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Dieser Artikel behandelt die Kirche in Wiesbaden Siehe auch Kerk aan de Ring Holland Die Ringkirche ist eine protestantische Kirche in Wiesbaden die der Architekt und Baumeister Johannes Otzen in den Jahren 1892 bis 1894 in neoromanischem Stil erbaute Ihr Zwillingsturm bildet den westlichen Abschluss der breiten Sichtachse der Rheinstrasse Die Ringkirche war die erste protestantische Kirche in Deutschland die nach dem so genannten Wiesbadener Programm errichtet wurde einem Kirchenbauprogramm das sich an Martin Luthers Forderungen nach einem Priestertum aller Glaubigen orientierte Entstanden ist ein funktionaler Zentralbau der bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zu einem Vorbild fur zahlreiche evangelische Kirchenbauten in Deutschland wurde Der richtungsweisende Bau aus der Grunderzeit hat bis heute uberwiegend seine ursprungliche Gestalt bewahren konnen Ostseite der Ringkirche mit Zwillingsturm das Portal fuhrt nur in die so genannte Reformationshalle der Haupteingang befindet sich auf der gegenuberliegenden Seite Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Ausgangssituation 1 2 Planungsphase 1 2 1 Das Bauprogramm 1 2 2 Stadtebauliche Problemstellung 1 2 3 Wahl von Baustil und Material 1 3 Bau und Namensfindung 1 4 Renovierung 2 Nutzung und Gemeindeleben 3 Architektur 3 1 Lage 3 2 Aufbau und Ausseres 3 3 Inneres 3 4 Ausstattungselemente 3 4 1 Fenster 3 4 2 Orgel 4 Wurdigung 5 Anhang 5 1 Daten 5 2 Chronik 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBaugeschichte BearbeitenAusgangssituation Bearbeiten Die Stadt Wiesbaden erlebte ab der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts eine rasante Entwicklung Die damalige Weltkurstadt war Anziehungspunkt wohlhabender Burger und Angehoriger des Adels Nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch Preussen nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde die Stadt auch unter den preussischen Konigen und spateren deutschen Kaisern sehr beliebt die nun das ehemals nassauische Stadtschloss als Residenz wahrend ihrer Besuche nutzten Insbesondere Kaiser Wilhelm II war ab 1888 oft mehrmals im Jahr zu Gast beispielsweise 1897 gleich dreimal Ihm gefiel es in der Stadt so sehr dass er ihre Entwicklung massgeblich forderte vielleicht auch deshalb weil Strassen und Platze bei seinen Besuchen festlich geschmuckt wurden Wiesbaden erlebte in dieser Zeit einen grossen Aufschwung wurde zur Kaiserstadt und hatte um die Jahrhundertwende die meisten Millionare Deutschlands Die Bevolkerungszahl stieg von 35 500 im Jahr 1871 auf 109 002 im Jahr 1910 Zahlreiche wichtige reprasentative Bauten entstanden darunter das Staatstheater 1894 das Kurhaus 1907 und der Hauptbahnhof 1906 Diese Entwicklung hatte auch Auswirkungen auf das protestantische Gemeindeleben in der Stadt 1853 als mit dem Bau der Marktkirche des Nassauer Landesdoms begonnen wurde gab es erst ca 9 500 Protestanten Als die Kirche 1862 eroffnet wurde war sie die einzige evangelische Kirche in Wiesbaden Doch schon bald wurde sie zu klein Die Anzahl der Gemeindemitglieder stieg uber 23 000 im Jahr 1871 auf 29 000 im Jahr 1875 1879 wurde dann die zweite evangelische Kirche die Bergkirche geweiht Verantwortlich fur den Bau war der Berliner Architekt und Baumeister Johannes Otzen Doch die Zahl der