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Die Deutsche Hochschule fur Politik DHfP war eine am 24 Oktober 1920 eroffnete private Hochschule in Berlin Sie ging hervor aus der Staatsburgerschule die Friedrich Naumann 1918 ins Leben gerufen hatte 1940 wurde sie in die Auslandswissenschaftliche Fakultat der Friedrich Wilhelms Universitat eingefugt 1948 neu gegrundet und 1959 in das Otto Suhr Institut der Freien Universitat Berlin umgewandelt Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Weimarer Republik 3 Nationalsozialismus 3 1 Werdegang bis 1940 3 2 Integration in Auslandswissenschaftliche Fakultat und Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut DAWI 4 Nachkriegszeit 5 Erinnerung 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAufgaben Bearbeiten nbsp Carl Heinrich Becker 1925 Die DHfP sollte aus einem liberalen Geist heraus die elementaren Grundsatze eines demokratischen Gemeinwesens in Deutschland etablieren und die noch junge Weimarer Republik in diesem Sinne gegen antidemokratische Tendenzen festigen helfen Politikwissenschaft wurde zu dieser Zeit noch als Demokratiewissenschaft verstanden und bezeichnet Vorgangereinrichtung der Hochschule fur Politik war die 1918 gegrundete Staatsburgerschule in Berlin Forderer bzw Mitglieder des Grundungskuratoriums waren u a Walter Simons Ernst Jackh Friedrich Naumann Friedrich Meinecke Max Weber Hugo Preuss Gertrud Baumer und Moritz Julius Bonn Einen wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Grundung der neuen Hochschule hatte der preussische Kultusminister Bildungsreformer und Islamwissenschaftler Carl Heinrich Becker Weimarer Republik BearbeitenVorlesungen und Seminare fur die ersten 120 Studenten fanden anfangs lediglich am Abend mit uberwiegend nebenamtlichen Honorardozenten statt Schwerpunktbereiche waren zunachst 1 Allgemeine Politik Politische Geschichte und Politische Soziologie 2 Aussenpolitik und Auslandskunde 3 Innenpolitik einschliesslich Kulturpolitik und Pressewesen sowie 4 Rechtsgrundlagen bzw 5 Wirtschaftsgrundlagen der Politik Mit steigenden Studentenzahlen erhohte sich in den Folgejahren der Anteil der hauptamtlichen Dozenten sowie der Lehrstuhle Ein Abschlussdiplom der Hochschule fur Politik konnte aufgrund der Schwierigkeiten die Ausbildung zu akademisieren erst ab Mitte der zwanziger Jahre erworben werden Zu den Lehrenden gehorten u a die Frauenrechtlerin Gertrud Baumer die Politiker Carl Heinrich Becker Rudolf Breitscheid Rudolf Hilferding Ernst Niekisch und Wilhelm Heile er war der erste Rektor der Staatsburgerschule und bis 1933 Dozent fur Staatswissenschaften die Publizisten Georg Cleinow Ernst Jackh und Theodor Heuss der Politikwissenschaftler Adolf Grabowsky der Staatsrechtler Hermann Heller die Soziologen Albert Salomon und Max Hildebert Boehm die Historiker Hans Delbruck Hajo Holborn Eckart Kehr Veit Valentin die Juristen Hermann Punder Bill Drews und Arnold Brecht der Wirtschaftswissenschaftler Hans Staudingersowie die Reichsminister Walther Rathenau und Walter Simons Dessen Sohn Hans Simons leitete zeitweilig die Hochschule und nahm ebenfalls Lehraufgaben wahr Nationalsozialismus BearbeitenWerdegang bis 1940 Bearbeiten nbsp Fuhrererlass uber die Errichtung der Hochschule fur Politik vom 30 September 1937Ein Teil der Dozenten der DHfP emigrierte 1933 um sich den Repressionen des NS Staates gegen politische Gegner und Juden zu entziehen Im Marz 1933 ubernahm das neue Reichspropagandaministerium die Kontrolle uber die Deutsche Hochschule fur Politik Im Mai ubertrug das Ministerium dem dortigen Referenten Paul Meier der schon 1927 der NSDAP beigetreten war die Leitung zunachst kommissarisch Im November 1933 wurde er von Joseph Goebbels offiziell als Prasident eingesetzt Meier nannte sich seitdem Meier Benneckenstein 1 Geschaftsfuhrer wurde in der Folgezeit der politische Schriftsteller