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Aus der Konigswahl von 1125 ging der sachsische Herzog Lothar von Supplingenburg als Sieger hervor und wurde nach Abschluss der Wahlversammlung in Mainz vom 24 August bis zum 1 oder 2 September unter der Leitung des Mainzer Erzbischofs Adalbert I am 13 September in Aachen zum Konig gekront Inhaltsverzeichnis 1 Zur Uberlieferung 2 Vorgeschichte 3 Die Kandidaten 4 Verlauf der Wahlversammlung 5 Quellen und Regesten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZur Uberlieferung BearbeitenUber die Ereignisse wahrend der Wahlversammlung berichtet am ausfuhrlichsten die Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum die von einem unbekannten Augenzeugen verfasst wurde vermutlich ein Monch des Klosters Gottweig wo das Manuskript in dem die Narratio enthalten ist aufgefunden wurde Das Manuskript stammt aus der Mitte des 12 Jahrhunderts wurde also mindestens 25 Jahre nach den Ereignissen angefertigt Der Detailgehalt des Berichtes und die Unkenntnis des Autors uber die Konflikte zwischen den staufischen Brudern Friedrich und Konrad einerseits und dem neuen Konig Lothar andererseits deuten darauf hin dass die ursprungliche Narratio noch vor Ende des Jahres 1125 entstanden sein muss und die erhaltene Version eine Abschrift davon ist 1 Des Weiteren berichten Ordericus Vitalis und Otto von Freising uber die Ereignisse wahrend der Wahlversammlung Vorgeschichte BearbeitenDer fruhere Berater des letzten salischen Kaisers Heinrich V Adalbert war spatestens im Laufe des Jahres 1112 im Rahmen des Investiturstreits in Opposition zu diesem getreten und hatte mit der sachsischen Furstenopposition Kontakt aufgenommen 2 Nach dreijahriger Inhaftierung setzte er seinen Widerstand gegen Heinrich V fort bis er sich nach dem Wormser Konkordat von 1122 mit dem Kaiser ausglich wahrend sich der sachsische Herzog Lothar weiterhin in offenem Konflikt mit den Saliern und Staufern befand 3 Heinrich V war nachdem er seinen Neffen den schwabischen Herzog Friedrich II zu seinem personlichen Erben bestimmt aber die Reichsinsignien seiner Frau Mathilde zur Aufbewahrung auf dem Trifels bis zur Wahlversammlung anvertraut hatte am 23 Mai 1125 verstorben 4 Als Kanzler und ranghochster Furst stand dem Mainzer Erzbischof Adalbert I die Vorbereitung und Leitung der Wahlversammlung zu Bei den Begrabnisfeierlichkeiten die vermutlich im Juni in Speyer stattfanden wurde fur die Wahlversammlung der 24 August angesetzt Das Einladungsschreiben das von dieser Bekanntgabe berichtet zeigt deutlich die salierfeindliche Tendenz des Erzbischofs der eine freie Wahl anstrebte also den erbrechtlichen Anspruchen des staufischen Herzogs Friedrich keine Geltung zukommen lassen wollte Otto von Freising und Ordericus Vitalis berichten dass sich Adalbert im Vorfeld der Wahlversammlung die Reichsinsignien von der Kaiserwitwe Mathilde aneignete 5 Die Kandidaten BearbeitenAls Wahlart wurde von Adalbert die neuartige erstmals 1095 bei einer Abtswahl im Kloster Zwiefalten belegte Electio per compromissum bestimmt und dementsprechend je 10 Wahlmannern aus den Provinzen Bayern Schwaben Franken und Sachsen mit der Einigung auf einen Kandidaten beauftragt 6 Da sich die 40 Wahlmanner offenbar nicht einigen konnten wurden mit Friedrich von Schwaben dem sachsischen Herzog Lothar und Markgraf Leopold von Osterreich drei Kandidaten bestimmt Otto von Freising berichtet von einem vierten Karl von Flandern der aber das Angebot ablehnte 7 Friedrich der als Neffe Parteiganger und personlicher Erbe des letzten Salierkaisers die konkretesten Anspruche auf den Thron erheben konnte wurde als Favorit betrachtet Aber auch der machtige Herzog Lothar konnte sich als langjahriger Gegner des bei den geistlichen Fursten unbeliebten Kaisers Hoffnungen machen Leopold war uber seine Frau Agnes von Waiblingen eine Tochter Heinrichs IV ebenfalls mit dem Saliergeschlecht verbunden und wurde von den suddeutschen Geistlichen unterstutzt 8 Verlauf der Wahlversammlung