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Christophorus Cellarius mit burgerlichem Namen Christoph Martin Keller 22 November 1638 in Schmalkalden 4 Juni 1707 in Halle an der Saale war ab 1694 Professor fur Rhetorik und Geschichte an der neu gegrundeten Friedrichs Universitat in Halle heute Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Christoph Cellarius aus Johann Christoph von Dreyhaupt Beschreibung des Saalkreises 1750 Er forderte durch seine Veroffentlichungen nicht nur die lateinische Sprachwissenschaft sondern auch die Geographie Altertumskunde und Geschichtswissenschaft Mit seiner dreibandigen Historia Universalis 1702 machte er die Einteilung der Geschichtswissenschaft in Alte Mittelalterliche und Neue Geschichte kanonisch Zuvor wurde Universalgeschichte nach der Abfolge von insgesamt vier aufeinander folgenden Weltreichen periodisiert Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Werke 2 1 Zur ersten Gruppe Geschichte Geographie und Altertumskunde 2 2 Zur zweiten Gruppe Latinistik 2 3 Zur dritten Gruppe Edition lateinischer Autoren 3 Die Bedeutung des Christophorus Cellarius fur die Geschichtswissenschaft 3 1 Der Ursprung des alten Ordnungsprinzips der Abfolge von Weltreichen Reichssukzession 3 2 Die Abfolge der vier Weltreiche des Altertums als Ordnungsprinzip des Mittelalters und der fruhen Neuzeit 3 3 Die Einfuhrung einer neuen bis heute gultigen Periodisierung der Geschichte in Alte Mittelalterliche und Neue Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 WeblinksBiographie BearbeitenChristophorus Cellarius besuchte das Lyceum seiner Geburtsstadt wo sein Vater Superintendent war und studierte ab 1656 in Jena sowie ab 1659 in Giessen klassische und orientalische Sprachen Geschichte Theologie Philosophie Jura und Mathematik Er schloss seine Studien 1666 in Giessen mit dem Grad eines Magisters der Philosophie ab 1667 wurde er von Herzog August als Professor fur hebraische Sprache und Ethik am Gymnasium von Weissenfels angestellt Ab 1673 war er dort Rektor Die Qualitat seines Unterrichts und seiner gelehrten Abhandlungen machten ihn bald so bekannt dass er noch im Jahr 1673 Rektor des Gymnasiums in Weimar wurde und 1676 die Leitung der Stiftsschule Zeitz ubernahm der er hohes Ansehen verschaffte 1688 beforderte man ihn zum Rektor der Domschule Merseburg Als der Kurfurst Friedrich III von Brandenburg 1694 die Universitat Halle grundete wurde Cellarius zum Professor fur Rhetorik und Geschichte berufen Er verfasste die Statuten der Philosophischen Fakultat und leitete ab 1696 die Bibliothek und das Lehrerseminar Seminarium Praeceptorum das August Hermann Francke gegrundet hatte Ab 1697 stand er an der Spitze des ersten deutschen Philologischen Seminars Collegium elegantioris litteraturae und war 1697 98 Prorektor der Universitat Da in jener Zeit der Andrang Studierender zu den philologischen Seminaren nicht sehr gross war blieb ihm Zeit genug sich durch eine umfangreiche schriftstellerische Tatigkeit Verdienste zu erwerben Im Dezember 1701 wurde er als auswartiges Mitglied in die damalige Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften aufgenommen 1 Werke BearbeitenCellarius hat der Nachwelt eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit als Frucht seiner Lehrtatigkeit am Gymnasium und an der Universitat hinterlassen Man kann es drei Schwerpunkten zuordnen Eine erste Gruppe ist auf den Sachunterricht zentriert und umfasst Schriften zu Geschichte Geographie und Altertumskunde Die zweite Gruppe gliedert sich in Werke zur lateinischen Sprache und diente dem elementaren lateinischen Sprachunterricht Dem gleichen Zweck diente die dritte Gruppe die aus Editionen