Protestanten stieg weiter Im Jahr 1880 gab es schon 33 500 im Jahr 1890 gar 42 300 So wurde schon bald der Ruf nach einer dritten Kirche laut da der reibungslose Gottesdienst in den bestehenden Kirchen nicht mehr gewahrleistet werden konnte Ab Mitte der 1880er Jahre wurde ein Bauplatz gesucht nbsp Die Ringkirche kurz nach ihrer Fertigstellung die Ansichtskarte aus dem Jahr 1896 zeigt das Gebaude noch auf freiem Feld stehend das zugehorige eng bebaute Stadtviertel entstand erst in den darauffolgenden Jahren bis ca 1910 Planungsphase Bearbeiten Das Bauprogramm Bearbeiten 1887 erwarb die Stadt ein geeignetes Grundstuck am westlichen Ende der Rheinstrasse 1889 beginnen die Verhandlungen um ein Bauprogramm Dabei entstand das Wiesbadener Programm des Wiesbadener Bergkirchenpfarrers Emil Veesenmeyer 1891 Johannes Otzen mit dem man beim Bau der Bergkirche an der Veesenmeyer Pfarrer war schon gute Erfahrungen gemacht hatte wurde 1890 hinzugezogen auch deshalb weil dieser schon seit langerem versuchte geeignete Grundrisse fur protestantische Kirchenbauten zu entwickeln Otzen wurde in der Folge ohne Ausschreibung mit der Errichtung der dritten evangelischen Kirche in Wiesbaden beauftragt Das Baukonzept das als Wiesbadener Programm sofort beruhmt wurde sieht den Kirchbau als Versammlungshaus der feiernden Gemeinde an das durch einen einheitlichen Raum gekennzeichnet sein sollte Das heisst dass katholische Grundrisse die die romische Hierarchie abbilden abgelehnt werden Das Abendmahl sollte sich symbolisch inmitten der Gemeinde vollziehen daher seien alle Sichtlinien auf den Altar auszurichten Die Kanzel sei mindestens als dem Altar gleichwerthig zu behandeln Sie soll ihre Stelle hinter dem letzteren erhalten und mit der im Angesicht der Gemeinde anzuordnenden Orgel und Sangerbuhne organisch verbunden werden Das Wiesbadener Programm orientiert sich damit am evangelischen Gottesdienst Die Forderung Martin Luthers nach einem Priestertum aller Glaubigen erfahrt eine architektonische Umsetzung indem die Gemeinde in einem gemeinsamen Raum feiert Die mittelalterliche Kirche bildete den Unterschied zwischen Klerus und Laien durch eine Wand ab den sogenannten Lettner Die drei Elemente Altar fur das Sakrament des Abendmahls Kanzel fur die Verkundigung des Wortes in der Predigt und Orgel fur die Musik werden zentral ubereinander angeordnet Die Sitzbanke schliessen einen Halbkreis um diese Elemente um eine bestmogliche Sicht zu gewahrleisten Damit entspricht Otzen mit seinem funktionellen Zentralbau dem Slogan form follows function des amerikanischen Architekten und Vordenkers der Moderne Henri Louis Sullivan den dieser jedoch erst zwei Jahre nach Einweihung der Ringkirche pragen sollte Stadtebauliche Problemstellung Bearbeiten nbsp Die Ringkirche mit dem imposanten 65 m hohen Zwillingsturm schliesst den Boulevard Rheinstrasse architektonisch ab Aus der stadtebaulich bevorzugten Lage des Baugrundstucks am westlichen Ende der Rheinstrasse ergab sich folgendes Problem Der breite Boulevard sollte mit einem architektonischen Akzent reprasentativ abgeschlossen werden Als geeignet sah man dafur eine breite Schaufassade mit einem Turm an Der Turm befand sich damit aber im Osten des Bauwerks Dies stand in krassem Widerspruch zu der traditionellen Bauweise welche die Ostorientierung einer Kirche vorsah bei der der