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Unter der Bezeichnung Ulmer Schule werden einige Kunstler der suddeutschen Spatgotik und Fruhrenaissance zusammengefasst die in dieser Zeit in Ulm wirkten dort ihre Werkstatten hatten oder aus Ulm stammten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Kunstler und Werkstatten 2 1 Zur Ulmer Schule im engeren Sinne werden gerechnet 2 2 Zur Ulmer Schule in einem weiteren Sinn gehoren 2 3 Im Zusammenhang mit der Ulmer Schule werden diskutiert 2 4 Verwandtschaftlich mit der Ulmer Schule verbunden 2 5 Mit Werken seit der Spatgotik stilbildend in Ulm vertreten 2 6 Wahrend der Ausbildungsjahre in Ulmer Werkstatten vertreten 2 7 Fruher der Ulmer Schule zugeschrieben 3 Gliederung der spatgotischen Kunst in vier Generationen 4 Chronologie wichtiger Werke der Ulmer Schule Auswahl 5 Zusammenhange 5 1 Kooperationen zwischen Kunstlern 5 2 Familiare Bindungen 5 3 Die Rolle des Einzelkunstlers in der Ulmer Schule 5 4 Ulmer Schule und der Buchdruck 6 Zunftmeister 7 Lukasgilde Ulm 8 Geschichte der Zerstorung 8 1 Reformatorischer Bildersturm 8 2 Barockisierung 8 3 Sakularisierung 8 4 Zweiter Weltkrieg 8 5 Weitere erschwerende Faktoren 9 Bewertungen 10 Siehe auch 11 Literatur 11 1 Erste Darstellungen 11 2 2 Halfte 20 Jahrhundert 11 3 21 Jahrhundert 12 Einzelnachweise 13 WeblinksEntstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Der Bau des Ulmer Munsters ab 1377 zog viele Kunsttreibende im Spatmittelalter in die Stadt UlmUlm galt als bedeutendes Zentrum der Spatgotik in Sudwestdeutschland mit Ausstrahlung nach ganz Suddeutschland Franken Tirol Sudtirol und Graubunden Aus dem Spatmittelalter der Zeit zwischen dem ausgehenden 14 Jahrhundert und dem beginnenden 16 Jahrhundert sind aus Ulm inzwischen etwa 55 Maler Fassmaler Glasmaler Kunstmaler und 25 Bildhauer und Bildschnitzer namentlich bekannt 1 Eine wichtige Grundlage dieser kunstlerischen Konjunktur war die Entscheidung der Stadtgemeinde 1377 die Pfarrkirche in das Zentrum des Stadtgebietes hineinzuverlegen und mit dem Bau des riesigen neuen Ulmer Munsters zu beginnen Der Status Ulms als Freie Reichsstadt hatte eine kunstpolitische Orientierung an uberregionalen Zentren wie Prag Strassburg oder den Niederlanden zur Folge Die Munsterbauhutte und zahlreiche Stiftungen der Ulmer Patrizierfamilien und des wohlhabenden Burgertums boten Arbeit fur Kunstlerwerkstatten in verschiedenen Gattungen Ein komplexes Netzwerk von Austauschprinzipien entstand Bedeutende Kunstler wanderten in die Stadt ein und sie erhielten wiederum zahlreiche Auftrage aus der naheren und ferneren Umgebung So stellte Hans Koepf fest Der Glanz der Reichsstadt lockte die Kunstler in weitem Umkreis in ihr Schwerfeld 2 Aber auch das andere galt was Barbara Maier Lorcher pragnant formulierte Die Reichsstadt Ulm war in der Kunst nicht nur ein bedeutendes Zentrum sondern in manchem ein Kristallisationspunkt Ulmer Kunst war gefragt Die Ausfuhr war angekurbelt Die Exportwege fuhrten in alle Richtungen 3 nbsp Martin Schaffners Altar ein beruhmtes Werk aus der Ulmer Schule das gerahmt ist durch das Chorgestuhl Syrlins nbsp Das geschnitzte Chorgestuhl im