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Dieser Artikel beschreibt den Historiker Walter Frank Zum Politiker siehe Walter Frank Politiker Walter Frank Pseudonym Werner Fiedler 12 Februar 1905 in Furth 9 Mai 1945 in Gross Brunsrode war ein deutscher Historiker Als uberzeugter Antisemit und Nationalsozialist wurde er 1935 zum Prasidenten des neu gegrundeten Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschlands ernannt der zeitweise fuhrenden Geschichtsinstitution des Dritten Reiches Frank nahm sich am 9 Mai 1945 kurz nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht das Leben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenWalter Franks Familie sein Vater war Militarbeamter zog 1910 nach Munchen Die Munchner Raterepublik im Fruhjahr 1919 vor allem aber der Hitlerputsch im November 1923 pragten Franks politische Sozialisation und machten ihn schon fruh zum Anhanger des Nationalsozialismus und des Antisemitismus Als die Familie 1921 1922 in Nurnberg lebte besuchte er regelmassig Kundgebungen des Herausgebers des Sturmers Julius Streicher Frank war als Oberschuler Mitglied des Deutschnationalen Jugendbundes 1923 begann Frank ein Studium der Geschichtswissenschaft unter anderem bei Hermann Oncken Karl Haushofer und Karl Alexander von Muller an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Bei Muller promovierte er 1927 uber den Grunder der antisemitischen christlich sozialen Bewegung Adolf Stocker Seit 1923 schrieb Frank fur den Volkischen Beobachter und andere nationalsozialistische Zeitungen Nach dem Studienabschluss verfasste Frank nur wenige wissenschaftliche Arbeiten und publizierte vor allem Zeitungsartikel in Zeitschriften der Jugendbewegung Ab 1930 veroffentlichte er in der von Wilhelm Stapel herausgegebenen Monatszeitschrift Deutsches Volkstum unter dem Pseudonym Dr Werner Fiedler das offenbar dem Roman So gehen sie hin von Hanns Johst entlehnt war 1 Unter dem NS Pseudonym Klaus Witt veroffentlichte Frank unter anderem in Joseph Goebbels Zeitung Der Angriff 2 Erst wahrend des Nationalsozialismus erschienen auch Aufsatze von ihm in Fachzeitschriften wie der Historischen Zeitschrift und der Historischen Viertelsjahrschrift Auch ohne Mitglied der NSDAP zu sein 3 machte Frank nach der Machtergreifung eine steile Karriere Zwar scheiterte 1934 seine Bewerbung zum Direktor der Reichstagsbibliothek Er fand jedoch Beschaftigung als Referent fur Geschichte im Amt Rosenberg und im Stab des Stellvertreters des Fuhrers Alfred Rosenberg und Rudolf Hess mit dem er seit der gemeinsamen Studienzeit bei Karl Alexander von Muller personlich befreundet war wurden zu Franks Forderern Ab 1934 war Frank Referent fur Geschichte in der Hochschulkommission der NSDAP Im Mai 1935 wurde er zum Professor ernannt und im Juli 1935 zum Leiter des neu gegrundeten Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschlands bestimmt Das Reichsinstitut galt als Nachfolgeinstitution der von Friedrich Meinecke gegrundeten Historischen Kommission 4 Damit war Walter Frank zu diesem Zeitpunkt fuhrender nationalsozialistischer Historiker 5 Von seiner Position aus betrieb Frank vor allem Wissenschaftspolitik Er propagierte die Neugestaltung der deutschen Geschichtswissenschaft als kampfende Wissenschaft 6 in einer Art Kriegsdienst des Geistes an der Seite der Politik der Nationalsozialisten Frank sorgte fur die Ausschaltung unliebsamer Historiker darunter seines ehemaligen akademischen Lehrers Hermann Oncken den er 1934 in seinem Buch Kampfende Wissenschaft und im Februar 1935 in einem Artikel im Volkischen Beobachter scharf angriff 7 Kurz darauf wurde Oncken zwangsemeritiert Frank intervenierte auch bei Lehrstuhlbesetzungen und Zeitschriften So bemuhte er sich die Historische Zeitschrift in die Hand zu bekommen indem er Karl Alexander von Muller zum Herausgeber ernannte Frank grundete dort ein Referat zur Geschichte der Judenfrage Am 19 November 1936 richtete Frank in seinem Reichsinstitut fur die Geschichte des neuen Deutschlands eine Forschungsabteilung Judenfrage ein deren Geschaftsfuhrer der Nationalsozialist Wilhelm Grau wurde Nachdem Grau nach Differenzen mit Frank in das Amt Rosenberg wechselte und die Leitung des von Rosenberg gegrundeten Instituts zur Erforschung der Judenfrage ubernahm entwickelte sich ein Kompetenzen und Fuhrungsstreit zwischen Rosenberg und Frank In diesem teilweise offen ausgetragenen Konflikt unterlag Frank im Dezember 1941 und wurde von seinem Amt beurlaubt Sein Nachfolger wurde kommissarisch Karl Richard Ganzer Franks letzte Publikationen blieben grosstenteils unbeachtet nur die Zeitschrift Forschungen zur Judenfrage die er seit 1937 jahrlich herausgegeben hatte betrieb er noch bis 1944 weiter Sein grosses Ziel war es eine Gesamtausgabe und eine Biografie des Kolonialpioniers und Kolonialideologen Carl Peters zu veroffentlichen da er in ihm einen direkten geistigen Vorlaufer des Nationalsozialismus sah Die Publikation kam aber nicht uber die ersten drei Bande der Werkausgabe hinaus Die Biografie wurde nicht vollendet und ist nach Auskunft des Historikers Hans Ulrich Wehler keine wissenschaftlich verwertbare Lebensbeschreibung sondern eher ein Beweis fur die hemmungslose Verehrung des NS Historikers fur das Objekt seiner Darstellung Das Forschungsinstitut bot jungen Historikern die Moglichkeit im Windschatten der NSDAP Karriere zu machen Am bekanntesten von ihnen wurde Fritz Fischer der in den 1960er