Haupteingang und auch der oder die Turme im Westen anzuordnen seien Otzen loste das Problem wie folgt Er entschied sich gegen die sich anbietende aber unubliche Westorientierung der Kirche und behielt den Haupteingang im Westen bei Gleichzeitig aber erweckte er von aussen den Anschein als habe die Kirche diese sich aus der stadtebaulichen Anordnung ergebende Westorientierung und einen kreuzformigen Grundriss Dies erreichte er damit dass der Ostturm im Erdgeschoss ein reprasentatives Portal erhielt das jedoch nur in eine Art Vorraum fuhrt Der sich aus dem Wiesbadener Programm ergebende eigentliche Zentralbau wirkt von aussen wie ein Querhaus zwischen diesem und dem Ostturm ordnete Otzen ein Pseudo Langhaus an in dem jedoch nur Nebenraume sowie die Sangerempore untergebracht sind Die westlich angeordnete Eingangshalle schliesslich erweckt von aussen den Eindruck einer traditionellen Apsis Aus dieser Bauweise ergab sich ein Richtungsgegensatz mit einer ausseren West und einer inneren Ostorientierung Auch heute noch ist ein Besucher der die Ringkirche nicht kennt geneigt den Eingang im Osten zu suchen bevor er feststellen muss dass dieser sich an der gegenuberliegenden Seite befindet Umso uberraschender ist damit aber auch der Inneneindruck des Zentralbaus der ein viel grosseres Volumen hat als es der Bau von aussen erwarten lasst Wahl von Baustil und Material Bearbeiten nbsp Die Ringkirche von Westen mit ihrem Haupteingang hier kann man den Zentralbau erahnen Man betritt zunachst einen Vorraum bevor man den eigentlichen Kirchenraum mit ihren Emporen an drei Seiten und den halbkreisformigen Sitzreihen erreicht nbsp Ansicht von Sudwesten Sud und Westkonche dazwischen eines der vier TreppenturmchenUber den Baustil wird im Wiesbadener Programm nichts ausgesagt gleichwohl hatte Otzen auch hieruber genaue Vorstellungen In einer vielbeachteten Rede die er am 1 August 1900 an der Ecole nationale superieure des beaux arts de Paris bei einem internationalen Architektenkongress als Prasident der Akademie der Kunste hielt wandte er sich klar gegen die in der Grunderzeit beliebte Vermischung von Baustilen Das Ausklingen der grossen eklektischen Bewegung des 19 Jahrhunderts in einen geist und sinnlosen Formalismus aller Stilformen ist als Verfall zu betrachten Soweit die moderne Kunst dies bekampft und einschrankt ist sie als eine gesunde Reaktion anzusehen Und weiter Das Bauwerk als Kunstwerk soll zwar aus dem Bedurfnis heraus sich entwickeln aber es soll auch der grossen Aufgabe alles architektonischen Schaffens sich bewusst bleiben der Aufgabe das Reale zu idealisieren Ebenso wie es verwerflich ist akademisch vorgehend eine bauliche Aufgabe in ein beabsichtigtes historisches Gewand zu kleiden genau so falsch wurde es sein die Zweckmassigkeit allein zur Richtschnur der Gesamt Erscheinung zu machen In beiden Fallen entsteht kein Kunstwerk vielmehr kann dieses nur ein Produkt sein aus einer volligen und zwanglosen Verschmelzung aller Bedingungen bei welcher als Resultat nur eine kritiklose Empfindung des Schonen und Zweckmassigen ubrig bleibt Er setzte sich dabei fur die Ehrlichkeit des Baustils ein Bei jedem Bauwerk welches Anspruch auf kunstlerische Bedeutung erheben will muss jedes Material seiner Eigentumlichkeit entsprechend verwendet und behandelt werden Jede architektonische Luge jede absichtliche