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Die Stadtkirche Bruchsal ist eine 1447 erbaute katholische Pfarrkirche in Bruchsal im Landkreis Karlsruhe im nordwestlichen Baden Wurttemberg Die Kirche ist Unserer Lieben Frau geweiht Stadtkirche Bruchsal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhe Geschichte 1 2 Ritterstiftskirche ab 1507 1 3 Zerstorung in den Kriegen des 17 Jahrhunderts 1 4 Wiederaufbau und Barockisierung im 18 Jahrhundert 1 5 Sakularisation 1 6 19 und 20 Jahrhundert 2 Beschreibung 2 1 Chor 2 2 Kirchenschiffe 2 3 Sakristei 2 4 Ausstattung 3 Orgel 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenFruhe Geschichte Bearbeiten An der Stelle der heutigen Stadtkirche wird 1268 eine Marienkapelle als ecclesia Sanctae Mariae 1345 eine unserer frowen Kapelle in der stat und 1464 eine capella Mariae Virginis urkundlich erwahnt Die Burgerschaft der Stadt wunschte im 15 Jahrhundert eine reprasentative Kirche und diesem Wunsch kamen auch die Speyrer Bischofe entgegen Daher begann man unter der Bischof Reinhard von Helmstatt und seines Vogtes Weiprecht III von Helmstatt am 27 Mai 1447 durch die Grundsteinlegung zum Chor mit dem Bau einer grosseren Kirche auf deren Fundamenten das heutige Gebaude noch steht Pfarrkirche fur Bruchsal war zunachst die Peterskirche doch war die Liebfrauenkirche 1468 mit Benefizien ausgestattet von denen mehrere bald zusammengelegt wurden da sie zu wenig dotiert schienen Vor 1468 wurde an Sonn und Feiertagen und an den Marienfesten vom Pfarrer oder einem seiner beiden Kaplane die heilige Messe gesungen Nach 1468 sollte wenigstens an 160 Tagen im Jahr Gottesdienst gehalten werden wie es in einer kirchlichen Stiftung des Ritters Peter von Talheim heisst Dieselbe Urkunde legt auch fest dass dieser Adlige in der Liebfrauenkirche vor dem Altar der Hl Dreifaltigkeit begraben sein wollte seine Stiftung betrug 1700 Gulden Die Liebfrauenkirche wurde aufgrund der Gottesdienstordnung zur Pfarrkirche fur die ummauerte Stadt wahrend die Peterskirche hauptsachlich Pfarrkirche der beiden Vorstadte der Heidelsheimer und Grombacher Vorstadt blieb Ritterstiftskirche ab 1507 Bearbeiten Eine einschneidende Anderung trat am 21 Mai 1507 ein als der Speyerer Bischof Philipp I von Rosenberg 1504 bis 1513 dem Ritterstift Odenheim die Liebfrauenkirche zu Bruchsal frei und voll ubertrug Die Urkunde legt fest dass Pfarrer und Magistrat von Bruchsal ihre Verwaltung nicht mehr haben dass jedoch die ubrigen Pfarrrechte welche der Pfarrer in genannter Kirche hatte durch die Bischofe von Speyer geordnet werden sollen Die Urkunde blieb uber die genauen Rechte des Ritterstiftes einerseits des Pfarrers und der Burgerschaft Bruchsals andererseits im Unklaren so dass es in der nachfolgenden Zeit viel Streit gab Die Kirche wurde zur Ritterstiftskirche und den Gottesdienst besorgten 12 Stiftsherren von denen zehn dem Adel angehoren sollten Die restlichen zwei sollten Doktoren des kanonischen und romischen Rechts sein sie waren gewohnlich burgerlicher Herkunft Ausser dem taglich gesungenen Amt waren die Kanoniker auch zu den Stundengebeten wie sie heute noch in Benediktinerklostern ublich sind verpflichtet Fur den Chordienst bedurfte man geschulter Ministranten die in der ebenfalls 1507 von Odenheim nach Bruchsal verlegten Lateinschule ausgebildet wurden Zu den Stiftsherren