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Der Teltow Krieg und der Magdeburger Krieg auch Teltower Krieg Halberstadter Fehde Meissener Stiftsfehde 1 waren innerdeutsche Kriege um die Vorherrschaft auf dem Teltow und dem Barnim im Zuge des Landesausbaus nach Osten im 13 Jahrhundert Johann I sitzend und Otto III Denkmal Siegesallee 1900Heinrich der Erlauchte Dresden Furstenzug Ende 19 Jahrhundert Kontrahenten der bewaffneten Auseinandersetzungen die zwischen 1239 und 1245 phasenweise zeitgleich an zwei Fronten stattfanden waren auf der einen Seite die gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen der Mark Brandenburg Johann I und Otto III auf der anderen Seite der Wettiner Markgraf von Meissen Heinrich der Erlauchte der Bischof des Erzstifts Magdeburg Wilbrand von Kafernburg sowie der Halberstadter Bischof Ludolf I von Schladen In dieser Zeit bauten die Askanier Berlin Kolln aus handels und wirtschaftspolitischen Grunden und wegen seiner strategischen Bedeutung gegenuber dem wettinischen Kopenick gezielt aus und legten den Grundstein fur die spatere Vormachtstellung der Stadt Seit dem Sieg der Askanier 1245 gehorten nahezu der gesamte Teltow und Barnim dauerhaft zur Mark Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung und Ziel der Konflikte 2 Hintergrund 2 1 Einflussbereiche um 1240 2 2 Ausbau Berlin Kollns durch die Askanier 2 3 Ausbau der Herrschaft Honow durch die Wettiner 3 Die Kriege 3 1 Ausloser Halberstadter Fehde und Verrat 3 2 Verlauf der Kriege 4 Ergebnis 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseNamensgebung und Ziel der Konflikte BearbeitenDie Auseinandersetzungen des Hochmittelalters tauchen in geschichtlichen Darstellungen unter verschiedenen Namen auf Die Begriffsgebung Teltow Krieg oder Teltower Krieg oder auch Meissener Fehde verweist auf den Gegenstand und Schauplatz der Auseinandersetzung bzw den Konfliktpartner wahrend der Begriff Magdeburger Krieg auf das phasenweise beteiligte Erzstift abhebt Da die Askanier in beiden Konflikten das gleiche Ziel verfolgten uber die Gewinnung des Teltows Barnims einen Zugang zur Oder und letztlich zur Ostsee zu schaffen da beide Konflikte den gleichen Hintergrund hatten und teilweise ineinandergriffen sind sie hier zur besseren Ubersicht zusammengefasst Die Markische Furstenchronik berichtet uber diese Konflikte zu den Jahren 1240 und 1244 ohne ihnen einen besonderen Namen zu geben Teltow und Barnim sind geologische Platten und historische Landschaften sudlich und nordlich des Berliner Urstromtals Hintergrund BearbeitenEinflussbereiche um 1240 Bearbeiten Im Jahr 1150 war Albrecht der Bar durch Erbvertrag mit dem Hevellerfursten Pribislaw Heinrich in den Besitz der Brandenburg gekommen 1157 besetzte Jaxa von Kopenick aufgrund von Erbanspruchen fur einige Monate die Brandenburg aus der er aber am 11 Juni 1157 nach Ubergabeverhandlungen gegen freien Abzug abrucken musste 2 Nach dem schrittweisen Landesausbau beherrschten Albrechts Urenkel Johann I und Otto III rund achtzig Jahre spater unter anderem die westlichen und mittleren Teile des Teltows und Barnims In einem ostlichen Randstreifen der Gebiete sassen die Wettiner und konkurrierten mit den Askaniern um die Besiedlung der Region Zentren der Wettiner waren die befestigten Teltow Anlagen Mittenwalde und an der Mundung der Dahme in die Spree die Schlossinsel Kopenick die 1920 zu