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Ein Wienerprozess nach dem US amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener oder Wienerscher Prozess ist ein zeitstetiger stochastischer Prozess der normalverteilte unabhangige Zuwachse hat Er stellt ein mathematisches Modell fur die brownsche Bewegung dar und wird deswegen selbst haufig als brownsche Bewegung bezeichnet Zwei Beispiele fur Pfade eines Standard Wienerprozesses Die grau schraffierte Flache markiert die Standardabweichung Var W t t displaystyle pm sqrt text Var W t pm sqrt t vergleiche Gleichung von Bienayme Seit der Einfuhrung der stochastischen Analysis durch Itō Kiyoshi in den 1940er Jahren spielt der Wienerprozess die zentrale Rolle im Kalkul der zeitstetigen stochastischen Prozesse und dient in vielen Gebieten der Natur und Wirtschaftswissenschaften als Grundlage zur Modellierung zufalliger Entwicklungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Definition 3 Eigenschaften 3 1 Einordnung 3 2 Eigenschaften der Pfade 3 3 Selbstahnlichkeiten Reflexionsprinzip 3 4 Wiener Mass 3 5 Generator 4 Verallgemeinerter Wienerprozess 5 Der mehrdimensionale Fall 6 Zusammenhang zu anderen stochastischen Prozessen 7 Simulation von brownschen Pfaden 7 1 Einfacher Random Walk 7 2 Gaussscher Random Walk 7 3 Brownsche Brucke 7 4 Spektralzerlegung 8 Geometrie 9 Siehe auch 10 Literatur 11 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Thorvald N Thiele nbsp Louis Bachelier1827 beobachtete der schottische Botaniker Robert Brown unter dem Mikroskop wie Pflanzenpollen sich in einem Wassertropfen unregelmassig hin und herbewegten daher der Name brownsche Bewegung 1880 beschrieb der Statistiker und Astronom Thorvald Nicolai Thiele 1838 1910 in Kopenhagen erstmals einen solchen Prozess die Theorie der stochastischen Prozesse war damals noch nicht entwickelt als er wirtschaftliche Zeitreihen und die Verteilung von Residuen bei der Methode der kleinsten Quadrate studierte 1900 griff der franzosische Mathematiker Louis Bachelier 1870 1946 ein Schuler Henri Poincares Thieles Idee auf als er versuchte die Kursbewegungen an der Pariser Borse zu analysieren Beide Ansatze hatten letztendlich nur geringen Einfluss auf die zukunftige Entwicklung des Prozesses zum Teil wohl weil Finanzmathematik damals eine untergeordnete Rolle in der Mathematik spielte heute jedoch gilt sie als Hauptanwendungsgebiet von Wienerprozessen Dennoch bevorzugte z B der Stochastiker William Feller die Bezeichnung Bachelier Wiener Prozess Der Durchbruch kam als Albert Einstein 1905 in seinem annus mirabilis 1 offenbar ohne Kenntnis von Bacheliers Arbeiten und unabhangig von ihm Marian Smoluchowski 1906 2 den Wienerprozess in seiner heutigen Gestalt definierte Einsteins Motivation war es die Bewegung der brownschen Partikel durch die molekulare Struktur des Wassers zu erklaren ein Ansatz der damals ausserst kontrovers war heute aber unbestritten ist und diese Erklarung mathematisch zu untermauern Interessanterweise forderte er dabei eine weitere physikalisch sinnvolle Eigenschaft die Rektifizierbarkeit der Zufallspfade nicht fur sein Modell Obwohl dies bedeutet dass die Partikel in jeder Sekunde eine unendlich lange Strecke zurucklegen konnen was das gesamte Modell theoretisch disqualifiziert bedeutete der einsteinsche Ansatz den Durchbruch sowohl fur die molekulare Theorie als auch fur den stochastischen Prozess Einen Beweis fur die wahrscheinlichkeitstheoretische Existenz des Prozesses blieb Einstein allerdings schuldig Dieser gelang erst 1923 dem US amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener der dabei neue Hilfsmittel