Munster von Michel Erhart und Jorg Syrlin Meistern der Ulmer SchuleKunstler und Werkstatten BearbeitenDie Bedeutung des Begriffes Ulmer Schule hat sich im Laufe der Zeit gewandelt Eine konkrete Schule im Sinne eines institutionalisierten Ausbildungssystems hat es nie gegeben Der Begriff wird eher als Metapher verwendet Heute ist darunter eher ein sich uber die Zeit wandelndes Netzwerk von Kunstlern zu verstehen das noch nicht in allen Einzelheiten erforscht ist Zwar steht die Skulptur als Kunstgattung forschungsgeschichtlich im Vordergrund aber typisch und in den Quellen vielfach belegt war eine enge Zusammenarbeit von Bildhauern Malern Glasmalern Architekten und anderen Kunstlern Zur Ulmer Schule im engeren Sinne werden gerechnet Bearbeiten Meister Hartmann 15 Jahrhundert Vertreter des weichen Stils in der Ulmer Schule Hans Multscher um 1400 in Reichenhofen bei Leutkirch 1467 in Ulm als fruher und bedeutender Vertreter der Schule Er fuhrte die Stilauffassung des niederlandischen Realismus in die Ulmer Kunst ein Heinrich Multscher um 1400 in Reichenhofen weitere Lebensdaten unbekannt Bruder und wichtiger Mitarbeiter der Werkstatt Hans Multschers Hans Acker Lebensdaten unklar Glasmaler um 1430 bis um 1461 Sein Werk ist sehr umstritten Jakob Acker der Altere Lebensdaten unklar Glasmaler am Ulmer Munster im Ubergang vom 14 zum 15 Jahrhundert schuf das alteste Glasfenster dieser Kirche und gilt als Werkstattgrunder der Kunstlerfamilie Acker Jakob Acker der Jungere Lebensdaten und Verwandtschaftsverhaltnisse unklar schuf den Altar in der Friedhofskapelle von Risstissen signiert 1483 Michael Erhart Schreibweise auch Michel Erhart sehr bedeutender Bildhauer mit grosser Werkstatt von 1469 bis 1522 in Ulm tatig Gregor Erhart Bildschnitzer 1470 in Ulm 1540 in Augsburg Hans Schuchlin um 1430 in Ulm 1502 oder 1505 in Ulm Vorsitzender der Lukasgilde Maler Bartholomaus Zeitblom Maler um 1455 in Nordlingen um 1518 in Ulm Die Bildschnitzer Jorg Syrlin der Altere und sein Sohn Jorg Syrlin der Jungere Die Bildhauer Adolf Daucher um 1460 in Ulm um 1524 in Augsburg und sein Sohn Hans Daucher 1486 in Ulm 4 1538 in Stuttgart Daniel Mauch Werkstattleiter 1477 in Ulm 1540 in Luttich Jorg Stocker Maler und Schwiegervater von Daniel Mauch bis 1496 vielleicht ein Lehrer von Martin Schaffner Niklaus Weckmann Hauptmeister der Ulmer Bildschnitzer 1481 mit grosserer Werkstatt in Ulm Martin Schaffner Maler um 1478 1547 in Ulm wobei die letzten Werke bereits der beginnenden Renaissance zuzurechnen sind Zur Ulmer Schule in einem weiteren Sinn gehoren Bearbeiten nbsp Der Blaubeurer Hochaltar entstanden zwischen 1493 und 1494 befindet sich im Chorraum der Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters von Blaubeuren Er wurde geschnitzt von Michael Erhart bemalt von Bernhard Strigel und Hans Holbein dem Alteren Einige Kunstler des 15 und 16 Jahrhunderts wirkten mit Vertretern der Ulmer Schule fur eine gewisse Zeit oder fur ein bestimmtes Projekt zusammen zogen dann aber weiter und sind auch anderen kunstlerischen Schulbildungen z B in Oberschwaben in Tirol in Augsburg und am Oberrhein noch zuzurechnen Bernhard Strigel Maler um 1460 