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Die Kirche St Amandus in Bad Urach im Landkreis Reutlingen in Baden Wurttemberg ist eine evangelische Kirche im Kirchenbezirk Bad Urach Munsingen der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg Als Schutzpatron der Kirche war in vorreformatorischer Zeit Amandus von Maastricht gewahlt worden Sie wurde als Stiftskirche konzipiert und gebaut Stiftskirche St AmandusInnenansicht Blick entlang des Hauptschiffes zum Chor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ein Ereignis der wurttembergischen Kirchengeschichte 3 Das Gebaude 3 1 Baumaterial 3 2 Ausstattung 3 2 1 Bildhauerarbeiten in Stein 3 2 2 Kanzel 3 2 3 Taufstein 3 2 4 Bildhauerarbeiten in Holz 3 2 5 Altargitter 3 2 6 Lederparament 3 2 7 Glasmalerei 3 2 8 Wandmalerei 4 Orgeln 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenUnmittelbar bei der Wasserburg in der Siedlung Urach gab es um 1100 bereits eine Kirche am Platz der heutigen Amanduskirche Bei Renovierungsarbeiten um 1990 wurden Fundamentreste von insgesamt 3 Vorgangerkirchen gefunden Zwar konnten diese zeitlich nicht differenziert eingeordnet zumindest konnte aber eine Kirchenbautradition an dieser Stelle nachgewiesen werden die mindestens bis ins Ende des 11 Jahrhunderts zuruckreicht Um 1150 wird in Urach eine Kirche genannt die der Jungfrau Maria sowie den Heiligen Andreas und Amandus gewidmet ist Im 14 Jahrhundert wurde eine neue Kirche errichtet der unmittelbare Vorgangerbau der heutigen Amanduskirche die eine besondere Stellung im zustandigen Bistum Konstanz eingenommen haben soll Sie hatte bereits eine beachtliche Grosse mit einer Lange von 45 m und einer Breite von 19 m war sie nur um ein Viertel kleiner als die heutige Kirche Vermutlich um 1474 75 beauftragte Graf Eberhard V Eberhard im Bart den Werkmeister Hans Koch die spatgotische Stiftskirche zu bauen Da Wurttemberg geteilt und Urach die Hauptstadt des sudwestlichen Landesteils war sollte der Kirchenbau die Residenz gegenuber Stuttgart aufwerten Dazu musste die bisherige nicht baufallige Kirche weichen in der zuletzt noch im Juli 1474 die Trauung von Graf Eberhard V und Barbara Gonzaga von Mantua gefeiert worden war Auch wurden 1477 mit der Fertigstellung des Chores die Bruder vom gemeinsamen Leben nach Urach geholt und ihnen das Stift an die Kirche angebaut um neue geistliche Impulse in Eberhards Territorium zu verbreiten Nach dem Tod des Werkmeisters Hans Koch 1481 setzte Baumeister Peter von Koblenz den Kirchenbau fort Der Graf und Bauherr erlebte die Fertigstellung um 1500 nicht mehr auch Peter von Koblenz nicht er wurde 1501 dort begraben Im selben Jahr vollendete sein Nachfolger Marx Welling die Kirche mit der westlichsten Seitenkapelle des Nordschiffs Das Stift Urach wurde mit dem Tubinger Vertrag 1514 kurz vor Einfuhrung der Reformation aufgelost und der Gebaudekomplex spater anders genutzt Unmittelbar danach wurde in die Amanduskirche eine Pradikatur gestiftet 1 In der Nische rechts oberhalb der Kanzel wird von der Explosion der herzoglichen Pulvermuhle 1707 berichtet deren Druckwelle die mittelalterliche Farbverglasung der Nordseite und die Orgel zerstorte sowie Schaden im Gewolbe verursachte Bei der Erneuerung 1896 bis 1901 wurden von Heinrich Dolmetsch der unvollendet gebliebene Turm ausgebaut die Fassade verbessert Ausstattungsstucke restauriert und das Innere der Kirche neugotisch gestaltet 2 3 Die Kirche wurde am 27 Oktober 1901 im Beisein des wurttembergischen Konigspaars eingeweiht