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Der Bartkauz Strix nebulosa ist eine Vogelart aus der Gattung Strix innerhalb der Familie der Eigentlichen Eulen Strigidae Er kommt in zwei Unterarten in der borealen Zone der Holarktis vor Sein deutscher Name leitet sich von einer schwarzen Gefiederregion unter dem Schnabel ab die wie ein kleiner Bart aussieht In vielen anderen europaischen Sprachen wird der Bartkauz nach seinem europaischen Verbreitungsgebiet Lapplandeule genannt Sein englischer Name ist Great Grey Owl also Grosse Graueule Er ist die grosste Art der Gattung Strix und die einzige mit holarktischem Verbreitungsgebiet Auch innerhalb der Familie Strigidae gehort der Bartkauz zu den grossten nicht aber zu den schwersten Arten BartkauzBartkauz Strix nebulosa nebulosa SystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Eulen Strigiformes Familie Eigentliche Eulen Strigidae Gattung StrixArt BartkauzWissenschaftlicher NameStrix nebulosaForster 1772 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Aussehen 1 2 Biometrische Daten 1 3 Akustische Ausserungen 1 4 Mauser 2 Verbreitung 2 1 Wanderungen 3 Lebensraum 4 Nahrung und Beuteerwerb 4 1 Nahrung 4 2 Beuteerwerb 4 3 Gewolle 5 Verhalten 5 1 Aktivitat Ruhe und Komfortverhalten 5 2 Sozial Territorial und Feindverhalten 6 Fortpflanzung 6 1 Balz Paarbildung und Nistplatz 6 2 Gelege und Brut 6 3 Bruterfolg und Lebenserwartung 7 Systematik 8 Bestand und Bedrohung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenAussehen Bearbeiten Der Bartkauz ist eine auffallend gross und rundkopfige sowie langschwanzige Eule Im Gesamteindruck wirkt sie kontrastarm graubraun Federohren sind wie bei allen anderen Arten dieser Gattung nicht ausgebildet Die Art ist bei ausreichenden Beobachtungsbedingungen mit keiner anderen Eule zu verwechseln Die Oberseite ist auf weisslichem grauweissem manchmal leicht rahmfarbenem Grund braunlich langsgestreift und fein braunlich gebandert beziehungsweise gesprenkelt Das Kopf und Nackengefieder ist feiner und dichter gemustert und wirkt wie pulloverartig gestrickt Die Oberschwanzdecken sind nur gebandert die Langsstrichelung fehlt in diesem Bereich nbsp Kopfportrat eines Bartkauzes nbsp S n lapponicaDer Gesichtsschleier ist annahernd kreisrund grauweiss und mit bis zu neun konzentrischen dunkelgrauen Ringen deutlich zonal gegliedert Nach aussen ist er vom ubrigen Kopfgefieder durch einen dunkelbraunlich gesprenkelten Federrand abgegrenzt Zwei markante halbmondformige weisse Federsaume umfassen teilweise die relativ kleinen gelben Augen und weiten sich seitlich des gelben Schnabels Sie bilden eine auffallende Markierung in Form eines X die durch einen feinen schwarzen Medianstrich oberhalb des Schnabels und durch die schwarze bartahnliche Federregion unterhalb des Schnabels zusatzlich betont wird Die untere Begrenzung des Gesichtsschleiers bildet ein unterschiedlich breiter weisser Federsaum Die Brust und Bauchseite ist oft eine Spur heller als die Oberseite und ebenfalls schwarzbraun langsgestreift Besonders im Brustbereich ist die Querbanderung deutlich Die breiten gerundeten Schwingen und die Steuerfedern sind auf dunkelbraunem Grund hell gebandert Die Unterflugeldecken sind bis auf die dunklen Schaftstriche sehr hell manchmal fast weiss Die dichte fast pelzig wirkende graue Bein und Zehenbefiederung weist eine undeutliche braune Zeichnung auf Die nicht sehr kraftigen Krallen sind dunkel braungrau Die Geschlechter unterscheiden sich in der Farbung nicht Jungvogel sind meist an stehen gebliebenen Resten des Zwischengefieders im Kopf und Nackenbereich zu erkennen 1 Die beiden Unterarten unterscheiden sich recht deutlich bei den nearktischen Bartkauzen uberwiegt die Querbanderung bei den palaarktischen die Langsstrichelung 2 Jedoch kommen vor allem in Ostasien nicht selten Individuen des nearktischen Typs vor 3 Das Flugbild ist