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Der Juniklub war ein rechtsintellektueller Zirkel in der Weimarer Republik respektive ein Diskussionskreis der Jungkonservativen Der von Hans Roeseler initiierte von Arthur Moeller van den Bruck dominierte sich zeitweise taglich treffende Kreis gilt als bedeutendste rechte Ideenzentrale zu Beginn der 1920er Jahre Die zusammentreffenden Intellektuellen wollten auf konservativer Grundlage Ideen uber die Gestaltung der politischen Zukunft Deutschlands gewinnen Abgelehnt wurden der Massen und Parteienstaat ebenso wie die westliche Demokratie und die Erfullungspolitik fur den Versailler Vertrag Angestrebt wurde eine standisch korporative Gesellschaft geleitet von einem unabhangigen und verantwortlichen Fuhrertum 1 Publizistisches Organ war die Wochenzeitschrift Das Gewissen ab 1928 der Der Ring Inhaber des Ring Verlages ab 1922 war Heinrich von Gleichen Russwurm 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Hochschule fur nationale Politik 1 3 Umzug in die Motzstrasse 22 1 4 Auflosung 2 Struktur 2 1 Mitglieder 2 2 Mitarbeiter 2 3 Publikationen 2 4 Kontakte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Im Marz 1919 wurde bei einer Zusammenkunft zwischen Hans Roeseler Mitglied des Vereins Deutscher Studenten VDSt und des Vereins Kriegerhilfe Ost VKO Max Hildebert Boehm Arthur Moeller van den Bruck und Heinrich von Gleichen Russwurm im Weihenstephan an der Potsdamer Brucke der Zusammenschluss der Solidarier mit dem VKO und damit die Grundung eines neuen Klubs beschlossen Der Grundungskreis bestand neben den vier oben genannten aus weiteren neun Personen die Akademiker der jungeren Generation waren und sich zum grossten Teil journalistisch betatigt hatten In der ersten Zeit traf man sich in der Wohnung Heinrich von Gleichen Russwurms in der Potsdamer Privatstrasse 121i weswegen es zunachst zu der Namensgebung I Klub kam Aus Protest gegen die Unterzeichnung des Versailler Vertrags am 28 Juni 1919 und als Gegengewicht zum linksorientierten Berliner Novemberklub benannte man sich drei Monate nach der Grundung der Vereinigung in Juniklub um In Max Hildebert Boehms Buch Ruf der Jungen spricht dieser sogar von einer im Namen enthaltenen chiffrierten Programmatik So stehe die Buchstabenfolge fur Juvenum Unio Novum Imperium Hochschule fur nationale Politik Bearbeiten Als Lehr und Forschungsinstitut grundete der Klub 1920 in Berlin die Politischen Kollegs welche bis 1924 eine Reihe von politischen Kursen durchfuhrten Daraus entstand 1922 die Hochschule fur nationale Politik mit ihren Winterlehrgangen und Prufungen die von ihren Grundern Baron Gleichen und Martin Spahn geleitet wurde 2 Daran beteiligt waren jungkonservative Kreise der Juniklub und die Deutschnationale Volkspartei Es wird als Gegenstuck zu der Deutschen Hochschule fur Politik angesehen mit der es in den Jahren 1927 1930 eine Arbeitsgemeinschaft einging Umzug in die Motzstrasse 22 Bearbeiten Ende 1920 siedelte der Juniklub in das Haus des Deutschen Schutzbundes fur das Grenz und Auslanddeutschtum in die Motzstrasse 22 in Berlin Schoneberg um Seitdem wurde das Klubleben straffer organisiert u a traf man sich nun zu festen Terminen und es wurden offizielle Mitgliedskarten ausgeteilt Auflosung Bearbeiten Am 24 April 1924 trafen sich die Mitglieder zu einer Versammlung uber die Auflosung des Klubs Es gab dafur mehrere Grunde Zum einen konnte die innere Geschlossenheit aufgrund von unterschiedlichen Standpunkten wie zum Beispiel zum 1923 in Munchen erfolgten Hitlerputsch nicht mehr aufrechterhalten werden Heinrich von Gleichen Russwurm verfolgte eine Umwandlung des Juniklubs in einen Herrenklub was auf starken Widerstand bei Arthur Moeller van den Bruck traf da ihm schon die Namensgebung reaktionar erschien Auch fehlte eine Richtschnur fur das konkrete politische Handeln was unweigerlich zu Kollisionen fuhrte und die Krise damit verstarkte Bis 1924 wuchs die Mitgliederzahl des Klubs auf 1 000 Personen an Die Exklusivitat ging damit verloren was eine abnehmende Integrationskraft des Klubs zur Folge hatte Zum anderen war die Zeit um 1923 1924 von politischer Entspannung in der Weimarer