Das Kircheninnere wurde von 1988 bis 1990 nochmals renoviert und die neugotische Ausmalung im Chor entfernt Die qualitatvolle sonstige Neugotik Fassung an Langhauswanden Fliesenbelagen Leuchten und Schreinerarbeit blieb renoviert erhalten 2006 erfolgte die Sanierung des Turms Von 1923 bis 1926 wirkte Karl Hartenstein als Stadtpfarrer an der Amanduskirche 4 Ein Ereignis der wurttembergischen Kirchengeschichte BearbeitenIn Urach wo genau ist nicht uberliefert auf Einladung von Herzog Ulrich fand 1537 das Uracher Bildergesprach auch Uracher Gotzentag genannt statt Mit der Reformation und der wurttembergischen Kirchenordnung vertraute Theologen und Juristen darunter Erhard Schnepf Ambrosius Blarer Johannes Brenz und Matthaus Alber sollten die Frage klaren ob Heiligenverehrung und die Anbetung ihrer argerlichen Bilder Gotzendienst sei und sie aus den Kirchen entfernt werden mussten Bildersturm oder ob unargerliche Darstellungen des Heilsgeschehens zu Verkundigung Lehre und Erziehung erlaubt sein konnten Gerade Wurttemberg als im Endergebnis lutherische Kirche hatte eine nicht nur geographische Bruckenfunktion zwischen der wittenbergisch lutherischen und der zwinglischen Reformation Schweizer Pragung Die Gesprachsteilnehmer konnten sich nicht einigen sodass schliesslich der Herzog Klarheit schuf und die Entfernung der Heiligenbilder anordnete was langst nicht uberall und in ganzem Ausmass befolgt wurde Aus Anlass des 475 Jubilaums dieses Uracher Gotzentages ging es 2012 bei der Preisverleihung des Ersten Kunstpreises der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg in der Amanduskirche bewusst wieder um die neu zu fuhrende Diskussion uber die heutige Macht der Bilder neuer Medien und ihrer weltweiten Verbreitung 5 Das Gebaude BearbeitenBaumaterial Bearbeiten Je nach Eignung und Verfugbarkeit wurde unterschiedliches Steinmaterial benotigt Fur das aufgehende Mauerwerk wurde rauer schwarz patinierter Kalktuff verwendet Bruch Tal zwischen Seeburg und Urach Quaderkalk fur besonders vom Wetter beanspruchte Bauteile Bruch Mauchental Hulbener Steige Stubensandstein fur steinmetzmassig bearbeitete Eckquader Architekturglieder und Fenster Bruch 20 km entfernt bei Mitteltal Neckartal feinerer Kalksandstein fur innere Steinmetzarbeiten Bruch Brauner Jura der Umgebung 6 Ausstattung Bearbeiten Bildhauerarbeiten in Stein Bearbeiten Reichhaltig figurlich gestaltete Wandstatuen Konsolen 21 Gewolbe Anfangerkonsolen und 52 Schlusssteine uberliefern viel von der Frommigkeit dem theologischen Denken und dem kunstlerischen Wirken der am Bau Beteiligten und ihrer Zeit Ihre Deutung gelingt im Detail nur mit einem tiefen Verstandnis christlicher Ikonographie 7 Auf einem dieser Schlusssteine ist Amandus der Schutzpatron und Namensgeber der Kirche an seiner Bischofskleidung und den Attributen Hirtenstab und Buch zu erkennen Erst seit 1986 weiss man durch eine Kalendereintragung des Grafen Eberhard dass es sich bei dem Namensgeber Amandus um den Bischof von Maastricht den Apostel der Belgier im 7 Jahrhundert handelt nbsp Kanzel mit Papst Gregor und Hieronymus mit dem LowenKanzel Bearbeiten Die Kanzel deren genaue Entstehungszeit ebenso wie ihr Steinmetz unbekannt sind ist nach Aufbau und Gestaltung eine der reichsten ihrer Art in Wurttemberg und ist mit figurlichen und ornamentalen Steinmetzarbeiten an Fuss Aufgang Kanzelkorb und Brustung gestaltet Karl Halbauer datiert sie bauzeitlich auf um 1500 und weist ihre ursprungliche Position am mittleren dem vierten nordlichen