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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Wappenfigur siehe Schachblume Heraldik Die Schachblume Fritillaria meleagris auch Schachbrettblume oder Kiebitzei genannt ist eine Pflanzenart aus der Familie der Liliengewachse Liliaceae Sie wird als Zierpflanze verwendet und wurde zur Blume des Jahres 1993 gewahlt SchachblumeSchachblumen Fritillaria meleagris in MecklenburgSystematikMonokotyledonenOrdnung Lilienartige Liliales Familie Liliengewachse Liliaceae Unterfamilie LilioideaeGattung FritillariaArt SchachblumeWissenschaftlicher NameFritillaria meleagrisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Erscheinungsbild und Blatt 1 2 Blute und Frucht 1 3 Chromosomensatz 2 Okologie 2 1 Standort und Pflanzensoziologie 3 Verbreitung 4 Gefahrdung 5 Systematik 6 Giftigkeit 7 Verwendung als Zierpflanze 8 Trivialnamen 9 Literatur alphabetisch sortiert 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenErscheinungsbild und Blatt Bearbeiten Die Schachblume wachst als ausdauernde krautige Pflanze Dieser vorsommergrune Geophyt 1 bildet als Uberdauerungsorgan eine runde im Durchmesser 1 bis 2 Zentimeter grosse Zwiebel die aus wenigen Zwiebelschuppen besteht 2 Im zeitigen Fruhjahr treibt sie einen etwa 15 bis 20 Zentimeter langen unverzweigten und beinahe runden Stangel Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl 2 Am Stangel stehen wechselstandig meist vier bis sechs drei bis acht 2 graugrun gefarbte Laubblatter Die einfache Blattspreite ist maximal 1 Zentimeter breit linealisch und schmal rinnig 3 Blute und Frucht Bearbeiten nbsp Illustration von Jacob Sturm 1796 Die Blutezeit reicht von April bis Mai Die meist einzelnen selten zu zweit stehenden Bluten sind nickend 3 bis nach unten hangend Die zwittrigen dreizahligen Bluten sind fast geruchlos und breit glockenformig Die sechs gleichgestaltigen etwa 4 Zentimeter langen Perigonblatter deren stumpfe Spitze meist etwas umgebogen ist sind schachbrettartig purpurrot weiss oder grunlich weiss gefleckt Selbst bei der vollig weissen Form Fritillaria meleagris f alba ist die namensgebende Musterung noch schwach zu erkennen Die sechs Staubblatter werden deutlich von den Perigonblattern uberragt Die 10 bis 13 mm langen freien Staubfaden sind weiss und die Staubbeutel sind gelb Es sind auffallige Nektarien vorhanden Drei Fruchtblatter sind zu einem oberstandigen dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen Der Griffel ist dreispaltig 2 Die aufrechte bis 15 mm lange kantige dreifacherige Kapselfrucht enthalt zahlreiche Samen pro Fruchtfach 4 3 Chromosomensatz Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 24 2 Ausgehend von der Chromosomengrundzahl der Gattung Fritillaria von x 12 5 liegt Diploidie vor Okologie Bearbeiten nbsp Blute im Langsschnitt zu erkennen sind weisse Staubfaden und gelbe Staubbeutel gruner Fruchtknoten und dreispaltiger Griffel nbsp Reife dreifacherige KapselfruchtDie Schachblume vermehrt sich uber Samenbildung und vegetativ durch Brutzwiebeln Die Schachblume ist ein Kaltkeimer Die Bestaubung erfolgt uber Insekten wobei Hautflugler wie Hummeln und Bienen eine zentrale Rolle spielen Standort und Pflanzensoziologie Bearbeiten Die Schachblume ist eine Lichtpflanze das heisst sie wachst in vollem Licht und ertragt nur in Grenzen eine Beschattung Ihr okologischer Schwerpunkt liegt auf nassen zum Teil uberschwemmten luftarmen massig stickstoffreichen neutralen Lehm und Tonboden 6 Die Schachblume kommt besonders in Gesellschaften der Ordnung Molinietalia aber auch in denen der Ordnung Arrhenatheretalia vor 7 Verbreitung BearbeitenDie Schachblume ist ein subatlantisch submediterranes Florenelement 7 Nach Krausch erstreckt sich ihr naturliches Verbreitungsgebiet von der Normandie uber Mittel und Sudfrankreich das Alpenvorland Kroatien Serbien Ungarn und bis nach Rumanien In Mitteleuropa durfte die Art nicht ursprunglich sein und die Vorkommen auf Verwilderungen und absichtliche Auspflanzungen 8 zuruckgehen Die Schachblume gilt in Deutschland somit als Stinsenpflanze 9 In England ist die Schachblume erst seit 1736 wild nachgewiesen 10 Ein grosseres Vorkommen wachst zum Beispiel auf einer Wiese des Magdalen College Oxford Weitere englische Vorkommen befinden sich in Ducklington einer Site of Special Scientific Interest 11 und Cricklade im Tal der oberen Themse 10 Das grosste zusammenhangende Vorkommen in Deutschland befindet sich in den Feuchtwiesen der beiden aneinander angrenzenden