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Wilhelm Stapel 27 Oktober 1882 in Kalbe Milde 1 Juni 1954 in Hamburg war ein deutscher politischer Publizist und Kopf des Hamburger Kreises einer Gruppe von Denkern die Armin Mohler der Konservativen Revolution zuordnet Stapel war Protestant Nationalist und bekennender Antisemit Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Stapel war Sohn eines Uhrmachers wuchs in Kalbe Milde auf und besuchte in Salzwedel mit einer Unterbrechung als er eine Buchhandlerlehre absolvierte das Gymnasium Nach seinem Abitur studierte er in Gottingen Munchen und Berlin Kunstgeschichte Philosophie und Volkswirtschaft 1911 wurde er in Gottingen bei Edmund Husserl mit der kunstgeschichtlichen Arbeit Der Meister des Salzwedeler Hochaltars Nebst einem Uberblick uber die gotischen Schnitzaltare der Altmark 1 promoviert Stapel war damals von den Schriften von Friedrich Naumann und Ferdinand Avenarius beeinflusst die seine zunachst links liberale politische Einstellung pragten Er war in dieser Zeit politischer Redakteur bei dem liberalen Stuttgarter Beobachter 1911 trat er in eine leitende Position in den Durerbund von Ferdinand Avenarius ein und wurde von diesem in die Redaktion der Zeitschrift Der Kunstwart geholt Ein personliches Zerwurfnis mit Avenarius veranlasste ihn 1916 zum Rucktritt von diesem Engagement Von 1917 bis 1919 war Stapel Geschaftsfuhrer in dem von Walther Classen 1901 gegrundeten Hamburger Volksheim wo uberwiegend volksbildnerische Veranstaltungen angeboten wurden In einer seiner Reden zur Volksburgerlichen Erziehung die er 1917 dort hielt entwickelte Stapel die theoretische Trennung von Volk und Staat die fur sein Denken bis zur Anerkennung der Fuhrerschaft Adolf Hitlers programmatisch bleiben sollte 2 Stapel war ausserdem Mitglied und Forderer der Fichte Gesellschaft von 1914 Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte eine politische und weltanschauliche Umorientierung Stapels zu konservativ deutschnationalen volkischen und antisemitischen Positionen Im Januar 1919 wurde Stapel Chefredakteur und Herausgeber der Monatszeitschrift Deutsches Volkstum die unter seiner Leitung zu einem der fuhrenden antisemitischen Organe der Weimarer Republik wurde 3 4 Bestimmenden Einfluss hatte Stapel auf die Hamburger Hanseatische Verlagsanstalt die dem Deutschnationalen Handlungsgehilfen Verband nahestand Seine 1917 erschienene Volksburgerliche Erziehung die 1942 in einer bearbeiteten Form unter dem Titel Volk Untersuchungen uber Volkheit und Volkstum erschien war bereits gegen das unter uns vorhandene judische Volkstum gepragt 5 Antisemitismus war fur Stapel nichts Negatives sondern ein Beweis dafur dass die Volksseele noch gesund und widerstandsfahig ist 6 1922 folgte seine weit verbreitete Schrift Antisemitismus In seinen Arbeiten zitierte er immer wieder Hans F K Gunther besonders als Kronzeugen fur die Auffassung dass Deutsche und Juden keine Rassen sondern Volker sind die aus mehreren Rassen hervorgegangen sind 7 Dementsprechend ist bei Stapel nicht der Begriff Rasse sondern Volkstum entscheidend und er interpretierte den Konflikt zwischen Juden und Deutschen vor allem als seelisches Problem 8 Er verwendete als einer der Ersten den Begriff der Symbiose zwischen Deutschen und Juden 9 die er allerdings als keinen wunschenswerten Zustand betrachtete Den Streit zwischen Juden und Antisemiten so Stapel werde man nicht begreifen wenn man diesen nur als einen Streit von Individuen betrachte Es handele sich nicht darum dass einzelne Menschen dieser Art mit einzelnen Menschen anderer Art nicht auskommen konnten Vielmehr handele es sich um