BearbeitenFriedrich der ausserhalb der Stadt Mainz lagerte war zunachst nicht zur Wahlversammlung erschienen Nach der Bestimmung der drei Kandidaten wandte sich der Wahlleiter nun an Lothar und Leopold um diese nach ihrer Bereitschaft zu fragen einen der anderen Kandidaten als Konig anzuerkennen Beide bejahten und verkundeten gleichzeitig ihren Verzicht auf die Kandidatur 9 Damit zeigten sie ihre Demut und bekraftigten dass sie wurdig seien zum Konig gewahlt zu werden 10 Der Narratio zufolge nahm Friedrich an er ware nach dem Verzicht der beiden Konkurrenten als einziger Kandidat verblieben weshalb er am Folgetag siegessicher in die Stadt einzog um sich von den Fursten wahlen zu lassen Adalbert wiederholte nach Friedrichs Ankunft die Fragen des Vortages fugte aber als er sich an den Staufer wandte die Frage hinzu ob dieser gewillt sei auf die Designation eines Nachfolgers zu verzichten um zukunftig freie Wahlen zu ermoglichen Friedrich liess diese Frage unbeantwortet und kehrte zur Beratung mit seinen Verbundeten in sein Lager zuruck und schied somit als Kandidat aus Als Lothar anschliessend von seinen Anhangern in einem tumultartigen Akt zum Konig ausgerufen wurde versuchten die draussen wartenden Bewohner der Stadt den neuen Konig zu feiern Gleichzeitig protestierten viele bayerische Fursten gegen die ohne einstimmige Wahl erfolgte Erhebung Lothars und drohten damit die Versammlung zu verlassen Adalbert liess daraufhin die Tore versperren um die Mainzer Stadtbevolkerung an einer rechtsgultigen Akklamation Lothars und gleichzeitig die bayerischen Fursten am Verlassen der Wahlversammlung zu hindern Nachdem durch einen der anwesenden papstlichen Legaten fur Ruhe gesorgt worden war erklarten die bayerischen Bischofe ohne ihren Herzog Heinrich den Schwarzen welcher der Versammlung seit dem Ausscheiden Friedrichs ferngeblieben war keine Entscheidung treffen zu konnen Vermutlich drei Tage spater 11 trat die Versammlung erneut zusammen und Lothar wurde von den Fursten unter denen diesmal Heinrich der Schwarze weilte einstimmig zum Konig gewahlt 12 Der Huldigung des neuen Konigs durch die Fursten schloss sich zwei Tage spater auch Friedrich II an bevor jener durch den Kolner Erzbischof Friedrich I von Schwarzenburg am 13 September in Aachen gekront wurde Bereits zum Ende des Jahres zeichnete sich allerdings ein Bruch zwischen dem Konig und den staufischen Brudern Friedrich und Konrad ab 13 Quellen und Regesten BearbeitenDie Gesamtuberlieferung ist dokumentiert im Regest RI IV 1 1 n 92 14 der Regesta Imperii Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum Einzige Handschrift Gottweig Stiftsbibliothek Cod 106 rot 50 schwarz p 335 339 Link zum Digitalisat Editionen Scriptores rerum Austriacarum veteres ac genuini 1 hg von Hieronymus Pez Leipzig 1721 S 566 573 Erstedition ge summary r amp cad 0 v onepage amp q amp f false Link zum Digitalisat bei Googlebooks Fontes rerum Germanicarum Geschichtsquellen Deutschlands hg von Johann Friedrich Bohmer Stuttgart 1853 S 570 574 Link zum Digitalisat bei archive org Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum hrsg von Wilhelm Wattenbach Monumenta Germaniae Historica Scriptores XII Hannover 1856 S 509 512 kritische Edition ss 12 index htm page 509 mode 1up Link zum Digitalisat der dMGH Ubersetzungen Geschichte in Quellen 2 Mittelalter hg von Wolfgang Lautemann und Manfred Schlenke Munchen 1970 S 377 380 Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung 1 Fruhes und hohes Mittelalter 750 1250 hg von Wilfried Hartmann Reclams Universal Bibliothek 17001 Stuttgart 1995 S 340 344 Historiographische Quellen zur Wahl in Ubersetzung Ordericus Vitalis The Ecclesiastical History of Orderic Vitalis Books XI XII and XIII hrsg von Marjorie Chibnall Oxford 1978 S 360 367 Otto von Freising Gesta Frederici seu rectius cronica Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica hrsg von Franz Josef Schmale 2 Aufl Darmstadt 1965 S 156 159 Ekkehard von Aura Frutolfi et Ekkehardi chronica necnon