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Eugen Ott 8 April 1889 in Rottenburg am Neckar 23 Januar 1977 in Tutzing Oberbayern war ein deutscher Generalmajor und Diplomat Eugen Ott 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1889 1921 1 2 Karriere im Reichswehrministerium 1921 1933 1 2 1 Das Planspiel Ott 1 3 Militarattache und Botschafter in Japan 1933 1942 1 3 1 Richard Sorge 1 3 2 Abberufung als Botschafter 1 4 Spate Jahre 1942 1977 1 4 1 Im Zeugenstand 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Eltern waren der Oberregierungsrat Christian Jacob Ott und dessen Ehefrau Stefanie Baur Fruhe Jahre 1889 1921 Bearbeiten Nach dem Abitur in Stuttgart trat Ott 1907 als Fahnenjunker in das 4 Wurttembergische Feldartillerie Regiment Nr 65 ein Als junger Mann nahm Ott am Ersten Weltkrieg teil 1917 wurde er als Hauptmann aus dem Truppendienst in den Generalstab ubernommen in dessen Nachfolgeorganisationen er mit kurzen Unterbrechungen bis zum 31 Mai 1933 verblieb In den 1920er Jahren stieg Ott seit dem 1 Oktober 1923 Untergebener von Kurt von Schleicher als dessen enger Mitarbeiter und Vertrauter im Reichswehrministerium auf 1921 heiratete er Helma Bodewig aus der Ehe gingen ein Sohn 1944 und eine Tochter hervor Karriere im Reichswehrministerium 1921 1933 Bearbeiten Otts Karriere blieb auf das engste mit der von Schleicher verbunden 1931 ruckte er nunmehr im Range eines Oberstleutnants zum Leiter der Wehrmachtsabteilung im Reichswehrministerium auf Hier war er fur die bereits eingeleiteten Schritte zur Vergrosserung der Reichswehr um das Dreifache die Gewahrleistung des Ubergangs von bisherigen Geheimrustungen in legale Formen der Aufrustung die Sicherstellung von Modernisierung Einsatzfahigkeit und Mobilisierungsfahigkeit der Streitkrafte sowie die Einbindung der Wirtschaft in langfristige Rustungsplanungen zustandig Zu dieser Zeit erfolgten wichtige Schritte zur Verzahnung von militarischer und staatlicher Politik bei der die Reichswehr und ihr Rustungsprogramm zunehmend zu einem Wirtschaftsfaktor wurde 1 In diesem Zusammenhang war er auch wegen ihrer grossen Massenbasis und ihres politischen Charakters fur die nationalen Wehrverbande wie den Stahlhelm und die SA zustandig Im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Landes und Reichstagswahlen seit 1930 rekrutierten sich aus diesen Organisationen auch ein hoher Stimmenanteil der NSDAP und konservativer Wahlerschaft Mit Schleicher teilte er die politische Vorstellung von der Notwendigkeit die wertvollen nationalen Elemente im Rahmen einer Querfront an den Staat zu binden Das hiess vor allem die SPD Krafte aus moglicher Regierungsverantwortung zu eliminieren Als Stellvertreter Schleichers nahm er in der Folge haufig als Beobachter an Reichstagssitzungen teil Am Sturz des Reichswehrministers Groener war Ott indirekt beteiligt Ebenso organisierte er mit seiner Militarischen Befehlsgewalt einzelne Schritte zur Entmachtung der preussischen Regierung im Juli 1932 liess als Handlungsbevollmachtigter des Reichswehrministers von Schleicher die drei wichtigsten Fuhrungskrafte der Polizei festnehmen bevor Reichskanzler von Papen den Ausnahmezustand fur Berlin und Brandenburg ausloste Gemeinsam mit anderen Offizieren des Wehrmachtsamtes liess er ob November 1932 Richtlinien fur eine mogliche Machtubernahme durch die Reichswehr ausarbeiten Diese Vorschrift Verwendung im Reich wurden