Tauschung ist verwerflich Der architektonische Schmuck soll der charakteristischer Material Behandlung dienstbar gemacht werden Und schliesslich Klima Gegend landliche oder stadtische Umgebung mussen beim Werk der Baukunst entsprechend gewurdigt sein Otzen entschied sich bei seiner Wiesbadener Ringkirche fur den romanisch gotischen Ubergangsstyl da die Spatromanik in jenen nationalbewussten Jahren nach der Reichsgrundung als besonders deutsch empfunden wurde Den Ursprung der Gotik sah man eher in Frankreich denjenigen der Renaissance in Italien Ausgefuhrt wurde die Kirche schliesslich in vorwiegend romanischen Formen mit einzelnen gotischen Elementen wie den Rosetten und den Rippengewolben Bei der Wahl des Materials wollte Otzen zunachst auf den auch schon bei der Markt und der Bergkirche verwendeten roten Backstein zuruckgreifen die Bauherren bevorzugten allerdings eine Ausfuhrung in einem gelblichen Sandstein Damit sollte nicht nur im Baustil sondern auch im Material an die Tradition der rheinischen Dome in Speyer Worms und Mainz angeknupft werden Bau und Namensfindung Bearbeiten Anfang 1892 wurden Otzens Plane in denen das Bauprojekt immer Reformationskirche hiess von den Gemeindegremien genehmigt und zur Ausfuhrung freigegeben Im Februar wurde mit dem Bau begonnen jedoch ohne feierliche Grundsteinlegung Am Reformationstag dem 31 Oktober 1894 fand die die ganze Stadt bewegende Einweihung der Kirche statt Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde verhinderten jedoch die Namensgebung Reformationskirche zunachst wurde der Name Neukirchengemeinde angenommen bevor erst 1906 die offizielle Umbenennung in die seit der Bauzeit in der Bevolkerung gelaufige Bezeichnung Ringkirchengemeinde erfolgte Die Quellen belegen nicht worum es bei dem Streit genau ging an der fehlenden Grundsteinlegung wurde er aber schon fruh ersichtlich Wahrscheinlich lebte hier der protestantische Konfessionsstreit zwischen Lutheranern und Reformierten wieder auf Erstere erhielten mit der Einweihung der Lutherkirche im Jahr 1911 ein eigenes Zuhause Renovierung Bearbeiten Seit 2002 wird die Ringkirche einer umfassenden Sanierung unterzogen In sieben Bauabschnitten sollen auch mehrere Fehlplanungen aus der Bauzeit behoben werden So wurde beispielsweise die bis dato nur mit einem Gitter verschlossene Reformationshalle im Erdgeschoss des Ostturms mit einem Glasportal versehen wie auch ursprunglich von Otzen so vorgesehen Die Pappdeckel mit denen die Sandsteine der Fassade aufeinander gesetzt wurden werden entfernt Die Baume die in den 1970er Jahren in unmittelbarer Nahe der Kirche gesetzt wurden wurden gefallt da sie grosse Schaden angerichtet hatten Die Wurzeln hatten Wasserleitungen verschossen Laub hatte Rinnen und Abflussrohre verstopft und der Schatten der Baume hatte verhindert dass die Fassade von der Sonne trocknet Auch das trinitarische Fensterprogramm im Westen das ursprunglich Vater Sohn und Heiligen Geist symbolisierte wird wieder hergerichtet Wahrend des Dritten Reichs war das Symbol fur den Schopfer das dem Allsehenden Auge der Freimaurerei entspricht durch ein Blut und Bodenfenster ersetzt worden das seit 2005 durch ein rekonstruiertes Originalmotiv ausgetauscht wurde Nutzung und Gemeindeleben Bearbeiten nbsp Der auf der Westseite gelegene Haupteingang der RingkircheKurz nach Fertigstellung der