Naturschutzgebiete Sinngrund Unterfranken und Sinnwiesen von Altengronau Hessen an der Sinn Der grosste Bestand ostlich der Elbe kommt in der unmittelbaren Nahe der Stadt Ziesar in Brandenburg vor Daneben kommt die Schachblume in Deutschland noch an der unteren Elbe bei Hetlingen dort stehen auf 145 Hektar ca 80 000 Exemplare 12 13 im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung nahe der Mundung des Elbzuflusses Seeve in einem mittelgrossen Bestand in den Glimmeroder Wiesen bei Hessisch Lichtenau sowie vereinzelt in den Naturschutzgebieten Heuckenlock an der Suderelbe bei Moorwerder Duvenstedter Brook und Wittenbergen bei Sassenberg in Westfalen NSG Schachblumenwiesen am Main z B in Bayreuth 14 und im Naturschutzgebiet Juliusplate an der Unterweser vor In Osterreich findet sie sich beispielsweise in der Oststeiermark Gemeinde Grosssteinbach und im Sudburgenland Schachblumenwiesen Hagensdorf Luising nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Schachblumen in SchwedenGefahrdung BearbeitenDie Schachblume ist in Deutschland stark gefahrdet und gilt nach der Bundesartenschutzverordnung BArtSchV 1 ebenso wie in Osterreich in den einzelnen Bundeslandern als besonders geschutzt 1993 wurde sie als Blume des Jahres ausgewahlt Sie ist hauptsachlich durch die Zerstorung ihrer naturlichen Lebensraume in Feucht und Nasswiesen Auwaldern und Uberschwemmungsbereichen von Flussen Flussauen bedroht Weiter wirkt sich die anhaltende Eutrophierung der Boden durch Dungemittel ursachlich bestandsmindernd aus In Osterreich gilt die Schachblume als vom Aussterben bedroht In der Schweiz ist sie seit 2000 vollstandig geschutzt 3 Systematik BearbeitenFritillaria meleagris wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum erstbeschrieben 15 Das Artepitheton meleagris bedeutet Perlhuhn und bezieht sich auf das typische Muster der Blute Nicht mehr zu Fritillaria meleagris gehort 16 Fritillaria tubiformis var burnatii Planch Rouy Syn Fritillaria meleagris subsp burnatii Planchon Rix 2 Giftigkeit BearbeitenWie die meisten Fritillaria Arten ist die Schachblume fur den Menschen giftig Vor allem die Zwiebel enthalt eine Reihe von giftigen Alkaloiden darunter Fritillin 17 und das Steroidalkaloid Imperialin 17 das zu Kreislaufbeschwerden Erbrechen und Krampfen fuhren kann bei hohen Dosen besonders bei Kindern auch zum Herzstillstand 18 Zur Behandlung werden Spasmolytika verabreicht Verwendung als Zierpflanze BearbeitenDie erstmals 1572 in botanischer Literatur erwahnte Schachblume wurde in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts als Gartenpflanze nach Mitteleuropa eingefuhrt Ein Stillleben des Hollanders Jakob de Gheyn II das zwischen 1600 und 1603 entstand zeigt Schachbrettblume Gretchen im Grunen Rosen Akelei Maiglockchen Stiefmutterchen und eine Schrenk Tulpe 19 Sie zahlte im 17 Jahrhundert zu den beliebtesten Zierpflanzen der Barockgarten Im Laufe des 19 Jahrhunderts geriet sie aus der Mode Die Schachblume wird wenn auch wohl seltener als fruher in Garten zur Bepflanzung von Rabatten und Steingarten und als Schnittblume 20 gezogen Es existieren Sorten mit weissen dunkelroten hellrosafarbenen rotlichvioletten oder braunpurpurnenen Blutenhullblattern mit unterschiedlich ausgepragtem Schachbrettmuster 20 Sie benotigt feuchten Boden 20 und ubersteht trockene Sommer haufig nicht Trivialnamen BearbeitenFur die Schachblume bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Fritillariablum Kiewitsei Unterweser Kiwitzei Kukukstulpe Pommern und Perlhuhntulpe Pommern 21 Literatur alphabetisch sortiert BearbeitenHerbert Hollmann Verbreitung und Soziologie der Schachblume Fritillaria meleagris L Abhandlungen und Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg Neue Folge Supplement Band 15 Paul Parey Hamburg Berlin 1972 Heinz Dieter Krausch Kaiserkron und Paonien rot Von der Entdeckung und Einfuhrung unserer Gartenblumen Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 423 34412 8 S 169 171 Ummo Lubben Die Schachblume Fritillaria meleagris L In Okoportrat Band 43 2007 ISSN 0176 4926 S 1 4 PDF Datei 778 kB Edward Martin Rix Fritillaria L In T G Tutin V H Heywood N A Burges D M Moore D H Valentine S M Walters D A Webb Hrsg Flora Europaea Volume 5 Alismataceae to Orchidaceae Monocotyledones Cambridge University Press Cambridge 1980 ISBN 0 521 20108 X S 31 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gabriele Russell Hommage an eine kleine Lilie Die Schachbrettblume eine kulturhistorische Spurensuche Heimatverein Sassenberg