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Friedrich Ludwig Richard Haupt 6 Oktober 1846 in Budingen 17 September 1940 in Preetz war ein deutscher Gymnasiallehrer Kunsthistoriker und Provinzialkonservator Richard Haupt 1926 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und erste Lehrtatigkeit 2 Wechsel nach Plon 3 Wirken als Konservator 4 Werke im Bereich der Denkmalpflege 5 Werke als Kunsthistoriker 6 Ehrungen 7 Familie 8 Veroffentlichungen Auswahl 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAusbildung und erste Lehrtatigkeit BearbeitenRichard Haupt war ein Sohn von Georg Haupt 22 Februar 1812 in Hochst im Odenwald 8 Marz 1865 in Budingen und dessen Ehefrau Mathilde geborene Schmidt 14 August 1824 2 September 1900 Der Vater arbeitete als Gymnasiallehrer und war zuletzt Direktor des Gymnasiums in Budingen Der Grossvater mutterlicherseits war der Budinger Pfarrer Carl Ludwig Schmidt Ein Bruder Haupts war der Professor fur Architektur Albrecht Haupt 1 Er war der Vetter von Herman Haupt Haupt lernte von 1851 bis 1856 an der Volksschule in Budingen und anschliessend bis 1863 an einem Gymnasium das er mit der Hochschulreife verliess Er uberlegte zunachst ein Architekturstudium aufzunehmen ging stattdessen jedoch fur ein halbes Jahr nach Bern Hier lebte sein Onkel und Philologe Georg Friedrich Rettig der ihm das Leben an einer Hochschule zeigte Ab 1864 studierte er Klassische Philologie und Theologie an der Universitat Giessen Wahrend seines Studiums wurde er 1864 Mitglied der Burschenschaft Germania Giessen Aufgrund finanzieller Engpasse und des Todes seines Vaters musste er das Studium moglichst schnell abschliessen Haupt wurde 1867 promoviert Anschliessend musste er seine Mutter und die jungeren Geschwister finanziell unterstutzen 2 Haupt arbeitete zunachst als Hilfslehrer an einer Realschule in Alzey anschliessend an einem Gymnasium in Budingen Von 1868 bis 1870 unterrichtete er als Zweiter ordentlicher Lehrer an einem Gymnasium in Eutin Anschliessend hatte er Lehrstellen erneut in Budingen sowie an einer Realschule in Iserlohn 1872 wechselte er als Gymnasialprofessor an das Grossherzoglich Badische Padagogium nach Durlach Dort traf er liberale Erziehungsmethoden an die er nicht befurwortete Daher wechselte er ein Jahr spater an das Gymnasium in Plon an dem das konservativere preussische Bildungssystem angewandt wurde 3 Wechsel nach Plon BearbeitenIn Plon engagierte sich Haupt zunehmend gesellschaftlich Er besuchte literarische Zirkel und referierte im Burgerverein Als Anhanger der Politik Bismarcks wurde er auch politisch sehr aktiv Mitte der 1870er Jahre grundete er einen konservativen Wahlerverein mit der die Sozialdemokratie schriftlich und in Reden kritisierte Im Rahmen dieser Aktivitaten publizierte Haupt in mehreren Tageszeitungen Er schrieb viele Aufsatze uber Fragen zu Politik Religion und rechtlichen Themen 3 Haupt interessierte sich seit dem Schulbesuch fur Geschichte sowie altere Bau und Kulturdenkmaler Daher setzte er sich auch mit Denkmalern in Schleswig Holstein auseinander und engagierte sich fur deren Schutz Er beschaftigte sich insbesondere mit regionalen kirchlichen Kunstgegenstanden Als die Regierung eine Person suchte die ein Denkmalverzeichnis erstellen konnte meldete sich Haupt Anfang 1878 um bereits vorhandene Dokumente aufzuarbeiten Da die vorhandenen Informationen zu durftig waren reiste er ab 1880 durch Schleswig Holstein Fur seine Reisetatigkeit und die Erarbeitung des Inventars erhielt er eine mehrjahrige Freistellung von der Lehrtatigkeit So entstanden Verzeichnisse fur die Herzogtumer Schleswig und Holstein und den Kreis Herzogtum Lauenburg Die Ubersichten zu Schleswig und Holstein umfassten 26 Lieferungen die von 1886 bis 1888 erschienen Sie trugen den Titel Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein Das Verzeichnis zu Lauenburg erschien 1890 3 Wegen der umfangreichen Tatigkeiten im Denkmalschutz musste Haupt sein politisches Engagement deutlich