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Heinrich von Osterreich Babenberger genannt der Grausame oder der Gottlose 1208 29 November 1227 1228 war Erb Herzog von Osterreich Er rebellierte gegen seinen Vater Herzog Leopold VI der Glorreiche von Osterreich und Steiermark musste sich diesem jedoch unterwerfen und starb vor seinem Vater Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 3 Ehe und Nachkommen 4 Einzelnachweise 5 LiteraturHerkunft BearbeitenHeinrich stammte aus dem Haus der Markgrafen und Herzoge von Osterreich die seit 976 die Marcha Orientalis die ottonische Mark an der Donau auch bayrische Ostmark genannt und spater die Herzogtumer Osterreich und Steiermark beherrschten Ein Zusammenhang mit den bayrischen Luitpoldingern ist wahrscheinlich aber nicht urkundlich nachweisbar Die Familie ist unter dem Namen Babenberger bekannt eine Bezeichnung die ahnlich wie die Konradiner erst nach dem Erloschen der Familie gebrauchlich wurde und nie als Familienname verwendet wurde Heinrich war der zweite Sohn des Herzogs Leopold VI der Glorreiche von Osterreich und Steiermark und dessen Gemahlin Theodora Angelina Tochter nach anderen Quellen auch Nichte 1 2 oder Enkelin 3 des byzantinischen Kaisers Isaak II Angelos Er war der altere Bruder von Friedrich II der Streitbare Herzog von Osterreich und Steiermark der als Letzter seines Hauses 1246 starb Leben BearbeitenHeinrich war ahnlich wie sein Vater als jungerer Sohn wohl fur die geistliche Laufbahn bestimmt gewesen ruckte aber wie dieser durch den Tod seines alteren Bruders zum Thronerben auf da Leopold 1216 im Alter von neun Jahren durch Sturz von einem Baum verstarb Unter anderem tritt Heinrich in den Jahren 1224 und 1227 als Zeuge bzw Mitsiegler in mehreren Urkunden seines Vaters und als Zeuge einer im Jahre 1227 in Donauworth ausgestellten Urkunde seines Schwagers Heinrich VII von Hohenstaufen des romischen Konigs und Konigs von Sizilien auf dem Ehemann seiner Schwester Margarete von Osterreich die 1227 1235 romische Konigin 1246 Herzogin von Osterreich und 1253 1260 Konigin von Bohmen war 4 Seine erste Rolle war passiv als Objekt der Familienpolitik seines Vaters Herzog Leopold VI war damals verstarkt auf den mitteldeutschen Raum ausgerichtet Ein Grund dafur mag darin gelegen sein dass er dadurch den Konig von Bohmen Ottokar I Premysl mit dem laufend Spannungen bestanden in die Zange nehmen konnte Schliesslich verheiratete er vier seiner Kinder drei Tochter und auch Heinrich mit Partnern aus dieser Region Eine fur Heinrich wenig erfreuliche Konsequenz der vaterlichen Heiratspolitik war verbunden mit ihrem spektakularsten Erfolg der Vermahlung seiner Schwester Margarete mit dem romischen Konig Heinrich VII dem gewahlten Nachfolger des Kaisers Friedrich II des Heiligen Romischen Reiches genannt Stupor mundi das Staunen der Welt Heinrich wurde in nicht ganz erklarlicher Weise wegen dieser Ehe gezwungen auf die Mitgift seiner eigenen Braut Agnes von Thuringen zu verzichten Dass dies geschah um die prunkvolle Hochzeit und Aussteuer seiner Schwester zu finanzieren ist reine Spekulation jedoch nicht ganz von der Hand zu weisen Seine Eheschliessung fand schliesslich als Doppelhochzeit gemeinsam mit der koniglichen Hochzeit seiner Schwester in der freien Reichsstadt Nurnberg statt Trotz grosser Pracht und zahlreichen hochrangigen Gasten wurde das Fest von ungewohnten Zwischenfallen uberschattet Der von Kaiser Friedrich II als Reichsverweser eingesetzte Erzbischof Engelbert I von Koln Graf von Berg wurde kurz vor der Hochzeit in Gevelsberg von seinem Neffen Graf Friedrich von Isenberg erschlagen Auf dem Fest kam es daher zu bewaffneten Streitigkeiten uber die Verantwortung fur diesen Mord Nicht genug damit brach eine Treppe im Schloss ein wodurch mehrere Gaste zu Tode kamen Seine wichtigste wenn auch unruhmliche Rolle spielte Heinrich im Zusammenhang mit dem