nach der Ubernahme der Kanzlerschaft durch Kurt von Schleicher Anfang Dezember 1932 unterzeichnet Am 1 Dezember 1932 fuhr Ott als Unterhandler im Auftrag Schleichers nach Weimar und unterbreitete dem dort anlasslich einer Fuhrertagung weilenden Hitler das Angebot als Vizekanzler in ein etwaiges Kabinett Schleicher einzutreten in dem Schleicher Reichswehrminister bleiben wurde die NSDAP aber entsprechend ihrer Starke noch einige weitere Ministerien erhalten wurde Hitler lehnte diesen Vorschlag brusk ab und liess Schleicher sogar vor einer Ubernahme der Regierungsverantwortung warnen Am 28 Januar 1933 pladierte Ott zusammen mit Ferdinand von Bredow Leiter des Ministeramts im Reichswehrministerium Erwin Planck Staatssekretar in der Reichskanzlei und dem General Kurt von Hammerstein Equord dafur den Reichsprasidenten ultimativ dazu aufzufordern Hitler nicht zum Kanzler zu berufen und im Weigerungsfall den militarischen Ausnahmezustand durch den Chef der Heeresleitung verhangen zu lassen d h er erwog Staatsstreichplane um Schleicher im Amt zu halten Jener lehnte dies ab Das Planspiel Ott Bearbeiten Das von Eugen Ott erarbeitete sogenannte Planspiel Ott wurde aus Anlass des Berliner Verkehrsarbeiterstreiks vom November 1932 verfasst Es befasste sich mit den Chancen der Reichswehr in einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit der aufstrebenden nationalsozialistischen Bewegung den Kommunisten und den demokratischen Kraften im Zuge einer von der Regierung veranlassten restaurativen Staatsstreichaktion zugunsten einer traditionell monarchischen oder militardiktatorischen Reform Ott kam in seinem Planspiel zu dem Schluss dass die Reichswehr mit einem solchen Unterfangen wahrscheinlich uberfordert sei und verwies auf potentiell desastrose Konsequenzen polnische Intervention Zusammenbruch der Nahrungsmittelversorgung Burgerkriegszustande u a Zusammenfassend musse der Reichswehrminister die Zuflucht der Reichsregierung zu einem militarischen Ausnahmezustand verhindern Otts Vortrag seines Planspiels in einer Sitzung des noch kommissarisch amtierenden offiziell bereits zuruckgetretenen Kabinetts Papen am 2 Dezember 1932 veranlasste die Minister der Papen Regierung vom Gedanken an einen Staatsstreich gestutzt auf die Bajonette der Reichswehr abzurucken zu dem sie der fehlende Ruckhalt in der Bevolkerung zunachst bewogen hatte Das Planspiel Ott besiegelte das Ende des Kabinetts der Barone Am 3 Dezember entliess Hindenburg die auch ihrer letzten Perspektive beraubte Regierung von Papen Schleicher der in der Folge zum Kanzler ernannt wurde ist daher mitunter vorgeworfen worden er habe die Aufstellung des Planspiels im Ministerium und den Vortrag Otts im Kabinett inszeniert um Papens Stellung zu unterminieren und ihn so zum Rucktritt zu zwingen er habe also bewusst auf den Sturz Papens hingearbeitet Militarattache und Botschafter in Japan 1933 1942 Bearbeiten Nach dem Rucktritt der Regierung des Generals von Schleicher zu dem er auch weiterhin personlichen Kontakt hielt wurde Ott unter Adolf Hitler zunachst an der Spitze der Wehrmacht Abteilung belassen Die u a von Julius Mader J Gorew und Ronald Seth rezipierte Darstellung von Curt Riess 2 Eugen Ott sei wahrend des Ersten Weltkrieges Mitarbeiter des militarischen Nachrichtendienstes des deutschen Generalstabes in der Sektion und spateren Abteilung III B unter Oberstleutnant Walter Nicolai gewesen durfte nach