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Das Schloss Lontzen franzosisch Chateau de Lontzen ist ein Wasserschloss in der belgischen Gemeinde Lontzen Deutschsprachige Gemeinschaft Das Anwesen wurde fruher Schloss Welkenhuys en genannt und ist heute auch unter der Bezeichnung Grosshaus bzw Grosses Haus bekannt Letzteren Namen erhielt es zur Unterscheidung des ebenfalls in Lontzen stehenden Gutes Krickelhausen das auch Kleinhaus bzw Kleines Haus genannt wird Eine 1289 zerstorte Vorgangeranlage zahlte zu den altesten befestigten Hausern in der Eupener Gegend 1 Mit ihm war die Erbvogtei uber die Herrlichkeit Lontzen verbunden deren Mittelpunkt die Anlage war Die Geschichten von Schloss und Herrschaft waren deshalb eng miteinander verquickt Das heutige Herrenhaus im Stil des Klassizismus wurde 1845 von Andreas Joseph Franz von Grand Ry errichtet Es ist gemeinsam mit dem Wirtschaftshof und dem ihn umgebenden Park seit dem 9 Dezember 1991 als Kulturdenkmal geschutzt 2 Schloss Lontzen 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange und erster Neubau 1 2 Wechselnde Besitzer 1 3 Lontzen unter der Familie Schellart von Obbendorf 1 4 Neubau als Schloss 1 5 In burgerlichem Besitz und dritter Neubau 2 Beschreibung 2 1 Vorburg 2 2 Herrenhaus 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenAnfange und erster Neubau Bearbeiten Schon im 13 Jahrhundert stand an der Stelle des heutigen Schlosses ein wehrhafter Wohnturm fur den als erste Besitzerin die Familie Snabbe nachgewiesen ist 3 Der Wehrbau war Mittelpunkt der aus den beiden Dorfern Lontzen und Busch bestehenden Herrschaft Lontzen Diese lag zwar im Herzogtum Limburg war aber ein Reichslehen des Aachener Marienstifts das es als Afterlehen weitervergab 4 Erstmals urkundlich erwahnt wurde Lontzen 1275 als es im Besitz von Cuno von Lontzen dem Amtmann des Herzogtums Limburg war Wahrend des Limburger Erbfolgestreits wurde die Burg Lontzen 1286 1 von geldrischen Truppen belagert konnte aber 40 Tage lang widerstehen bis Entsatz aus Brabant eintraf Nachdem der brabantische Herzog Johann I die Anlage 1288 zerstort hatte verkaufte Cuno die Ruinen am 29 Juni 1289 1 an den Grafen Guido I von Flandern ehe sie Cunos Sohn Heinrich im Jahr 1293 zuruckerwarb Als dieser um 1315 5 starb wurde er von seiner Tochter Yolande beerbt Uber sie kam die Burg an ihren zweiten Mann Maes Thomas von Holset den Drosten von Rolduc der am 5 Februar 1385 3 von Herzogin Johanna von Brabant mit der Herrschaft Lontzen belehnt wurde Das Paar vererbte den Besitz 1395 an Maes Tochter Katharina aus seiner ersten Ehe Durch ihre Heirat 1374 3 mit Pontz von Welkenhuysen auch Welkenhaus und Welchenhausen kam die Burg an diese Familie Vermutlich liess Pontz die Anlage neu errichten denn fortan wurde sie nach ihm Burg Welkenhuysen genannt 3 Wechselnde Besitzer Bearbeiten Das Paar vererbte die Burg seinem Sohn Dietrich der am 22 August 1418 3 vom Aachener Propst mit Lontzen belehnt wurde Nach seinem Tod folgte ihm 1428 sein jungerer Bruder Pontz II von Welkenhuysen 3 Von ihm ging der Besitz 1477 5 an den altesten Sohn Dietrich der 1495 1 von seinem jungeren Bruder Pontz III beerbt wurde Dieser hinterliess Burg und Herrschaft seinen beiden Schwestern Katharina und Margarete die Nonnen in der Reichsabtei Burtscheid geworden waren Die beiden Frauen mussten sich mit Erbanspruchen anderer Verwandter auseinandersetzen Schon seit 1495 machte Gerhard von Gronsveld Anspruche auf Lontzen fur sich geltend spater traf dies auch auf Werner Scheiffart von Merode und Simon von Belven zu 6 Es ist nicht belegt wie diese Auseinandersetzungen endeten 1510 verkaufte Katharina ihren Teil von Lontzen an ihren Verwandten Johann von Neufchateau Herr