Berlin kam Die Grenze verlief somit in Nord Sud Richtung mitten durch das heutige Berliner Stadtgebiet nbsp Naturraum Teltow und BarnimAngeblich hatten die Wettiner Kopenick bereits 1178 von den Slawen erobert 3 Nach anderer Darstellung hatten sie Kopenick seit 1210 in Besitz jedenfalls sind die Vorgange die zum Ruckzug von Jaxa von Kopenick und etwaigen Nachfolgern Jaxas fuhrten unbekannt 4 Die Askanier drangen uber die Besiedlung des Barnimnordrandes nach Osten vor wahrend die Wettiner von Suden aus bis kurz vor Strausberg vorstiessen das sich wiederum bereits in askanischer Hand befand Zudem besass auch das magdeburgische Zisterzienserkloster Zinna in dem Bereich nordostlich von Berlin in dem Wettiner und Askanier aufeinanderstiessen umfangreiche Besitzungen um Rudersdorf Noch weiter ostlich hatte das Erzstift Magdeburg das Land Lebus in Besitz beziehungsweise erhob Anspruch darauf da es ihm vom Kaiser zugesprochen worden war Die Magdeburger Dauerkonkurrenten der Askanier wollten den Weg nach Lebus sichern und hatten ihren Bestrebungen nach Osten schon 1170 mit der Grundung des Klosters Zinna in ihrem Juterboger Gebiet Nachdruck verliehen Sie waren uber das Nuthetal nach Norden vorgedrungen Wahrend sich die Siedlungsstrome in der ersten Phase um 1200 weitgehend entlang der Flusse Nuthe Dahme Panke oder Wuhle bewegt hatten wurden nunmehr die Hochflachen Teltow und Barnim selbst planmassig aufgesiedelt und unter den Pflug genommen 5 Ausbau Berlin Kollns durch die Askanier Bearbeiten Beide Seiten sicherten ihre Gebiete mit Burgen befestigten Anlagen Aufsiedlungen und Handelswegen Gezielt bauten die Askanier die bereits bestehenden Marktflecken der spateren Doppelstadt Berlin Kolln als Handelsplatz Furt durch die Spree und Zentrum neuer Handelsrouten gegen das benachbarte Kopenick aus Die massive Forderung Berlins muss wohl im Zusammenhang mit dem Entscheidungskampf um den Barnim gesehen werden 6 In dem Masse in dem Berlin Kolln an Bedeutung zunahm verlor das bisherige askanische Machtzentrum in der Region die Burg und Residenz Spandau an strategischem Gewicht nbsp Feldsteinkirche in Honow gebaut vor 1250Den nordwestlichen Teltow sicherten die Markgrafen unterstutzt vom Templerorden im Komturhof Tempelhof durch Dorfer wie Marienfelde dem spater eine Dorferkette mit Mariendorf Rixdorf und Tempelhof folgte Samtliche Dorfer sind heute Ortsteile Berlins Wer ihre Ansiedlung veranlasste Askanier Wettiner die Erzbischofe von Magdeburg oder die Herzoge von Schlesien ist bis zum heutigen Tage in der Forschung umstritten 7 Siehe ausfuhrlich Entwicklung des Berliner RaumsAusbau der Herrschaft Honow durch die Wettiner Bearbeiten Die Ergebnisse jungerer archaologischer und etymologischer Forschungen legen nahe dass die Wettiner versuchten von ihrer Kopenicker Burg aus das Dorf Honow nordostlich des heutigen Berlins zum Zentrum einer kleinen Herrschaft zu entwickeln Laut Uwe Michas wurde am Honower See vor einigen Jahren ein Turmhugel entdeckt der von einem Graben umgeben war Sternformig gruppierten sich Dorfer um Honow wie Hellersdorf ausgegrabener Holzpfosten dendrochronologisch datiert auf 1218 und Blumberg oder Altlandsberg und Falkenberg 8 Die beiden letztgenannten Ortsnamen konnten auf Namensubertragungen aus den wettinischen Stammlandern zuruckgehen Landsberg bei Halle Saale Falkenberg Ortsteil von Halsbrucke 9 In Altlandsberg