Peter Kleist seit 1931 Mitglied der NSDAP 2 Wahrend des Nationalsozialismus wurde die gleichgeschaltete Hochschule im Jahr 1937 eine Reichsanstalt mit dem Namen Hochschule fur Politik Dem Nationalsozialismus am nachsten standen die volkisch konservativen Lehrkrafte die aus dem Politischen Kolleg stammten Dieses hatte 1927 eine Arbeitsgemeinschaft mit der DHfP begrundet Von da an war der Lehrkorper zerrissen es wurde kein einheitliches Konzept entwickelt Die politische Wissenschaft wurde dann auf Aussenpolitik und die sogenannte Auslandswissenschaft begrenzt und damit Teil des ideologischen Apparats der nationalsozialistischen Aussenpolitik Johann von Leers wurde 1933 der Leiter der Abteilung fur Aussenpolitik und Auslandskunde Zum Sommersemester 1934 richtete die nationalsozialistische Akademie fur Deutsches Recht Hans Franks einen Lehrstuhl an der Hochschule fur Politik ein Am 16 Mai 1934 hielt Hans Frank die Eroffnungsrede in der neuen Aula der Universitat Berlin Die ersten Redner dieser Stiftungsprofessur waren Staatssekretar Roland Freisler Carl Schmitt Rudolf Schraut und Viktor Bruns 3 Integration in Auslandswissenschaftliche Fakultat und Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut DAWI Bearbeiten 1940 wurde die Deutsche Hochschule fur Politik zusammen mit dem Seminar fur Orientalische Sprachen das schon 1935 zur Auslandhochschule der Universitat Berlin geworden war verschmolzen und in die neugegrundete Auslandswissenschaftliche Fakultat der Universitat eingefugt Dekan wurde der 30 jahrige Franz Alfred Six Neben seiner Funktion als Dekan leitete Six auch das eng mit der Fakultat verflochtene und personell weitgehend identische Deutsche Auslandswissenschaftliche Institut DAWI zu dessen Aufgaben die ideologische Schulung im Kontext auswartiger Beziehungen gehorte Ferner diente das Institut als Auslands Auskunftsstelle fur Partei und Regierungsorgane 4 Six war ein SS Intellektueller der zur Funktionselite der NSDAP gehorte er arbeitete zugleich als Vorgesetzter Adolf Eichmanns im Reichssicherheitshauptamt an der Judenvernichtung Ein anderer fuhrender Nationalsozialist der Hochschule fur Politik war der Soziologe und Geopolitiker Karl Heinz Pfeffer der Six als Dekan abloste Auch antikolonialistische meist indische und arabische Studenten studierten hier bis 1945 Zu dieser Fakultat gehorte auch das der NSDAP unterstehende Institut fur Aussenpolitische Forschung unter Friedrich Berber Zu den Dozenten der Auslandswissenschaftlichen Fakultat gehorten auch Albrecht Haushofer Ernst Wilhelm Eschmann Werner Schmidt Arvid Harnack und Mildred Harnack 5 Studenten an dieser Fakultat waren u a Ursula Besser Eva Maria Buch Ursula Goetze Horst Heilmann Rainer Hildebrandt Bohdan Osadczuk Pseudonym Alexander Korab Harro Schulze Boysen und Fritz Steppat Weitere Autoren in den Publikationen der NS Institute im Umfeld der Hochschule meist in den Hamburger Monatsheften fur auswartige Politik 6 waren Karl Megerle 7 haufig Giselher Wirsing sowie Karl Kerkhof 8 Ein zentrales Publikationsorgan war die Zeitschrift fur Politik die zu dieser Zeit im Carl Heymanns Verlag erschien Weitere Reihen und Monographien von assoziierten Autoren erschienen im Junker und Dunnhaupt Verlag Berlin Der Anteil der NSDAP Parteimitglieder dieser Fakultat betrug 65 doppelt so viel wie an anderen Berliner Hochschulinstituten Universitat Berlin 38 Philosophische Fakultat 31 Sie arbeitete eng mit dem staatlichen Deutschen Auslandswissenschaftlichen Institut DAWI des Reichsministeriums fur Volksbildung zusammen Leiter des DAWI war ebenfalls Six der in einer dritten Funktion noch Fuhrer einer Kulturpolitischen Abteilung des AA war ein typischer nationalsozialistischer Multifunktionar Einen guten Uberblick uber die Protagonisten des Six Instituts DAWI liefert das Autorenverzeichnis des mit 1248 Seiten umfangreichen Jahrbuches der