zahlreicher lateinischer Autoren besteht Zur ersten Gruppe Geschichte Geographie und Altertumskunde Bearbeiten Cellarius Historia universalis Titelseite der beim Verlag Richter in Altenburg erschienenen 11 Auflage von 1753 Zu nennen ist hier an erster Stelle ein Kompendium zur allgemeinen Geschichte das auf einem grundlichen Quellenstudium beruhte und eine bis heute nachwirkende Bedeutung hat 1685 hatte er bereits eine Historia Antiqua zur Alten Geschichte veroffentlicht der er dann in der Zeit seiner Tatigkeit als Universitatsprofessor 1698 eine Historia Medii Aevi zum Mittelalter und 1702 eine Historia Nova zur Neuen Geschichte folgen liess Letztere umfasste das 16 und 17 Jahrhundert Alle drei Einzelwerke wurden erstmals 1702 zum Gesamtwerk einer dreibandigen Historia universalis breviter ac perspicue exposita in antiquam et medii aevi ac novam divisa cum notis perpetuis zusammengefasst und in Jena publiziert Das Werk wird meist Historia tripartita abgekurzt Es erlebte zahlreiche Neuauflagen Sie belegen dass das Werk den Beifall der Zeitgenossen und nachfolgenden Generationen fand 2 Die letzte hier in der Titelseite dokumentierte ist die 11 Auflage mit dem Untertitel Ad nostra usque tempora continuata et summariis aucta Sie erschien 1753 beim Verlag Richter in Altenburg mit einem unveranderten Neudruck 1765 Wirkungsmachtig wurde die Historia Universalis vor allem dadurch dass sich mit ihr in der Geschichte der Geschichtsschreibung die Periodisierung in Altertum Mittelalter und Neuzeit etablierte Seitdem ist diese Einteilung der Geschichte kanonisch geworden und wird heute als wesentliche methodische Voraussetzung fur eine wissenschaftliche Beschaftigung mit ihr angesehen 3 Zumindest als Verstandigungsmittel sind diese Begriffe in der heutigen Geschichtswissenschaft unentbehrlich auch wenn sich die Einteilung nur auf den europaisch mediterranen Raum im engeren Sinne bezieht 4 Sie gibt zudem eine evangelische Sicht der welthistorischen Bedeutung der Reformation wieder Cellarius Vorliebe fur die Geschichtswissenschaft und Altertumskunde offenbaren auch zwei Werke die postum veroffentlicht wurden Ein realkundliches Breviarium ab 1748 Compendium antiquitatum Romanarum Halle 1715 u o also einen Abriss der romischen Altertumer sowie die Dissertationes academicae varii argumenti hrsg von J G Walch Leipzig 1712 Ahnlich wirkmachtig wie die Historia universalis waren die zwei geographischen Werke des Cellarius Die Geographia antiqua iuxta et nova Zeitz Jena 1687 und die Notitia orbis antiqui sive geographia plenior ab ortu rerum publicarum ad Constantinorum tempora orbis terrarum faciem declarans 2 Bande Leipzig 1701 1706 Durch beide Werke wurde Cellarius zum Begrunder des universitaren Geographieunterrichts 2 Zur zweiten Gruppe Latinistik Bearbeiten Noch in der Zeit als er Gymnasialdirektor in Zeitz und Merseburg war hatte sich Cellarius einen Namen als Autor von zwei sprachlich stilistischen Arbeiten in der Tradition der Antibarbari Literatur gemacht Curae posteriores de barbarismis et idiotismis sermonis latini Zeitz 1680 und Curae posteriores de barbarismis et idiotismis sermonis Latini Jena 1687 In diesen beiden Schriften wandte sich Cellarius gegen die zahlreichen Barbarismen und Neologismen der Spatantike sowie des Mittel und zeitgenossischen Neulateins die ihm bei der Lekture der Texte aufgefallen waren Ihm lag die idiomatisch korrekte lateinische Ausdrucksweise am Herzen fur die er sich freilich nahezu ausschliesslich auf die Buchautoritat der ant Autoren berief 5 Dabei stufte er ihre Autoritat gemass der Periodisierung der lateinischen Literatur nach den antiken Metallweltaltern ab In der beruhmten Schrift De Latinitatis