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Die Vierblattrige Einbeere Paris quadrifolia kurz Einbeere ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Einbeeren Paris innerhalb der Familie der Germergewachse Melanthiaceae Sie ist giftig Die Vierblattrige Einbeere wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2022 gewahlt 1 EinbeereEinbeere Paris quadrifolia IllustrationSystematikKlasse Bedecktsamer Magnoliopsida MonokotyledonenOrdnung Lilienartige Liliales Familie Germergewachse Melanthiaceae Gattung Einbeeren Paris Art EinbeereWissenschaftlicher NameParis quadrifoliaL FruchtIllustration Inhaltsverzeichnis 1 Trivialnamen 2 Beschreibung 2 1 Vegetative Merkmale 2 2 Generative Merkmale 3 Okologie 4 Vorkommen 5 Taxonomie 6 Inhaltsstoffe und Giftigkeit 7 Geschichte 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksTrivialnamen BearbeitenWeitere Trivialnamen sind Augenkraut Blatternblatt Fuchsauge Fuchstrauben Krahenauge Kreuzkraut Sauauge Schlangenbeere Schwarzblattlkraut Sternkraut Teufelsauge Teufelsbeere Wolfsbeere Beschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten Die Einbeere ist eine ausdauernde krautige Pflanze die Wuchshohen von 10 bis 30 Zentimetern erreicht Das monopodiale mit durchgehender Hauptachse Rhizom dieses Geophyten verlauft waagrecht bzw kriechend Die Rhizome konnen bis zu 14 Jahre alt werden Aus Knospen in den Achseln von Niederblattern werden an der Rhizom Oberseite Laubsprosse ausgebildet die nach dem Fruchten absterben An einem Stangel stehen in einem Quirl vier Blatter selten funf Die Laubblatter sind einfach und ganzrandig Generative Merkmale Bearbeiten Die Blutezeit reicht von Mai bis Juni An jedem Stangel wird nur eine endstandige Blute gebildet Die zwittrige radiarsymmetrische Blute ist grun und vierzahlig Es ist ein sogenanntes heterotepales Perigon vorhanden die Tepalen sind also unterschiedlich ausgebildet Die inneren Blutenhullblatter sind fadenformig die ausseren sind deutlich breiter und 2 bis 3 Zentimeter lang Es sind acht Staubblatter vorhanden Vier Fruchtblatter sind zu einem oberstandigen Fruchtknoten verwachsen und es sind vier langlebige Narben vorhanden Die Fruchte sind vierfachrige vielsamige blauschwarze heidelbeerahnliche aber saftlose Beeren ohne Wohlgeschmack die einzeln stehen und einen Durchmesser von bis zu 1 Zentimeter erreichen Die Fruchtreife tritt im Juli bis September ein Die Chromosomenzahl betragt 2n 20 2 Okologie BearbeitenBlutenokologisch handelt es sich um geruchlose vorweibliche Pollen Scheibenblumen Die Schauwirkung geht vermutlich eher von den Staubblattern und den glanzend schwarzvioletten Fruchtknoten aus Angeblich liegt eine Fliegentauschblume vor denn der Fruchtknoten soll Fleisch vortauschen Die kaum klebrigen langlichen Pollenkorner werden zum Teil auch durch den Wind ausgebreitet Anemochorie Es liegt Verdauungsausbreitung vor Vorkommen BearbeitenDas Verbreitungsgebiet von Paris quadrifolia reicht von Europa bis zur Mongolei 3 Man findet die Einbeere ziemlich haufig in krautreichen Eichen und Buchenwaldern in Auen oder Nadelmischwaldern Sie bevorzugt feuchte nahrstoffreiche humose Boden und zeigt Grundwasser und Sickerwasser an Sie wachst oft in klonalen Gruppen Nach Ellenberg ist sie eine Schattenpflanze mit subozeanischem Verbreitungsgebiet ein Schwachsaure bis Schwachbasezeiger stickstoffreiche Standorte anzeigend und eine Ordnungscharakterart der Edellaub Mischwalder und verwandter Gesellschaften Fagetalia sylvaticae In den Allgauer Alpen steigt sie im Tiroler Teil zwischen Elbigenalp und