Memmingen 1528 Memmingen Hans Holbein der Altere Maler wirkte um 1493 mit beim Blaubeurer Altar Ludwig Schongauer Maler und Kupferstecher jungerer Bruder von Martin Schongauer war 1479 bis 1486 in Ulm zog dann aber nach Augsburg weiter und wirkte ab 1491 in Colmar im Elsass Hans Maler zu Schwaz um 1480 1526 29 in Schwaz Portratmaler insbesondere der FuggerNicht ubersehen werden sollten auch Steinmetzmeister und Architekten wie Ulrich Ensinger um 1350 1419 Matthaus Ensinger 1390 1463 Moritz Ensinger 1430 1483 Matthaus Boblinger 1450 1505 Im Zusammenhang mit der Ulmer Schule werden diskutiert Bearbeiten nbsp Evangelist Markus 1442 von einem unbekannten Ulmer MeisterEine Reihe von Meistern die im Ulmer Umfeld auftauchen sind mit einem Notnamen versehen Diese Notnamen heben den Schopfer eines Werkes als meisterlich hervor dennoch ist damit die Identitat des Meisters als einer werkstattleitenden oder stilbeeinflussenden oder innovativen Personlichkeit nicht zweifelsfrei nachgewiesen Auch liegen in den meisten Fallen die Quellen nur sparlich vor Fur eine kunstgeschichtliche Betrachtungsweise von Werken der Ulmer Schule und der dazugehorenden Hypothesenbildung sind die Notnamen trotzdem ein wichtiges Hilfsmittel Meister der Biberacher Sippe stilistische Zusammenhange werden erkannt historische Quellen liegen bislang nicht vor Meister des Bidpai Meister von Bronnweiler ein Zusammenhang mit Meister Hartmann wird angedacht Meister der Bestattung des Johannes neuestens auch als Meister der Blaubeurer Kreuzigung diskutiert 5 Meister des Dornstadter Altars eine Nahe zum Meister Hartmann wird verschiedentlich gesehen Meister der Enthauptung des Johannes neuestens auch als Meister der Blaubeurer Kreuzigung diskutiert Meister von Messkirch auch der Umkreis Albrecht Durers und Hans Schaufelin wird diskutiert Meister des Munderkinger Altars Meister des Pfullendorfer Altars Meister des Talheimer Altars ein Zusammenhang mit Weckmanns Werkstatt wird diskutiert Meister des Tiefenbronner Hochaltars der Zusammenhang mit Hans Schuchlin ist nicht klar Meister des Ulmer Terenz Meister des Wippinger Altars ein Zusammenhang mit Daniel Mauch wird diskutiert Meister der Wurzacher Tafeln Verwandtschaftlich mit der Ulmer Schule verbunden Bearbeiten Friedrich Herlin um 1430 in Nordlingen um 1500 war der Schwiegervater von Bartholomaus Zeitblom Moritz Ensinger um 1430 vor 26 Februar 1483 war Architekt und Ulmer Dombaumeister und seit etwa 1467 Schwager des Michael Erhart Mit Werken seit der Spatgotik stilbildend in Ulm vertreten Bearbeiten Hans Schaufelin auch Schaufelein Schauffelein Scheifelen Scheuflin um 1480 1485 wahrscheinlich in Nurnberg um 1538 oder 1540 in Nordlingen er schuf fur das Ulmer Munster 1515 einen Abendmahlsaltar der heute den Kreuzaltar bildet Wahrend der Ausbildungsjahre in Ulmer Werkstatten vertreten Bearbeiten Adam Kraft zwischen 1455 und 1460 in Nurnberg 1509 war als Bildhauer und Baumeister wahrend seiner Wanderjahre in Ulm Jorg Lederer um 1470 um 1550 seine genaue Lehrzeit in Ulm ist unbekannt Hans Maler zu Schwaz vermutlich 1480 1488 in Ulm 1526 1529 in Schwaz war zur Ausbildung in der Werkstatt von Bartholomaus Zeitblom