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Bancozettel hiessen die ersten Banknoten in Deutschland und Osterreich In der Schweiz bezeichnete man die ersten Banknoten als Zeddel Wiener Stadt Banco Zettel zu 25 Gulden vom 1 Juli 176250 Gulden Banco Zettel 1806 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Deutschland 3 Osterreich 4 Schweiz 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenWahrend in China das 1024 eingefuhrte Papiergeld stufenweise wieder abgeschafft wurde begann man in Europa mit seiner Einfuhrung 1483 wurde erstmals in Spanien fur die knappen Metallmunzen Papiergeld herausgegeben es folgten am 16 Juli 1661 Schweden und 1694 England Hier waren es die Notenbanken die zur Ausgabe von Papiergeld berechtigt waren 1 Daher ist der Begriff Notenbank auf ihr Ausgabeprivileg von Banknoten zuruckzufuhren Nach Deutschland 1706 folgten 1716 Frankreich und ab 1 Juli 1762 Osterreich wo sie ebenfalls Bancozettel hiessen Deutschland BearbeitenDie Grundung des Banco di gyro d affrancatione wurde am 2 Marz 1705 durch den pfalzischen Kurfursten Johann Wilhelm II vorgeschlagen Das Wort Affrancation stand fur Schuldenbefreiung 2 oder Kreditablosung Die Bank sollte der Abhelfung der durch den Krieg veranlassten Geldverlegenheiten und zur Befriedigung der vielen Glaubiger dienen Er bestimmte dass die Depositen und Zettelbank ihren Sitz in der heylig Romischen Reichs freyer statt Collen haben sollte 3 Das Eigenkapital stellten die Landstande zur Verfugung Der prunkliebende Kurfurst wollte seine Geldprobleme durch Bancozettel beseitigen und drohte schwerste Strafen an falls die Landstande ihre Unterschrift unter die im Volumen von 1 Million Reichstaler ausgegebenen Bancozettel verweigerten Formal waren die Bancozettel verzinslich befristet und konnten mittels Indossament eben Giro ubertragen werden sie kamen daher rechtlich einer Orderschuldverschreibung nahe Kolner Banco Zettel waren verzinslich und ubertragbar besassen also noch die Eigenschaften einer Schuldverschreibung 4 Wer die Bancozettel erwarb musste sie mit Reichstaler Munzen bezahlen und besass nun eine Forderung gegen die Banco di gyro d affrancatione Am 27 Marz 1705 erteilte Johann Wilhelm II das Diplom fur die Banksatzung danach ruhten erst einmal die Aktivitaten Erst am 30 April 1706 wurde eine Bankinstruction mit Benennung der Organe erlassen am 5 Mai 1706 verlangte der Kurfurst von den Deputierten statt der ursprunglich geforderten Zeichnung von je 106 000 Talern den in 10 Jahren zahlbaren zehnfachen Betrag 5 Im Jahre 1706 gelangten die ersten Bancozettel in Umlauf 6 Der endlose Streit und der andauernde Krieg waren mitverantwortlich fur die spater einsetzenden Tilgungsschwierigkeiten Die Einlosung dieser und weiterer Tranchen verlief nicht problemlos Die Bancozettel waren mit einem Falligkeitsdatum versehen so dass es bei den Falligkeiten ab 1713 zu Tilgungsschwierigkeiten kam Anstatt die falligen Bancozettel gegen Reichstaler einzulosen wurden fur alte Scheine neue Emissionen herausgegeben rescribiert Die Landesherren stellten klar dass weder sie noch das Land fur die Einlosung der Bancozettel haftbar seien Am 27 Juli 1713 schrieb die Stadt Koln an den Kurfursten dass sie den Gerichten empfehle mit den Klagen der Inhaber von Bankscheinen gegen die Bank glimpflich zu verfahren Im August 1713 waren die Verbindlichkeiten der Bank auf 5 Millionen Reichstaler angestiegen 7 Eigenmachtig verfasste Johann Wilhelm II am 16 September 1713 ein neues Bankstatut Im selben Jahr stellte das Reichskammergericht fest dass staatliche banco zetteln die von der kurpfalzischen Bank zu Koln herausgegeben worden waren als Zahlungsmittel akzeptiert werden mussten 8 Dadurch wurden die Bancozettel mit dem offiziellen Zahlungsmittel gleichgestellt Der durch die Tilgungsprobleme ausgeloste Vertrauensverlust fuhrte dazu dass die Zettel nur noch mit Abschlagen von 30 bis 40 gehandelt werden konnten Den aufsichtspflichtigen Deputierten wurde ab 1725 untersagt die Bucher der Bank zu prufen Ab 1733 hatten