der Hermann von Barth Hutte bis zu 1820 m uber Meereshohe auf 4 In Osterreich ist sie haufig bis zerstreut in allen Bundeslandern Taxonomie BearbeitenDie Erstveroffentlichung von Paris quadrifolia erfolgte durch Carl von Linne Das Artepithon quadrifolia leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet vierblattrig da die Blattanzahl meist vier betragt Himpel benannte diese Art Paris quadrifolius Die Herkunft des Gattungsnamens Paris ist nicht geklart Der Name ist allerdings alt Schon Leonhart Fuchs 1501 1566 kannte die Vierblattrige Einbeere unter dem Namen Herba Paris 5 Das nordamerikanische Gegenstuck und Schwestergattung zu Paris ist Trillium nbsp Blute nbsp Vierzahlige Blute bei funfzahligem Laubblattquirl nbsp Frucht von oben nbsp Frucht von der Seite Pflanze bereits einziehend nbsp Pflanze mit Frucht nbsp Auch in der Blute funfblattriges Exemplar als Ausnahme nbsp Sechsblattriges Exemplar sehr seltenInhaltsstoffe und Giftigkeit BearbeitenAlle Pflanzenteile sind giftig besonders die Beeren durch Saponine Steroidsaponine und die Glykoside Paridin Paristyphnin und Pennogenin Die Pharmakologen Georg Friedrich Walz und Friedrich Wilhelm Hermann Delffs veroffentlichten von 1841 bis 1860 die Ergebnisse ihrer Analysen der Inhaltsstoffe der Einbeerpflanze 6 7 8 9 Das Ausmass der Giftigkeit der Einbeerpflanze ist umstritten Aus dem 16 Jahrhundert berichten Conrad Gessner und Joachim Camerarius der Jungere dass auch grossere Gaben der Einbeersamen nicht todlich seien Nach A van Hasselt 1862 wurden die Beeren von Kindern wiederholt aus Unkenntnis auch in grosseren Mengen gegessen zuweilen mit bedenklichen doch so viel bekannt nie mit todlichen Folgen 10 Der Pharmakologe Otto Gessner 1931 begrundete die relativ geringe Giftigkeit der Einbeer Saponine mit ihrer geringen Resorbierbarkeit bei innerlicher Zufuhr Der Genuss mehrerer Beeren kann zu Brechreiz Magenkrampfen Durchfall Kopfschmerz Schwindel und starker Miosis fuhren Paristyphnin ruft resorptiv Miosis hervor und kann zur todlichen Atemlahmung fuhren Fur Krebse Insekten und Fische sind die Einbeerensaponine sehr giftig am Hund erzeugen sie Lahmungserscheinungen 11 Geschichte Bearbeiten nbsp Dolwurtz Paris quadrifolia Leonhart Fuchs 1543 Weitere historische Abbildungen 12 13 14 Eine Pflanzenabbildung auf der die Einbeere sicher zu erkennen ist erschien erstmals 1479 im Krauterbuch des Bayerischen Monchs Vitus Auslasser Die Pflanze wird darin als Crux Christi Umbilicus veneris und Ainper chrawt bezeichnet 15 Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs gaben ab 1539 genaue Beschreibungen des Habitus der Pflanze Sie bemuhten sich die Pflanze in die Schriften der antiken Autoren Dioskurides Plinius und Galen einzuordnen So ordneten sie die Pflanze Kapiteln der antiken Autoren zu in denen Arten beschrieben wurden die eher als Schwarze Tollkirsche Atropa belladonna oder als Eisenhut Art Aconitum gedeutet werden konnen Entsprechend warnten sie auch vor der innerlichen Anwendung und empfahlen Kraut Wurzel und Samen lediglich zur ausseren Anwendung als Augenarznei als Wundheilmittel und als Mittel zum Toten von Lausen und Nissen Die Beeren im Fleischkoder versteckt sollten Wolfe toten Bock merkte noch an Etlich ſprechen das diſe beer ſchlaffen machen wann ſie geſſen werden 16 17 Der Zurcher Arzt und Botaniker Conrad Gessner schrieb im Oktober 1564 an seinen Augsburger Kollegen Adolph Occo er habe auf Empfehlung eines Strassburger und eines Basler Kollegen als Schutz gegen die in Zurich herrschende Pest Epidemie 1 Drachme 3 4 Gramm des