Ringkirche wurden schon erste Nachbesserungen notwendig 1896 wurden unter anderem die Treppenaufgange mit einer Tur geschlossen 1906 traten Risse in der Kanzelwand auf was eine vorubergehende Schliessung wegen Baufalligkeit zur Folge hatte In den ersten Jahren ihres Bestehens entwickelte sich die Ringkirche zu einem Dom des Volkes Die Gottesdienste wurden stark besucht und es gab einen sozial ausgerichteten kirchenmusikalischen Betrieb bei dem fur Geringverdiener ein qualifiziertes Kulturangebot entwickelt wurde Ab dem Ersten Weltkrieg kam die Betreuung von Kriegswaisen und Bedurftigen hinzu 1916 wurde ein Kindergarten unter dem Namen Kleinkinderschule eingerichtet auch um den Muttern deren Manner im Krieg standen oder gefallen waren eine Erwerbstatigkeit anzubieten Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus waren in der Ringkirche sowohl Wilhelm Merten der erste Pfarrer der Martin Niemollers Pfarrernotbund beitrat sowie weitere Pfarrer der Bekennenden Kirche angestellt als auch der von den Nazis eingesetzte Dekan Walter Mulot Letzterer wurde 1945 wegen seiner Verbindungen zum Regime abgesetzt In den 1950er Jahren grundete Pfarrer Hugo Herfurth an der Ringkirche den Wiesbadener Knabenchor Heute ist die Kirche immer noch Heimat der grossten Wiesbadener Gemeinde auch wenn die Zahl der normalen sonntaglichen Gottesdienstteilnehmer von ca 600 in den 1960er Jahren auf heute ca 60 80 zuruckgegangen ist Daruber hinaus finden des Ofteren Kulturveranstaltungen und Konzerte statt die bis zu 800 Besucher anlocken Seit 2017 gehort die Ringkirche zu den Spielstatten des Rheingau Musik Festivals 1 Architektur BearbeitenLage Bearbeiten nbsp Der Grundriss zeigt die Besonderheiten der Ringkirche ein Zentralbau mit einer inneren Ostung und einer ausseren Westung nbsp Details des Bauwerks uber dem Pseudolanghaus und einem der vier Treppenturmchen erhebt sich der ostliche 65 m hohe Zwillingsturm links die sudliche Konche nbsp Sudseite der Ringkirche links die Konche mit ihren drei Rundfenstern rechts das Pseudolanghaus an das sich der Ostturm anschliesst nbsp Das Innere der Ringkirche im Jahre 1896 Blick auf die Kanzelwand und die Sangerempore mit Orgel der Zustand entspricht noch weitgehend dem heutigen lediglich die vier vorderen Sitzreihen wurden entfernt um dem Altar mehr Raum zu geben Die Ringkirche steht auf einer auf allen Seiten stark befahrenen Kreuzungsinsel am westlichen Ende der Rheinstrasse dort wo diese auf die Ringstrasse trifft Sie bildet damit mit ihrem 65 Meter hohen Zwillingsturm den Abschluss und Hohepunkt der breiten Sichtachse der Rheinstrasse die auf etwa einen Kilometer Lange mit ihren prachtigen Fassaden aus der Grunderzeit beeindruckt Ihrer Lage an der Ringstrasse die hier seit dem Tod von Kaiser Friedrich III 1831 1888 Kaiser Friedrich Ring hiess verdankte die Kirche bald den Namen Ringkirche Aufbau und Ausseres Bearbeiten Der Grundriss der Ringkirche besteht aus einem Quadrat von 20 Metern Seitenlange mit stark abgeschragten Ecken Dieses Quadrat wird an den vier Seiten durch Konchen erweitert welche die Form halber Achtecke haben Das zentrale Gewolbe ist dabei durch Rippen in Form eines achtzackigen Sterns unterteilt In den Konchen ist jeweils eine Empore untergebracht im Westen schliesst sich die rechteckige Eingangshalle an In der Ostkonche ist auf der Empore die