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Veitsburg nach der dem heiligen Veit geweihten Burgkapelle ist der neuzeitliche Name der Ravensburg einer mittelalterlichen Hohenburganlage auf dem sogenannten Burgberg 525 m oberhalb von Ravensburg im Landkreis Ravensburg Baden Wurttemberg VeitsburgBagnato BauBagnato BauAlternativname n RavensburgStaat DeutschlandOrt RavensburgEntstehungszeit 930 1088Burgentyp HohenburgErhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhaltenStandische Stellung FreiadligeGeographische Lage 47 47 N 9 37 O 47 777833333333 9 6166666666667 Koordinaten 47 46 40 2 N 9 37 0 OVeitsburg Baden Wurttemberg p3 Die noch intakte Veitsburg auf einem Kupferstich von Merian nach einer Vorlage von ca 1630 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vor und fruhgeschichtliche Besiedlung 1 2 Mittelalterliche Besiedlung 1 3 Welfische Stammburg 1 4 Staufische Hausgutverwaltung 1 5 Nach staufische Zeit 1 6 Heutige Situation 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFur den Namen der Burg gibt es unterschiedliche Erklarungsansatze Einer spricht davon dass die Burg um 930 von einem Rabanus gegrundet worden sei Ein weiterer hebt darauf ab dass es die fruhere Schreibweise Ravenspvrg ohne Unterscheidung von u und v auch als Rauensburg gelesen werden konne und ein der Nordostseite der Burg gegenuberliegender steiler Hang als Rauenegg bezeichnet wird Dass das Rauenegg heute wieder den stadtischen Weinberg beherbergt zeigt allerdings dass sich rau in diesem Fall nicht wie manchmal behauptet auf das Klima beziehen kann Eine andere Interpretation fuhrt den Namen auf die Welfen als Burgherren zuruck die angeblich wegen ihres schwarzen Haars auch Raben genannt worden seien und die um 1050 ihre Stammburg vom benachbarten Altdorf auf den strategisch gunstig gelegenen Burgberg von Ravensburg verlegten Die Befunde einer im 20 Jahrhundert vorgenommenen Grabung weisen darauf hin dass das Burgplateau jedoch schon viel fruher besiedelt war 1088 wurde der Name Ravensburg erstmals urkundlich genannt Erst seit etwa dem 18 Jahrhundert taucht zunehmend in Anlehnung an die St Veit gewidmete fruhere Burgkapelle zeitweise auch Wallfahrtsziel die Bezeichnung Veitsberg oder Veitsburg auf zuvor wurde meist zur Unterscheidung von der Stadt Ravensburg einfach vom Burgberg gesprochen Vor und fruhgeschichtliche Besiedlung Bearbeiten Grabungs und Lesefunde auf dem Burgberg belegen eine vor und fruhgeschichtliche Besiedlung von der Jungsteinzeit uber die fruhe und mittlere Bronzezeit sowie die spatere Urnenfelder und Hallstattzeit wahrend fur die romische Epoche bislang keine Siedlungstatigkeit nachgewiesen werden konnte obwohl es Einzelfunde aus jener Zeit gibt Eindeutige Hinweise auf Befestigungen aus dieser Zeit konnten jedoch nicht gefunden werden es bleibt daher offen ob diese fruhen Hohensiedlungen bereits befestigt waren Allerdings durfte sich die vorgeschichtliche Siedlung uber die ganze Gipfelflache erstreckt haben eventuell auch ein Stuck den etwas weniger steilen westlichen Hang hinunter Mittelalterliche Besiedlung Bearbeiten Weder die 1980 noch die 2006 erfolgten Grabungen erbrachten Hinweise auf eine fruhmittelalterliche Besiedlung vor dem 10 Jahrhundert Eine solche Besiedlung und Befestigung bestand jedoch vermutlich schon zu dem Zeitpunkt als von Welf IV der welfische Herrschaftssitz