reduzieren Er blieb lebenslang strikt konservativ und interessierte sich weiterhin fur Politik Nach 1908 zeigte er deutliche Sympathien fur die DNVP Haupt lagen die Arbeiten im Denkmalschutz offensichtlich besser als die Lehrtatigkeiten Er positionierte sich zunehmend kritisch zur Schule und dem Lehrberuf Dazu konnen auch fruhere negative Erfahrungen beigetragen haben die er mit Vorgesetzten und anderen Lehrern gemacht hatte Die an ihn herangetragenen Aufgaben als Lehrer ubernahm er zunehmend unzufrieden 1889 entschied er sich fur einen Wechsel an die Domschule Schleswig Neben der Arbeit als Padagoge fungierte er mehrere Jahre als ehrenamtlicher Kustos fur die Sammlung des seit kurzer Zeit nicht mehr existierenden Verein fur die Sammlung und Konservierung vaterlandischer Altertumer in der Stadt Schleswig 3 Wirken als Konservator BearbeitenEine Neuordnung der Denkmalpflege in Preussen fuhrte dazu dass in jeder Provinz Konservatoren angestellt werden mussten Der Provinzialstandische Verwaltungsausschuss wahlte hierfur 1893 Haupt der das Amt zunachst ehrenamtlich ubernahm Er hatte nun die Aufsicht uber Denkmaler bewertete geplante Restaurierungen und erstellte Plane fur Instandsetzungen Dies nahm derart viel Zeit in Anspruch dass er 1896 vom Lehrbetrieb freigestellt wurde 1900 ging er vorzeitig in den Ruhestand Bis 1908 lebte er in Eutin und anschliessend bis Lebensende in Preetz 4 Als Konservator richtete Haupt ein Denkmalarchiv ein das in der Provinz durchgefuhrte Arbeiten dauerhaft dokumentierte Mit Vortragen und Aufsatzen versuchte er die Bauwerke bekannt zu machen Ab 1909 lehrte er am Predigerseminar in Preetz und unternahm mit den Schulern Exkursionen bei denen er den korrekten Umgang mit Denkmalern vermittelte Er arbeitete in vielen Geschichts und Heimatvereinen und grundete 1896 den Verein fur schleswig holsteinische Kirchengeschichte mit und verfasste viele Beitrage fur die Vereinszeitschrift Von 1911 bis 1918 arbeitete er auch als Denkmalpfleger im Grossherzoglich Oldenburgischen Furstentum Lubeck Aufgrund eines nur sehr geringen Budgets konnte er hier jedoch nicht viel bewirken 5 Wahrend des Ersten Weltkriegs und den Folgejahren hatte die Denkmalpflege grosse finanzielle Probleme Hinzu kam dass das Interesse der zustandigen Behorden und der Gesellschaft fur das Themengebiet zuruckging Haupt reduzierte seine Arbeiten deutlich und die Motivation weiter als Konservator zu wirken sank offensichtlich Hierzu trugen die geanderten politischen Umstande bei Haupt war ein erklarter Gegner des Liberalismus der Weimarer Republik und engagierte sich aus diesem Grund auch nicht mehr gesellschaftlich Aufgrund dieser Situation und wohl auch des Lebensalters schied er 1924 aus dem Amt des Provinzialkonservators Sein Nachfolger wurde Ernst Sauermann 5 Werke im Bereich der Denkmalpflege BearbeitenHaupt arbeitete zehn Jahre an seiner Geschichte und Art der Baukunst Diese ging 1924 25 in Form der Bande 5 und 6 des Denkmalerinventars in den Druck Nach seiner Zeit als Konservator schrieb er vermehrt zumeist fur die Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Die Heimat sowie Nordelbingen Nennenswert ist auch seine Autobiographie die er zumeist 1931 verfasste Das Manuskript mit mehr als 1000 Seiten ist heute im Landesamt fur Denkmalpflege zu finden 5 Werke als Kunsthistoriker BearbeitenAls Kunsthistoriker schuf Haupt nicht nur Inventarlisten von Denkmaler Seine wesentliche Leistung bestand darin dass er erstmals die Zusammenhange verschiedener Kunstgattungen betrachtete die in Schleswig Holstein existierten Er ordnete stilistische Zusammenhange von Kunst und Bauwerken sehr sicher ein und schrieb gute relative Chronologien Ein Grossteil dieser Dokumente ist heute noch nicht veraltet 5 Im Rahmen der kunsthistorischen Arbeiten nahm Haupt Datierungen vor die oftmals bereits zu Lebzeiten stark kritisiert wurden Dabei handelte es sich zumeist um den Baubeginn zahlreicher Backsteinkirchen des Mittelalters in Ostholstein fur