Recherchen Jurgen W Schmidts ins Reich der Legende gehoren Dies gelte sowohl fur einen von Ott besuchten Spezialkurs fur Nachrichtendienstoffiziere als auch die angeblich 1933 fur die Reichswehrfuhrung angefertigte Analyse zur Struktur und den Methoden des japanischen Armeegeheimdienstes In der Tat sind die Angaben von Curt Riess laut einem von Schmidt verfassten Artikel fur den Tagesspiegel mit Vorsicht zu geniessen 3 Inwieweit die von Mader 4 und Prange 5 rezipierte Darstellung von Ellis Mark Zacharias 6 Ott sei Hitlers Agent im Kreise Schleichers gewesen und habe diesem Informationen geliefert zutreffend ist oder nicht bleibt offen 7 Eine solche Agententatigkeit erklare so Mader Otts Beforderung zum Oberst im Jahr 1934 wahrend von Schleicher im gleichen Jahr von SS Mannern erschossen worden sei Einen konkreten Beleg fur seine Behauptung gibt Zacharias der u a nach dem Zweiten Weltkrieg stellvertretender Direktor des US Naval Intelligence war jedoch nicht an 8 Bei Hitler hatte Otts Auftreten in Weimar 1932 nicht zu Ressentiments gefuhrt Er scheint bei den gemeinsamen Treffen einen positiven Eindruck gewonnen zu haben So notierte General Keitel am 17 Marz 1938 Generalmajor Ott ist dadurch dass er als nachster Mitarbeiter des Generals v Schleicher zu diesem in einem nahen Vertrauensverhaltnis stand ohne seine Schuld in eine politisch schiefe Lage gekommen Der Fuhrer hat mir gegenuber bei diesem Vortrag die Frage angeschnitten ob nicht Generalmajor Ott vielleicht aufgrund seiner Leistung zur Verwendung in einer selbstandigen Stelle in Frage kame 9 Bei Goring soll jedoch nach dem Weimarer Treffen mit Ott ein negativer Eindruck entstanden sein 10 Als Otts Stellung in Berlin unhaltbar wurde sandte man ihn am 1 Juni 1933 dem japanischen Heer als Beobachter Nach seiner Ruckkehr aus Japan besuchte Ott einen einmonatigen Attachelehrgang und hielt vor Adolf Hitler einen Vortrag uber die Auswirkungen der sowjetisch japanischen Spannungen im Fernen Osten auf die Lage in Europa 11 Am 1 Februar 1934 wurde er zum Militarattache der deutschen Botschaft in Tokio unter Herbert von Dirksen ernannt und ubernahm dort am 1 April die Geschafte als Militarattache 12 und ab Oktober 1935 das Amt des Luftattaches 13 Im Februar 1934 lud Ott Schleicher ein ihn fur langere Zeit in Japan zu besuchen weil er den Eindruck hatte dass der General sich mit seiner unverhohlenen Kritik an den Zustanden und an fuhrenden Personen des nationalsozialistischen Regimes erheblicher Gefahr aussetze und er ihn so in Sicherheit bringen wollte Schleicher der diesen Vorschlag mit der Begrundung ablehnte er wolle nicht landesfluchtig werden wurde schliesslich am 30 Juni desselben Jahres wahrend der so genannten Nacht der langen Messer bei der Ott angeblich auch auf der Mordliste stand zusammen mit seiner Frau Elisabeth von Schleicher ermordet Da die japanische Armee uber ihren Berliner Attache Ōshima Hiroshi 大島 浩 1886 1975 auf eine Allianz mit dem wieder erstarkenden Reich drangte wurde Ott bei den Verhandlungen die im Antikominternpakt endeten 25 November 1936 weitgehend ubergangen Uber die Verhandlungen zum deutsch japanischen Abkommen wurde er durch seine guten Kontakte zu japanischen Militars bereits im Oktober 1935 vertraulich unterrichtet Botschafter v Dirksen erfuhr hiervon erst im Dezember des Jahres 14 Mit den fuhrenden Mannern in Japan kam er niemals wirklich in Kontakt Nachdem Botschafter