charakterisiert durch die sehr grossen brettartigen tiefgefingerten Flugel und den langen Schwanz Trotz seiner Grosse und Flugelspannweite vermag der Bartkauz in dichteren Baumbestanden gewandt zu manovrieren Er fliegt mit weichen langsamen wenig ausholenden Flugelschlagen und gleitet uber langere Strecken mit leicht nach oben gehaltenen im Flugelbug abgewinkelten Flugeln Im Gleitflug sind die Enden der Handschwingen deutlich aufwarts gebogen Biometrische Daten Bearbeiten Bartkauze werden bis zu 67 Zentimeter lang und bis zu 1900 Gramm schwer 2 erreichen also trotz vergleichbarer Grosse nur etwa die Halfte des Gewichtes eines Uhus Bubo bubo das bei grossen schweren Weibchen uber 4000 Gramm betragen kann 4 Der reverse Geschlechtsdimorphismus ist bei dieser Art vor allem in Bezug auf das Gewicht recht deutlich Mannchen sind im Durchschnitt um 300 Gramm leichter aber weniger als 3 Zentimeter kleiner als Weibchen 4 In Finnland betrug das Durchschnittsgewicht mannlicher Bartkauze bei einer Lange von 64 6 Zentimetern 884 Gramm Weibchen wogen jedoch 1186 Gramm bei einer Grosse von 67 Zentimetern Individuen der nearktischen Nominatform scheinen geringfugig grosser und schwerer zu sein als palaarktische Bartkauze doch sind die bisher zur Verfugung stehenden Daten nicht reprasentativ 5 Akustische Ausserungen Bearbeiten Das Rufrepertoire des Bartkauzes setzt sich aus wenigen Grundelementen zusammen die jedoch individuell vielfaltig variiert werden sodass eine Fulle verschiedener Lautausserungen besteht Der Reviergesang des Mannchens ist ein dumpfes hohl klingendes bis in hochstens etwa 400 500 Meter Entfernung wahrnehmbares B muu das meist zu 8 10 Silben gereiht wird Der Gesang beginnt leise nimmt an Lautstarke und Tempo zu und klingt gegen Ende der Strophe wieder ab Die Intervalle betragen etwa 0 6 Sekunden Die hochste Gesangsintensitat liegt in den Abendstunden und nachts 6 Ahnlich nur bedeutend schneller sind die Kontaktrufe des Mannchens auf die das Weibchen kehlig rau etwa chro chro chro antwortet Daneben sind weitere vom Grundmuster abgewandelte Rufe wie der monotone maschinengewehrartige Nestzeigelaut zu horen Als universeller Stimmfuhlungslaut dient ein weiches gedehntes Muhen das ebenfalls vielfaltigst abgewandelt und situationsbedingt adaptiert wird sodass es kaum transkribierbar ist 7 Wie viele Eulenarten knappen Bartkauze vor allem in Aggressions oder Abwehrreaktionen anhaltend und laut mit dem Schnabel Wahrend der Balz ist gelegentlich Flugelklatschen zu horen Reviergesang des Mannchens WAV 72 kB Rufe eines Weibchens WAV 56 kB Mauser Bearbeiten Zur Mauser dieser Art liegen nur wenige spezifische Angaben vor Kuken tragen die schutteren Eidunen etwa bis zum funften Tag danach wachsen die Halbdunen des Zwischengefieders Mesoptil und bis zum Erreichen der Flugfahigkeit entwickelt sich das Grossgefieder In der Zwischenmauser nach dem Selbstandigwerden die spatestens im 5 Lebensmonat abgeschlossen ist mausern die immaturen Bartkauze in das erste Adultkleid Dabei fallen die Halbdunen des Mesoptilgefieders weitgehend aus das erste Grossgefieder wird aber nicht gewechselt 8 In der ersten Jahresmauser die im spaten Fruhjahr des nachsten Jahres beginnt und im Herbst abgeschlossen ist werden wie in den darauffolgenden Jahresmauserungen Teile des Klein und Grossgefieders gewechselt Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Bartkauzes Dunkelgrun Brutgebiete hellgrun bekannte InvasionsgebieteDer Bartkauz ist ein Bewohner des borealen Nadelwaldgurtels der gesamten Holarktis Er ist ein Charaktervogel der mittelborealen Zone sowohl nordlich als sudlich davon nimmt die Siedlungsdichte stark ab 9 Die Nordgrenze seiner Verbreitung liegt im Ubergangsbereich des hochstammigen borealen Nadelwaldes zur Waldtundra In der Palaarktis liegt diese etwas nordlich des Polarkreises in der Nearktis wird dieser nur in Nordalaska uberschritten nach