einen grundlegenden charakterlichen Gegensatz von Volkern Volksinstinkte Volksanlagen Volkheiten stossen aufeinander 10 So stehe dem deutschen Antisemitismus komplementar ein judischer Antigermanismus gegenuber Diesen Gegensatz zu konstatieren bedeute jedoch keine Abwertung des Judentums 11 Stapel warnte vor staatlichen Radikalkuren wertete den Zionismus positiv und empfahl die Wahrung von geistiger Distanz 12 Der Antisemit Hans Bluher bezeichnete Stapel anerkennend als einen der wenigen echten Antisemiten in Deutschland 1932 antwortete Carl von Ossietzky mit einer Polemik auf Stapels Aufsatzsammlung Antisemitismus und Antigermanismus 1928 und Bluhers Die Erhebung Israels gegen die christlichen Guter 1931 die zum Teil auf Stapel Bezug nahm Obwohl sich sowohl Bluher als auch Stapel explizit gegen eine gewaltsame Losung der Judenfrage aussprachen unterstellte Ossietzky eine Komplizenschaft mit dem Antisemitismus der Nationalsozialisten Die Herren vergessen den Zeithintergrund und welche Resonanz sie finden konnen Ein gut gezieltes Wort genugt um Hande in Bewegung zu bringen In dieser Zeit liegt viel Blut in der Luft Der literarische Antisemitismus liefert nur die immateriellen Waffen zum Totschlag 13 Seit 1931 trat Stapel fur den Nationalsozialismus ein den er mit einer christlich protestantischen Grundlage in Einklang zu bringen versuchte 14 Nach der von Stapel begrussten Machtubernahme des NS Regimes wurde er bald in Konflikte mit den neuen Machthabern verwickelt Bereits im Fruhjahr 1933 war seine Position in der Hanseatischen Verlagsanstalt durch Anfeindungen Alfred Rosenbergs gefahrdet doch Rudolf Hess schutzte Stapels Unabhangigkeit So war Stapel auch nie NSDAP Parteimitglied geworden 15 1936 holte Walter Frank Stapel den er aus der Zeitschrift Deutsches Volkstum kannte in seine Forschungsabteilung Judenfrage die vom 1935 gegrundeten Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands zur wissenschaftlichen Untermauerung des Antisemitismus eingerichtet worden war In diesem Kontext entstand 1937 Stapels Arbeit Die literarische Vorherrschaft der Juden 1918 bis 1933 In Bezug auf den Antisemitismus gab es innerhalb des Nationalsozialismus konkurrierende Stromungen Die Forschungsabteilung Judenfrage stand in unmittelbarer Konkurrenz zu Alfred Rosenbergs Institut zur Erforschung der Judenfrage In der SS Publikation Das Schwarze Korps und in anderen offiziellen Zeitungen wurde Stapel zunehmend kritisiert Schliesslich war der Druck auf Stapel so gross dass er sich 1938 als Herausgeber des Deutschen Volkstums zuruckzog Die Zeitschrift erschien noch bis zu ihrer Einstellung 1941 Stapel war nun weitgehend aus der Publizistik ausgeschaltet Noch im Jahre 1939 erklarte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben 16 Zu Stapels bekanntesten Werken gehorten seine satirischen Polemiken die in den Banden Literatenwasche 1930 illustriert von A Paul Weber und Stapeleien 1939 gesammelt wurden Stapel pflegte ausserdem die Besonderheit des Ubersetzens ins Gemeindeutsche etwa von Wolfram von Eschenbachs Parzival dem Heliand und Kants Kritik der reinen Vernunft Nach Kriegsende wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Stapels Schriften alle in der Hanseatischen Verlags Anstalt Antisemitismus und Antigermanismus 1928 Literatenwasche 1930 Sechs Kapitel uber Christentum und Nationalsozialismus 1931 Der christliche Staatsmann 1932 Preussen muss sein 1932 Die Kirche Christi und der Staat Hitlers 1933 Volkskirche oder Sekte 1934 Das Christentum politisch gesehen 1937 Die literarische Vorherrschaft der Juden in Deutschland 1918 bis 1933 1937 und Volk 1942 auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 