hierher verlagert wurde Da sich die welfische Familie aber noch bis ins 12 Jahrhundert hinein nach dem alteren Sitz Altdorf nannte lasst sich das genaue Datum der Verlagerung des welfischen Hauptwohnsitzes nicht mehr feststellen Welfische Stammburg Bearbeiten Von der Ravensburg aus verwalteten die Welfen ihre Stammlande im Herzogtum Schwaben Welf IV wurde 1070 zum Herzog von Bayern ernannt sein Enkel Heinrich der Stolze konnte 1137 durch Heirat zusatzlich den Herzogstitel von Sachsen erwerben 1088 setzte Welf IV auf der Ravensburg den Augsburger Bischof Siegfried gefangen heute noch in einer Festzugsgruppe des Historischen Festumzugs beim Rutenfest wiedergegeben Ab 1122 nennen sich die Welfen Herzoge von Ravensburg Heinrich der Schwarze starb 1126 auf der Ravensburg Heinrich der Stolze wies 1127 die Burg seiner Gattin der Kaisertochter Gertrud von Sachsen als Wohnsitz zu Vermutet wird dass 1129 der beruhmte Sohn Heinrichs des Stolzen Heinrich der Lowe auf Schloss Ravensburg geboren wurde Die Ravensburg beherbergte damals offensichtlich auch die herzogliche Hofhaltung bezeugt durch die zugehorigen Hofamter und hatte reprasentativen Charakter Nach dem Tod Heinrichs des Stolzen 1139 fiel die Fuhrung des Hauses der Welfen und die Herrschaft uber die Ravensburg an dessen Bruder Welf VI Herzog von Spoleto Verteidigte er zunachst mit grossem Erfolg die welfischen Interessen verlor er nach dem Tode seines Sohnes Welf VII 1167 aber offenbar das Interesse an der Politik und vermachte schliesslich die Ravensburg mitsamt den ubrigen schwabischen Besitzungen 1178 oder 1179 per Erbvertrag an seinen staufischen Neffen Kaiser Friedrich I Barbarossa Staufische Hausgutverwaltung Bearbeiten Die Ravensburg wurde darauf einer der staufischen Hauptsitze und diente bis 1268 als Sitz der Haus und Reichsgutsverwaltung in Schwaben Die erste Ehefrau Barbarossas wurde nach der Scheidung mit einem Dieto von Ravensburg verheiratet Ihr Grab befindet sich im ehemaligen Kloster Weissenau bei Ravensburg 1203 hielt Philipp von Schwaben hier einen glanzvollen Hoftag ab Auch Friedrich II soll sich zeitweise auf der Ravensburg aufgehalten haben Angeblich brach Konradin der letzte Staufer von Ravensburg zu seinem verhangnisvollen Italienzug auf der mit seiner Hinrichtung 1268 in Neapel endete Die Grabungen von 1980 und 2006 zeigten dass sich die hochmittelalterliche Befestigung von der Nordspitze bis mindestens zum Mittelbereich des Bergplateaus erstreckte und auch das ausserhalb des heutigen Burgbereichs liegende Areal der einstigen Burgkapelle St Veit umfasste heute Bodendenkmal ohne ausserlich sichtbare Baureste Ringmauerreste an der Westkante und eine fehlende Abgrenzung des sicher belegten Burgbereichs nach Suden lassen vermuten dass die Aussenbefestigungen das gesamte Plateau von 220 m Lange und 80 m Breite einschlossen Nach staufische Zeit Bearbeiten Mit dem Erloschen der staufischen Herzogsdynastie kam es zu einem Interregnum in dem das machtige Herzogtum Schwaben zerfiel 1278 schliesslich bestatigte der romisch deutsche Konig Rudolf I aus dem Haus Habsburg die reichsstadtischen Privilegien der Stadt Ravensburg unterhalb der Burg Auf der Burg selbst sass fortan der kaiserliche Landvogt der Reichslandvogtei Schwaben 1315 fanden auf der Ravensburg ein Teil der Hochzeitsfeierlichkeiten fur Friedrich den Schonen und seine