Osten hin verlauft diese Vegetationsgrenze sudostwarts etwa bis zur Sudkuste der Hudson Bay Die palaarktischen Vorkommen erstrecken sich von Mittelschweden und Finnland in einem unterschiedlich breiten Gurtel bis ins Einzugsgebiet des Anadyr und sudostwarts nach Sachalin Die Sudgrenze ist uneinheitlich da die Art auch in boreale Gebirgswalder der zentralasiatischen Gebirge vordringt In Europa liegt die sudliche Verbreitungsgrenze im nordlichen Baltikum Isolierte und wahrscheinlich nur temporare Vorkommen bestehen im polnisch belarussischen Grenzgebiet in Belarus sowie in der nordlichen Ukraine 9 10 In der Nearktis liegt der Verbreitungsschwerpunkt ebenfalls im mittelborealen Gurtel Die Brutgebiete reichen von Zentralalaska sudostwarts bis nach Zentralontario moglicherweise bis ins sudostliche Quebec Im Westen dringt die Art in den Rocky Mountains weit nach Suden vor und erreicht in den Cascade Mountains sowie in der Sierra Nevada Nordkalifornien sowie Nevada 11 Zur vertikalen Verbreitung der palaarktischen Populationen liegen keine Angaben vor In Nordamerika liegen die hochsten Nachweise in 2800 Metern Hohe 12 In Deutschland kommt der Bartkauz naturlicherweise nicht vor Das einzige auf ehemals deutschem Terrain sicher nachgewiesene Exemplar wurde am 10 Marz 1832 in Ostpreussen geschossen prapariert und nach Berlin in das Museum fur Naturkunde verbracht wo es sich heute noch befindet 13 Wanderungen Bearbeiten Die Wanderbereitschaft des Bartkauzes ist ausgepragt Die Faktoren die Wanderbewegungen dieser Art auslosen sind im Gegensatz zu ebenfalls weitgehend vagabundierend lebenden Eulen wie der Schneeeule oder der Sperbereule umstritten Neuere Untersuchungen halten den Mangel an Beutetieren nach einem erfolgreichen Reproduktionsjahr zumindest nicht fur den massgeblichsten Ausloser des nomadischen Verhaltens dieser Art 14 obwohl er eine Rolle spielen durfte 15 Jungvogel versuchen sich in raumlicher Nahe zum Geburtsort wieder anzusiedeln 51 nestjung in Schweden beringte Bartkauze wurden im Mittel nur 37 km vom Geburtsort entfernt erneut kontrolliert oder wiedergefunden 14 In Invasionsjahren kann eine grosse Anzahl von Bartkauzen in Regionen angetroffen werden in denen sie lange Zeit nicht gesehen wurden Manche verbleiben danach in diesen Gebieten und bruten auch dort Die zuruckgelegten Distanzen sind betrachtlich und konnen in Einzelfallen 900 km betragen 14 Neben diesen Distanzmigrationen wandern Bartkauze vertikal sowohl aus den Hohenlagen talwarts als auch bei zu hoher Schneebedeckung in den Talern in hoher gelegene Gebiete wo Windverwehungen oder Ausaperungen auf Sudhangen schneefreie Bereiche geschaffen haben Lebensraum Bearbeiten nbsp Strix nebulosa nebulosa in naturlichem Winterhabitat in der Nahe von OttawaIm Allgemeinen nisten Bartkauze in der Palaarktis in Altbestanden von Fichten und Kiefern gelegentlich auch in Birkengeholzen und anderen Baumgesellschaften Dichte Waldbestande werden nicht gemieden doch mussen offene Bereiche ohne dichten Unterwuchs wie Rodungsflachen Kahlschlage Windwurf oder Brandflachen zur Verfugung stehen An Moore oder Heidegebiete angrenzende Waldbereiche konnen dem Bartkauz ebenso gute Lebensbedingungen bieten wie lichte oft mit Sumpfporst oder Torfmoosen bewachsene Larchenbestande Ahnliche Waldstrukturen besiedelt die Art auch in den Verbreitungsgebieten in den USA Dort sind es vor allem an Bergwiesen angrenzende Bestande der Douglasie und der Kusten Kiefer die als Revier bevorzugt werden Insgesamt ist der Bartkauz in Bezug auf die Baumartenzusammensetzung seines Brutreviers recht flexibel Fur eine Brutansiedlung wesentlich sind das Vorhandensein von Nistmoglichkeiten und ein ausreichendes Nahrungsangebot 16 Die Winterreviere entsprechen zum Teil den Brutrevieren oft sucht diese Eule wahrend der Wintermonate offenere nur von einzelnen hohen Baumen bestandene Landschaften auf Bevorzugt werden