die Glaubiger keine Zinsen mehr erhalten 9 Zwischen dem 1 Marz 1750 und 1777 loste man sie zu einem Drittel ihres Nominalbetrages ein 10 und gelangte damit zu einem fruhen Schuldenerlass Erst ein Erlass vom 21 August 1751 gestattete den Deputierten wieder die Einsicht in die Bankunterlagen Rechnungsprufungen sind noch bis 1798 nachgewiesen so dass die Bank kurz danach liquidiert worden sein musste 11 Original Bancozettel sind nicht erhalten geblieben nur eine zeitgenossische Abschrift liegt im Staatsarchiv in Dusseldorf 12 Osterreich BearbeitenSiehe auch Liste der osterreichischen Gulden Banknoten Die so genannten Bancozettel waren auch das erste Papiergeld in Osterreich Sie wurden ab dem 1 Juli 1762 vom Wiener Stadtbanco im Gegenwert von 5 10 25 50 und 100 Gulden 2 fl 1 Konventionstaler ausgegeben Die Emission von Papiergeld war damals eine neue Form zur Aufnahme gunstiger Staatsschulden da Bancozettel im Gegensatz zu Anleihen oder Krediten nicht verzinst waren Um deren Akzeptanz zu erhohen wurde verfugt dass Steuerschulden mindestens zur Halfte in Bancozetteln zu bezahlen waren Diese Wahrung war bis 1812 im Umlauf Die Osterreichische Staatskasse befand sich wahrend des Siebenjahrigen Kriegs ab dem Jahr 1756 in standiger Geldnot Deshalb war man auf der Suche nach gunstigen Finanzierungsformen ohne eine Verschlechterung des Munzfuss zu verursachen Erst 1750 war mit dem Konventionstaler eine stabile Munzwahrung geschaffen worden Da die Stadt Wien als kreditwurdiger angesehen war als die Staatskasse selbst wurde das bereits seit 1706 existierende Wiener Stadtbanco im Jahr 1759 unter die direkte Kontrolle der Hofkammer gestellt und mit der Ausgabe von funfprozentigen Obligationen zur Deckung des Finanzierungsbedarfs beauftragt Als allein im Jahr 1761 der Abgang aus dem Staatshaushalt Neuverschuldung 13 Millionen Gulden betrug entschloss sich Kaiserin Maria Theresia eine innovative Finanzierungsform zu wagen Mit Patent vom 1 Juli 1762 wurde das Wiener Stadtbanco beauftragt unverzinsliches Papiergeld sogenannte Bancozettel in der Hohe von 12 Millionen Gulden auszugeben Diese wurden in Zukunft sowohl von der Bank als auch von den offentlichen Behorden als Zahlungsmittel akzeptiert werden Die ersten Bancozettel wurden zunachst zu 5 10 25 50 und 100 Gulden ausgegeben Um die Akzeptanz bei moglichen Glaubigern zu erhohen wurde verfugt dass ab einem Mindestbetrag von 200 Gulden diese Bancozettel in normale zu funf Prozent verzinste Obligationen des Wiener Stadtbanco umgewandelt werden konnen Zusatzlich sollten Steuerschulden in Zukunft mindestens zur Halfte in diesem neuen Papiergeld bezahlt werden Der Vorteil fur Anleger war dass somit auch kleine Betrage wenn auch nicht verzinst so doch sicher durch staatliche Garantie angelegt werden konnten Dies fuhrte kurzfristig sogar dazu dass Bancozettel beliebter waren als Silbermunzen und zu einem Agio von einem bis 2 5 Prozent gehandelt wurden Zur Starkung der Glaubwurdigkeit wurden die zuruckfliessenden Bancozettel demonstrativ offentlich in einem Ofen verbrannt Ein Jahr spater 1763 waren durch diesen Schritt die Staatsfinanzen schon so weit saniert dass das Wiener Stadtbanco neue Obligationen mit einem reduzierten Zinssatz von vier Prozent ausgegeben konnten was die Zinslast deutlich verringerte In den Jahren 1771 und 1785 wurden weitere Emissionen vorgenommen diesmal auch mit Bancozetteln zu 500 und 1 000 Gulden Wahrend des ab 1788 folgenden Turkenkrieges und besonders in den durch die Franzosische Revolution ausgelosten Koalitionskriegen stieg der Finanzbedarf der Staatskasse aber enorm an Lagen die Staatsausgaben in den letzten Regierungsjahren Maria Theresias noch bei 90 Millionen Gulden pro Jahr erreichten sie unter Kaiser Franz II im Jahr 1798 bereits 572 Millionen Gulden Deshalb erhohte man die im Umlauf befindliche Menge an Papiergeld um ein Vielfaches War das Emissionsvolumen der Bancozettel zuvor noch offentlich bekannt gegeben worden wurden ab 1796 im Geheimen weitere grosse Summen ausgegeben Bereits im folgenden