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Die Antibolschewistische Liga spater Liga zum Schutze der deutschen Kultur war eine kurzlebige deutsche rechtsradikale Organisation die anfanglich gegen die Novemberrevolution und vor allem gegen den Spartakusbund auftrat Sie wurde Anfang Dezember 1918 von dem jungkonservativen Publizisten Eduard Stadtler gegrundet und von Grossindustriellen finanziert Propagandaplakat der Antibolschewistischen Liga 1919Nach Stadtlers 1935 veroffentlichten Erinnerungen organisierten und bezahlten deutsche Unternehmer aus einem Fonds die Militareinsatze von Freikorps gegen den Berliner Januaraufstand und die Auftragsmorde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vom 15 Januar 1919 Die Antibolschewistische Liga verbreitete in zum Teil sehr hohen Auflagen antibolschewistische bzw antikommunistische Literatur und Flugblatter organisierte Vortrage Ausstellungen und Schulungskurse Die ursprungliche Fuhrungsgruppe plante bereits im Dezember 1918 die Grundung einer national sozialistischen Partei und agitierte fur einen nationalistisch gewendeten deutschen Sozialismus Der Kreis um Stadtler und Heinrich von Gleichen wurde im Fruhjahr 1919 aus der Leitung der Liga verdrangt und setzte seine Tatigkeit organisatorisch im Juniklub bzw in diesem verbundenen Politischen Kolleg publizistisch vor allem in der Zeitschrift Das Gewissen fort Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Grundung Programm und erste Schritte 3 Einrichtung des Antibolschewistenfonds 4 Auftragsmorde 5 Ende der Finanzierung durch die Grossindustrie 6 Transformation zur Liga zum Schutze der deutschen Kultur 7 Geschichtswissenschaftliche Deutung 8 Literatur 9 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDer ehemalige Sekretar des katholischen Windthorstbunds und Mitglied der Zentrumspartei Eduard Stadtler war wahrend des Ersten Weltkriegs Soldat an der Ostfront gewesen und im Sommer 1916 in russische Kriegsgefangenschaft geraten Dort lernte er die russische Sprache und meldete sich im Mai 1918 in der deutschen Botschaft in Moskau auf wo er sich als Kenner der russischen Verhaltnisse zur Mitarbeit empfahl Hier schloss er sich der Gruppe um Karl von Bothmer und Wilhelm Henning an die eine Intervention in den russischen Burgerkrieg zugunsten der Weissen Armee befurwortete Er arbeitete drei Monate dem deutschen Presseattache zu und kehrte im August nach Deutschland zuruck Seitdem trat Stadtler im Auftrag des Kriegspresseamtes mehrfach als antikommunistischer Vortragsredner auf so am 1 November 1918 im grossen Saal der Berliner Philharmonie zum Thema Der Bolschewismus als Weltgefahr 1 Noch im Oktober hatte er eine Vereinigung fur nationale und soziale Solidaritat ins Leben gerufen Ursprunglich sah Stadtler hierfur die Bezeichnung Vereinigung fur nationalen Sozialismus vor wurde aber von den Mitgrundern darunter Karl Helfferich den Stadtler von Moskau her kannte Heinrich von Gleichen und die katholischen Gewerkschafter Adam Stegerwald und Franz Rohr uberstimmt 2 Aus dieser Grundung ging im Oktober 1918 der Solidarier Kreis auch Klub der Jungen Front der Jungen oder nach dem Tagungsort der Wohnung Gleichens in der Potsdamer Strasse 121 I I Klub genannt um die Zeitschrift Das Gewissen hervor zu deren wichtigsten Ideologen sich neben Stadtler und Gleichen Arthur Moeller van den Bruck und Max Hildebert Boehm entwickelten Ziel der Solidarier und ihres fuhrenden Mitglieds Heinrich von Gleichen war der Aufbau eines kleinen elitaren