von Lebesgue und Borel auf dem Gebiet der Masstheorie nutzen konnte Dennoch war sein Beweis so lang und kompliziert dass ihn wohl nur eine Handvoll Zeitgenossen verstehen konnten Von Itō Kiyoshi ist uberliefert dass er einige seiner grossten Fortschritte bei der Entwicklung des stochastischen Integrals bei dem Versuch erreichte Wieners Arbeit nachzuvollziehen Letztendlich war es auch Itō der dem Wienerprozess den Weg von der Physik in andere Wissenschaften ebnete Durch die von ihm aufgestellten stochastischen Differentialgleichungen konnte man die brownsche Bewegung an mehr statistische Probleme anpassen So lost die aus einer stochastischen Differentialgleichung abgeleitete geometrische brownsche Bewegung das Problem dass der Wienerprozess unabhangig von seinem Startwert im Laufe der Zeit fast sicher einmal negative Werte erreicht was fur Aktien unmoglich ist Bacheliers Ansatz war daran letztendlich noch gescheitert Seit der Entwicklung des beruhmten Black Scholes Modells gilt die geometrische brownsche Bewegung daher als Standard Das von den nicht rektifizierbaren Pfaden des Wienerprozesses aufgeworfene Problem bei der Modellierung brownscher Pfade fuhrt zum Ornstein Uhlenbeck Prozess und macht ebenfalls den Bedarf einer Theorie der stochastischen Integration und Differentiation deutlich hier wird nicht die Bewegung sondern die Geschwindigkeit des Teilchen als ein nicht rektifizierbarer vom Wienerprozess abgeleiteter Prozess modelliert aus dem man rektifizierbare Teilchenpfade durch Integration erhalt Heute werden in praktisch allen Natur und vielen Sozialwissenschaften brownsche Bewegungen und verwandte Prozesse als Hilfsmittel verwendet Definition BearbeitenEin Wienerprozess ist ein zeitstetiger stochastischer Prozess der normalverteilte unabhangige Zuwachse hat Ein stochastischer Prozess W t t R displaystyle W t t in mathbb R nbsp auf dem Wahrscheinlichkeitsraum W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp heisst Standard Wienerprozess wenn folgende vier Bedingungen gelten W 0 0 displaystyle W 0 0 nbsp P fast sicher Fur gegebene Zeitpunkte 0 t 0 lt t 1 lt t 2 lt lt t m displaystyle 0 leq t 0 lt t 1 lt t 2 lt dotsb lt t m nbsp sind die Zuwachse W t 1 W t 0 W t 2 W t 1 W t m W t m 1 displaystyle W t 1 W t 0 W t 2 W t 1 dotsc W t m W t m 1 nbsp stochastisch unabhangig Der Wienerprozess hat also unabhangige Zuwachse Fur alle 0 s lt t displaystyle 0 leq s lt t nbsp gilt W t W s N 0 t s displaystyle W t W s sim mathcal N left 0 t s right nbsp Die Zuwachse sind also stationar und normalverteilt mit dem Erwartungswert null und der Varianz t s displaystyle t s nbsp Die einzelnen Pfade sind P fast sicher stetig Der vierte Punkt kann auch aus der Definition insofern gestrichen werden als sich mit dem Stetigkeitssatz von Kolmogorow Tschenzow zeigen lasst dass es unter den o g Voraussetzungen immer eine fast sicher stetige Version des Prozesses gibt Alternativ lasst sich ein Wienerprozess W t t R displaystyle W t t in mathbb R nbsp nach Paul Levy durch folgende zwei Eigenschaften charakterisieren W t displaystyle W t nbsp ist ein stetiges lokales Martingal mit W 0 0 displaystyle W 0 0 nbsp W t 2 t displaystyle W t 2 t nbsp ist ein Martingal Eigenschaften BearbeitenAus der Definition folgt sofort W t N 0 t displaystyle W t sim mathcal N 0 t nbsp Einordnung Bearbeiten Der Wienerprozess zahlt zur Familie der Markowprozesse und dort speziell zur Klasse der Levyprozesse Ausserdem erfullt er die starke Markoweigenschaft Der Wienerprozess ist ein spezieller Gaussprozess mit der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion f W t x 1 2 p t e x 2 2 t