der Nahe des Phasenubergangs eine bedeutende Rolle spielen 3 Konzepte BearbeitenSymmetriebrechung Bearbeiten Hauptartikel Spontane Symmetriebrechung Die Eigenschaften eines Korpers stehen in engem Zusammenhang mit seiner Symmetrie die in vielen Fallen durch eine entsprechende Raumgruppe beschrieben werden kann Bei einem Phasenubergang zweiter Ordnung andert sich die Symmetrie des Systems und damit dessen Eigenschaften So kann es dabei unter anderem zu einer spontanen Entstehung zusatzlicher Grossen wie zum Beispiel einer Magnetisierung dielektrischen Polarisation oder Deformation kommen Im Gegensatz zu einem Phasenubergang erster Ordnung andert sich bei einem Phasenubergang zweiter Ordnung der Zustand des Systems kontinuierlich Im Punkt des Phasenubergangs stimmen die Zustande der Hoch bzw Tieftemperaturphase uberein Daraus folgt dass die eine Raumgruppe eine Untergruppe der anderen sein muss In den meisten Fallen entspricht die Phase hoherer Symmetrie der Hochtemperaturphase und die niedrigerer Symmetrie der Tieftemperaturphase Dies ist aber kein thermodynamisches Gesetz und erlaubt daher Ausnahmen wie zum Beispiel am unteren Curie Punkt des Seignettesalzes Ordnungsparameter Q Bearbeiten Hauptartikel Ordnungsparameter In der hochsymmetrischen Phase ist es nach den Postulaten der Thermodynamik moglich das ganze System durch Angabe einer kleinen Anzahl von Zustandsgrossen wie zum Beispiel Druck und Temperatur zu charakterisieren Beim Phasenubergang verschwinden einige Symmetrieeigenschaften Die Angabe von Druck und Temperatur reicht zur Charakterisierung des Zustands nicht mehr aus Man benotigt daher eine zusatzliche Variable den Ordnungsparameter Q Der Ordnungsparameter ist a priori eine abstrakte Grosse Er beschreibt den Vorgang der fur den Phasenubergang ursachlich verantwortlich ist In vielen Fallen kann man ihn daher mit einem konkreten mikroskopischen Vorgang identifizieren Der Ordnungsparameter ist im Allgemeinen eine tensorielle Grosse Der Ordnungsparameter wird so definiert dass er in der hohersymmetrischen Phase den Wert Null und in der tiefersymmetrischen Phase einen Wert ungleich Null hat Daruber hinaus ist fur die Theorie sein Symmetrieverhalten wichtig Damit das Landaupotential zu einem Phasenubergang 2 Ordnung fuhrt mussen die drei Landaubedingungen und das Landau Ginzburg Kriterium erfullt sein 1 Landaubedingung Die Symmetriegruppe der Phase mit gebrochener Symmetrie R1 muss eine Untergruppe der Phase mit der vollen Symmetrie R0 sein 2 Landaubedingung Die Symmetriebrechung wird durch eine einzige Darstellung von R0 die aktive Darstellung beschrieben die nicht die 1 Darstellung von R0 sein darf 3 Landaubedingung Die symmetrische dritte Potenz der aktiven Darstellung darf nicht die 1 Darstellung von R0 enthalten Landau Ginzburg Kriterium Das antisymmetrische Quadrat der aktiven Darstellung darf keine Darstellung enthalten die wie die Komponente eines Vektors transformiert Insgesamt fuhren die Bedingungen dazu dass Potenzen ungerader Ordnung nicht im Landaupotential erscheinen Das vierte Kriterium schrankt die moglichen Orte in der Brillouinzone an denen der Phasenubergang stattfinden kann stark ein Das