Kreises Darin unterschieden sie sich von Stadtler dem eine nationalistische Massenbewegung vorschwebte 3 Nach der Ausrufung der Republik am 9 November 1918 belieferte Stadtler mehrere Zeitungen mit taglich 2 3 Artikel n 4 und trat erneut als Redner auf unter anderem beim Berliner Burgerrat auf Einladung von Salomon Marx zu dem Stadtler auch in den folgenden Monaten enge Beziehungen unterhielt 5 Grundung Programm und erste Schritte BearbeitenDurch Vermittlung Helfferichs der sich selbst nicht sichtbar herausstellen wollte erhielt Stadtler am 28 November 1918 als Gabe der Deutschen Bank von deren Direktor Paul Mankiewitz 5 000 Mark in bar personlich ausgehandigt Weitere 3 000 Mark erhielt er von Friedrich Naumann aus einem politischen Fonds 6 Damit konnte er am 1 Dezember 1918 in der Lutzowstrasse 107 in Berlin ein Generalsekretariat zum Studium und zur Bekampfung des Bolschewismus eroffnen Die am gleichen Tag ins Leben gerufene Antibolschewistische Liga war ursprunglich als Dachorganisation noch zu grundender oder bereits bestehender befreundeter Organisationen vorgesehen Bis Ende Januar richtete die Liga in Hamburg Bremen Konigsberg Dusseldorf Essen Dresden Halle Leipzig und Breslau Zweigstellen ein 7 Rechtlich war sie ein gemeinnutziger Verein und unterstand als solcher der Aufsicht des Staatskommissars fur die Regelung der Kriegswohlfahrtspflege in Preussen 8 Mit seinen politischen Freunden Gleichen Rohr Casar von Schilling Oskar Muller Dorschlag Axel Schmidt Fritz Siebel Momm und anderen bildete Stadtler einen Aktionsausschuss und legte ein Rettungsprogramm vor Geplant war unter anderem eine Verlagsgrundung zur Ausgabe von antibolschewistischen Propagandabroschuren populare Flugschriften unter dem Titel Antispartakus zum Massenvertrieb durch Parteien und andere Organisationen ein Vortragszyklus die Ausbildung von Agitatoren und Rednern sowie die Errichtung eines antibolschewistischen Presse und Nachrichtendienstes Als Nationalist war Stadtler gluhender Gegner der Arbeiterbewegung und ihrer Ziele Dabei machte er keinen Unterschied zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus die er beide im Sinne einer Verschworungstheorie als Angriff auf alle Werte der deutschen Nation auffasste Deshalb versuchte Stadtler der 1918 aus der Zentrumspartei ausgetreten war sofort nach Kriegsende Fuhrungspersonen der deutschen Industrie sowie rechtsgerichtete Parteien und Medienvertreter zur Bekampfung des Bolschewismus zu gewinnen Fruh sah er es als nicht ausreichend an dass das Programm des Antibolschewismus anfangs nur negativ war und suchte daher nach einem alternativen Gesellschaftsentwurf Als Gegensatz zum Klassenkampf Sozialismus der Arbeiterparteien propagierte er die Diktatur eines nationalen oder christlich nationalen Sozialismus Diese Zielvorstellung sollte zum einen das Privateigentum an Produktionsmitteln vor Enteignungen schutzen wie sie die Ratebewegung in der Novemberrevolution forderte zum anderen die parlamentarische Demokratie zugunsten einer zielbewussten diktatorischen Regierung abschaffen um so den Parteien und Klassenkrieg im Rahmen einer autoritar familialen Gesellschaft zu uberwinden 9 Die Ubernahme des bis dahin verponten und eindeutig der Linken zugeordneten Sozialismusbegriffs wurde auch von dem Industriellen Hugo Stinnes zunachst gebilligt 10 Im Januar 1919 sprach Stadtler im Dusseldorfer Stahlhof auf dessen Einladung vor einer Versammlung von Industriellen aus dem Ruhrgebiet uber sein Konzept eines deutschen