displaystyle f W t x frac 1 sqrt 2 pi t e x 2 2t nbsp der Erwartungswertfunktion E W t 0 displaystyle operatorname E W t 0 nbsp der Varianz Var W t t displaystyle operatorname Var W t t nbsp siehe auch Gleichung von Bienayme der Kovarianzfunktion Cov W s W t min s t displaystyle operatorname Cov W s W t min s t nbsp und der Korrelation Korr W s W t Cov W s W t s W s s W t min s t s t min s t t s displaystyle operatorname Korr W s W t frac operatorname Cov W s W t sigma W s sigma W t frac min s t sqrt st min left sqrt frac s t sqrt frac t s right nbsp Der Wienerprozess ist ein Martingal Ist also F t t 0 displaystyle mathcal F t t geq 0 nbsp die von W t t 0 displaystyle W t t geq 0 nbsp erzeugte Filtrierung dann gilt fur die bedingte Erwartung E W t F s W s displaystyle E W t mid mathcal F s W s nbsp fur alle 0 s lt t displaystyle 0 leq s lt t nbsp Der Wienerprozess ist ein Levyprozess mit stetigen Pfaden und konstantem Erwartungswert 0 displaystyle 0 nbsp Eigenschaften der Pfade Bearbeiten Die Pfade eines Wienerprozesses sind fast sicher an keiner Stelle differenzierbar Satz von Paley Wiener Zygmund und fast sicher nicht rektifizierbar Betrachtet man die Menge der nirgends differenzierbaren Pfade in 0 n displaystyle 0 n nbsp so erhalt man eine Menge von der man nicht weiss ob sie messbar ist Allerdings wurde 1961 von Dvoretzky Erdos Kakutani eine Beweismoglichkeit der Nirgends Differenzierbarkeit geliefert bei der man ein Gitter von 1 k k d k displaystyle 1 k dots kd k nbsp uber die brownsche Bewegung konstruiert und zeigt dass die Menge der differenzierbaren Pfade in 3 4 K 1 m 1 n m j 1 n d i j 1 j 3 W i n W i 1 n 7 K n j 1 d k displaystyle bigcup limits K 1 infty bigcup limits m 1 infty bigcap limits n m infty bigcup limits j 1 nd bigcap limits i j 1 j 3 W tfrac i n W tfrac i 1 n leq 7K n quad j 1 dots dk nbsp dd enthalten ist Diese Menge besitzt als ausseres Mass den Wert 0 displaystyle 0 nbsp Die Pfade haben in jedem Intervall s t R displaystyle s t subset mathbb R nbsp fast sicher unendliche Variation Fur die quadratische Variation gilt fast sicher W W t W W t t displaystyle W W t langle W W rangle t t nbsp Uber Asymptotik im Unendlichen und um den Nullpunkt geben die Gesetze des iterierten Logarithmus Auskunft Fur einen Wienerprozess W t t 0 displaystyle W t t geq 0 nbsp gilt das lokale Gesetzt des iterierten Logarithmus lim sup h 0 W t h W t 2 h log log 1 h 1 fast sicher displaystyle limsup h searrow 0 left frac W t h W t sqrt 2h log log frac 1 h right 1 quad text fast sicher nbsp lim inf h 0 W t h W t 2 h log log 1 h 1 fast sicher displaystyle liminf h searrow 0 left frac W t h W t sqrt 2h log log frac 1 h right 1 quad text fast sicher nbsp dd Damit sind die Pfade des Wienerprozesses insbesondere holderstetig zum Exponenten a displaystyle alpha nbsp mit a lt 1 2 displaystyle alpha lt frac 1 2 nbsp jedoch nicht fur a 1 2 displaystyle alpha frac 1 2 nbsp Fur das Bild einer Menge A displaystyle A nbsp unter einem Wienerprozess das heisst fur W A W t t A R d displaystyle W A W t t in A subset mathbb R d nbsp gelten die Dimensionsverdopplungssatze Selbstahnlichkeiten Reflexionsprinzip Bearbeiten nbsp Selbstahnlichkeit unter Streckung der ZeitachseAuch das Negative eines Standard Wienerprozesses also W t t 0 displaystyle W t t geq 0 nbsp ist ein Standard Wienerprozess Allgemeiner gilt auch das Reflexionsprinzip Ein an einer beliebigen Stoppzeit t displaystyle tau nbsp gespiegelter Wienerprozess ist wieder ein Wienerprozess Der gespiegelte Prozess W t displaystyle hat W t nbsp ist dabei wie folgt definiert W t w W t w displaystyle hat W t omega W t omega nbsp falls t t