gehorte auch der Pradikator Prediger gewohnlich Doktor des weltlichen Rechts und burgerlicher Herkunft der an Sonntagen und in der Fastenzeit predigen sollte Der Einzug der Odenheimer Stiftsherren in feierlicher Prozession in die Liebfrauenkirche begrusst vom Bischof und der Bruchsaler Geistlichkeit wurde im Jahr 1914 von dem Kunstmaler Josef Mariano Kitschker im Chor mit einem im Zweiten Weltkrieg zerstorten Fresko bildlich dargestellt Mit der Ubernahme der Liebfrauenkirche verpflichteten sich die Stiftsherren zum Unterhalt des Baus und seiner Inneneinrichtung wodurch die Stadt entlastet wurde Die Verlegung der Lateinschule in die Stadt erwies sich zwar als vorteilhaft aber die Hoffnung des Bischofs auf einen wurdigeren Gottesdienst ging nur zum Teil in Erfullung denn die adeligen Herren die teilweise nur die niederen Weihen besassen kummerten sich nicht so wie sie sollten um ihre geistliche Obliegenheiten und waren oft nur schwer zum Gehorsam gegen den Bischof zu bewegen zumal die Reformation sich auch im Bistum Speyer bemerkbar machte Auch waren die Ratsherren und Burger der Stadt Bruchsal daruber verstimmt dass ihnen der Chor der Kirche entzogen war und dass die Stiftsherren den Pfarrgottesdienst im Langhaus nicht unterstutzten vielmehr auch das Langhaus und damit die ganze Kirche in ihren Besitz bringen wollten Diesen offenkundigen Missstand suchte der Bischof Eberhard von Dienheim 1581 bis 1610 durch eine Entscheidung 1590 zu beseitigen indem er fur die Kirche den Magister Martin Chylenus als Pfarrherrn einsetzte und damit die eigentliche Stadtpfarrei begrundete Die endgultige Teilung Bruchsals in zwei Pfarreien war jetzt auch rechtlich vollzogen Diese Stadtpfarrei umfasste die eigentliche ummauerte Stadt nordlich der Saalbach Der Pfarraltar dem heiligen Kreuz geweiht stand unter dem Chorbogen der Chor selbst blieb weiterhin den Stiftsherren vorbehalten Gegen diese Entscheidung Eberhards protestierten die Ritter und drohten die Kirche nach ihrem Gottesdienst abzuschliessen wogegen der Bischof 1593 befahl der Vogt solle mit etlichen Burgern ohne bewaffnet zu sein die Kirche offen halten und dem Pfarrer an die Hand gehen So scheiterte der Protest der Stiftsherren der Pfarrer blieb weiterhin im Besitz des Langhauses aber Ritterstift und Pfarrei standen sich voller Spannung gegenuber Am 8 September 1561 fand in der Stiftskirche Bruchsal die feierliche Weihe des Speyerer Furstbischofs Marquard von Hattstein statt Sie wurde gespendet durch Weihbischof Jakob Eliner von Konstanz 1 unter Assistenz der Weihbischofe Georg Schweicker aus Speyer und Johannes Delphius von Strassburg 2 3 Den Ablauf der Weihefeier beschreibt der Speyerer Diozesanhistoriker Franz Xaver Remling sehr anschaulich Zur Weihe wurde der 8 September und die Stiftskirche zu Bruchsal festgestellt Sowohl Johannes Delphius Episcopus Tripolitanus von Strassburg als Jacob Episcopus Ascaloniensis von Constanz versprachen einzutreffen und mit dem Speyerer Weihbischofe Georg Schweicker die Feierlichkeit vorzunehmen Sie kamen Samstags den 6 September nach Bruchsal Montags morgens gegen sieben Uhr wurde der zu weihende Oberhirte im feierlichen Zuge von der Stiftsgeistlichkeit an deren Spitze der Stiftsdechant Georg von Koppenstein aus dem Schlosse unter dem Gelaute der Glocken in die Stiftskirche abgeholt Marquard folgte nach seinen