mediae et infimae aetatis liber sive Antibarbarus Zeitz 1677 schopfte Cellarius aus Vorgangerarbeiten und beschrankte sich darauf anhand alphabetisch geordneter Vokabelverzeichnisse vor dem fehlerhaften Gebrauch einzelner Worter oder Wortverbindungen zu warnen Dagegen stellte er in den Curae posteriores die auf einer eigenstandigen Prufung der antiken Literatur beruhen diesen verba damnanda Verzeichnisse zu Unrecht inkriminierter Worter und Wortverbindungen entgegen 6 Cellarius liber memorialis Ausgabe Berlin 1738 Dem elementaren lateinischen Sprachunterricht dienten drei weitere Werke Eine Orthographia Latina ex vetustis monumentis Halle 1702 und als Produkt seiner Merseburger Lehrtatigkeit das Buch Latinitatis probatae et exercitae liber memorialis Merseburg 1689 kurz liber memorialis genannt Dieses hat das Studium der lateinischen Sprache sehr gefordert Die Schrift wurde in zahlreiche Sprachen ubersetzt Als dritte Publikation ist ein sehr erfolgreiches kleines Vocabularium zu nennen das oft zusammen mit einer in Deutsch verfassten Grammatik und dem Titel Erleichterte lat Grammatica Merseburg 1689 u o gedruckt wurde Zur dritten Gruppe Edition lateinischer Autoren Bearbeiten Wahrend seiner Universitatslaufbahn edierte Cellarius zahlreiche lateinische Autorentexte Neben Auswahlausgaben von Ciceros Reden 1678 und Briefen 1698 die Plinius Briefe 1693 sowie die Historiker C Iulius Caesar 1705 und Velleius Paterculus Samtliche Ausgaben bringen zwar keinen textkritischen Fortschritt bieten aber in klarer Form das fur das Textverstandnis Notwendige Neuartig sind die geographischen Karten die mehreren Ausgaben z B der des Plinius hinzugefugt wurden 5 Auch wenn Cellarius im Urteil der jungsten Forschung nicht als originelle wissenschaftliche Personlichkeit eingeschatzt wird entfalteten seine kompendienartig angelegten Werke noch lange nach seinem Tod im Schul und Universitatsbetrieb eine nicht unbetrachtliche Wirkung 5 Bahnbrechend fur die Geschichtswissenschaft war und bleibt bis heute die neue Periodisierung der Geschichte in Alte Mittelalterliche und Neue Geschichte Die Bedeutung des Christophorus Cellarius fur die Geschichtswissenschaft BearbeitenVor der Historia tripartita des Cellarius galt mit mehr oder weniger wichtigen Varianten die Abfolge von Weltreichen als gangiges Ordnungsprinzip Nach diesem wurde mehr als zwei Jahrtausende Weltgeschichte gegliedert und verstanden Vier Reiche Lehre Nicht nur politische und geistesgeschichtliche Ereignisse wurden chronologisch an diesem Ordnungsprinzip fixiert Es konnte auch zum Mittel eschatologischer Propaganda werden 7 Der Ursprung des alten Ordnungsprinzips der Abfolge von Weltreichen Reichssukzession Bearbeiten In ihrer altesten Form ist die Abfolge der Weltreiche auf drei beschrankt Assyrer Meder Perser Sie liegt der Gliederung der altorientalischen Geschichte bei Herodot I 95 und I 130 1 um die Mitte des 5 Jahrhunderts v Chr noch fruher bei Hellanikos von Lesbos ca 480 400 in seinem Werk Persika zugrunde 8 Herodot Vater der europaischen Geschichtsschreibung lasst dieser von ihm dynastisch annalistisch dargestellten Epoche die Phase der Abwehrkampfe folgen welche die demokratisch verfasste Polis Athen gegen das Perserreich fuhrte Aus der Perspektive Athens bleibt die Abfolge der drei Reiche eine orientalische Angelegenheit Erst Alexander der Grosse weitete mit der Eroberung des Perserreiches um 330 v Chr das alte Denkmodell auf die gesamte zivilisierte Welt Oikumene aus Ihm folgten die Romer nach der Ubernahme der Weltherrschaft spatestens seit der Eroberung des Ptolemaerreiches Agypten durch Octavian ab 27 v Chr Augustus im Jahr 30 v Chr Da man Meder und Perser mit