Gemahlin Elisabeth von Aragon statt 1 nbsp Federzeichnung von 1525 aus der Weissenauer Bauernkriegschronik von Jakob Murer im Hintergrund links Stadt und Schloss RavensburgIm Jahr 1330 kam die Ravensburg so in die Hande des Kaisers Ludwig der Bayer aus dem Geschlecht der Wittelsbacher der seinen Sohn Stephan II zum Reichslandvogt bestellte und auch selbst vorubergehend auf der Burg logierte Sigismund von Luxemburg Romisch deutscher Konig ab 1411 Kaiser ab 1433 verpfandete die Burg 1415 an den Unterlandvogt Truchsess Hans von Waldburg dass die Pfandsumme 1417 um 500 Rheinische Gulden fl rh aufgestockt wurde lasst umfangliche Baumassnahmen vermuten Eventuell wurde bereits zu dieser Zeit die hochmittelalterliche Anlage auf das heutige weit kleinere Areal an der Nordspitze des Berges reduziert Auf der Ansicht aus der Weissenauer Chronik des Abtes Jakob Murer von 1525 jedenfalls steht die Veitskapelle bereits ausserhalb des Burgrings in der Darstellung als Schloss bezeichnet Die wenigen erhaltenen Darstellungen aus der Zeit vor dem Dreissigjahrigen Krieg zeigen eine reprasentative und zugleich wehrhafte Wohnburg die jedoch nur die nordliche durch steile Hange an drei Seiten gesicherte Halfte des Plateaus einnahm Auch die Darstellungen des Burgfrieds lassen vermuten dass hier einige Obergeschosse abgetragen wurden 1487 ging das Pfand von den Waldburgern an Jakob von Landau uber ungefahr zur selben Zeit wurde auch die Verwaltung der Landvogtei von der Ravensburg ins damals osterreichische Altdorf verlagert 1529 wurden wiederum die Waldburger Inhaber der Pfandschaft an der Reichsburg 1541 Hans von Laubenberg Wagegg 1546 George Gienger aus Ulm 1551 Georg Ilsung aus Augsburg Dieser Georg Ilsung liess auf der Burg umfangreiche Bauarbeiten ausfuhren einschliesslich eines Neubaus des Palas an der Westseite der Burg dessen oberes Stockwerk wegen Bauschaden ganz abgetragen wurde Als festgestellt wurde dass auch die steinernen Grundmauern des Erdgeschosses durch einen fruheren Brand stark geschadigt worden waren wurden auch diese abgetragen Fur einen Neubau reichten aber die von der Innsbrucker Regierung zugestandenen 1900 fl nicht aus worauf Ilsung nochmals eine Erhohung um 400 bis 500 fl beantragte Aus diesem Schreiben sind die damaligen Bauplane bekannt die auf spateren Darstellungen von 1616 1622 und 1625 realisiert worden zu sein scheinen Im Dreissigjahrigen Krieg brannten 1647 die Hauptgebaude der Burg nach dem Abzug der vorubergehend dort stationierten Kaiserlichen vollig ab als Brandstifter wurden ein Ravensburger Burger sowie ein schwedischer Soldat ermittelt Erhalten blieben jedoch die Wirtschaftsgebaude im ostlichen Bereich des Komplexes die spater auch als Wohnungen und als Sommerwirtschaften dienten heute ist dort eine Jugendherberge untergebracht 1748 erwarb der katholische Rat der Stadt Ravensburg aufgrund der paritatischen Ratsverfassung gab es ein katholisches sowie ein protestantisches Ratsgremium den Burgberg als osterreichisches Lehen Vermutlich war geplant die Wallfahrtstradition zur Veitskapelle aus dem 16 Jahrhundert gewinntrachtig wiederaufleben zu lassen und den Gipfel in Verbindung mit einem kaiserlich garantierten Jahrmarkt jeweils am 15 Juni zu einem Wallfahrtszentrum auszubauen 1751 entstand zunachst ein Schankbetrieb mit Kegelbahn Parallel dazu wurde der mit einer Ravensburgerin