Michael Zeynsler zwischen 1515 und 1559 dokumentiert seine Lehrzeit in Ulm wird nur vermutet ist aber bisher noch nicht dokumentiert Fruher der Ulmer Schule zugeschrieben Bearbeiten Lucas Moser um 1390 nach 1434 der Schopfer des Magdalenenaltars von Tiefenbronn wurde in der Kunstgeschichte lange Zeit im Zusammenhang mit der fruhen Ulmer Schule diskutiert Die Identifizierung mit einem in Ulmer Quellen nachweisbaren Meisters mit Namen Lukas wird heute aber in Frage gestellt Auch die raumliche Nahe zum in derselben Kirche St Maria Magdalena aufgestellten Altar von Hans Schuchlin aus Ulm besagt nichts im Blick auf Lukas Moser Gliederung der spatgotischen Kunst in vier Generationen BearbeitenReinhard Wortmann 6 unterscheidet insgesamt vier Generationen der Ulmer Kunst des 15 und 16 Jahrhunderts und benennt deren Hauptvertreter vermeidet jedoch den Begriff Ulmer Schule Generation Hauptvertreter Geburtsjahr BeschreibungErste Generation Hans Multscher um 1400 geboren tragt zum Aufschwung der Ulmer Schule beiZweite Generation Michel Erhart um 1440 45 geboren massgeblich an der Chorausstattung des Ulmer Munsters und am Blaubeurer Altar beteiligtDritte Generation Niklaus Weckmann um 1455 geboren erfolgreiche Bildschnitzerwerkstatt 600 Werke identifiziert und erhaltenVierte Generation Daniel Mauch um 1477 geboren verlasst Ulm im Zuge der Reformation wieder nbsp Der Schmerzensmann von Hans Multscher aus dem Jahre 1429 Das Original das hier abgebildet ist steht inzwischen im Innern des Ulmer Munsters nbsp Ritter von Michael Erhart von 1482 am Fischkastenbrunnen nbsp Heiliger Georg von Niklaus Weckmann zwischen 1496 und 1499 nbsp Die Nackte Alte von Daniel Mauch um 1520Chronologie wichtiger Werke der Ulmer Schule Auswahl Bearbeiten1432 Magdalenenaltar Tiefenbronn und Tiefenbronner Hauptaltar ab 1470 Chorgestuhl des Ulmer Munsters um 1480 Ravensburger Schutzmantelmadonna ab 1493 Blaubeurener Altar ab 1503 Bingener Altar 1510 Bieselbacher Altar nach 1510 Frauensteiner Schutzmantelmadonna 1533 Tischplatte des Asymus StedelinZusammenhange BearbeitenKooperationen zwischen Kunstlern Bearbeiten nbsp Eine Zusammenarbeit verschiedener Meister stand in Ulm nicht nur beim Erstellen des Blaubeurer Hochalters auf der Tagesordnung sondern auch schon beim Erstellen des Chorgestuhls im Ulmer Munster ab 1468 Teilweise wirkten die Kunstler bei der Fertigung grosser Auftrage zusammen wie beispielsweise beim Hochaltar der Klosterkirche Blaubeuren aus dem Jahr 1493 Hier sieht man Hans Holbein den Alteren an der Seite von Michael Erhart Beim Chorgestuhl des Ulmer Munsters arbeiten wie man inzwischen rekonstruiert hat Jorg Syrlin der Altere und Michel Erhart mit weiteren Bildschnitzern zusammen Niklaus Weckmann tritt 1506 als Vormundschaftspfleger eines Kindes von Michel Erhart auf Aus dieser Tatsache wird abgeleitet dass die Atmosphare unter den Ulmer Kunstlern in dieser Zeit freundschaftlich war und man berufsbezogene Verwandtschaftsverhaltnisse pflegte alles deutet auf ein Klima des sich gegenseitigen Unterstutzens Weckmann wiederum gilt als ein Subunternehmer von Jorg Syrlin Wahrend Syrlin als Schreiner die Kasten und Gesprenge eines Altars