ihren zwei aufeinander folgenden Weltreichen schon bald zu einem einzigen vereinte galt bis zu Cellarius die kanonische Abfolge von vier Weltreichen Assyrer Perser Griechen und Romer Dieses Konzept spiegelt sich bereits sehr deutlich in Plutarch de fortitudine 4 p 317 F 9 der Ubergang der Weltherrschaft von Alexander auf Augustus zusatzlich noch in dem Selbstzeugnis des Kaisers Res gestae Kap 34 potitus rerum omnium fur zur Allgewalt gelangt wider Eingefuhrt wurde das alteste Konzept der drei Reiche in der sog Achsenzeit von Kyros II dem Grossen 559 529 v Chr der die Perser von der Oberhoheit des Mederkonigs Astyages ihres Lehnsherrn befreite und das persische Weltreich der Achameniden begrundete Das geschah wohl nach der Eroberung von Babylon 539 v Chr denn die Einpassung des Keilschrift Fragments 2504 der Nies Collection in die Kyros Zylinder Inschrift durch P R Berger 1975 Borger 1984 beweist Kyros wird in dem bisher schon bekannten Zylinder Text von dem Gotterkonig von Babylon Marduk nach der kampflosen Einnahme der Stadt fur die Weltherrschaft erwahlt 10 Im neuen dazugehorigen Textfragment beruft sich Kyros indem er babylonische Traditionen umgeht ausdrucklich auf den letzten bedeutenden neuassyrischen Weltherrscher Assurbanipal 669 bis ca 627 v Chr als seinen Vorganger Dieser gehorte der Dynastie der Sargoniden an Sie begrundete seit Sargon II 722 705 v Chr ihren Weltherrschaftsanspruch historisch damit dass sie sich bewusst an das Vorbild von Sargon I 2340 2284 v Chr von Akkad anlehnte Er galt als legendarer Ninus Assyriorum und Sohn des Gotterkonigs Bel Assur nach romischen Universalhistorikern 11 als erster Weltherrscher des Altertums In der Tat hatte er von Mesopotamien dem heutigen Irak aus das erste Grossreich der Weltgeschichte in Vorderasien begrundet das zeitweise von Sudwestiran bis nach Syrien an den Libanon und nach Kleinasien Kappadokien reichte Es gliederte sich administrativ in Provinzen mit abhangigen Statthaltern an der Spitze Dieser erste Zentralstaat Mesopotamiens wurde von seinem Enkel Naram Sin 2254 2218 v Chr erneuert Er nannte sich Gemahl der Gotterkonigin Ischtar Annunitum In dieser Rolle setzte er seinem Namen das Gottesdeterminativ voran liess sich auf seiner beruhmten Siegesstele mit der Hornerkrone dem Symbol der Gottlichkeit darstellen und war der erste Herrscher Mesopotamiens der sich als Gott von Akkad anbeten liess In der spateren Uberlieferung galt bereits Sargon I als Liebling der Gottin und die ganze Periode des von ihm geschaffenen und von seinem Enkel durch weitere Eroberungen noch vergrosserten Reiches als Amts oder Regierungszeit Ischtars 12 Seitdem ist in Vorderasien mit dem Konzept der Weltherrschaft wie im nordafrikanischen Pharaonenstaat Agyptens seit Beginn des Alten Reiches ca 2700 v Chr untrennbar ein Herrscherkult verbunden in dessen Mittelpunkt der Gottkonig als Sohn und menschliche Inkarnation des Schopfergottes steht der von den Untertanen gottliche Verehrung beansprucht Dieses Erbe der altorientalischen Schopfungsherrschaft nach welcher die irdische Herrschaft die kosmische Herrschaft des Schopfers und Gotterkonigs abbilden und sich von daher legitimieren soll traten dann Kyros der Grosse und seine Nachfolger an Sie ersetzten lediglich den Gotterpantheon der Assyrer durch ihren eigenen mit Ahura Mazda an der Spitze und der Gottin Anahita als Nachfolgerin der Ischtar 13 Nach diesen Uberlegungen ist nicht mehr verwunderlich dass der Autor des Danielbuches das zwischen 167 und 163 v Chr entstand eine seiner Weissagungen 10 1 die das Bild der vier Reiche benutzt in die Regierungszeit Kyros des Grossen verlegte 14 Die Abfolge der vier Weltreiche des Altertums