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Der Magdalenenaltar in der Kirche St Maria Magdalena in Tiefenbronn gilt als Hauptwerk von Lucas Moser Der 300 240 cm grosse Schrein des Altars ist durch eine Inschrift auf das Jahr 1432 datiert und weist in einer weiteren Inschrift LVCAS MOSER MALER VON WIL als Werkmeister aus Alle weiteren Moser von Forschern zugeschriebenen Werke gelten als fraglich Magdalenenaltar in Tiefenbronn Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Bildprogramm 1 2 Inschrift 1 3 Stifterwappen 2 Stilkritische Betrachtung 3 LiteraturBeschreibung BearbeitenBildprogramm Bearbeiten Im Giebelfeld des Altars ist das Gastmahl des Simon dargestellt bei dem Magdalena Jesus im Hause Simons die Fusse mit ihren Haaren wascht Im geschlossenen Zustand zeigt der Altar die Seefahrt der heiligen Magdalena die Ankunft in Massilia Marseille mit der Erscheinung im Schlafgemach sowie die letzte Kommunion der heiligen Magdalena in der Kathedrale von Aix Die Predella zeigt das Gleichnis von den klugen und den torichten Jungfrauen sowie zwei Stifterwappen Im geoffneten Zustand zeigen die Innenflugel die hl Martha und den Bischof Lazarus Die Holzplastik der nur mit ihren langen Haaren bekleideten Maria Magdalena im geoffneten Mittelschrein ist eine spatere Zutat von 1520 25 fur die der Schrein etwas angepasst wurde Der Magdalenenaltar ist auf verschiedene Weise aussergewohnlich fur die Zeit seiner Entstehung Das Werk ist stark vom aufkommenden niederlandischen Realismus beeinflusst und zeigt die gute Beobachtungsgabe des Kunstlers was beispielsweise an der bewusst schief angebrachten Regenrinne dem Fachwerkhaus im Hintergrund und auch dem musterhaften Zierdach im Zentrum des Bildes ersichtlich wird Die dargestellten Hochseeschiffe im Hintergrund des linken Aussenflugels oder das Messgewand des Hl Maximus im rechten Aussenflugel zeigen vielerlei Details Dennoch ist das Werk nicht fotorealistisch da Moser die Dimensionierung des Dargestellten weniger an der tatsachlichen Perspektive sondern vielmehr an der Bedeutung orientiert hat nbsp Altar MoserInschrift Bearbeiten Die Hauptseite des Altars tragt an den Aussenrandern der Innenflugel folgende Inschriften Schri kvnst schri vnd klag dich ser din begert iecz niemen mer so o we 1432 Schrei Kunst schrei und beklag dich sehr deiner begehrt jetzt niemand mehr so o weh 1432 und LVCAS MOSER MALER VON WIL MAISTER DEZ WERX BIT GOT VIR IN Lukas Moser Maler von Weil Meister des Werks bitte Gott fur ihn In der ersten Inschrift bezeichnet Moser sein Werk zum einen als Kunst und beklagt sich zum anderen daruber dass diese nicht mehr gefragt sei Eine solche Kunstlerklage ist fur das fruhe 15 Jahrhundert ungewohnlich Es gibt unterschiedliche Deutungsversuche Von Waldburg Wolfegg sah in der Inschrift die Ausserung eines alternden Kunstlers Panofsky interpretierte die Kunstlerklage als Aufschrei eines Missverstandenen Sterling sah sie als Ausdruck von Kunstlerstolz im Bewusstsein einzigartigen technischen Konnens Weitere Inschriften an den Ober und Unterkanten der Aussenflugel bezeichnen die Hauptpatrone Magadalena Antonius und Erhard sowie die mit dem Besuch des Altares verbundenen Ablasse an den Festtagen der Patronatsheiligen Diese Privilegierung des Altares machte ihn zum Ziel von Wallfahrern Die verschiedenen in der Inschrift verwendeten Schrifttypen sind teils gotisch teils imitieren sie hebraische und byzantinische Schriftformen teils weisen sie auf humanistische Typen voraus Dies hat die Skepsis gegenuber der Inschrift befordert Mit Sicherheit ist die Inschrift aber bei Restaurierungen uberarbeitet und dabei vielleicht auch geringfugig verfalscht worden Stifterwappen Bearbeiten Die Wappen in der Predella weisen auf die Stifter hin Bernhard von Stein zu Steinegg bei Tiefenbronn und seine ersten Frau Agnes Meiser von Berg die bereits um 1420 verstorben war als der Altar entstand Stilkritische Betrachtung BearbeitenNach der Auskunft der Inschrift stammte Moser aus Weil der Stadt bei Stuttgart In der alteren schwabischen Malerei findet sich jedoch nichts seiner Kunst Vergleichbares Vielmehr ist es die franzosische Buchmalerei der Gebruder Limburg und die altniederlandische Malerei des Meisters von Flemalle der Lukas Moser seine Anregungen verdankt womit er einer der fortschrittlichsten deutschen Maler seiner Zeit ist Weitere oberrheinische Maler seiner Zeit die sich an ahnlichen Vorbildern orientiert haben sind Stefan Lochner und Konrad Witz wobei es bis auf die gemeinsame Pragung keine weiteren Wechselwirkungen unter den Genannten gegeben zu haben scheint Mosers Auftauchen in Schwaben und seine Nachwirkung bleiben ratselhaft Eine Identifizierung mit einem in Ulmer Quellen nachweisbaren Meister mit Namen Lukas wird heute in Frage gestellt Literatur BearbeitenWilhelm Boeck Lucas Moser Der Magdalenenaltar in Tiefenbronn Universal Bibliothek Nr B 9124 Werkmonographien zur bildenden Kunst Nr 124 Reclam Stuttgart 1971 ISBN 3 15 009124 1 Franz Heinzmann Mathias Kohler Der Magdalenenaltar des Lucas Moser in der gotischen Basilika Tiefenbronn Grosse Kunstfuhrer Bd 195 Schnell und Steiner Regensburg 1994 ISBN 3 7954 1074 6 Mathias Kohler St Maria Magdalena Tiefenbronn Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 1998 Helmut May Lucas Moser E Fink Stuttgart 1961 Gerhard Piccard Der Magdalenenaltar des Lukas Moser in Tiefenbronn Ein Beitrag zur europaischen Kunstgeschichte Harrassowitz Wiesbaden 1969 Johannes Graf von Waldburg Wolfegg Lukas Moser Junker und Dunnhaupt Berlin 1939 zugl Phil Diss Univ Frankfurt Wilhelm Adolf Schmidt Moser Lucas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 22 Duncker amp Humblot Leipzig 1885 S 383 Lukas Moser in Lexikon der Kunst Bd V Seeman Verlag Leipzig 2 Aufl 2004 S 3 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magdalenenaltar Tiefenbronn amp oldid 214701646