Republik gepragt Viele arrangierten sich mit der Weimarer Republik wodurch dem Klub die Basis genommen wurde Der wohl entscheidende Punkt zur Auflosung des Juniklubs war die Erkrankung und der darauf folgende Freitod von Moeller van den Bruck 1925 womit der Juniklub sein Gesicht verlor Viele Mitglieder organisierten sich mit der Auflosung des Juniklubs in anderen Vereinigungen Heinrich von Gleichen Russwurm grundete im Dezember 1924 den Deutschen Herrenklub und Max Hildebert Boehm im April 1926 das Institut fur Grenz und Auslandsstudien Im Fruhjahr 1927 wurde ein Versuch gestartet die fruhere Einigkeit wieder aufzubauen doch dieser missgluckte Initiatoren waren unter anderem 3 4 Hans Roeseler 3 Max Hildebert Boehm 3 Otto de la Chevallerie Albert Dietrich Fritz Ehrenforth Paul Fechter Karl Hoffmann 5 Wilhelm von Kries Alexander Ringleb Franz Rohr und Werner Wirths Struktur BearbeitenMitglieder Bearbeiten Es seien meist um die 120 bis 150 Mitglieder und geladene Gaste gewesen die sich zu den Veranstaltungen an den Dienstagabenden des Juniklubs trafen Die Mitglieder bestanden aus einer sich selbst so sehenden Elite die von der wilhelminischen Epoche und dem Weimarer Parteienstaat enttauscht waren Eine Mitgliedschaft zu erwerben gestaltete sich sehr schwer da schon in den Dreiunddreissig Satzen und spater in der Klubsatzung festgeschrieben wurde dass fur den Erwerb der Mitgliedschaft das Vertrauen aller Angehorigen des Juniklubs notig sei Sprach auch nur einer begrundet sein Misstrauen aus war die Mitgliedschaft ausgeschlossen Frauen wurde die Mitgliedschaft allgemein verwehrt Die Mitglieder kamen insbesondere aus Kreisen Intellektueller und Journalisten aber auch aus dem Militar der hoheren Beamtenschaft und der Industrie Es trafen Manner der verschiedensten gesellschaftlichen Stellung und Gesinnung zusammen Ubereinstimmend wurde von ehemaligen Mitarbeitern des Juni Klubs berichtet dass zu den begluckenden Erlebnissen aus dieser Zeit die Tatsache zahle dass soziale konfessionelle und auch weltanschauliche Schranken im Klub fielen so dass sich Manner der verschiedensten gesellschaftlichen Stellung und Gesinnung hier zu angeregten sachlichen Gesprachen treffen konnten Vornehmlich im ersten Jahre seines Bestehens begegneten sich bei den politischen Abenden des Klubs Manner die sich spater nicht selten als politische Gegner befehdeten Hans Joachim Schwierskott Arthur Moeller van den Bruck und der revolutionare Nationalismus in der Weimarer Republik Musterschmidt Gottingen u a 1962 S 59 f Zugleich gab es im Juniklub unterschiedliche Fraktionen Fur den katholischen Konservatismus standen Martin Spahn Heinz Brauweiler und Eduard Stadtler sowie auch Franz Rohr und Heinrich Herrfahrdt Eine weitere Fraktion bildete der VDSt und seine Vertreter Hans Roeseler Walter Szagunn Fritz Ehrenforth Carl Georg Bruns Hermann Ullmann Karl Massmann Erich von Oettingen Karl Manteuffel Katzdangen Eine dritte Gruppe bestand auch vorrangig in der Presse aktiven Mannern wie Werner Wirths Walter Schotte Hans Heinrich Schaeder Walther Schulz Frithjof Melzer Fritz Hesse Paul Fechter und Fred de la Trobe Ausserdem zugehorig waren Karl Hoffmann Wilhelm von Kries und Rudolf Bohmer Paul Lejeune Jung Casar von Schilling Hans Schwarz Gustav Steinbomer und Albert Dietrich als Teilnehmer von Klubabenden 6 Mitarbeiter Bearbeiten Zu den Mitarbeiter des Juni Klubs gehorten Moeller van den Bruck August Winnig Heinrich von Gleichen Russwurm Martin Spahn Georg Ernst Graf von Bernstorff Max Hildebert Boehm Heinrich Rogge Karl Anton von Rohan Walter Schotte Eduard Stadtler Wilhelm Stapel und Hermann Ullmann 7 Publikationen Bearbeiten Hauptartikel Das Gewissen Man traf sich zunachst taglich in einem engen Kreis in von Gleichen Russwurms Wohnung und veroffentlichte als erste publizistische Gemeinschaftsarbeit ein politisches Worterbuch in welchem auch die Anschauungen der Gruppe festgehalten wurden Kurz nach der Grundung wurde unter Mitarbeit Moeller van den Brucks ein Programm in Form von Dreiunddreissig Satzen formuliert in welchem sich der Klub als eine Gemeinschaft definiert Zum Sprachrohr des Juniklubs wurde am 1 Januar 1920 die Wochenzeitschrift