als Ordnungsprinzip des Mittelalters und der fruhen Neuzeit Bearbeiten Der Reichssukzession durch Ubertragung des Sitzes der hegemonialen Macht von den Assyrern auf die Perser von diesen auf die Griechen durch Alexander den Grossen und von den Griechen schliesslich auf Rom entspricht auf der Ebene der Gotter die Ubertragung der Herrschaft uber den Gotterpantheon von Marduk auf Ahura Mazda dann auf Zeus und schliesslich auf Jupiter 15 Als das monotheistische Christentum unter Kaiser Theodosius I 391 92 n Chr zur alleinigen Staatsreligion mit Glaubenszwang geworden war trat Christus in der Gottersukzession an die Stelle von Jupiter Daher war anders als in den vorausgehenden heidnischen henotheistischen Religionen eine Weiterentwicklung der vier Reiche im christlichen Mittelalter und in der Neuzeit ausgeschlossen Noch Kaiser Justinian I 527 565 n Chr der oft als letzter romischer Imperator auf dem ostromischen Kaiserthron angesehen wird und der Konstantinopel zur Hauptstadt des ganzen Mittelmeerraumes als einer politischen rechtlichen und kulturellen Einheit erhob hatte sich zum Ziel gesetzt das Imperium Reich der christlichen Oikumene Welt entsprechen zu lassen So galt das Imperium Christianum von Kaiser Karl dem Grossen seit dessen Kronung in der Peterskirche von Rom durch Papst Leo III am 25 Dezember 800 n Chr als Fortsetzung des romischen Weltreiches Das wird seit Papst Innozenz III 1198 1216 als Translatio imperii Reichssukzession auf die Franken interpretiert Die Kaiserkronung Ottos des Grossen 962 n Chr bedeutete dementsprechend die Ubertragung des romischen Weltreiches auf die Deutschen Seit 962 entwickelte sich das vierte romische Weltreich schrittweise zum Heiligen Romischen Reich lat Sacrum Romanum Imperium Seit dem 15 Jahrhundert setzte sich allmahlich der Zusatz Deutscher Nation lat Nationis Germanicae durch Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation Der Begriff Imperium Romanum ist urkundlich zuerst 1034 unter Konrad II bezeugt Als Sacrum Imperium wird es ab 1157 in Urkunden Kaiser Friedrichs I charakterisiert um in Anlehnung an das romische Kaiserrecht Justinians die sakrale Wurde gegenuber der Heiligen Kirche sancta ecclesia zu betonen Seit dem 11 Jahrhundert wurde das Westreich als ausschliesslicher Nachfolger des Imperium Romanum gesehen Dieses war 800 durch Translatio imperii a Graecis ad Francos auf die Franken 962 durch eine weitere Translation auf die Deutschen gekommen Die Wendung Sacrum Romanum Imperium burgerte sich in Urkunden seit 1254 ein wahrend der Zusatz deutscher Nation erst im 15 Jahrhundert hinzugefugt wurde um den nationalen Anspruch der deutschen Kaiser auf das Erbe des romischen Reiches zu propagieren Die Translationstheorien bestimmten bis zum 17 Jahrhundert weitgehend die Auffassung vom Kaisertum Das Heilige Romische Reich deutscher Nation uberdauerte Cellarius und wurde erst 1806 aufgelost 16 Die Einfuhrung einer neuen bis heute gultigen Periodisierung der Geschichte in Alte Mittelalterliche und Neue Geschichte Bearbeiten So wurden mehr als zwei Jahrtausende Weltgeschichte im Bewusstsein einer inneren Einheit von Altertum Mittelalter und Neuzeit und der Fortdauer der Weltreichsidee nach dem Vorbild eines altorientalisch persischen Konzepts der Abfolge von Weltreichen mit entsprechender Sukzession im Gotterhimmel begriffen Dieses Ordnungsprinzip war an der Kontinuitat und Einheit der Geschichte orientiert Erst Cellarius gelang es mit seiner Neueinteilung der Geschichte in Altertum Mittelalter und Neuzeit das alte Ordnungsprinzip ausser Kraft zu setzen Darin liegt sein grosses Verdienst das es rechtfertigt ihn der Vergessenheit zu entreissen und ihm ein bleibendes