Sozialismus 11 In der Propaganda der Liga wurden Rate Revolutions und Sozialismusbegriff ihres politischen und sozialen Inhalts entleert antikommunistisch gewendet und als Mittel nationalistischer Mobilisierung breiter Schichten eingesetzt Damit einher ging bei den Solidariern die propagandistische Inszenierung einer nationalen Volks Gemeinschaft 12 Der Historiker Andreas Wirsching nimmt in Stadtlers Programmatik nationalbolschewistische Untertone wahr 13 Um dieses Vorhaben plausibel zu machen ubertrieb die Liga die Gefahr einer bolschewistischen Machtubernahme in Deutschland deutlich Ernst Troeltsch mokierte sich im Februar 1919 daruber dass Stadtler den Bolschewismus als Geistesmacht ersten Ranges hinstelle die neun Zehntel unseres Volkes beherrsche und der nur eine ganz neue Lehre ein ganz antiburgerlicher Aktivismus erfolgreich begegnen konne 14 Anfang Dezember veroffentlichte die Liga in Berlin zahlreiche Flugblatter und Plakate die zur Ermordung fuhrender Kopfe des Spartakusbundes aufriefen 15 Zwei Broschuren Stadtlers erschienen gleichzeitig mit Startauflagen von 50 000 bzw 100 000 Exemplaren Am 8 Dezember 1918 wurden die Raumlichkeiten der Liga von Angehorigen einer Arbeiterwehr durchsucht und versiegelt Der Berliner Vollzugsrat schritt allerdings dagegen ein und ordnete sogar die Ruckgabe des beschlagnahmten Propagandamaterials an 16 Einrichtung des Antibolschewistenfonds BearbeitenAm 10 Januar 1919 trafen sich etwa 50 Spitzenvertreter der deutschen Industrie Handels und Bankenwelt und richteten einen Antibolschewistenfonds der deutschen Unternehmerschaft ein Paul Mankiewitz von der Deutschen Bank organisierte das Treffen in den Raumen des Flugverbandshauses in Berlin Unter den eingeladenen Teilnehmern die ausdrucklich personlich erscheinen sollten waren Industrieverbandschef Hugo Stinnes Albert Vogler Carl Friedrich von Siemens Otto Henrich Siemens Schuckert Werke Ernst von Borsig Felix Deutsch von der AEG Arthur Salomonsohn von der Disconto Gesellschaft 17 Einziger Tagesordnungspunkt war der Vortrag Stadtlers Bolschewismus als Weltgefahr der die anwesenden Wirtschaftsleute von der Notwendigkeit zum Handeln gegen die Revolution uberzeugen sollte In der allgemeinen Betroffenheit uber den Vortrag soll Stinnes nach Stadtlers Erinnerungen geaussert haben er halte jede Diskussion fur uberflussig er teile Stadtlers Ausfuhrungen in jedem Punkte und schlage vor die deutsche Wirtschaft solle deshalb 500 Millionen Mark bereitstellen Im Nebenzimmer sei diese Summe bewilligt worden und uber die Verbande der Industrie des Handels und der Banken auf das deutsche Kapital umgelegt worden Der amerikanische Sozialhistoriker Gerald D Feldman nennt deutlich geringere Zahlen Demnach habe der Fonds habe von jedem anwesenden Wirtschaftsfuhrer funf Millionen Reichsmark erhalten 18 Stadtler berichtet in seinen Memoiren ein neu gebildetes Kuratorium habe die Gelder verwaltet Einem Vertrauensmann von Hugo Stinnes sei dieser Fonds zur Betreuung und Verteilung anvertraut worden Gelder aus diesem Fonds seien von da an grosszugig an alle antibolschewistischen Gruppen geflossen u a folgende Organisationen die Antibolschewistische Liga unter dem Tarnnamen Generalsekretariat zum Studium und zur Bekampfung des Bolschewismus die Vereinigung zur Bekampfung des Bolschewismus die Burgerratsbewegung vgl Reichsburgerrat Werbeburos fur die Freikorps Studentenarbeitsstellen Selbstschutzformationen vgl Einwohnerwehren die Kassen der aktiven