zimmerte und schnitzte beauftragte er Weckmann und seine Werkstattmitarbeiter mit den Bildhauerarbeiten und mit der Fassung sowie Ulmer Maler mit den Tafelbildern Es muss in jedem Fall davon ausgegangen werden dass es sowohl den Kunstler Niklaus Weckmann mit eigenem Personalstil als auch eine Werkstatt Weckmann gab die sogar noch nach seinem Tod Weckmann Kunstwerke mit der Meistersignatur produzierte 7 Diese verschiedenen Hande an konkreten Kunstwerken auseinanderzuhalten fallt schwer Familiare Bindungen Bearbeiten Auch lassen sich mannigfaltige familiare Bindungen untereinander ausmachen z B Hans Multscher und Heinrich Multscher wirkten als Bruder gemeinsam an grossen Kunstprojekten Hans Schuchlin ist der Vater von Daniel Schuchlin und Schwiegervater von Bartholomaus Zeitblom Jorg Stocker ist Vater des Malers Anton Stocker und Schwiegervater von Daniel Mauch Michael Erhart hatte die Kunstlersohne Gregor Erhart und Bernhard Erhart hervorgebracht Die Schwester des Munsterbaumeisters Moritz Ensinger heiratete 1469 den Bildschnitzer Michael Erhart war also die Mutter dieser Kunstlersohne Des Weiteren lassen sich reiche stilistische Abhangigkeiten beschreiben Soweit heute noch feststellbar scheint ein Grossteil der Ulmer Kunstler im eigenen sozialen Milieu geheiratet zu haben 8 Die Rolle des Einzelkunstlers in der Ulmer Schule Bearbeiten Die Masse der Arbeiten lasst in Ulm zeitweise keine Handescheidung mehr zu was bedeutet dass die schopferische Personlichkeit eines Einzelkunstlers nicht im Mittelpunkt steht sondern das Gemeinschaftswerk und das Zusammenwirken mehrerer Kunstler in einem Betrieb Sogar vom Zusammenwirken mehrerer Werkstatten ist in Ulm auszugehen 9 Claudia Lichte spricht beim Blick auf die uberaus rationelle Arbeitsweise z B bei Nikolaus Weckmann von einer Bilderfabrik 10 Ulmer Schule und der Buchdruck Bearbeiten Konrad Dinckmut in Ulm zwischen 1476 und 1499 war einer der fruhen Ulmer Buchdrucker die bei der Verbreitung von Werken vor allem Holzschnitten der Ulmer Schule massgeblich mitwirkten Zu nennen ist hier unter anderem der Meister des Ulmer Terenz Zunftmeister BearbeitenDie Mitglieder der Bildhauer und Maler waren in Ulm in der Kramerzunft organisiert Damit hatten sie uber die Zunfte in der Stadtregierung auch einen gewissen politischen Einfluss Hans Schuchlin war Zunftmeister von 1494 bis 1500 Niklaus Weckmann wird als Zwolfermeister 1499 bezeichnet Jorg Syrlin der Jungere war von 1483 bis 1516 Zunftmeister der SchreinerLukasgilde Ulm Bearbeiten nbsp Nur noch sparliche Reste aus der Gotik sind heute in der inzwischen barockisierten Wengenkirche erhalten Die Wengenkirche war im Spatmittelalter der Treffpunkt der Ulmer Kunstler und damit ein spirituelles Zentrum der Mitglieder aus der Ulmer Schule Die Lukasgilde auch St Lukasbruderschaft hatte ab 1473 in Ulm ihren Sitz in der Kirche St Michael zu den Wengen Als ein Vorsitzender dieser Bruderschaft ist Hans Schuchlin uberliefert Es scheinen alle bekannten Kunstler dieser Zeit Mitglieder gewesen zu sein Genannt werden in erhaltenen Dokumenten des 15 Jahrhunderts auch Briefmaler Glasmaler und Bildhauer Verpflichtend fur den Kunstlerverbund