Andenken zu bewahren Die Frage aus welchen Motiven er die sehr alte Periodisierung durch die neue ersetzte lasst sich nicht schlussig beantworten Sicher ist nur soviel dass Cellarius in der Einleitung seiner Historia Tripartita im Nachdruck von 1753 S 4 ff das alte Periodisierungschema nach Weltreichen in der Abfolge Assyrer Meder und Perser dem antiken Historiker Ktesias von Knidos zuschrieb 17 und die weitere Nachfolge im Weltreich Alexanders des Grossen und der Diadochen schliesslich von den Romern und dem christianisierten Weltreich des spatromischen Kaisers Konstantins des Grossen ubernommen sah a O S 7 11 Durch die Reformationsbewegung Luthers schien ihm dieses Periodisierungsschema uberholt a O S 11 so dass er es durch seine neue Einteilung in Alte Mittelalterliche und Neue Geschichte frei von den Implikationen der Weltreichsideologie einer autoritaren christlich katholisch gepragten Universalmonarchie ersetzen wollte vgl a O S 11 f Sein Ordnungsprinzip so unverzichtbar es heute fur die Geschichtswissenschaft auch ist betont freilich und das ist die Kehrseite der Medaille starker die Trennungszonen der Geschichte Doch fuhrt allein die Besinnung auf beide Konzepte der Periodisierung zu der richtigen Erkenntnis dass in der Geschichte der Aspekt der Diskontinuitat und des Kontrastes mindestens so wichtig ist wie jener der Kontinuitat Aus dieser Perspektive betrachtet konnen und mussen Alte Geschichte wie Mittelalterliche Geschichte als das nachste Fremde 18 zur Moderne weiterhin einen unverzichtbaren Beitrag zu einem vertieften Gegenwartsverstandnis leisten Ausserdem ist mit Alfred Heuss zu bedenken dass der Gegensatz von Altertum und Mittelalter nur sinnvoll ist so weit sich das Romische Reich und seine Grenzgebiete erstreckten also fur Europa fur Kleinasien Syrien Mesopotamien Persien und fur Agypten und Nordafrika Jenseits dieses Umkreises aber uberall da wo die Wirkung dieser grossen europaisch vorderasiatischen Wende nicht hinreichte kann sie keinen Schatten einer Berechtigung fur sich in Anspruch nehmen 19 Literatur BearbeitenJan Assmann Maʾat Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Agypten Beck Munchen 1990 ISBN 3 406 34667 7 Marcus Beck Cellarius Christophorus In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 210 212 Paul Richard Berger Der Kyros Zylinder mit dem Zusatzfragment BIN II Nr 32 und die akkadischen Personennamen im Danielbuch In Zeitschrift fur Assyriologie Bd 64 Nr 2 1975 besonders S 196 199 doi 10 1515 zava 1974 64 2 192 Rykle Borger Der Kyros Zylinder In Otto Kaiser Hrsg Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1 Rechts und Wirtschaftsurkunden Historisch chronologische Texte Teil 4 Historisch chronologische Texte 1 Historische Texte in akkadischer Sprache aus Babylonien und Assyrien Mohn Gutersloh 1984 ISBN 3 579 00063 2 S 407 410 20 22 Peter Calmeyer Fortuna Tyche Khvarnah In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 94 1979 ISSN 0070 4415 S 347 365 Jurgen Deininger Thesen zur Auswahlproblematik historischer Gegenstandsbereiche im Schulcurriculum Altertum In Walter Furnrohr Hrsg Geschichtsdidaktik und Curriculumentwicklung Band 1 Beitrage zur Neugestaltung von Unterricht und Studium Strumberger Munchen 1974 ISBN 3 921193 11 7 S 185 194 besonders S 187 und 193 A 9 Volker Fadinger Sulla als Imperator Felix und Epaphroditos Liebling der Aphrodite In Norbert Ehrhardt Linda Marie Gunther Hrsg Widerstand Anpassung Integration Die griechische Staatenwelt und Rom Festschrift fur Jurgen Deininger zum 65 Geburtstag Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07911 4 S 155 188 besonders S 166 169 Volker Fadinger Griechische Tyrannis und Alter Orient