Gegenden mit niedriger Schneebedeckung So erscheint der Bartkauz im Winter oft in vom Menschen gestalteten Landschaftsstrukturen wie in der Umgebung von Bauernhofen am Rande von Siedlungen oder auf Golfplatzen Zum Raumbedarf der Art liegen keine genauen Untersuchungen vor In guten Mausejahren konnen Paare in unmittelbarer Nahe zueinander bruten ohne dass Aggressionsverhalten beobachtet wird 10 Ein unverpaartes Mannchen beanspruchte ein Revier von 800 Metern im Durchmesser 17 Mikkola zahlte in dem von ihm untersuchten etwa 100 km grossen Gebiet bei Oulu im Gradationsjahr 1970 acht Nester eine mit neun Nestern fast gleiche Zahl in einem ebenfalls 100 km grossen Untersuchungsgebiet ermittelte eine schwedische Untersuchung fur das Jahr 1973 18 Jagende Bartkauze wurden wahrend der Brutzeit mehrere Kilometer vom Nest entfernt angetroffen 19 Nahrung und Beuteerwerb BearbeitenNahrung Bearbeiten Trotz seiner Grosse ernahrt sich der Bartkauz fast ausschliesslich von kleinen Saugetieren Vor allem sind dies Feldmause die bis zu 90 des Gesamtbeutegewichts ausmachen konnen In Europa ist dies vor allem die Erdmaus in Nordamerika die Wiesenwuhlmaus Daneben spielen andere Wuhlmausarten wie die Rotelmaus und die Sumpfmaus eine gewisse Rolle in Nordamerika auch Taschenratten und verschiedene Arten der Lemminge Im Winter werden haufiger Spitzmausarten erbeutet Insgesamt waren in einer umfangreichen Nahrungsstudie des Bartkauzes in der 5177 Beutetiere bestimmt werden konnten 98 4 der Beutetiere Kleinsauger 20 Die grossten regelmassig geschlagenen Tiere sind Bisamratten Wanderratten und Eichhornchen Bull amp Duncan verzeichnen in ihrer Liste der Beutetiere relativ schwere Arten wie Schneeschuhhasen und Tannenhuhner 21 Solche Angaben werden sowohl von Mikkola als auch von Mebs amp Scherzinger bezweifelt 22 Alle anderen Beutetiere spielen gewichtsmassig keine Rolle Regelmassig werden in den Bartkauzgewollen Reste von Vogeln vor allem Drosseln und Meisen gefunden Die grossten Beutetiere unter den Vogeln sind Eichelhaher und Haselhuhn Gelegentlich fanden sich Reste von Amphibien und Insekten in den Gewollen Beuteerwerb Bearbeiten nbsp Die Erdmaus ist fur europaische Bartkauze das mit Abstand wichtigste Beutetier nbsp Jagender Bartkauz unmittelbar nach Abflug vom AnsitzDie Jagdmethoden des Bartkauzes entsprechen im Wesentlichen jenen anderer Grosseulen Er ist vor allem Ansitzjager und in geringerem Masse Suchflugjager Bartkauze suchen visuell oder akustisch von einer erhohten meist nicht allzu hoch liegenden Warte die Umgebung ab wobei die optimale Jagdentfernung in einem Bereich von unter 50 Metern liegt Nach Beobachtungen von Mikkola sind mindestens zwei Drittel der Beutefluge nicht erfolgreich 23 Das Gehor scheint bei dieser Art ahnlich wie beim Raufusskauz und beim Habichtskauz auch fur Eulen aussergewohnlich hoch spezialisiert zu sein Die bei den meisten Eulen vorhandene Asymmetrie der Gehorgange beschrankt sich nicht auf die Weichteile sondern setzt sich im Schadel fort Die linke Ohroffnung sitzt tiefer und ist auffallend grosser als die rechte 24 Damit wird der Kauz wahrscheinlich befahigt visuell nicht wahrnehmbare Beutetiere rein akustisch sehr genau zu orten und erfolgreich zu schlagen Ist ein Tier entdeckt lasst sich der Kauz in einem Steilflug von der Warte fallen und sturzt sich im letzten Abschnitt fast senkrecht auf die Beute Die relativ langen Beine sind vorgestreckt die Zehen gespreizt Bartkauze konnen noch bei 30 Zentimeter hoher Schneedecke erfolgreich jagen und vermogen auch harsch verkrustete Schneeoberflachen zu durchbrechen 25 Bei hoher Schneebedeckung rutteln sie uber der georteten Beute und sturzen sich zuweilen kopfvoraus in den Schnee 26 Bartkauze toten ihre Beute durch Bisse in den Kopf oder Nacken kleinere Tiere werden an Ort und Stelle als Ganzes verschluckt grossere im Schnabel zu einem Fressplatz getragen und dort