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Elisabetta Gonzaga 1471 in Mantua 31 Januar 1526 in Urbino aus der italienischen Adelsfamilie der Gonzaga Markgrafen von Mantua zahlt zu den bekanntesten Frauen der italienischen Renaissance Durch ihre Ehe mit Guidobaldo I da Montefeltro Herzog von Urbino 1472 1508 wurde sie 1489 zur Herzogin von Urbino und zeichnete sich durch ihre Bildung ihren Kunstsinn ihr Mazenatentum und durch ihre unbeirrte Haltung gegenuber Schicksalsschlagen aus Selbst Schwagerin der Gemahlin eines Papstneffen wurde sie zum Opfer papstlicher Machtpolitik indem sie zweimal von papstlichen Nepote von Cesare Borgia dem Sohn von Papst Alexander VI und von Lorenzo di Piero de Medici 1492 1519 dem Neffen des Papstes Leo X aus ihrem Herzogtum vertrieben wurde und ins Exil gehen musste Trotzdem glanzte der Hof in Urbino unter ihrer Patronanz durch seine verfeinerte kulturelle Atmosphare die durch Baldassare Castiglione in seinem Werk Il Libro del Cortegiano Das Buch vom Hofmann idealisiert und verewigt wurde wodurch ein Modell der europaischen hofischen Kultur entstand Da ihre Ehe kinderlos blieb adoptierte sie mit ihrem Ehemann dessen Neffen Francesco Maria I della Rovere der 1508 unter ihrer Regentschaft die Nachfolge als Herzog von Urbino antrat 2 3 Raffael Portrat der Elisabetta Gonzaga um 1504 UffizienWappen 1 der Markgrafschaft Mantua seit 1433 Gianfrancesco I Gonzaga Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Kindheit im Glanz der Renaissance 2 2 Familienbeziehungen und Politik 2 3 Herzogin von Urbino 2 4 Beziehung mit den Borgia 2 5 Erste Vertreibung aus Urbino 2 6 Scheidung und Ehe mit Cesare Borgia 2 7 Erstes Exil in Venedig 2 8 Versuch einer Ruckkehr nach Urbino 2 9 Erste Ruckkehr nach Urbino 2 10 Witwe und Regentin fur ihren Adoptivsohn 2 11 Zweite Vertreibung aus Urbino 2 12 Zweites Exil 2 13 Hoffnung auf die Ruckkehr nach Urbino 2 14 Zweite Ruckkehr nach Urbino 2 15 Neuerlich Regentin und Tod 2 16 Kulturelle Bedeutung 3 Ehe 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenElisabetta Gonzaga entstammte der italienischen Herrscherfamilie der Gonzaga die die Macht in Mantua schon 1328 durch den Sturz der Familie Bonacolsi an sich gebracht hatte und durch eine beharrliche Politik von der faktischen Herrschaft uber das Amt eines Capitano del Popolo 1433 durch kaiserliche Belehnung zu Markgrafen von Mantua aufgestiegen war Spater 1530 wurden sie zu Herzogen erhoben und verschwagerten sich mit den ersten Hausern Italiens und Europas nbsp Markgraf Federico I GonzagaElisabettas Vater war Federico I Gonzaga der vom 1478 bis 1484 als dritter Markgraf von Mantua regierte Er war zu seiner Zeit ein beruhmter Kondottiere der im Dienst der Herzoge von Mailand Gian Galeazzo Sforza 1466 1474 und Ludovico il Moro Sforza stand und das Herzogtum Mailand gegen dessen Feinde wie etwa die Koalitionen zwischen Papst Sixtus IV 1471 1484 und dem Konigreich Neapel gegen Florenz und Mailand oder gegen die damals expansive Politik der Republik Venedig verteidigte Zugleich war er jedoch auch ein grosser Kunstfreund und Mazen der zahlreiche Kunstler der Renaissance mit Auftragen versorgte nbsp Margarete von Bayern Markgrafin von MantuaElisabettas Mutter war Margarete Herzogin von Bayern Munchen Sie war eine Tochter von Albrecht III dem Frommen Herzog von Bayern Munchen 1438 1460 der insbesondere durch zwei Dinge in Erinnerung blieb Durch die Ablehnung der ihm 1440 angetragene bohmischen Konigskrone und durch seine romantisch tragische Beziehung zu Agnes Bernauer Dessen Gemahlin war Anna Herzogin von Braunschweig Grubenhagen 14 Oktober 1474 eine Tochter des Herzogs Erich I 1383 1427 Elisabetta Gonzaga hatte vorwiegend Vorfahren deutscher Herkunft da auch ihre Grossmutter vaterlicherseits Barbara Markgrafin von Brandenburg 1422 1481 aus Deutschland stammte Sie war dadurch nicht nur mit den Herzogen von Bayern und den Herzogen von Braunschweig den Kurfursten von Brandenburg und den Kurfursten von Sachsen sondern u a uber Sachsen auch mit den Konigen von Danemark Norwegen und Schweden aus dem Haus Oldenburg verwandt 4 Trotz ihrer vornehmen Herkunft entsprach Margarete von Bayern offensichtlich nicht ganz den asthetischen Erwartungen der italienischen Hofgesellschaft Zeitgenossische Berichterstatter beschreiben sie als klein blass mit dickem Gesicht und kritisieren dass sie kein Wort Italienisch sprach nicht nach der italienischen Mode sondern derb wie eine reiche Bauerin gekleidet war 5 Die von ihr erhaltene Portratminiatur zeigt jedoch dass diese Kritik wohl nicht ganz berechtigt war Leben BearbeitenKindheit im Glanz der Renaissance Bearbeiten nbsp Fassade des Palazzo Ducale in MantuaElisabetta wurde 1471 im Palazzo der Familie Gonzaga in Mantua der Hauptstadt der gleichnamigen Markgrafschaft als viertes Kind und zweite Tochter des Markgrafen Federico I Gonzaga geboren Sie wuchs am dortigen Hof auf der sich im spater Palazzo Ducale genannten Palaiskomplex in Mantua befand Dieser bestand aus dem Palazzo del Capitano aus dem dreizehnten Jahrhundert der Magna Domus und der von Bartolino da Novara 1406 1410 einem der beruhmtesten Militarbaumeister seiner Zeit im Jahre 1406 fertiggestellten Festung dem Castello di San Giorgio Die Residenz der Gonzaga in Mantua zahlte damit bereits damals zu den wichtigen Sehenswurdigkeiten der Lombardei In ihrer Kindheit konnte Elisabetta noch die Fresken des Malers und Medailleurs Antonio di Puccio Pisano genannt Pisanello 1395 1455 im Castello di San Giorgio und in der Schlosskapelle sehen Sie konnte auch die Ausschmuckung der Camera degli Sposi im Castello di San Giorgio des wohl bemerkenswertesten Saales des ganzen Palastes miterleben der in den Jahren 1465 bis 1475 von dem beruhmten italienischen Maler Andrea Mantegna mit Fresken geschmuckt wurde Diese zeigen den Hof der Markgrafen von Mantua zu Lebzeiten ihres Grossvaters Ludovico III Gonzaga Markgraf von Mantua 1444 1478 genannt il Turco der Turke umgeben von seiner Familie Die Kunst Pisanellos und Mantegnas der ein halbes Jahrhundert von 1459 bis 1506 fur ihre Familie arbeitete war daher ein fester Bestandteil der kulturellen Atmosphare in der Elisabetta aufwuchs 6 nbsp Auf dem Fresko Der Hof der Gonzaga in der Camera degli Sposi im Palazzo Ducale in Mantua des Andrea Mantegna sind von der Familie Elisabettas u a ihr Grossvater Ludovico III Gonzaga links sitzend ihre Grossmutter Barbara von Brandenburg im Zentrum und ihr Vater Federico I Gonzaga stehend zwischen beiden zu sehen Wahrend ihrer Jugend erfolgte eine weitere Vergrosserung des Palaiskomplexes da in den Jahren 1478 bis 1484 im Auftrag ihres Vaters vom toskanischen Architekten und Bildhauer Luca Fancelli ca 1430 ca 1502 ein weiterer Palast genannt Domus Nova das Neue Haus am Ufer des Sees von Mantua errichtet wurde Zugleich unternahm dieser Arbeiten am Palazzo del Podesta und fuhrte 1472 nach dem Tod des uomo universale Universalgelehrten Leon Battista Alberti dessen Plane fur die Basilika Sant Andrea in Mantua aus die zu einem bedeutenden Vorbild fur die Architektur der italienischen Renaissance wurde Auch der Uhrturm Torre dell Orologio und eine Reihe von Adelspalasten wie der Palazzo Arrivabene wurden von Luca Fancelli in Elisabettas Jugendzeit in der Stadt Mantua errichtet die dadurch ihr mittelalterliches Erscheinungsbild verlor und sich in eine Stadt der Renaissance verwandelte 7 8 Ein weiteres Bauvorhaben ihres Vaters betraf die verfallene Burg von Marmirolo deren Ruinen von dem beruhmten