In Kurt Raaflaub Elisabeth Muller Luckner Hrsg Anfange des politischen Denkens bei den Griechen Die nahostlichen Kulturen und die Griechen Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Bd 24 Oldenbourg Munchen 1993 ISBN 3 486 55993 1 S 263 316 Jorg Fisch Imperialismus II Imperium bis zur Bildung von Imperialismus In Otto Brunner Werner Conze Reinhart Koselleck Hrsg Geschichtliche Grundbegriffe Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache in Deutschland Band 3 H Me Studienausgabe Klett Cotta Stuttgart 2004 ISBN 3 608 91500 1 S 171 ff David Flusser The Four Empires in the Fourth Sibyl and the Book of Daniel In Israel Oriental Studies Bd 2 1972 ISSN 0334 4401 S 148 172 Harald Fuchs Der geistige Widerstand gegen Rom in der antiken Welt 2 unveranderte Auflage de Gruyter Berlin 1964 S 62 ff Werner Goez Translatio Imperii Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichtsdenkens und der politischen Theorien im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit Mohr Tubingen 1958 Alfred Heuss Einleitung In Golo Mann Alfred Heuss Hrsg Propylaen Weltgeschichte Band 2 Hochkulturen des mittleren und ostlichen Asiens Propylaen Verlag Berlin u a 1962 S 18 f Uvo Holscher Das nachste Fremde Von Texten der griechischen Fruhzeit und ihrem Reflex in der Moderne Herausgegeben Joachim Latacz und Manfred Kraus Beck Munchen 1994 ISBN 3 406 38505 2 besonders S VII X Ernst Kramer Die vier Monarchien der Traum Nebukadnezars als Thema keramischer Werke In Keramos H 28 1965 ISSN 0453 7580 S 3 27 Christiane Kunst Imperium In Der Neue Pauly DNP Band 14 Metzler Stuttgart 2000 ISBN 3 476 01484 3 Sp 577 586 Joachim Leuschner Cellarius Christoph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 180 f Digitalisat Lotholz Cellarius Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 80 f Christian Meier Historie Antike und politische Bildung In Dieter Schmidt Sinns Red Historischer Unterricht im Lernfeld Politik Bundeszentrale fur Politische Bildung Schriftenreihe H 96 Bundeszentrale fur Politische Bildung Bonn 1973 S 40 76 Zur Antike als das nachste Fremde zur Gegenwart Dieter Metzler Reichsbildung und Geschichtsbild bei den Achameniden In Hans G Kippenberg Hrsg Seminar Die Entstehung der antiken Klassengesellschaft Antike Klassengesellschaft Suhrkamp Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 518 07730 9 S 279 312 besonders S 285 ff James B Pritchard Hrsg Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament 3rd Edition with Supplement Princeton University Press Princeton NJ 1969 S 15 Percy Ernst Schramm Kaiser Rom und Renovatio Studien und Texte zur Geschichte des romischen Erneuerungsgedankens vom Ende des karolingischen Reiches bis zum Investiturstreit 2 Auflage fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1929 Gentner Darmstadt 1957 Uwe Walter Periodisierung I Begriff In Der Neue 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Antibarbari Halenses In Wolfram Ax Hrsg Von Eleganz und Barbarei Lateinische Grammatik und Stilistik in Renaissance und Barock Wolfenbutteler Forschungen Bd 95 Harrassowitz Wiesbaden 2001 ISBN 3 447 04493 4 S 255 277 Fuchs Der geistige Widerstand gegen Rom in der antiken Welt 1964 und Flusser The Four Empires in the Fourth Sibyl and the Book of Daniel 1972 Felix Jacoby Hrsg Die Fragmente der griechischen Historiker FGrHist Teil 3 Geschichte von Stadten und Volkern Horographie und Ethnographie C Autoren uber einzelne Lander Nr 608a 856 Band 1 Aegypten Geten Nr 608a 708 Brill Leiden u a 1958 Nr 687 a Nr 1 und 6 dazu Calmeyer Fortuna Tyche Khvarnah In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 94 1979 S 347 365 Pritchard Hrsg Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament 1969 S 315 f Velleius Paterculus I 6 6 Justinus I 1 Fadinger Sulla als Imperator Felix und Epaphroditos Liebling der Aphrodite In Ehrhardt et al Hrsg Widerstand Anpassung Integration 2002 S 155 188 hier S 170 A 66 mit den Quellenbelegen und weiterer Literatur Plutarch Themistokles 27 2 5 in Verbindung mit Herodot 1 131 132 und 1 181 182 dazu u a Fadinger Griechische Tyrannis und Alter Orient In Raaflaub et al Hrsg Anfange des politischen Denkens bei den Griechen 1993 S 263 316 hier S 288 ff und 294 ff zum Typus der Schopfungsherrschaft im Alten Agypten Assmann Maʾat 1990 S 243 Zu dem altorientalisch antiken Konzept der Abfolge der Weltreiche im Kontext der Historia tripartita des Cellarius siehe Metzler Reichsbildung und Geschichtsbild bei den Achameniden In Kippenberg Hrsg Seminar Die Entstehung der antiken Klassengesellschaft 1977 S 279 312 hier S 279 ff besonders S 285 ff und Fadinger Sulla als Imperator Felix und Epaphroditos Liebling der Aphrodite In Ehrhardt et al Hrsg Widerstand Anpassung Integration 2002 S 155 188 hier S 166 ff zur Ikonographie der vier Monarchien Kramer Die vier Monarchien In Keramos H 28 1965 S 3 27 hier S 3 ff dazu Weber Schafer Einfuhrung in die antike politische Theorie Teil 1 1976 41 ff Vgl dazu im Einzelnen Kunst Imperium In Der Neue Pauly Bd 14 2000 Sp 577 586 und Fisch Imperialismus II In Brunner et al Hrsg Geschichtliche Grundbegriffe 2004 S 171 ff grundlegend immer noch Schramm Kaiser Rom und Renovatio 1957 und Goez Translatio Imperii 1958 Tatsachlich hat Ktesias von Herodot das Grundmuster einer Periodisierung der Geschichte Vorderasiens gemass einer Sukzession von Grossreichen ubernommen doch hat er dieses Prinzip wesentlich konsequenter durchgestaltet dazu im Einzelnen Robert Rollinger Ktesias Medischer Logos In Josef Wiesehofer Robert Rollinger Giovanni B Lanfranci Hrsg Ktesias Welt Ctesias World Classica et Orientalia Bd 1 Harrassowitz Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 447 06376 0 S 313 350 hier S 315 f mit A 19 Holscher Das nachste Fremde 1994 S VI vgl auch Meier Historie Antike und politische Bildung In Schmidt Sinns Red Historischer Unterricht im Lernfeld Politik 1973 S 40 76 hier S 46 und Deininger Thesen zur Auswahlproblematik historischer Gegenstandsbereiche im Schulcurriculum Altertum In Furnrohr Geschichtsdidaktik und Curriculumentwicklung Bd 1 1974 S 185 194 hier S 187 Heuss Einleitung In Propylaen Weltgeschichte Bd 2 1962 18 f hier S 19 Weblinks Bearbeiten Commons Christoph Cellarius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Christoph Cellarius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Christoph Cellarius in der Deutschen Digitalen Bibliothek Christoph Cellarius Historia Universalis Historia Nova In Corpus Automatum Manhemiense Electorum Neolatinitatis Auctorum Abgerufen am 22 November 2018 Latein es fehlen die Abschnitte Antike und Mittelalter Geschichtswissenschaft in Halle Cellarius Christoph Kurzbiographie In 44 Historikertag 2002 8 Juli 2002 archiviert vom Original am 8 Juli 2002 abgerufen am 22 November 2018 Richard Wolf Cellarius Christoph 1638 1707 9 Januar 2017 abgerufen am 22 November 2018 Dieser Artikel wurde am 5 September 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 116479914 lobid OGND AKS LCCN n85225144 VIAF 17233318 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cellarius ChristophALTERNATIVNAMEN Keller ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher Rhetoriker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 22 November 1638GEBURTSORT SchmalkaldenSTERBEDATUM 4 Juni 1707STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Cellarius amp oldid 226104686