Truppen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands 19 Durch einen Bankkredit wurden unmittelbar nach seiner Einrichtung 50 Millionen Reichsmark sofort zur Verfugung gestellt 20 Fur die Verwaltung und Verteilung der einlaufenden Summen war Alexander Ringleb verantwortlich der dafur seine bisherige Tatigkeit als Richter aufgab Die Existenz des Fonds gilt in der Forschung als gesichert die von Stadtler genannten 500 Millionen Mark ein zu diesem Zeitpunkt trotz bereits spurbarer Inflation ungeheurer Betrag werden allerdings als Ubertreibung oder Gesamtsumme aus der Inflationszeit 21 betrachtet Der amerikanische Sozialhistoriker Gerald D Feldman dagegen schatzt der Fonds habe von jedem anwesenden Wirtschaftsfuhrer funf Millionen Reichsmark erhalten 22 Auftragsmorde BearbeitenIn seinen Erinnerungen berichtet Stadtler wie er nach dem Ende der Januarkampfe am 12 Januar 1919 Waldemar Pabst besucht habe den Kommandeur der Garde Kavallerie Schutzen Division die als eine der grossten noch intakten Truppeneinheiten der Reichswehr unter dem Oberbefehl Hans von Seeckts zum Jahresbeginn nach Berlin beordert worden war um Aufstande gegen die provisorische Reichsregierung niederzuschlagen im Eden Hotel Er habe ihn von der Notwendigkeit uberzeugt auch die Spartakusfuhrer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie Karl Radek einen im Auftrag Lenins in Berlin anwesenden Sozialisten zu ermorden Das Parlament konne uns Frontsoldaten gestohlen bleiben auf Manner und Taten kame es an wenn auf unserer Seite vorerst keine Fuhrer zu sehen seien dann durfte wenigstens die Gegenseite auch keine haben 23 Wahrscheinlich durch einen von einer Organisation Stadtlers bezahlten Spitzel wurden Liebknecht und Luxemburg am Abend des 15 Januar in ihrem soeben erst bezogenen Versteck in Wilmersdorf von einer Wilmersdorfer Burgerwehr aufgespurt gefangen genommen und in das Hotel Eden gebracht In den spateren Prozessen gegen ihre Morder wurde mehrfach ausgesagt ein Helfersdienst der SPD habe eine Kopfpramie von 100 000 Mark fur die Ergreifung der Spartakusfuhrer ausgesetzt Nach schwerer Misshandlung wurden sie in der Nacht von Angehorigen der Garde Kavallerie Schutzendivision laut Stadtler Mannen Major Pabsts 24 ermordet Die Mitglieder der Truppe und der Burgerwehr erhielten pro Person eine hohe Belohnung die wie der Sachbuchautor Frederik Hetman vermutet ebenfalls aus dem Antibolschewistenfonds stammte 25 Ende der Finanzierung durch die Grossindustrie BearbeitenNach dem Ende der unmittelbaren Revolutionskrise beobachtete es eine Mehrheit der ursprunglichen Finanziers mit wachsendem Unwillen dass Stadtler weiterhin mit sozialdemagogischen Mitteln operierte und ausgiebig auf der national sozialistischen Tonleiter spielte 26 Wortfuhrer dieser Gruppe war der AEG Direktor Felix Deutsch der die innen und aussenpolitisch gleichermassen konfrontativ katastrophische Stinnes Linie ablehnte und zumindest kurz und mittelfristig auf eine Stabilisierung mit Hilfe der Weimarer Koalition setzte 27 Seit Einberufung der Weimarer Nationalversammlung am 6 Februar 1919 war klar dass Deutschland kein Ratesystem bekommen wurde wie die Industriellen befurchtet hatten Zudem vertrat Stadtler in seinen Vortragen immer deutlicher die Interessen des Mittelstands nicht der Grossindustrie So forderte er etwa eine verantwortliche Arbeitsgemeinschaft aller Produktionskrafte als Gegenmassnahme zum Parteisozialismus 28 Am 11 Marz 1919 berichtete Stadtler in einem Brief uber seine Unzufriedenheit mit seinen