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Privatnotenbanken sind Notenbanken in privatem Besitz Mit ihnen verbindet sich eine marktwirtschaftliche also dezentrale Organisation des Geldwesens mit mehreren Notenbanken Sie hatten ihre grosste Verbreitung vom 16 bis Anfang des 20 Jahrhunderts Heute wird Geld fast uberall auf der Welt von nur jeweils einer fur einen Wahrungsraum bzw Staat zustandigen quasi staatlichen nominell und de jure unabhangigen Monopol Notenbank der jeweiligen Zentralbank in Umlauf gebracht Gemeinsamer historischer Vorlaufer sind die Zettelbanken welche Privatnotenbanken waren Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Europaische Geschichte 2 1 16 17 18 Jahrhundert 2 2 19 Jahrhundert 2 3 Deutsche Privatnotenbanken 2 4 20 und 21 Jahrhundert 3 Heutige Situation 4 Wissenschaftliche Diskussion 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenBei einer Privatnotenbank handelt es sich um eine Zettel Wechsel oder Notenbank in privatem Besitz Der Umsatz dieses Kreditinstituts erfolgte durch Ein und Ausgabe von Wahrungen Historisch wurden Munzen Bancozettel Kassenanweisungen oder Banknoten herausgegeben Die privaten Rechte eine Wahrung auszugeben wurden erst durch entsprechende Gesetze wie das Geldregal oder das Wahrungsmonopol eingeschrankt Oft war die privilegierte Herausgabe an Notenbanken zugeteilt worden die privat organisiert waren Europaische Geschichte Bearbeiten16 17 18 Jahrhundert Bearbeiten Im 16 Jahrhundert entwickelten sich in Europa Zettel und Wechselbanken Zettel und Wechsel waren historische Vorlaufer von Banknoten Am 16 Juli 1661 waren durch die Bank von Stockholm eine private Notenbank die ersten offiziellen Banknoten in Europa emittiert worden Die Bank kam aber in Schwierigkeiten da zu viele Banknoten gedruckt wurden Nachdem die Goldschmiede in England ihre Wechsel zunehmend ohne Indossament und Zinsversprechen ausgaben erhielten diese den Charakter von Banknoten Mit dem Vertrauen der Kunden in die Bonitat der Goldschmiede die durch die Gilde der Worshipful Company of Goldsmiths uberwacht wurde wurde es moglich auch uber die Hohe der Einlagen hinaus Wechsel herauszugeben Einige Goldschmiede wurden so zu fruhen Notenbanken Von diesen Banken besteht heute jedoch nur noch die 1672 durch Sir Richard Hoare gegrundete Bank C Hoare amp Co In England erteilte Konig William 1694 dem schottischen Kaufmann Paterson als Gegenleistung fur einen Grosskredit die Genehmigung zur Grundung der Bank of England und das Recht zur Ausgabe von anfangs handgeschriebenen und nun faktischen Banknoten 1708 erhielt die Bank of England das Privileg dass ausser ihr in England und Wales keine Bankgesellschaft mit mehr als sechs Teilhabern Noten ausgeben durfe Daher blieben die englischen Privatnotenbanken klein Auch in Deutschland folgte man dieser Entwicklung Es kamen die Bancozettel in Umlauf wodurch die Zahlungsmittelknappheit behoben wurde Wahrend in England die Privatnotenbanken klein blieben war es in Schottland anders Mit der Bank of Scotland gegrundet 1695 der Royal Bank of Scotland gegrundet 1727 und der British Linen Company gegrundet 1746 entstanden grosse Privatnotenbanken die bis heute bestehen Siehe auch Geschichte des Geldes und Geschichte der Banknote 19 Jahrhundert Bearbeiten Die Entwicklung der Privatnotenbanken wurde durch die englische Notenbank