Landaupotential Bearbeiten Zur Beschreibung des Phasenubergangs wird der Ordnungsparameter Q Q als zusatzliche Variable in der freien Enthalpie G P T displaystyle G P T berucksichtigt Dabei muss man beachten dass Q Q in einem gewissen Sinn nicht gleichwertig zu P P und T T ist wahrend Druck und Temperatur beliebig vorgegeben werden konnen muss der Gleichgewichtswert von Q Q aus der Bedingung dass die freie Enthalpie ein Minimum annehmen soll bestimmt werden In der Nahe des Phasenubergangs nimmt der Ordnungsparameter kleine Werte an Daher kann die freie Enthalpie in eine Reihe nach Potenzen von Q Q entwickelt werden Terme erster und dritter Ordnung in Q Q werden nicht berucksichtigt da ansonsten die Hochtemperaturphase beziehungsweise der Phasenumwandlungspunkt keine thermodynamisch stabilen Zustande waren Aus dieser Forderung ergeben sich auch die Landaubedingungen siehe oben Die freie Enthalpie hat somit folgende Form G T P Q G 0 T P A T P 2 Q 2 B T P 4 Q 4 displaystyle G T P Q G 0 T P frac A T P 2 Q 2 frac B T P 4 Q 4 wobei die Entwicklungskoeffizienten prinzipiell von Druck und Temperatur abhangen konnen Der Wert des Ordnungsparameter wird bestimmt aus 1 G P T Q Q 0 A Q B Q 3 Q A B Q 2 displaystyle frac partial G P T Q partial Q 0 AQ BQ 3 Q A BQ 2 und 2 2 G P T Q Q 2 A 3 B Q 2 gt 0 displaystyle frac partial 2 G P T Q partial Q 2 A 3BQ 2 gt 0 Die moglichen Losungen fur diese Gleichungen sind zusammen mit den Bedingungen an die Koeffizienten und die Bedeutung der entsprechenden Phase im Folgenden zusammengestellt Ordnungsparameter Koeffizienten Temperatur PhaseQ 0 Q 0 A gt 0 displaystyle A gt 0 T gt T c displaystyle T gt Tc HochtemperaturphaseQ 0 Q 0 A 0 A 0 T T c displaystyle T Tc PhasenubergangspunktQ 2 A B displaystyle Q 2 frac A B A lt 0 B gt 0 displaystyle A lt 0 B gt 0 T lt T c displaystyle T lt Tc Tieftemperaturphasewobei T c T c die Phasenumwandlungstemperatur ist Im Rahmen der Landau Theorie werden fur die Entwicklungskoeffizienten A A und B B die einfachsten Annahmen gemacht die diese Forderung erfullen A T P a T T c displaystyle A T P a T T c und B T P B gt 0 displaystyle B T P B gt 0 wobei a a konstant und grosser Null ist Setzt man diese in die freie Enthalpie ein so ergibt sich das Landaupotential G T P Q G 0 T P a 2 T T c Q 2 B 4 Q 4 displaystyle G T P Q G 0 T P frac a 2 T T c Q 2 frac B 4 Q 4 Fur den Ordnungsparameter gilt Q 0 Q 0 in der Hochtemperatur und Q 2 a B T c T displaystyle Q 2 frac a B T c T in der Tieftemperaturphase Der Phasenubergang Bearbeiten Zur Untersuchung des Verhaltens des Systems am Phasenubergang wird das Landaupotential wie ein normales thermodynamisches Potential behandelt Fur die Entropie S S gilt S G T G 0 T a 2 T T c Q 2 B 4 Q 4 T S 0 a Q 2 displaystyle S frac partial G partial T frac partial G 0 partial T frac partial left frac a 2 T T c Q 2 frac B 4 Q 4 right partial T S 0 aQ 2 wobei S 0 G 0 T displaystyle S 0 frac partial G 0 partial T die Entropie des Systems ohne Phasenubergang ist Setzt man fur Q Q die Gleichgewichtswerte ein ergibt sich Temperaturbereich Phase EntropieT gt T c displaystyle T gt T c Hochtemperaturphase S 0 displaystyle S 0 T T c displaystyle T T c