Langhauspfeiler nach 8 was nach der Reformation eine Bestuhlung als Querkirche ergab 9 die 1901 durch Versetzen um einen Pfeiler nach Osten und Einbau eines neuen nach Osten gerichteten Gestuhls in eine Langskirche umgewandelt wurde 10 Wie bei den Kanzeln der Stiftskirchen in Tubingen und Herrenberg sind in den Feldern die lateinischen Kirchenvater Gregor der Grosse Hieronymus Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand abgebildet denen jeweils ein Evangelistensymbol beigegeben ist Vor allem die Steinskulpturen am Kanzelkorb thematisieren die Beziehung zwischen verschiedenen Heiligen den Brudern vom gemeinsamen Leben und dem Bauherrn Graf Eberhard V Eberhard im Bart dem ersten regierenden Herzog von Wurttemberg und Teck 11 So ist in der funften Nische neben den Kirchenvatern allerdings durch reiches Masswerk getrennt Jean Gerson abgebildet ein franzosischer Kirchenrechtler der auf dem Konzil von Konstanz fur die Bruder vom Gemeinsamen Leben eintrat deren Gemeinschaft teilweise als ketzerisch angesehen wurde da die Mitglieder einer damals neuartigen Frommigkeitsform anhingen und kein Ordensgelubde ablegten 12 In den Brustungsecken befinden sich Figuren der Heiligen Ulrich und Willigis ein Papst ein Monch und der Heiligen Benedikt von Nursia Die Figur des Monches wurde bei der Renovierung im 19 Jahrhundert angebracht und wird gerne als Martin Luther gedeutet 13 Nachtraglich der Kanzel hinzugefugt wurde nach der Reformation ein Brustungsaufsatz der die vier Kirchenvater zu Evangelisten umdeutet 13 1632 kam der holzerne Renaissance Schalldeckel hinzu Der farbig gestaltete Schalldeckel ist gekront von einem segnenden Salvator mundi Im Aufbau befinden sich Figuren von Moses Petrus und Johannes dem Taufer Seine Umschrift lautet Seelig seind die so Gottes wort hor en vnd be wahren lukae XI Der Kanzeldeckel wird Claus Schliesswecker zugeschrieben Bei der Renovierung 1899 wurde der Brustungsaufsatz abgenommen und als Lesepult in den Chor der Kirche versetzt Gleichzeitig wurde die Kanzel um einen Pfeiler nach Osten versetzt Dabei wurde ein Teil der Kanzel neugeschaffen namlich die achteckige Sockelplatte der Kanzelfuss mit funf Prophetenfiguren und den an Wasserspeier erinnernden grotesken Tiergestalten sowie die Treppe Auch ein Teil des Rankenwerks am Kanzelkorb wurde nach der Umsetzung erneuert 13 nbsp Konig David Moses und Josef auf dem TaufsteinTaufstein Bearbeiten Der Taufstein eine bedeutende bildhauerische Arbeit des Christoph von Urach aus dem Jahre 1518 besticht durch seine ungeheuer komplexe geometrische Konstruktion und die wohlgeordneten Proportionen ebenso wie durch das ikonographisch theologische Programm des figurlichen Schmucks 14 Die Aufschrift lautet ubertragen aus dem Lateinischen in heutiges Deutsch Aufgestellt im Jahr der jungfraulichen Geburt 1518 am 30 April durch mich Christoph Bildhauer Burger von Urach Moglicherweise hat der Kunstler sich selbst in der Gestalt des Josef dargestellt dessen Zepter als Statthalter des Pharaos direkt auf den Namen Christophorum weist 15 Das Stift das den Taufstein vermutlich in Auftrag gegeben hat war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelost 12 Der aus einem Sandsteinblock gefertigte Taufstein ist in allen seinen Massen nach steinmetzischer Art aus der rechten Geometrie konstruiert wobei die wohlgeordneten Proportionen vom Betrachter nur unbewusst wahrgenommen werden Auf einer achteckigen in den Boden eingelassenen Platte liegt zunachst ein Sockel der sich schon durch sein