Antidotum Saxonica in Weinessig eingenommen worauf er reichlich schwitzte und Trockenheit im Schlund empfand 18 Dieses Antidot sei uber den Augsburger Kollegen Achilles Pirminius Gasser zu beziehen Noch in der Schoderschen Pharmacopoe aus dem Jahr 1693 wurde das Antidotum Saxonica unter dem Namen Pulvis Saxonicus aufgefuhrt Es war so zu bereiten Baldrianwurzel 15 Gramm Schwalbenwurz und Nesselwurz je 30 Gramm Engelsuss Eibisch und Wald Engelwurz je 60 Gramm Arznei Engelwurz 120 Gramm Rinde der Kellerhalswurzel 15 Gramm In einem glasierten Topf mit Wein Essig ubergiessen den Topf verschliessen und bei gelindem Feuer den Topfinhalt kochen lassen Nach dem Offnen des Topfes den Essig abgiessen die Wurzeln trocknen lassen und zerstossen 26 Samen aus den Einbeerfruchten hinzugeben und alles zu Pulver zerstossen Zur Abwehr gegen Ansteckung in Pestzeiten bis zu einer Drachme 3 4 Gramm des Pulvers in Flussigkeit aufgelost einzunehmen 19 1586 berichtete Joachim Camerarius der Jungere er wisse und er habe es selbst erfahren dass etlichen Menschen die durch Unholde und Zauberei ihrer Vernunft beraubt waren durch die Einnahme von getrockneten und gepulverten Einbeerfruchten geholfen wurde jeden Tag in der Fruhe 1 Quint 3 4 Gramm in warmem Wein uber drei Wochen getrunken Ausserdem werde aus den Beeren ein Ol bereitet das zur Behandlung von Hamorrhoiden und Geschwuren nutzlich sei 20 Die Blatter der Einbeerpflanze wurden in der Schroderschen Pharmacopoe 1644 als Auflage zur ausserlichen Behandlung von Pestbeulen zur Behandlung von anderen heissen Geschwuren und zur Behandlung von schlecht heilenden Wunden empfohlen 21 In seiner Abhandlung uber Arzneimittel aus dem Pflanzenreich beschrieb der Schwedische Arzt Botaniker Peter Jonas Bergius 1778 die Wirkung von Drogenzubereitungen aus den Beeren dem Kraut und der Wurzel der Einbeere als krampflosend antispasmodica sublaxans Ihre Anwendung sei bei Krampfen convulsiones angezeigt 22 Georg Friedrich Walz stellte 1860 aus der Einbeere zwei Stoffe dar die er Paridin und Paristyphnin nannte 23 24 Literatur BearbeitenJ G J von Schlechtendahl Paris In Encyclopadisches Worterbuch der medicinischen Wissenschaften Herausgegeben von den Professoren der medicinischen Facultat zu Berlin Dietrich Wilhelm Heinrich Busch Johann Friedrich Dieffenbach Ernst Horn Johann Christian Jungken Heinrich Friedrich Link Joseph Muller 1811 1845 Emil Osann Veit Berlin Band 26 1841 S 380 Digitalisat Philipp Lorenz Geiger Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen amp zum Selbstunterrichte fur Arzte Apotheker amp Droguisten Wolters Stuttgart 2 Band 1 Halfte 1830 S 779 780 Paris quadrifolia Digitalisat Wolfgang Schneider Lexikon zur Arzneimittelgeschichte Sachworterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik Chemie Mineralogie Pharmakologie Zoologie Govi Verlag Frankfurt a M Band 5 3 1974 S 28 30 Paris Digitalisat Wolfgang Adler Karl Oswald Raimund Fischer Exkursionsflora von Osterreich Hrsg Manfred A Fischer Ulmer Stuttgart Wien 1994 ISBN 3 8001 3461 6 Christian Ratsch Enzyklopadie der psychoaktiven Pflanzen AT Verlag Aarau 1998 S 37 ISBN 3 85502 570 3Einzelnachweise Bearbeiten Blume des Jahres 2022 ist die Vierblattrige Einbeere NDR 21 Oktober 2021 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Stuttgart Verlag Eugen Ulmer 2001 Seite 138 ISBN 3 8001 3131 5 Seite 138 Paris quadrifolia In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 27 Juni 2018 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Verlag Eching bei Munchen 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 