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Gertrud auch Gertraud von Supplingenburg oder von Supplinburg genannt 18 April 1115 18 April 1143 war das einzige Kind des Kaisers Lothar III Lothar von Supplingenburg Herzog von Sachsen und der Richenza von Northeim Gertrud Gertraud Tochter Kaiser Lothars und Theodora Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel Komnenos Erste und zweite Ehefrau von Heinrich II Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum Stift Klosterneuburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rolle als Regentin Heinrichs des Lowen 3 Nachkommen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenUber Gertruds Aufwachsen geben Quellen nahezu keine Auskunft Von ihr selbst sind keine schriftlichen Zeugnisse erhalten Sie wurde an Ostern 1115 nach 15 Jahren kinderloser Ehe ihrer Eltern geboren Als Alleinerbin des Herzogtums Sachsens und erst recht nach der Wahl ihres Vaters zum Konig 1125 war sie die hochrangigste Partie zur Heirat im romisch deutschen Reich 1 Es kann angenommen werden dass sie auf diese Rolle und die daran gebundenen Erwartungen im Rahmen ihres Standes vorbereitet worden ist da ihre spate Geburt weitere Nachkommen sehr unwahrscheinlich machte Lothar von Sachsen hatte unter anderem durch Heirat grosse sachsische Gebiete unter sich zusammengeschlossen 2 nicht zuletzt durch die Belehnung mit dem Herzogtum Sachsen und dem brunonischen Erbe seiner Schwiegermutter Gertrud der Jungeren von Braunschweig Gertruds Vorfahren hatten sich bereits als politisch aktiv erwiesen Ihr Urgrossvater Otto von Northeim gilt als Anfuhrer der Opposition im sogenannten Sachsenkrieg gegen Heinrich IV Obwohl verwandtschaftliche Bindungen zum Thronanwarter Friedrich II von Schwaben bestanden gab Heinrich der Stolze Lothar bei der Konigswahl seine Stimme und erhielt damit Gertrud und das sachsische Erbe zum Ausgleich 3 wobei die eindeutige Relation dieser Handlungen nicht als allgemeiner historischer Forschungskonsens gilt 4 Am 22 Mai 1127 wurde sie auf dem Hoftag in Merseburg dem Welfen Heinrich dem Stolzen zur Ehe versprochen der seit 1126 Herzog von Bayern war und nach dem Tod seines Schwiegervaters von Lothar auch mit dem Herzogtum Sachsen belehnt wurde um sich seine militarische Unterstutzung zu sichern Die Feierlichkeiten zur Hochzeit fanden wenige Tage spater am 29 Mai auf dem Gunzenlee bei Augsburg statt Zum Zeitpunkt der Vermahlung hatte die damals 12 jahrige Gertrud die Untergrenze des ublichen heiratsfahigen Alters erreicht 5 anderweitig werden aber auch 13 bis 20 Jahre angegeben 6 Es sind nicht nur Datum Ort und potentielle Zeugen der Hochzeit ubermittelt 7 ebenfalls gesichert ist das Heinrich der Stolze nach der Trauung auf dem Gunzenlee bei Augsburg seine junge Frau auf die sudwestlicher gelegene Ravensburg geleitete und anwies bis zum Herbst dort zu bleiben 8 vermutlich um sie vor den noch anhaltenden Kampfhandlungen zwischen Staufern und Welfen zu schutzen Heinrich und Gertrud sind Eltern des Sachsen und Bayernherzogs Heinrich des Lowen geboren 1129 30 Nach dem Tod ihres Mannes 1139 ubernahm Gertrud fur ihren erst zehnjahrigen Sohn die Regentschaft uber beide Herzogtumer Seine Kindheit und Jugend verbrachte Heinrich der Lowe unter Obhut von Mutter und Grossmutter sowie einem ausgewahlten Kreis von Tutoren 9 Als sachsische Regentin konnte Gertrud mit Hilfe ihrer Mutter das Erbrecht ihres Sohnes gegen Albrecht den Baren sichern indem sie sich mit Konig Konrad III einigte In zweiter Ehe heiratete sie am 1 Mai 1142 den Babenberger Heinrich II Jasomirgott den Markgrafen von Osterreich 1177 Bruder des verstorbenen