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Gertrud Otto 7 Juni 1895 in Memmingen 12 Oktober 1970 ebenda war eine deutsche Kunsthistorikerin die die plastische Kunst des 15 und 16 Jahrhunderts erforschte Lokale Schwerpunkte waren dabei sowohl die Memminger als auch die Ulmer Schule Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Akademische Laufbahn 1 2 NS Zeit und Zweiter Weltkrieg 1 3 Nachkriegszeit 2 Schwerpunkt der kunsthistorischen Arbeit 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGertrud Otto kam als Tochter des Zeitungsverlegers der Memminger Zeitung und Buchdruckereibesitzers Gustav Otto und seiner Frau Berta geb Derpsch zur Welt Nach der Volksschule besuchte sie die hohere Tochterschule in Memmingen Mit 15 Jahren 1910 verliess sie Memmingen und ging nach Munchen Nur dort war es damals fur Madchen moglich das Abitur abzulegen Im Juli 1916 bestand sie am Ludwigsgymnasium das Abitur Sie war eine der ersten Frauen die im Konigreich Bayern das Abitur ablegte Akademische Laufbahn Bearbeiten Ihr weiterer Berufswunsch war die Aufnahme eines kunstgeschichtlichen Studiums was naturlich nicht sofort moglich war da Krieg herrschte Im Rahmen des Kriegshilfswerkes arbeitete sie zwei Jahre in der Redaktion der Memminger Zeitung und absolvierte noch eine einjahrige hauswirtschaftliche Ausbildung in Memmingen Im September 1919 begann sie an der Universitat Munchen ein Studium der Kunstgeschichte Klassischen Archaologie Padagogik und Psychologie Drei Jahre spater 1922 wechselte sie an die Universitat Tubingen Dort reichte sie ihre Dissertation Die Ulmer Plastik in der Spatgotik ein und legte am 13 Dezember 1923 ihr Doktorexamen ab Anschliessend wurde sie Assistentin von Georg Weise am Kunsthistorischen Institut der Universitat Tubingen Dort blieb sie 17 Jahre lang NS Zeit und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach der nationalsozialistischen Machtubernahme begann fur Gertrud Otto eine schwierige Zeit da sie nicht mit der NS Ideologie sympathisierte Um ihre Anstellung nicht zu verlieren wurde sie 1935 Mitglied der NS Frauenschaft weigerte sich aber ein Mitglied der NSDAP zu werden Am 31 Marz 1936 legte man ihr das freiwillige Ausscheiden aus dem universitaren Dienst nahe 1 Am 31 Marz 1941 verliess Otto das Kunsthistorische Institut in Tubingen und wechselte zu Otto Kletzl an die neu gegrundete Reichsuniversitat Posen die dringend akademische Krafte auch Frauen benotigte Am 26 November 1943 habilitierte sich Gertrud Otto dort mit der Arbeit Das Werk des Ulmer Bildhauers Gregor Erhart Als die Rote Armee nach Posen vordrang wurde Gertrud Otto am 20 Januar 1945 evakuiert das Kriegsende erlebte sie in Memmingen Nachkriegszeit Bearbeiten Von Mai 1945 bis August 1947 bemuhte sie sich vergeblich beruflich wieder Fuss zu fassen 1947 bewarb sie sich um eine Anstellung an der Stadtischen Realschule dem heutigen Vohlin Gymnasium Dort durfte sie stundenweise die Facher Deutsch und Geschichte unterrichten 1952 wurde sie fur das Amt der stellvertretenden Schuldirektorin vorgeschlagen Dabei kam ans Licht dass sie keine Lehramtsprufung abgelegt hatte Nur auf Intervention des damaligen Burgermeisters Heinrich Berndl konnte verhindert werden dass ihr die Befahigung zur Lehrtatigkeit abgesprochen wurde Er erreichte ihre Weiterbeschaftigung allerdings unter erheblich verschlechterten Konditionen der Dienstvertrag konnte alljahrlich gekundigt werden das Stundendeputat wurde verringert Die Vergutung fiel entsprechend bescheiden aus Neben der Lehrtatigkeit widmete sich Gertrud Otto nun wieder kunsthistorischen Forschungen und publizierte auch 1953 konnte sie als erste Memmingerin in London das in der dortigen Kapelle des St Saviour s Hospitals aufgestellte Buxheimer Chorgestuhl besichtigen Zwei Jahre spater bereiste sie die antiken Statten Griechenlands 1960 schied Gertrud Otto aus dem Schuldienst aus Als Pensionarin wollte sie