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Die Tat war eine deutsche Monatszeitschrift fur Politik und Kultur Sie wurde im April 1909 gegrundet und erschien bis 1938 im Diederichs Verlag in Jena 1939 bis 1944 wurde sie unter dem Titel Das XX Jahrhundert fortgesetzt Die Zeitschrift war in den einzelnen Phasen ihres Bestehens verschiedenen weltanschaulichen Stromungen unterworfen Die Tat vom August 1932 Mit herausgestellten Beitragen von Hans Zehrer und Ferdinand Fried Inhaltsverzeichnis 1 Die Tat als freireligioses Organ 1909 1912 2 Lebensreformerisch 1912 1918 3 Bildungsburgerlich 1918 1929 4 Jungkonservative Phase 1929 1933 5 Nach der Machtubergabe 1933 1939 6 Tat Flugschriften Auswahl 7 Literatur 8 Digitalisate 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Tat als freireligioses Organ 1909 1912 BearbeitenDie Zeitschrift wurde im April 1909 von dem Schriftsteller Ernst Horneffer und seinem Bruder August gegrundet Horneffer der zu dieser Zeit dem Monistenbund einem freireligiosen Kreis in Leipzig vorstand stellte die neue Zeitschrift bereits in ihrem Untertitel Wege zu freiem Menschentum in den Dienst seiner philosophischen Weltanschauung Inhaltlich widmete sich die Tat in dieser ersten Phase schwerpunktmassig vor allem kulturellen und geisteswissenschaftlichen Themen Eine Intention der fruhen Tat war es den unheilvollen Zwiespalt zu uberbrucken den Horneffer zwischen dem inneren und ausseren Menschen sah Als programmatisches Ziel der Zeitschrift formulierte Horneffer die Einheit von Inhalt und Form von innerem Charakter und ausserer Erscheinung in unserer Kultur wieder herzustellen Den Namen der Zeitschrift verstand Horneff dabei als einen Aufruf die besagte Einheit praktisch zu verwirklichen Deshalb stellen wir an ihre Spitze das strenge Mahnwort Die Tat als das was uns mangelt was wir suchen 1 Als Mitarbeiter gewann Horneffer ausser seinem Bruder den Bonner Philosophen Johannes Verweyen den Dichter Ernst Schnabel den Literaturhistoriker Samuel Lublinski und Karl Hoffmann Der verlegerische Erfolg Der Tat war in dieser Phase gering Als ein Organ freireligioser Kreise und weniger als eine kulturpolitische Zeitschrift geltend gelang es ihr nicht mehr als tausend Abonnenten zu interessieren Lebensreformerisch 1912 1918 BearbeitenIm Oktober 1912 ubernahm der Jenaer Verleger Eugen Diederichs das Blatt dessen Auflage zu dieser Zeit lediglich verlustbringende 1000 Exemplare betrug Es wurde inhaltlich neu ausgerichtet was im neuen Untertitel Eine sozial religiose Monatsschrift zum Ausdruck kam Diederichs formulierte sein Ziel Aus der Tat soll eine Kulturzeitschrift gemacht werden die uber ihre bisherige religios ethische Grundlage hinausgeht Wenig spater wurde der Untertitel erweitert und lautete nun Sozial religiose Monatsschrift fur deutsche Kultur Da Horneffers Konzeption von einem Blatt des Freimaurertums und Diederichs Vorstellung von einer Zeitschrift die sowohl ein Podium fur seine Verlagsautoren wie auch Sprachrohr fur neue Ideen von Volk und Staat werden sollte sich nicht miteinander vertrugen verliess Horneffer die Tat im April 1916 Im gleichen Monat wurde Diederichs alleiniger Herausgeber Die Zeitschrift hiess nun bis auf weiteres Die Tat Monatsschrift fur die Zukunft deutscher Kultur Diederichs Ziel war es aus der Monatsschrift ein Forum zukunftiger Kultur zu machen 2 Unter dem Einfluss des deutschen Idealismus und einer Vertiefung des nationalen Gefuhls nach dem Vorbild Lagardes leitete und pragte Eugen Diederichs die Tat das nachste Jahrzehnt lang und machte sie zu einem Forum fur seine personlichen Ideen von einem nationalen Volkstum auf religioser Basis von einem deutschen Volksstaat nationaler Mystik und radikalem Antiliberalismus Die Tat war dabei keine volkische Zeitschrift nach Art der primitiven volkischen Gruppierungen der Weimarer Zeit sondern gebardete sich anspruchsvoller esoterischer und kultivierter als diese Kurt Sontheimer unterstellte ihr dabei einen antiliberalen antihumanitaren antizivilisatorischen und antiwestlichen