von Wodemont 1512 erwarb dieser auch Margaretes Anteil sodass er seitdem alleiniger Herr der Burg Welkenhuysen war Uber Johanns Schwester Katharina kam Lontzen 1518 an deren Kinder Frambach und Katharina aus ihrer ersten Ehe mit Alard von Gulpen 7 Bereits im Jahr darauf gelangte der Besitz dann an Friedrich von Sombreffe den Mann von Katharinas Tochter Johanna aus ihrer zweiten Ehe mit Johann von Zeel franzosisch Jean de Celles 7 Das Paar vermachte die Burg seinen Kindern von denen Johann von Sombreffe die Anlage 1557 relevierte und sie seinem Schwager Wilhelm von Goltstein Herr von Muggenhausen hinterliess Dieser wurde 1564 mit Lontzen belehnt 8 Er musste miterleben wie im Achtzigjahrigen Krieg spanische Truppen unter Alessandro Farnese die Burg belagerten sodass sich ihre Bewohner nach drei Tagen ergeben mussten In der Folge erhielt die Anlage eine spanische Besatzung ehe sie Wilhelm vom Goltstein 1584 zuruckerhielt Lontzen unter der Familie Schellart von Obbendorf Bearbeiten nbsp Schloss Lontzen spatestens 1864Nach seinem Tod kam Lontzen uber Wilhelms Tochter Katharina an deren Ehemann Sie hatte 1598 Johann Schellart von Obbendorf Herr zu Gurzenich geheiratet der 1603 mit der Anlage belehnt wurde 9 Nach seinem Tod 1614 wurde sein Sohn Friedrich neuer Herr von Lontzen Er vermachte es seinem Neffen Adam Wilhelm II Graf Schellart von Obbendorf Aus dessen erster Ehe mit Maria Elisabeth Raitz von Frentz entsprang der Sohn Joseph Arnold der seinem Vater als Herr von Lontzen folgte Er vererbte die Anlage an Johann Wilhelm Joseph Schellart von Obbendorf den Sohn aus der zweiten Ehe seines Bruders mit Marie Sophie von Auersperg 7 Die wahrend des 17 Jahrhunderts durch die Besitzer zum Teil erneuerten Nebengebaude des Anwesens 10 hatten ebenso wie die gesamte Anlage im Jahr 1696 unter der Einquartierung von brandenburgischen Soldaten zu leiden und wurden dabei stark in Mitleidenschaft gezogen Im Spanischen Erbfolgekrieg liess der franzosische Kommandant von Limburg Louis de Barberin Graf von Reignac 1702 zudem den grossen Hauptturm der Anlage sprengen wodurch auch die ubrigen Gebaude stark beschadigt wurden In diesem Zustand war das Anwesen aber noch gut genug um im Jahr 1717 den Zaren Peter den Grossen zu empfangen In Begleitung des Limburger Festungskommandanten General Georg von Tunderfelt speiste er am 25 Juli des Jahres in Lontzen ehe er seine Reise quer durch Europa fortsetzte 1 Neubau als Schloss Bearbeiten Die Burg Welkenhuysen befand sich noch immer in einem ruinosen Zustand als sie Johann Wilhelm Joseph Schellart von Obbendorf 1732 an Graf Johann Ludwig von Harscamp General in kurpfalzischen Diensten und Gouverneur von Julich verausserte Dieser liess bis auf wenige Teile der Vorburg die vorhandenen Gebaudereste abreissen um 1746 anschliessend an gleicher Stelle ein Schloss zu bauen Schon im Jahr 1738 hatte er am sudlichen Rand des Anwesens ein Eingangsportal mit seinem Wappen und dem seiner Frau Maria Elisabeth von Rolshausen errichten lassen 10 Durch die Heirat der Tochter Marie Louise Philippine 1756 mit Ferdinand Ludwig Karl Maria von Hochsteden gelangte der Besitz an die Familie des Brautigams Weil der Sohn des Paares Ponthian kinderlos starb gelangte Schloss Lontzen 1773 11 an Ponthians Schwester Amalia Theresia Franziska und deren Ehemann Karl Emmanuel von Auxy Das Paar wohnte aber nicht selbst auf dem Schloss sondern vermietete es an Landrat Bernhard von Scheibler Karl Emmanuel von Auxys Sohn Karl Eugen Ferdinand verkaufte den seit 1831 landtagsfahigen 3 Besitz 1845 an Andreas Joseph Franz von Grand Ry 1780 1849 den ehemaligen Burgermeister von Eupen Sein Sohn Andreas Joseph Julius de Grand Ry 1805 1876 ubernahm den seinerzeit 554 