anonymi chronica imperatorum Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik ubers und hrsg von Franz Josef Schmale und Irene Schmale Ott Darmstadt 1972 S 374 Literatur BearbeitenHermann Kalbfuss Zur Entstehung der Narratio de electione Lotharii in Mitteilungen des Instituts fur osterreichische Geschichtsforschung Bd 31 1910 S 538 557 Ulrich Nonn Geblutsrecht Wahlrecht Konigswahl Die Wahl Lothars von Supplinburg 1125 in Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd 44 1993 S 146 157 Ulrich Schmidt Konigswahl und Thronfolge im 12 Jahrhundert Koln Wien 1987 ISBN 3 412 04087 8 Bernd Schneidmuller 1125 Unruhe als politische Kraft im mittelalterlichen Reich in Staufer amp Welfen Zwei rivalisierende Dynastien im Hochmittelalter hrsg von Werner Hechberger Regensburg 2009 S 30 49 ISBN 978 3 7917 2168 2 Heinz Stoob Zur Konigswahl Lothars von Sachsen im Jahre 1125 in Historische Forschungen fur Walter Schlesinger hrsg von Helmut Beumann Koln Wien 1974 S 438 461 ISBN 3 412 10474 4 Ludwig Vones Der gescheiterte Konigsmacher Erzbischof Adalbert I von Mainz und die Wahl von 1125 in Historisches Jahrbuch Bd 115 1995 S 85 124 ISSN 0018 2621 Weblinks BearbeitenAusschnitt der Narratio de electione Lotharii Digitalisat der Abbildung im Lichtbildarchiv alterer Originalurkunden der Philipps Universitat Marburg Narratio de electione Lotharii im Repertorium geschichtsquellen de LinkEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Stoob Zur Konigswahl Lothars von Sachsen im Jahre 1125 in Historische Forschungen fur Walter Schlesinger hrsg von Helmut Beumann Koln Wien 1974 S 438 461 hier S 444 Wolfgang Petke Kanzlei Kapelle und Konigliche Kurie unter Lothar III 1125 1137 Beihefte zu J F Bohmer Regesta Imperii Bd 5 Koln Wien 1985 S 273 Wolfgang Petke Kanzlei Kapelle und Konigliche Kurie unter Lothar III 1125 1137 Beihefte zu J F Bohmer Regesta Imperii Bd 5 Koln Wien 1985 S 278 279 Otto von Freising Gesta Frederici seu rectius cronica Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica hrsg von Franz Josef Schmale 2 Aufl Darmstadt 1965 S 156 Ekkehard von Aura Frutolfi et Ekkehardi chronica necnon anonymi chronica imperatorum Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik ubers und hrsg von Franz Josef Schmale und Irene Schmale Ott Darmstadt 1972 S 374 Otto von Freising Gesta Frederici seu rectius cronica Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica hrsg von Franz Josef Schmale 2 Aufl Darmstadt 1965 S 156 Ordericus Vitalis The ecclesiastical history of Orderdic Vitalis Books XI XII and XIII hrsg von Marjorie Chibnall Oxford 1978 S 360 367 hier S 360 362 Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum hrsg von Wilhelm Wattenbach MGH SS XII Hannover 1856 S 509 512 hier S 510 Otto von Freising Chronica sive historia de duabus civitatibus Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten hrsg von Walther Lammers 3 unv Aufl Darmstadt 1974 S 528 529 hier S 528 Ulrich Schmidt Konigswahl und Thronfolge im 12 Jahrhundert Koln Wien 1987 S 43 Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum hrsg von Wilhelm Wattenbach MGH SS XII Hannover 1856 S 509 512 hier S 510 Ludwig Vones Der gescheiterte Konigsmacher Erzbischof Adalbert I von Mainz und die Wahl von 1125 in Historisches Jahrbuch Bd 115 1995 S 85 124 hier S 101 102 Ulrich Nonn Geblutsrecht Wahlrecht Konigswahl Die Wahl Lothars von Supplinburg 1125 in Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd 44 1993 S 146 157 hier S 156 Narratio de electione Lotharii Saxoniae ducis in regem Romanorum hrsg von Wilhelm Wattenbach MGH SS XII Hannover 1856 S 509 512 hier S 510 511 Bernd Schneidmuller 1125 Unruhe als politische Kraft im mittelalterlichen Reich in Staufer amp Welfen Zwei rivalisierende Dynastien im Hochmittelalter hrsg von Werner Hechberger Regensburg 2009 S 30 49 hier S 41 RI IV Lothar III und altere Staufer 1125 1197 RI IV 1 1 auf regesta imperii de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konigswahl von 1125 amp oldid 224968516