Affekt 3 Bildungsburgerlich 1918 1929 BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg kennzeichnet eine zum Programm erhobene Programmlosigkeit Hanke Hubinger das Blatt es setzte aber doch besondere Akzente bei den Themen Bildung Religion und Volk Spatestens 1927 geriet das Blatt in eine schwere Krise die sich in sinkenden Abonnentenzahl widerspiegelte Die Kritik an der Konzeption Diederichs wurde starker die junge Leserschicht die Diederichs ansprechen wollte verlangte konkrete Ziele und nicht abstrakte Leitideen 1928 ubergab Diederichs die Schriftleitung an den Germanisten Adam Kuckhoff in dem er den Mann gefunden zu haben glaubte der die junge Generation an die Tat heranfuhren konnte Kuckhoff steuerte jedoch unterstutzt von dem Theologen Heinrich Getzeny einen Kurs gegen den Romantizismus der Diederichs Vorstellungen nicht mehr entsprach Die Zusammenarbeit dauerte daher nicht lange Allerdings wurde zu ihrem Beginn die aussere Gestaltung in neusachlichem Stil modernisiert und auch der Untertitel wechselte erneut diesmal in Monatsschrift zur Gestaltung neuer Wirklichkeit Jungkonservative Phase 1929 1933 BearbeitenIm September 1929 ubernahm Hans Zehrer die Leitung des Blattes und machte es zusammen mit Ernst Wilhelm Eschmann Ferdinand Fried Giselher Wirsing zum einflussreichen Organ des jungkonservativen Tat Kreises Mit einer Auflage von knapp 30 000 Exemplaren erreichte es in dieser Zeit etwa doppelt so viele Leser wie die radikaldemokratische Wochenzeitschrift Die Weltbuhne Weitere Autoren der TAT zu dieser Zeit waren der Padagoge Horst Gruneberg der politisierende Zahnarzt Hellmuth Elbrechter und der Militarpublizist Friedrich Wilhelm von Oertzen Viele andere Autorennamen der Tat Artikel sind dagegen Pseudonyme die die oben genannten Mitglieder des Tat Kreises benutzten um nach aussen einen grossen Redaktionsstab vorzutauschen Die Ziele des Tat Kreises sind in dieser Zeit ein eigentumliches Konglomerat aus linken und rechten Positionen Kapitalismuskritik verbindet sich mit dem Ruf nach nationaler Autarkie und der Forderung nach einer neuen Elite Der grosse Zuspruch den diese Zeitschrift erfuhr veranlasste den Verleger Gottfried Bermann Fischer als Gegenmassnahme in seinem Verlag Peter Suhrkamp einzustellen Er sollte die im S Fischer Verlag erscheinende Zeitschrift Neue Rundschau auf einen starker weltanschaulich gerichteten Kurs bringen und so der Tat Paroli bieten 4 In der Offentlichkeit wurde der Tat grosste Aufmerksamkeit zuteil Siegfried Kracauer beobachtete 1931 Die Zeitschrift Die Tat hat heute gerade unter den Intellektuellen der Mittelschichten einen starken Anhang Er erklart sich nicht nur daraus dass der Tat Kreis bewusst fur die praktischen und ideologischen Interessen dieser Schichten eintritt sondern auch aus seiner Kampfweise selber Sie ist von einem Format dessen die deutsche Intelligenz entwohnt war Das Berliner Tageblatt stellte im selben Jahr bereits eine bedenkliche Nachbarschaft des Tat Kreises zu den nationalen und antikapitalistischen Gedankengangen der Gruppe Strasser fest Ebbo Demant resumierte spater in seiner Untersuchung des Tat Kreises dass insbesondere das Tageblatt bald dazu uberging mit aller Scharfe das leere Phrasen Geklinge des TAT Kreises in Grund und Boden zu verdammen diesen als literarische Schutzgarde der Nationalsozialismus zu klassifizieren und seine Mitglieder als Edel Nazis oder Salon Nazis einzuordnen Der Schriftsteller Carl von Ossietzky stellte wiederum im November 1932 in der Weltbuhne die folgende Analyse des Tat Kreises vor Neben Otto Strasser und Ernst Junger reprasentiert der Mitarbeiterkreis der Tat heute am deutlichsten die Verwirrung liberalistischer Burger die sich vor dem drohenden okonomischen Weltuntergang laut schreiend und mit ekstatischen Gebarden dem Rechtsradikalismus in die Arme werfen 5 Auslandische Korrespondenten wie Sefton Delmer Dorothy Thompson Edgar A Mowrer und Alexander Lipianski machten Die Tat und den Tat Kreis ferner auch ausserhalb Deutschlands bekannt und werteten ihn als