Architekten Giulio Romano in eine luxuriose Renaissancevilla umgebaut wurden Elisabetta wuchs daher am aufstrebenden Hof von Mantua in einer sehr kultivierten Atmosphare auf wo ihr Vater als grosser Freund der Kunste bemuht war trotz standiger Kriegszuge die regionalen Herrscher an Glanz und Mazenatentum zu ubertreffen und die ersten Kunstler seiner Zeit an seinen Hof zu binden Elisabetta hatte jedoch nur wenig Gelegenheit die Gesellschaft ihres Vaters zu geniessen da dieser wegen seiner zahlreichen Feldzuge zumeist abwesend war und nur sechs Jahre lang regierte Da ihre Mutter fur eine Regentschaft nicht geeignet erschien lag wahrend der Abwesenheitszeiten ihres Vaters die zivile Verwaltung in den Handen des Eusebio Malatesta und die militarische bei ihrem Onkel dem Kondottiere Francesco Secco d Aragona Conte di Calcio 1423 1496 der seit 1451 der Ehemann ihrer ausserehelichen Tante Caterina Gonzaga war 9 Noch in ihrer Kindheit wurde Elisabetta zur Vollwaise da sie 1479 mit acht Jahren ihre Mutter und 1484 mit dreizehn Jahren auch ihren Vater verlor Bis zu ihrer Vermahlung im Jahre 1488 89 lebte sie daher am Hof ihres altesten Bruders Francesco II Gonzaga der 1484 auf seinen Vater Federico I als 4 Markgraf von Mantua gefolgt war Familienbeziehungen und Politik Bearbeiten nbsp Markgraf Francesco II Gonzaga nbsp Portrat der Isabella d Este von TizianElisabetta wuchs in Mantua in der Gesellschaft ihrer Geschwister 10 auf die auch spater noch eine besondere Rolle in ihrem Leben spielten da sie selbst keine Kinder hatte Obwohl Elisabettas Schwagerinnen und Schwager nach politischen Kriterien ausgesucht worden waren dienten diese nicht nur der Erweiterung ihres sozialen politischen und kulturellen Horizontes sondern hatten als erweitere Familie oft einen sehr erheblichen personlichen Einfluss auf ihr Leben Mantua war ein kleines Furstentum das nicht nur durch die Expansionsbemuhungen der rivalisierenden italienischen Nachbarstaaten insbesondere des erstarkenden Kirchenstaates und der expandierenden Republik Venedig sondern auch durch die Begehrlichkeiten der europaischen Grossmachte dem Haus Osterreich und Frankreich in seiner Existenz bedroht war Familienpolitik war daher ein unverzichtbarer Teil der Sicherheitspolitik und entscheidend fur das weitere Uberleben Ihre Geschwister wurden daher ganz gezielt im Interesse der Starkung der Dynastie eingesetzt Francesco II Gonzaga 1466 1519 Elisabettas altester Bruder folgte 1484 als Markgraf von Mantua ubernahm trotz seiner 18 Jahre bei Elisabetta die Vaterrolle wodurch sie zu ihm zeitlebens eine besonders enge Beziehung hatte Er heiratete 1490 Isabella d Este die alteste Tochter des Ercole I d Este Herzog von Ferrara Modena und Reggio 1471 1505 und der Eleonora von Aragon einer Tochter des Ferdinand Ferrante I Konig von Neapel 1458 1494 Isabella war wohl die glanzendste Dame der italienischen Renaissance die von Zeitgenossen wegen ihres kulturellen und politischen Einflusses als prima donna del mondo gepriesen wurde Sie entwickelte sich zur engsten Freundin Elisabettas Beide besuchten sich gegenseitig tauschten Briefe aus und berieten sich uber die beste Art die interessantesten Literaten Musiker Maler Diplomaten und Philosophen an ihre Hofe zu fesseln So empfahl Elisabetta ihrer Schwagerin als diese mit ihrem von Andrea Mantegna gemalten Portrat unzufrieden war da es ihr in keiner Weise ahnelte sich an Giovanni Santi den Vater Raffaels zu wenden um ein naturgetreues Portrat anfertigen zu lassen 11 Chiara Gonzaga 1464 1503 mit ihrer altesten Schwester war Elisabetta besonders eng verbunden da sie bei ihr die Rolle der Mutter ubernommen hatte Sie wurde zur Absicherung der Beziehungen zu Frankreich das eine massive Gier auf italienische Territorien zeigte am 24 Februar 1481 mit Gilbert de Bourbon Comte de Montpensier 1443 1496 verheiratet der sich bei dem 1494 erfolgten Einfall von Konig Karl VIII von Frankreich in Italien bei der Eroberung von Florenz sowie 1495 bei der Besetzung des Konigreichs Neapel auszeichnete daher zum Herzog von Sessa Sessa Aurunca in der Provinz Caserta erhoben und zum franzosischen Vizekonig von Neapel ernannt wurde Sigismondo Gonzaga Elisabettas zweiter Bruder wurde dank vereinter Bemuhungen von Elisabetta Gonzaga und ihrer umtriebigen Schwagerin Isabella d Este Gonzaga 1505 zum Kardinaldiakon mit der Titelkirche Santa Maria Nuova Santa Francesca Romana ernannt war 1511 bis 1521 Bischof von Mantua 1512 papstlicher Legat in Bologna und 1521 Legat in der Mark Ancona Den beiden Damen gelang es jedoch nicht den liebenswurdigen aber bedeutungslosen Sigismondo Gonzaga zum papstlichen Thron zu verhelfen 12 Giovanni Gonzaga Marchese di Vescovado 1474 1525 Elisabettas dritter Bruder wurde 1494 mit Laura Bentivoglio 1523 einer Tochter des Giovanni II Bentivoglio Herr von Bologna und der Costanza Sforza aus dem Haus der Herren von Pesaro verheiratet Damit sollten die Beziehungen zum Herzogtum Mailand das von den Sforza regiert wurde abgesichert werden Ihre Nachkommen wurden 1593 in den Reichsfurstenstand erhoben und sind bis heute in Italien ansassig Herzogin von Urbino Bearbeiten nbsp Portrat des Guidobaldo I da Montefeltro von Raffael nbsp Der Arkadenhof des Palazzo Ducale in UrbinoDie Ehe Elisabettas wurde wie die ihrer Geschwister aus strategischen Grunden geschlossen um ein Bundnis mit dem Herzogtum Urbino zu schaffen das durch den militarischen Ruhm und die kulturelle Bedeutung ihres Schwiegervaters Federico da Montefeltro Herzog von Urbino 1444 1482 zu einem wichtigen Faktor der italienischen Politik geworden war Elisabetta heiratete am 11 Februar 1489 13 Guidobaldo I da Montefeltro Herzog von Urbino 1482 1508 Graf von Montefeltro Elisabetta Gonzaga wurde dadurch mit achtzehn Jahren zur Herzogin von Urbino Der Empfang der neuen Herzogin in Urbino wurde als eine geradezu marchenhafte klassische Huldigung inszeniert Frauen und Kinder schritten mit Olivenzweigen in den Handen die Hugel von Urbino hinab wahrend ein Chor eine fur dieses Ereignis komponierte Kantate sang Nymphen traten auf und eine Gottin des Frohsinns uberbrachte die Gluckwunsche aller Anwesenden 14 Der Palazzo Ducale von Urbino gehorte zu den prunkvollsten Bauten seiner Zeit Er war nicht nur durch seine Architektur spektakular sondern auch durch die prachtige Einrichtung mit kostbaren Mobeln Vasen aus Silber Vorhangen aus Goldstoff und Seide sowie einer grossen Bibliothek griechischer und lateinischer Bucher die ihr Schwiegervater der grosse Kondottiere und Kunstfreund Federico da Montefeltro Herzog von Urbino zusammengetragen und mit prachtigen Einbanden hatte ausstatten lassen Weniger prunkvoll aber ahnlich eingerichtet war die sekundare Residenz Elisabettas der Palazzo Ducale in Gubbio der 1477 von Francesco di Giorgio Martini fur ihren Schwiegervater erbaut worden war Elisabetta Gonzaga hatte sich in Mantua eine selbst fur ihre Zeit und ihren gesellschaftlichen Kreis beachtlich umfassende Bildung im Sinne des Humanismus angeeignet war kunstsinnig selbstbewusst aufgeschlossen und tugendhaft wodurch es ihr gelang den Hof von Urbino der nach dem Tod ihrer Schwiegermutter Battista Sforza verwaist war wieder zu neuem Leben zu erwecken indem sie ganz im Geist ihres Schwiegervaters Dichter Maler Bildhauer Musiker aber auch Staatsmanner und Geistliche um sich versammelte um mit ihnen Fragen der Kunst der Politik oder der sozialen Entwicklung zu diskutieren Sie wurde ebenso wie ihr Ehemann Herzog Guidobaldo I zu einer kenntnisreichen