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Dieser Artikel behandelt das Klosterneuburger Gemalde zur Genealogie der Babenberger siehe Stammliste der Babenberger Der Babenberger Stammbaum ist ein Tafelbild aus der Werkstatt des Malers Hans Part das zwischen 1489 und 1492 entstand Das monumentale ca acht Meter breite und vier Meter hohe Triptychon wird im Museum des Stiftes Klosterneuburg aufbewahrt und stellt alle mannlichen Vertreter des Hauses Babenberg sowie die entsprechenden Ehegattinnen und einige Tochter dar Neben seiner beachtlichen Grosse zahlt es auch wegen der fur mittelalterliche Stammbaume ungewohnlichen Einbettung der dargestellten Personen in szenische Zusammenhange sowie des hohen Anteils an Landschaftsmalerei zu den bemerkenswerten Werken spatmittelalterlicher Tafelmalerei in Osterreich Mittelteil des Babenberger Stammbaums Stiftsmuseum Klosterneuburg Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Bildinhalt der Mitteltafel 3 Bildinhalt der Seitenflugel 4 Literatur 5 WeblinksEntstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Leopold III der Heilige Detail des Babenberger Stammbaums nbsp Vereinfachter Stammbaum der Babenberger in Sunthayms Der loblichen Fursten und des Landes Osterreich Altherkommen und Regierung Gedruckt in Basel 1491 Den Anlass fur die Entstehung des Tafelwerkes bildete die Heiligsprechung des Babenbergers Leopold III 1136 welche am 6 Janner 1485 stattfand Dies bildete den Abschluss eines langwierigen Prozesses der schon 1358 eingeleitet worden war und zu einer Anhaufung von Quellenmaterial uber Leben und Verehrung des milden Markgrafen von Osterreich gefuhrt hatte Obwohl der Kult um Leopold III schon kurz nach seinem Tod eingesetzt hatte gewann dieser erwartungsgemass nach der Heiligsprechung zunehmend an Bedeutung und Popularitat wodurch sich Pilgerstrome zum Grab des Heiligen im Kapitelsaal des Stiftes Klosterneuburg stark intensivierten Um nun all diesen Pilgern den neuen Heiligen sein Leben und seine Herkunft naher zu bringen beschloss der Propst des Stiftes Jakob Paperl 1485 1509 eine Familiengeschichte der Babenberger in Auftrag zu geben welche zusatzlich in einem monumentalen Tafelwerk anschaulich prasentiert werden sollte Letzteres sollte den meist analphabetischen Pilgern das bereits 1246 ausgestorbene Geschlecht aus dem der neue Heilige stammte moglichst lebendig und einpragsam vor Augen fuhren Den Anfang bildete 1485 die Beauftragung von Ladislaus Sunthaym mit der Erarbeitung eines entsprechenden Manuskriptes zur Geschichte der Babenberger welches eine fur das Mittelalter uberraschend kritische Auseinandersetzung mit zahlreichen Archiven und Quellen aufweist und schliesslich 1491 in Basel in Druck ging Diese Forschungen bildeten die schriftliche Grundlage fur das 1489 1492 entstandene dreiflugelige Tafelwerk In den Archivalien des Stiftes wird Hans Part als Maler genannt wobei anzunehmen ist dass dieser eine Werkstatt leitete in welcher mehrere namentlich unbekannte Kunstler beteiligt waren da das Werk einige stilistische Ungereimtheiten aufweist Aufgestellt wurde das Triptychon ursprunglich im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg ganz in der Nahe der Grablege des Hl Leopold Dabei bildete es wahrscheinlich keinen Altar sondern durfte schlicht uber dem Fussboden aufgestellt worden sein was sich negativ auf den Erhaltungszustand ausgewirkt hat da die unteren Partien durch Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurden Dementsprechend haufig mussten in spaterer Folge Restaurierungen vorgenommen werden wodurch sich das originale Erscheinungsbild nur erahnen lasst Der ursprunglich auf Holz gemalte Stammbaum wurde 1843 auf Leinwand ubertragen und anschliessend an verschiedensten Orten des Stiftes Klosterneuburg aufgestellt u a in der Stiftsbibliothek und Schatzkammer Besonders pragend fur das heutige Aussehen war eine Restaurierung von Josef Schonbrunner von 1861 als der untere Bereich grosszugig ubermalt wurde Eine tiefgreifende nach modernen Massstaben durchgefuhrte Restaurierung erfolgte erst 1951 1965 Dabei wurde festgestellt dass sich vom ursprunglichen spatgotischen Bestand