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Die St Catharinen Kirche ist die Kirche der evangelisch lutherischen Gemeinde in Westensee Schleswig Holstein Die Catharinenkirche von Norden mit von rechts der Ahlefeldtschen der Bosseer und von Bulowische Kapelle letztere ist heute Sakristei Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstattung 3 Orgel 4 Glocken 5 Gemeinde 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Blick zum AltarDie Kirche stammt aus der Zeit kurz nach der Besiedlung des Landes nach der Schlacht bei Bornhoved 1227 Sie wurde erstmals 1253 als Filiale des Klosters Neumunster erwahnt Das aus Feldsteinen errichtete Langhaus aus dem 13 Jahrhundert entsprach ursprunglich den Feldsteinkirchen von Ratekau und Flemhude Im Osten befand sich eine Apsis deren Fundamente bei der Renovierung in den 1970er Jahren gefunden wurden und im Westen moglicherweise ein Rundturm wie bei den Vicelinkirchen Die Kirche betrat man durch zwei Eingange im Norden Frauentur und Suden Mannertur Die heute zugemauerten Turen sind noch zu erkennen 1 Nach 1300 wurde es durch einen das Kirchenschiff uberragenden gotischen Backsteinchor erganzt In der Form ist der funfeckige Chor dem der Kirche des Klosters Cismar nachempfunden Diesem verkaufte der Ritter von Westensee der Patron der Westenseer Kirche etwa gleichzeitig Gromitz Der Sage nach wurde der Bau mit Geld aus einem Schatzfund zwischen den zum Kirchspiel gehorenden Dorfern Emkendorf und Brux finanziert Zu dieser Zeit war die der heiligen Katharina von Alexandrien geweihte Kirche eine Wallfahrtskirche mit funf Vikarien und einem Jahrmarkt am Catharinentag dem 25 November Moglicherweise war beabsichtigt die ganze Kirche durch einen gotischen Neubau zu ersetzen Wohl 1505 wurde das Kirchenschiff nach Westen erweitert und der Westturm angefugt Die Reformation wurde in Westensee verhaltnismassig fruh eingefuhrt von Johann von Wehrden dem fruheren Hauslehrer der Kinder des Herzogs Friedrich der 1529 1539 der erste evangelische Pastor war 2 Nach der Reformation wurde der Besitzer des Guts Bossee Patron der Kirche Nach einem jahrelangen Streit des Gutsbesitzers Wilhelm von Rumohr von Gut Westensee mit den Besitzern der umliegenden Guter Bossee Deutsch Nienhof Emkendorf Schierensee und Klein Nordsee regelte von 1724 bis 1876 ein vor allem aus allen Gutsbesitzern bestehender Konvent die Belange der Gemeinde Erst drei Jahre nach Einfuhrung der Kirchengemeinde und Synodalordnung der Evangelisch lutherischen Landeskirche der preussischen Provinz Schleswig Holstein 1876 wurde 1879 ein Kirchenvorstand eingesetzt nbsp PatronatslogenAb der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts liessen sich die Gutsherren der Guter Logen in der Kirche errichten Diese Logen befanden sich ursprunglich im Chor Die adligen Gutsbesitzer wurden auch in der Kirche beigesetzt 1691 liess Bendix von Ahlefeldt anlasslich des Todes seiner Frau die erste von sechs Grabkapellen an die Kirche anbauen Spater wurden er selbst 1701 sein Sohn Hans Heinrich und dessen Ehefrau dort beigesetzt Bis 1851 errichteten auch die Besitzer der anderen Guter solche Begrabniskapellen Die heutige Sakristei war wohl ursprunglich Garwekammer und wurde im 19 Jahrhundert die Kapelle der Familie Bulow 3 Als letzte wurde 1953 Diana von Reventlow Criminil die sogenannte Halliggrafin