zerteilt Bei der seltener ausgeubten Suchflugjagd fliegt die Eule ihr Jagdgebiet in einem langsamen niedrigen von Gleitstrecken unterbrochenen Flug ab verharrt uber einem entdeckten Beutetier und lasst sich dann aus geringer Hohe auf dieses fallen Futterungsexperimente ergaben einen taglichen Nahrungsbedarf von etwa vier Erdmausen was einem Lebendgewicht von 162 Gramm entspricht Uberschussige Nahrung wird wahrend der Brutzeit im Nest aufbewahrt die Deponierung von Beutetieren bei einem grossen Nahrungsangebot wurde beobachtet durfte von dieser Art aber nicht in dem Masse praktiziert werden wie von anderen Eulen 27 Gewolle Bearbeiten Bartkauze geben innerhalb von 24 Stunden meist zwei Mal Gewolle ab einmal am Tageseinstand und einmal nachts am Verdauungs und Fressplatz Da Bartkauze ihre Ruheplatze lange beibehalten sind die Gewolle relativ leicht zu finden Sie sind fest kompakt und messen im Durchschnitt 77 31 26 Millimeter 28 Verhalten BearbeitenAktivitat Ruhe und Komfortverhalten Bearbeiten Auf Grund der sehr unterschiedlichen Tages und Nachtlangen im Verbreitungsgebiet dieser Art unterscheiden sich die Aktivitatsmuster verschiedener Populationen sehr stark Zusatzlich sind sie von der Nahrungsverfugbarkeit von den Witterungsverhaltnissen und vom Brutstatus abhangig Wahrend der Brut konnen Bartkauze zu jeder Tagesstunde aktiv angetroffen werden ein Umstand der dazu fuhrte dass die Tagesaktivitat dieser Eule generell etwas uberbewertet wurde 29 In den sudlichen Verbreitungsgebieten der Nearktis und Palaarktis zeigt der Bartkauz ein ausgepragt zweigipfeliges Aktivitatsverhalten mit Spitzen in der Abenddammerung und den ersten Nachtstunden sowie zu Beginn der Morgendammerung Die Gesangsintensitat ist in der Dammerung und der ersten Nachthalfte am grossten In den langen nordischen Sommertagen liegen die Aktivitatsspitzen in den Dammerungsstunden die kurzen dunklen Nacht und die hellen Tagesstunden verbringt der Bartkauz ruhend oder dosend beziehungsweise mit Komfortverhalten beschaftigt In den sehr kurzen nordischen Wintertagen verschmilzt die Gesamtaktivitat zu einer Einheit die sich uber den gesamten Tag von der Morgen bis zur Abenddammerung erstreckt Wahrend dieser Zeit sind Bartkauze nachts nicht aktiv Die Ruhestunden verbringt der Bartkauz auf Tageseinstanden die er oft uber langere Zeitspannen beibehalt Diese liegen haufig vollig ungedeckt auf kurzen angebrochenen Aststummeln nahe am Stamm Die Ruhestunden werden durch Gefiederpflege manchmal auch durch kleinraumige Ortswechsel unterbrochen Wahrend der Brutzeit ruht das Mannchen in Sichtweite zum Nest Bei extremer Kalte graben sich Bartkauze nach Art von Raufusshuhnern in Lockerschnee ein 30 Besonders zur Brutzeit baden Bartkauze oft und ausgiebig wobei sie das Gefieder zuweilen bis zur Flugunfahigkeit durchnassen Sozial Territorial und Feindverhalten Bearbeiten nbsp Junger Bartkauz der NominatformBartkauze leben ausserhalb der Brutsaison weitgehend als Einzelganger Insgesamt ist ihr soziales Verhalten jedoch von grosser intraspezifischer Toleranz gepragt sodass es ausserhalb der Brutzeit zu kleinen Gruppenbildungen und individuenreichen Ansammlungen auf relativ engem Raum kommen kann ohne dass diese zu aggressivem Verhalten fuhren Andererseits wurden aber auch innerhalb grosserer Bartkauzgesellschaften keine sozialen Interaktionen beobachtet Wahrend der Brutzeit konnen Brutpartner eine vertraute Nahe zeigen sich gegenseitig das Gefieder kraulen und im Korperkontakt ruhen Wahrend der Brutzeit verhalten sich Bartkauze insofern territorial als dass sie einen relativ engen Bereich um das Nest gegenuber Artgenossen und potentiellen Feinden verteidigen diese aber im weiteren Jagdgebiet dulden beziehungsweise ignorieren Das nur schwach ausgepragte Territorialverhalten dieser Art bringt es mit sich dass Brutpaare in Entfernungen von nur 100 Metern zueinander erfolgreich