war jahrlich am ersten Sonntag nach dem St Lukastag 18 Oktober eine feierliche Seelmesse zu feiern Dazu fielen Gebuhren aus der Bruderschaftskasse gegenuber dem Wengenprobst und seinem Konvent an 1499 fungierten Bartholomaus Zeitblom und Peter Lidenforst als Buchsenmeister als Kassenverwalter Aber auch ein ausgepragter Erinnerungs und Totenkult dieser Berufsgruppe lasst sich beobachten Beim Tod eines Mitglieds war die Lukasgilde fur eine feierliche Seelmesse mit Gesang zustandig Auch hierfur waren wieder Gebuhren fallig 11 Ob die nach der Bombennacht 1944 ubriggebliebenen Kunstwerke dort tatsachlich auf die Lukasgilde und auf einen Lukasaltar fur Maler und Bildhauer noch zuruckzufuhren sind ist unsicher Geschichte der Zerstorung BearbeitenDem langen Entwicklungsweg der Ulmer Schule und der Ulmer Kunst korrespondiert ein tragischer Weg der Zerstorung Barbara Maier Lorcher nennt vier Stufen Reformatorischer Bildersturm Bearbeiten Vor allem das Ulmer Munster war am Vorabend der Reformation eine mit Kunstwerken der Ulmer Schule reich ausgestattete Kirche Der Hauptaltar und 50 bis 60 Nebenaltare fullten den Innenraum Mit Vehemenz fegte der Bildersturm am 19 Juni 1531 durch das Munster und zerstorte einen grossen Teil des Inventars Manche Altare und Einzelbildwerke konnten zwar vor dem damals so genannten Gotzentag gerettet werden wurden allerdings weit ins Ulmer Umfeld versprengt 12 Barockisierung Bearbeiten Ein zweites Mal wurde gut hundert Jahre spater der Bestand an Werken der spatgotischen Ulmer Schule weiter empfindlich dezimiert jetzt durch die Bauherren des Barock die leichten Herzens die altvaterlichen Uberbleibsel aus ihren lichten Hallen verbannten 13 Sakularisierung Bearbeiten Die Sakularisierung fuhrte letztendlich dazu dass der Bedarf an anbetungswurdigen Gegenstanden vollends sank und Altare und Heilige fast nichts mehr wert waren Die Kunst der Ulmer Schule wurde erneut entrumpelt zerlegt und zu Brennholz zersagt Vor allem die Kirchen waren jetzt weitgehend ausgeplundert 13 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach all den genannten zerstorerischen Machenschaften ist in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges dann noch so manches in Ulm erhalten Gebliebene vollends zerstort worden Die massive Kriegszerstorung durch die Luftangriffe auf Ulm am 17 Dezember 1944 betraf freilich auch die Kirchen 13 Das Ulmer Museum hat zwar das Inferno des Weltkrieges inmitten der vernichteten Innenstadt fast als einziges Gebaude uberstanden Aber zum einen waren die Bergungsorte an denen die Bestande evakuiert worden waren durch nicht sachgemasse Lagerung von Feuchtigkeit Kalte und Hitze geschadigt worden An einem Bergungsort in Reutti bei Neu Ulm ist es durch die amerikanischen Besatzungstruppen zu Plunderungen gekommen 14 Weitere erschwerende Faktoren Bearbeiten Noch ein funfter erschwerender Faktor ist in diesem Zusammenhang zu nennen Bedauernd stellte 1981 der Direktor des Ulmer Museum Erwin Treu in seiner Geschichte des Ulmer Museums fest dass Ulm bis ins 19 Jahrhundert hinein keine Institution besass die ein systematisches Sammeln kunstlerischer oder kunstgeschichtlicher Gegenstande