Dirksen aus gesundheitlichen Grunden ausgeschieden war wurde am 18 Marz 1938 Ott im Zuge der aktiven Japanpolitik von Joachim von Ribbentrop zum deutschen Botschafter in Japan befordert dies jedoch nur mit dem Ziel eine ahnliche Aufwertung seines Gesprachspartners Ōshima in Berlin zu erreichen was acht Monate spater auch geschah Am 25 August 1938 trat Ott der NSDAP bei Die nationalsozialistische Ideologie soll er jedoch nicht richtig verinnerlicht haben So charakterisierte Richard Sorge laut Eta Harich Schneider Ott wie folgt Als heimlicher Antinazi ist er immer angstlich darauf bedacht das Gegenteil zu beweisen Dabei schlagt er ins Extrem um und ist schlimmer als ein richtiger Nazi 15 So ist von Ott die Ablehnung einer deutsch japanischen Ehe uberliefert Obwohl der Reichsminister des Innern im Fall der geplanten Eheschliessung die Auffassung vertrat es bestehe insofern ein Interesse weil das Kind das als Mischling einen unerwunschten Bevolkerungszuwachs bedeutet durch die Eheschliessung die deutsche Staatsangehorigkeit verlieren wurde 16 verhinderte Ott zusammen mit dem Landesgruppenleiter der NSDAP Rudolf Hillmann und dem Generalkonsul von Yokohama Heinrich Seelheim die Ausreise der betroffenen Deutschen nach Japan 17 Selbst die Ortsgruppe der NSDAP in Tokio Yokohama hatte nach anfanglicher Ablehnung und Befurwortung der Passeinziehung zur Verhinderung der Ausreise ihre Meinung geandert und festgestellt Solange aber kein Gesetz besteht nach welchem solche Ehen einfach verboten sind greifen wir mit der Verhinderung ihrer Ausreise in ihr personliches Leben ein 18 Heinrich Stahmer ab 1943 Botschafter in Tokio soll verbalen antisemitischen Angriffen Eugen Otts wegen seiner Ehefrau ausgesetzt gewesen sein 19 Fruhe Hinweise auf eine mogliche antisemitische Einstellung Otts finden sich bereits im Jahr 1932 So sagte die Frau des mit Ott bekannten Juristen Carl Schmitt nach einem Besuch Otts zu ihrem Mann Seitdem er Ott in Uniform da war ist die Luft gereinigt in dieser Judenwohnung 20 Bernd Martin verweist darauf dass Phrasen Stahmers wie Deutsch japanisches Verhaltnis wird haufig auch von judischen Emigranten durch Denunziation und Verbreitung von Lugennachrichten gestort in keinem Telegramm Otts enthalten waren 21 Am 7 Juni 1939 vermeldete er an Staatssekretar Ernst von Weizsacker im Auswartigen Amt dass Japan bereit sei an deutscher Seite in den Krieg einzutreten sobald die Sowjetunion als Gegner Deutschlands in einen kontinentalen Krieg eingetreten sei An den Vorverhandlungen zu einem Militarbundnis Dreimachtepakt 27 September 1940 blieb er unbeteiligt Wahrend des Krieges bemuhte er sich um eine korrekte Darstellung der Ereignisse welche mit fortschreitender Dauer des Krieges in Widerspruch zu den Erwartungen Ribbentrops geriet Richard Sorge Bearbeiten Richard Sorge errang bei Eugen Ott schon zu Zeiten seiner Tatigkeit als Militarattache an der Deutschen Botschaft in Tokio eine starke Vertrauensstellung Er gehorte zu Otts wichtigsten Informanten und trug ihm umfangreiches Material zu das ihm insbesondere Ozaki Hotsumi Journalist bei der Tageszeitung Asahi Shinbun und Miyagi Yotoku ein in den Vereinigten Staaten aufgewachsener Okinawa Japaner beschafften Sorge erhielt im Laufe der Zeit Zugang zu Dokumenten der Botschaft und zu von der Botschaft nach Berlin gesandten Berichten Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verfasste er im Auftrag des