w displaystyle t leq tau omega nbsp und W t w 2 W t w w W t w displaystyle hat W t omega 2W tau omega omega W t omega nbsp falls t gt t w displaystyle t gt tau omega nbsp Der Wienerprozess ist selbstahnlich unter Streckung der Zeitachse d h X t 1 a W a t displaystyle X t tfrac 1 sqrt alpha cdot W alpha cdot t nbsp ist fur jedes a gt 0 displaystyle alpha gt 0 nbsp ein Standard Wienerprozess Inversion der Zeitachse auch X t t W 1 t displaystyle X t tW frac 1 t nbsp ist ein Standard Wienerprozess Verschiebung der Zeitachse Fur jedes deterministische s 0 displaystyle s geq 0 nbsp ist der stochastische Prozess X t W t s W s displaystyle X t W t s W s nbsp ebenfalls ein Wienerprozess hier werden die Zuwachse vom Zeitpunkt s displaystyle s nbsp an betrachtet d h W displaystyle W nbsp erfullt die schwache Markoweigenschaft Wiener Mass Bearbeiten Eine Funktion Y t E T E Y Y t w w t displaystyle Y t E T to E Y mapsto Y t omega omega t nbsp nennt man Koordinaten Abbildung Der dazugehorige Prozess Y Y t t T displaystyle Y Y t t in T nbsp heisst Koordinaten Prozess Das eindeutige Bildmass W P displaystyle W P nbsp fur den Wienerprozess W W C 0 R R d displaystyle W Omega to C 0 mathbb R mathbb R d nbsp auf dem Wienerraum einer unendlichdimensionalen Sphare im Funktionenraum der stetigen Funktionen nennt man Wiener Mass wenn der Koordinaten Prozess eine d displaystyle d nbsp dimensionale Standard Brownsche Bewegung ist 5 Generator Bearbeiten nbsp Eine brownsche Bewegung auf der Kugel Der Generator dieses Prozesses ist mal der Laplace Beltrami Operator auf einer Mannigfaltigkeit hier einer Kugeloberflache Fur den Generator A displaystyle A nbsp eines eindimensionalen Standard Wienerprozesses gilt A f x lim t 0 E f x W t f x t 1 2 f x displaystyle Af x lim limits t downarrow 0 frac E f x W t f x t frac 1 2 f x nbsp das heisst A displaystyle A nbsp ist mal der Operator der zweiten Ableitung Allgemeiner ist der Generator eines mehrdimensionalen Wienerprozesses mal der Laplaceoperator Diese Beziehung kann verwendet werden um Wienerprozesse auch auf anderen Mannigfaltigkeiten wie z B auf einer Kugel siehe Bild zu definieren namlich als Markowprozess mit dem Laplace Beltrami Operator als Generator Fur die Konstruktion der brownschen Bewegung auf einer Mannigfaltigkeit braucht man allerdings zusatzliche geometrische Strukturen und Bochners horizontalen Laplace Operator welcher in der stochastischen Differentialgeometrie behandelt wird Verallgemeinerter Wienerprozess BearbeitenIst W t displaystyle W t nbsp ein Standard Wienerprozess so nennt man den stochastischen Prozess X t m t s W t displaystyle X t mu t sigma W t nbsp brownsche Bewegung mit Drift m displaystyle mu nbsp und Volatilitat s displaystyle sigma nbsp Damit lassen sich auch stochastische Prozesse darstellen die tendenziell eher fallen m lt 0 displaystyle mu lt 0 nbsp oder tendenziell eher steigen m gt 0 displaystyle mu gt 0 nbsp Dabei gilt X t X s N m t s s 2 t s displaystyle X t X s sim mathcal N left mu t s sigma 2 left t s right right nbsp Auch allgemeine Wienerprozesse sind Markow und Levyprozesse aber die Martingaleigenschaft gilt nur noch in abgeschwachter Form Ist m 0 displaystyle mu leq 0 nbsp so ist X t displaystyle X t nbsp ein Supermartingal ist m 0 displaystyle mu geq 0 nbsp so ist X t displaystyle X t nbsp ein Submartingal Fur m 0 displaystyle mu 0 nbsp ist X t displaystyle X t nbsp ein Martingal Der mehrdimensionale Fall Bearbeiten nbsp Beispiel 75 Schritte einer Realisierung eines Gaussschen Random Walks als Annaherung an eine zweidimensionale brownsche Bewegung So ahnlich konnte sich auch das Partikel unter