grobkorniges Material vom eigentlichen Taufstein absetzt Mit diesem Sockel wird das Oktogon in einen achtzackigen Stern uberfuhrt Die Zahl Acht symbolisiert die Auferstehung am Tag nach dem siebten Tag dem Sabbat mit dem die Schopfung endet und damit die Neuschopfung in der Taufe Das ausgeklugelte Bildprogramm stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit von den Brudern vom gemeinsamen Leben Fur die acht Seiten der Bildzone wurden acht alttestamentliche Gestalten ausgewahlt deren Biographien nach mittelalterlicher Deutung des Alten Testaments verborgene Hinweise auf jeweils eine Dimension des Taufgeschehens symbolisieren Jeder Halbfigur ist ein Schriftband mit einem Bibelvers der einen Bezug zur Taufe hat beigegeben Der Text neben dem an der Harfe als der Psalmdichter Konig David zu erkennenden Mann beispielsweise stammt aus Psalm 51 und lautet Wasche mich rein von meiner Missetat Neben David abgebildet sind Moses erkennbar an den Hornern mit den Gesetzestafel Josef Josua Jona Jeremia Jesaja und Konig Salomo Bildhauerarbeiten in Holz Bearbeiten nbsp Betstuhl des Herzogs Eberhard im BartDas Chorgestuhl stammt aus der Zeit der Bruder des gemeinsamen Lebens Es diente der Gemeinschaft fur ihre Stundengebete Eine Sehenswurdigkeit in der Kirche ist der prachtige ehemalige Betstuhl des Landesherrn Eberhard im Bart Der aus Eichenholz geschnitzte spatgotische thronartige Stuhl ist knapp sechs Meter hoch Aufgrund stilistischer Merkmale der Schnitzereien wird dieser mit der Ulmer Schule in Verbindung gebracht 1626 wird erstmals die Aufstellung im Chor der Amanduskirche erwahnt Da deren Bau zum Zeitpunkt der Fertigung des Betstuhls 1472 aber nicht mal begonnen war geht man heute davon aus dass der Betstuhl fur die Kartause Guterstein bestimmt und auch dort aufgestellt war Seit dem Abschluss der Kirchenrenovierung 1900 steht er an seinem heutigen Platz im Ostjoch des sudlichen Seitenschiffs Vorher war sein Standort dreieinhalb Jahrhunderte lang im Zentrum des Chorhaupts an Stelle des 1537 zerstorten Hochaltars Reliquie und nationales Denkmal des in der Reformationszeit an die Stelle der verbrannten Heiligen gesetzten Kults der landesherrlichen Dynastie und ihres ersten Herzogs 16 Von zahlreichen Epitaphien aus der Gotik bis ins 18 Jahrhundert stilistisch und qualitativ unterschiedlich sind zwei zu nennen die kunstlerisch und personenbezogen herausragen das gemalte Brendlin Epitaph im Renaissancestil und das runde Imhoff Totenschild dessen Tafel reich mit Schnitzarbeit gestaltet ist Das Kunstlerische und das Personlich Familiare beider Gedachtnismale lasst sich an ihnen beispielhaft vergegenwartigen 17 Altargitter Bearbeiten Das Altargitter von 1650 ist eines der wenigen Schmuckstucke dieser Art in wurttembergisch evangelischen Kirchen Es ist ein zierliches Barockgitter dessen rundgeschwungenes Rankenwerk in fein gekrauselten Spitzen endet und wie in sich verschlungen und gewachsen scheint Eingelassen in das Gitter sind kleine Olgemalde auf Metall gemalt auf denen die Leidensgeschichte Jesu dargestellt ist versehen mit kommentierenden vierzeiligen Texten in Versform 18 Es war von 1675 bis 1862 64 und ist wieder seit 1990 an seinem jetzigen Platz Lederparament Bearbeiten In der Sakristei wird ein seltenes Leder Altarparament aufbewahrt 1896 nach Heinrich Dolmetschs Entwurf von dem Lederwarenfabrikant Albert Feucht gefertigt Zwei Hirsche an einem Brunnen sind dargestellt mit vier Evangelistensymbolen als Wasserspeiern eine bildliche Darstellung