Botschafters uber langere Zeit die an das OKW gehenden periodischen Kriegsberichte der Botschaft Er konnte sich im Botschaftsgebaude frei bewegen hatte dort zeitweilig ein Buro und konnte ungehindert wichtige Dokumente fotografieren Das Filmmaterial sandte er dann nach Moskau Eugen Ott und der Marineattache Wenneker stellten Sorge auch Material der japanischen Armee bzw Marine zur Verfugung Von Ott erhielt Sorge zudem zahlreiche Informationen zu den Verhandlungen des Antikominternpakts 22 Ein Dokument des GRU aus dem Jahr 1938 halt fest dass Richard Sorge erklarte seine Beziehungen zu Militarattache Ott Botschafter von Dirksen dem Sekretar der deutschen Botschaft und anderen Vertretern des deutschen Faschismus in Japan seien so eng dass sie ihm zu geheimen Nachrichten Zutritt gewahrten Als Beweis habe Sorge drei Seiten eines deutschen Textes der mit der Chiffriermaschine Enigma verschlusselt wurde geschickt 23 In einem anderen seiner Berichte informierte Sorge daruber dass Ott ihn zum Verfassen der Chiffretelegramme nach Berlin heranzog 24 Die Verhaftung Sorges wegen Spionage fur die Sowjetunion im Jahr 1941 war fur Ott eine schwere personliche Enttauschung Zu Beginn vermutete er als Ursache eine japanische Intrige Als sich dies nicht bewahrheitete wurde Ott deutlich misstrauischer und scheute nun auch vor einer Zusammenarbeit mit Josef Meisinger nicht zuruck So denunzierten beide gemeinsam den Leiter der Kriegsorganisation K O China Theodor Siefken beim Reichssicherheitshauptamt als Homosexuellen Dieser wurde dann unter dem Vorwand einer Erkrankung abgelost 25 Abberufung als Botschafter Bearbeiten Am 23 November 1942 wurde Eugen Ott durch Joachim von Ribbentrop von seiner Abberufung als Botschafter durch ein personliches und durch ihn selbst zu dechiffrierendes Telegramm in Kenntnis gesetzt Im Telegramm wird als Begrundung der Fall Sorge angegeben der bei japanischen Stellen einen Eindruck hinterlassen hat der sich auf die personliche Position des Botschafters gegenuber den Japanern ungunstig auswirkt Adolf Hitler hatte sich am 18 November 1942 mit Ribbentrops Vorschlag einverstanden erklart gleichzeitig aber auch bedauert dass sich fur Ott in Ostasien keine andere praktische Verwendungsmoglichkeit finden liess Das personliche Verhaltnis Otts zu Hitler war trotz seiner fruheren Zugehorigkeit zum Kreise Schleichers gut So sei Hitler Ott bei einem Vortrag im Januar 1934 mit ausgesprochen wohlwollender Geste gegenubergetreten und habe einen Strich unter die Vergangenheit gemacht Im Gegensatz zu Hitler zeigte sich Joseph Goebbels jedoch erfreut uber die Abberufung da Ott seiner Aufgabe offenbar nicht gewachsen war 26 Aus der engeren Umgebung Otts hiess es die eigentliche Ursache sei gewesen dass Ott edelmutig gegen die Fesselung amerikanischer Kriegsgefangener protestiert habe und dadurch den Unmut deutscher und japanischer Scharfmacher erregte Dies sei jedoch so Eta Harich Schneider aktenkundig nicht der Fall Ott habe geschickt am Aufbau seines Image gearbeitet So habe u a Lily Abegg in der Zuricher Weltwoche einen wehleidig tugendhaften und antikommunistischen Bericht uber den edlen Freund Ott geschrieben der dem unwiderstehlichen Richard Sorge zum Opfer gefallen sei 27 Bernd Martin vertritt die Auffassung dass Ott nicht wegen der Sorge Affare abberufen wurde Er stellt fest Der von Ribbentrop angefuhrte Grund die Affare Sorge konnte diesen Entschluss nicht