soll Anfang des 13 Jahrhunderts eine deutsche Burg mit Suburbium um die heutige Stadtkirche entstanden sein Das Aufeinandertreffen der Herrschafts und Siedlungsinteressen rief nach einer Entscheidung Die Kriege BearbeitenWie weit genau die jeweiligen Einflussgebiete reichten ist unbekannt Auch scheinen die Besitzrechte bei Kopenick und Mittenwalde mehrfach gewechselt zu haben Zudem waren die Interessenlagen offenbar nicht immer so klar abgegrenzt wie bislang idealtypisch vereinfachend umrissen Letzter Anlass fur den knapp sieben Jahre wahrenden Krieg war dann die sogenannte Halberstadter Fehde Ausloser Halberstadter Fehde und Verrat Bearbeiten nbsp Kriegsauslosende Burg Alvensleben Im Vordergrund die Veltheimsburg die ehemalige Markgrafenburg Zeichnung von Anco Wigboldus 1937Die beiden wettinischen Burgen Kopenick und Mittenwalde sollen laut Darstellung von Georg Sello bereits im ersten Drittel des 13 Jahrhunderts in der Hand der Brandenburger Markgrafen gewesen sein 1239 nahmen die Markgrafen auf der Seite ihrer ehemalige Magdeburger Kriegsgegner an einem Feldzug gegen das Bistum Lebus teil das der Kaiser dem Erzbistum Magdeburg zugesichert hatte Der Feldzug scheiterte uberraschend Anschliessend machte der Wettiner seine Rechte an Kopenick und Mittenwalde geltend Im guten Glauben an die Neutralitat ihres Kriegspartners im Lebusfeldzug sollen die Brandenburger die Burgen bis zu einer gerichtlichen Klarung an den Magdeburger Erzbischof ubergeben haben Hinzu kam ein Streit von Johann I und Otto III mit dem Bischof von Halberstadt um den Besitz der Burg Alvensleben deren Befestigungsanlagen die Brandenburger Markgrafen mit der Markgrafenburg unmittelbar neben der Bischofsburg erweitert hatten Halberstadter Fehde In dieser Situation sah der Magdeburger Erzbischof offenbar die Chance sich mit Waffengewalt der askanischen Konkurrenten zu entledigen und sich einen Weg nach Lebus durch askanisches Gebiet auf dem Barnim zu sichern Er handigte die Burgen Kopenick und Mittenwalde den Wettinern aus und verbundete sich mit den Wettinern und Bischof Ludolf von Halberstadt gegen die Askanier 10 Verlauf der Kriege Bearbeiten Die Askanier sahen sich nunmehr in einen Zweifrontenkrieg gezwungen Otto III zog gegen Kopenick und schleifte 1240 die Burg musste sich allerdings wieder zuruckziehen und im Gegenzug Verwustungen der askanischen Barnimbesitzungen vor Strausberg durch die Wettiner hinnehmen Teltow Krieg Johann I zog gegen die beiden Bischofe die in die Altmark eingefallen waren In einer siegreichen Schlacht an der Biese zwischen Stendal und Wittenberge soll es ihm gelungen sein Bischof Ludolf von Halberstadt gefangen zu nehmen Der Magdeburger Bischof Wilbrand von Kafernburg trat den Ruckzug an bildete mit Wettiner Hilfe ein neues Heer und fuhrte es gegen die Brandenburg wo er von Johann I erneut und in diesem Konflikt wahrscheinlich endgultig geschlagen wurde Magdeburger Krieg 11 An der anderen Front blieb sein Bruder Otto III in einem entscheidenden Gefecht bei Mittenwalde gegen Heinrich den Erlauchten siegreich Wahrscheinlich im Jahr 1245 waren samtliche Kampfe beendet die laut Darstellung von Uwe Michas verheerend gewesen sind Genaue Daten uber das Ende der Kampfe liegen nicht vor Fur 1245 spricht unter anderem dass in diesem Jahr erstmals ein brandenburgischer also askanischer Vogt in Kopenick nachweisbar ist 12 Ergebnis BearbeitenDie