Mazenin der es gelang den Ruf von Urbino als Vorbild eines Hofes der italienischen Renaissance mit hoher geistiger Kultur zu erneuern Das Gluck Elisabettas blieb jedoch nicht ohne Schatten denn es stellte sich heraus dass Guidobaldo zwar ein guter Feldherr ein humaner Herrscher ein grosser Freund klassischer Bildung und ein kenntnisreicher Forderer der Kunste war dass er jedoch zeitlebens von verschiedenen Krankheiten geplagt wurde und impotent war Beziehung mit den Borgia Bearbeiten nbsp Papst Alexander VI auf einem Fresko von Pinturicchio in den Appartamenti Borgia 1492 1495Im Leben Elisabettas sollten die Beziehungen zu dem ursprunglich spanischen Geschlecht der Borgia das wahrend des Pontifikats von Papst Alexander VI in den Jahren 1492 bis 1503 Italien in vorderster Reihe durch Krieg und Politik pragte eine besondere Bedeutung haben da dieses mit Elisabetta mehrfach verschwagert war sie aber trotzdem aus dem Herzogtum Urbino vertrieb Die erste Annaherung an dieses Haus erfolgte uber ihre jungste Schwester Maddalena Gonzaga 1472 in Mantua 8 Januar 8 August 1490 in Pesaro Diese war mit Giovanni Sforza 1466 1510 Herr von Pesaro und Gradara 1483 1500 und 1503 1510 verheiratet starb jedoch bald nach ihrer Vermahlung an den Folgen einer unglucklichen Entbindung am 8 August 1490 15 Knapp drei Jahre spater erhielt Elisabettas verwitweter Schwager Giovanni Sforza ein Angebot das er nicht ablehnen konnte Ihm wurde Lucrezia Borgia die damals erst dreizehnjahrige Tochter des Papstes Alexander VI als Ehefrau angeboten da dieser die politische Unterstutzung des Hauses der Sforza benotigte dessen Hauptlinie damals das Herzogtum Mailand beherrschte Elisabetta kam durch diese am 12 Juni 2 Februar 1493 im Vatikan geschlossene Ehe erstmals in Schwagerschaft mit der Familie Borgia Bald zeigte sich jedoch deren Unberechenbarkeit da diese Ehe wegen geanderter politischer Verhaltnisse 1497 durch Papst Alexander VI unter dem Vorwand angeblicher Impotenz Giovannis aufgehoben wurde Dieser rachte sich dafur mit der Behauptung dass Lucrezia mit ihrem Vater und Bruder Inzest betrieben hatte Dies sollte jedoch nicht der einzige Bezug Elisabettas zum Haus der Borgia bleiben Papst Alexander VI war inzwischen mit Hilfe seines Sohnes Cesare Borgia in Viana bis 1497 Kardinal bemuht die von lokalen Dynastien entfremdeten kirchlichen Territorien wieder unter seine direkte Kontrolle zu bringen Gleichzeitig hatte Konig Ludwig XII von Frankreich 1498 1515 einen Vorstoss nach Italien begonnen im Jahre 1500 Ludovico Sforza den verwitweten Ehemann der Beatrice d Este 1475 1497 Schwester von Isabella d Este der Schwagerin Elisabettas aus dem Herzogtum Mailand vertrieben und plante sich mit dem Papst und der Republik Venedig Italien und damit Mantua Ferrara Urbino und Bologna aufzuteilen Cesare Borgia wurde dabei von Konig Ludwig XII 1498 zum franzosischen Herzog von Valentinois in der Dauphine erhoben 1499 mit dessen Nichte Charlotte d Albret 1480 1514 verheiratet und noch im selben Jahr zu dessen Sachwalter in Italien bestimmt 16 Elisabettas Bruder Francesco II Gonzaga war dank seiner Spione uber diese Entwicklungen und die sich daraus ergebende Bedrohung der Existenz seiner Markgrafschaft gut informiert Er verstandigte seine Nachbarn und beschwor seine Schwester Elisabetta trotz des im Jahr 1500 gefeierten Jubeljahres der Kirche nicht nach Rom zu reisen um nicht in die Hande der Borgia zu fallen Elisabetta war jedoch furchtlos und davon uberzeugt dass es zur Erhaltung des Herzogtums Urbino und der Markgrafschaft Mantua taktisch besser ware nicht auf Konfrontation sondern auf freundschaftliche Beziehungen zu den Borgia zu setzen Dies teilte sie ihrem Bruder in einem Brief vom 21 Marz 1500 mit und reiste nach Rom 17 Es spricht fur ihre diplomatischen Fahigkeiten dass es ihr dort gelang Cesare Borgia als Taufpaten fur ihren Neffen den Erben der Markgrafschaft Mantua Federico II Gonzaga zu gewinnen und damit auch Cesare durch eine geistliche Verwandtschaft an die Familie Gonzaga zu binden 18 Ihr Bruder Francesco II war von der Vertrauenswurdigkeit Cesares weniger uberzeugt und beschloss zur Absicherung seines Staates seinen Dienst als Feldherr der Republik Venedig zu verlassen und in kaiserliche Dienste zu treten Am 20 September 1501 wurde er zum Oberkommandierenden der kaiserlichen Truppen in Italien ernannt und ermachtigt im Reichsgebiet bis zu 8000 Mann anzuwerben 19 Nach aussen hin blieb jedoch die Allianz mit den Borgia Teil der offiziellen Familienpolitik der Gonzaga nbsp Pinturicchio Traditionell fur Lucrezia Borgia gehaltenes Portrat im Appartamento Borgia im Vatikan dargestellt als Hl KatharinaEin weiterer Beruhrungspunkt zu den Borgia ergab sich aus der Bedrohung des Herzogtums Ferrara der Heimat von Elisabettas Schwagerin Isabella d Este durch Cesare Borgia Auch hier drangte Elisabetta darauf durch Kooperation einer Vertreibung durch die Borgia zuvorzukommen Zum Gluck entsprach dies auch den Interessen von Papst Alexander VI der bestrebt war sein Haus in den furstlichen Rang zu erheben und mit den alten Dynastien Italiens zu verschwagern Papst Alexander machte daher Ercole I d Este dem Herzog von Ferrara Modena und Reggio 1471 1505 den Vorschlag den Erben des Herzogtums Alfonso I d Este den Schwager Elisabettas mit seiner geschiedenen erneut verheirateten und nun verwitweten Tochter Lucrezia Borgia zu verheiraten Fur die Este eines der altesten Herrscherhauser Italiens war dieser Vorschlag eine Provokation Der Erbe des Herzogtums sollte die aussereheliche Tochter eines Kardinals und spateren Papstes heiraten die bereits zwei problematische Ehen hinter sich hatte und deren Reputation durch das bosartige Gerucht sie sei Tochter Gattin und Schwiegertochter des Papstes mehr als angegriffen erschien Angesichts der gegebenen Machtverhaltnisse und einer astronomischen Mitgift war dies jedoch ein Angebot das Ercole I d Este nicht zuruckweisen konnte Die Reise Lucrezias von Rom nach Ferrara erfolgte unter grosstmoglicher Prachtentfaltung aber wegen der winterlichen Bedingungen im Januar 1502 in kleinen Etappen Zwei Meilen vor Gubbio einer der Stadte des Herzogtums Urbino begrusste Elisabetta Gonzaga Lucrezia und ihr Gefolge dem sich auch Cesare Borgia angeschlossen hatte geleitete sie als ihre Gaste in die Stadt und brachte sie im dortigen herzoglichen Palast unter Am 18 Februar langte der Hochzeitszug in Urbino der Hauptstadt des Herzogtums ein wo Herzog Guidobaldo Lucrezia mit seinem ganzen Hofstaat erwartete und sie durch die mit Girlanden sowie mit den Wappen der Borgia der Montefeltro und des Konigs von Frankreich geschmuckte Stadt in den Palazzo Ducale begleitete wo sie und die engere Begleitung untergebracht wurde wahrend sich die Gastgeber aus Hoflichkeit in eine andere Residenz zuruckzogen 20 Bei der Abreise am 20 Januar entschloss sich Elisabetta aus Rucksicht auf die befreundeten Este und wohl auch um durch eine demonstrative Geste der Freundschaft der Expansionslust der Borgia entgegenzuwirken ihre kunftige Schwagerin Lucrezia auf ihrer Reise nach Ferrara zu den Hochzeitsfeierlichkeiten zu begleiten Sie nahm dabei in der Sanfte die Papst Alexander VI Lucrezia geschenkt hatte den Platz neben dieser ein 21 Cesare Borgia der Herzog von Valentinois kehrte hingegen wegen dringender Geschafte nach Rom zuruck 22 nbsp Das Kastell der Este in FerraraElisabetta Gonzaga nahm an der Hochzeit teil die in Ferrara vom 3 bis zum 8 Februar 1502 mit ungeheurem Aufwand mit Banketten mit Ballen mit