des Ps 42 2 3 LUT Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser so schreit meine Seele Gott zu dir Meine Seele durstet nach Gott nach dem lebendigen Gott Wann werde ich dahin kommen dass ich Gottes Angesicht schaue 19 Glasmalerei Bearbeiten Drei Fenster die heute neben dem Betstuhl angebracht sind uberstanden die Explosion von 1707 Dargestellt sind rechts Johannes der Taufer mit dem vor ihm knienden Stifter des Fensters Hans von Bubenhofen in der Mitte eine Madonna mit Kind Strahlenkranzmadonna und links der Drachenkampf Georgs Die drei Scheiben stammen aus der Strassburger Werkstatt von Peter Hemmel von Andlau ca 1422 1501 dem bedeutendsten deutschen Glasmaler der Spatgotik In der Mitte daruber ist eine weitere mittelalterliche Scheibe mit der Darstellung des thronenden Christus zu sehen Sie stammt ursprunglich nicht aus der Amanduskirche sondern ist bereits um 1300 fur das Dominikanerinnenkloster Maria Gnadenzell in Offenhausen entstanden welches nach der Reformation aufgelost wurde Die Scheibe ist damit bedeutend alter als die Uracher Stiftskirche Sie kam im Laufe des 19 Jahrhunderts hierher und ist der einzig bekannte Uberrest der Farbverglasung dieses Klosters Die Ornament und Motivverglasung der Masswerkfenster der Kirche fuhrte die Munchner Glasmalerei Gustav van Treeck aus teils mit neugotischen Architekturen baldachinartiger Aufbau der gotische Architekturelemente aufgreift uber dem Chor Mittelmotiv teils mit aus der Gotik uberlieferten floralen und geometrischen Elementen in den Ornamentfenstern deren Formen reizvoll mit den neugotischen Bodenfliesen korrespondieren Den oberen Haupt Teil des vierbahnigen Chorfensters mit einer Kreuzigungsszene entwarf der Stuttgarter Kunstler Theodor Bauerle 1865 1914 Es ist sein figuren und detailreichstes sowie grosstes Kreuzigungs Glasgemalde Einige markante Details verdienen besondere Beachtung Die Zuwendung und Segenshand des Gekreuzigten fur den Ubeltater rechts von ihm mit Blickkontakt auch zu den trauernden Frauen Der andere Ubeltater wendet sich ab gequalt oder verachtlich Er erfahrt nicht einmal von den neben ihm Stehenden irgendeine Zuwendung weder vom romischen Reiterhauptmann noch von den wurfelnden Soldaten oder dem grimmig bartigen ewigen Juden Ahasver der nach einer mittelalterlichen Legende dem verurteilten Jesus auf dessen Weg nach Golgatha sein Mitleid verweigert und der Kreuzigung beigewohnt habe und daher zur Unsterblichkeit ruhelosen Wanderschaft durch die Zeiten und zur Mahnung an Gottlose und Unglaubige verdammt sei literarisch von Goethe bis zu Walter Jens sehr ambivalent aufgenommen und verarbeitet Theodor Bauerle war sehr belesen Der untere Teil aus der gleichen Glasmalerwerkstatt stammt nicht von Bauerle sondern ist eine von Uracher Burgern zur Wiedereinweihung gestiftete Dublette des mittleren Chorfensters der Stadtkirche Schorndorf aus dem Jahr 1889 Es konnte wie auch andere Glasgemalde in einigen evangelischen Kirchen Wurttembergs ohne seine Kunstlersignatur stilistisch und grafisch von dem in Franken sehr bekannten Nurnberger Kunstprofessor Friedrich Wilhelm Wanderer stammen dessen Entwurfe am Ende des 19 Jahrhunderts alle durch van Treeck ausgefuhrt wurden Wandmalerei Bearbeiten Wie sich durch neue Erkenntnisse gezeigt hat stammen die im Jahr 1901 notigen Restaurierungen und die der Gotik nachempfundenen Neufassungen der figurlichen Deckenmalerei Himmlisches Orchester um das Himmels oder Heiliggeistloch im Mittelschiff von Restaurator Wennagel und die der Wand