Orgel bzw der Sangerraum untergebracht unterhalb der Empore befindet sich die Kanzelwand mit Kanzelnische Dahinter befinden sich die Sakristei und weitere Nebenraume die von aussen wie ein Pseudolanghaus aussehen sowie der rechteckige 65 m hohe Hauptturm der sich im oberen Bereich zu einem Zwillingsturm aufspaltet Im Erdgeschoss des Turms offnet sich durch einen grossen Bogen die sogenannte Reformationshalle die nicht den Haupteingang bildet auch wenn es von aussen so erscheint An den Seiten des Hauptturms sowie nordlich und sudlich der Westkonche sind kleine Treppenturme angeordnet Insgesamt ergibt sich bei dem Gebaude also ein Richtungsgegensatz Von aussen hat es den Anschein dass sich der Haupteingang im ostlich angeordneten Hauptturm befindet sich daran ein Langhaus anschliesst das durch ein Querhaus in Wahrheit der eigentliche Zentralbau unterbrochen wird und schliesslich in einem Chor oder einer Apsis der eigentlichen Eingangshalle endet Somit konnte Otzen den Ostturm als architektonisches Ausrufezeichen am Ende der Rheinstrasse anordnen Da jedoch der Haupteingang in der Westkonche liegt konnte gleichzeitig die traditionelle Oststellung von Kanzel und Altar beibehalten werden Diese geniale sich aus der stadtebaulichen Lage ergebende Losung einer ausseren West und einer inneren Ost Orientierung rief jedoch auch zeitgenossische Kritiker auf den Plan die hierdurch einen Vorwand fanden das mit dem konservativen Eisenacher Regulativ von 1861 brechende Wiesbadener Programm abzulehnen Inneres Bearbeiten nbsp Innenansicht der Ringkirche 2020Das Innere der Ringkirche bildet ein Quadrat das auf allen vier Seiten durch die halben achteckigen Konchen erweitert wird In der West Nord und Sudkonche sind dabei die Emporen fur das Publikum untergebracht In der Ostkonche ist die Sangerempore mit der Orgel untergebracht davor befindet sich die Kanzelwand In den drei Konchen mit den Publikumsemporen sind jeweils drei grosse bunte Rundfenster angeordnet in der Mitte der Decke des Hauptraumes leuchtet das runde Oberlicht Die Decke des Mittelquadrats bildet mit denjenigen der Konchen ein einheitliches Gewolbe das nur durch breite Gurtbogen getrennt ist Damit entsteht ein einheitlicher Raum das innere Quadrat wird nur durch die schmalen Emporenbrustungen begrenzt Die Emporen werden dabei von schmalen Saulen gestutzt Die Kanzelwand unterhalb der Sangerempore enthalt eine halbrunde Nische uber der ein kreuzbekronter Giebel aufragt Die Kanzel ist dabei uber eine doppellaufige Treppe zu erreichen Rechts und links der der Kanzel durchbrechen jeweils drei Arkaden die Wand Vor der Kanzelwand steht auf einem halbrunden Podest der Altar Um das Podest sind halbrund die Banke wie in einem antiken Theater angeordnet Die Bankreihen auf den Emporen sind dagegen am geraden Verlauf der Brustungen ausgerichtet nbsp Altar mit KanzelDie Wande des Innenraums sind verputzt und mit Ornamenten bemalt der Sandstein tritt nur an wenigen Stellen hervor Den reichsten Schmuck weist dabei die Ostkonche auf Ausstattungselemente Bearbeiten Fenster Bearbeiten Die Ringkirche besitzt jeweils drei bunte Rundfenster in der Nord Sud und Westkonche sowie ein grosses Rundfenster als Oberlicht in der Mitte der Kuppel Die Fenster in den Konchen stellen im Suden Sonne und Mond im Zeichen des Christusmonogramms dar im Norden Kelch und Buch fur