Gewissen welche seit 9 April 1919 vom ehemaligen Frontoffizier Werner Wirths unter dem Namen Das Gewissen unabhangige Zeitung fur Volksbildung veroffentlicht wurde Schon vor Erwerb dieser Zeitung durch den Juniklub wurde der Grossteil der journalistischen Arbeit fur die Zeitung von Mitgliedern des Juniklubs verfasst Andererseits gab es keinen Automatismus denn eine Reihe von ambitionierten Juni Klub Mitgliedern publizierte nie im Gewissen Ebenso gab es Artikel von Sympathisanten des Klubs die aber nicht in Berlin wohnten 8 Als Zielgruppe sah man die konservativ gesinnte Jugend Hauptsachlich war Arthur Moeller van den Bruck als Journalist beim Gewissen tatig und veroffentlichte ausfuhrliche Artikel die Wochenchronik und die Kritik der Presse doch trug er ebenfalls die Hauptlast der Redaktion da der Herausgeber Eduard Stadtler oft aufgrund langer Vortragsreisen abwesend war Durch seine vielen Veroffentlichungen in Zeitungen und Buchern wurde Moeller van den Bruck schnell zur ideologischen Fuhrung und galt innerhalb der Vereinigung als heimlicher Konig Publikationen gab es ebenfalls uber die verbandseigene Zeitung hinaus in fast allen anderen konservativen Zeitschriften so z B im Deutschen Volkstum Die Deutsche Rundschau und Die Hochschule In den ersten Monaten versuchte man die offentliche Meinung auf Rednerveranstaltungen zu beeinflussen doch entsprach dies weder dem Stil Heinrich von Gleichen Russwurms noch des sich zuruckhaltenden Moeller van den Brucks und so konzentrierte sich der Juniklub auf seine inneren Diskussionsrunden und publizistischen Arbeiten Lediglich Eduard Stadtler und einige weitere Mitglieder u a Max Hildebert Boehm traten ans Rednerpult und erzielten damit Erfolge fur ihre politische Organisation Kontakte Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Auf Einladung Rudolf Pechels trat Adolf Hitler 1922 im Klub auf konnte jedoch keinen der Teilnehmer fur die NSDAP gewinnen Enge Kontakte bestanden zu Karl Haushofer Siehe auch BearbeitenDeutsche Hochschule fur Nationale Politik Deutscher Herrenklub Solidarier Tat KreisLiteratur BearbeitenVolker Weiss Moderne Antimoderne Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2012 ISBN 3 506 77146 9 passim Berthold Petzinna Erziehung zum Deutschen Lebensstil Ursprung und Entwicklung des jungkonservativen Ring Kreises 1918 1933 Akademie Berlin 2000 ISBN 3 05 003191 3 Andre Postert Von der Kritik der Parteien zur ausserparlamentarischen Opposition Die jungkonservative Klub Bewegung in der Weimarer Republik und ihre Auflosung im Nationalsozialismus Nomos Baden Baden 2014 ISBN 978 3 8452 4933 9 Volker Mauersberger Rudolf Pechel und die Deutsche Rundschau Eine Studie zur konservativ revolutionaren Publizistik in der Weimarer Republik 1918 1933 Schunemann Bremen 1971 ISBN 3 7961 3023 2 Hans Joachim Schwierskott Arthur Moeller van den Bruck und der revolutionare Nationalismus in der Weimarer Republik Musterschmidt Gottingen u a 1962 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dietrich Bronder Bevor Hitler kam 2 Auflage Genf 1975 S 65 Dietrich Bronder Bevor Hitler kam 2 Auflage Genf 1975 S 66 a b c Andre Schluter Moeller van den Bruck Leben und Werk Bohlau Koln u a 2010 ISBN 978 3 412 20530 0 S 293 ff Manfred Schoeps Der deutsche Herrenklub Ein Beitrag zur Geschichte des Jungkonservativismus in der Weimarer Republik Erlangen Nurnberg Dissertation an der dortigen Philosophischen Fakultat 1974 Hoffmann war der Assistent Martin Spahns im Arbeitskreis Aussenpolitik des Politischen Kollegs der Jungkonservativen Fur ihn bestimmten geografische Raume entscheidend die Entwicklung internationaler Beziehungen und die Aussenpolitik uberhaupt Nach David T Murphy The Heroic Earth Geopolitical thought in Weimar Germany 1918 1933 Kent State University Press Kent Ohio 1997 ISBN 0 87338 564 0 S 162 Online einsehbar Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Munchen 2011 S 160 f Dietrich Bronder Bevor Hitler kam 2 Auflage Genf 1975 S 66 f Claudia Kemper Das Gewissen 1919 1925 Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen Munchen 2011 S 45 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Juniklub amp oldid 230897255