Theaterauffuhrungen Konzerten Moresken und Turnieren gefeiert wurde Wahrend der Feste in Ferrara wurden funf Frauen wegen der Eleganz ihrer Kleidung von den zeitgenossischen Berichterstattern am meisten genannt Lucrezia Isabella Elisabetta ihre Freundin Emilia Pio und die Marchesa di Cotrone Ein besonderes Kompliment machte der Chronist B Capilupio der schrieb Obgleich Lukrezia mehr mit Mannern zu tun gehabt habe als die Markgrafin von Mantua und die Herzogin von Urbino konne sie sich mit ihnen im verstandigen Gesprach nicht vergleichen 23 Durch diese Ehe des Alfonso I d Este des Bruders ihrer Schwagerin Isabella d Este wurde Elisabetta zum zweiten Mal zur Schwagerin der Lucrezia Borgia Dass trotz der Festlichkeiten wegen der bedrohlichen Haltung von Cesare Borgia eine latente Spannung herrschte zeigt der Umstand dass Lucrezias Bruder Cesare an diesen Festlichkeiten ebenso wenig teilnahm wie der Ehemann Elisabettas Guidobaldo I da Montefeltro und ihr Bruder Francesco II Gonzaga die in ihren Hauptstadten geblieben waren um fur bose Uberraschungen gerustet zu sein 24 Es war daher vorauszusehen dass dieses Fest keineswegs die letzte Begegnung mit den Borgia sein wurde nbsp Gentile Bellini Portrat der Caterina Cornaro Konigin von Zypern um 1500Nach den glanzenden Festen in Ferrara und dem demonstrativ freundschaftlichem Umgang mit ihrer neuen Schwagerin Lucrezia Borgia nunmehr Herzogin von Ferrara reiste Elisabetta Gonzaga gemeinsam mit Isabella d Este und Emilia Pio nach Venedig besuchte dort die Sehenswurdigkeiten und auch die dort im Exil lebende Caterina Cornaro 1454 1510 Konigin von Zypern 1474 1489 die nach der Abtretung ihres Konigreiches Zypern an die Republik Venedig im Schloss Asolo residierte und dort einen beruhmten von Kunstlern und Literaten frequentierten Hof unterhielt Elisabetta war von Venedig so begeistert dass sie erklarte Venedig sei wundervoller als Rom 25 Ende Marz begaben sich die beiden Schwagerinnen nach Mantua und dann nach Porto Mantovano Inzwischen bahnte sich eine neue Verbindung zwischen Elisabettas Familie und den Borgia an Seit dem Fruhjahr 1502 drangte Cesare Borgia auf eine eheliche Verbindung mit dem Haus Gonzaga indem er vorschlug seine einzige legitime Tochter die er mit seiner Gemahlin Charlotte d Albret hatte die zweijahrige Louisa Borgia 17 Mai 1500 1553 mit dem gleichaltrigen Neffen Elisabettas dem Erben der Markgrafschaft Mantua Federico Gonzaga zu vermahlen Im Fruhsommer 1502 kam es zum Ehevertrag wobei eine konigliche Mitgift vorgesehen war Zugleich hatte Papst Alexander VI der Grossvater der im Sauglingsalter stehenden Braut versprochen Elisabettas Bruder Sigismondo Gonzaga gegen eine Gebuhr von 25 000 Dukaten zum Kardinal zu erheben 26 Elisabetta war damit ein weiteres Mal diesmal durch die kindliche Braut ihres Neffen mit den Borgia verschwagert Erste Vertreibung aus Urbino Bearbeiten Elisabetta war uberzeugt dass sie durch ihre konsequente Bundnispolitik mit den Borgia jede Gefahr einer Annexion nicht nur von ihrem eigenen Herzogtum Urbino sondern auch von der Markgrafschaft Mantua und vom Herzogtum der Este erfolgreich abgewandt hatte nbsp Cesare Borgia als Herzog von ValentinoisElisabetta genoss in Mantua die Geborgenheit in ihrer Familie als Ende Juni 1502 plotzlich ihr Mann Herzog Guidobaldo I atemlos in aufgeloster Kleidung begleitet von nur vier Mannern zu Pferd in Mantua auftauchte Er erzahlte dass Cesare Borgia der ihm vor kurzem noch erklart hatte ihn wie einen Bruder zu lieben und ihn gebeten hatte mit seinen Truppen durch das Herzogtum Urbino ziehen zu durfen am 21 Juni plotzlich Urbino uberfallen und die Stadt besetzt hatte wobei er selbst nur mit knapper Muhe entkommen und seinen kleinen Neffen Francesco Maria I della Rovere in Sicherheit bringen konnte 27 Elisabettas Politik der Beschwichtigung gegenuber den Borgia war damit offensichtlich gescheitert denn wahrend sie ahnungslos in Mantua weilte wurde von Cesare alles Wertvolle aus dem Palazzo Ducale in Urbino geraubt So verschwand in einer langen Kolonne von Maultieren und Wagen beladen mit Truhen gefullt mit Gold Silbergeschirr und Bildern die in ganz Italien beruhmte Bibliothek die Sammlung von antiken Kunstwerken die grossen Wandteppiche sowie Mobel und Vorhange Cesare fugte daher seinen Titeln als Herzog von Valentinois Herzog der Romagna und von Camerino auch noch den eines Herzogs von Urbino hinzu Elisabetta war verzweifelt und schrieb in einem Brief Ich bin einer hohen Stellung meiner Heimat und meines Vermogens beraubt worden und jetzt habe ich auch noch meine Schwester verloren ihre geliebte Schwester Chiara war gerade gestorben die stets wie eine Mutter zu mir gewesen ist 26 Auch ihr Bruder Markgraf Francesco war erzurnt uber diesen Verrat und intervenierte in Pavia bei Konig Ludwig XII von Frankreich vergeblich zugunsten seiner Schwester Markgrafin Isabella setzte hingegen trotz Emporung die verwandtschaftlichen Kontakte zu Cesare fort Schon wenige Tage nach der Enteignung ihrer Schwager intervenierte Isabella bei Cesare um die Mitgift von Elisabettas Freundin Emilia Pia zu retten Jedoch liess sich Isabella durch ihre Sammelleidenschaft auch dazu verleiten Cesare erfolgreich um Uberlassung zweier erlesener Stucke aus der geraubten Kunstsammlung von Urbino fur ihre eigene Sammlung zu bitten um eine antike Venus und den beruhmten vom damals noch jungen Michelangelo angefertigten antiken schlafenden Cupido 28 Scheidung und Ehe mit Cesare Borgia Bearbeiten Zu dieser Zeit wurde das gut gehutete private Geheimnis der Impotenz Guidobaldos zum Politikum da man am papstlichen Hof darin die Moglichkeit einer diplomatischen Bereinigung der erfolgten Vertreibung der Familie Elisabettas aus dem Herzogtum Urbino sah Streng geheim wurde daher an Elisabetta und Guidobaldo von Cesare ein Angebot gemacht Ihre Ehe wurde vom Papst mangels Vollzug aufgehoben werden Guidobaldo konnte bei Verzicht auf sein Herzogtum zum Kardinal ernannt und Elisabetta mit einem franzosischen Aristokraten verheiratet werden Kurzfristig wurde sogar die Moglichkeit einer Ehe Elisabettas mit Cesare Borgia erwogen Mit der ihr eigenen Ruhe und Seelenstarke wies Elisabetta dieses Angebot zuruck indem sie schrieb dass sie Guidobaldo nicht verlassen und ihn eher als Bruder annehmen denn als Ehemann verstossen wurde 29 Erstes Exil in Venedig Bearbeiten Nach der Zuruckweisung seiner Plane erhohte Cesare Borgia den Druck auf Francesco Gonzaga dem vom Papst exkommunizierten Guidobaldo in Mantua kein Asyl zu gewahren aber Elisabetta dort zuruckzuhalten um Guidobaldo dadurch zu isolieren Um seine eigene Herrschaft nicht zu gefahrden ersuchte Francesco daher seinen Schwager Mantua zu verlassen Seines Herzogtums beraubt von der Kirche gebannt und von seinen Schwagern abgewiesen begab sich Guidobaldo nach Venedig wo er 1495 als Feldherr gedient hatte und wo er bei Elisabettas Bruder Sigismondo Gonzaga Aufnahme fand Elisabetta zeigte ein weiteres Mal ihren Charakter denn wie ihr Bruder an Cesare schrieb zeigten weder Gesprache Uberredung oder Bitten weder Angst noch Drohungen auf Elisabetta irgendeine Wirkung Sie sei fest entschlossen mit ihrem Mann ins Exil zu gehen denn das Leben des Herzogs ware sonst in grosster Gefahr Sie wurde ihn nicht verlassen selbst wenn sie dadurch gemeinsam sterben mussten Sie ging daher zu Guidobaldo nach Venedig ins Exil Durch einen haufigen Briefwechsel mit ihrer Schwagerin Isabella d Este Gonzaga blieb sie in engem Kontakt mit Mantua Versuch einer Ruckkehr nach