Morgen grossen Besitz im Jahr 1848 12 Im Jahr 1853 10 liess er das Herrenhaus des Anwesens von Grund auf erneuern und dabei seine Frontseite stark verandern An die Bauarbeiten erinnert noch heute das Wappen der Familie Grand Ry uber dem Haupteingang In burgerlichem Besitz und dritter Neubau Bearbeiten 1882 erwarb der Aachener Tuchfabrikant Leo Nellesen Bruder des spateren Eigentumers der Eyneburg in Hergenrath Schloss Lontzen von Albert Joseph Marie von Grand Ry 1848 1902 Sohn von Andreas Joseph Julius Uber Nellesens Tochter Rosa kam Lontzen an deren beiden Tochter Maria Anna und Concita welche die Schlossanlage 1951 an Pierre de Walque Richter am Appellationsgericht in Gent verkauften Er blieb nicht lange Eigentumer sondern verausserte die Anlage am 8 September 1958 3 an die Montfortaner Bruder vom heiligen Gabriel Sie richteten im Schloss ihr Noviziat fur Belgien ein Zehn Jahre lang nutzten sie die Anlage zu Ausbildungszwecken ehe mangelnder Nachwuchs und zu hohe Unterhaltskosten fur das grosse Anwesen den Orden dazu zwangen Schloss Lontzen am 9 September 1968 3 an den Aachener Heinrich Munch 13 Generaldirektor der Fabrique Nationale in Herstal zu veraussern Munch begann mit umfassenden Instandsetzungsarbeiten die fast beendet waren als eine Lotlampe gegen Mittag des 4 Juni 1970 den Dachstuhl des Herrenhauses in Brand setzte Bei dem Feuer wurde nicht nur das Gebaude zu 70 Prozent zerstort es ging auch die wertvolle Inneneinrichtung verloren 1 Ein Streit mit der Versicherung bedingte dass der Wiederaufbau des Schlosses nicht sofort begonnen werden konnte sodass es vorerst Ruine blieb und zusehends verfiel 1 1985 erwarb Josef Schiffer aus Aachen das Anwesen und begann mit der Wiederherstellung Im Zuge der Arbeiten wurde das Herrenhaus vollstandig entkernt sodass nur noch die Aussenmauern stehen blieben Nach Abschluss des Wiederaufbaus im Jahr 1987 war der Dachstuhl des Gebaudes nach altem Vorbild wiedererrichtet und das ehemals aus 50 Raumen 1 bestehende Innere zu sechs Wohnungen umgestaltet worden Beschreibung Bearbeiten nbsp Schematischer Lageplan nbsp Ansicht des Schlosses von NordenDas Schloss Lontzen ist eine zweiteilige Anlage bestehend aus einem Herrenhaus des 18 Jahrhunderts und einer nordlich davon liegenden dreiflugeligen Vorburg Zum Anwesen gehort ein kleiner Landschaftspark mit altem Baumbestand Er ist der Uberrest eines einst prachtigen Schlossparks der im 20 Jahrhundert noch erhalten war 3 Das Schlossareal ist von einer Bruchsteinmauer eingefasst die im Suden von einem rundbogigen Portal unterbrochen wird Dieses zeigt die Wappen der Familien von Harscamp und von Rolshausen sowie die Jahreszahl 1738 Vorburg Bearbeiten Die drei Trakte der Wirtschaftsgebaude haben einen grob halbkreisformigen Grundriss und umschliessen einen Innenhof Sie stammen vornehmlich aus dem 17 Jahrhundert wobei Turen und Fenster im 19 Jahrhundert verandert wurden 14 Im Winkel zweier Gebaudeflugel steht ein wuchtiger Rundturm mit polygonaler Haube und zwiebelformigem Abschluss Sein stark abgestufter Sockel stammt noch vom Hauptturm der Anfang des 18 Jahrhunderts abgerissen wurde 14 Der rundbogige Eingang fuhrt in sein Erdgeschoss mit Kuppelgewolbe 11 Uber der Eingangstur findet sich eine Blausteinplatte mit den Wappen von Harscamp von Rolshausen Gemeinsam mit einem weiteren aber wesentlich kleineren Rundturm in der Sudwest Ecke der Anlage und einem geringen Stuck Umfassungsmauer ist der Turmsockel die einzige Bausubstanz die noch von dem unter Pontz I von Welkenhuysen errichteten Vorgangerbau des Schlosses stammt 1 Herrenhaus Bearbeiten Eine dreibogige Steinbrucke fuhrt zum zweigeschossigen Herrenhaus mit Mansarddach Sie ist der Ersatz fur eine fruher dort