bewirkt haben 28 Einen konkreten Beleg fur diese These liefert er jedoch nicht Als Argumente nennt er u a die Japaner hatten der deutschen Regierung den Sorge Vorfall nie ubel vermerkt und die von ihm durchgesehenen Telegramme enthielten keine Kritik an der Amtsfuhrung Botschafter Otts sowie keinen Vorwurf wegen der Affare Sorge 29 Laut Josef Albert Meisinger erfolgte die Kommunikation der japanischen Regierung zum Sorge Fall unter Umgehung der deutschen Botschaft in Tokio da u a abgefangene Nachrichten Sorges direkt auf Ott oder den japanischen Aussenminister Matsuoka als Quelle hingewiesen hatten Als man in Berlin genug Material gegen Ott in Handen gehabt hatte sei er abberufen worden 30 Spate Jahre 1942 1977 Bearbeiten Bis zum Kriegsende blieb er als Privatmann in Peking seine Bitten um militarische Reaktivierung wurden abschlagig beschieden Dennoch nahm Ott noch 1945 so zitiert der Historiker Hans Jurgen Doscher den Berufsdiplomaten Wilhelm Haas der 1937 wegen der judischen Herkunft seiner Ehefrau aus dem Amt scheiden musste aufgrund der dem Offizierskorps in seiner grossen Mehrheit eigene Gefolgstreue um nicht zu sagen Kadavergehorsam gegenuber jedweder Staatsobrigkeit in seiner Generalsuniform an den Feiern des 30 Januar der Machtergreifung teil 31 Am 1 November 1951 wurde er in den dauernden Ruhestand versetzt und lebte in Tutzing 1960 wurde Ott als Referent im staatsburgerlichen Unterricht in Schulen von Berlin Wilmersdorf tatig Im Auftrag des Berliner Volksbildungssenators referierte er uber die Themen Asien im Aufbruch und Meine Erfahrungen in der Weimarer Republik 32 Im Jahr 1961 wurde er von der Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise mit der Leitung des Referats Entwicklungshilfe betraut 33 Im Zeugenstand Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg sagte Ott in mehreren Prozessen als Zeuge aus Im Zusammenhang mit dem IMTFE wurde er ausfuhrlich befragt und eine Vielzahl seiner Telegramme und anderer Dokumente des Auswartigen Amts als Beweismittel gesichert 34 Auch im Nurnberger Wilhelmstrassen Prozess war er als Zeuge geladen 35 In einem Wiedergutmachungsprozess zum Shanghaier Ghetto behauptete Ott er konne in Bezug auf Franz Huber dessen Nachfolger Josef Meisinger und die NS Parteistellen in Japan nur sagen dass er es fur hochst unwahrscheinlich beinahe ausgeschlossen halte dass eine dieser Personen mit japanischen Stellen auf Anti judischem Gebiet gesprochen habe 36 Tatsachlich hatte Meisinger zur Amtszeit Otts intensive Gesprache auf genau diesem Gebiet mit japanischen Behorden gefuhrt und eine Liste von Anti Nazis u a mit den Namen aller Juden mit deutschem Pass in Japan ubergeben Zuvor hatte er seinen japanischen Gesprachspartnern immer wieder eingescharft dass Anti Nazis grundsatzlich Anti Japanern entsprachen Dies hatte der ehemalige Dolmetscher Meisingers Karl Hamel ausfuhrlichst bei amerikanischen Befragungen in Japan zu Protokoll gegeben Weiter hatte er ausgesagt dass hierdurch eine regelrechte Jagd auf Anti Nazis begonnen habe die zur Internierung ziemlich vieler Menschen fuhrte Diese als Geheim eingestuften Dokumente wurden jedoch weder in den Prozess einbezogen noch wurde Hamel uberhaupt als Zeuge vernommen Das Gericht kam daher zu dem Schluss dass zwar eine Wahrscheinlichkeit dafur sprache dass Meisinger versucht habe die Japaner zu Massnahmen gegen Juden anzuregen die Errichtung des Ghettos in Shanghai