Anverwandten in langem schwarzem Sammetrocke mit viereckigem Priesterbaret hinter ihm der Weihbischof von Constanz welcher bestimmt war die Weihe zu spenden diesem zur Rechten der Weihbischof von Speyer zur Linken jener von Strassburg Diesen folgten eine lange Reihe Geistlicher und Weltlicher darunter mehrere Mitglieder des Domcapitels und des Weissenburger Stiftes Bei den weltlichen Amtleuten war auch Philipp Simonis Notar des Domstiftes der Domscholaster Andreas von Oberstein und der Domvicar Nicolaus Haugk waren die Ministranten Die Weihe wurde nach kirchlicher Vorschrift vollzogen und von Marquard der dem Pabste zu leistende Eid in die Hande des Konstanzer Weihbischofes abgelegt Nach geendigter Weihe samt Hochamte sprach Marquard in einer lateinischen Anrede den dreien Suffraganbischofen seinen Dank aus worauf der bischofliche Kanzler das Wort ergriff und die Anwesenden zum frommen Gebete zur Treue und zum Gehorsame gegen den Neugeweihten aufforderte Ein frohes Mahl an zehen Tischen im Schlosssaale schloss die Feierlichkeit des Tages Franz Xaver Remling Geschichte der Bischofe zu Speyer Band 2 S 365 Zerstorung in den Kriegen des 17 Jahrhunderts Bearbeiten Im Dreissigjahrigen Krieg begann fur die Bevolkerung Bruchsal zahlte um 1600 etwa 1000 Burger was einer Einwohnerzahl von 4000 bis 5000 entsprechen mag eine lange Leidenszeit Die Stadt wechselte ofter ihren Herrn sie sah die Pfalzer die Kaiserlichen die Schweden und Franzosen in ihren Mauern Der grosste Teil der Bevolkerung ging in den Kriegsnoten zugrunde Die Stadtkirche als Bau scheint die schreckliche Zeit ziemlich unversehrt uberstanden zu haben aber die Stadt war schwer heimgesucht 1649 versah auch nur ein Pfarrer beide Bruchsaler Pfarreien Der Westfalische Frieden 1648 raumte ausserdem Frankreich das Besatzungsrecht im nahen Philippsburg ein und Ludwig XIV trachtete danach das ganze linke Rheinufer der franzosischen Krone anzugliedern Vor allem im Hollandischen Krieg und im Pfalzischen Erbfolgekrieg wurde Bruchsal grundlich von den Franzosen zerstort 1676 wurde die Stadt zum ersten Male niedergebrannt darunter die schone Stiftskirche mit dem Turm der Orgel den Glocken und Uhren wie auch mit allem was die armen Leute darein gefluchtet Nur 16 Hauser in der Stadt und 20 in den Vorstadten blieben verschont Im nachsten Jahr brannte ein franzosisches Streifkorps den Hoheneggerhof nieder 1681 versah man die Kirche und den Turm mit Notdachern 1683 hielten zwei Jesuitenpatres eine Visitation hier ab Nach ihrem Bericht bot die Liebfrauenkirche einen traurigen Anblick Der fruher so reich geschmuckte Innenraum lag ode und ausgebrannt 1689 wurde Bruchsal erneut von den Franzosen eingenommen Am Dienstag 9 August 1689 ist die franzosische Armee unter General Duras von Heidelberg her vor die Stadt geruckt und hat Mittwoch zu Mittag mit zwei grossen Kanonen und anderem Geschutz welche sie auf dem Steinsberg Reserve und dem Kirchbrucklein grosse Brucke gepflanzt gehabt die Stadt anfangen zu beschiessen wodurch die Gewolbe der Stiftskirche eingesturzt sind Durch dieses Ungluck sind auch die nach dem vormaligen franzosischen Brand mit so grossen Kosten wieder hergestellte Stiftskirche und andere Stiftsgebaude gemeint sind die Wohnungen der Stiftsherren in Rauch aufgegangen Auch das letzte noch unversehrte Gebaude Bruchsals das Kapuzinerkloster