www.wikidata.de-de.nina.az
Majolika manchmal auch Maiolica nach der spanischen Bezeichnung fur obra de malica bezeichnet im engeren kunstwissenschaftlichen Sprachgebrauch vor allem die farbig bemalte zinnglasierte italienische Keramik des 15 und 16 Jahrhunderts im weiteren Sinne auch andere Arten farbig glasierter Tonware Majolika Teller aus Caffagiolo 1510 Motiv ein Majolika MalerDeutsches Apotheken Museum Heidelberg Majolika Renaissance Gefass fur pharmazeutische StoffeDeutsches Apotheken Museum Heidelberg Teilansicht einer Apothekeneinrichtung mit Renaissance Gefassen aus Majolika Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Technisches 3 Geschichte 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Fussnoten 7 WeblinksBegriff BearbeitenDer Name wird von der spanischen Bezeichnung fur Lusterkeramik obra de malica Malaga Ware abgeleitet von der aus die im maurischen Spanien hergestellte Fayence in der Fruhzeit vor allem Lusterware nach Italien ausgefuhrt wurde Falschlicherweise brachte man die Keramik mit Mallorca in Verbindung und glaubte sie sei dort hergestellt worden vgl Timothy Wilson S 11 Maiolica wurde zum allgemeinen Begriff fur zinnglasierte Keramik Der Name der Exportware wurde spater auf die selbstandig entwickelten italienischen Produkte ubertragen Kunstgeschichte keramische Industrie und Haushaltswarenhandel benutzen die Bezeichnung nicht in gleicher Weise Ausserdem hat er einen historischen Bedeutungswandel erfahren Die kunstwissenschaftliche Fachterminologie und ihr folgend auch der Kunsthandel beschranken die Bezeichnung moglichst auf die italienische und spanische allenfalls noch auf die ihr voraufgehende islamische zinnglasierte Irdenware die mit den vier Scharffeuerfarben Kupfergrun Antimongelb Kobaltblau und Manganviolett braun dekoriert sind Technisch bestand zunachst kein grosser Unterschied zu den entsprechenden seit dem 17 Jahrhundert in anderen europaischen Landern hergestellten Keramiken die ausschliesslich als Fayence bezeichnet werden Doch verwenden diese seit dem 18 Jahrhundert auch die Aufglasurmalerei fur die ein zweiter weniger heisser Brand notig ist In Keramiktechnologie und Umgangssprache wird Majolika fur verschiedene Arten von glasierten Tonwaren angewendet seit gegen Ende des 19 Jahrhunderts im Zuge des Historismus die weitgehend untergegangene Produktion von zinnglasierter Ware wieder aufgegriffen wurde und deren Hersteller sich Majolika Manufakturen nannten Keramiker verstehen unter Majolika teilweise auch eine Ware mit gefarbter Zinnglasur 1 Spezifikation gemass Klassifikation keramischer Massen Klasse Irdengut Unterklasse Sonstiges Irdengut Gruppe Tonware Untergruppe glasiertTechnisches BearbeitenMajolika und Fayence hat einen weissen gelbgrauen oder hell rot braunen porosen nicht gesinterten Scherben Das fertig geformte Gefass wird bei massiger Temperatur einem ersten Brand Schruhbrand ausgesetzt Dann wird es mit einer opak weissen Zinnglasurschicht bedeckt die in ungebranntem Zustand stark aufsaugend einen idealen Untergrund fur die oben genannten Scharffeuerfarben bietet Beim zweiten Brand verschmelzen Glasur und die jetzt leuchtend werdenden Farben zu einer glanzenden wasserdichten und dauerhaften Aussenhaut Geschichte BearbeitenWichtige Voraussetzung fur die Anfange der Majolika in Italien sind die Importe aus dem islamisch dominierten Spanien Dort wurde spatestens seit dem 13 Jahrhundert Lusterkeramik hergestellt die ihrerseits auf agyptischen und persischen Uberlieferungen beruhte Bis zur Vertreibung der Mauren aus Spanien um 1610 lieferten diese noch an christliche Auftraggeber oft nach deren motivischen Vorgaben als sich in Italien schon langst eine eigene Majolikakultur entwickelt hatte 2 Diese hatte um 1400 eingesetzt zunachst noch unter Verwendung grau weisser Engobe statt der weissen Zinnglasur Diese erste italienische Majolika die Mezzo Majolika Halb Majolika versuchte in der Glasur denselben schillernden Metallglanz wie die Arbeiten der arabischen Topferkunst zu erzielen nbsp Museo del Bargello Florenz Majolica Teller 17 Jh mit Darstellung Alexanders des Grossen aus der Werkstatt des Francesco Grue Castelli nbsp Fliesen aus Deruta mit dem Wappen der Stadt 16 Jh Die Ockerfarbe imitiert Lusterglanz nbsp Teller mit Bildnis der schonen und galanten Alda Majolikamalerei aus Casteldurante oder Venedig um 1520 1530 Museo Correr Venedig nbsp Aeskulap erweckt einen Toten Beispiel fur den Istoriati Stil in der Majolikamalerei Andrea da Negroponte Casteldurante um 1560 Venedig Museo Correr Um 1480 1490 waren Werkstatten in der Stadt Faenza die ersten die ihre Topferwaren mit Zinnglasur uberzogen Um 1500 werden Grotesken und Arabesken in die Ornamentik ubernommen Ab 1508 bluht Casteldurante auf und es wurden um 1520 die Anfange des Istoriati Stils entwickelt der dann in Urbino zur