hatte erkennen lassen 15 Bewertungen BearbeitenHans Koepf stellte 1963 fest dass die Ulmer Schule insgesamt eine erstaunliche Leistung sei wie sie kaum eine zweite Stadt in Deutschland aufzuweisen hat Zu bedenken ist dabei dass keine zweite Stadt in Deutschland durch den Bildersturm so verheerende Einbussen erlitt wie gerade Ulm 16 Reinhard Wortmann meinte 1993 in der Ulmer Kunst sei eine Tendenz zum Gigantischen als Ausdruck von Macht und Reichtum zu verspuren Eine Folge davon sei dass nicht in allen Stucken die kunstlerische Qualitat mithalten konnte 17 Man weiss inzwischen von 600 erhaltenen Bildwerken aus der Hand von Niklaus Weckmann eine unbekannte Zahl ging verloren einige werden in schriftlichen Dokumenten erwahnt Die wissenschaftlichen Betreuer der Stuttgarter Ausstellung gehen im Katalog davon aus dass nur zehn Prozent der mittelalterlichen Kunstwerke erhalten sind Weckmanns Werkstatt mithin 6 000 produziert habe Das bedeutet dass allein diese Werkstatt jahrlich wenigstens 70 Arbeiten geschaffen hat Siehe auch Bearbeiten nbsp Das Ulmer Museum ist die erste Adresse wenn es um die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ulmer Schule und um die Vorbereitung und Durchfuhrung von Sonderausstellungen geht Zudem wird dort ein grosser Teil der Ulmer Werke aus der Gotik und Renaissance offentlich prasentiert Ulmer Museum dort ist die Ulmer Schule ausfuhrlich dokumentiert Sonderausstellungen versuchen die Zusammenhange darzustellen Ulmer Munster Memminger Schule eine benachbarte Bildhauer und Malerschule mit vielfaltigen personellen und stilistischen Bezugen zur Ulmer Schule Literatur BearbeitenErste Darstellungen Bearbeiten Julius Baum Ulmer Kunst Stuttgart Leipzig 1911 Julius Baum Fuhrer durch das Museum der Stadt Ulm Ulmer Schriften zur Kunstgeschichte Band 7 Ulm 1930 Gertrud Otto Die Ulmer Plastik des fruhen 15 Jahrhunderts Tubingen 1924 Gertrud Otto Die Ulmer Plastik der Spatgotik Reutlingen 1927 2 Halfte 20 Jahrhundert Bearbeiten Hans Koepf Das grosse Jahrhundert der Ulmer Malerei In Schwabische Kunstgeschichte Band 3 Jan Thorbecke Verlag Konstanz 1963 S 35 40 Kataloge des Ulmer Museums Katalog I Katalogbearbeitung Gerald Jasbar und Erwin Treu Ulm 1981 Barbara Schauffelen Joachim Feist Ulm Portrat einer Stadtlandschaft Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0484 5 S 171 Heinz Koppenhofer Altare Ulmer Meister Kleinode in Dorfkirchen der Schwabischen Alb Metzingen 1993 ISBN 3 87785 020 0 Gerhard Weiland Die Ulmer Kunstler und ihr Zunft In Wurttembergisches Landesmuseum Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 Stuttgart 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 369 388 Reinhard Wortmann Ulm als Kunstmetropole Schwabens Ulmer Kunst Kunst in Ulm In Wurttembergisches Landesmuseum Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 29 46 Barbara Maier Lorcher Ulmer Kunst um Ulm herum Spatgotische Altare und Einzelbildwerke aus 50 Kirchen Ulm 1996 Erhard John Die Glasmalereien im Ulmer Munster Langenau 1999 ISBN 3 88360 067 9 David Gropp Das Ulmer Chorgestuhl und Jorg Syrlin der Altere Untersuchungen zu Architektur und Bildwerk Neue Forschungen zur deutschen