Versuche Heinrich des Erlauchten die Mark Lausitz auf Kosten der Mark Brandenburg nach Norden auszuweiten waren mit seiner Verdrangung aus den Burgbezirken Kopenick und Mittenwalde im ostlichen Teltow endgultig beendet Seit 1245 gehoren der gesamte Teltow und nahezu der gesamte Barnim dauerhaft zu Brandenburg Damit war auch den weitergehenden Anspruchen der Magdeburger in diesem Bereich des deutschen Landesausbaus ein Riegel vorgeschoben auch wenn Rudersdorf mit dem bedeutenden Kalksteinbruch Rudersdorf als Aussenbesitzung des Klosters Zinna noch fur Jahrhunderte unter ihrem Einfluss blieb Fur die Askanier war der Weg weiter nach Osten zur Oder frei die sie in den 1250er Jahren uberschritten Johann I und Otto III grundeten die ersten Teile der Neumark Terra trans Oderam Literatur BearbeitenReinhard E Fischer Die Ortsnamen der Lander Brandenburg und Berlin Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission be bra wissenschaft Berlin Brandenburg 2005 ISBN 3 937233 30 X ISSN 1860 2436 Uwe Michas Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs In der Reihe Entdeckungen entlang der Markischen Eiszeitstrasse Band 7 Gesellschaft zur Erforschung und Forderung der markischen Eiszeitstrasse Hrsg Eberswalde 2003 ISSN 0340 3718 Winfried Schich Das mittelalterliche Berlin 1237 1411 In Wolfgang Ribbe Hrsg Veroffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin Geschichte Berlins 1 Band C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 31591 7 Georg Sello Der Erwerb des Teltow und Barnim durch die Markgrafen Johann I Otto III In Forschungen zur brandenburgisch preussischen Geschichte 5 1892 Georg Sello Die halberstadter brandenburgische Fehde 1238 1245 in Zeitschrift des Harzvereins fur Geschichte und Altertumskunde Nr 24 1891 S 201 219Weblinks BearbeitenMarca Brandenburgensis Johann I und Otto III Marca Brandenburgensis Schlachten und Kriegszuge in der Mark Brandenburg um 1260 Wilbrand von Kafernburg bei Genealogie MittelalterEinzelnachweise Bearbeiten Eberhard Bohm Teltow und Barnim Koln 1978 S 22 Obwohl gangige Geschichtsschreibung ist nicht vollig gesichert ob es sich bei dem Jaxa der 1157 mit Albrecht dem Baren im Kampf lag und Jaxa von Kopenick um dieselbe Person gehandelt hat Siehe Jaxa von Kopenick Siehe neuerdings auch Michael Lindner Jacza von Kopenick Berlin 2012 Marca Brandenburgensis Johann I und Otto III Winfried Schich Das mittelalterliche Berlin Munchen 1987 S 155 Neuerdings aber auch Michael Lindner Jacza von Kopenick Berlin 2012 Winfried Schich Das mittelalterliche Berlin S 157 Uwe Michas Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs S 35 Ulrich Waack Die fruhen Herrschaftsverhaltnisse im Berliner Raum Eine neue Zwischenbilanz der Diskussion um die Magdeburg Hypothese In Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte 54 2005 S 7 38 Uwe Michas Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs S 33 34 Analysen des Namenfoschers fur Brandenburg Georg Schlimpert Hier nach Reinhard E Fischer Die Ortsnamen S 100 53 Uwe Michas Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs S 38 Michas bezieht sich auf die Darstellungen und Forschungen von Georg Sello 1891 1892 siehe Literatur Marca Brandenburgensis Schlachten und Kriegszuge in der Mark Brandenburg um 1260 Uwe Michas Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Teltow Krieg und Magdeburger Krieg amp oldid 232726958