Leopold IV von Osterreich und Halbbruder Konig Konrads III Letzterer hatte die Ehe vermittelt und ubernahm auch die Ausrichtung der Feierlichkeiten Die Hochzeit war Teil des sogenannten Frankfurter Ausgleichs von 1142 Auf dem Hoftag in Frankfurt verzichtete Albrecht der Bar auf die familiar begrundeten Anspruche auf Sachsen welches Heinrich der Lowe kurz darauf als Lehen erhielt Heinrich Jasomirgott wurde im folgenden Jahr mit dem Herzogtum Bayern belehnt Aus der kurzen Zeit der Vormundschaft nach dem Tod Richenzas und der Ehe mit Heinrich Jasomirgott sind Urkunden uber gemeinsam bezeugte Schenkungen Heinrichs des Lowen uberliefert mindestens eine davon auch unter Teilhabe ihres zweiten Ehemannes 10 Gertrud reiste zunachst mit ihrem Mann von Sachsen nach Osterreich Sie starb am 18 April 1143 bei der Geburt einer Tochter vermutlich der Richardis spatere Landgrafin von Steffling Beigesetzt wurde sie zunachst in Klosterneuburg bei Wien oder moglicherweise in Konigslutter am Elm neben ihrem Gemahl und ihren Eltern 11 Im 13 Jahrhundert wurden ihre Gebeine in die Grablege der Babenberger im Kapitelsaal des Stiftes Heiligenkreuz uberfuhrt 12 Rolle als Regentin Heinrichs des Lowen BearbeitenNach dem Tod Heinrichs des Stolzen musste Gertrud das Erbe ihres Sohnes aktiv gegen Anspruche von aussen verteidigen nachdem sowohl Bayern als auch Sachsen dem Stolzen entzogen und von Konig Konrad III neu vergeben worden waren Wahrend ihre Mutter Richenza zunachst in diesem Kontext eine fuhrende Rolle einnahm und Sachsen mit Gewalt verteidigte schlug Gertrud nach dem Tod ihrer Mutter einen anderen Kurs ein Vermutlich um ihrem Sohn bis zu dessen nahender Mundigkeit sein Erbe zu sichern verheiratete sie sich taktisch klug neu und bezog in die Plane Konrad III mit ein Aufgrund des grossen Einfluss Richenzas in Sachsen wurde es Heinrich dem Lowen 1139 verliehen Gertrud riet ihrem Sohn auf Bayern zu verzichten und heiratete stattdessen dessen neuen Besitzer Heinrich Jasomirgott Auf diese Weise waren ihrem Sohn die Herzogtumer nicht direkt jedoch seiner direkten Familie erhalten geblieben Mit dem Tod Gertruds im Kindbett zerschlugen sich jedoch die Hoffnungen auf eine Bindung Bayerns an ihre Kinder Gertruds Verhandlungen mit Konrad der fur die Kosten der Hochzeit aufkam zeigen sie somit als aktive politische Figur fur die Nachfolge ihres Sohnes Bemerkenswert ist die Eheschliessung Gertruds noch wahrend der Unmundigkeit ihres Sohnes So war in der Regel einer Witwe eine Neuheirat wahrend der Vormundschaft von Nachteil wollte sie die Aufgaben fur ihren Sohn bis zu dessen Mundigkeit selbststandig ausuben Im Falle Heinrichs des Lowen fand die Wiederverheiratung Gertruds kurz vor Erreichen der Volljahrigkeit ihres Sohnes statt und bot somit keine Gefahr fur Verlust einer ohnehin zeitlich begrenzten Eigenstandigkeit Gertruds zweite Ehe mit Heinrich Jasomirgott stellte einen wichtigen Schachzug zur Entspannung des welfisch staufischen Konflikts dar Zwar wird in der hiesigen Forschung stellenweise argumentiert es habe sich bei dieser Ehe um eine Anordnung Konrad gehandelt der Gertrud sich zu fugen hatte 13 es ist jedoch unwahrscheinlich dass sie sich passiv und willfahrig hat verheiraten lassen 14 Davon zeugt zum einen eine der wenigen Urkunden die aus der Vormundschaft uberliefert sind eine Bezeugung von Landverteilung aus dem September 1142 15 Auch signalisierte der Empfang Konrads in Braunschweig durch Gertrud 1143 von Kompromissbereitschaft Die vielzitierten 300 Mark Silbermark die Konrad ihr erlassen haben will 16 sowie der Umstand dass er selbst die Hochzeitsfeierlichkeiten ausrichtete