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Die Kartause Guterstein war eine Kartause bei Bad Urach Der Name Guterstein taucht allerdings erst gegen Ende des 14 Jahrhunderts in den Quellen auf Gutersteiner Gestutshof heute am ehemaligen Ort des Klosterhofes am Fuss der Wasserfalle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zisterzienserzeit 1 2 Benediktinerzeit 1 3 Kartauserzeit 2 Bauwerke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenZisterzienserzeit Bearbeiten Konrad von Urach Kardinal und Generalabt der Zisterzienser soll im fruhen 13 Jahrhundert ein Kloster ad lapidem gestiftet haben um das sich spater auch sein Bruder Rudolf von Urach kummerte Die Quellenlage fur diese fruhe Zeit ist sparlich Mit dem Ende der Stauferzeit als sich die Grafen von Urach aus dem Ermstal zuruckzogen endete wohl auch die erste Phase des Klosters Benediktinerzeit Bearbeiten Offenbar wurde das Kloster von den Benediktinern der Abtei Zwiefalten ubernommen und erlebte unter diesen eine Blutezeit Fur die Zeit um 1380 ist die Existenz der Marienkapelle in Guterstein belegt die von einer Propstei der Benediktiner betreut wurde und offenbar zu einem viel besuchten Wallfahrtsort wurde ausserdem wurde das Kloster durch seine Schirmherren die Grafen von Wurttemberg sowie den niederen Adel gefordert Kartauserzeit Bearbeiten 1439 endete die Zeit der Benediktiner in Guterstein aus politischen Grunden Die Grafen Ludwig I und Ulrich V von Wurttemberg protegierten die Kartauser denen sie das Kloster in Guterstein uberlassen hatten und von denen sie sich Reformen in den Klostern ihres Herrschaftsbereichs erhofften so dass die Gutersteiner Grundherrschaft bald um Aussenstellen in Ehningen im Gau und um Entringen bei Tubingen erweitert werden konnte Einfluss hatte der Orden uber seine zahlreichen Patronatsrechte auch auf die Besetzung von Pfarrerstellen der Umgegend Das Kloster war finanziell gesichert und wurde bis gegen Ende des 15 Jahrhunderts deutlich ausgebaut Ab 1441 1442 war Guterstein die Grablege der Grafen von Wurttemberg die nach der Teilung des Landes gemass dem Nurtinger Vertrag den sudlichen Teil des Gebietes beherrschten und auf Schloss Urach residierten Da zahlreiche Mitglieder der Herrscherfamilie in rascher Folge starben kam das Kloster in den Genuss zahlreicher Stiftungen zum Totengedenken Doch nicht nur die Kirchenpolitik der Landesherren machte die Kartause bekannt Zwanzig Jahre nach der Ansiedlung der Kartauser in Guterstein erhielt der Gutersteiner Prior in der Reformbulle Papst Pius II den Auftrag der Klostervisitation Die Kartause Guterstein verfugte uber eine umfangreiche Bibliothek wie ein Katalog der Bucherschenkungen aus der Mitte des 15 Jahrhunderts und Listen uber Bucherkaufe belegen 1 Ausserdem wurde geistliche Literatur die sich auch an Laien richtete verfasst Aus dem Jahr 1447 stammt das Geistliche Gesprach zwischen einer Furstin und einer Kramerin ein volksmedizinisches Buch das das Interesse der Leser an medizinischen Themen ausnutzt um auch geistliche Inhalte zu vermitteln Das Gesprach wurde schnell durch Abschriften verbreitet und tauchte bald auch in Augsburg und in Kirchheim im Ries auf Auch volkssprachliche Heiligenleben sowie ein gedrucktes Rosenkranzgebet entstanden in Guterstein Ubersetzt wurde dort das Alphabetum divini amoris 2 Alphabet der gottlichen Liebe das 1493 in Memmingen gedruckt wurde Die Ubertragung ins Deutsche besorgte Johannes Mickel der 1508 in Guterstein starb Eine weitere herausragende Personlichkeit unter den Monchen war der Mediziner Dr Thomas Finck um 1455 1523 3 Zum Diffinitorenkollegium des Generalkapitels gehorten die Gutersteiner Monche Benedikt Eichel und Thilmann Mosenus letzterer spielte auch bei der Auseinandersetzung der Kartauser mit der einsetzenden Reformation eine nicht unbedeutende Rolle Die Kartause Guterstein war