besonders in den unteren Partien des Stammbaums kaum Originalsubstanz erhalten hat weshalb die Erganzungen Schonbrunners dort belassen wurden Bildinhalt der Mitteltafel Bearbeiten nbsp Friedrich II der Streitbare fallt in der Schlacht an der Leitha Im Hintergrund eine der altesten Stadtansichten Wiens Detail des Babenberger StammbaumsAuf der Mitteltafel des Triptychons sind alle 27 mannlichen Vertreter des Hauses Babenberg in runden Medaillons dargestellt Die Aufzahlung beginnt im unteren Bereich mittig mit Leopold I dem Durchlauchtigen und endet mit Friedrich II dem Streitbaren im oberen rechten Eck Bemerkenswert ist dass die mannlichen Vertreter hier nicht wie sonst bei mittelalterlichen Stammbaumen ublich schlicht im Halbfigurenbild mit ihren Wappen gezeigt werden sondern eingebettet in eine wichtige Szene ihres Lebens Gezeigt werden Jagden Schiffsreisen und Leichenzuge aber auch folgenreiche Schlachten Belagerungen und Morde Die grosse Rolle die der Landschaftsdarstellung zukommt stellt eine weitere Neuerung gegenuber traditioneller mittelalterlicher Tafelmalerei dar in einigen Medaillons scheint sie gar die Hauptrolle zu spielen Vor allem aber machen die Stadtansichten den grossen Reiz dieses Kunstwerkes aus da man darin ein Produkt einer spannenden Ubergangszeit zwischen Mittelalter und fruher Neuzeit erkennen kann Ohne Bedenken werden topografisch genaue Ansichten mit frei variierten oder ganzlich erfundenen Stadtansichten vermischt Wahrend beispielsweise die im Medaillon von Friedrich II zu findende Stadtansicht von Wien als zuverlassig gelten darf wurde die Ansicht von Klosterneuburg im Medaillon von Leopold dem Kind nur ausserst schemenhaft und die Ansicht einer Hafenstadt im Medaillon von Friedrich I dem Christlichen ganzlich frei erfunden Im Einzelnen stellen die 27 Medaillons folgende Babenberger und Szenen dar Leopold I der Durchlauchtige Im Vordergrund im Kampf gegen die Ungarn Im Hintergrund vor Stift Melk bei der Einfuhrung der ersten Chorherren Heinrich I der Widerspenstige Im Hintergrund links Stockerau und rechts das Martyrium des Hl Koloman Erzbischof Poppo von Trier Im Hintergrund Trier Ernst der Altere von Schwaben Bei der Jagd Ernst der Jungere von Schwaben Ermordung von Ernst und des Grafen Werner von Thurgau Im Hintergrund Burg Falkenstein im Schwarzwald Hermann IV von Schwaben Leichenzug uber die Alpen begleitet von Kaiser Konrad II und Kaiserin Gisela Adalbert der Siegreiche Kampf gegen die Ungarn Im Hintergrund Stift Melk mit Ubergabe der Kreuzreliquie Leopold der Starke Im Heerlager gegen die Ungarn Ernst der Strenge Schlacht an der Unstrut Im Hintergrund vor Stift Melk mit Mauritiuslanze und Ulrichsbecher Leopold II der Schone Schlacht bei Mailberg Im Hintergrund vor Stift Melk bei Einfuhrung der Benediktiner sowie Burg Gars am Kamp Albrecht der Leichtfertige Erfundene Personlichkeit Belehnung seines alteren Bruders mit der Mark Osterreich Im Hintergrund Burg Pernegg Erzbischof Poppo von Trier Erfundene Personlichkeit Sendung des Kuenringers Azzo nach Osterreich Im Hintergrund Trier Leopold III der Heilige Mit zwei fruh verstorbenen Sohnen Im Hintergrund die Kloster Klosterneuburg Heiligenkreuz und Klein Mariazell Adalbert der Andachtige Schlacht gegen den Ungarn Usurpator Borics Leopold IV der Milde Belagerung von Regensburg Otto Bischof von Freising Im Hintergrund Freising Konrad Erzbischof von Salzburg Im Hintergrund Salzburg Ernst der Jungling Bei der Jagd Heinrich II Jasomirgott Seefahrt ins Heilige Land Im Hintergrund die Wiener Schottenkirche Leopold V der Tugendreiche Erhalt der rot weiss roten Fahne durch Kaiser Heinrich VI Heinrich der Altere von Modling Kampfe in Mahren Im Hintergrund die Burg Modling Heinrich der Jungere von Modling Bei der Jagd Rechts alteste Darstellung von Schloss Laxenburg Friedrich I der Christliche Fahrt ins Heilige Land Im Vordergrund Ruckfuhrung des Leichnams des Herzogs Leopold VI der Ehrenreiche Friedensschluss von San Germano Im Hintergrund Stift Lilienfeld und Wiener Neustadt Leopold das Kind Entlauft seinen Lehrern Im Hintergrund Klosterneuburg Heinrich der Grausame Eroberung von Hainburg Links Flucht