und Gewolbemalerei vom Stuttgarter Dekorationsmaler Eugen Wornle Dabei wurden die noch vorhandenen Reste abgepaust und danach rekonstruierend neu gemalt Diese Vorlagen wurden dann auch bei der zeitgleichen Renovierung der Stadtkirche Balingen unter ebenfalls dem Architekten Heinrich Dolmetsch zur Kostenersparnis zweitverwendet 20 Teile der Chorausmalung wurden bei den Renovierungsarbeiten 1988 1990 wieder entfernt Mit dem Wandbild uber dem Chor beauftragte Dolmetsch den Stuttgarter Kunstmaler Karl Wilhelm Bauerle und seinen Sohn Theodor Bauerle Wegen andauernder Krankheit des Vaters schuf Theodor Bauerle 1901 alleine 21 das Chorbogengemalde in leuchtkraftiger Eitemperatechnik nach Albrecht Durers Bild zum ersten Kapitel der heimlichen Offenbarung die Leuchtervision des thronenden Menschensohnes Christus am Beginn der Johannesoffenbarung Offb 1 12 16 LUT Symmetrisch rechts und links angeordnete zum Throne Christi heranschwebende Engel reichen ihm Krone und Palmwedel dar 22 Der Menschensohn ist gegenuber Durers Darstellung nicht als strenger Richter sondern als menschenfreundlicher und gutiger einladender und segnender Erloser auf dem Stuhl der Herrlichkeit dargestellt Es fehlt das aus der Romanik und Gotik bekannte Ehr Furcht gebietende Symbol des Schwertes als Wort Gottes Orgeln Bearbeiten nbsp Orgelempore mit Weigle OrgelDie Hauptorgel der Amanduskirche ist eine Weigle Orgel von 1901 23 Die Chororgel wurde 2001 von dem Orgelbauer Muhleisen erbaut Das Schleifladen Instrument hat 19 Register auf zwei Manualwerken und Pedal Funf Register des Hauptwerkes sind als Wechselregister auch im Pedal spielbar 24 I Hauptwerk C Principal 8 Octav 4 Octav 2 Mixtur IV V 2 Trompete WS 8 Fagott WS 16 Gamba WS 8 Rohrflot WS 8 Waldflot WS 4 II Brustwerk C Quintaden 8 Copel 8 Praestant 4 Flauttravers 4 Sifflot 2 Hornle II 2 2 3 1 3 5 Nazard II 1 1 1 3 Schalmey 8 Pedalwerk C Subbass 16 Octavbass 8 Trompete WS 8 Fagott WS 16 Gamba WS 8 Rohrflot WS 8 Waldflot WS 4 Koppeln II I auch als Suboktavkoppel I P II P auch als Superoktavkoppel Anmerkung WS Wechselregister im Hauptwerk und im Pedal spielbarLiteratur BearbeitenMartin Brecht Moderne Frommigkeit und gemeinsames Leben Das Uracher Bruderhaus und seine Geschichten In BWKG 78 1978 S 5 23 Elisabeth Nau Der Betstuhl des Grafen Eberhard V von Wurttemberg in der Amanduskirche zu Bad Urach 1986 Hermann Ehmer Das Uracher Bildergesprach 1537 In BWKG 90 1990 S 65 91 Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation 1997 Walter Rohm Historische Spaziergange durch Bad Urach ein Stadtfuhrer durch Kunst und Geschichte 1999 Martin Hauff Stiftskirche St Amandus Bad Urach Reihe Kleiner Kunstfuhrer Band 2465 2 Auflage Regensburg 2007 Tilmann Marstaller Karl Halbauer St Amandus in Urach Pfarr Residenz und Stiftskirche in Von Mantua nach Wurttemberg Barbara Gonzaga und ihr Hof Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Stuttgart 2011 S 75 87 PDF Evangelische Klosterorte in Wurttemberg Magazin in der Reihe Spuren hrsg von der Ev Landeskirche in Wurttemberg Ev Oberkirchenrat Stuttgart 2018 S 36 Sonke Lorenz Oliver Auge Sigrid Hirbodian Hgg Handbuch der Stiftskirchen in Baden Wurttemberg Ostfildern 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Matthias Figel Der reformatorische Predigtgottesdienst Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprungen und Anfangen des evangelischen Gottesdienstes in Wurttemberg Epfendorf Neckar 2013 S 189 195 Liste Die Pradikaturen in Wurttemberg vor der Reformation ISBN 978 