vorhandene Zugbrucke 1 und uberbruckt den Wassergraben der das Gebaude an drei Seiten umgibt Der rechteckige Baukorper ist an den Kurzseiten durch Fenster in funf Achsen unterteilt Die Langsseiten sind hingegen achtachsig wobei die beiden ausseren Achsen an der Nordseite etwas aus der Front hervortreten und auf diese Weise zwei kurze Seitenflugel bilden die einen kleinen Vorhof umrahmen Eine Freitreppe fuhrt zum mittig gelegenen Haupteingang dessen bekronender Rundgiebel das Wappen der Familie Grand Ry zeigt An allen Seiten besitzt der Bau grosse stichbogige Fenster mit trapezformigen Schlusssteinen An der Westseite befindet sich im Obergeschoss ein Kapellenerker mit Welscher Haube und offener Laterne Er stammt aus dem 19 Jahrhundert und wurde unter Leo Nellessen angebaut 15 Literatur BearbeitenGhislaine de Bievre Hrsg Province de Liege Arrondissement de Verviers Teil 2 H L Le patrimoine monumental de la Belgique Band 12 2 Mardaga Luttich 1984 ISBN 2 8021 0062 9 S 753 755 Manfred Nimax Burgen Schlosser Herrensitze in Ostbelgien 3 Auflage Nimax Aachen 2010 ISBN 978 3 00 020297 1 S 70 74 Guy Poswick Les Delices du Limbourg Selbstverlag Verviers 1951 S 397 402 Digitalisat Heribert Reiners Hrsg Die Kunstdenkmaler von Eupen Malmedy Padagogischer Verlag Schwann Dusseldorf 1982 ISBN 3 590 32117 2 S 154 158 Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Lontzen Denkmalerverzeichnis Band 7 Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Eupen 1989 S 285 287 Pierre de Walque Notices historiques sur le chateau et lʼavouerie de Lontzen Suivies dʼune etude sur les origines du lignage des Schaevedriesche Zech Braine le Comte 1960 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Lontzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Lontzen auf trois frontieres be Schloss Lontzen auf der Kulturerbe Website der Deutschsprachigen GemeinschaftFussnoten Bearbeiten a b c d e f g h i j Schloss Lontzen auf trois frontieres be Zugriff am 15 Mai 2016 Schloss Lontzen auf der Kulturerbe Website der Deutschsprachigen Gemeinschaft Zugriff am 15 Mai 2016 a b c d e f g h i j Das Lontzener Grosshaus im Spiegel der Chronik Der 224jahrige Bau des Grafen von Harscamp wurde ein Raub der Flammen In Grenz Echo Ausgabe vom 5 Juni 1970 S 6 Johann Friedrich Schannat Georg Baersch Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel Band 2 Abt 1 Aachen Leipzig Mayer 1829 S 234 235 Digitalisat a b G Poswick Les Delices du Limbourg 1951 S 398 G Poswick Les Delices du Limbourg 1951 S 398 401 a b c G Poswick Les Delices du Limbourg 1951 S 401 H Reiners Die Kunstdenkmaler von Eupen Malmedy 1982 S 154 H Reiners Die Kunstdenkmaler von Eupen Malmedy 1982 S 155 a b c Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Lontzen 1989 S 286 a b H Reiners Die Kunstdenkmaler von Eupen Malmedy 1982 S 157 Alexander Duncker Hrsg Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss Schatull Gutern in naturgetreuen kunstlerisch ausgefuhrten farbigen Darstellungen Band 6 Duncker Berlin 1864 PDF 875 kB Der Beitrag zu Schloss Lontzen auf trois frontieres be gibt Friedrich als Vornamen Munchs an a b Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Lontzen 1989 S 287 M Nimax Burgen Schlosser Herrensitze in Ostbelgien 2010 S 70 Burgen und Schlosser in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Burgen Eyneburg Burg Ouren Burg Raaf Haus Raeren Burg Raeren Burg Reuland Burg Stockem VlattenhausSchlosser Haus Amstenrath Schloss Bracht Schloss Liberme Schloss Lontzen Schloss Oberhausen Schloss Thal Schloss Thor Waldenburghaus Schloss Wallerode Schloss Weims 50 67995 6 012397 Koordinaten 50 40 47 8 N 6 0 44 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Lontzen amp oldid 231309787