seiner Mutter Theodora Friedrich II der Streitbare Schlacht an der Leitha Im Hintergrund Wien In der rechten unteren Bildecke ist die Mitteltafel zudem durch die Legende der Belehnung des ersten Babenbergers Leopold I mit der Mark Osterreich bereichert Gemass einer Variante der Legende zeigt die Darstellung Konig Heinrich I dessen Bogen wahrend einer Jagd zerbrochen sein soll Daraufhin soll Leopold I dem Konig seinen eigenen Bogen gegeben haben wodurch dieser den zu erbeutenden Hirsch erlegen konnte und aus Dank Leopold I mit Osterreich belehnte Andere Versionen der Legende berichten dass der Bogen des Konigs in jenem Moment zerbrach als ein tobender Eber auf ihn zu lief Erst im allerletzten Moment konnte der Kaiser mit dem von Leopold I ubergebenen Bogen den Eber erlegen und somit sein Leben retten nbsp Leopold I der Durchlauchtige nbsp Heinrich I der Widerspenstige nbsp Adalbert der Siegreiche nbsp Ernst II der Strenge nbsp Leopold II der Schone nbsp Leopold IV der Milde nbsp Bischof Otto von Freising nbsp Heinrich II Jasomirgott nbsp Leopold V der Tugendreiche nbsp Friedrich I der Christliche nbsp Leopold VI der EhrenreicheBildinhalt der Seitenflugel Bearbeiten nbsp Gertraud Tochter Kaiser Lothars und Theodora Komnena Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel Komnenos Beides Gattinnen von Heinrich II Jasomirgott Detail des Babenberger Stammbaums Die beiden Seitenflugel zeigen insgesamt 46 Ehegattinnen und Tochter der Babenberger wobei die Darstellungsart von Halbfiguren die mit entsprechenden Wappen aus Blutenranken empor wachsen der gelaufigeren Tradition von mittelalterlichen Stammbaumen folgt Insgesamt fehlt in den Seitenflugeln aber die geordnete Systematik der Mitteltafel Daruber hinaus wird angenommen dass an der Ausfuhrung der Seitenflugel andere Kunstler beteiligt waren als an der Mitteltafel Da die Gesichter der Frauen im 19 Jahrhundert besonders stark uberarbeitet wurden und sich das ursprungliche Aussehen daher nur mehr grob erahnen lasst konnen jedoch keine verlasslichen stilistischen Zuschreibungen durchgefuhrt werden Die Seitenflugel sind auch kostumgeschichtlich interessant da die Babenbergerinnen in Kleidern des spaten 15 Jahrhunderts gezeigt werden Die vielfaltige Abstammung der dargestellten Damen verdeutlicht wie weit sich das Geschlecht der Babenberger verzweigte und wie sich der Adel im Hochmittelalter durch seine Heiratspolitik manifestierte Verwandtschaftliche Verbindungen ergaben sich fur die Babenberger dadurch nicht nur mit anderen Herzogshausern sondern auch mit den Konigreichen von Ungarn und Bohmen sowie dem deutschen und sogar byzantinischen Kaiserhaus beispielsweise Herzogin Theodora Gattin von Heinrich II Jasomirgott oder Theodora Angela Gemahlin Leopolds VI Im rechten Flugel ist Agnes von Waiblingen prunkvoll hervorgehoben die Gattin Leopolds III fur dessen Verehrung der Stammbaum ausgefuhrt worden war Durch eine fantasievoll gestaltete prachtige Krone ist sie deutlich als Tochter eines deutschen Kaisers und durch ein Kirchenmodell der Stiftskirche von Klosterneuburg als Mitbegrunderin des Stiftes Klosterneuburg ausgezeichnet Im linken Flugel ist hingegen Gertrud von Babenberg interessant die nach dem Tod des letzten mannlichen Babenbergers Friedrich II dem Streitbaren erbberechtigt war und aus politischem Kalkul entsprechend haufig verheiratet wurde Literatur BearbeitenFloridus Rohrig Der Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg Wien 1975 Floridus Rohrig Red Der Heilige Leopold Landesfurst und Staatssymbol Katalog der NO Landesausstellung im Stift Klosterneuburg Niederosterreichisches Landesmuseum Wien 1985 ISBN 3 900464 22 7 S 297 f Georg Scheibelreiter Der Babenberger Stammbaum aus Klosterneuburg Ruckwartsgewandte Heraldik als Chiffre historischen Geschehens in Wappenbild und Verwandtschaftsgeflecht Kultur und mentalitatsgeschichtliche Forschungen zu Heraldik und Genealogie MIOG Erganzungsband 53 Bohlau Wien 2009 ISBN 978 3 205 78319 0 S 177 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Babenberger Stammbaum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Babenberger Stammbaum amp oldid 221140233