Browns Mikroskop bewegt haben Ein mehrdimensionaler stochastischer Prozess W t W 1 t W 2 t W n t T t 0 displaystyle W t W 1 t W 2 t ldots W n t T t geq 0 nbsp heisst n dimensionaler Standard Wienerprozess oder n dimensionale brownsche Bewegung falls die Koordinaten W i t displaystyle W i t nbsp unabhangige Standard Wienerprozesse sind Die Zuwachse W t W s displaystyle W t W s nbsp sind dann ebenfalls unabhangig und N 0 t s I n displaystyle mathcal N 0 t s I n nbsp verteilt n dimensionale Normalverteilung wobei I n displaystyle I n nbsp die Einheitsmatrix der Dimension n ist Der n dimensionale Wienerprozess hat eine besonders schone Eigenschaft die ihn von den meisten anderen mehrdimensionalen Prozessen abhebt und die ihn fur die Modellierung des brownschen Partikels pradestiniert Er ist invariant unter Drehungen der Koordinatenachsen Das bedeutet dass fur jede orthogonale Matrix Q R n n displaystyle Q in mathbb R n times n nbsp der gedrehte oder gespiegelte Prozess X t Q W t t 0 displaystyle X t QW t t geq 0 nbsp genau dieselbe Verteilung wie W t displaystyle W t nbsp besitzt Genau wie die eindimensionale brownsche Bewegung kann man nun auch die n dimensionale verallgemeinern Fur jeden Vektor m R n displaystyle mu in mathbb R n nbsp und jede Matrix A R n n displaystyle A in mathbb R n times n nbsp wird durch X t m t A W t t 0 displaystyle X t mu t AW t t geq 0 nbsp eine brownsche Bewegung mit Drift m displaystyle mu nbsp und Varianz A A T displaystyle AA T nbsp definiert Dementsprechend gilt X t N m t t A A T displaystyle X t sim mathcal N mu t tAA T nbsp Hierbei konnen die einzelnen Koordinaten also auch miteinander korreliert sein Zusammenhang zu anderen stochastischen Prozessen BearbeitenIst X t t 0 displaystyle X t t geq 0 nbsp eine geometrische brownsche Bewegung so ist W t ln X t displaystyle W t ln X t nbsp eine brownsche Bewegung mit Drift Andererseits kann man aus jedem Wienerprozess X t t 0 displaystyle X t t geq 0 nbsp mit Drift m displaystyle mu nbsp und Volatilitat s displaystyle sigma nbsp durch Y t e X t s 2 t 2 displaystyle Y t mathrm e X t frac sigma 2 t 2 nbsp eine geometrische brownsche Bewegung gewinnen Mit Hilfe des stochastischen Integralbegriffes von Ito lasst sich der Wienerprozess zum Itōprozess verallgemeinern Der symmetrische Random Walk kann als zeitdiskretes Pendant zum Wienerprozess angesehen werden denn es gilt der folgende Konvergenzsatz ist fur n N displaystyle n in mathbb N nbsp der Random Walk R t t T displaystyle R t t in T nbsp auf dem diskreten Zeitgitter T 0 1 n 2 n displaystyle T left 0 tfrac 1 n tfrac 2 n ldots right nbsp so definiert dass R 0 0 displaystyle R 0 0 nbsp gilt und R displaystyle R nbsp sich in jedem Zeitschritt mit Wahrscheinlichkeit 1 2 displaystyle 1 2 nbsp um 1 n displaystyle sqrt tfrac 1 n nbsp nach oben und mit Wahrscheinlichkeit 1 2 displaystyle 1 2 nbsp um 1 n displaystyle sqrt tfrac 1 n nbsp nach unten bewegt so konvergiert R displaystyle R nbsp fur n displaystyle n to infty nbsp gegen einen Standard Wienerprozess fur die Art der Konvergenz siehe Invarianzprinzip von Donsker Ist W t t 0 displaystyle W t t geq 0 nbsp ein Standard Wienerprozess und T gt 0 displaystyle T gt 0 nbsp so ist B t W t t T W T 0 t T displaystyle B t W t tfrac t T W T 0 leq t leq T nbsp eine brownsche Brucke Simulation von brownschen Pfaden BearbeitenUm mit Hilfe von Zufallszahlen Pfade eines Wienerprozesses zu simulieren stehen verschiedene Methoden zur Verfugung die allesamt auf verschiedenen Eigenschaften des Prozesses aufbauen Einfacher Random Walk Bearbeiten Die einfachste Moglichkeit besteht darin die oben erwahnte Konvergenz