mit gotisierender 1672 von Mathias von Burgund erbauter Kirche wurde ein Jahr spater eingeaschert als die Bruchsaler Bevolkerung eine Wallfahrt auf den Michaelsberg machte Das Jahr 1690 bedeutete einen Tiefpunkt in der Geschichte Bruchsals das Ende der mittelalterlichen Stadt Es standen nur noch ein paar elende Hutten die Bevolkerung war auf 400 Personen gesunken ein Bericht der Stadt spricht von 3500 Seelen die seithero beerdigt worden Einen ungefahren Eindruck vom Aussehen der Stadt mit der Stiftskirche vermittelt eine Zeichnung Simon Schmalkalders Fouriers im kaiserlichen Heer aus dem Jahre 1689 kurz vor der totalen zweiten Zerstorung Die Stadtkirche ist hier mit Notdachern versehen die gotische Masswerkgalerie des Turmes ist noch vorhanden Neben aller Verwustung lebten die Streitigkeiten zwischen Ritterstift und Bischof erneut auf Der Stiftsdekan Johann Adam von Flaxland bestritt seinem Oberhirten das Recht auf eine kirchliche Visitation weil das Stift reichsunmittelbar sei Eine Entscheidung zugunsten des Bischofs und der Pfarrei wurde durch die Kriege des spaten 17 Jahrhunderts verhindert und fiel erst 1753 durch Urteile des Kaisers und des Papstes Wiederaufbau und Barockisierung im 18 Jahrhundert Bearbeiten Nach den Verheerungen einer fast hundertjahrigen Kriegsepoche ging der Wiederaufbau der Stadt mit ihrer Kirche nur sehr langsam vonstatten Die Gemeinde war arm geworden selbst die Weinberge waren verdorben 1690 kam dazu noch eine Seuche das grosse Sterben wie sie damals im Gefolge der Kriege immer auftrat Da auch der Pfarrer dem Sterben erlegen war wurde der Pfarrgottesdienst bis 1699 in der stadtischen Spitalkirche von einem Kapuzinerpater abgehalten Erst 1699 berichtet der neuernannte Pfarrer von Bruchsal Rohrmoser dass die Liebfrauenkirche wieder an Sonn und Feiertagen von der Gemeinde benutzt werden durfte So erklart sich die Tatsache dass neun Jahre lang die Spitalkirche der Pfarrei diente Es war in dieser Zeit als die Burgerschaft sich erst allmahlich durch Zuzug teilweise durch Einwanderung aus der Schweiz und Oberitalien erganzte fur die adeligen Stiftsherren ein leichtes ihre Anspruche auf die Liebfrauenkirche auszudehnen Ihre Grundmauern waren trotz der grossen Brunst noch vorhanden Sie konnte alsbald nach dem Brand wieder eingedeckt werden Erst mit dem Regierungsantritt des Bischofs Heinrich Hartard von Rollingen 1711 bis 1719 der zugleich Propst des Stiftes Odenheim war einer der klugsten erfahrensten und gelehrtesten Staatsmanner kam in die Verwaltung des Speyrer Bistums ein frischer Wind bei ihm hatte auch der einfachste Mann Zutritt Er liess 1716 17 Chor und Langhaus wieder einwolben und mit guten Dachern versehen Die Kosten ubernahm das Ritterstift Odenheim gemass den Vereinbarungen von 1507 Die Arbeiten im Langhaus waren 1723 vollendet Auffallend fur die Wiederherstellungsarbeiten ist es dass sie unter Anlehnung an die gotische Bauweise durchgefuhrt wurden Der Turmhelm der 1676 und 1689 weggebrannt war wurde indessen im Zeitgeschmack des beginnenden 18 Jahrhunderts mit einer welschen kraftig ausgebogenen Haube mit Laterne und Aufsatz versehen wahrscheinlich im Jahre 1718 Der Nachfolger Rollingens wurde der noch tatkraftigere Kardinal Damian Hugo Philipp von Schonborn Buchheim 1719 bis 1743 dem das Aufbluhen seiner Diozese ein ernstes Anliegen war Bekanntlich hat