Kunst Bd 4 Berlin 1999 21 Jahrhundert Bearbeiten Franz Harle Das Chorgestuhl im Ulmer Munster Langenau 2000 ISBN 3 88360 115 2 Michel Erhart und Jorg Syrlin d A Spatgotik in Ulm Katalog der Ausstellung im Ulmer Museum Ulm 2002 Barbara Maier Lorcher Meisterwerke Ulmer Kunst Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 8004 2 Wolfgang Lipp Begleiter durch das Ulmer Munster Langenau 2005 ISBN 3 88360 011 3 S Einzelnachweise Bearbeiten Die genauere Aufstellung und Statistik bei Reinhard Wortmann Ulm als Kunstmetropole Schwabens Ulmer Kunst Kunst in Ulm In Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 29 Hans Koepf Schwabische Kunstgeschichte Band 3 Jan Thorbecke Verlag Konstanz 1963 S 39 Barbara Maier Lorcher Meisterwerke Ulmer Kunst Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 8004 2 S 6 Herbert Schindler Augsburger Renaissance S 8 Dietlinde Bosch Bartholomaus Zeitblom 1999 S 150 Reinhard Wortmann Ulm als Kunstmetropole Schwabens Ulmer Kunst Kunst in Ulm In Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 43 45 Barbara Maier Lorcher Meisterwerke Ulmer Kunst Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 8004 2 S 104 105 Manuel Teget Welz Bartholomaus Zeitblom Jorg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500 In Jerusalem in Ulm Der Flugelaltar aus St Michael zu den Wengen Ausstellungskatalog Ulmer Museum Ulm 2015 ISBN 978 3 88294 465 5 S 11 Das betont vor allem Claudia Lichte in ihrem Aufsatz Meisterwerke massenhaft Zum Problem der Handescheidung in der Weckmann Werkstatt In Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 Katalog 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 19 Claudia Lichte Meisterwerke massenhaft Zum Problem der Handescheidung in der Weckmann Werkstatt In Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 Katalog 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 27 Zitate und ausfuhrliche Beschreibung der Lukasbruderschaft bei Dietlinde Bosch Die Geschichte der Wengenkirche und ihre mittelalterliche Ausstattung In Ulmer Museum Hrsg Jerusalem in Ulm Der Flugelaltar aus St Michael zu den Wengen Ausstellungskatalog Ulm 2015 ISBN 978 3 88294 465 5 S 34 Barbara Maier Lorcher Meisterwerke Ulmer Kunst Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 8004 2 S 6 a b c Barbara Maier Lorcher Meisterwerke Ulmer Kunst Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 8004 2 S 7 Erwin Treu Geschichte des Ulmer Museums In Ulmer Museum Kataloge des Ulmer Museum Katalog I Bildhauerei und Malerei vom 13 Jahrhundert bis 1600 Ulm 1981 S 13 Stadt Ulm Hrsg Ulmer Museum Kataloge des Ulmer Museum Katalog I Bildhauerei und Malerei vom 13 Jahrhundert bis 1600 Ulm 1981 S 6 Hans Koepf Schwabische Kunstgeschichte Band 3 Jan Thorbecke Verlag Konstanz 1963 S 35 Reinhard Wortmann Ulm als Kunstmetropole Schwabens Ulmer Kunst Kunst in Ulm In Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Hrsg Meisterwerke massenhaft Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500 1993 ISBN 3 929055 25 2 S 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ulmer Schule Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulmer Schule Spatgotik amp oldid 237556071