bruten konnen und Nahrungskonkurrenten wie Raufussbussarde oder potentielle Feinde wie Habichte in geringem Abstand zum eigenen Nistplatz geduldet werden Zu Beginn der Brutperiode verhalt sich die Art ausserst scheu und zuruckgezogen Bei Nestkontrollen bleibt das Weibchen meist ohne Abwehrreaktion auf dem Gelege sitzen 31 Nach dem Schlupfen der Kuken verteidigt vor allem das Weibchen diese mit grosser Aggression und Nachdrucklichkeit wobei der Eindringling gezielt mit den Flugeln und den Krallen attackiert wird und durchaus erheblich verletzt werden kann Am aggressivsten sind Bartkauzpaare im fruhen Astlingsstadium ihrer Jungen 32 Insgesamt bestehen zum Territorial und Aggressionsverhalten der Art unterschiedliche zum Teil widersprechende Angaben Dies durfte darauf zuruckzufuhren sein dass die Intensitat dieses Verhaltens sehr stark von den lokalen Gegebenheiten insbesondere von der Nahrungsverfugbarkeit abhangt 33 Ein aufmerksamer Bartkauz hat kaum naturliche Feinde sodass die Art gegenuber Menschen wenig Scheu zeigt In bedrohlich erscheinenden Situationen nehmen Bartkauze eine hoch aufgerichtete schlanke Schreckstellung ein Gelege und Brut sowie ruhende Bartkauze sind jedoch durch eine Reihe von Bodenfeinden wie Wolfe Fuchse und Marder gefahrdet Entsprechend aufgeregt und fast panikartig fliehen Bartkauze wenn sie solche Bodenfeinde wahrnehmen Auf den Bartkauz hassen viele Vogelarten Kleinere wie Finken oder Drosseln ignoriert er dabei bei lang andauerndem und intensivem Mobbing von Greif oder Rabenvogeln wechselt ein ruhender Bartkauz jedoch seinen Tageseinstand Fortpflanzung BearbeitenBalz Paarbildung und Nistplatz Bearbeiten Bartkauze werden gegen Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif es ist jedoch unbekannt wie hoch der Prozentsatz einjahriger Brutvogel ist Ausschlaggebend fur die Eiablage und den Brutbeginn ist ein ausreichendes Angebot an Kleinsaugern vor allem an Wuhlmausen Die Art fuhrt eine monogame Saisonpartnerschaft Polygynie wurde gelegentlich festgestellt Bartkauze bruten nur einmal im Jahr Nachgelege bei Gelegeverlust durften vorkommen beziehungsweise in guten Mausejahren zur Regel gehoren 34 Die ersten Balzrufe des Mannchens sind in manchen Regionen bereits im Spatherbst zu horen Die Hauptbalz beginnt jedoch erst Mitte Februar in Teilen des grossen Verbreitungsgebietes auch spater Hauptelemente der Hauptbalz sind die schnellen Ruffolgen wahrend des Nestzeigens auf die die gellenden Antwortrufe des Weibchens folgen Oft zeigt das Mannchen einige potentielle Neststandorte und fuhrt dort Muldebewegungen aus oder scharrt den Nestgrund auf was bei Reisignestern nicht selten zu deren Zerstorung fuhrt 35 Das Weibchen folgt dem Mannchen zuerst beobachtend und beteiligt sich bei zunehmender Vertrautheit an diesen Handlungen In dieser Balzphase sind die ersten Futterubergaben zu beobachten und kurze Zeit darauf erfolgen die ersten Kopulationen meist an gleichbleibenden Platzen in der Nahe des Nestes Meistens benutzen Bartkauze Nester von Greif oder Rabenvogeln Fischadler Habicht Raufussbussard und Kolkrabe sind die haufigsten Nestlieferanten Daneben brutet die Art auf abgebrochenen massiven Baumstumpfen im Gegensatz zum Habichtskauz auf solchen die eine relativ flache nur wenig ausgefaulte und vertiefte Oberflache aufweisen Deshalb sind kunstliche Nisthilfen fur den Bartkauz einfache mit Reisig ausgelegte Plattformen Bodenbruten kommen ebenso wie Bruten auf Felssimsen eher selten vor Er meidet die Nahe zum Menschen nicht generell einige Male wurden Bruten auf Gebauden beobachtet Wie die meisten Eulenarten tragt der Bartkauz kein Nistmaterial ein auch zerfallende desolate Nester werden nicht instand gesetzt was zuweilen zum Gelegeverlust fuhrt Gelege und Brut Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum WiesbadenDie ersten Gelege werden im gesamten Verbreitungsgebiet Anfang April gefunden