er seine Residenz nach Bruchsal verlegt und das weltberuhmte Schloss erbaut Grundsteinlegung am 27 Mai 1722 fromm und gewissenhaft ein feiner Diplomat in kaiserlichen Diensten hatte er sich als Deutschordenskomtur als ausgezeichneter Verwaltungsbeamter bewahrt so wurde er zum zweyten Fundator des Speyrer Bistums wo zahlreiche Kirchen Rathauser und Schlosser ihm die Entstehung verdanken Dabei hat er als sparsamer Landesvater trotz seiner aussergewohnlichen Bautatigkeit das Hochstift Speyer von Schulden befreit und 1 773 000 Gulden hinterlassen Mit Recht konnte er von sich ruckblickend sagen Das Hochstift Speyer hab ich steinich gefunden und hab es golden hinterlassen Damian Hugo hat auch die verworrenen Verhaltnisse zwischen Stadtpfarrei und Ritterstift geregelt 1724 erliess er ein Dekret wonach er Bruchsal in drei Pfarreien teilte die Stadtpfarrei die ummauerte eigentliche Stadt umfassend 1724 bis 1730 fungierte als Pfarrverweser der Regens des bischoflichen Seminars Dr Kellermann der Vertraute und beste Helfer Schonborns in geistlichen Dingen die Peterspfarrei fur die beiden landlichen Vorstadte sudlich der Saalbach seit 1730 die Hofpfarrei wozu die heutige Huttenstrasse und die Residenzvorstadt zahlte Im selben Jahr wurden in der Stadtkirche die beiden Altare in den Seitenschiffen in Auftrag gegeben rechts der Pfarraltar mit zwei tuchtig gearbeiteten Barockfiguren der Liebe und Standhaftigkeit Das Altarbild stellte die Kronung Mariens dar war aber durch Ubermalung ziemlich verdorben links der Altar der Manner Sodalitat mit den Standbildern des Glaubens und der Hoffnung Das Altarbild ebenfalls beschadigt zeigte die heilige Familie Daher kam es dass bis zur Zerstorung 1945 die Manner auf der linken Seite der Kirche ihren Platz hatten Beide Seitenaltare hat der kurpfalzische Tischler Zeller verfertigt Auf der Mensa des ersteren Altares stand eine Madonna von dem beruhmten Bildhauer Valentin Gotz Ausser diesen Seitenaltaren befand sich im Langhaus in einer der nordlichen von den Strebepfeilern gebildeten Nische der sogen Kreuzaltar eine eindrucksvolle ruhig gehaltene Darstellung der Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes zu Seiten mit Magdalena zu Fussen des Kreuzes Diese Gruppe vor das gotische Fenster gestellt wirkte im Halbdunkel der Kirche auf den andachtigen Betrachter sehr eindringlich Sie wurde 1732 von den Stuckateuren Jakob Finsterwald und Michael Zopf geschaffen Das barocke Glanzstuck der Kirche war der Hochaltar der trotz des Stilunterschieds mit dem barockisierten gotischen Chor eine innere Einheit bildete Kein Wunder hatte doch Balthasar Neumann selbst an seiner Gestaltung beratend mitgewirkt Der Italiener Pedetti die beiden Bildhauer Valentin Gotz und Johann Gg Stahl fuhrten ihn 1743 45 aus Auf einem hohen marmornen Unterbau erhoben sich acht machtige Saulen die einen schwungvollen in der Mitte unterbrochenen Giebel trugen Zwischen den Mittelstucken zeigte sich in Vollplastik die Himmelfahrt Mariens uberstrahlt von dem Licht das durch das Mittelfenster schien die uber der hl Jungfrau schwebenden Symbole der hl Dreifaltigkeit aufleuchten liess Flankiert war die erhabene Gruppe von den Kolossalstatuen der beiden Apostelfursten Schliesslich hat das 1756 aufgestellte Chorgestuhl fur die Stiftsherren die Inneneinrichtung der Kirche vollendet ein barockes Gitter