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Leopold II der Schone auch Liutpold 1050 12 Oktober 1095 vermutlich in Gars am Kamp war von 1075 bis 1095 Markgraf von Osterreich und im Investiturstreit ein Anhanger der Gregorianischen Reformen Unterstutzer der gegen Kaiser Heinrich IV 1106 auftretenden Gegenkonige und Protektor von Bischof Altmann von Passau der wesentlich zur Reform der Kloster und Kirchenorganisation in der Markgrafschaft Osterreich beitrug Markgraf Leopold II links Deckenfresko im Stift Melk Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Beziehungen zu Konig Heinrich IV 2 2 Einfluss des Bischofs Altmann von Passau 2 3 Spatere Jahre 3 Wertung 4 Ehe und Nachkommen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenLeopold II stammte aus der Dynastie der Markgrafen von Osterreich die seit 976 die ostliche Mark Bayerns als Markgrafen regierten die von den alteren Luitpoldingern Herzoge von Bayern zwischen 908 und 989 abstammten jedoch lange nach ihrem Aussterben als Babenberger bezeichnet werden Er wurde als altester Sohn des Markgrafen Ernst des Tapferen von Osterreich und der Adelheid aus dem Haus der Wettiner um 1040 1071 einer Tochter von Dedo II Markgraf der Lausitz und von Thuringen 1075 geboren 1 Leben BearbeitenLeopold II folgte 1075 auf seinen Vater Ernst als Markgraf von Osterreich im selben Jahr in dem nach der Fastensynode im Investiturstreit ein offener Konflikt zwischen Konig Heinrich IV der ab 1053 Mitkonig ab 1056 romisch deutscher Konig und von 1084 bis zu seiner Abdankung am 31 Dezember 1105 Kaiser 1106 und Papst Gregor VII Hildebrand von Soana der von 1073 bis 1085 regierte ausbrach der sich wesentlich auf das Leben und auf die Regierung von Markgraf Leopold II auswirken sollte Beziehungen zu Konig Heinrich IV Bearbeiten Leopold II stand anfangs in bestem Einvernehmen mit Konig Heinrich IV aus dem Haus der Salier der ihm 1076 eine bedeutende Schenkung zukommen liess 2 jedoch im selben Jahr von Papst Gregor VII abgesetzt und exkommuniziert wurde Selbst nach dem Gang nach Canossa von Konig Heinrich IV im Janner 1077 hat sich Leopold II noch 1077 an dessen Hof aufgehalten 3 Bald darauf kam es jedoch zu einem Zerwurfnis da Markgraf Leopold II zu den Forderern der kirchlichen Reformbewegung zahlte und in enger Verbindung zu Altmann Bischof von Passau 1065 1091 stand dem entschiedensten papstlichen Parteiganger unter den deutschen Bischofen Der Streit blieb jedoch nicht auf bilaterale Fragen beschrankt sondern hatte politische Konsequenzen da nach der Aufhebung des Bannes viele deutsche Fursten die Absetzung des Konigs und die Wahl eines Nachfolgers betrieben die bereits auf einer Tagung oppositioneller Fursten zu Forchheim erfolgte wo Rudolf von Rheinfelden am 15 Marz 1077 zum Konig erhoben wurde Leopolds Beziehung zu Konig Heinrich hatte sich spatestens 1078 weiter verschlechtert als der vom Konig aus seiner Bischofsstadt vertriebene Altmann von Passau in der Markgrafschaft Osterreich die zu seiner Diozese gehorte und wo das Bistum uber ausgedehnte Besitzungen verfugte Aufnahme und Unterstutzung fand In der Folge durfte sich Leopold von Konig Heinrich losgesagt haben da dieser 1079 mit einem Heer in die Markgrafschaft Osterreich einfiel und Leopold II zur Unterwerfung zwang 4 Nachdem Gegenkonig Rudolf von Reinfelden 1080 im Kampf gegen Konig Heinrich IV gefallen war kam es 1081 zur neuerlichen Wahl eines Gegenkonigs Hermann Graf von Salm Markgraf Leopold stellte sich auf dessen Seite und nahm diese Wahl zum Anlass sich im Sommer 1081 auf einer Versammlung in der Stadt Tulln in Anwesenheit der Grossen seines Landes offentlich von Konig Heinrich loszusagen dessen Anhanger aus der Mark zu vertreiben und zugleich den Anhangern des Papstes und seines Legaten Bischof Altmann bewaffnete Verteidigung