meist beginnt das Weibchen erst Mitte April mit der Eiablage Ein Vollgelege besteht aus 4 5 3 6 anfangs rein weissen Eiern mit durchschnittlichen Massen von 53 2 42 4 Millimetern Sie wiegen mit 50 Gramm etwa so viel wie ein kleines Huhnerei Die Eier der nearktischen Nominatform sind durchschnittlich etwas grosser und schwerer Der Legeabstand betragt 1 3 Tage Da das Weibchen ab dem ersten Ei fest brutet schlupfen die Jungen in zum Teil mehrtagigen Abstanden Kannibalismus zwischen den Geschwistern wurde beobachtet scheint sich aber auf Notsituationen zu beschranken 36 Die Eier werden nur vom Weibchen bebrutet das in dieser Zeit und in der ersten Nestlingszeit vom Mannchen mit Nahrung versorgt wird Nach durchschnittlich 28 30 Tagen schlupfen die Kuken Sie wachsen sehr schnell und wiegen bei einem Geburtsgewicht von etwa 40 Gramm nach zwei Wochen bereits mehr als das Zehnfache 37 Die Jungen verlassen mit etwa vier Wochen das Nest bei Storungen schon einige Tage fruher Sie konnen zu diesem Zeitpunkt sicher gehen springen und flattern aber noch nicht fliegen Mit Hilfe der Krallen des Schnabels und unterstutzt durch Flugelflattern klettern sie an eine geschutzte Stelle Sie konnen mit etwa 40 Tagen kurze Strecken fliegen Beide Eltern versorgen die Astlinge noch fur mindestens weitere 12 Wochen mit Nahrung Erst mit 20 Wochen sind junge Bartkauze von ihren Eltern unabhangig und verlassen das Elternrevier Bruterfolg und Lebenserwartung Bearbeiten Der Bruterfolg schwankt mit dem Nahrungsangebot betrachtlich Eine schwedische Untersuchung ermittelte 2 7 flugge Kauze im Anfangsjahr einer Wuhlmausgradation und 3 9 im darauf folgenden Kulminationsjahr Insgesamt wurden bei 42 kontrollierten Bartkauzgelegen in einem finnischen Beobachtungsgebiet 174 Eier gezahlt aus denen schliesslich 101 Bartkauze flugge wurden 38 Insgesamt vergleichbare Zahlen geben Bull amp Duncan fur nearktische Populationen an 19 Ein Weibchen war mindestens 17 Jahre alt als es lebend 120 km vom Geburtsort entfernt wieder kontrolliert wurde der Ring eines 16 jahrigen Mannchens konnte in der weiteren Umgebung des Geburtsortes erneut abgelesen werden Ein Volierenvogel wurde 27 Jahre alt 39 Wie bei vielen Eulenarten ist die Sterberate im ersten Winter am hochsten und sinkt erst nach Vollendung des zweiten Lebensjahres deutlich ab Systematik Bearbeiten nbsp Strix nebulosa lapponica IllustrationDer Bartkauz ist der grosste Vertreter der Gattung Strix die in 23 Arten bis auf Madagaskar die Australis und Ozeanien weltweit verbreitet ist 40 Es wurden 3 Unterarten beschrieben von denen 2 allgemein anerkannt sind Strix nebulosa nebulosa J R Forster 1772 bewohnt die Nearktis Die Nominatform ist etwas grosser und dunkler und im Gesamteindruck grauer als S n lapponica Vor allem auf der Bauchseite tritt die Langsstrichelung gegenuber einer Sprenkelung und feinen Querbanderung zuruck Strix nebulosa lapponica C P Thunberg 1798 ist in der Palaarktis verbreitet Sie ist eher graubraun mit ausgepragter Langsstrichelung der Unterseite Die weissen Federregionen des Gesichtsschleiers sind markanter als bei S n nebulosa Die oft genannte Unterart Strix nebulosa elisabethae aus den zentralasiatischen Gebirgen findet keine allgemeine Anerkennung 41 Phylogenetische Untersuchungen der allopatrischen Population in der kalifornischen Gebirgskette Sierra Nevada ergaben dass es sich um eine hinreichend eigenstandige Population handelt um eine Unterart S n yosemitensis anzunehmen 42 Bestand und Bedrohung BearbeitenDie Bestandssituation und die Bestandsentwicklung sind bei einer Art die weitgehend vagabundierend lebt schwer feststellbar Die IUCN sieht den globalen Bestand dieser Art als ungefahrdet 43 BirdLife Europe 44 stuft ihn als stabil ein Allerdings fehlen fur weite Teile des Verbreitungsgebietes auswertbare uberregionale Daten Die Grunde fur die Bestandserholung beziehungsweise Bestandsstabilisierung