schloss den Chor vom Langhaus ab es wurde 1816 als Alteisen verkauft Um 1750 wurde von dem bischoflichen Baumeister Leonhard Stahl die Sakristei an der Nordseite des Chores errichtet Sakularisation Bearbeiten Unter der Regierung des Furstbischofs Franz Christoph von Hutten 1743 bis 1770 flackerte der alte Streit zwischen Stift Odenheim und Pfarrei erneut auf so dass Kaiser und Papst eingreifen mussten 1753 wurde durch ein Dekret festgelegt dass das Langhaus der Pfarrgemeinde zustehen sollte Damit blieb fur die nachsten Jahrzehnte ein leidlicher Friede erhalten aber erst die Sakularisation 1803 schuf endgultige Verhaltnisse allerdings meistens zum Schaden der katholischen Kirche Denn der ganze weltliche rechtsrheinische Besitz des Hochstiftes Speyer und des Ritterstiftes Odenheim im Wert von 37 6 Millionen Gulden fiel an die protestantischen Markgrafen von Baden nur mit der Einschrankung dass die Stiftsherren durch ziemlich geringe Pensionen gesichert sein sollten Der Eigenbesitz des Ritterstiftes betrug allein in Odenheim 512 Morgen Acker und Gebaude wurden auf 4 Millionen Gulden geschatzt der der Stadtpfarrei im Jahre 1680 an ackern 80 Morgen Weingarten 2 Morgen Krautgartlein 2 Viertel dazu gehorte ihr der Bauhof zu Neibsheim und verschiedene Einkunfte aus Muhlen und bischoflichem Besitz Dieser kirchliche Besitz wurde durch die Sakularisation ebenfalls vom Staat annektiert allerdings ubernahm dieser damit auch die Besoldung der Pfarrgeistlichen und die Instandhaltung von Kirche und Pfarrhaus Der letzte geistliche Ritter war Johann Graf von Thurn der 1832 als Subdiakon starb der letzte Stiftsvikar war der Priester Jakob Schalk der hier im Alter von 90 Jahren 1843 starb Der Gottesdienst der Vikare wurde 1808 endgultig eingestellt An Allerheiligen 1808 wurde der Chor der Liebfrauenkirche im Beisein des grossherzoglichen Amtmanns und des Bruchsaler Stadtrates feierlich der Stadtpfarrei ubergeben Die Ubernahme der ganzen Kirche durch die Pfarrei wurde durch eine Prozession zum Hochaltar darauffolgendes Amt und Te Deum gefeiert Von 1803 bzw 1808 ab gehorte die Liebfrauenkirche der Stadtpfarrei an die Stiftsherren erinnerten nur noch einige Grabdenkmaler und die Bezeichnung Stiftskirche Der badische Staat war zu ihrer Instandhaltung verpflichtet eine Verpflichtung fur die er viele wertbestandige Guter ubernommen hatte 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Das 19 Jahrhundert hat der Kirche einige Veranderungen gebracht 1881 wurde bis auf die Barockaltare renoviert Aus dieser Zeit stammt die polychrome dustere Bemalung der Wande die spater Stadtpfarrer Dr Wetterer mit kunstlerischem Empfinden durch einen hellen Verputz ersetzen liess Sehr bedeutsam fur die Liebfrauenkirche war die Tatigkeit ihres Stadtpfarrers Dr Anton Wetterer 1907 bis 1939 Zwei Phasen lassen sich wahrend seines Wirkens in Bruchsal unterscheiden die Errichtung der Sudsakristei unter Leitung von Dr Hirsch 1911 und die Ausschmuckung des Chores durch den Maler Kitschker fallen in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Die beiden Fresken an den Chorwanden von Kitschker welche die Verlegung des Ritterstiftes von Odenheim nach Bruchsal behandeln wurden schon erwahnt Im barocken Gewolbe des Chores hat derselbe Kunstler die Himmelfahrt Mariens dargestellt Kitschker hatte auch die Bruchsaler Peterskirche