Gesetzgebung die Peel sche Bankakte von 1844 unterbrochen Damit ist die Befugnis der Ausgabe von Banknoten fur Wales und England per Gesetz auf die Bank of England ubergegangen wodurch das Britische Pfund gesetzliches Zahlungsmittel wurde und die Emittierung von Banknoten auf eine staatliche Notenbank fiel Neue Privatnotenbanken wurden nicht mehr lizenziert Der Notenumlauf der bestehenden Privatnotenbanken wurde auf das Volumen von 1844 beschrankt Von den ursprunglich uber 4000 Notenbanken bestanden 1844 nur noch 300 Nach dem Peel schen Bankakt breitete sich auch in den jeweiligen Staaten Europas ein Wahrungsmonopol aus sodass eine oder mehrere privilegierte staatlich beaufsichtigte Banken oder Staatsbanken diese Aufgabe ubernahmen In Deutschland kam es Mitte der 1850er Jahre zu einer wahren Grundungswelle von Privatnotenbanken Wahrend es 1851 neun Notenbanken in Deutschland gab stieg die Zahl 1856 auf 19 1857 auf 29 und erreichte 1875 mit 33 einen Hohepunkt 1 Mit der Reichsgrundung 1871 verloren die Gliedstaaten des Reiches ihr Gesetzgebungsrecht in Bezug auf das Geldwesen Die Banknotensperrgesetze vom 27 Marz und 16 Juni 1870 regulierten die bisher ungehinderte Ausgabe von Privatbanknoten 2 sowie die Ausgabe von Papiergeld mit geringem Nennwert 3 in den jeweiligen Landeswahrungen Durch das Gesetz vom 4 Dezember 1871 4 wurde mit der Reichsgoldmunze der Goldgehalt der neuen Wahrung Mark festgelegt und dieser durch das Munzgesetz vom 9 Juli 1873 5 auf alle Landeswahrungen Gulden Thaler etc angewendet Die Mark wurde zum 1 Januar 1876 im gesamten Reichsgebiet eingefuhrt 6 Im Bankgesetz vom 14 Marz 1875 7 wurde mit 61 festgelegt dass die Preussische Bank als grosste Privatnotenbank an das Deutsche Reich abgetreten wird 8 und diese kunftig unter dem Namen Reichsbank die Nationalbank des Staates darstellt Des Weiteren wurde allen bestehenden Privatnotenbanken weiterhin das Recht zugebilligt in begrenztem Umfang eigene Banknoten zu emittieren 9 Auf dieses Anrecht verzichteten innerhalb des Jahres 1875 jedoch dreizehn Privatnotenbanken 10 Deutsche Privatnotenbanken Bearbeiten Vor Erlass des Bankgesetzes vom 14 Marz 1875 existierten im Deutschen Kaiserreich 33 Privatnotenbanken die uberwiegend im Zeitraum 1850 bis 1860 gegrundet worden waren Sie durften Banknoten im eigenen Namen emittieren Durch das Bankgesetz ging aus der Preussischen Notenbank die staatliche Reichsbank hervor Da diese sich zum dominierenden Institut entwickelte schrumpfte die Zahl der konkurrierenden privaten Notenbanken bis 1878 wieder auf 17 Institute Den statistischen Jahrbuchern konnen deren Jahresbilanzen entnommen werden Den Beginn des 20 Jahrhunderts uberlebten noch sieben Notenbanken Nach der Hyperinflation von 1923 wurde durch Privatnotenbankgesetz von 1924 deren Auflosung zum Ende des Jahres 1934 verfugt Privatnotenbank Sitz Staat Grundung Ende des AusgabeprivilegsPreussische Bank Berlin Konigreich Preussen 1856 1875 danach als Reichsbank BerlinRitterschaftliche Privatbank in Pommern Stettin Konigreich Preussen 1824 1875Stadtische Bank in Breslau Breslau Konigreich Preussen 1848 1893Bank des Berliner Kassenvereins Berlin Konigreich Preussen 1850 1876Kolnische Privatbank Koln Konigreich Preussen 1855 1886Magdeburger Privatbank Magdeburg Konigreich Preussen 1856 1890Danziger Privat Actien Bank Danzig Konigreich Preussen 1856 