die keine schriftlichen Quellen vorlagen Er hatte eine eigene Meinung daruber wann die Backsteinarchitektur des Mittelalters entstanden sei Diese stand im Widerspruch zu Professor Friedrich Adler und Regierungsbaumeister Otto Stiehl Haupt schrieb auch uber Vizelin und erfuhr hierfur heftige Kritik von Mitgliedern der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Daruber hinaus hatte er Konflikte mit dem Kieler Ingenieur und Architektenverein dessen Mitglieder die Qualitat von Haupts Zeichnungen und Photographien bemangelten 6 Ehrungen BearbeitenHaupt wurde fur sein Wirken wiederholt ausgezeichnet 7 1899 erhielt er den Roten Adlerorden Die Theologische Fakultat der Universitat Kiel ernannte ihn 1889 zum Ehrendoktor 1931 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins zur Pflege der Natur und Landeskunde ernannt Die Gesellschaft fur schleswig holsteinische Geschichte ernannte ihn 1933 zum Ehrenmitglied 1936 erhielt er die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Familie BearbeitenHaupt heiratete am 20 Marz 1880 Metta Amalie Hill 15 Mai 1852 5 Juni 1938 in Preetz deren Vater Oberamtsdirektor in Seligenstadt war Das Ehepaar hatte zwei Sohne und eine Tochter Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie Vizelinskirchen baugeschichtliche Untersuchungen an Denkmalern Wagriens als ein Beitrag zur Anfangsgeschichte des Oldenburg Lubecker Bistums sowie zur Schatzung seiner Quellenschriften Plon Perthes 1888 Turmbauten in den Elbherzogtumern In Schleswig Holsteinischer Kunstkalender 1912 S 59 65 Digitalisat Von der Pflege der Kunstdenkmaler In Schleswig Holsteinischer Kunstkalender 1920 S 147 149 Das Herrengasthaus beim Reinfelder Kloster In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Bd 55 1926 S 473 479 Rasse und schopferische Auswirkungskraft In Die Heimat Monatsschrift des Vereins zur Pflege der Natur und Landeskunde in Schleswig Holstein Hamburg Lubeck und dem Furstentum Lubeck Bd 37 Nr 8 August 1927 S 184 188 Digitalisat Heinrich Rantzau und die Kunste In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Bd 56 1927 S 1 66 Literatur BearbeitenHarry Schmidt Richard Haupt zum Gedachtnis In Zeitschrift der Gesellschaft fur schleswig holsteinische Geschichte Bd 69 1941 S XXVI XLI Digitalisat Jorn Barford Richard Haupt und das Inventar der Bau und Kunstdenkmaler in der Provinz Schleswig Holstein In Kunstsplitter Beitrage zur nordeuropaischen Kunstgeschichte Festschrift fur Wolfgang J Muller zum 70 Geburtstag uberreicht von Kollegen u Schulern Husum Druck und Verlags Gesellschaft Husum 1984 ISBN 9783880422414 S 42 65 Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 169 179 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band II Kunstler Winter Heidelberg 2018 ISBN 978 3 8253 6813 5 S 296 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Richard Haupt Quellen und Volltexte Werke von und uber Richard Haupt in der Deutschen Digitalen Bibliothek Haupt Friedrich Ludwig Richard Hessische Biografie Stand 6 Oktober 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 161 Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 161 162 a b c d Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 162 Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 162 163 a b c d Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 163 Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 163 164 Thomas Scheck Haupt Richard in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 10 Wachholtz Verlag Neumunster 1994 S 164 Normdaten Person GND 116528044 lobid OGND AKS LCCN n92097622 VIAF 766364 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haupt RichardALTERNATIVNAMEN Haupt Friedrich Ludwig Richard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Gymnasiallehrer Kunsthistoriker und ProvinzialkonservatorGEBURTSDATUM 6 Oktober 1846GEBURTSORT BudingenSTERBEDATUM 17 September 1940STERBEORT Preetz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Haupt Kunsthistoriker amp oldid 238897745