ausgemalt Die zweite Phase der Erneuerungen fallt in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen 1917 waren die Glocken des Krieges wegen eingeschmolzen worden was sich auch im Zweiten Weltkrieg wiederholen sollte 1926 wurden zunachst funf neue Glocken und eine Turmuhr mit Westminsterschlag im Turm angebracht 1927 eine neue Orgel erbaut In den dreissiger Jahren erhielt die Kirche einen Innen und Aussenverputz der das gotische Rippengewolbe mit den noch aus dem Mittelalter stammenden Schlusssteinen vorzuglich zur Geltung brachte Schliesslich belebte eine plastische Darstellung des Kreuzweges von Sutor die Mittelschiffpfeiler da brach der Zweite Weltkrieg aus der in dem Augenblick die ganze Kirche zerstoren sollte als sie durch die Restaurierungsarbeiten vollendet schien Beschreibung BearbeitenChor Bearbeiten Der im Jahr 1949 wiederaufgebaute Chor hat eine Innenweite von 10 4 auf 17 5 Meter und eine Hohe von 14 Metern Der von einem niedrigen Sockel umgebene 5 8 Schluss der Apsis wird von sieben Strebepfeilern mit fialenartiger Bekronung gestutzt die das spatgotische Gewolbe das in seiner ursprunglichen Schonheit wiedererstanden ist tragen In Hohe der Fensterbank lauft ein einfaches aber kraftiges Gesims um Zwei Inschriften an einem der dem Markt zugewandten Chorpfeiler lauten in deutscher ubersetzung Im Jahr der allerheiligsten Menschwerdung des Herrn 1447 samstags am 27 Mai ist der Chor begonnen worden unter dem hochwurdigen Herrn Reinhard Bischof von Speyer und Wiprecht von Helmstadt seinem Vogte und Wisset der Erbauer dieses Bauwerkes war Meister Lorenz Am nordostlichen Chorpfeiler uber dem Gesims und den beiden oben zitierten Inschriften steht unter einem zierlichen Baldachin auf gotischer Konsole eine bedeutende Steinhauerarbeit des 15 Jahrhunderts eine Muttergottes mit dem Jesusknaben vom Typus der sogenannten Schonen Madonnen die einzige Plastik der Kirche die den Angriff vom 1 Marz 1945 uberdauert hat Die Halbsaulen mit den das Gewolbe tragenden Diensten im Innern des Chores gehen auf den Bau von 1447 zuruck und stutzen mit den ausseren Pfeilern heute wieder das erneuerte gotische Gewolbe dienen also wieder ihrem ursprunglichen Zweck Den Chor selbst uberdeckt ein gotisches Steildach zu erreichen durch ein schlankes Treppenturmchen und bekront mit einem Dachreiter Kirchenschiffe Bearbeiten Nach der Fertigstellung des Chores ruhte ein Menschenalter lang der Bau wahrscheinlich wegen Geldmangels So sind das Langhaus und der Turm erst unter der Regierung des Bischofs von Speyer Ludwig von Helmstatt 1478 bis 1504 in Angriff genommen worden Er erliess die Bestimmung dass jeder Handwerker der sich in Bruchsal niederliess einen halben Goldgulden zum Bau beisteuere Das Langhaus mit seinen beiden Seitenschiffen wurde in wesentlich kleineren Massen erbaut als der Chor das Mittelschiff weist nur 7 6 Meter die Seitenschiffe nur knapp 4 Meter Breite auf die Lange der drei Schiffe durch zwei einfache Pfeilerreihen getrennt betragt etwa 29 Meter Diese Pfeiler trugen die Wande des uberhohten Mittelschiffes die Rippen des gotischen Gewolbes ruhten auf Konsolen in den Seitenschiffen verzichtete man auf diese Indem man die Strebepfeiler nach spatgotischer Gewohnheit in das Innere des Kirchenraumes einbezog gewann man auf diese Weise im Innern zwischen den Strebepfeilern auf jeder Seite funf