Harlinghausen Druck Lippstadt 2019 Loki Schmidt Die Blumen des Jahres Hoffmann und Campe Hamburg 2003 ISBN 3 455 09395 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schachblume Album mit Bildern Videos und Audiodateien Schachblume In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Fritillaria meleagrisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus Eric Hulten Magnus Fries Atlas of North European vascular plants 1986 ISBN 3 87429 263 0 bei Den virtuella floran schwed Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Die Schachbrettblume als Giftpflanze Einzelnachweise Bearbeiten a b Schachblume FloraWeb de a b c d e f Edward Martin Rix Fritillaria L In T G Tutin V H Heywood N A Burges D M Moore D H Valentine S M Walters D A Webb Hrsg Flora Europaea Volume 5 Alismataceae to Orchidaceae Monocotyledones Cambridge University Press Cambridge 1980 ISBN 0 521 20108 X S 31 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d Fritillaria meleagrisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 26 Juli 2014 Henning Haeupler Thomas Muer Bildatlas der Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Hrsg Bundesamt fur Naturschutz Die Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Band 2 Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2000 ISBN 3 8001 3364 4 S 693 Bryan Ness Fritillaria In Flora of North America Editorial Committee Hrsg Flora of North America North of Mexico Volume 26 Magnoliophyta Liliidae Liliales and Orchidales Oxford University Press New York Oxford u a 2002 ISBN 0 19 515208 5 S 164 englisch online Heinz Ellenberg Heinrich E Weber Ruprecht Dull Volkmar Wirth Willy Werner D Paulissen Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa Scripta Geobotanica Band 18 2 verbesserte und erweiterte Auflage Erich Goltze Gottingen 1992 ISBN 3 88452 518 2 S 107 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 131 Werner Hempel Die Pflanzenwelt Sachsens von der Spateiszeit bis zur Gegenwart Weissdorn Jena 2009 ISBN 978 3 936055 57 3 Die Fruhneophyten des 18 und 19 Jahrhunderts 1750 1870 S 182 196 Bundesamt fur Naturschutz Hrsg Rote Liste gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 7 Pflanzen Landwirtschaftsverlag Munster 2018 ISBN 978 3 7843 5612 9 S 22 a b Andy Byfield A chequered history Auf guardian co uk 26 April 2013 Ducklington Fritillaries auf ducklingtonparishcouncil gov uk Wedel Schlauer Tageblatt vom 18 April 2011 Vor dem Aussterben bewahren In Uetersener Nachrichten 19 April 2011 Schutzgrundstucke Schachblumenwiesen bei Bayreuth Nicht mehr online verfugbar In bund naturschutz de Bund Naturschutz in Bayern archiviert vom Original am 4 Mai 2012 abgerufen am 24 April 2012 Nur noch an zwei Stellen Bayerns kann man im Fruhjahr die Schachblume Fritillaria meleagris bewundern im unterfrankischen Sinn Tal und an funf Stellen in und um Bayreuth Carl von Linne Species Plantarum Band 1 Lars Salvius Stockholm 1753 S 304 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D1 26issue 3D 26spage 3D304 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Fritillaria meleagris In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 25 Februar 2014 a b Uwe Lochstampfer Schachblume auf Botanikus Abgerufen am 22 November 2020 Schachbrettblume Fritillaria meleagris In giftpflanzen com Abgerufen am 24 Juli 2014 Florence Hopper Boom An early Flower Piece by Jacques de Gheyn II In Simiolus Netherlands Quarterly for the History of Art Band 8 Nr 4 1975 76 S 198 a b c Eckehart J Jager Friedrich Ebel Peter Hanelt Gerd K Muller Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Begrundet von Werner Rothmaler Band 5 Krautige Zier und Nutzpflanzen Springer Spektrum Akademischer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8274 0918 8 S 686 687 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 S 155 online Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Blume des Jahres in Deutschland Lungen Enzian 1980 Gelbe Narzisse 1981 Rotes Waldvoglein 1982 Wilde Tulpe 1983 Sommer Adonisroschen 1984 Wald Akelei 1985 Arnika 1986 Stranddistel 1987 Sumpf Calla 1988 Kartausernelke 1989 Berg Sandglockchen 1990 Rosmarinheide 1991 Rundblattriger Sonnentau 1992 Schachbrettblume 1993 Breitblattriges Knabenkraut 1994 Trollblume 1995 Kuchenschelle 1996 Silberdistel 1997 Krebsschere 1998 Sumpfdotterblume 1999 Purpurblauer Steinsame 2000 Blutroter Storchschnabel 2001 Hain Veilchen 2002 Kornrade 2003 Alpenglockchen 2004 Grosser Klappertopf 2005 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