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Stift Urach wurde im spaten 15 Jahrhundert von Graf Eberhard V von Wurttemberg als klosterliche Gemeinschaft fur die Bruder vom gemeinsamen Leben in seiner Residenzstadt Urach gegrundet Die Gebaude bilden gemeinsam mit der Stiftskirche St Amandus ein klosterliches Ensemble Stift Urach ist seit 1980 das Einkehrhaus der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg in Bad Urach Innenhof von Stift Urach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Stift der Bruder vom gemeinsamen Leben 1477 1514 1 2 Slawische Bibeldruckanstalt 1560 1566 1 3 Sitz der Uracher Leinwandhandelskompanie 1599 1793 1 4 Evangelisch theologisches Seminar 1818 1977 1 5 Landeskirchliches Einkehrhaus seit 1980 2 Literatur 3 WeblinksGeschichte BearbeitenVier historische Phasen pragen das heute uber 500 Jahre alte Stift Stift der Bruder vom gemeinsamen Leben 1477 1514 Bearbeiten Graf Eberhard V von Wurttemberg genannt Eberhard im Bart holte die spatmittelalterliche Bruderschaft Bruder vom gemeinsamen Leben der Devotio moderna die ursprunglich aus den Niederlanden stammte und in Butzbach in Hessen eine Niederlassung hatte in seine Residenz Urach Er liess fur sie das Stift an die bereits im Umbau befindliche Amanduskirche durch seinen Hofbaumeister Peter von Koblenz anbauen Die klosterliche Gemeinschaft der Chorherren aus Geistlichen Adeligen und Burgerlichen beschaftigte sich mit theologischen Studien und der Herstellung von Buchern unterrichtete an der benachbarten Lateinschule und wirkte diakonisch im ortlichen Spital In ihrer Kombination aus spatscholastischer Theologie regelmassigem Chorgebet und padagogischem sowie caritativem Wirken verbanden sie die mittelalterlichen Stande miteinander und wurden zu einem Vorlaufer der wurttembergischen Reformation Wegen des grossen Zulaufes wurden von Urach aus die Bruderhauser in Dettingen an der Erms Tubingen und Herrenberg gegrundet Der Propst des Stifts Gabriel Biel war Vertrauter des Herzogs und einer der ersten Professoren der 1477 gegrundeten Universitat Tubingen Mit dem Tubinger Vertrag von 1514 ging die Zeit der Bruder noch vor der Einfuhrung der Reformation in Wurttemberg zu Ende Slawische Bibeldruckanstalt 1560 1566 Bearbeiten nbsp Denkmal fur Primus Truber im Innenhof des Uracher Stifts nbsp Gedenktafel fur Stephan Konsul und Anton Dalmata im Uracher StiftNach der Einfuhrung der Reformation im Herzogtum Wurttemberg zog auf Geheiss des Herzogs Christoph von Wurttemberg der slowenische Reformator und Pfarrer Primoz Trubar eingedeutscht Primus Truber ins Stift ein und begrundete mit Unterstutzung des ebenfalls im Stift aufgenommenen Adeligen Hans Ungnad von Sonegg dem bisherigen Landeshauptmann der Steiermark eine die Uracher Bibelanstalt einen Verlag fur slowenisch sowie kroatisch sprachige Bibeln Katechismen und Gesangbucher Er wurde durch seine Ubersetzungen der Begrunder der slowenischen Schriftsprache und Reformator Sloweniens Die kroatischen Ubersetzungen fertigte Truber mit Hilfe der Mitarbeiter Stephan Konsul und Anton Dalmata 30 000 Exemplare dieser Werke wurden in diesen sechs Jahren in Urach gedruckt Im Innenhof befindet sich ein Denkmal Primoz Trubars Kurt Grabert 1986 Sitz der Uracher Leinwandhandelskompanie 1599 1793 Bearbeiten Nachdem Herzog Friedrich I von Wurttemberg den Uracher Burgern ein Privileg zur Herstellung und weltweiten Vermarktung von Leinen verliehen hatte und durch seinen Baumeister Heinrich Schickhardt die Uracher Webervorstadt erbauen liess wurde das Stift der Ort fur das Kontor und Lager der Leinenweber Evangelisch theologisches Seminar 1818 