1890Provinzial Aktien Bank in Posen Posen Konigreich Preussen 1857 1890Kommunalstandische Bank fur die preussische Oberlausitz Gorlitz Konigreich Preussen 1866 1875Frankfurter Bank Frankfurt am Main Freie Stadt Frankfurt Konigreich Preussen 1854 1901Landgraflich Hessische Landesbank Bad Homburg Bad Homburg Landgrafschaft Hessen Homburg Konigreich Preussen 1854 1876Hannoversche Bank Hannover Konigreich Hannover Konigreich Preussen 1856 1889Braunschweigische Bank Braunschweig Herzogtum Braunschweig 1853 1905Bayerische Notenbank Munchen Konigreich Bayern 1834 1934Sachsische Bank zu Dresden Dresden Konigreich Sachsen 1865 1934Leipziger Bank Leipzig Konigreich Sachsen 1839 1875Chemnitzer Stadtbank Chemnitz Konigreich Sachsen 1858 1890Leipziger Kassenverein Leipzig Konigreich Sachsen 1867 1890Weimarische Bank Weimar Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach 1853 1875Wurttembergische Notenbank Stuttgart Konigreich Wurttemberg 1871 1934Badische Bank Mannheim Grossherzogtum Baden 1870 1934Bank fur Suddeutschland Darmstadt Grossherzogtum Hessen 1855 1902Rostocker Bank Rostock Grossherzogtum Mecklenburg Schwerin 1850 1877Oldenburgische Landesbank Oldenburg Grossherzogtum Oldenburg 1869 1875Mitteldeutsche Creditbank in Meiningen Meiningen Herzogtum Sachsen Meiningen 1856 1875Privatbank in Gotha Gotha Herzogtum Sachsen Coburg Gotha 1856 1875Anhalt Dessauische Landesbank Dessau Herzogtum Anhalt 1847 1875Thuringische Bank Sondershausen Furstentum Schwarzburg Sondershausen 1856 1875Geraer Bank Gera Furstentum Reuss 1855 1875Niedersachsische Bank zu Buckeburg Buckeburg Furstentum Schaumburg Lippe 1856 1875Lubecker Privatbank Lubeck Hansestadt Lubeck 1820 1875Commerz Bank in Lubeck Lubeck Hansestadt Lubeck 1856 1886Bremer Bank Bremen Hansestadt Bremen 1856 1889Die Deutsch Asiatische Bank war die Privatnotenbank des deutschen Schutzgebietes Kiautschou Die Kurhessische Leih und Commerzbank war die einzige Privatnotenbank ohne formliche Konzession Die Reichsbank behielt bis zum Privatnotenbankgesetz von 1924 ein Banknotenprivileg im Deutschen Reich nach 1934 erhielt sie das Banknotenmonopol im Dritten Reich 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Von den 1844 noch 300 bestehenden Privatnotenbanken existierten 1901 noch 60 in England 1921 beendete die letzte Privatnotenbank dort die Herausgabe von Banknoten Nun bestanden im Vereinigten Konigreich noch 9 schottische und 5 irische Privatnotenbanken 11 Mit dem Ende des Kaiserreiches 1918 bestanden nur noch vier Privatnotenbanken in Deutschland die Bayerische Notenbank in Munchen die Badische Bank in Mannheim die Sachsische Bank zu Dresden und die Wurttembergische Notenbank in Stuttgart Zur Regelung der Rechtsstellung dieser Banken wurde das Privatnotenbankgesetz vom 30 August 1924 erlassen 12 Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Notenprivileg dieser Banken aufgehoben Formal wurde dabei ein Kundigungsrecht nach Ablauf von 10 Jahren aus dem Gesetz von 1924 genutzt so dass die Banken zum 31 Dezember 1934 ihre Notengeschafte einstellen mussten Die Banknoten wurden bis Ende 1936 eingezogen und durch Reichsbanknoten ersetzt Damit endete in Deutschland die Geschichte der Privatnotenbanken Das Wahrungsmonopol wurde weltweit fast ausnahmslos nur noch Notenbanken in nicht privater Tragerschaft zugeteilt Eine dieser Ausnahmen ist das