17 18 In der Deutschen Demokratischen Republik folgte auf diese Liste noch sein Antisemitismus 1922 19 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenAvenarius Buch Ein Bild des Mannes aus seinen Gedichten und Aufsatzen Callwey Munchen 1916 Die Fiktionen der Weimarer Verfassung Versuch einer Unterscheidung der formalen und der funktionalen Demokratie Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1928 Antisemitismus und Antigermanismus Uber das seelische Problem der Symbiose des deutschen und des judischen Volkes Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1928 Literatenwasche Mit Zeichnungen A Paul Webers Widerstandsverlag Anna Niekisch Leipzig 1929 ab 1930 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg Sechs Kapitel uber Christentum und Nationalsozialismus 1931 Der christliche Staatsmann Eine Theologie des Nationalismus 1932 Preussen muss sein Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1932 Die Kirche Christi und der Staat Hitlers Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933 Das Gesetz unseres Lebens Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1939 Die literarische Vorherrschaft der Juden in Deutschland 1918 bis 1933 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1937 Schriften des Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschlands Bd 7 20 als Herausgeber Deutsches Volkstum Monatsschrift fur das deutsche Geisteslebern 21 Als Ubersetzer Der Heliand Carl Hanser Verlag Munchen 1953 Parzival von Wolfram von Eschenbach ubertragen von Wilhelm Stapel Ullstein Verlag Berlin 1996 ISBN 978 3 548 23908 8 22 Kants Kritik der reinen Vernunft ins Gemeindeutsche ubersetzt 2 Bande 1919 1921 Sekundarliteratur BearbeitenHeinrich Kessler Wilhelm Stapel als politischer Publizist Ein Beitrag zur Geschichte des konservativen Nationalismus zwischen den beiden Weltkriegen Erlangen 1967 Helmut Thomke Politik und Christentum bei Wilhelm Stapel Mainz 1973 Jochen Meyer Aufstand der Landschaft gegen Berlin Wilhelm Stapel und seine Zeitschrift Deutsches Volkstum Hamburg 1919 1938 In Berlin Provinz Literarische Kontroversen um 1930 bearb von Jochen Meyer In Marbach Magazin 35 1985 S 6 46 Ascan Gossler Theologischer Nationalismus und volkischer Antisemitismus Wilhelm Stapel und die konservative Revolution in Hamburg Hamburg 1997 Ascan Gossler Publizistik und konservative Revolution Das Deutsche Volkstum als Organ des Rechtsintellektualismus 1918 1933 Lit Munster 2001 Oliver Schmalz Kirchenpolitik unter dem Vorzeichen der Volksnomoslehre Wilhelm Stapel im Dritten Reich Frankfurt 2004 Oliver Schmalz Stapel Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 56 Digitalisat Roland Kurz Nationalprotestantisches Denken in der Weimarer Republik Voraussetzungen und Auspragungen des Protestantismus nach dem Ersten Weltkrieg in seiner Begegnung mit Volk und Nation Gutersloher Verlags Haus Gutersloh 2007 ISBN 978 3 579 05779 8 Siegfried Lokatis Antisemitismus Volkstumsgedanke und die Organisation volkischer Gesinnungsliteratur unter besonderer Berucksichtigung Wilhelm Stapels Dissertation Staatliches Prufungsamt fur Lehramter an Schulen Lehrerprufungsarbeit Bochum 1985 OCLC 248042365 Thomas Vordermayer Die Kehrtwende des Wilhelm Stapel Von den liberalen Anfangen eines volkischen Publizisten und ihrer national sozial istischen Revision nach 1918 In Heuss Forum 3 2017 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Stapel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass von Wilhelm Stapel im Deutschen Literaturarchiv MarbachEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Stapel Der Meister des Salzwedeler