nach Amerika um die dortigen Werke Bernhard Strigels zu erforschen Sie nahm dafur sogar bei einer Kollegin Englischstunden Eine schwere Erkrankung mit anschliessender standiger Pflege verhinderte dies 1970 erlitt sie mit 75 Jahren einen Herzanfall und starb am 12 Oktober 1970 in Memmingen wo sie auch begraben liegt Die Stadt Memmingen ehrte sie durch die Benennung einer Strasse im Suden der Stadt mit ihrem Namen Schwerpunkt der kunsthistorischen Arbeit BearbeitenDer Schwerpunkt ihrer kunsthistorischen Arbeit lag auf der Erforschung der spatgotischen Plastik des schwabischen Raumes Das kam auch daher dass am Lehrstuhl von Georg Weise zu Beginn der 1920er Jahre der gesamte noch vorhandene Bestand an plastischen Werken des 15 und beginnenden 16 Jahrhunderts gesichtet und erfasst worden war Sie erkannte das Ulmer Munster und die dortige Munsterbauhutte als ein Zentrum des bildhauerischen Schaffens der damaligen Periode Das Ulmer Munster erhielt in der damaligen Bauphase seinen plastischen Schmuck damit war die Auftragslage fur Kunstler dort sehr gunstig Ihr Anliegen war es herauszufinden was die Kunstler in der damaligen Zeit dazu veranlasste die spatgotischen plastischen Formen zu verlassen und zu der Form der Renaissance zu finden Diese Entwicklung dokumentierte sie bei dem Kunstler Bernhard Strigel Strigel entwickelte sich vom einfachen mittelalterlich handwerklichen Schildermacher zum Hofmaler Kaiser Maximilians I Im Rahmen dieser Forschung unternahm sie Reisen in die Niederlande an die Platze die Bernhard Strigel auf seinen Wanderschaften in den 1480er Jahren und Reisen 1507 und 1508 aufsuchte Spater kam Bernhard Strigel an den Wiener Hof des Kaisers Maximilian I der die namhaftesten Kunstler seiner Zeit dort versammelt hatte Hier konnte der Kunstler die Raumauffassung der italienischen Renaissance studieren Er lernte den ausgefeilten Kolorismus kennen und Figuren deren Korperproportionen Gewand und Haltung festlegten die nicht mehr dem spatgotischen Muster entsprachen Ihre Monographie uber Bernhard Strigel aus dem Jahre 1964 ist bis heute Stand der Forschung Schriften Auswahl BearbeitenDie Ulmer Plastik des fruhen 15 Jahrhunderts Tubingen 1924 Die Ulmer Plastik der Spatgotik Reutlingen 1927 Der Export der Syrlin Werkstatt nach Graubunden In Anzeiger fur Schweizerische Altertumskunde 37 1935 S 283 291 mit Georg Weise Die religiosen Ausdrucksgebarden des Barock und ihre Vorbereitung durch die italienische Kunst der Renaissance Stuttgart 1938 Hans Multscher Burg 1939 Gregor Erhart Berlin 1943 Kloster Blaubeuren Berlin 1947 Die freigelegten Fresken in der Zangmeisterkapelle der St Martinskirche In Memminger Geschichtsblatter 1963 S 17 21 Bernhard Strigel Berlin 1964 Der Memminger Bildhauer Hans Thoman In Memminger Geschichtsblatter 1965 S 5 14 Ivo und Bernhard Strigel Hans Thoman Erganzungen zu Fragen der Memminger Kunstgeschichte In Memminger Geschichtsblatter 1967 S 23 28 Literatur BearbeitenRobert Stepp Gertrud Otto und ihr Werk Memmingen 1995 Irmgard Brommersbach Rita Huber Sperl Rosemarie Simmerding Jutta Stefl Didden Peter Wischmann Frau Dr habil Jahrgang 1895 Zur Erinnerung an die Kunsthistorikerin Gertrud Otto 1895 1970 In Memminger Geschichtsblatter 1993 96 ISSN 0539 2896 S 125 143 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gertrud Otto im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biographie der Frauengeschichtswerkstatt Memmingen Schriften im OPAC der Regesta ImperiiEinzelnachweise Bearbeiten Archiv der Universitat Tubingen Sign 155 4406 Personalakte G Otto Normdaten Person GND 119292688 lobid OGND AKS LCCN no2020081931 VIAF 164772907 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Otto GertrudKURZBESCHREIBUNG deutsche KunsthistorikerinGEBURTSDATUM 7 Juni 1895GEBURTSORT MemmingenSTERBEDATUM 12 Oktober 1970STERBEORT Memmingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gertrud Otto amp oldid 222807330