industriellen Geldgebern die auf Gegenseitigkeit beruhe Mein wenn auch konservativer und nationaler Sozialismus erscheint ihnen gefahrlich 29 Ende Marz 1919 wurde er aus der Liga Fuhrung gedrangt nachdem er in einem Programmdokument erneut einen deutschen Sozialismus beschworen hatte Die meisten anderen Solidarier schieden im Sommer 1919 ganz aus der Liga aus Der Tubinger Historiker Gerhard Schulz setzt fur diesen Zeitpunkt das Ende der Finanzierung durch die Industrie an und urteilt auch mit Blick auf die Kontroverse uber den Beitrag von Finanzhilfen aus der Industrie beim Aufstieg der NSDAP Die Zusammenarbeit von Industriellen und der neu sich formierenden nationalistischen Richtung war also doch nur von kurzer Dauer 30 Hans Joachim Schwierskott und Joachim Petzold nehmen dagegen eine Kontinuitat des Antibolschewistenfonds in Form fester monatlicher Entgelte fur die Protagonisten des Juni Klubs an 31 Die Historikerin Claudia Kemper glaubt dass Stadtler die Orientierung der Unternehmer an ihren wirtschaftlichen Interessen unterschatzt hatte Sie fuhlten sich dem im Weltkrieg verfolgten Konzept eines organisierten Kapitalismus an das Stadtler anknupfen wollte nach Friedensschluss nicht mehr verpflichtet Zudem sei bis Mitte 1919 als der Versailler Vertrag in den Vordergrund des offentlichen Interesses trat das Thema des Antibolschewismus in der monomanen Form in der Stadtler es vertrat erschopft gewesen 32 Transformation zur Liga zum Schutze der deutschen Kultur BearbeitenIm Februar 1919 veroffentlichten fuhrende Mitglieder der Liga wie Stadtler Troeltsch Gleichen und Joachim Tiburtius in der katholischen Tageszeitung Germania einen Aufruf zur Grundung einer Liga zum Schutze der deutschen Kultur 33 Unter diesem Namen trat die Antibolschewistische Liga fortan auf Die Fuhrung der Organisation hielt die Umbenennung fur notig nachdem Liga Grossveranstaltungen in Essen und Hamburg von Arbeitern gesprengt worden waren Dies schien anzuzeigen dass der ursprungliche Name verbrannt war 34 Auch Gleichen hatte zu der Umbenennung geraten um deutlich zu machen dass unser Antibolschewismus unter keinen Umstanden nur negativ sei oder gar eine Spitze gegen die Arbeiterschaft enthalte 35 Stadtler erklarte man wolle sich dadurch von der konkurrierenden Vereinigung zur Bekampfung des Bolschewismus abheben die Hetzplakate mit Kopfpramien auf Karl Radek und andere fuhrende Mitglieder des Spartakusbundes herausbrachte 36 Die national sozialistische Stossrichtung ihrer Veroffentlichungen und Veranstaltungen gab die Liga nach dem Ruckzug Stadtlers weitgehend auf Nun schlug sie einen gemassigteren Kurs ein und widmete sich fortan der Aufklarung uber die Gefahren des Kommunismus In dieser Phase wurde sie unter anderem uber den Reichsburgerrat finanziert Grossindustrie und Banken bleiben aber weiterhin einflussreich Bis zum Sommer 1919 hatte die Liga acht verschiedene Serien von Broschuren mit etwa 70 Einzeltiteln und eine grosse Zahl von Flugblattern herausgegeben 37 Die Broschuren trugen Titel wie Im bolschewistischen Tollhaus Der Imperialismus der Bolschewiki Die Despoten der Sowjetrepublik und Der asiatische Bolschewismus das Ende Deutschlands und Europas Die Agitation dieses Zuschnitts setzte die Liga in den folgenden Jahren fort Nach Unterlagen des Reichskommissars fur Uberwachung der offentlichen Ordnung hatte sie bis Ende 1922 in 80 deutschen Stadten Ausstellungen organisiert die von etwa 800 000 Menschen besucht worden waren daruber hinaus etwa 8 600 Vortrage