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Der Palazzo Ducale ist ein im Wesentlichen im Auftrag von Graf Federico da Montefeltro zwischen 1463 und 1472 errichteter Herzogspalast der Renaissance in der italienischen Stadt Urbino in der Region Marken Er zahlt heute zum Weltkulturerbe der UNESCO Palazzo Ducale Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Besondere Raumlichkeiten 2 1 Das Studiolo 2 2 Zwillingskapellen Kapelle der Vergebung und Musentempel 3 Galleria Nazionale delle Marche 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksBaugeschichte Bearbeiten nbsp Der Arkadenhof um 1468 Der Bau des heutigen Palastes knupft an einen alteren Palast der Grafen von Urbino im Bereich des heutigen Nordflugels an dessen Mauern weiterverwendet wurden Dieser altere Palast stammte vermutlich aus dem spaten 14 Jahrhundert 1 Der Umbau unter Graf Federico da Montefeltro begann 1454 mit einem Flugel auf der Ostseite dem sogenannten Palazetto della Jole Der Flugel umfasste im Erdgeschoss funf Raume und im Obergeschoss ein herrschaftliches Appartement aus drei Raumen Die Arbeiten wurden bis etwa 1460 fortgefuhrt Die Wohnung des Grafen befand sich zu dieser Zeit weiterhin am Westende des alten Nordflugels Erst 1463 konnten weitere Trakte in Angriff genommen werden Bis 1465 entstanden die Raume auf der Sud und Westseite des grossen Innenhofes der damals noch nicht die beruhmte Arkadenstellung besass 2 1466 gelang es dem Grafen den Architekten Luciano Laurana als Baumeister zu gewinnen Dieser stammte ursprunglich aus Dalmatien und hatte vermutlich vorher in Mantua am Hof der Este gearbeitet 3 und die antikisierende Architektur Brunelleschis in Florenz kennengelernt Laurana entwarf die Saulenarkaden des rechteckigen Innenhofes und die Westfassade mit den beiden Rundturmen und der dazwischen liegenden Loggia Beim Weggang Lauranas 1472 war der Rohbau des Palastes weitgehend vollendet es fehlten aber noch viele Details des Innenausbaus Im Zuge des Umbaus ist auch das heute zu erlebende neue Appartement Graf Federicos entstanden Es lag zwar an der ahnlichen Stelle wie zuvor besass aber zusatzliche kleine Raume hinter der Turmfassade unter anderem das beruhmte Studiolo nbsp Turmfassade im Westen etwa 1468Nach dem Weggang Lauranas wurden vermutlich ab 1476 die Arbeiten von Francesco di Giorgio Martini geleitet der vor allem fur den Innenausbau der herzoglichen Wohngemacher verantwortlich war Die Portale und Fenstergewande wurden vom Mailander Ambrogio Barocci ausgefuhrt der ausserdem die Innenraume schmuckte In den hohen vollstandig stuckierten Raumen stechen die reich verzierten Tureingange Kamine und Friese von Barocci Domenico Rosselli und ihren Werkstatten hervor Nach dem Tod des Herzogs Federico 1482 blieb der Bau teilweise unvollendet Der zweite Stock wurde in der ersten Halfte des folgenden Jahrhunderts von Girolamo Genga hinzugefugt und ersetzte einen Zinnenkranz Der Palast blieb bis ins 20 Jahrhundert Regierungsgebaude beherbergte kommunale Archive und Behorden sowie die offentlichen Sammlungen antiker Inschriften und Skulpturen Die Galleria Nazionale delle Marche siehe unten 1985 abgeschlossene Restaurierungen haben auch die umfangreichen unterirdischen Raumlichkeiten der Offentlichkeit zuganglich gemacht Der Palazzo ist auch beruhmt als Schauplatz der fiktiven Gesprache uber das Hofleben die Baldassare Castiglione in seinem Werk Il Cortegiano 1507 in der Halle der Nachtwachen ansiedelte Besondere Raumlichkeiten BearbeitenDer Herzogspalast enthalt einige Raume die Federicos Hinwendung zu klassischen und humanistischen Studien widerspiegeln und in seinem Tagesablauf ublicherweise genutzt wurden etwa der Besuch des Lararium und die Lekture griechischer Literatur Diese gelehrten und ausdrucklich vorchristlichen Aspekte waren fur einen mittelalterlichen Palast untypisch gewesen 4 Das Studiolo Bearbeiten Ein Hauptbestandteil dieses Konzepts ist das Studiolo ein kleiner Studien oder Andachtsraum nur 3 60 m 3 35 m gross mit Blickrichtung weg von Urbino und hinaus uber die landlichen Guter 5 Es wurde noch unter Laurana um 1472 konzipiert und um 1476 in der Ausstattung vollendet 6 Seine schon ausgefuhrten Intarsien die den Betrachter mit Trompe l œil Borden Banken und halb offenen Gitterwerkturen umgeben hinter denen symbolische Gegenstande die Freien Kunste reprasentieren stellt das beruhmteste Beispiel Italiens in dieser Kunst dar Die Banke tragen Musikinstrumente und die Borde zeigen Darstellungen von Buchern und Noten wissenschaftlichen Instrumenten mit einem Astrolabium und