Abendmahl und Schrift als Grundelemente des Protestantismus und schliesslich im Osten die heilige Trinitat links eine Taube als Symbol fur den Heiligen Geist rechts das Lamm Gottes mit der Siegesfahne als Zeichen fur Jesus Christus und in der Mitte das wachende Auge Gottes Das in das Deckengewolbe eingelassene Rundfenster ist eine Besonderheit Uber ihm befindet sich direkt der stahlerne Dachreiter seitlich von diesem sind glaserne Offnungen in die Dachhaut eingelassen durch die das Licht auf das Rundfenster darunter fallen kann Ursprunglich wollte Otzen hier auch die zentrale Beleuchtung fur das gesamte Kircheninnere anordnen was jedoch mit den damaligen Mitteln der Technik misslang Das Oberlicht ergibt ein sanft goldenes Licht Orgel Bearbeiten Die Orgel auf der Empore in der Ostkonche der Ringkirche wurde 1894 von Eberhard Friedrich Walcker erbaut Das Instrument hatte 30 Register auf zwei Manualen und Pedal und pneumatische Trakturen Der Prospekt wurde von den Gebrudern Neugebauer Wiesbaden geschaffen Die Orgel ist uberwiegend original erhalten 75 Prozent des Pfeifenmaterials stammen von Walcker so dass der Klang des Instruments weitgehend noch dem der Bauzeit entspricht 1949 wurde die Orgel von Walcker umdisponiert 1955 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Steinmeyer elektrifiziert wobei auch der Spieltisch umgebaut wurde Zusatzlich wurde auf der gegenuberliegenden Empore als erstes Manual ein Ruckpositiv eingebaut 2014 war eine umfassende Restaurierung der Orgel geplant wobei das Instrument scheinbar in seinen Ursprungszustand zuruckgefuhrt werden sollte 2 Die Restaurierung war im Dezember 2016 abgeschlossen 3 Die Orgel hat derzeit folgende Disposition 4 I Positiv C f31 Rohrflote 8 S2 Spitzflote 2 S3 Prinzipal 4 S4 Nachthorn 4 S5 Rauschpfeife II S6 Zimbel III S7 Krummhorn 8 STremulant II Hauptwerk C f38 Prinzipal 16 W9 Prinzipal 8 W10 Gedackt 8 W11 Quintaton 8 W12 Dolce 8 W13 Octave 4 W14 Rohrflote 4 W15 Quinte 2 2 3 W16 Sesquialtera II W17 Octave 2 W18 Flote 2 W19 Mixtur IV W20 Trompete 8 S III Oberwerk C f321 Bourdon 16 W22 Prinzipal 8 W23 Octave 4 W24 Sifflote 1 W25 Scharff III WIII Schwellwerk C f326 Gedackt 8 W27 Flote 4 W28 Octave 2 W29 Quinte 1 1 3 W30 Dulcian 16 S Pedal C f131 Prinzipal 16 W32 Subbass 16 W33 Oktavbass 8 W34 Choralbass 4 W35 Gedackt 8 S36 Rauschpfeife IV S37 Posaune 16 WKoppeln I II III I III II I P II P III P Anmerkungen W historischer Pfeifenbestand von Walcker S Register von Steinmeyer 1955 Wurdigung BearbeitenAm 30 Juni 2003 wurde die Ringkirche zum Deutschen Nationaldenkmal erkoren In der Begrundung wurde die nationale kulturelle Bedeutung Wiesbadens architekturgeschichtlich wichtigster Kirche hervorgehoben die mit ihrer fur den historischen Stadtebau geradezu lehrbuchartigen Verwirklichung der stadtebaulichen Aufgabe die eine beispielhafte Leistung des deutschen Stadtebaus dieser Zeit darstellt Bei den Bestrebungen die Stadt Wiesbaden als bedeutendes Beispiel des Historismus in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eintragen zu lassen spielt die Ringkirche zusammen mit den anderen grossen Innenstadtkirchen eine zentrale Rolle Anhang BearbeitenDaten Bearbeiten Architekt Johannes OtzenBauleiter J J Lieblein spater Friedrich GrunBaubeginn 1892Datum der Einweihung 31 Oktober 1894 Reformationstag Veranschlagte Baukosten 580 000 