und rund 400 mehrwochige Schulungskurse mit in der Regel 120 bis 150 Teilnehmern 38 Geschichtswissenschaftliche Deutung BearbeitenIn der Geschichtswissenschaft der DDR wurde der Antibolschewistenfonds mehrfach als Beleg fur die Agententheorie angefuhrt wonach das Monopolkapital hinter Stadtler gestanden und letztlich den Faschismus finanziert hatte 39 Auch der Munchner Historiker Werner Maser nimmt an dass auch der NSDAP mit Sicherheit Geld aus dem Antibolschewistenfonds der Wirtschaft zugeflossen sei 40 Nach Ansicht des Berliner Historikers Ernst Nolte schuf sich ohne dass dieser Ansatz im burgerlichen Lager sofort mehrheitsfahig oder gar daruber hinaus massenwirksam geworden ware die radikale Rechte bereits in den ersten Monaten nach dem Umsturz die Grundlagen fur ihren Gegenstoss 41 Der Historiker Andreas Wirsching vertritt die These dass die Antibolschewistische Liga und die anderen antibolschewistische Vereine und Einwohnerwehren an die Burgerkriegsrhetorik anknupften die der Spartakusbund und die KPD selbst in die Welt gesetzte hatten Das Ineinandergreifen und die Interaktion der Extreme hatten zu Beginn der Weimarer Republik an der Wurzel von Burgerkriegsspannung und Destabilisierung gelegen 42 Literatur BearbeitenManfred Weissbecker Antibolschewistische Liga 1918 1919 In derselbe Dieter Fricke Werner Fritsch Herbert Gottwald Siegfried Schmidt Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Band 1 Alldeutscher Verband Deutsche Liga fur Menschenrechte Pahl Rugenstein Koln 1983 ISBN 3 7609 0782 2 S 66 Einzelnachweise Bearbeiten Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 71385 5 S 123 f abgerufen uber De Gruyter Online Joachim Petzold Konservative Theoretiker des deutschen Faschismus Jungkonservative Ideologen in der Weimarer Republik als geistige Wegbereiter der faschistischen Diktatur 2 uberarbeitete und erganzte Auflage Deutscher Verlag der Wissenschaften Ost Berlin 1982 S 44 Reinhard Opitz Faschismus und Neofaschismus Band 1 Der deutsche Faschismus bis 1945 Pahl Rugenstein Koln 1988 S 93 Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 71385 5 S 128 abgerufen uber De Gruyter Online Petzold Konservative Theoretiker S 44 Siehe Hans Joachim Bieber Burgertum in der Revolution Burgerrate und Burgerstreiks in Deutschland 1918 1920 Christians Hamburg 1992 S 199 Eduard Stadtler Erinnerungen S 12f Herbert Blechschmidt Antibolschewistische Liga In Die burgerlichen Parteien in Deutschland Handbuch der Geschichte der burgerlichen Parteien und anderer burgerlicher Interessenorganisationen vom Vormarz bis zum Jahre 1945 Hrsg von einem Redaktionskollektiv unter der Leitung von Dieter Fricke Bibliographisches Institut Leipzig 1968 Band 1 S 31 Andreas Wirsching Vom Weltkrieg zum Burgerkrieg Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918 1933 39 Berlin und Paris im Vergleich Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56357 2 S 304 f abgerufen uber De Gruyter Online Eduard Stadtler Erinnerungen Bd 1 Als Antibolschewist 1918 1919 Neuer Zeitverlag Dusseldorf 1935 S 16 f Opitz Faschismus S 69 und 280 Petzold Konservative Theoretiker S 53 Joachim Petzold Konservative Theoretiker S 52 Andreas Wirsching Vom Weltkrieg zum Burgerkrieg Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918 1933 39 Berlin und Paris im Vergleich Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56357 2 S 308 abgerufen uber De Gruyter Online Zitiert nach Gerd Koenen Der Russland Komplex Die Deutschen und der Osten 1900 1945 C H Beck