1977 Bearbeiten Im Zuge der neuhumanistischen Umgestaltung des wurttembergischen Bildungssystems mit seinen ehemaligen Klosterschulen wurde in Stift Urach eines der nunmehr vier evangelisch theologischen Seminare eingerichtet zusammen mit Schontal an der Jagst Maulbronn und Blaubeuren Die Seminaristen verbrachten in Urach zunachst die letzten vier dann ab 1874 die letzten zwei Jahre der Gymnasialzeit vor dem Abitur Ab 1969 wurden auch Seminaristinnen aufgenommen Die Schwerpunkte des Lehrplans waren die Altphilologie Theologie Literatur und Musik Im Zuge der Oberstufenreform musste das Seminar Urach 1977 geschlossen werden Stiftungsgemass wurden die Seminaristen Pfarrer und Lehrer in Wurttemberg aber auch Geistes und Naturwissenschaftler Historiker Juristen Arzte Dichter und Musiker Bekannte Uracher Seminaristen waren u a Karl Georg Haldenwang 1803 1862 Pfarrer und Sozialreformer Johannes Mahrlen 1803 1871 Okonom Eduard Morike 1804 1875 Dichter Johann Tobias Beck 1804 1878 biblischer Theologe Christoph Friedrich Blumhardt 1842 1919 Pfarrer und Sozialdemokrat Eugen Nagele 1856 1937 Lehrer und Mitbegrunder des Schwabischen Albvereins Johannes Hieber 1862 1951 wurttembergischer Staatsprasident Carl Seilacher 1882 1958 Evangelischer Pfarrer Schriftsteller und Archivar Ernst Kretschmer 1888 1964 Psychiater Siegmund G Warburg 1902 1982 als Zuhorer Bankier Ernst Fuchs 1903 1983 systematischer Theologe Hans Fahnle 1903 1968 bildender Kunstler Erich Eichele 1904 1985 wurttembergischer Landesbischof Albrecht Goes 1908 2000 Pfarrer und SchriftstellerLandeskirchliches Einkehrhaus seit 1980 Bearbeiten Heute befindet sich im Stift Urach ein landeskirchliches Einkehrhaus Das Stift ist heute ein Tagungshaus mit eigenen Themenbereichen mit den Schwerpunkten biblisch theologische Bildung Meditation Stille und Seelsorge Es kann auch gebucht werden fur Gastgruppen und Tagungen Das Haus hat 29 Doppelzimmer und 23 Einzelzimmer sowie 9 Seminar und Tagungsraume fur 8 bis 130 Personen Eine regional orientierte Kuche versorgt die Gaste Die Gaste haben die Moglichkeit an den regelmassigen drei Tagzeitengebeten in der Hauskapelle teilzunehmen Literatur BearbeitenMartin Brecht Moderne Frommigkeit und gemeinsames Leben Das Uracher Bruderhaus und seine Geschichte In Blatter fur wurttembergische Kirchengeschichte BWKG Nr 78 1978 S 5 23 Manfred Schulze Die Bruder des gemeinsamen Lebens in Urach In Friedrich Schmid Hg Die Amanduskirche in Bad Urach Sigmaringen 1990 ISBN 3 7995 4149 7 S 9 16 Walter Rohm Bad Urach ein Stadtfuhrer durch Kunst und Geschichte Bad Urach 1977 Die wurttembergischen Klosterschulen und Seminare Das Evangelisch Theologische Seminar Urach 1818 1977 Mit Beitragen von Albrecht Goes und Theo Sorg Hg v Verein fur wurttembergische Kirchengeschichte in Zusammenarbeit mit dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart und dem Landeskirchlichen Museum Metzingen 1991 ISBN 978 3 7722 0245 2 Dieter A Bloedt Hermann Ehmer Wolfgang Schollkopf Uracher Kopfe Uracher Geschichtsblatter 2 Bad Urach 2009 ISBN 978 3 923107 49 0 Wolfgang Schollkopf Hg Stift Urach Gemeinsames Leben in Geschichte und Gegenwart Ulm 2013 ISBN 978 3 88294 446 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stift Urach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website von Stift Urach Archivinventar zum Bestand des Evangelisch Theologischen Seminar Urach Landeskirchliches Archiv Stuttgart 48 493333 9 39665 Koordinaten 48 29 36 N 9 23 47 9 O Normdaten Korperschaft GND 2089498 3 lobid OGND AKS VIAF 137883722 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Urach amp oldid 238958882