zuzusagen 5 6 Leopold II liess es jedoch nicht bei Worten bewenden sondern zog gemeinsam mit dem Gegenkonig Hermann von Salm nach Augsburg Diese zweite Absage an Heinrich IV blieb nicht ohne Folgen denn der sich zu dieser Zeit in Italien aufhaltende Konig setzte Markgraf Leopold kurzerhand ab und belehnte seinen treuen Parteiganger Vratislav II den Herzog von Bohmen mit der Markgrafschaft Osterreich Als Vratislav versuchte sich an der Spitze eines Heeres in den Besitz der Mark zu setzen stellte sich ihm Markgraf Leopold entgegen worauf es am 12 Mai 1082 zur Schlacht bei Mailberg kam in der die Osterreicher eine vernichtende Niederlage erlitten aus der neben Markgraf Leopold nur wenige Grosse und Ritter lebend entkamen Es folgte eine Verwustung des Landes im Norden der Mark durch die bohmischen Soldaten und anschliessend eine Hungersnot wobei auch ein Landstreifen nordlich der Thaya verloren ging womit auf lange Zeit die Grenze zu Mahren festgelegt war Trotz der erfolgten Absetzung und der militarischen Niederlage gelang es Markgraf Leopold II sich in seiner Markgrafschaft zu halten Er verzichtete jedoch nach diesem Ruckschlag darauf sich an Aktivitaten gegen Heinrich IV zu beteiligen Die Beziehungen zu Herzog Vratislav II normalisierten sich denn dieser erhielt letztlich weder Osterreich noch die ihm von Heinrich IV versprochene Mark Meissen wurde jedoch dafur entschadigt indem er im Jahre 1086 fur seine Person zum Konig von Bohmen erhoben wurde Das Verhaltnis zu Bohmen wurde im Jahre 1100 durch die Ehe von Gerberga von Osterreich einer Tochter Leopold II mit Borivoj II von Bohmen 1124 einem Sohn von Konig Vratislav II konsolidiert Einfluss des Bischofs Altmann von Passau Bearbeiten Leopolds Freundschaft zu Bischof Altmann von Passau hatte grossen Einfluss auf das osterreichische Kirchenwesen da dieser sehr aktiv bemuht war die wichtigsten Anliegen der gregorianischen Reformbewegung d h primar den Kampf gegen das Eigenkirchenwesen und gegen die Priesterehe in der Praxis umzusetzen So reformierte er das schon seit 777 bestehende passauische Eigenkloster Kremsmunster im Sinne der Junggorzer Richtung die anders als das franzosische Reformkloster Cluny nicht auf der Abschaffung des Eigenkirchenrechtes bestand sondern sich auf die Zuruckdrangung des Einflusses der Laien beschrankte Bischof Altmann der die Augustiner Chorherren sehr schatzte und in Passau um 1067 das Augustinerchorherrenstift St Nikola gegrundet hatte stiftete in den Jahren 1070 bis 1083 im Osten seiner Diozese im heutigen Niederosterreich nahe Krems an der Donau das Chorherrenstift Gottweig als Stutzpunkt der Kirchenreform und als sichere Zufluchtsstatte in den politischen Wirren des Investiturstreites In ganz ahnlichem Sinn wurde im Jahre 1089 auch das Benediktinerkloster Melk reformiert 7 Nach Altmanns Tod kam es in diesen Klostern zu Krisen wobei seine Lieblingsstiftung Gottweig 1094 die von Bischof Altmann eingefuhrte Regel der Vita canonica verliess und sich dem Benediktinerorden und der Hirsauer Reform anschloss 8 Daruber hinaus reformierte er die passauischen Eigenkloster St Florian und St Polten die mit Sakularkanonikern besetzt waren die noch mit Privateigentum und in unvollkommener Gemeinschaft lebten die daher von Bischof Altmann zu Regularkanonikern machte Auch Melk wurde reformiert zahlreiche Eigenkirchen wurden von ihm abgelost und Kirchen aus Stein erbaut Dabei durften auch einige Kirchenguter an Markgraf Leopold II als Dank fur seine Unterstutzung gelangt sein denn sein Sohn der spater heiliggesprochene Markgraf Leopold III gab sie spater wieder an die rechtmassigen Besitzer zuruck 9 Der Einfluss von Bischof Altmann auf Leopold II war zeitweise so hoch dass man ihn als Lenker des Markgrafen bezeichnete 10 Spatere Jahre Bearbeiten In Leopolds Markgrafschaft gab es