verheiratete Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato beauftragt auf den Ruinen des Burgfrieds ein Lustschlosschen fur die Ravensburger Burgerschaft zu errichten 1884 wurde der Fassade dieses barocken Gebaudes noch ein zinnenbekrontes Turmchen angefugt Der Bagnato Bau ist heute das von weitem sichtbare Hauptmerkmal der Burganlage Heutige Situation Bearbeiten nbsp Blick von der Veitsburg auf die Innenstadt in den 1960er JahrenDer Bagnato Bau wurde Anfang der 1950er Jahre um einige Nebengebaude erweitert und seither als Restaurant genutzt Die Nebengebaude der Burganlage einst Wirtschafts und Stallgebaude in den 1980er Jahren erweitert um einen Anbau dienten als Jugendherberge 2007 2008 fuhrten Umbauplane mit einer umfangreichen Erweiterung der Jugendherberge zu heftigen Diskussionen in der Stadt Insbesondere der Vorschlag zur Errichtung eines zusatzlichen Flugels Querriegel gegenuber dem fruheren Palas etwas nach hinten in den Burghof versetzt und mit nur schmalen Schiessscharten Fenstern zum Tal hin der beim Architektenwettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden war liess die Gemuter hochkochen In einem Agenda Prozess wurden von mehreren Gruppen Vorschlage erarbeitet Letztlich erwies sich der geplante grosse Wurf aber als nicht finanzierbar Stattdessen wurde die Jugendherberge 2011 2012 im Bestand saniert und der in den 1980er Jahren angebaute westliche Teil des zweistockigen Nordflugels wurde ahnlich einem der Vorschlage der Agenda21 Gruppen durch einen dreistockigen Neubau ersetzt im Marz 2012 eroffnet Die in den 1950er Jahren an den Bagnatobau angebauten Restaurantgebaude wurden weitgehend abgerissen 2010 wurde an dieser Stelle ein neu errichtetes Restaurant eroffnet Literatur BearbeitenFriedrich Gutermann Die alte Rauenspurc das Stammschloss der Welfen seine Umgebung und sein Geschlecht Geschichtliche Nachrichten aus handschriftlichen Urkunden und gedruckten Schriften gesammelt 1856 Digitalisat Die Welfenburg In Die Gartenlaube Heft 33 1866 S 515 517 Volltext Wikisource Alfons Dreher Heinrich Wurm Die Ravensburg und ihre letzte Erneuerung vor der Zerstorung In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 89 Jg 1971 S 49 70 Digitalisat Dorothee Ade Rademacher Reinhard Rademacher Der Veitsberg bei Ravensburg Vorgeschichtliche Hohensiedlung und mittelalterlich fruhneuzeitliche Hohenburg Aus der Reihe Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 16 Herausgegeben vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 8062 1075 6 Stefan Uhl Ravensburg Die Veitsburg Bauhistorische Untersuchung Buro fur historische Bauforschung Warthausen 2007 Hans Ulrich Rudolf Hrsg Berthold Buchele Ursula Ruckgauer Statten der Herrschaft und Macht Burgen und Schlosser im Landkreis Ravensburg Aus der Reihe Oberschwaben Ansichten und Aussichten Band 9 Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2013 ISBN 978 3 7995 0508 6 S 329 334 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Veitsburg Ravensburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Restaurant in der Veitsburg Jugendherberge Ravensburg Lokale Agenda Arbeitskreis VeitsburgEinzelnachweise Bearbeiten Regesta Habsburgica 3 n 209 in Regesta Imperii Online Online Abgerufen am 4 Juli 2021 Normdaten Geografikum GND 4318123 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Veitsburg amp oldid 234542961