3 928471 85 5 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Kunstdenkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 206 207 Ellen Pietrus Kirchenausstattungen von Heinrich Dolmetsch Vom Umgang mit Raumfassungen des spaten 19 und fruhen 20 Jahrhunderts in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 34 Stuttgart 2005 S 88 99 Martin Hauff Ein Mann der Weite Karl Hartenstein 1894 1952 war Stadtpfarrer in Urach In ders Dass die Worte die Seele beruhren Fromm Verlag Saarbrucken 2015 ISBN 978 3 8416 0562 7 S 17 Hermann Ehmer Das Uracher Bildergesprach 1537 und die Rolle des Bildes in der evangelischen Kirche Wurttembergs Festvortrag in Bilder Bilder Erster Kunstpreis der evangelischen Landeskirche in Wurttemberg hrsg von Reinhard Lambert Auer und Jenny Sturm fur den Verein fur Kirche und Kunst in der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg e V Stuttgart 2013 Klaus Ehrlich in Friedrich Schmid Die Amanduskirche in Bad Urach hg i A des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V Sigmaringen 1990 S 24 Fritz Kalmbach Steine sollen sprechen Beitrage zur Ikonographie der Amanduskirche in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 63 100 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation in der Reihe Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Band 132 Stuttgart 1997 S 303 322 Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 237 239 269 ISBN 978 3 949763 29 8 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 208 f Monika Ingenhoff Danhauser Die Kanzel in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 101 109 a b Reformationskirchen Wurttemberg Stiftskirche St Amandus Bad Urach a b c Amanduskirche Bad Urach Infofenster Kanzel Abgerufen am 8 Dezember 2020 Hans Dieter Ingenhoff Der Taufstein des Christoph von Urach in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 111 119 Amanduskirche Bad Urach Infofenster Taufstein Abgerufen am 9 Dezember 2020 Elisabeth Nau Der Betstuhl in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 129 133 Monika Ingenhoff Danhauser Familiengeschichte in der Amanduskirche in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 145 152 Monika Ingenhoff Danhauser Das Altargitter in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 121 127 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Kunstdenkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 29 und 150 Laut Balinger Kirchengemeinderatsprotokoll vom 25 Mai 1900 Schreiben von Th Bauerle an Oberkonsistorialrat Merz vom 1 Juli 1900 im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart Hans Dieter Ingenhoff Bemerkungen zur malerischen Ausstattungder Amanduskirche am Ende des 19 Jahrhunderts in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 135 143 Stiftskirche St Amandus Bad Urach Die Orgel In Reformationskirchen in Wurttemberg Karl Heinz Jaworski Fachbereichsleiter Kirche in Freizeit und Tourismus abgerufen am 6 Januar 2018 Informationen zur Orgel Memento vom 30 Marz 2016 im Internet Archive auf der Website der Orgelbaufirma Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Amandus Bad Urach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Kollegiatstifts St Amandus Vorgeschichte Baugeschichte eingebettet in das kultur und kunstgeschichtliche Umfeld48 492809 9 397216 Koordinaten 48 29 34 1 N 9 23 50 O Normdaten Geografikum GND 1058272500 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Amandus Bad Urach amp oldid 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