von Sudfall in der Familienkapelle beigesetzt Im Dreissigjahrigen Krieg wurden alle beweglichen Kunstgegenstande wie ein Taufbecken aus Bronze gestohlen und die 1503 von den Rantzaus auf Deutsch Nienhof gestiftete erste Orgel zerstort nbsp Pastorat1753 fiel das Pastorat mit allen Kirchenbuchern und Dokumenten einer Brandstiftung zum Opfer Im 1754 von Sonnin errichteten neuen Pastorat war Matthias Claudius 1813 auf der Flucht vor den Franzosen zu Gast Die Kirche wurde in dieser Zeit stark vernachlassigt Um 1775 wurde sogar uberlegt sie durch einen Neubau zu ersetzen was aber aus Geldmangel unterblieb Baufalligkeit machte es zu Beginn des 19 Jahrhunderts notwendig den Chor durch Stutzpfeiler von aussen und Balken von innen zu stabilisieren Die schmalen gotischen Fenster wurden erweitert und die bemalten Scheiben durch schlichtes Glas ersetzt Auch der Chorbogen wurde erweitert um der Gemeinde bessere Sicht auf den Altar zu ermoglichen Das monumentale Kenotaph des Daniel Rantzau wurde abgerissen 1918 erhielt die Liegefigur des Daniel Rantzau einen neuen Platz vor dem Epitaph Gleichzeitig wurden drei fruhneuzeitliche Grabplatten an der Sudwand befestigt In den 1930er Jahren wurde aus den zwischenzeitlich in eine Empore integrierten Uberresten der Renaissancekanzel ein Kanzelkorb rekonstruiert 1954 fand eine Renovierung statt Dabei wurden zwei im Zuge des Anbaus der Grabkapellen zugemauerte Fenster im Chor wieder geoffnet und auch die ubrigen Fenster erneuert Die Gutslogen wurden aus dem Chor an den Eingang des Kirchenschiffs verlegt Anstelle des barocken Altars wurden die Reste eines fruhneuzeitlichen Schnitzaltars in einem neuen Altarschrein aufgestellt In den 1970er Jahren machten Mauerrisse im Chor eine grundlegende Renovierung notwendig Die im 19 Jahrhundert errichteten ursprunglich hohlen und mit Gebeinen gefullten Stutzpfeiler wurden durch mit Ziegel umkleidete Stahlbetonpfeiler ersetzt 4 Die Kirche erhielt einen neuen Dachstuhl dabei wurde die ursprungliche Balkendecke im Kirchenschiff unter einer Putzschicht freigelegt Im Chor wurden neue Zuganker zur Bausicherung eingezogen Zudem wurde die bisherige Orgel durch eine neue Schwalbennestorgel ersetzt und die Kanzel erhielt ihren heutigen Platz links vom Chorbogen Die Emporen wurden entfernt die Seitentur die bisher vom Suden direkt in den Chor gefuhrt hatte wurde zugemauert und der Eingangsbereich durch den Westturm neu gestaltet Die Sarge aus den Grabkapellen wurden auf den Friedhof umgebettet Ausstattung Bearbeiten nbsp AltarVon dem spatgotischen Flugelaltar existiert nur noch die Figurengruppe aus dem Mittelschrein mit einer Kreuzigungsdarstellung deren Schnitzarbeiten in Eichenholz ursprunglich farbig gefasst waren 5 Nach 1958 wurden die Reste dieser Bemalung entfernt Die Reste der Seitenflugel werden im Depot des Landesmuseums fur Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf aufbewahrt Die Predella wurde im 18 Jahrhundert mit einer Abbildung des Passahmahls bemalt Der gemauerte Altartisch hat an den Seiten zwei Hohlraume die in vorreformatorischer Zeit wohl zur Aufnahme von Reliquien dienten Der schlichte halbkugelformige Taufstein aus Granit stammt vermutlich aus der Erbauungszeit der Kirche Er stand lange als Blumenkubel im Park von Gut Emkendorf Ausserdem befindet sich im Chor ein funfsitziges Chorgestuhl aus dem 15 