Hochaltars Nebst einem Uberblick uber die gotischen Schnitzaltare der Altmark Teil 1 In Jahresbericht des Altmarkischen Vereins fur vaterlandische Geschichte Nr 38 Salzwedel 1911 S 95 178 altmark geschichte de PDF Wilhelm Stapel Der Meister des Salzwedeler Hochaltars Nebst einem Uberblick uber die gotischen Schnitzaltare der Altmark Teil 2 In Jahresbericht des Altmarkischen Vereins fur Vaterlandische Geschichte Nr 40 Salzwedel 1913 S 3 127 altmark geschichte de PDF Heide Gerstenberger Der revolutionare Konservativismus Ein Beitrag zur Analyse des Liberalismus Duncker amp Humblot Berlin 1969 S 84 Michael Mayer NSDAP und Antisemitismus 1919 1933 PDF 361 kB Rudolf Lassahn Studien zur Wirkungsgeschichte Fichtes als Padagoge Quelle amp Meyer 1970 S 20 Timur Mukazhanoc Ein weltoffenes Land Deutschlands langer Weg zu einer neuen Politik der Zuwanderung neue Ansatze in deutscher Migrationspolitik und Einstellung der Bevolkerung Selbstverlag Freiburg Breisgau 2004 S 144 Wilhelm Stapel Volk Untersuchungen uber Volkheit und Volkstum Hamburg 1942 S 238 Wilhelm Stapel Antisemitismus und Antigermanismus 1927 S 14 Stapel und Gunther genannt Rassegunther waren gemeinsam in einem Hamburger Ableger des Juniklubs aktiv der bald im Hamburger Nationalklub aufging Siehe dort In der von ihm selbst herausgegebenen Monatsschrift Deutsches Volkstum Heft 6 1927 S 418 Salomon Korn Wie deutsch soll s denn sein In Die Zeit Nr 24 2003 Wilhelm Stapel Antisemitismus und Antigermanismus 1927 S 108 Es fallt mir ebensowenig ein das judische Volk als Volk fur minderwertig oder gar fur bose zu halten Wilhelm Stapel Antisemitismus und Antigermanismus 1927 S 107 109 Carl von Ossietzky Antisemiten In Die Weltbuhne 19 Juli 1932 S 96 f Anne Christine Nagel Die Philipps Universitat Marburg im Nationalsozialismus Dokumente zu ihrer Geschichte Steiner Wiesbaden 2000 S 149 Friedrich Wilhelm Graf Wilhelm Stapel In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon 9 1995 Sp 1165 1200 hier Sp 1176 Nicht in der Onlinefassung des BBKL Hans Prolingheuer Wir sind in die Irre gegangen Koln 1987 S 151 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Buchstabe S Zentralverlag Berlin 1946 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Buchstabe S Zentralverlag Berlin 1948 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Buchstabe S Zentralverlag Berlin 1953 Reprint 2003 im einschlagigen vielfach im Verfassungsschutzbericht Schleswig Holstein aufgefuhrten Verlag fur ganzheitliche Forschung auch andere Namen wurden verwendet des wegen Volksverhetzung vorbestraften Roland Bohlinger in Vier Schriften des Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschlands Viol 2003 Anthologie mit Beitragen von Walter Frank Franz Koch Stapel Richard Fester Hrsg zusammen mit Albrecht Erich Gunther Wie wenig diskreditiert Stapel noch 1932 war zeigt sich darin dass der Theologe und Feind des NS Karl Barth hier in diesem Jahr publizierte Kurz vor der Machtubertragung an Hitler steht er neben strammen Nazis wie Karl Megerle und Richard Euringer dem NS Theologen und Antisemiten Paul Althaus dem unter allen Umstanden staatstreuen Lutheraner Hans Asmussen Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1937 Erstausgabe dieser Fassung Normdaten Person GND 118752758 lobid OGND AKS LCCN no94010062 VIAF 14759438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stapel WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher nationalistisch protestantischer Publizist Kopf des Hamburger KreisesGEBURTSDATUM 27 Oktober 1882GEBURTSORT Kalbe Milde STERBEDATUM 1 Juni 1954STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Stapel amp oldid 237976142