Phasenubergangspunkt S 0 displaystyle S 0 T lt T c displaystyle T lt T c Tieftemperaturphase S 0 a 2 B T c T displaystyle S 0 frac a 2 B T c T Die Entropie bleibt im Phasenubergang stetig Sie ist in der Tieftemperaturphase geringer als die in die Tieftemperaturphase extrapolierte Entropie der Hochtemperaturphase Die spezifische Warmekapazitat C p C p ergibt sich aus C p T S T P C p 0 Hochtemperaturphase C p 0 a 2 T c 2 B Tieftemperaturphase displaystyle C p T left frac partial S partial T right P begin cases C p0 amp text Hochtemperaturphase C p0 frac a 2 T c 2B amp text Tieftemperaturphase end cases wobei auch hier C p 0 T S 0 T P displaystyle C p0 T left frac partial S 0 partial T right P die spezifische Warmekapazitat des Systems ohne Phasenubergang ist Die spezifische Warmekapazitat hat an T c T c einen Sprung Da a a und B B positive Grossen sind ist die Warmekapazitat in der Tieftemperaturphase hoher als in der Hochtemperaturphase Die Tatsache dass die 1 Ableitung des Landaupotentials stetig die 2 Ableitung aber unstetig an T c T c ist bedeutet dass das Landaupotential in dieser Form in der Tat einen Phasenubergang 2 Ordnung beschreibt Im Gegenzug zeigt dies auch dass ein Phasenubergang der mit einer Anderung der Symmetrie des Systems verbunden ist von mindestens 2 Ordnung sein muss Die Ordnungsparametersuszeptibilitat Bearbeiten Ein auch fur die experimentelle Untersuchung wichtige Grosse ist die Ordnungsparametersuszebtibilitat x chi Ihr Inverses ist die 2 Ableitung des Landaupotential nach dem Ordnungsparameter 1 x 2 G Q 2 A 3 B Q 2 a T T c Hochtemperaturphase Q 0 2 a T T c Tieftemperaturphase Q 2 A B displaystyle frac 1 chi frac partial 2 G partial Q 2 A 3BQ 2 begin cases a T T c amp text Hochtemperaturphase Q 0 2a T T c amp text Tieftemperaturphase Q 2 frac A B end cases Die Ordnungsparametersuszebtibilitat hat daher in beiden Phasen die Form x C T T c displaystyle chi frac C T Tc Im Rahmen der Landautheorie folgt also fur die Ordnungsparametersuszebtibilitat ein Curie Weiss Gesetz mit der Curie Konstanten C 1 a displaystyle C 1 a Hochtemperatur und C 1 2 a displaystyle C 1 2a Tieftemperaturphase Anwendungen BearbeitenSupraleitung Landau Ginzburg Theorie Bearbeiten Hauptartikel Landau Ginzburg TheorieEinzelnachweise Bearbeiten Wadhawan2000 Seite 131 Landau L D Zh Eksp Teor Fiz 7 pp 19 32 1937 Memento des Originals vom 14 Dezember 2015 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ujp bitp kiev ua PDF 380 kB Wadhawan2000 Seite 154Literatur BearbeitenE K H Salje Phase Transitions in Ferroelastic and Co elastic Crystals Cambridge University Press 1993 Salje1993 V K Wadhawan Introduction to ferroic materials Gordon and Breach Science Publishers 2000 Wadhawan2000 W Gebhardt U Krey 1980 Phasenubergange und kritische Phanomene Eine Einfuhrung Vieweg ISBN 3 528 08422 7 L D Landau E M Lifschitz Lehrbuch der theoretischen Physik V Statistische Physik Akademie Verlag Berlin 1970 Weblinks BearbeitenNotes de cours sur la theorie de Landau PDF 2 7 MB A Landau Primer for Ferroelectrics Landau L D Zh Eksp Teor Fiz 7 pp 19 32 1937 PDF 380 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landau Theorie amp oldid 229052482