Urbino Bearbeiten In die zunehmend hoffnungslose Stimmung der Exilanten platzte im Oktober 1502 unvermutet die Nachricht herein dass die Feldherren Cesares sich gegen diesen verschworen hatten und dass sich die Bevolkerung von Urbino erhoben und die Besatzung Cesares vertrieben hatte Guidobaldo begab sich daraufhin sofort auf Schleichwegen nach Urbino wo er von der Bevolkerung mit Begeisterung empfangen wurde Elisabetta verpfandete ihren Schmuck und bat ihren Bruder Francesco Guidobaldo Soldaten zu schicken damit dieser sein Herzogtum wieder ganz unter seine Kontrolle bringen konnte Francesco konnte jedoch nicht helfen da er aus Mantua verreist war Nachdem er im Herbst 1502 Cesare in einem Brief seine Freundschaft versichert hatte hatte er sich vorsichtigerweise nach Frankreich begeben um seine Herrschaft abzusichern und war dort am 26 Oktober in Lyon von Konig Ludwig XII wohlwollend empfangen worden 30 Schon nach kurzer Zeit verschlechterte sich jedoch die Stellung Guidobaldos in Urbino da es Cesare Borgia gelang durch Versprechungen dessen Verbundete nacheinander abzuwerben Am 7 Dezember wurde die Situation unhaltbar Guidobaldo war gezwungen zu kapitulieren und eine Vereinbarung zu unterschreiben mit der er die Herzogtumer Urbino und Camerino an Cesare abtrat und als Ausgleich dafur einige Festungen und die Zusage erhielt dass man ihm nicht nach dem Leben trachten wurde Guidobaldo liess daraufhin alle ihm uberlassenen Festungen demolieren da er verstanden hatte dass er sich nur auf das Volk nicht aber auf Festungen verlassen konnte die er ohne Mittel nicht verteidigen konnte Dann verschwand er mit Hilfe der Grafen von Pitigliano aus dem Haus Orsini fur Monate von der Bildflache um Anschlagen Cesares zu entgehen Elisabetta lebte inzwischen ohne Nachricht in Angst um das Schicksal ihres Mannes und in grossen finanziellen Schwierigkeiten in Venedig Als neuerlich an sie der Vorschlag herangetragen wurde ihre Ehe aufheben und Guidobaldo zum Kardinal machen zu lassen erklarte sich Elisabetta dazu bereit um sein Leben zu retten Dass ihre Sorge um sein Leben nicht unbegrundet war zeigt das Vorgehen Cesares der am 31 Dezember 1502 die rebellischen Generale zu einem Versohnungstreffen nach Senigallia eingeladen hatte Dort bemachtigte er sich ihrer durch einen perfiden Verrat liess sie foltern und die meisten ermorden Dieses Verbrechen fand durch seine Kuhnheit auch Bewunderer So bezeichnete es etwa der Geschichtsschreiber und Bischof von Nocera Paolo Giovio 1483 1552 als il bellissimo inganno di Senigallia die wunderschone Tauschung von Senigallia Auch Elisabettas Schwagerin Isabella d Este gratulierte Cesare zu der gelungenen List und sandte ihm hundert Masken fur den Fasching damit er sich nach den jungsten Aufregungen entspannen konne 31 Elisabetta war hingegen nicht nach Fasching zumute Sie uberlegte daher ob sie der Einladung ihres Bruders Francesco folgen sollte als Ehrendame der Konigin Anne de Bretagne nach Frankreich zu kommen da ihr Ehemann verschwunden war und auch ihr eigenes Leben in Gefahr war Dazu kam es jedoch nicht da im Januar plotzlich Guidobaldo trotz Lebensgefahr Krankheit und Erschopfung in Venedig auftauchte um Elisabetta zu sehen Seine Ankunft blieb nicht unbemerkt da bald darauf Papst Alexander VI den venezianischen Gesandten durch Ermahnungen und Drohungen zur Auslieferung des gebannten und vertriebenen Herzogs zwingen wollte Die Republik Venedig blieb jedoch standhaft weshalb Guidobaldo bleiben konnte Erste Ruckkehr nach Urbino Bearbeiten nbsp Portrat Raffaels von Papst Julius II della RovereDie Moglichkeit einer Ruckkehr nach Urbino ergab sich erst nach dem Tod von Papst Alexander VI und dem Sturz von Cesare Borgia im Jahre 1504 Nach einem kurzen Interregnum wurde der erbitterte Gegner der Borgia Kardinal Giuliano della Rovere als Julius II zum Papst 1503 bis 1513 gewahlt Dieser war ein Schwager Guidobaldos da dessen Bruder Giovanni della Rovere Herzog von Sora und Arce 1457 1501 mit Giovanna da Montefeltro der altesten Schwester Guidobaldos verheiratet war Elisabetta und Guidobaldo konnten daher 1504 in ihr Herzogtum Urbino zuruckkehren Da der Palazzo Ducale von Cesare Borgia geplundert worden war bemuhte sich Elisabetta die verlorenen Kunstwerke wieder zu erlangen Sie hatte erfahren dass ihre Schwagerin Isabella von Cesare die beiden Kunstwerke aus Urbino erhalten hatte ersuchte diese daher um deren Ruckgabe Diese weigerte sich jedoch diese Prunkstucke ihrer Sammlung herauszugeben Die menschliche Qualitat der Herrscher von Urbino zeigte sich in der Reaktion auf diese Bruskierung Guidobaldo schlug vor Isabella solle die Werke als Geschenk behalten und Elisabetta meinte Isabella hatte nur fragen brauchen und man hatte ihr diese Werke gerne geschenkt 32 Da Elisabetta und Guidobaldo keine Kinder hatten adoptierten sie 1504 den vierzehnjahrigen Neffen von Herzog Guidobaldo Francesco Maria I della Rovere 1490 1538 den Sohn seiner Schwester Giovanna da Montefeltro und des Giovanni della Rovere Herzog von Sora und Arce der zugleich auch ein Neffe von Papst Julius II war 33 Im Jahre 1506 besuchte Papst Julius II Urbino und kam neuerlich Anfang Marz 1507 mit einem grossen Gefolge von Kardinalen anderen Geistlichen und Offizieren auf dem Ruckweg von Bologna das er soeben wieder in den Kirchenstaat eingegliedert hatte auf einen Tag nach Urbino um dort auf dem Weg nach Rom Station zu machen Nach seiner Abreise blieben viele aus seinem Gefolge zuruck Am 12 Marz desselben Jahres endete auch ein anderes Kapitel der Beziehungen zu den Borgia da Elisabettas Schwager und Enteigner Cesare Borgia in Spanien nahe Pamplona im Kampf fiel Witwe und Regentin fur ihren Adoptivsohn Bearbeiten nbsp Portrat von Raffael um 1504 wahrscheinlich Francesco Maria della Rovere darstellendEin Jahr spater verlor Elisabetta ihren geliebten aber vielfach kranken Ehemann am 11 April 1508 worauf dessen Neffe und ihr gemeinsamer Adoptivsohn Francesco Maria I della Rovere die Herrschaft im Herzogtum Urbino unter der Regentschaft von Elisabetta ubernahm Sie trug wohl nicht wenig dazu bei dass es im Jahre 1509 zu einer weiteren Verstarkung des Einflusses ihrer Familie auf das Herzogtum Urbino kam da sie ihren Adoptivsohn den jungen Herzog Francesco Maria I della Rovere mit ihrer Nichte Eleonora Gonzaga verheiratete Dank der Forderung seines Onkels Papst Julius II konnte sich Elisabetta am Aufstieg ihres Adoptivsohnes erfreuen Er erhielt die Herrschaft Senigallia zuruck wurde wie schon sein Vater 1509 zum Generalkapitan der Kirche ernannt zeichnete sich in den Feldzugen gegen Ferrara und Venedig aus und erhielt 1512 vom Papst die bedeutende Herrschaft uber Pesaro Diese gluckliche Zeit in der Urbino den Glanz des Hofes wahrend der Regierung von Federico da Montefeltro erneuern konnte endete mit dem Tod des Papstes Julius II der am 21 Februar 1513 verstarb Zweite Vertreibung aus Urbino Bearbeiten nbsp Portrat des Papstes Leo X mit den Kardinalen Giulio de Medici dem spateren Clemens VII und Luigi de Rossi Gemalde von Raffael um 1518 1519 Florenz UffizienKaum war Giovanni de Medici 1475 1521 ein Sohn von Lorenzo il Magnifico und der Clarice Orsini mit nur 37 Jahren als Leo X zum Papst gewahlt 1513 1521 fuhlte er das Bedurfnis in Anlehnung an den Nepotismus seiner Vorganger seine Familie als Fursten in Italien zu etablieren Er suchte daher fur seinen Neffen Lorenzo di Piero de Medici den er 1513 zum faktischen Herren von Florenz gemacht hatte ein passendes Furstentum Obwohl die Gonzaga