seit langem schwelenden Konflikt zwischen Osterreich und Bohmen Der Anlass hing mit der Eheschliessung seiner Schwester Margarete mit Konig Heinrich VII zusammen Konig Heinrich war zuvor aus strategischen Grunden mit Agnes von Bohmen 1211 1282 Prinzessin von Bohmen einer Tochter von Konig Ottokar I Premysl von Bohmen verlobt worden Die Braut wurde daher von Konig Ottokar an den Hof von Herzog Leopold VI gesandt um sie in Wien mit der deutschen Sprache vertraut zu machen und um sie auf ihre kunftige Rolle als romische Konigin und spater Kaiserin vorzubereiten Kaiser Friedrich II beschloss jedoch uberraschend im Jahr 1225 dass Konig Heinrich nicht Agnes von Bohmen sondern Margarete von Osterreich eine Tochter Leopolds VI heiraten solle Leopold VI war wohl sehr geehrt jedoch in der unangenehmen Lage dem Konig von Bohmen die von Kaiser Friedrich II als Schwiegertochter verschmahte Tochter zuruckschicken zu mussen und dies da nunmehr seine eigene Tochter den Thronerben des Heiligen Romischen Reiches heiraten sollte Konig Ottokar I der dahinter wohl eine Intrige von Herzog Leopold vermutete war emport Er suchte und fand jedoch bald eine Gelegenheit sich fur diese Schmach zu rachen Nachdem Leopold 1226 nach Italien abgereist war fiel Ottokar mit Streifscharen in Osterreich ein und verwustete das Land nordlich der Donau Unterstutzt wurde er dabei von unerwarteter Seite namlich vom osterreichischen Erbherzog Heinrich der sich gegen seinen Vater erhob Denkbare Motive waren sein Arger daruber dass die Mitgift seiner Frau dem kaiserlichen Heiratsprojekt geopfert wurde die Befurchtung dass er als Erstgeborener durch eine neuerliche Teilung der Erblande zugunsten seines jungeren Bruders Friedrich benachteiligt werden konnte oder schlicht der Wunsch die Regierung um einige Jahre fruher ubernehmen zu konnen Der Erfolg dieser gemeinsamen Aktion war sehr beschrankt da die fuhrenden osterreichischen und steirischen Ministerialen Heinrich die Gefolgschaft verweigerten Dem bohmischen Einfall stellte sich der Landmarschall von Osterreich Heinrich von Kuenring entgegen der die bohmischen Soldaten aus dem Land vertrieb Heinrich selbst gelang nur ein bescheidener Erfolg er konnte seine Mutter aus ihrer Residenz der Burg von Hainburg vertreiben Er konnte jedoch nach Ruckkehr seines Vaters dessen militarischem Aufgebot letztlich nicht widerstehen und musste sich unterwerfen Die Spannungen gegenuber Bohmen sowie innerhalb der Familie blieben jedoch bestehen obwohl Vater und Sohn 1227 am Hoftag in Donauworth wieder gemeinsam auftraten Wahrend viele osterreichische und bohmische Quellen uber die Kampfe mit den Bohmen schweigen berichten die Cont Santacruc I MGH SS IX 626 und die Annales S Ruperti Salisb MGH SS IX 783 uber den Aufstand Heinrichs und uber die Vertreibung seiner Mutter 5 Heinrich starb bald darauf wahrend einer gemeinsamen Reise mit seinem Vater in Schwaben 1227 1228 Die Rebellion gegen den Vater die Zusammenarbeit mit den feindlichen bohmischen Truppen die das Land verwusteten und die Vertreibung seiner Mutter blieben unvergessen Als zweieinhalb Jahrhunderte spater der beruhmte Humanist Ladislaus von Sunthaym 1489 im Auftrag des Abtes von Klosterneuburg eine Genealogie der Babenberger verfasste und sie jeweils mit schmuckenden Beinamen versah fand er fur Herzog Heinrich nur die Bezeichnung Heinrich der Grausame oder Heinrich der Gottlose fur angemessen An Heinrich erinnert jedoch auch sein Grabstein der sich im Stift Heiligenkreuz in Niederosterreich befindet und der nach Karl Lechner der bedeutendste spatromanische Grabstein im Bereich babenbergischer Herrschaft ist Dies da die Figur stilistisch fortgeschritten ist naturlich bewegt wirkt und bereits gotische Zuge zeigt 6 Ehe und Nachkommen BearbeitenHeinrich heiratete in Nurnberg am 29 November 1225 Agnes Landgrafin von Thuringen 1205 v 1247 Sie war eine Tochter von Hermann I