Jahren mit seinen Publikationen zu den Ursachen des Ersten Weltkriegs international Aufsehen erregte Eine Reihe von Historikern die sich nach 1945 akademisch etablieren konnten hatten unter Franks Agide auch an der Geschichte der Judenfrage gearbeitet wie etwa der bekannte Wirtschaftshistoriker Hermann Kellenbenz Am 9 Mai 1945 starb Walter Frank durch Suizid den er damit begrundete dass nach dem Tod Adolf Hitlers die Welt fur ihn sinnlos geworden sei Nach Kriegsende wurden zahlreiche seiner Schriften in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 8 9 Schriften Auswahl BearbeitenHofprediger Adolf Stoecker und die christlichsoziale Bewegung Verlag von Reimar Hobbing Berlin 1928 Handler und Soldaten Frankreich und die Judenfrage in der Affare Dreyfus Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933 Nationalismus und Demokratie im Frankreich der dritten Republik 1871 bis 1918 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933 Kampfende Wissenschaft Mit einer Vor Rede des Reichsjugendfuhrers Baldur von Schirach Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1934 Zur Geschichte des Nationalsozialismus Vortrag Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1934 Franz Ritter von Epp Der Weg eines deutschen Soldaten Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1934 Geist und Macht Historisch politische Aufsatze Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1938 Hore Israel Studien zur modernen Judenfrage Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1939 Walther Rathenau und die blonde Rasse In Forschungen zur Judenfrage Bd 4 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1940 S 9 67 mit Karl Richard Ganzer Gerhard Kittel u a Reich und Reichsfeinde 4 Bde Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1941 1943 Der Panama Skandal Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1942 Apostata Maximilian Harden und das wilhelminische Deutschland In Forschungen zur Judenfrage Bd 3 2 Auflage Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1943 S 9 61 Adolf Hitler Vollender des Reichs Manuskript 1944 Literatur BearbeitenMatthias Berg Walter Frank In Michael Fahlbusch Ingo Haar und Alexander Pinwinkler Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Akteure Netzwerke Forschungsprogramme Unter Mitarbeit von David Hamann 2 grundlegend erweiterte und uberarbeitete Auflage De Gruyter Oldenbourg Berlin Boston 2017 ISBN 978 3 11 043891 8 S 173 179 Helmut Heiber Walter Frank und sein Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Bd 13 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1966 Karl Christian Lammers Die Judenwissenschaft im nationalsozialistischen Dritten Reich Uberlegungen zur Forschungsabteilung Judenfrage in Walter Franks Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands und zu den Untersuchungen Tubinger Professoren zur Judenfrage In Freddy Raphael Hrsg das Flustern eines leisen Wehens Beitrage zu Kultur und Lebenswelt europaischer Juden Festschrift fur Utz Jeggle UVK Verlags Gesellschaft Konstanz 2001 ISBN 3 89669 810 9 S 369 391 Patricia von Papen Schutzenhilfe nationalsozialistischer Judenpolitik Die Judenforschung des Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschland 1935 1945 In Beseitigung des judischen Einflusses Antisemitische Forschung Eliten und Karrieren im Nationalsozialismus In Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust 1998 1999 ISSN 1432 5535 S 17 42 Hagen Schulze Walter Frank In Hans Ulrich Wehler Hrsg Deutsche Historiker Kleine Vandenhoeck Reihe Bd 1464 Bd 7 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1980 ISBN 3 525 33449 4 S 69 81 Mario Wenzel Frank Walter In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Bd 2 Personen Teil 1 Personen A K De Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 598 24072 0 S 245 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Frank im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Walter Frank in den Historischen Pressearchiven der ZBW Bundesarchiv N 1067 Ausschliesslich Materialien zu einer Biographie des Afrikaforschers Carl Peters zum grossten Teil Abschriften aus dessen Nachlass Anmerkungen Bearbeiten Helmut Heiber Walter Frank und sein Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Bd 13 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1966 S 81 Helmut Heiber Walter Frank und sein Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Bd 13 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1966 S 87 Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 10 091052 4 Reichsinstitut In Wolfgang Benz Hrsg Enzyklopadie des Nationalsozialismus 5 aktualisierte und erweiterte Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 423 34408 1 S 738 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 51 Einer seiner Buchtitel von 1934 Friedrich Meinecke Literaturbericht uber das Buch Kampfende Wissenschaft In Historische Zeitschrift Bd 125 1935 Heft 1 S 101 103 http www polunbi de bibliothek 1946 nslit f html http www polunbi de bibliothek 1948 nslit f html Normdaten Person GND 118702904 lobid OGND AKS LCCN nr88002427 VIAF 77899670 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frank WalterALTERNATIVNAMEN Fiedler Werner Pseudonym Witt Klaus Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 12 Februar 1905GEBURTSORT FurthSTERBEDATUM 9 Mai 1945STERBEORT Gross Brunsrode Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Frank amp oldid 216913712