die Medici 1494 nach ihrer Vertreibung aus Florenz gastfreundlich aufgenommen hatten wurde das Herzogtum Urbino wo Elisabetta Gonzaga regierte zum Ziel der papstlichen Begehrlichkeiten Man konstruierte einen Vorwand Guidobaldos fehlende militarische Unterstutzung in der Schlacht bei Marignano am 13 und 14 September 1515 in der Konig Franz I von Frankreich 1515 1547 das Heer der papstlichen Heiligen Liga besiegt hatte um Guidobaldo anzuklagen Angesichts der drohenden Sanktionen reiste Elisabetta die hoch angesehene Herzogin Witwe von Urbino im Marz 1516 mit grossem Gefolge nach Rom wohnte in dem Palast den Papst Julius dem Herzog von Urbino geschenkt hatte und intervenierte beim Papst nicht die Undankbarkeit zu begehen und seine fruheren Wohltater zu enteignen Da dies vergeblich war ersuchte Elisabetta ihren Bruder Francesco II Gonzaga Markgraf von Mantua seinen erfahrensten Diplomaten Baldassare Castiglione nach Rom zu entsenden um Papst Leo X umzustimmen Diese Bemuhungen blieben jedoch ebenso erfolglos wie die Versuche von Elisabettas Neffen Federico II Gonzaga dem Erben der Markgrafschaft Mantua seinen damaligen Dienstherren Konig Franz I von Frankreich um Fursprache zu ersuchen 26 nbsp Lorenzo di Piero de Medici Herzog von UrbinoIm Juni 1516 wurde Herzog Francesco Maria I exkommuniziert fur abgesetzt erklart und aus dem Herzogtum vertrieben das von Papst Leo X mit papstlichen Truppen besetzt und im September an dessen Neffen Lorenzo di Piero de Medici ubertragen wurde Dieser reichte zwar in keiner Weise an seinen gleichnamigen Grossvater Lorenzo il Magnifico der Prachtige heran leistete jedoch durch seine Tochter Caterina de Medici 1519 1589 die durch ihre Ehe mit Konig Heinrich II 1547 1559 ab 1547 Konigin von Frankreich und nach 1559 durch viele Jahre Regentin war einen Beitrag zur europaischen Geschichte Zweites Exil Bearbeiten Fur Elisabetta Gonzaga bedeutete dies das geliebte Urbino neuerlich fluchtartig verlassen zu mussen um mit ihren Adoptivsohn Herzog Francesco Maria I della Rovere ihrer Nichte Eleonora Gonzaga della Rovere und deren kleinen Sohn Guidobaldo II della Rovere 1514 1574 zu ihrem Bruder nach Mantua ins Exil zu gehen Wahrend Isabella d Este Gonzaga sich bemuhte bei florentinischen und venezianischen Banken Geld fur den Unterhalt ihrer verarmten Verwandten zu beschaffen war Elisabetta gezwungen aus Geldnot sogar die prachtigen Silberarbeiten einschmelzen zu lassen die fur sie von Raffaello Sanzio besser bekannt als Raffael von Urbino 1483 1520 entworfen worden waren 26 34 Im September erreichte sie dort die Nachricht dass Lorenzo di Piero de Medici offiziell zum Herzog von Urbino ernannt worden war Mit diesem Erfolg war Papst Leo X noch nicht zufrieden Es galt einen geschickten Schachzug zu finden um die gesturzte Herzogsfamilie aus Mantua zu vertreiben und zugleich zu verhindern dass die Gonzaga sich vom Dienst der Kirche abwandten und in kaiserliche Dienste traten Leo X ernannte zu diesem Zweck Elisabettas Neffen den erst knapp zwanzigjahrigen Erben der Markgrafschaft Mantua Federico II Gonzaga zum Generalkapitan der Kirche verlangte jedoch von ihm Elisabetta und ihre Familie aus Mantua zu verweisen Trotz intensiver Bemuhungen Elisabettas und Castigliones wollte Federico II nicht auf dieses ehrenvolle Amt verzichten zwang daher Francesco Maria I Mantua zu verlassen und neuerlich in der Republik Venedig Schutz zu suchen 34 Elisabetta verlor trotz dieses neuerlichen Ruckschlags keineswegs den Mut sondern unterstutzte die Plane ihres Adoptivsohnes Francesco Maria I sein Herzogtum Urbino mit Gewalt zuruckzuerobern Dieser marschierte im Februar 1517 mit einer kleinen Truppe in die Toskana ein schrieb aber zugleich einen Brief an das Kardinalskollegium in dem er seine Rechte auf das Herzogtum und die Rechtswidrigkeit der Enteignung darlegte 35 Er wurde zwar als Rebell gegen die Heilige Kirche verurteilt konnte sich jedoch in mehreren Gefechten mit papstlichen Truppen bewahren wodurch es zu Verhandlungen und zu einem Vergleich kam Als Entschadigung sollte er 100 000 Scudi die Artillerie und die kostbare Bibliothek des Federico da Montefeltro nicht aber das Herzogtum Urbino zuruckerhalten Fur Elisabetta bedeutete dies weitere Jahre im Exil in Mantua unter schwierigen finanziellen Verhaltnissen zu leben Ein gewisser Trost bestand fur sie darin dass sie dadurch in engstem Kontakt mit ihrem Bruder und ihrer Schwagerin Isabella d Este leben konnte Hoffnung auf die Ruckkehr nach Urbino Bearbeiten nbsp Portrat des Markgrafen Federico II Gonzaga von Tizian um 1525Das Jahr 1519 brachte durch eine Reihe von Todesfallen wichtige Veranderungen fur Elisabetta Ihr geliebter Bruder Markgraf Francesco II Gonzaga verstarb am 29 Marz 1519 Er wurde nicht nur von seinen Kindern von Elisabetta und von seiner Witwe Isabella d Este sondern auch von Lucrezia Borgia betrauert der man fruher mehr als freundschaftliche Gefuhle fur Elisabettas Bruder nachgesagt hatte Die Markgrafschaft Mantua ging dadurch auf Elisabettas Neffen Federico II Gonzaga 1500 1540 uber Drei Monate spater lag jedoch auch Lucrezia Borgia nach ihrer achten Geburt im Sterben Sie hatte entgegen anfanglicher Skepsis ihre Aufgabe als Herzogin in vorbildlicher Weise erfullt ging jeden Tag zur Beichte und starb am 24 Juni 1519 in Belriguardo als Mitglied des dritten Ordens in der Kutte der Franziskaner Ein anderer Tod erweckte bei Elisabetta erheblich weniger Mitleid Am 4 Mai 1519 starb mit 26 Jahren in der Villa Medici von Careggi Lorenzo di Piero de Medici der Usurpator des Herzogtums Urbino Er starb nur wenige Tage nach seiner Ehefrau Madelaine de la Tour d Auvergne 1495 28 April 1519 und zwei Wochen nach der Geburt seiner Tochter Caterina de Medici 1519 1589 die als Konigin von Frankreich und Regentin in die Geschichte eingehen sollte 36 Der Tod des Usurpators starkte die Erwartung dass sich daraus eine Ruckkehr fur Elisabetta und ihre Familie nach Urbino ergeben konnte Daher wurde Castiglione umgehend als Gesandter zu Papst Leo X nach Rom entsandt Dies mit dem Auftrag die Ruckkehr nach Urbino uber eine dynastische Verbindung zwischen den Medici und den della Rovere zu erreichen Die soeben geborene Caterina de Medici sollte dazu mit dem funfjahrigen Grossneffen Elisabettas Guidobaldo II della Rovere vermahlt werden Papst Leo X blieb jedoch ungeruhrt Fur seine Nichte hatte er andere Plane und auch fur das Herzogtum Urbino Es wurde in den Kirchenstaat eingegliedert San Leo und Montefeltro wurden hingegen an seine Verwandten in Florenz abgetreten 34 Zweite Ruckkehr nach Urbino Bearbeiten Elisabetta konnte nach diesem Ruckschlag nicht ahnen dass wenig spater eine Wende zum Guten erfolgen sollte Anfang Dezember 1521 traf in Venedig die Nachricht vom Tod des Papstes Leo X ein Francesco Maria sammelte ein Heer und eroberte mit Unterstutzung seines Cousins Federico II nach kurzer Belagerung sein Herzogtum von der papstlichen Besatzung zuruck Kurz nach der Wahl des neuen Papstes Hadrian VI 1522 1523 kehrte auch Elisabetta nach 5 Jahren Abwesenheit wieder nach Urbino zuruck das im Fruhjahr 1522 offiziell wieder an ihren Adoptivsohn ubertragen wurde Der vorbildliche und aszetische Papst Hadrian VI verstarb schon nach einem Jahr am 14 September 1523 wie manche vermuteten an Gift Fur Elisabetta ergab sich dadurch eine neue Hoffnung Ihr Bruder Kardinal Sigismondo Gonzaga der schon bei der Wahl des Vorgangers als papabile aussichtsreicher Papstkandidat gegolten hatte konnte doch diesmal zum Papst gewahlt