und bezahlte 17 untermauern die Bedeutung ihrer Eheschliessung in der koniglichen Entspannungspolitik Ihre Entscheidung fur Heinrich Jasomirgott beeinflusste das Leben ihres Sohnes und die Geschehnisse im Kaiserreich weit uber ihren Tod hinaus Nachkommen BearbeitenAus ihrer ersten Ehe mit Heinrich dem Stolzen Heinrich der Lowe Mathilde Plantagenet Tochter des englischen Konigs Heinrich II Aus ihrer zweiten Ehe mit Heinrich II Jasomirgott Richardis Richenza Heinrich Landgraf von StefflingLiteratur BearbeitenLaura Brander Gertrud Supplingenburg Herzogin Mathilde Sachsen Herzogin In Mit grosser Pracht zur Ehe gegeben Hochzeitsfeierlichkeiten bei Hofe im 11 und 12 Jahrhundert und die Konstruktion familiarer Identitat durch die Furstinnen Dvory a rezidence ve stredoveku 3 Prag 2009 ISBN 978 80 7286 153 8 S 393 421 opac regesta imperii de Laura Brander Genus amp generatio Rollenerwartungen und Rollenerfullungen im Spannungsfeld der Geschlechter und Generationen in Antike und Mittelalter Hrsg Hartwin Brandt Anika M Auer Johannes Brehm Diego De Brasi Lina K Horl Bamberger historische Studien Band 6 University of Bamberg Press 2011 ISBN 978 3 86309 043 2 ISSN 1866 7554 4 Weibliche Regentschaft im Rahmen ausserer Zwange und 5 Tochter Ehefrau Mutter Regentschaft und familiare Rolle S 209 ff books google de Leseprobe Joachim Ehlers Heinrich der Lowe Eine Biographie Munchen 2008 Bettina Elpers Regieren Erziehen Bewahren Mutterliche Regentschaften im Hochmittelalter Frankfurt 2003 Odilo Engels Die Staufer 8 Auflage Stuttgart 2007 Ruth Hildebrandt Herzog Lothar von Sachsen Beitrage zur Geschichte Niedersachsens und Westfalens Hildesheim 1987 Gudrun Pischke Gertrud von Supplingenburg Herzogin von Bayern In Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 S 260 Bernd Schneidmuller Die Welfen Stuttgart 2000 Hans K Schulze Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter 3 Auflage Band 2 Stuttgart 2000 Marianne Wenzel Sachsische Regentinnen des 12 Jahrhunderts Kaiserin Richenza und Herzogin Gertrud von Sachsen und Bayern In Gabriele Signori Claudia Zey Hrsg Regentinnen und andere Stellvertreterfiguren Vom 10 bis zum 15 Jahrhundert De Gruyter Oldenbourg Berlin 2023 Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien 111 ISBN 978 3 11 099216 8 S 53 68 Heinrich von Zeissberg Gertrud In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 70 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gertrud von Supplinburg Gertrud von Sachsen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Elpers Regieren S 81 Hildebrand Lothar von Sachen S 106 ff Ehlers Heinrich der Lowe 33ff Engels Staufer S 25f Brander Hochzeitsfeierlichkeiten S 402 Schulze Verfassung S 26 Brander Hochzeitsfeierlichkeiten S 396 vgl Brander Hochzeitsfeierlichkeiten S 394f vgl Ehlers Heinrich der Lowe S 53f Elpers Regieren S 96 Zeissberg Gertrud Allgemeine Deutsche Biographie Pischke Gertrud von Supplingenburg Braunschweigisches Biographisches Lexikon Engels Staufer S 39 Elpers Regieren S 260 ff Elpers Regieren S 265 Schneidmuller Welfen S 264 Ehlers Heinrich der Lowe S 56Normdaten Person GND 129846023 lobid OGND AKS VIAF 30628448 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gertrud von SachsenALTERNATIVNAMEN Gertrud von Supplingenburg Gertrud von Supplingburg Gertraud von Sachsen Gertraud von Supplingenburg Gertraud von SupplingburgKURZBESCHREIBUNG Tochter des Kaisers Lothar III Herzogin von Bayern und von Sachsen Markgrafin von OsterreichGEBURTSDATUM 18 April 1115STERBEDATUM 18 April 1143 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gertrud von Sachsen 1115 1143 amp oldid 235293132