MarkEndgultige Baukosten 654 527 MarkUrsprungliche Sitzplatzzahl 1 360Heutige Sitzplatzzahl 1 032Hohe des Ostturms 65 mChronik Bearbeiten 1890 Forderung nach einer dritten evangelischen Kirche in Wiesbaden 1892 Baubeginn der Ringkirche eine offizielle Grundsteinlegung findet nicht statt 1894 31 Oktober Einweihung der Ringkirche 1897 Nachbesserungen am Bau werden notwendig 1898 Bezug des Pfarrhauses An der Ringkirche 3 das einen Gemeindesaal zwei Pfarr und eine Kusterwohnung beherbergt 1902 Statische Nachbesserungen an der Altarwand nachdem Risse aufgetreten waren die Ringkirche wird aus Sicherheitsgrunden kurzzeitig geschlossen 1906 Umbenennung der Neukirchengemeinde in Ringkirchengemeinde 1916 Fur die Kinder im Ersten Weltkrieg gefallener Vater wird im Gemeindesaal eine Kleinkinderschule eingerichtet spater wird hieraus ein Kindergarten 1920 Die letzte Bronzeglocke wird durch Stahlglocken der Bochumer Gussstahlwerke ausgetauscht Es gibt nun drei Glocken in den Tonen a c und es heute erklingen sie einen Halbton tiefer gis h d 1931 Der Ringkirchen Kindergarten wird in die Klarenthaler Strasse 31 verlegt 1942 Der Kindergarten wird von der NS Volkswohlfahrt ubernommen 1945 Der Ringkirchenpfarrer Walter Mulot wird zusammen mit 43 anderen Pfarrern im Gebiet der hessen nassauischen Kirche wegen Verbindungen zum NS Regime seines Amtes enthoben 1966 Das Gebaude Kaiser Friedrich Ring 5 wird als neues Gemeindehaus erworben 1988 Bei Renovierungsarbeiten am Dach der Ringkirche kommt es zum Absturz eines Lastenaufzugs zwei Menschen sterben und zwei weitere werden lebensgefahrlich verletzt 1994 Die Ringkirche feiert ihr 100 jahriges Bestehen 2003 Ernennung der Ringkirche zum Deutschen Nationaldenkmal Literatur BearbeitenBaedeker Wiesbaden Rheingau Karl Baedeker GmbH Ostfildern Kemnat 2001 ISBN 3 87954 076 4 Gottfried Kiesow Das verkannte Jahrhundert Der Historismus am Beispiel Wiesbaden Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2005 ISBN 3 936942 53 6 Ralf Andreas Gmelin Der Dom der kleinen Leute Ein Wiesbadener Geburtsort der Moderne Ring Edition Wiesbaden herausgegeben im Auftrag des Kirchenvorstandes 2 Auflage 2004 Verlag 2019 Manfred Gerber Axel Sawert In Krieg und Frieden Die Wiesbadener Ringkirche ein Monument des Historismus Societats Verlag 2019 i E Einzelnachweise Bearbeiten Rheingau Musik Festival unter dem Motto Aufbruch Verlagsgruppe Rhein Main GmbH amp Co KG Mainz 20 Februar 2017 abgerufen am 20 Februar 2017 Zur Orgelsanierung vgl auch die Unterseite zu den Orgelpatenschaften Zuruck zu den Klangfarben von 1894 in FAZ vom 23 Dezember 2016 Seite 41 Nahere Informationen zur OrgelWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ringkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der Gemeinde Vortrag von Johannes Otzen am 1 August 1900 in der Ecole des Beaux Arts in Paris Die Ringkirche in www kirchenbau dokumentation de KIDOK Kirchen des Historismus in Wiesbaden Baujahr Friedenskirche 1898 1900 Bergkirche 1876 1879 St Bonifatius 1844 1849 Dreifaltigkeitskirche 1908 1912 Englische Kirche 1863 1865 Maria Hilf Kirche 1893 1895 Marktkirche 1853 1862 Oranier Gedachtniskirche 1902 1905 Ringkirche 1892 1894 Russische Kirche 1847 1855 50 077222222222 8 2294444444444 Koordinaten 50 4 38 N 8 13 46 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ringkirche amp oldid 238979198