Landgraf von Thuringen seit 1181 Pfalzgraf von Sachsen Dieser war z T in Frankreich am Hof von Konig Ludwig VII erzogen worden und nahm 1197 im Gefolge von Konig Heinrich VI an einem missgluckten Kreuzzug teil Er brachte franzosische Dichtung an seine Residenz die Wartburg und war ein grosser Forderer der zeitgenossischen Dichter und Sanger Im Jahr 1206 fand bei ihm angeblich der Sangerkrieg auf der Wartburg statt Er starb in Gotha am 25 April 1217 Agnes war am Dichterhof ihres Vaters auf der Wartburg aufgewachsen wo mit Wolfram von Eschenbach Heinrich von Veldeke und Walther von der Vogelweide die beruhmtesten Minnesanger ihrer Zeit verkehrten Sie fand in Wien am Hof ihres Schwiegervaters Leopold VI ein ahnlich beruhmtes Zentrum des Minnesanges vor und mag wohl zu dessen Entwicklung beigetragen haben Statt einer Mitgift brachte sie immerhin das damals sehr wesentliche geistliche Prestige ihrer Verwandtschaft nach Wien da sie eine Schwester von Ludwig IV dem Heiligen Landgraf von Thuringen und damit Schwagerin der schon 1235 heiliggesprochenen Elisabeth von Thuringen einer Tochter des Konigs Andreas II von Ungarn war Fruh verwitwet heiratete sie in zweiter Ehe 1229 den Witwer ihrer Schwagerin Agnes von Osterreich Herzog Albrecht I von Sachsen Kurfurst und Erzmarschall des Heiligen Romischen Reiches der 1261 verstarb Aus der Ehe gingen zwei Tochter hervor Aus der Ehe Heinrichs mit Agnes von Thuringen stammt nur eine Tochter Gertrud Herzogin von Osterreich und Steiermark Herzogin von Modling 1226 24 April 1288 1299 Sie war vor allem durch zwei Umstande von Bedeutung Durch ihre Weigerung den gebannten und um vieles alteren Kaiser Friedrich II zu ehelichen brachte sie 1245 den Konigreichsplan ihres Onkels Herzog Friedrichs des Streitbaren zu Fall der gehofft hatte dass seine Herzogtumer und Landereien von Friedrich II zu einem Konigreich erhoben werden Zugleich war sie nach dem Tod ihres Onkels im Jahr 1246 neben ihrer Tante Margarete von Osterreich die zweite Erbin ihres Hauses und dadurch eine gesuchte Heiratskandidatin fur Fursten mit dynastischen Ambitionen auf die Herzogtumer Osterreich und Steiermark Sie war dreimal verheiratet 1 1 April 1246 Vladislav III Prinz von Bohmen Markgraf von Mahren 1246 Herzog von Osterreich Herzog von Schlesien in Oppeln v 1233 3 Januar 1247 2 1248 Hermann VI Markgraf von Baden 4 Oktober 1250 3 1252 Roman Furst von Halitsch Slonim u Novogrodek 1251 52 Herzog von Osterreich geschieden 1253 c 1260 Einzelnachweise Bearbeiten Detlev Schwennike Europaische Stammtafeln Neue Folge Band I 1 Andreas Thiele Erzahlende genealogische Stammtafeln zur europaischen Geschichte Band I Teilband 1 Lexikon des Mittelalters Band V S 1900 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 976 1246 S 377 Anmerkung 111 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 976 1246 S 377 Anm 111 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich 976 1246 S 271Literatur BearbeitenGeorg Scheibelreiter Die Babenberger Reichsfursten und Landesherren Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2010 ISBN 978 3 205 78573 6 Karl Lechner Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Osterreich Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 1996 ISBN 3 205 98569 9 Heide Dienst Leopold VI In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 283 f Digitalisat Heinrich von Zeissberg Leopold VI In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 388 391 Normdaten Person GND 13586805X lobid OGND AKS VIAF 80311670 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich der Grausame von OsterreichALTERNATIVNAMEN Heinrich Herzog von Osterreich Heinrich der GottloseKURZBESCHREIBUNG Herzog von Osterreich und der SteiermarkGEBURTSDATUM 1208STERBEDATUM 29 November 1227 oder 29 November 1228 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich der Grausame von Osterreich amp oldid 225122634