das reprasentative Organ des jungen Deutschland beziehungsweise die fuhrende politische Zeitschrift des Landes 6 Nach der Machtubergabe 1933 1939 BearbeitenZehrer wurde im Oktober 1933 als Herausgeber abgesetzt Der Anpassungskurs des mittlerweile der SS beigetretenen Giselher Wirsing liess das Blatt zur Bedeutungslosigkeit herabsinken Im Jahre 1939 erhielt es den neuen Titel Das XX Jahrhundert Es wurde vereinigt mit der Zeitschrift Ostmark der Verlag blieb der gleiche Mit Herausgeber war jetzt Ernst Wilhelm Eschmann Das Blatt wurde 1944 eingestellt Autoren dieser Zeit waren neben den beiden Herausgebern z B Wolfgang Hopker der Anthroposoph Otto Julius Hartmann 7 Heinrich Anacker Otto Kummel Hans Bethge Erica Dieckerhoff Fritz Meurer Hans Heidrich Joseph Martin Bauer Georg Brautigam 8 Bruno Brehm Edwin Erich Dwinger Detta Friedrich und Erwin Guido Kolbenheyer Tat Flugschriften Auswahl Bearbeiten nbsp Signet der Tat Schriften 1931 Friedrich Gogarten Religion und Volkstum Jena Diederichs 1915 Tat Flugschriften 5 Hermann Herrigel Volksbildung und Volksbibliothek Eine Abrechnung Jena Diederichs 1916 Tat Flugschriften 14 Max Maurenbrecher Neue Staatsgesinnung Jena Diederichs 1916 Tat Flugschriften 17 Wilhelm Rein Zur Neugestaltung unseres Bildungswesens Jena Diederichs 1917 Tat Flugschriften 19 Georg Schmidt Rohr Unsere Muttersprache als Waffe und Werkzeug des deutschen Gedankens Jena Diederichs 1917 Tat Flugschriften 20 Eduard Weitsch Was soll eine deutsche Volkshochschule sein und leisten Ein Programm Jena Diederichs 1918 Tat Flugschriften 27 Paul Natorp Student und Weltanschauung Jena Diederichs 1918 Tat Flugschriften 29 Literatur BearbeitenHans Brunzel Die Tat 1918 1933 Diss phil Bonn 1952 Irmgard Heidler Der Verleger Eugen Diederichs und seine Welt 1896 1930 Mainzer Studien zur Buchwissenschaft Bd 8 Wiesbaden 1998 Hans Henneke Ulrich Unfried und der Tat Kreis in Criticon 182 183 2004 S 43 46 Edith Hanke amp Gangolf Hubinger Von der Tat Gemeinde zum Tat Kreis Die Entwicklung einer Kulturzeitschrift in Gangolf Hubinger Hg Versammlungsort moderner Geister Der Eugen Diederichs Verlag Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme Munchen 1996 S 299 334 Klaus Fritzsche Politische Romantik und Gegenrevolution Fluchtwege in der Krise der burgerlichen Gesellschaft Das Beispiel des Tat Kreises Frankfurt a M 1976 Kurt Sontheimer Der Tatkreis in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 7 Heft 3 1959 S 229 260 PDF Siegfried Kracauer Aufruhr der Mittelschichten Eine Auseinandersetzung mit dem Tat Kreis 1931 in Ders Schriften Bd 5 2 Frankfurt Main 1990 S 405 424 Stefan Breuer Anatomie der Konservativen Revolution Darmstadt 1993 Alfred Weber Ausgewahlte Briefwechsel Alfred Weber Gesamtausgabe hg von Eberhard Demm und Hartmut Soell Marburg 2003 Eugen Diederichs Leben und Werk Ausgewahlte Briefe und Aufzeichnungen hg von Lulu von Strauss und Torney Diederichs Jena 1936 Marino Pulliero Une modernite explosive La revue Die Tat dans les renouveaux religieux culturels et politiques de l Allemagne d avant 1914 1918 Genf 2008Digitalisate Bearbeiten1 Jahrg Heft 1 April 1909 bis Heft 12 Marz 1910 3 Jahrg Heft 1 April 1911 bis Heft 12 Marz 1912 4 Jahrg Heft 1 April 1912 bis Heft 12 Marz 1913Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Tat Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Horneffer Unsere Ziele in Die Tat 1 Jg Heft 1 April 1909 S 1 Online Fritzsche Politische Romantik S 45 Sontheimer Tatkreis S 231 Siehe dazu Peter de Mendelssohn S Fischer und sein Verlag S Fischer Verlag Frankfurt Main 1986 S 1246 f Nachweise zu den Zitaten in diesem Absatz ausser Kracauer bei Ebbo Demant Von Schleicher zu Springer Hans Zehrer als politischer Publizist v Hase amp Koehler Verlag Mainz 1971 S 77 Demant Von Schleicher zu Springer S 77 28 Februar 1895 in Graz 28 Dezember 1989 promovierte 1944 1945 an der Universitat Tubingen mehr nicht bekanntNormdaten Werk GND 4149700 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Tat Monatszeitschrift amp oldid 231562903