Jahrhundert vor einer Nische mit spatgotischer Rankenwerk Ausmalung Im Chorbogen hangt ein Triumphkreuz mit spatgotischem Corpus Von der im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach umgestalteten Kanzel im Renaissance Stil von etwa 1560 haben sich drei Seitenteile erhalten Die ursprungliche Fassung ist nicht erhalten da die Holzteile bereits vor 1908 abgebeizt wurden 6 und nun holzsichtig schlicht sind An der Nordwand des Kirchenschiffs hangen ein Holzepitaph des 1579 mit seiner Frau und zwei Tochtern an der Pest verstorbenen Pastors Balthasar Oldeneiken sowie zwei Bilder die nacheinander Altarbilder des 1954 durch den Schnitzaltaraufsatz ersetzten Barockretabels waren eine Abendmahlsdarstellung aus dem 18 Jahrhundert und eine Kopie der Beweinung Christi von Jurgen Ovens deren Original sich in der St Christophorus Kirche in Friedrichstadt befindet durch Julius Furst von 1911 Die Bekronung des Barockaltars eine Darstellung der Trinitat als Auge im von Strahlen umgebenen Dreieck wurde 1977 an der Decke des Turmraumes aufgehangt nbsp Epitaph von Daniel RantzauDas grosste Grabmal im Kirchenschiff ist das des danischen Feldherrn Daniel Rantzau sudlich des Chorbogens Ursprunglich bestand es aus einem Epitaph und einem von einem Baldachin beschirmten freistehenden Kenotaph mit einer Liegefigur Das Epitaph ist das alteste Renaissancekunstwerk in Schleswig Holstein das sich noch in situ befindet Das 1645 von den Schweden beschadigte Kenotaph wurde um 1770 demontiert 1918 wurde die Liegefigur auf einem neuen Unterbau mit einem Grabstein von 1840 als Deckplatte direkt vor dem Epitaph aufgestellt Ausserdem sind drei Grabplatten von adligen Gutsbesitzerpaaren aus dem 16 Jahrhundert erhalten und an der Sudwand des Kirchenschiffs angebracht von Daniel Rantzaus Eltern Godske und Margaretha Rantzau beide 1564 von Gut Deutsch Nienhof und seinen Grosseltern Tonnies 1533 und Drude Rantzau 1540 von Gut Bossee sowie von Jurgen und Lucia von Ahlefeldt von Gut Westensee die jedoch in Stellau beigesetzt sind Die beiden Rantzau Grabplatten lagen ursprunglich uber der Rantzau Gruft vor Daniel Rantzaus Epitaph Die Ahlefeldt Grabplatte wurde 1918 beim Neubau der Orgel unter der alten Empore entdeckt Bei ihr sind Reste der ursprunglichen Bemalung erhalten Die fehlenden Sterbedaten zeigen dass sie nicht benutzt wurde Orgel BearbeitenDie Neuthor Orgel von 1979 eine Schwalbennestorgel befindet sich an der Nordseite des Chores Es ist die funfte Orgel der Kirche die erste wurde 1503 gestiftet und 1629 1645 zerstort 1666 wurde an der Stelle der heutigen Orgel ein neues Instrument auf einer Empore erbaut Diese wurde um 1770 von Johann Daniel Busch instand gesetzt Ende des 19 Jahrhunderts war sie nicht mehr spielbar wurde aber erst nach der Abgabe der Prospektpfeifen fur die Metallspende im 1 Weltkriege im Fruhjahr 1918 durch eine Marcussen Orgel ersetzt Die von Oscar Troplowitz dem damaligen Besitzer von Gut Westensee mitfinanzierte Orgel erwies sich schon bald als mangelhaft 1963 setzte die Firma Marcussen ein aus einer anderen Kirche ausgebautes Werk in das Gehause ein 1976 mussten Orgel und Empore den zur Stabilisierung des einsturzgefahrdeten Chors eingezogenen Zugankern weichen Die Disposition der heutigen Neuthor Orgel ein Werk mit 18 Registern auf zwei Manualen und Pedal lautet 7 I Hauptwerk C 1 