einer Armillarsphare Studienmobeln mit Schreibtisch und Stundenglas Waffen und Rustung und verschiedenen anderen Gegenstanden z B Papageien im Kafig und ein Mazzocchio 7 Das Studiolo zeigt daruber hinaus Idealbildnisse verschiedener historischer und zeitgenossischer Personen Auf den Intarsientafeln engrammiert sind Statuen Federicos in Scholarenkleidung und von Glaube Liebe Hoffnung Daruber eine Reihe Portrats grosser Autoren heute zum Teil als Kopien gemalt von Joos van Wassenhove mit Uberarbeitungen durch Pedro Berruguete 8 nbsp Joos van Wassenhove Albertus Magnus um 1475 StudioloNordwandPlato Aristoteles Ptolemaus BoethiusHl Gregor Hieronymus Ambrosius von Mailand AugustinusWestwand OstwandPietro d Abano Petrarca Moses CiceroHippokrates Dante Salomo SenecaFenster Thomas von Aquin HomerFenster Duns Scotus VergilSudwandSixtus IV Albertus Magnus Bessarion Pius II Bartolus Solon Vittorino da Feltre EuklidDie obere Reihe im Diagramm aussen zeigt klassische und humanistische Autoren im Gegensatz zu den religiosen Autoren vereinfacht ausgedruckt der unteren Reihe innen 9 Zwillingskapellen Kapelle der Vergebung und Musentempel Bearbeiten Treppab befinden sich die Zwillingskapellen eine christliche und eine heidnische Der Eingangsraum hebt ihren Zusammenhang mit dieser Inschrift einem elegischen Couplet hervor Bina vides parvo discrimine iuncta sacella altera pars musis altera sacra deo est Zweifach siehst Du die heiligen Raume verbunden durch eine kleine Unterteilung ein Teil ist den Musen der andere Gott geweiht Der Musentempel womoglich das personliche Studiolo von Federicos Sohn Guidobaldo zeigte ursprunglich die Musen als besonnene Musiker vielleicht eine Arbeit von Giovanni Santi 10 Galleria Nazionale delle Marche Bearbeiten nbsp Portrait einer jungen Frau bekannt als La Muta Raffael 1507 1508 Galleria Nazionale delle MarcheDie Galleria Nazionale delle Marche Nationalgalerie die der Palast beherbergt ist eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Renaissance weltweit Zu den Bestanden gehoren unter anderem Majolika Tapisserien und eine Gemaldesammlung Diese beheimatet Werke von Raffael Joos van Wassenhove ein Abendmahl mit Portrats der Montefeltro Familie und Hofstaat Melozzo da Forli Piero della Francesca mit der beruhmten Geisselung Christi Paolo Uccello Timoteo della Vite Pedro Berruguete Tizian die Auferstehung Federico Barocci Orazio Gentileschi Guido Reni Battistello Caracciolo Mattia Preti Sassoferrato und weiterer Kunstler des 15 bis 17 Jahrhunderts 2015 wurde Peter Aufreiter Direktor der Galleria Nazionale delle Marche 11 Einzelnachweise Bearbeiten Massgeblich fur die Baugeschichte ist nun Hofler 2004 Damit sind einige altere Annahmen uberholt bzw mussen nun neu diskutiert werden Hofler 2004 S 102 122 Hofler 2004 S 149 177 Joscelyn Godwin The Pagan Dream of the Renaissance Grand Rapids Phanes Press 2002 S 90 91 Godwin S 91 und 94 Hofler 2004 S 162 163 Godwin S 92 Godwin S 92 94 Siehe Cheles S 17 Godwin S 91 Peter Aufreiter leitet Technisches Museum Abgerufen am 24 Juni 2019 Literatur BearbeitenHartmut Biermann Die Talfassade des Palazzo ducale in Urbino Versuch einer inhaltlichen Deutung In Sitzungsberichte der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin Neue Folge 31 1983 S 10 11 Luciano Cheles The Studiolo of Urbino An Iconographic Investigation Penn State Press 1986 Joscelyn Godwin The Pagan Dream of the Renaissance Phanes Press Grand Rapids 2002 Janez Hofler Der Palazzo Ducale in Urbino unter den Montefeltro 1376 1508 Neue Forschungen zur Bau und Ausstattungsgeschichte Regensburg 2004 Robert Kirkbride Architecture and memory The Renaissance studioli of Federico de Montefeltro New York 2008 Wolfgang Liebenwein Studiolo Die Entstehung eines Raumtyps und seine Entwicklung bis um 1600 Berlin 1977 S 83 96 Werner Lutz Luciano Laurana und der Herzogspalast in Urbino Weimar 1997 Maria Luisa Polichetti Hrsg Il Palazzo di Federico da Montefeltro Restauri e ricerche 2 Bde Urbino 1985 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palazzo Ducale Urbino Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Studiolo di Federico da Montefeltro Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Galleria Nazionale delle Marche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Galleria delle Marche Welterbeliste Unesco org43 723333333333 12 637777777778 Koordinaten 43 43 24 N 12 38 16 O Normdaten Geografikum GND 4124367 5 lobid OGND AKS LCCN n81119203 VIAF 147649675 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palazzo Ducale Urbino amp oldid 232543119