Munchen 2005 S 248 Wolfram Wette Gustav Noske Eine politische Biographie Droste Dusseldorf 1987 S 313 Petzold Konservative Theoretiker S 45 Jorg R Mettke Das Grosse Schmieren Der Spiegel 3 Dezember 1984 abgerufen am 13 August 2019 Gerald D Feldman Hugo Stinnes Biographie eines Industriellen 1870 1924 Beck Munchen 1998 S 553 Eduard Stadtler Erinnerungen S 46 49 Werner Maser Die Fruhgeschichte der NSDAP Athenaum Verlag Konigstein 1965 S 407 Joachim Petzold Die Demagogie des Hitlerfaschismus Die politische Funktion der Naziideologie auf dem Wege zur faschistischen Diktatur Akademie Verlag Ost Berlin 1982 S 81 Gerald D Feldman Hugo Stinnes Biographie eines Industriellen 1870 1924 C H Beck Munchen 1998 S 553 Stadtler Erinnerungen S 52 Eduard Stadtler Erinnerungen Als Antibolschewist 1918 1919 Neuer Zeitverlag Dusseldorf 1935 S 52 Frederik Hetmann Rosa L Fischer Frankfurt am Main 1979 S 266 f Petzold Konservative Theoretiker S 45 Petzold Konservative Theoretiker S 54 Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 71385 5 S 127 f abgerufen uber De Gruyter Online Gerd Koenen Der Russland Komplex Die Deutschen und der Osten 1900 1945 C H Beck Munchen 2005 S 249 Gerhard Schulz Aufstieg des Nationalsozialismus Krise und Revolution in Deutschland Propylaen Frankfurt am Main Berlin Wien 1975 S 303 Siehe Petzold Konservative Theoretiker S 79 und 90 f und Hans Joachim Schwierskott Arthur Moeller van den Bruck und der revolutionare Nationalismus in der Weimarer Republik Musterschmidt Gottingen 1962 S 62ff Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 71385 5 S 130 abgerufen uber De Gruyter Online Kai Uwe Merz Das Schreckbild Deutschland und der Bolschewismus 1917 1921 Propylaen Berlin 1995 S 276 Rudiger Stutz Stetigkeit und Wandlungen in der politischen Karriere eines Rechtsextremisten Zur Entwicklung Eduard Stadtlers von der Novemberrevolution bis 1933 In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 34 1986 S 797 806 S 799 Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 71385 5 S 129 abgerufen uber De Gruyter Online Gerd Koenen Der Russland Komplex Die Deutschen und der Osten 1900 1945 C H Beck Munchen 2005 S 248 Klemens von Klemperer Konservative Bewegungen Zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Oldenbourg Munchen und Wien 1962 S 118 Andreas Wirsching Vom Weltkrieg zum Burgerkrieg Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918 1933 39 Berlin und Paris im Vergleich Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56357 2 S 308 abgerufen uber De Gruyter Online Siehe Blechschmidt Antibolschewistische Liga S 34 Andreas Wirsching Vom Weltkrieg zum Burgerkrieg Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918 1933 39 Berlin und Paris im Vergleich Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56357 2 S 307 Anm 215 abgerufen uber De Gruyter Online Maser Fruhgeschichte S 407 ahnlich Hans Mommsen Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar 1918 1933 Ullstein Berlin 1998 S 209 Ernst Nolte Die Krise des liberalen Systems und die faschistischen Bewegungen Piper Munchen 1968 S 56 Blechschmidt Antibolschewistische Liga S 32 Petzold Konservative Theoretiker S 48 56 Andreas Wirsching Vom Weltkrieg zum Burgerkrieg Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918 1933 39 Berlin und Paris im Vergleich Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56357 2 S 310 abgerufen uber De Gruyter Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antibolschewistische Liga amp oldid 237970063