Vereinigte Konigreich wo bis heute drei schottische Banken und vier nordirische Banken noch das Recht haben eigene Banknoten herauszugeben Heutige Situation BearbeitenAuch heute noch sind eine Reihe von Zentralbanken ganz oder teilweise im Besitz von Privaten Dies ist jedoch Scheineigentum da die Eigentumer in Bezug auf die hoheitlichen Aufgaben und die Fragen der Geldschopfung ihre Eigentumerrechte nicht wahrnehmen konnen Die Banca d Italia gehort 60 Aktionaren Banken und Versicherungen Grosste Aktionare sind Intesa Sanpaolo 30 34 und Unicredit 22 11 Die Schweizerische Nationalbank ist eine borsennotierte Aktiengesellschaft Mehr als die Halfte der Namensaktien gehoren jedoch Kantonen und Kantonalbanken Die US amerikanische Fed hat private Anteilseigner Die zwolf regionalen Reserve Banks sind teilweise im Besitz ihrer Mitglieder der amerikanischen Geschaftsbanken 13 Die Banknoten des Hongkong Dollars werden von zwei privaten Banken Standard Chartered Bank und HSBC sowie der staatlichen Bank of China ausgegeben Die Belgische Nationalbank ist eine borsennotierte Aktiengesellschaft an der der belgische Staat kraft Gesetzes die Halfte der Anteile halt 14 Wissenschaftliche Diskussion BearbeitenEinige Wissenschaftler argumentieren fur die Realisierung eines Free Banking Sie fordern einen Verzicht auf staatliche Bankenregulierung und die Regulierung der Geschafts und Notenbanken durch marktwirtschaftlichen Wettbewerb und unabhangige private Institutionen z B Verbraucherschutzorganisationen In der Konsequenz wurde dies die unbeschrankte Zulassung von Privatnotenbanken ermoglichen Diese Position ist in der Wirtschaftswissenschaft eine klare Minderheitenposition 15 Siehe auch BearbeitenListe der Notenbanken in Indien Liste der Notenbanken in ChinaLiteratur BearbeitenKarl Erich Born Die Entwicklung der Banknote vom Zettel zum gesetzlichen Zahlungsmittel In Akademie der Wissenschaften und der Literatur Hrsg Abhandlungen der Geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse Nr 1 1972 Heinz Fengler Geschichte der deutschen Notenbanken vor Einfuhrung der Mark Wahrung Gietl Regenstauf 1992 ISBN 3 924861 05 6 Deutsche Bundesbank Das Papiergeld im Deutschen Reich 1871 1948 Frankfurt am Main 1965 S 13 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Geld Quellen und Volltexte Artikel in Finanz Lexikon zu ZettelbankEinzelnachweise Bearbeiten Fengler 1992 S 20 23 BGBl 1870 S 51 52 vom 27 Marz 1870 1 BGBl 1870 S 507 508 vom 16 Juni 1870 2 RGBl 1871 S 404 406 vom 4 Dezember 1871 Munzgesetz und RGBl 1873 S 233 240 vom 9 Juli 1873 RGBl 1875 S 303 vom 22 September 1875 Bankgesetz RGBl 1875 S 177 198 vom 14 Marz 1875 3 und auf Wikisource RGBl 1875 S 215 218 vom 18 Mai 1875 Anlage zu 9 des Bankgesetzes vom 14 Marz 1875 Bekanntmachung RGBl 1876 S 124 vom 1 April 1876 Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft HdWW Band 5 1980 ISBN 3525102569 S 329 ff online Privatnotenbankgesetz vom 30 August 1924 in RGBl II 1924 Nr 32 S 246 ff Zentralbanken als Aktiengesellschaften in FAZ vom 23 November 2013 S 14 https www nbb be de die nationalbank informationen fur die aktionare aktie und dividende Melvin W Reder Economics The Culture of a Controversial Science The University of Chicago Press 1999 ISBN 0 226 70609 5 S 253 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Privatnotenbank amp oldid 225886200