Nischen in denen man die zwei Seitenportale und Nebenaltare unterbrachte Da das Mittelschiff weder die Breite noch die Hohe des Chores erreichte uberbruckte man diesen konstruktiven Mangel mit Auszwickelungen die den Gewolbeschub des Mittelschiffes auf die Aussenwande des Chores ubertrugen So wirkte das Innere des Langhauses schon weil die Pfeiler der Schiffe und die einbezogenen Nischen ein abwechslungsreiches Bild boten Der aussere Anblick stellte sich einfach dar Hier fielen die verhaltnismassig niedrigen und glatten Wande der Seitenschiffe und das gewaltige Satteldach auf das alle drei Schiffe uberdeckte Der Turm erhebt sich auf quadratischem Grundriss und geht in Dachhohe in ein Achteck uber Im Spatmittelalter umlief eine reiche Galerie in Masswerk die Bekronung daruber erhob sich ein schlanker Helm Sakristei Bearbeiten Die Sakristei an der Nordseite des Chores wurde um 1750 von dem bischoflichen Baumeister Leonhard Stahl errichtet Ein Bau von schlichter Schonheit seine Wande sind durch Pilaster gegliedert das Gewande der Fenster zeigt uppigen Rokaillesschmuck daruber tragt reiches profiliertes Gesims das Dach Dieser Anbau ist vom Bombenhagel 1945 verschont worden nbsp Epitaph des Speyerer Domherrn Karl Joseph von Mirbach 1718 1798 bis 1945 in der Kirche seit 1999 im benachbarten VinzentiushausAusstattung Bearbeiten Nach den Verzeichnissen des 16 Jahrhunderts muss die Kirche einst reich ausgestattet gewesen sein Zeuge dafur war die bis 1945 erhaltene Kanzel eine schone gotische Steinhauerarbeit Es werden ein Sakramentshauschen und mehrere Altare erwahnt darunter der Hochaltar im Chor der Pfarraltar wo Chor und Langhaus zusammentreffen und ausserdem noch drei Seitenaltare darunter ein Kreuzaltar Diese Altare muss man sich als gotische Flugelaltare vorstellen sie sind bei dem Brand von 1676 zugrunde gegangen Aus der Zeit der Renaissance stammen ein Cruzifixus an der ausseren Nordwand der Kirche und einige gut gearbeitete Reliefs im Kircheninnern Epitaphien von Stiftsherren Der Cruzifixus zeigt die im 16 Jahrhundert ubliche Darstellung des Kreuzestodes der Heiland hat im Verscheiden leicht das Haupt zur Seite geneigt die Zuge tragen eine wehmutige Ergebung Leider ist dieser Cruzifixus noch vor dem Angriff 1945 durch Witterungseinflusse schwer beschadigt worden Orgel BearbeitenSeit 2009 befindet sich in der Stadtkirche eine restaurierte Chororgel die 1855 von der Orgelbaufirma Barker amp Son Northampton GB fur die United Reformed Church in Paulerspury bei Towcester erbaut worden war Das Schleifladen Instrument steht in einem neugotischen Orgelgehause und hat 6 Register auf einem Manual und eines im Pedal Die Trakturen sind mechanisch 4 Manual C f3Open Diapason 8 Stop Diapason 8 Dulciana 8 Gamba 8 Principal 4 Fifteenth 2 Pedal C d1Subbass 16 Einzelnachweise Bearbeiten Zu Weihbischof Jakob Eliner Sophronius Clasen Delphius Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 589 Digitalisat Franz Xaver Remling Geschichte der Bischofe zu Speyer Band 2 S 365 Digitalisat Informationen zur Chororgel auf Orgel DatabankWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Bruchsal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wissenswertes uber die Stadtkirche49 1244 8 5971 Koordinaten 49 7 27 8 N 8 35 49 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche Bruchsal amp oldid 223424088