des einfachen Random Walk gegen einen Wienerprozess auszunutzen Dazu muss man lediglich rademacherverteilte Zufallsvariablen B1 B2 B3 simulieren die untereinander unabhangig sind und jeweils mit Wahrscheinlichkeit 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp die Werte 1 und 1 annehmen Dann kann man zu einer vorgegebenen Schrittweite D t 0 displaystyle Delta t geq 0 nbsp einen Wienerprozess an den Stellen 0 D t 2 D t 3 D t displaystyle 0 Delta t 2 Delta t 3 Delta t ldots nbsp durch W n D t D t i 1 n B i displaystyle W n Delta t approx sqrt Delta t sum i 1 n B i nbsp approximieren Der Vorteil dieser Methode liegt darin dass nur sehr einfach herzustellende rademacherverteilte Zufallsvariablen benotigt werden Allerdings handelt es sich nur um eine Approximation Das Resultat ist kein Gauss Prozess sondern hat quasi binomialverteilte Zustande genauer gesagt ist 1 2 i 1 n B i n displaystyle frac 1 2 left sum i 1 n B i n right nbsp binomial n 0 5 verteilt Um die Normalverteilung hinreichend gut anzunahern muss D t displaystyle Delta t nbsp deshalb sehr klein gewahlt werden Diese Methode ist deshalb nur zu empfehlen wenn man den Prozess ohnehin auf einem sehr feinen Zeitgitter simulieren mochte Gaussscher Random Walk Bearbeiten Die folgende Methode ist dem einfachen Random Walk uberlegen sofern kein besonders feines Zeitgitter benotigt wird da sie den Prozess exakt simuliert d h die resultierenden Zustande stimmen in Verteilung mit denen eines Wienerprozesses uberein W n D t D t i 1 n Z i displaystyle W n Delta t approx sqrt Delta t sum i 1 n Z i nbsp dd wobei Z 1 Z 2 Z 3 displaystyle Z 1 Z 2 Z 3 ldots nbsp unabhangige standardnormalverteilte Zufallszahlen sind beispielsweise erzeugt durch die Polar Methode von Marsaglia Diese als gaussscher Random Walk bezeichnete Diskretisierung ist nur dann von Nachteil wenn die vorhandenen normalverteilten Zufallsvariablen nicht von gleichmassiger Qualitat sind Wenn zum Beispiel Quasi Zufallszahlen verwendet werden weisen spat auftretende Zahlen bisweilen Abhangigkeitsstrukturen auf die das Ergebnis verzerren konnen In einem solchen Fall ist eine der folgenden Methoden vorzuziehen Brownsche Brucke Bearbeiten nbsp Die ersten funf Halbierungsschritte der brownschen Brucke die jeweils neu simulierte Iteration ist rot eingezeichnet Diese auf Paul Levy zuruckgehende Methode 6 die nur am Rande etwas mit dem stochastischen Prozess der Brownschen Brucke zu tun hat nutzt die Kovarianzstruktur des Wienerprozesses aus und legt ein hoheres Gewicht auf fruhe standardnormalverteilte Zufallsvariablen Z 1 Z 2 displaystyle Z 1 Z 2 ldots nbsp Hier wird zuerst W 1 displaystyle W 1 nbsp welches normalverteilt mit Varianz 1 ist durch W 1 Z 1 displaystyle W 1 Z 1 nbsp simuliert Nun wird das Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp schrittweise halbiert und folgender Schritt wiederholt W 1 2 displaystyle W frac 1 2 nbsp ergibt sich als arithmetisches Mittel 1 2 W 0 W 1 displaystyle frac 1 2 W 0 W 1 nbsp plus eine weitere Normalverteilte Zufallsvariable um die Varianz zu korrigieren Also W 1 2 1 2 W 0 W 1 1 2 Z 2 displaystyle W frac 1 2 frac 1 2 W 0 W 1 frac 1 2 Z 2 nbsp Analog W 1 4 1 2 W 0 W 1 2 1 8 Z 3 W 3 4 1 2 W 1 2 W 1 1 8 Z 4 W 1 8 1 2 W 0 W 1 4 1 4 Z 5 displaystyle begin aligned W frac 1 4 amp frac 1 2 W 0 W frac 1 2 frac 1 sqrt 8 Z 3 W frac 3 4 amp frac 1 2 W frac 1 2 W 1 frac 1 sqrt 8 Z 4 W frac 1 8 amp frac 1 2 W 0 W frac 1 4 frac 1 4 Z 5 end aligned nbsp und so weiter Die Faktoren 1 2 1 8 1 4 displaystyle tfrac 1 2 tfrac 1 sqrt 8 tfrac 1 4 ldots nbsp verringern sich dabei in jedem Halbierungsschritt um den Faktor 2 displaystyle