die in Skandinavien nach einer deutlichen Abnahme in den spaten 1970er Jahren einsetzte liegen im Nachlassen der direkten Verfolgung durch Abschuss und Eiersammeln und im Anbringen von Nisthilfen Ausser den naturlichen bestandslimitierenden Faktoren wirken sich heute vor allem das moderne Waldmanagement der Strassenverkehr sowie unterschiedliche Hindernisse wie Weidezaune oder Stromleitungen bestandsreduzierend aus Auch grossflachige Kampagnen gegen Schadlinge wie sie vielfach noch immer durchgefuhrt werden fuhren regional zu Bestandseinbussen 19 Literatur BearbeitenUrs N Glutz von Blotzheim Hrsg Handbuch der Vogel Mitteleuropas Band 9 Columbiformes Piciformes 2 Auflage Aula Verlag Wiesbaden 1994 ISBN 3 89104 562 X Roy Brown John Ferguson Michael Lawrence und David Lees Federn Spuren amp Zeichen der Vogel Europas AULA Wiebelsheim 2003 ISBN 3 89104 666 9 Evelyn L Bull James R Duncan Great Gray Owl Strix nebulosa In The Birds of North America Online A Poole Ed Ithaca Cornell Lab of Ornithology Species Issue 041 Keine Seitenangaben James R Duncan Owls of the World Firefly Books Buffalo 2003 ISBN 1 55297 845 1 Theodor Mebs Wolfgang Scherzinger Die Eulen Europas Kosmos Stuttgart 2000 ISBN 3 440 07069 7 S 184ff Claus Konig Friedhelm Weick Owls of the World Christopher Helm London 2008 ISBN 978 0 7136 6548 2 S 382ff Heimo Mikkola Der Bartkauz Die Neue Brehm Bucherei Band 538 Westarp Wissenschaften Magdeburg 1995 ISBN 3 89432 227 6 Theodor Mebs Eulen und Kauze Kosmos Stuttgart 1979 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bartkauz Strix nebulosa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www owling com bietet viele zum Teil gute Fotos Die obigen Stimmbeispiele sind dieser Seite entnommen Strix nebulosa in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 18 Dezember 2008 Bartkauz Strix nebulosa auf eBird org abgerufen am 23 Juni 2023 Aufnahmen aus freier Natur auf www fokus natur de Federn des BartkauzesEinzelnachweise Bearbeiten HBV 1994 Bd 9 S 630 a b Konig amp Weick 2008 S 383 Mikkola 1995 S 7 a b Mikkola 1995 S 8 Bull amp Duncan 1993 Table 3 Mebs amp Scherzinger 2000 S 193 Mebs amp Scherzinger 2000 S 194 Mikkola 1995 S 11 a b HBV 1994 Bd 9 S 632 a b Mebs amp Scherzinger 2000 S 187 Bull amp Duncan 1993 Distribution Bull amp Duncan 1993 Breeding Range Mebs Eulen und Kauze a b c Mebs amp Scherzinger 2000 S 203 Bull amp Duncan 1993 Migration Mikkola 1995 S 30 HBV 1994 Bd 9 S 634 Mikkola 1995 S 31 a b c Bull amp Duncan 1993 Demography and Populations Mikkola 1995 S 45 Bull amp Duncan 1993 Food Habits Mebs amp Scherzinger 2000 S 195 Mikkola 1995 S 41 Mikkola 1995 S 15 Mebs amp Scherzinger 2000 S 197 Christopher J Clark James Duncan und Robert Dougherty Great Gray Owls hunting voles under snow hover to defeat an acoustic mirage In Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences Band 289 Nr 1987 2022 doi 10 1098 rspb 2022 1164 frei zuganglicher Volltext Bull amp Duncan 1993 Food Selection and Storage Mikkola 1995 S 42 Mebs amp Scherzinger 2000 S 190 Mebs amp Scherzinger 2000 S 188 Mebs amp Scherzinger 2000 S 192 Mikkola 1995 S 103 Mikkola 1995 S 66 Mikkola 1995 S 73 Mebs amp Scherzinger 2000 S 198 Mikkola 1995 S 100 Konig amp Weick 2008 S 384 Mikkola 1995 S 80 Mebs amp Scherzinger 2000 S 202f Konig amp Weick 2008 S 354 Mebs amp Scherzinger 2000 S 185 Eric P Jepsen Rick Gerhardt et al Range wide genetic differentiation among North American great gray owls Strix nebulosa reveals a distinct lineage restricted to the Sierra Nevada California In Molecular Phylogenetics and Evolution Volume 56 Issue 1 July 2010 Pages 212 221 doi 10 1016 j ympev 2010 02 027 Factsheet auf BirdLife International Datenblatt Birdlife europe nbsp Dieser Artikel wurde am 9 September 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4144072 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bartkauz amp oldid 234902029