werden Sigismondo war jedoch inzwischen mude und krank und machte durch seinen Einfluss die Wahl eines anderen Kandidaten moglich Es war Kardinal Giulio de Medici der als Papst Clemens VII von 1523 bis 1534 regierte In Urbino wurde diese Nachricht mit grosser Enttauschung und Beunruhigung aufgenommen da statt Elisabettas Bruder ein Mitglied gerade derjenigen Familie gewahlt worden war die fur die zweite Vertreibung Elisabettas und ihrer Familie verantwortlich war Es stellte sich jedoch heraus dass keine Gefahr einer neuerlichen Vertreibung aus Urbino bestand Neuerlich Regentin und Tod Bearbeiten Durch die zahlreichen Abwesenheiten ihres Adoptivsohnes war Elisabetta sehr oft neuerlich Regentin des Herzogtums Urbino wo die Untertanen nach der Misswirtschaft von Lorenzo di Piero de Medici der von Florenz aus durch Statthalter regiert hatte fur die Weisheit und Gute der Regentin dankbar waren Im Sommer residierte sie im Palazzo Ducale in Urbino im Winter wegen des milderen Klimas aber in Pesaro 37 Als ihr Bruder Kardinal Sigismondo Gonzaga 1525 verstarb war Elisabetta so schwach dass ihr Neffe Federico II Gonzaga Emilia Pio bat ihr die Nachricht schonend beizubringen um nicht ihre Gesundheit zu gefahrden Elisabetta war damit die letzte Uberlebende der Familie ihrer Generation Ihre Schwagerin Isabella d Este sah diesen Tod hingegen als Chance ihren zwanzigjahrigen Sohn Ercole Gonzaga 1505 1563 zum Kardinal zu machen intervenierte daher personlich beim Papst in Rom und hatte 1527 tatsachlich Erfolg Elisabetta war inzwischen alt und schwach geworden brauchte lange Ruhepausen in denen sie sich in Gesellschaft der ihr von den alten Freunden einzig verbliebenen Emilia Pia uber die vergangenen Zeiten unterhielt Der treue Baldassare Castiglione war schon 1524 vom Papst zum Nuntius bei Kaiser Karl V in Madrid ernannt worden Sie starb schliesslich am 31 Januar 1526 im Palazzo Ducale in Urbino aber fern von ihrer Familie da ihr Adoptivsohn mit seiner Familie in Norditalien war um dort Kriegsdienst zu leisen nbsp Charles de Bourbon Montpensier Stich von Thomas de LeuEs blieb ihr erspart den Sacco di Roma die Plunderung Roms durch kaiserliche Truppen zu erleben bei der sich zwei ihrer Neffen gegenuberstanden Federico II Gonzaga war Kommandant der papstlichen Liga wahrend ein anderer Neffe Charles III de Bourbon Montpensier der Connetable von Bourbon die kaiserlichen Truppen kommandierte die nach dessen Tod ausser Kontrolle und ohne Sold Rom am 6 Mai 1527 uberfielen und tagelang plunderten Alle die sie gekannt hatten ahnten dass mit ihr eine Epoche zu Ende ging Sogar Papst Clemens VII aus dem Haus Medici das fur ihre zweite Vertreibung verantwortlich war bedauerte den Verlust Elisabettas da sie donna rara et de singular virtu alli tempi nostri eine der seltenen Frauen war die von einer in unserer Zeit einmaligen Tugend gewesen sei Aus Spanien schrieb Baldassare Castiglione der selbst nahe dem Ende seiner Tage war Essa molto piu che tutti gli altri valeva ed io ad essa molto piu che tutti gli altri era tenuto deutsch Sie war viel mehr wert als alle Anderen und ich habe sie viel mehr geschatzt als alle Anderen Kulturelle Bedeutung Bearbeiten Die Stadt Urbino Provinz Pesaro und Urbino war seit der Regierungszeit der Eltern von Elisabettas Ehemann Federico da Montefeltro Herzog von Urbino 1444 1482 und dessen Gemahlin Battista Sforza ein kulturelles Zentrum an dessen Hof Piero della Francesca Francesco di Giorgio Martini und Giovanni Santi Raffaels Vater wirkten eine der bedeutendsten Bibliotheken und von Luciano Laurana der weltberuhmte Palazzo Ducale erbaut wurde Der kulturelle Stellenwert ubertraf daher bei weitem die bescheidene Grosse des Herzogtums und der Stadt heute etwa 16 000 Einwohner Diese Tradition lebte unter Elisabetta Gonzaga und Guidobaldo I da Montefeltro dem Sohn Federicos und dessen Gemahlin fort die Urbino wieder zum elegantesten und raffiniertesten Hof in Italien und den Palazzo Ducale in Urbino zum bevorzugten Treffpunkt von Intellektuellen und Kulturschaffenden und zum Forum kultivierter des hofischen Gespraches machten nbsp Palazzo Ducale Urbino FassadeEin wohl idealisiertes Abbild dieses intellektuellen Salons von Elisabetta findet sich im bekanntesten Werk des Grafen Baldassare Castiglione 6 Dezember 1478 2 Februar 1529 Il Libro del Cortegiano Das Buch vom Hofmann Darin werden Gesprache beschrieben die 1507 im Zusammenhang mit dem Besuch von Papst Julius II in Urbino an vier Tagen im Palazzo Ducale von Urbino unter der Patronanz von Elisabetta Gonzaga stattfanden 38 Castiglione behandelt in Form von Dialogen die er einer Reihe bedeutender Personlichkeiten aristokratischer Herkunft mit politischem militarischen oder geistlichem Hintergrund in den Mund legt die Frage welche Eigenschaften ein idealer Hofmann haben sollte Er zeichnet zugleich ein idealisiertes Bild verfeinerter hofischer Lebensformen dass er an den Hof Elisabettas in Urbino verlegt der dadurch als Inbegriff verlorener Ideale als Ort heiterer Freude und hoher Philosophie aus einer fruheren glucklicheren halkyonischen Zeit erscheint nbsp Baldassare Castiglione Portrat von RaffaelBemerkenswert ist dass Castiglione diese Gesprache unter der Leitung von Frauen stattfanden liess Elisabetta Gonzaga war als Herzogin die von allen verehrte Patronin der Gesprache Sie uberliess jedoch deren Leitung ihrer geistreichen Schwagerin Emilia Pio da Montefeltro der Ehefrau Antonio da Montefeltro Conte di Cantiano 1508 eines ausserehelichen Halbbruders von Elisabettas Ehemann Ein Blick auf die von Castiglione erwahnten Teilnehmer an diesen Gesprachen zeigt Weite des intellektuellen und politischen Umfeldes in dem sich Elisabetta bewegte und zugleich die besondere Anziehungskraft die sie auf bedeutende Zeitgenossen ausubte Pietro Bembo 1470 1547 Philosoph Dichter leidenschaftlicher Verehrer der Lucrezia Borgia der er sein Werk Gli Asolani uber die Liebe widmete 39 lebte von 1506 bis 1512 am Hof von Urbino und sagte uber Elisabetta Ich habe viele hervorragende und edle Frauen gesehen und habe von einigen gehort die im Hinblick auf bestimmte Eigenschaften ebenso beruhmt waren doch in ihr allein unter den Frauen waren alle Tugenden vereinigt Ich habe niemals eine gesehen oder von einer gehort die ihr ebenburtig war und kenne sehr wenige die ihr auch nur nahe kamen 26 Er beendete seine Tage in frommer Entsagung als Kardinal der Katholischen Kirche Bernardo Dovizi da Bibbiena 1470 1520 ein italienischer Schriftsteller und Dichter u a der bedeutenden Komodie la Calandria war Sekretar des Papstes Leo X spater Kardinal der schliesslich wegen seiner Machtfulle als alter Papa dt etwa der andere Papst genannt wurde Alfonso Ariosto 1475 1525 dem das nach Elisabettas Tod der erste Band des Buches vom Hofmann gewidmet wurde war ein Cousin des beruhmteren Ludovico Ariosto 1474 1533 Uber ihn erhielt Castiglione die Anregung dieses Buch zu schreiben die jedoch ursprunglich auf Franz Herzog von Angouleme spater Konig Franz I von Frankreich zuruckgeht Gasparo Pallavicino Marchese di Cortemaggiore 1485 1511 Freund von Castiglione ihm legt Castiglione die Anregung in den Mund Fragen des vorbildlichen Verhaltens zu diskutieren Ludovico da Canossa ein Adeliger aus Verona Bischof von Tricarico spater Bischof von Bayeux Gesandter von Konig Franz I von Frankreich in Venedig 1476 1532 Cesare Gonzaga 1512 in Bologna Feldherr Diplomat und Dichter Vetter von Castiglione Ottaviano Fregoso 1470 in Genua 1524 in Ischia ein Neffe ihres