zahlreiche Gebiete die ausserhalb seiner Kontrolle waren da sie direkt dem Konig oder auswartigen Bistumern Hochstiften Klostern oder bayrischen Hochadelsgeschlechtern unterstanden Dazu zahlte auch die wichtigste Ansiedlung Tulln an der Donau die seit der Zeit der Karolinger Konigsgut war und bereits im 11 Jahrhundert als civitas genannt wird was jedoch nicht als Stadt im heutigen Sinn zu verstehen ist Als koniglicher Amtstrager konnte Leopold solche koniglichen Platze zwar benutzen wie etwa bei der erwahnten Versammlung im Jahre 1081 sie waren aber nicht als standige Residenz geeignet 11 Die Residenz von Markgraf Leopold II lag auch nicht in Wien der spateren Hauptstadt Osterreichs da das Gebiet von Wien damals noch im Besitz der Grafen von Formbach stand und erst eine Generation spater von seinem Sohn Leopold III erworben werden konnte Leopold II residierte wie seine Vorfahren in der Burg von Melk an der Donau ein Ort der bereits 831 urkundlich aufscheint und im Nibelungenlied als Medelike erwahnt wird Die zentral in der Wachau an der Donau gelegene Burg wurde von Markgraf Leopold I durch Vertreibung des bisherigen Besitzers des Grafen Sizzo Sieghard IV aus dem Haus der Sieghardinger erworben 12 Leopold II verlegte seine Residenz jedoch spater im Zuge des Ausbaus seiner Herrschaft auf die Burg von Gars am Kamp die zur Sicherung der Grenze gegen Bohmen von strategischer Bedeutung war Der Zeitpunkt dieser Ubersiedlung ist nicht bekannt lasst sich aber ungefahr durch den Umstand bestimmen dass Markgraf Leopold II die Burg Melk im Jahre 1089 an den Benediktinerorden ubergab 13 14 Leopold II starb am 12 Oktober 1095 vermutlich in seiner Residenz der Burg Gars am Kamp Wo Leopold begraben wurde ist umstritten Eine Handschriftliche Notiz aus dem 12 Jahrhundert uber die Einweihung der Burgkapelle die dem Heiligen Pankratius geweiht war erwahnt zwar einen Schrein in dem Reliquien des Markgrafen Leopold aufbewahrt werden es ist aber dabei nicht klar ob es sich dabei um den Sarg die Gebeine oder sonstige Heiligtumer aus dem Besitz des Markgrafen handelt Alternativ ware an das neu gegrundete Stift Melk in der alten Residenz seiner Familie zu denken da Kloster als Begrabnisstatten vornehmer Familien naheliegender waren als Burgen Allerdings konnte bei einer Untersuchung der Gebeine in Melk im Jahre 1968 kein Hinweis darauf gefunden werden dass auch Leopold II dort begraben ist 15 Wertung BearbeitenUnter Leopold II ist die Markgrafschaft Osterreich immer mehr in das Reich hinein gewachsen Dies durch den Investiturstreit in den Leopold involviert war der eine Stufe auf dem Weg zur Ausbildung des Landes Osterreich und zur Hoheit uber dieses Land war aber auch durch die von ihm geknupften Beziehungen vorwiegend verwandtschaftlicher Art mit geistlichen und weltlichen Grossen wie mit den sachsischen Verwandten seiner Mutter den gregorianisch gesinnten bayerischen Hochadelsgeschlechtern wie etwa den Formbach Ratelnbergern und den Traungauern die in der Mark uber erheblichen Grundbesitz verfugten aber auch mit den Welfen und mit den Grafen von Diessen Wolfratshausen 16 Diese Beziehungen wurden durch die Heiratspolitik bei der Vermahlung seiner Kinder weiter verstarkt Leopolds Zeitgenosse Berthold von St Blasien bezeichnete ihn als Liudolfus ditissimus marchio de Orientali Regno in causa sancti Petri fidelissimus contra scismaticos etwa Liudolf sehr reicher Markgraf des ostlichen Herrschaftsbereiches der treueste in der Sache des heiligen Petrus gegen die Schismatiker 17 Leopold bahnte somit den Weg auf dem sein Sohn Markgraf Leopold III weiter voranschreiten konnte 18 Ehe und Nachkommen BearbeitenLeopold II war mit Ida verheiratet deren Herkunft nicht gesichert ist die aber vermutlich aus dem Haus der papsttreuen Grafen von Formbach Landkreis Passau stammt 19 