Prinzipal 8 2 Koppelflote 8 3 Oktave 4 4 Flote 4 5 Quinte 2 2 3 6 Gemshorn 2 7 Mixtur III IV8 Trompete 8 II Schwellwerk C 9 Gedeckt 8 10 Rohrflote 4 11 Prinzipal 2 12 Sesquialter II13 Scharfzimbel III14 Oboe 8 Tremolo Pedal C 15 Subbass 16 16 Gedacktbass 8 17 Choralbass 4 18 Fagott 16 Koppeln II I I P II P Traktur Schleifladen vollmechanischGlocken BearbeitenDie Kirche besitzt zwei Glocken die von Hand gelautet werden eine 1950 gegossene und etwa 1600 kg schwere Eisenhartgussglocke von Schilling amp Lautermann mit dem Schlagton d und eine kleinere Bronzeglocke aus dem 16 Jahrhundert mit Schlagton fis 8 Gemeinde BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Westensee gehort zum Kirchenkreis Altholstein in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Zur Kirchengemeinde gehoren neben dem Kirchdorf Westensee die Kommunalgemeinden Felde Kleinvollstedt Emkendorf Rodenbek und Schierensee sowie die Dorfer Enkendorf und Pohlsee aus der Gemeinde Langwedel die bis 1928 zum Gutsbezirk Deutsch Nienhof gehort hatten In Felde und Kleinvollstedt befinden sich zwei Kapellen aus den 1960er Jahren die nach dem von dem Architekten Wilhelm Neveling eingereichten Siegerentwurf fur das Kapellenbauprogramm errichtet wurden 9 Eine weitere Kapelle in Bokelholm 10 wurde 2005 abgerissen Die Kirchengemeinde unterhalt Friedhofe in Westensee Kleinvollstedt und Bokelholm Literatur BearbeitenBrigitte Anhalt Bernhard Schutz Ev luth St Catharinen Kirche Westensee Schnell Kunstfuhrer 1202 2 Auflage 2000 Hartmut Beseler Kunsttopographie Schleswig Holstein Neumunster 1974 S 654 656 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 965 966 Paul von Hedemann Die altere Geschichte der Kirche zu Westensee Kiel 1889 Paul von Hedemann Heespen Daniel Rantzaus Denkmal und andere personengeschichtlichen Erinnerungen der Kirche St Katharinen zu Westensee in Holstein 2 PDF abgerufen am 8 Mai 2019 Wilhelm Ricker Westensee Chronik eines adligen Kirchdorfs 2 Auflage Wachholtz Neumunster 1994 Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein Band 2 Kiel 1888 S 219 222 Textarchiv Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Catharinen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Kirche auf der Seite der Kirchengemeinde Adolf Burmester 1823 1909 Westensee Kirche 1855Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Ricker Westensee Chronik eines adligen Kirchdorfs Wachholtz Neumunster 1994 S 34 ff Jensen Michelsen Schleswig Holsteinische Kirchengeschichte Band 3 S 31 1 Johann von Wehrden wurde 1539 Nachfolger von Johannes Jungling in Bovenau Wilhelm Ricker Westensee Chronik eines adligen Kirchdorfs S 52 f Anhalt Schutz Ev luth St Catharinen Kirche Westensee S 6 Detail vom Altar 1956 bei bildindex de Zustand der Kanzel um 1908 bei bildindex de Orgel Josephsglocke Catharinenkirche Westensee Glocken In YouTube 4 Dezember 2021 abgerufen am 30 Dezember 2021 Matthias Claudius Kapelle Memento vom 15 Februar 2022 im Internet Archive Kleinvollstedt und Adventskapelle Felde Memento vom 15 Februar 2022 im Internet Archive Ansgarkapelle Bokelholm Memento vom 2 Januar 2022 im Internet Archive Normdaten Geografikum GND 4362160 0 lobid OGND AKS VIAF 241843439 54 275666666667 9 9013055555556 Koordinaten 54 16 32 4 N 9 54 4 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Catharinen Westensee amp oldid 235814710