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Die Begriffe Lusterfarbe Luster Lustermalerei Lusterung von lat lustrare beleuchten erhellen bezeichnet den metallisch schimmernden Uberzug von Fayencen seltener von Porzellan oder Glas Auch die mit Blattmetall hinterlegte transparent farbige Fassung von Skulpturen und die ebenfalls transparente Farbe zur Steigerung der Leuchtkraft bestimmter Partien auf Tafelbildern werden so benannt gelusterte Majolikaschale aus Deruta Inhaltsverzeichnis 1 Keramik 1 1 Technik 1 2 Geschichte der Lusterfayence 2 Malerei 2 1 Technik 2 2 Luster in der Geschichte der Tafelmalerei der Fassung von Skulpturen und von Bilderrahmen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseKeramik BearbeitenTechnik Bearbeiten Die Lusterfarben auf fruhen islamischen und italienischen Majoliken des 9 bis 16 Jahrhunderts sind Emulsionen von Metallsulfaten oder oxiden gemischt mit Ocker die in saurer Losung auf die beim ersten Brand entstandene Glasur aufgebracht und im Glattbrand Aufglasurbrand bei massiger Temperatur aufgeschmolzen wurden Gelegentlich wurde auch Porzellan mit Lusterfarben dekoriert In der kunsthandwerklichen Keramiktechnologie der Gegenwart werden zur Erzeugung flachiger und verlaufender Lustrierungen Metallnitrat und Metallchloridlosungen vor dem zweiten Brand aufgebracht Auch mit anderen Techniken oder Glasurmaterialien erzeugte irisierende Oberflachen werden hier wie auch bei Kunstglasern haufig als Luster bezeichnet Geschichte der Lusterfayence Bearbeiten Lusterkeramik entstand im 9 und 10 Jahrhundert in Mesopotamien und Persien Gelusterte Wandfliesen zur Ausstattung von Gebetsnischen in Sakralraumen waren ornamental mit Schriftbandern geschmuckt Auch im Kalifat von Cordoba kannte man schon im 10 Jahrhundert die goldfarbene Lusterkeramik aus Bagdad Eine eigene Produktion im von den Mauren beherrschten Iberien ist erst im 13 Jahrhundert fur Malaga und Granada erwiesen Beruhmt sind die Alhambra Vasen die von Ranken zarter goldschimmernder Arabesken uberzogen sind Bis ins 16 Jahrhundert wurde z B in Valencia Goldlusterware hergestellt und uber Mallorca als nach der Insel sogenannte Majolika nach Italien ausgefuhrt Dort war sie hochgeschatzt und bald ahmte man sie nach Im Topferort Deruta entstanden um 1500 die ersten italienischen Stucke Deren goldgelbe Lusterfarben in Kombination mit anderen Scharffeuerfarben blieben auch fur die Folgezeit bestimmendes Merkmal der dortigen Fayencen Im bald in Konkurrenz zu Deruta tretenden Gubbio hatte der Metallglanz eine eher kupferrote Farbung Bei Fayence und Porzellan aus Nordeuropa kommen Lusterfarben nur selten vor Malerei BearbeitenTechnik Bearbeiten Um in der Malerei den reflektierenden Glanz zum Beispiel von Edelsteinen oder Brokatstoffen wiederzugeben hatten schon die Fassmaler des Mittelalters mit Blattsilber belegte Flachen mit transparent farbiger Lasur uberzogen Sie bevorzugten rote und grune Lusterfarben Textilartig strukturierte Oberflachen erzeugte man durch Eindrucken von Punzen oder Tremoliereisen in den Kreidegrund Statt Silber oder Blattgold wird in mittelalterlichen Malereitraktaten z B bei Theophilus um 1110 auch Stanniol Zinnfolie als Untergrund fur Lasurfarben empfohlen die wenigen erhaltenen Beispiele weisen jedoch eine geringere Brillanz auf als die Edelmetallunterlagen Wird Blattsilber nur mit warmtoniger Lasur uberzogen um einen goldenen Glanz zu erzielen spricht man in der Malereitechnologie von Goldlack obwohl technisch kein Unterschied zur vielfarbigen Lusterung besteht Luster in der Geschichte der Tafelmalerei der Fassung von Skulpturen und von Bilderrahmen Bearbeiten In der Ikonenmalerei des Ostens ist die Lusterung seit dem 12 Jahrhundert verbreitet Als altestes deutsches Beispiel gilt das Scheibenkreuz in St Maria zur Hohe in Soest entstanden um 1230 Um 1400 bis zum Ende des Mittelalters nahm die Anwendung der Technik zu In der Renaissance war sie zwar nicht ganzlich verpont wurde aber sehr gezielt eingesetzt So hinterlegte Albrecht Altdorfer in seiner Alexanderschlacht von 1529 die untergehende Sonne mit Blattgold Auf dem Portrat Heinrichs VIII das Hans Holbein der Jungere um 1540 malte brachte er eine rote Lasur auf Blattsilber an um das gemalte Seidengewand leuchten zu lassen Im Manierismus wurden Skulpturen und Ornamente gern kleinflachig mit Lusterfassungen dekoriert Ludwig Munstermann versah im spateren 17 und noch grosszugiger im 18 Jahrhundert die Gewander von Skulpturen mit diesem Effekt In Spanien war die grosszugige Lusterung der Gewander von Skulpturen bis ins 19 Jahrhundert weit verbreitet was auch auf die Bemalungstechnik in den lateinamerikanischen Landern ausstrahlte Seit dem Klassizismus verschwanden die Lusterfarben aus der Hochkunst Sie leben aber in Dekorationstechniken bis heute fort Bilderrahmen sogenannte Goldrahmen wurden insbesondere im 19 Jahrhundert mit Hilfe dieser Technik aus Kostengrunden vergoldet indem man den grundierten Rahmen erst versilberte und anschliessend Goldlack auftrug 1 Literatur BearbeitenBrigitte Klesse Majolika Kataloge des Kunstgewerbemuseums Koln Koln 1966 S 8 26 Gustav Weiss Keramik Lexikon Bern 1998 2003 S 193 zu heutigen Technologien Lexikon der Kunst Leipzig 1975 Bd 3 S 73f Artikel Luster Lusterfayence Rolf E Straub Tafel und Tuchleinmalerei und Manfred Koller Maltechniken im 16 Jahrhundert in Reclams Handbuch der kunstlerischen Techniken Bd 1 Stuttgart 1984 S 187 189 235f und 315 319 Einzelnachweise Bearbeiten Knut Nicolaus DuMont s Bildlexikon der Gemaldebestimmung DuMont Buchverlag Koln 1982 ISBN 3 7701 1243 1 S 132 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lusterfarbe amp oldid 200676843