Vor ihrer Ehe mit Leopold II war sie vermutlich mit Haderich von Schwarzenburg aus dem oberpfalzischen Geschlecht der Schwarzenburger verheiratet 20 Im Jahre 1101 schloss sie sich den Herzogen Welf IV von Bayern 1101 und Wilhelm IX Aquitanien Wilhelm IX von Aquitanien 1126 an und nahm als eine der ersten namentlich bekannten Kreuzfahrerinnen zusammen mit Erzbischof Thiemo von Salzburg der gleichfalls aus dem Geschlecht der Grafen von Formbach stammt am Kreuzzug von 1101 teil auf dem sie verstarb Kinder 21 Adelheid 14 Juni nach 1120 um 1120 Dietrich II Graf von Formbach 1145 Elisabeth 10 Oktober 1107 Markgraf Ottokar II von Steiermark 1122 Gerberga 13 Juli 1142 Herzog Borivoj II von Bohmen Leopold III der Heilige Markgraf von Osterreich 1095 1136 15 November 1136 Ida Lutold von Znaim Furst von Mahren Sohn von Herzog Konrad I von Bohmen Euphemia 16 Mai Konrad I Graf von Peilstein 1168 Sophie 2 Mai 1154 I Heinrich III von Eppenstein Herzog von Karnten 1122 II um 1123 Sieghard X Graf von Burghausen und Schala Tengling 19 April 1142 22 Literatur BearbeitenWalter Koch Leopold II In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 276 f Digitalisat Heinrich von Zeissberg Leopold II III Markgraf von Oesterreich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 381 f Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 976 1246 6 Aufl Wien 1997 Karl Brunner Leopold der Heilige Wien 2009Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leopold II Osterreich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Leopold II Osterreich im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Markgraf Leopold II in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Einzelnachweise Bearbeiten Europaische Stammtafeln Neue Folge Band II Die ausserdeutschen Staaten Tafel 39 Verlag J A Stargardt Marburg 1984 Bairisches Urkundenbuch IV 1 584 Gerold Meyer von Knonau Jb des deutschen Reiches unter Heinrich IV und Heinrich V Bd 3 Berlin 1965 132 Floridus Rohrig Leopold III der Heilige Markgraf von Osterreich Seite 21 Herold Verlag Wien Munchen 1985 ISBN 3 7008 0290 0 Vita b Altmanni MG SS 12 236 Floridus Rohrig op Cit Seite 21 Floridus Rohrig op Cit Seiten 22 23 Floridus Rohrig Leopold III op Cit S 25 Floridus Rohrig Altmann und die Babenberger in Der heilige Altmann Bischof von Passau Festschrift zur 900 Jahr Feier Gottweig 1961 Seiten 34 ff Max Vancsa Geschichte Nieder und Oberosterreichs Bd 1 Seiten 276 f Gotha 1905 Floridus Rohrig Leopold III op cit S 26 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 6 Auflage 1996 Seite 49 Verlag Bohlau ISBN 3 205 98569 9 Floridus Rohrig Leopold III op cit S 26 Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Osterreich bearbeitet von Heinrich v Fichtenau u Erich Zollner Wien 1550 ff Floridus Rohrig Leopold III op cit S 27 Karl Lechner Die Babenberger op cit Seite 117 MGH SS V 463 Karl Lechner Die Babenberger op cit Seite 117 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 976 1246 6 Aufl Wien 1997 S 112 135 Karl Brunner Leopold der Heilige Wien 2009 S 79 Europaische Stammtafeln Neue Folge Band II Tafel 39 Europaische Stammtafeln Neue Folge Band III Teilband 1 Tafel 29 Verlag J A Stargardt Marburg 1984 Markgrafen in der Marcha orientalis ca 860 1156 Wilhelm II und Engelschalk I Aribo I zeitweise Engelschalk II Burkhard Leopold I Heinrich I Adalbert Ernst Leopold II Leopold III Leopold IV Heinrich II Normdaten Person GND 137326718 lobid OGND AKS VIAF 81532781 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leopold II ALTERNATIVNAMEN Liutpold der Schone Beiname KURZBESCHREIBUNG Markgraf von Osterreich aus dem Geschlecht der BabenbergerGEBURTSDATUM 1050STERBEDATUM 12 Oktober 1095STERBEORT unsicher Gars am Kamp Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold II Osterreich amp oldid 231679528