Weltpolitik 1944 mit ca 40 verschiedenen Autoren Hier traf sich alles was in der nationalsozialistischen Kriegs und Aussenpolitik bzw bei deren wissenschaftlicher Untermauerung in Zukunft Karriere machen wollte Nachkriegszeit BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst 1948 erfolgte die Wiederbegrundung der Deutschen Hochschule fur Politik unter dem Sozialdemokraten Otto Suhr Mit der Umwandlung der Hochschule in das 1959 neu gegrundete Otto Suhr Institut vollzog sich die Integration in die Freie Universitat Berlin und der Umzug nach Berlin Dahlem In das reprasentative ehemalige Gebaude in Schoneberg zog 1971 die Fachhochschule fur Wirtschaft Berlin Die ehemaligen Nationalsozialisten fanden nach Gideon Botsch eine neue Heimat in der 1951 gegrundeten Auslandswissenschaftlichen Gesellschaft So publizierte dort Gerhard von Mende der fur die muslimischen SS Truppen des Mufti zustandig gewesen war und seine padagogischen Instruktionen als Direktor in der Bundeszentrale fur politische Bildung mit einer leicht geanderten Zielgruppe fortsetzte Eine Ausnahme machte Herbert Scurla fruher Dozent und Beiratsmitglied am DAWI der nach 1945 als Kulturbundfunktionar Schriftsteller und Journalist eine zweite Karriere in der SBZ DDR startete und hier hoch geehrt wurde unter anderem 1974 mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Gold Erinnerung BearbeitenEine Ausstellung von Siegfried Mielke und seinen Mitarbeitern uber Studenten und Dozenten der DHfP die in der Zeit der NS Diktatur in Widerstandsgruppen aktiv waren wurde am 14 Juni 2008 im Foyer des OSI von Bundestagsvizeprasident Wolfgang Thierse eroffnet 9 Inzwischen wird die Schau auch an anderen Orten gezeigt Ausstellung und Begleitbuch geben einen Uberblick uber die Entwicklung der Hochschule Im Mittelpunkt stehen mehrere Dutzend Biografien von Dozenten und Studenten die im Widerstand oder in der Emigration in unterschiedlichen Gruppierungen gegen den Nationalsozialismus gekampft haben Die Biografien belegen einen Zusammenhang zwischen der demokratischen Orientierung der Hochschule und dem politischen Engagement vieler ihrer Dozenten und Studierenden gegen den NS Staat Wahrend bereits zur Jahreswende 1932 33 an den deutschen Universitaten Dozenten und Studierende in grossen Scharen zu den Nationalsozialisten uberliefen blieb an der DHfP die Mehrheit der Dozenten und Studierenden den demokratischen Grundungsintentionen treu Nach Angaben der Autoren sei dies einzigartig in der Hochschullandschaft Einzigartig sei auch die grosse Anzahl an Dozenten und Studierenden die sich Widerstandsgruppen anschloss oder aus der Emigration das NS System bekampfte Quellen BearbeitenErwin Mai Franzosische Kolonialpolitik Ziele Methoden Probleme Junker amp Dunnhaupt Berlin 1940 Schriften des Deutschen Instituts fur aussenpolitische Forschung Heft 68 zugleich Frankreich gegen die Zivilisation Heft 13 Die Zivilisation Reihe umfasste 25 Hefte Hrsg von Karl Epting unter dem Pseudonym Matthias Schwabe Siehe auch Ernst Anrich Fur weitere Veroffentlichungen der Hochschule und mit ihr verbundener Autoren siehe Junker und Dunnhaupt Verlag Berlin Literatur BearbeitenGideon Botsch Politische Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg Die deutschen Auslandswissenschaften im Einsatz 1940 1945 Schoningh Paderborn 2006 ISBN 3 506 71358 2 Rainer Eisfeld Ausgeburgert und doch angebraunt Deutsche Politikwissenschaft 1920 1945 Nomos Baden Baden 1991 ISBN 3 7890 2393 0 Ernst Haiger Politikwissenschaft und Auslandswissenschaft im Dritten Reich Deutsche Hochschule fur Politik 1933 1939 und Auslandswissenschaftliche Fakultat der Berliner Universitat 1940 1945 In Gerhard Gohler Bodo Zeuner Hrsg Kontinuitaten und Bruche in der deutschen Politikwissenschaft Nomos Baden Baden 1991 S 94 136 Steven D Korenblat A School for the Republic Cosmopolitans and Their Enemies at the Deutsche