reichsten Auspragung kommt In kraftigen Farben breiten sich szenische Bilder von biblischen mythologischen und geschichtlichen Historien daher der Name oft nach Vorlagen bedeutender Kunstler uber die ganze Flache der Teller oder anderer Geschirrteile aus Gefordert von den dort residierenden Herzogen war um 1535 Urbino die fuhrende Stadt unter den majolikaproduzierenden Konkurrenten Charakteristisch fur die Majolika aus Siena um 1500 1530 sind strenge Groteskenmuster auf blauem Grund Deruta um 1500 1550 folgt in vielem dem Stil aus Faenza aber auch spanischen Vorbildern Luster geometrische Ornamente Von Venedig aus wurde die fruhe niederlandische Fayence angeregt In der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts geriet diese Luxusindustrie ins Abseits war immer mehr auf grosseren Absatz und schnelleres Produzieren angewiesen und wurde im Lauf des 17 Jahrhunderts im Herzogtum Urbino ganz aufgegeben In Pesaro bestand 1718 noch eine Topferfabrik die gewohnliche Gefasse fertigte Mancherorts wurden die eigenen Traditionen ganz aufgegeben und das modische blauweisse Geschirr in Delfter Art nachgeahmt Nur in den Abruzzen und in Neapel wurde um 1700 eine Erneuerung der Majolikenfabrikation versucht Diese haufig vorkommende neapolitanische Majolika erreichte nicht den Rang der fruheren Erzeugnisse Gegen Ende des 19 Jahrhunderts lebte die Majolikafabrikation an vielen Stellen in Europa wieder auf Der Erste der dies in ausgedehntem Masse versuchte war Ginori in seiner Fabrik zu Doccia bei Florenz Er nahm vor allen die urbinatischen Majoliken zum Muster der opalisierende Metallglanz der Majolika zu Gubbio wurde imitiert Es wurden Nachbildungen der farbigen und glasierten Reliefs von Luca della Robbia und seinen Nachfolgern Kunsthandlern und Touristen als Originale verkauft Eine neue Manier war dadurch entstanden dass Farben und Glasur der Majolika auf Statuetten und Gruppen sehr popularer Art und drastisch lebendiger Wirkung ubertragen wurden nbsp Majolikahaus Wien1901 wurde in Baden die Grossherzogliche Majolika Manufaktur gegrundet die noch als Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe besteht Der deutsche Kaiser Wilhelm II grundete 1904 bei seiner Sommerresidenz in Kadinen eine Majolika Werkstatt deren Produkte als Kadiner Kacheln beispielsweise in Berlin bei U Bahnhofen reprasentativen Gebauden Wertheim am Leipziger Platz Weinhaus Kempinski und dem Trausaal der Synagoge Fasanenstrasse Verwendung fanden 3 Bekannt ist auch das Majolikahaus ein bedeutender Jugendstilbau in Wien Im letzten Drittel des 19 und in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts gab es eine Reihe keramischer Betriebe die farbig glasierte Keramiken herstellten Fur sie hat sich ebenfalls der Begriff Majolika etabliert doch nur solche mit weissen Blei Zinnoxid Glasuren konnen korrekt als Majolika benannt werden 4 Literatur BearbeitenTjark Hausmann Majolika Spanische und italienische Keramik vom 14 bis zum 18 Jahrhundert Berlin 1972 Rainer G Richter Gotter Helden und Grotesken Das Goldene Zeitalter der Majolika Ausst Kat der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz Hirmer Verlag Munchen 2006 ISBN 3 7774 3195 8 Georg Ulrich Grossmann Hrsg Feuerfarben Majolika aus Sizilien 1550 2000 Ausst Kat Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 2000 ISBN 3 926982 70 5 Silvia Glaser Majolika Die italienischen Fayencen im Germanischen Nationalmuseum Nurnberg Bestandskatalog Nurnberg 2000 ISBN 3 926982 69 1 Silvia Glaser Hg Italienische Fayencen der Renaissance Ihre Spuren in internationalen Museumssammlungen Nurnberg 2004 Wissenschaftliche Beibande zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 22 ISBN 3 926982 97 7 Jirina Vydrova Josef Ehm Oskar Vogel Italienische Majolika in tschechoslowakischen Sammlungen Prag 1960 Nicola Moufang Die Grossherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe Karl Winter Heidelberg 1920 Jorn Barfod Des Kaisers Keramik 100 Jahre Konigliche Majolika Werkstatten Cadinen Husum Verlag Husum 2003 ISBN 3 89876 129 0 Petra Krutisch Im Sinne der Alten Italienische Majolika des Historismus Ausstellungskatalog Hatje Stuttgart 1995 Timothy Wilson Italina Maiolica and Europe University of Oxford 2007 Siehe auch BearbeitenFayence Islamische Keramik Klassifikation keramischer MassenFussnoten Bearbeiten Gustav Weiss Keramik Lexikon 3 Aufl Bern 1998 2003 S 197 Eine ausfuhrliche Zusammenfassung der Forschung zu dieser Vorgeschichte in Brigitte Klesse Majolika Kataloge des Kunstgewerbemuseums Koln Koln 1966 S 8 18 Cadiner Ziegelei Vgl Tjark Hausmann Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Majolika Sammlung von Bildern und Videos nbsp Wiktionary Majolika Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Majolika Manufaktur Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Majolika amp oldid 235858577