Jahr musste jedoch schon ein gesetzlicher Zwangskurs verfugt werden Insgesamt waren 1797 bereits 74 Millionen Gulden in der Form von Papiergeld im Umlauf Gleichzeitig wurde das Gold und Silbergeld immer mehr aus dem Verkehr gezogen Den Bedarf an Kleingeld in der Bevolkerung deckte man zunachst durch die Ausgabe von unterwertigen Silbermunzen bei denen der Nominalwert nicht dem Wert des enthaltenen Silbers entsprach Spater ging man sogar dazu uber Kupfermunzen als Teilsummen von Bancozettel auszugeben Ab den Jahren 1800 und 1806 stieg die Geldschopfung durch Drucken neuer Bancozettel in gefahrliche Hohen Die Reparationszahlungen die nach dem verlorenen Funften Koalitionskrieg im 1809 zwischen Kaiser Franz II und Napoleon abgeschlossenen Frieden von Schonbrunn an Frankreich zu zahlen waren heizten die Inflation weiter an Nur drei Monate spater am 20 Februar 1811 musste Osterreich den Staatsbankrott erklaren Die Bancozettel verloren schlagartig an Wert und konnten schliesslich genau so wie die ausgegebenen Teilmunzen nur im Verhaltnis von 5 1 in sogenannte Einlosungsscheine umgetauscht werden die als Wiener Wahrung bekannt wurde Offizielles Ende der Gultigkeit jeglicher Bancozettel war der 31 Mai 1812 Als sich das Kriegsgluck gegen Napoleon in den folgenden Jahren jedoch besserte stieg auch die Kreditwurdigkeit der osterreichischen Staatskasse wieder In Vorgriff auf eine zukunftige Wahrung wurde schon 1814 15 erneut Papiergeld ausgegeben Da man aber die Zahl der Einlosungsscheine nicht erhohen wollte um deren Wert nicht zu gefahrden wurden diese neuen Banknoten als Anticipationsschein bezeichnet Ab Mai 1815 ging man daran die zerrutteten Staatsfinanzen wieder zu ordnen Am 1 Juni 1816 wurde nach englischem und franzosischem Vorbild die Privilegirte oesterreichische National Bank gegrundet und mit dem alleinigen Privileg zur zukunftigen Ausgabe von Banknoten ausgestattet Die Wiener Wahrung wurde schrittweise in neu gepragte Konventionsmunzen eingelost Schweiz BearbeitenIn der Schweiz gab es vor der Ermachtigung der Schweizerischen Nationalbank zur alleinigen Ausgabe von Banknoten 36 Zeddelbanken welche Zeddel als Schuldscheine der betreffenden Bank und Zahlungsmittel abgaben 13 Als Beispiel fur eine ehemalige Zeddelbank kann die Eidgenossische Bank angefuhrt werden Literatur Bearbeitenaeiou Lexikon Bancozettel Thorsten Beckers Europaische Finanzplatze im Wettbewerb in Bankhistorisches Archiv Zeitschrift zur Banken und Finanzgeschichte Beiheft 45 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2006 ISBN 9783515088534 Google Books S 94 ff Einzelnachweise Bearbeiten Michael Brueckner Von Bullen Mausen und Moneten 2012 Johann Heinrich Zedler Johann Peter von Ludewig Carl Gunther Ludovici Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste 1748 S 307 Peter Fuchs Hrsg Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 1991 S 90 Carl Ludwig Holtfrerich Frankfurt as a Financial Centre 1999 S 101 Heinrich von Poschinger Bankwesen und Bankpolitik in Preussen Band 1 1878 S 71 Margrit Fiederer Geld und Besitz im burgerlichen Trauerspiel 2002 S 30 Heinrich von Poschinger Bankwesen und Bankpolitik in Preussen Band 1 1878 S 74 Historisches Archiv der Stadt Koln Best 310G Reichskammergericht A 91 Verlust am 3 Marz 2009 darin Druck Kurze Information uber die von ihrer churfurstlichen Durchlaucht zu Pfaltz in des Heil igen Rom ischen reichs statt Collen eingefuhrt und anoch continuirende Banco di Affrancatione Dusseldorf 1711 Heinrich von Poschinger Bankwesen und Bankpolitik in Preussen Band 1 1878 S 82 Heinrich von Poschinger Bankwesen und Bankpolitik in Preussen Band 1 1878 S 81 f Heinrich von Poschinger Bankwesen und Bankpolitik in Preussen Band 1 1878 S 85 Abdruck der Abschrift in Kreissparkasse Koln Das Fenster September 1955 S 2 PDF 3 5 MB Jakob Tanner Schweizerische Nationalbank 2 Historische Entwicklung In Historisches Lexikon der Schweiz 29 Juni 2015 abgerufen am 12 Februar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bancozettel amp oldid 231083075