sqrt 2 nbsp und sorgen dafur dass die Zustande die richtige Varianz erhalten Um einen Wienerprozess statt auf 0 1 displaystyle 0 1 nbsp auf ein beliebiges Intervall 0 a displaystyle 0 a nbsp auszuweiten kann man nun die oben beschriebene Transformation X t a W t a displaystyle X t sqrt a W frac t a nbsp anwenden X displaystyle X nbsp ist dann ein Wienerprozess auf 0 a displaystyle 0 a nbsp Hintergrund dieser nichtkausalen Modellierung ist dass W t 0 t 1 2 displaystyle W t 0 t 1 2 nbsp bedingt auf W t 0 displaystyle W t 0 nbsp und W t 1 displaystyle W t 1 nbsp wiederum normalverteilt ist Spektralzerlegung Bearbeiten Bei der Spektralzerlegung wird der Wienerprozess in einer Art stochastischer Fourieranalyse als trigonometrische Polynome mit zufalligen Koeffizienten approximiert Sind Z 0 Z 1 Z 2 displaystyle Z 0 Z 1 Z 2 ldots nbsp unabhangig und standardnormalverteilt so konvergiert die Reihe S t Z 0 t k 1 Z k 2 sin k p t k p displaystyle S t Z 0 cdot t sum k 1 infty Z k frac sqrt 2 cdot sin k pi t k pi nbsp gegen einen Wienerprozess Diese Methode konvergiert bezuglich der L2 Norm zwar mit maximaler Geschwindigkeit beinhaltet aber im Gegensatz zur brownschen Brucke viele aufwandige trigonometrische Funktionsauswertungen Daher findet sie vor allem in der Monte Carlo Simulation weniger oft Anwendung Annaherung an einen Wienerprozess durch Fourierreihe nbsp nbsp Geometrie BearbeitenDie ein und zwei dimensionale brownsche Bewegung ist rekurrent in allen hoheren Dimensionen ist sie transient Satz von Polya Irrfahrten Ein betrunkener Mann findet immer heim ein betrunkener Vogel nicht Siehe auch MarkowketteSiehe auch BearbeitenGebrochene Brownsche Bewegung Wurzel Diffusionsprozess Satz von Itō NisioLiteratur BearbeitenAndrei N Borodin Paavo Salminen Handbook of Brownian Motion Facts and Formulae Birkhauser Basel 2002 ISBN 3 7643 6705 9 Ioannis Karatzas Steven E Shreve Brownian Motion and Stochastic Calculus Graduate Texts in Mathematics Springer New York 1997 ISBN 0 387 97655 8 David Meintrup Stefan Schaffler Stochastik Theorie und Anwendungen Springer Berlin Heidelberg 2005 ISBN 3 540 21676 6 Kap 12 S 341 374 P H Muller Hrsg Lexikon der Stochastik Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5 Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 978 3 05 500608 1 Wienerscher Prozess S 495 498 Rene L Schilling Lothar Partzsch Brownian Motion An Introduction to Stochastic Processes De Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 027889 7 John Michael Steele Stochastic Calculus and Financial Applications Springer New York 2000 ISBN 0 387 95016 8 Einzelnachweise Bearbeiten Einstein Albert Uber die von der molekularkinetischen Theorie der Warme geforderte Bewegung von in ruhenden Flussigkeiten suspendierten Teilchen In Annalen der Physik Band 17 1905 S 549 560 doi 10 1002 andp 19053220806 Smoluchowski M Zur kinetischen Theorie der Brownschen Molekularbewegung und der Suspensionen In Annalen der Physik Band 21 1906 S 756 780 bnf fr A Dvoretzky P Erdos S Kakutani Nonincrease Everywhere of the Brownian Motion Process In Berkeley Symposium on Mathematical Statistics and Probability Band 4 2 1961 S 103 116 projecteuclid org Rene L Schilling und Lothar Partzsch Brownian Motion An Introduction to Stochastic Processes De Gruyter Berlin Boston 2012 Daniel Revuz und Marc Yor Continuous Martingales and Brownian Motion In Springer Hrsg Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 293 1999 S 33 41 englisch P Levy Processus stochastiques et mouvement brownien Gauthier Villars Paris 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wienerprozess amp oldid 236967735