Hochschule fur Politik 1920 1933 In Central European History 39 2006 Nr 3 S 394 430 doi 10 1017 S0008938906000148 Detlef Lehnert Politik als Wissenschaft Beitrage zur Institutionalisierung einer Fachdisziplin in Forschung und Lehre der Deutschen Hochschule fur Politik 1920 1933 In Politische Vierteljahresschrift Bd 30 Nr 3 September 1989 S 443 465 Felix Ludwig Prediger der Demokratie Die Deutsche Hochschule fur Politik und die politische Bildung in West Berlin 1949 1972 74 Gebruder Mann Berlin 2023 ISBN 978 3 7861 2897 7 Siegfried Mielke Hrsg unter Mitarbeit von Marion Goers Stefan Heinz Matthias Oden Sebastian Bodecker Einzigartig Dozenten Studierende und Reprasentanten der Deutschen Hochschule fur Politik 1920 1933 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Lukas Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 86732 032 0 Antonio Missiroli Die Deutsche Hochschule fur Politik Comdok St Augustin 1988 ISBN 3 89351 017 6 Schriften der Friedrich Naumann Stiftung Liberale Texte uber die Weimarer Zeit Erich Nickel Politik und Politikwissenschaft in der Weimarer Republik Rotschild Berlin 2004 ISBN 3 9809839 0 0 Rezension Weblinks BearbeitenOtto Suhr Institut der Freien Universitat Berlin Jurgen Frolich Der Auftakt der liberalen Erwachsenenbildung Vor 100 Jahren Die von Friedrich Naumann gegrundete Staatsburgerschule nimmt in Berlin ihren Lehrbetrieb auf In freiheit org 7 Mai 2018 Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zu Deutsche Hochschule fur Politik in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Bleek Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland S 230 Vorschau in der Google Buchsuche Paul Meier Benneckenstein Vorwort zu Joseph Goebbels Der Faschismus und seine praktischen Ergebnisse Schriften der DHfP Heft 1 Berlin 1934 Wir wollen Verstandnis fur die Regierung Adolf Hitler vermitteln Der weiteren Durchdringung des deutschen Volkes mit nationalsozialistischem Gedankengut und der Erziehung im Geiste der Volksgemeinschaft sollen die Schriften der DHfP dienen S 5 Meier Benneckenstein war zugleich Mitherausgeber der Zeitschrift fur Politik Andreas Zellhuber Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu Das Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941 1945 Vogel Munchen 2006 S 74 Deutsche Justiz Rechtspflege und Rechtspolitik Amtliches Organ des Reichsministers der Justiz des Preussischen Justizministers und des Bayerischen Justizministers 96 Jg Heft 17 27 April 1934 S 557 Gideon Botsch Politische Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg die Deutschen Auslandswissenschaften im Einsatz 1940 1945 Ferdinand Schoningh Paderborn 2006 S 13 74 Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut Berlin auf provenienz gbv de abgerufen am 14 Oktober 2015 Eine vollstandige Liste aller Dozenten der DHfP in Gideon Botsch Politische Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg Die deutschen Auslandswissenschaften im Einsatz 1940 1945 Schoningh Paderborn 2006 S 247 ff Mehrmals variierende Namen der Publikationen und der Verlage deuten moglicherweise auf institutionelle Unsicherheiten der Protagonisten hin wie sie ihre Plane am besten vertreten konnten Karl Magerle Deutschland und das Ende der Tschecho Slowakei Aufsatz im August 1939 OCLC 718854881 Aus Monatshefte fur auswartige Politik In Gemeinschaft mit dem Hamburger Institut fur Auswartige Politik hrsg vom Deutschen Institut fur Aussenpolitische Forschung Berlin Essener Verlagsanstalt Essen u a 1939 ZDB ID 547611 2 Karl Kerkhof Das Versailler Diktat und die deutsche Wissenschaft Ein Beitrag zur Geschichte der internationalen Organisationen Aufsatz im November 1940 Der Tagesspiegel 14 Juni 2008 S B3 Normdaten Korperschaft GND 64499 7 lobid OGND AKS LCCN n50026310 VIAF 123757045 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Hochschule fur Politik amp oldid 237326197