322 B Baumann H Baumann S Baumann Schleihauf Die Krauterbuchhandschrift des Leonhart Fuchs Stuttgart Verlag Eugen Ulmer 2001 ISBN 3 8001 3538 8 Seite 222 Georg Friedrich Walz Beitrag zur chemischen Untersuchung der Familie der Asparagineen In Jahrbuch fur practische Pharmacie Ludwigshafen 4 Jahrgang 1841 S 3 7 Digitalisat 5 Jahrgang 1842 S 284 291 Digitalisat 6 Jahrgang 1843 S 10 21 Digitalisat Friedrich Wilhelm Hermann Delffs Analyse des Paridins s und Digitalin s In Neues Jahrbuch fur Pharmacie Speyer Band 9 Heft 2 Februar 1858 S 25 27 Digitalisat G F Walz Uber Paris quadrifolia und deren Bestandteile besonders das Paridin und Paristyphnin In Neues Jahrbuch fur Pharmacie Band 13 1860 S 355 362 Digitalisat August Husemann und Theodor Husemann Die Pflanzenstoffe in chemischer physiologischer pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht Fur Aerzte Apotheker Chemiker und Pharmakologen Springer Berlin 1871 S 1042 1043 Digitalisat J B Henkel Ubersetzer Alexander Willem Michiel van Hasselt Handbuch der Giftlehre fur Chemiker Arzte Apotheker und Gerichtspersonen Vieweg Braunschweig 1862 Teil I Allgemeine Giftlehre und die Gifte des Pflanzenreichs S 210 Digitalisat Otto Gessner Gift und Arzneipflanzen von Mitteleuropa 3 Auflage herausgegeben und bearbeitet durch Gerhard Orzechowski Carl Winter Heidelberg 1974 S 162 163 Vitus Auslasser 1476 Kreuzwurz Umbilicus veneris Bildlink Hieronymus Bock 1546 Wolffsbeer Sternkraut Bildlink Mattioli Handsch Camerarius 1586 Einbeer Herba paris Bildlink Vitus Auslasser Krauterbuch 1479 Abb 36 Digitalisat Hieronymus Bock Krauterbuch 1539 Teil I Kapitel 102 Wolffsbeer Sternkraut Digitalisat Leonhart Fuchs New Kreuterbuch 1543 Kapitel 30 Wolffswurtz Digitalisat Epistolarum medicinalium Conradi Gesneri Libri III Froschauer Zurich 1577 S 53r Digitalisat Johann Schroder Vollstandige und nutzreiche Apotheke J Hoffmann Nurnberg 1693 S 377 Pulvis Saxonicus Digitalisat S 1085 1086 Paris Digitalisat Pietro Andrea Mattioli Commentarii in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei de medica materia Ubersetzung durch Georg Handsch bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jungeren Johan Feyerabend Franckfurt am Mayn 1586 Blatt 382v Einbeer Herba Paris Digitalisat Johann Schroder Pharmacopoeia medico chymica Ulm 1644 S 117 Digitalisat Peter Jonas Bergius Materia medica e regno vegetabili Stockholm 1778 Band I S 311 313 Digitalisat 2 Aufl 1782 Band I S 327 329 Digitalisat August Husemann und Theodor Husemann Die Pflanzenstoffe in chemischer physiologischer pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht Fur Aerzte Apotheker Chemiker und Pharmakologen Springer Berlin 1871 S 1042 1043 Paridin Paristyphnin Digitalisat Georg Friedrich Walz Uber Paris quadrifolia und deren Bestandteile besonders das Paridin und Paristyphnin 13 1860 S 355 362 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Einbeere Paris quadrifolia Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Einbeere Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Einbeere FloraWeb de Einbeere In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Paris quadrifoliaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus Eric Hulten Magnus Fries Atlas of North European vascular plants 1986 ISBN 3 87429 263 0 bei Den virtuella floran schwed Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Paris quadrifolia bei Plants For A Future Die Einbeere als Giftpflanze bei botanikus de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einbeere amp oldid 235282936