Mannes Sohn von Gentile da Montefeltro einer ausserehelichen Schwester Guidobaldos der viele Jahre im Exil in Urbino verbrachte diese Stadt vergeblich gegen Cesare Borgia verteidigte 1513 nach Genua zuruckkehrte und dort als Doge die Herrschaft ubernahm aber schliesslich als Gefangener des Markgrafen Fernando Francesco d Avalos di Pescara dem Ehemann der beruhmten Dichterin Vittoria Colonna in Ischia verstarb Federico Fregoso c 1480 in Genua 1541 in Gubbio der Bruder von Ottaviano kampfte als Admiral gegen den beruhmten Korsaren Khair ad Din Barbarossa vor Tunis und vor der Insel Djerba war spater Erzbischof von Salerno sowie Kardinal und Elisabetta als Bischof von Gubbio 1508 1541 eng verbunden Bernardo Accolti genannt l Unico Aretino 1465 1536 ein bekannter Dichter und Hofmann seiner Zeit und nicht zuletzt Baldassare Castiglione Graf von Novilara selbst der uber seine Mutter Luigia Gonzaga mit Elisabetta Gonzaga verwandt war als Hofling Schriftsteller und Diplomat seit 1499 im Dienste der Gonzaga in Mantua stand ab 1504 mantuanischer Gesandter am Hof von Urbino war dort bis 1512 blieb um anschliessen Francesco Maria I della Rovere und Elisabetta als Gesandter in Rom zu dienen Er beendete seine Laufbahn 1527 bis 1529 als papstlicher Nuntius Botschafter bei Kaiser Karl V in Madrid wo er verstarb Bemerkenswert ist dass die beiden wichtigsten gesellschaftlichen Leitfaden der Renaissance Il Principe Der Furst von Niccolo Machiavelli die Anleitung zur skrupellosen Machtentfaltung des Fursten und Il Libro del Cortegiano Das Buch vom Hofmann von Baldassare Castiglione die Anleitung fur den vorbildlichen Hofmann fast zur gleichen Zeit um 1510 entstanden sind Elisabetta Gonzaga erlebte beide Theorien am eigenen Leib Einerseits als Opfer ihres Schwagers Cesare Borgia der Machiavelli als Modell des Gewaltherrschers diente und andererseits als Heldin ihres Vetters Castiglione dem sie als Vorbild einer verfeinerten hofischen Kultur diente Beide Werke waren Bestseller ihrer Zeit und fanden an den Hofen Europas rasche Aufnahme Bereits 1534 lag Der Hofmann in spanischer 1538 in franzosischer und 1552 in englischer Ubersetzung vor Eine deutsche Ubersetzung erschien 1565 Bis 1600 gab es nicht weniger als siebenundfunfzig Auflagen 40 Auch der grosse italienische Dichter Ludovico Ariosto 1474 1533 ehrte Elisabetta Gonzaga indem er in seinem Hauptwerk dem Versepos Orlando furioso Der rasende Roland im Schloss seines Helden Rinaldo ein Pantheon schoner und beruhmter Frauen beschreibt wo neben den Statuen ihrer Schwagerinnen Lukrezia Borgia und Isabella d Este auch die der Elisabetta Gonzaga steht 41 Ehe BearbeitenElisabetta Gonzaga heiratete in Mantua am 11 Februar 1489 Guidobaldo I da Montefeltro 1472 1508 2 Herzog von Urbino Graf von Montefeltro Graf von Massa Trabaria Herr von Casteldurante u Mercatello sul Metauro sowie Herr und papstlicher Vikar von San Leo Cantiano Pergola Sassocorvato Lunano Montelucco Fossombrone Macerata Feltria Maiolo Sartiano Torricella Libiano Rocchi Maiano Caioletto Monte Benedetto Pereto Scavolino San Donato Ungrigno Pagno Pennabilli Maciano Pietrarubbia Monte Santa Maria etc etc 42 Das Ehepaar hatte keine Kinder wodurch das Herzogtum Urbino und die dazugehorigen Territorien an deren Adoptivsohn Francesco Maria I della Rovere uberging Literatur BearbeitenMaria Luisa Mariotti Masi Elisabetta Gonzaga Duchessa di Urbino nello splendore e negli intrighi del Rinascimento Grupo Ugo Mursia Editore Milano 1983 ISBN 88 425 1977 4 Kate Simon Die Gonzaga Eine Herrscherfamilie der Renaissance Aus dem Amerikanischen ubersetzt von Evelyn Voss Kiepenheuer amp Witsch Koln 1991 Giuseppe Coniglio I Gonzaga Dall Oglio editore Mailand 1967 Pompeo Litta Biumi Bonacolsi e Gonzaga di Mantova Famiglie celebri italiani Mailand 1835 Digitalisat Volker Reinhardt Hrsg Die grossen Familien Italiens Kroners Taschenausgabe Band 485 Kroner Stuttgart 1992 ISBN 3 520 48501 X Casimir von Chledowski Der Hof von Ferrara Georg Muller Verlag Munchen 1919 David Englander Culture and Belief in Europe 1450 1600 An Anthology of Sources Blackwell Publishing 1990 ISBN 0 631 16991 1Weblinks BearbeitenElizabetta Gonzaga at the Brooklyn Museum Dinner Party database of notable women genealogy euweb czEinzelnachweise Bearbeiten Blasonnement d argent a la croix pattee de gueules cantonnee de quatre aigles de sable au vol abaisse sur le tout ecartele au premier et au quatrieme de gueules au lion a la queue fourchee d argent arme et lampasse d or couronne et collete du meme au deuxieme et au troisieme fasce d or et de sable See Brooklyn Museum David Englander S 77 Fussnote Detlev Schwennike Europaische Stammtafeln Neue Folge Verlag J A Stargardt Marburg 1980 Band I Tafel 84 Kate Simon Die Gonzaga Eine Herrscherfamilie der Renaissance Ubersetzung aus dem Amerikanischen Verlag Kiepenheuer amp Witsch 1991 ISBN 3 462 02110 9 S 71 Maria Luisa Mariotti Masi Elisabetta Gonzaga Duchessa di Urbino nello splendore e negli intrighi del Rinascimento Grupo Ugo Mursia Editore Milano 1983 ISBN 88 425 1977 4 Wilhelmo Braghinolli Luca Fancelli scultore architetto e idraulico del secolo XV Milano 1876 Wilhelmo Braghinolli Luca Fancelli in Archivio Storico Lombardo anno III S 611 628 Giuseppe Coniglio I Gonzaga dall Oglio editore 1967 genealogy euweb cz Beverly Loise Brown Die Bildkunst an den Hofen Italiens In Gesichter der Renaissance Meisterwerke italienischer Portraitkunst Hirmerverlag Deutschland ISBN 978 3 7774 3581 7 S 45 Kate Simon Op cit S 228 http www genealogy euweb cz gonzaga gonzaga2html G1 Kate Simon Op cit S 101 Ferdinand Gregorovius op cit S 60 Kate Simon Op cit S 171 F Gregorovius Lucrezia Borgia Ubersetzung aus dem Deutschen Successori le Monnier Firenze 1874 im Anhang Dokument Nr XX S 350 Kate Simon Op cit S 172 Giuseppe Coniglio I Gonzaga aus der Serie Grandi famiglie dall Oglio editore 1967 S 174 Ferdinand Gregorovius Lukrezia Borgia und ihre Zeit Wunderkammer Verlag Neu Isenburg 2009 ISBN 978 3 941245 04 4 S 220 Casimir von Chledowski Der Hof von Ferrara Georg Muller Verlag Munchen 1919 S 174 F Gregorovius Lucrezia Borgia Ubersetzung aus dem Deutschen Successori le Monnier Firenze 1874 S 223 Casimir von Chledowski Der Hof von Ferrara Georg Muller Verlag Munchen 1919 S 181 182 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 168 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 170 a b c d e Kate Simon Op cit S 173 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 172 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 175 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 179 80 Giuseppe Coniglio op Cit S 178 Maria Luisa Mariotti Masi op Cit S 188 Kate Simon Op cit S 175 See Cambridge Companion to Raphael page 29 a b c Maria Luisa Mariotti Masi op cit S 301 Maria Luisa Mariotti Masi op cit S 303 Maria Luisa Mariotti Masi op cit S 307 Maria Luisa Mariotti Masi op cit S 311 Baldassar Castiglione Il Libro del Cortegiano Collana Grandi classici della letteratura Italiana Fabbri editori 2001 Ferdinand Gregorovius op cit S 281 Kate Simon op cit S 229 Casimir von Chledowski op Cit S 217 sardimpex comNormdaten Person GND 119439352 lobid OGND AKS LCCN n84080318 VIAF 8784727 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gonzaga ElisabettaALTERNATIVNAMEN Gonzaga da Montefeltro ElisabettaKURZBESCHREIBUNG Herzogin von UrbinoGEBURTSDATUM 1471GEBURTSORT MantuaSTERBEDATUM 31 Januar 1526STERBEORT Urbino Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabetta Gonzaga amp oldid 236830194