innerhalb ihres Ordens schon wegen ihrer Grosse neben 20 Religiosenzellen verfugte sie noch uber zehn weitere Zellen fur Laienbruder einflussreich Die enge Bindung an die Grafen von Wurttemberg die ihr daruber hinaus noch mehr Macht gesichert hatte loste sich jedoch nach und nach wieder auf Graf Eberhard V grundete 1477 die Universitat Tubingen und berief im gleichen Jahr die Bruder vom gemeinsamen Leben nach Urach die im Gegensatz zu den einsiedlerisch lebenden Kartausern aktiv seelsorgerisch tatig waren Beide Massnahmen schrankten die Bedeutung der Gutersteiner Kartause wieder ein 1535 setzte die Reformation dem Klosterleben in Guterstein ein Ende Ein Grossteil der Monche siedelte in die Kartause Buxheim uber so dass ein Versuch die Kartause Guterstein 1550 1551 wieder zu beleben zum Scheitern verurteilt war Der einstige Prokurator der Kartause Johannes Frey konvertierte und wurde der erste evangelische Geistliche in Metzingen Bauwerke Bearbeiten nbsp Seit dem 18 Jahrhundert erzahlte man Herzog Ulrich von Wurttemberg sei auf der Flucht von den Gutersteinen Monchen abgewiesen worden und habe nach der Ruckkehr an die Macht das Kloster aufgehoben Ein Pfleghof der Kartause ist noch heute in Urach zu sehen doch von der Klosteranlage selbst ist an Ort und Stelle fast nichts erhalten Sie bestand aus einer Marienkirche einer Grabkapelle einer Pilgerkapelle und den Wohn und Wirtschaftsanlagen des Konvents Im Zuge der Reformation wurden die Gebaude grosstenteils abgetragen erhalten blieb zunachst noch die furstliche Grablege Ihre 1554 noch erkennbaren Uberreste wurden nach Tubingen in die Stiftskirche uberfuhrt Unter den erhalten gebliebenen Grabmalern ist z B das der Erzherzogin Mechthild das moglicherweise um 1450 von Hans Multscher geschaffen wurde Nicht sicher belegt ist die Herkunft des Passionsaltars von 1512 in der Pfarrkirche in Oberstenfeld aus der Kartause Guterstein Die Nachbarschaft der Gutersteiner Wasserfalle machte den einstigen Standort der Kartause jedoch fur spatere Nutzer attraktiv zum einen wegen des Kalktuffs der dort abgebaut wurde zum anderen wegen des Quellwassers 1715 wurde dort von Theodosius Ernst ein Wasserhebewerk eingerichtet das den herzoglichen Fohlenhof versorgte Ein weiterer Gestutshof wurde wohl am Standort des einstigen Wirtschaftshofes des Klosters errichtet Literatur BearbeitenRoland Deigendesch Die Kartause Guterstein Jan Thorbecke Verlag Leinfelden 2001 ISBN 978 3 7995 5239 4 Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Bd 39 Fiktionale Darstellung Louise Pichler Die Karthause Verlag Otto Risch Stuttgart um 1890 Erzahlungen fur die Jugend und das Volk Band 14 2 Aufl Peter Pfister Klosterfuhrer aller Zisterzienserkloster im deutschsprachigen Raum Strasbourg Munchen 1998 S 68 Roland Deigendesch Guterstein in Monasticon Cartusiense hrsg von Gerhard Schlegel James Hogg Band 2 Salzburg 2004 394 405 Weblinks BearbeitenKartause Guterstein in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg http www schwaben kultur de pdfs 2003 2 pdf PDF Datei 4 59 MB Einzelnachweise Bearbeiten Roland Deigendesch Schreiber und Leser in der Stadt Aspekte von Bildung und Literatur am Beispiel der Stadte zwischen Alb und Neckar am Ende des Mittelalters in Sigrid Hirbodian u Peter Ruckert Hrsg Wurttembergische Stadte im spaten Mittelalter Herrschaft Wirtschaft und Kultur im Vergleich Thorbecke Ostfildern 2016 S 290ff http digital ub uni duesseldorf de ink content pageview 3436322 Klaus Graf Thomas Finck Arzt Benediktiner in Blaubeuren und Kartauser in Guterstein In Tubingen in Lehre und Forschung um 1500 Hrsg von Sonke Lorenz Dieter Bauer Oliver Auge Tubinger Bausteine zur Landesgeschichte 9 Ostfildern 2008 S 159 175 online 48 491111111111 9 3572222222222 Koordinaten 48 29 28 N 9 21 26 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartause Guterstein amp oldid 237994759