jedoch allein auf japanischer Initiative beruhe 37 Ott selbst hatte im Prozess des Judenretters und Industriellen in Tokio Willy Rudolf Foerster zwar die Existenz einer Liste Meisingers mit den Namen von Personen unzuverlassiger politischer Einstellung bestatigt jedoch behauptet diese sofort zerrissen und das Ansinnen Meisingers strikt zuruckgewiesen zu haben 38 Dennoch konnte Meisinger diese Liste noch gegen Ende des gleichen Jahres 1942 an japanische Behorden u a die Kempeitai ubergeben Wenig spater wurde das Ghetto in Shanghai proklamiert und Meisinger trotz der Affare Sorge befordert 39 Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Ott in Vortragen und Texten als nachdrucklicher Verteidiger Kurt von Schleichers in der Bevolkerung und in der historischen Fachoffentlichkeit auf 2002 wurde Ott in der Verfilmung des Lebens von Richard Sorge von Ulrich Muhe dargestellt Schriften BearbeitenEin Bild des Generals Kurt von Schleicher In Politische Studien 10 Jg 1959 Heft 110 S 360 371 Aus der Vorgeschichte der Machtergreifung des Nationalsozialismus Vortrag am 19 Mai 1965 Text bei Bavaria Atelier GmbH Akte Schleicher Teilnachlass und Befragungsprotokolle Institut fur Zeitgeschichte Munchen als Ubersetzer China unter dem Kommunismus Walker Richard Louis Die ersten funf Jahre Vorwerk Verlag Stuttgart 1956 Christlicher Realismus und politische Probleme Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1956 Literatur BearbeitenMaria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 3 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Der Fall Foerster Die deutsch japanische Maschinenfabrik in Tokio und das Judische Hilfskomitee Hentrich und Hentrich Berlin 2017 ISBN 978 3 95565 225 8 Sergej A Kondraschow Richard Sorge und seine Gruppe In Heiner Timmermann Sergej A Kondraschow Hisaya Shirai Hg Spionage Ideologie Mythos der Fall Richard Sorge LIT Verlag Munster 2005 ISBN 3 8258 7547 4 S 125 149 Julius Mader Dr Sorge Report Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik 3 uberarbeitete und erganzte Auflage Berlin 1986 ISBN 3 327 00204 5 Hans Schwalbe Heinrich Seemann Hrsg Deutsche Botschafter in Japan Deutsche Gesellschaft fur Natur und Volkerkunde Ostasiens Tokyo 1974 S 107ff Ellis M Zacharias Secret missions the story of an intelligence officer Naval Institute Press Annapolis Md 2003 ISBN 978 1 59114 999 6 Georg Bewersdorf Eugen Ott Generalmajor und deutscher Botschafter in Japan In Orden und Ehrenzeichen Das Magazin fur Freunde der Phaleristik Hrsg Deutsche Gesellschaft fur Ordenskunde Heft 106 18 Jahrgang Gaufelden 2016 ISSN 1438 3772 S 343 346 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eugen Ott im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Eugen Ott in den Historischen Pressearchiven der ZBW Video German Ambassador to Japan Eugen Ott listens to a radio speech by Fuhrer Adolf Hitler and promises support for the Italian Embassy auf http www gettyimages deEinzelnachweise Bearbeiten Michael Geyer Deutsche Rustungspolitik 1860 1980 Edition Suhrkamp Frankfurt Main 1984 S 132ff Julius Mader Dr Sorge Report Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik 3 uberarbeitete und erganzte Auflage Berlin 1986 S 213 Fussnote 27 ISBN 3 327 00204 5 J Schmidt Mata Haris erfolgloser Chef Warum Moskau Walter Nicolai fur die graue Eminenz der Nazi Geheimdienste hielt In Der Tagesspiegel vom 7 Oktober 2001 Link Mader Dr Sorge Report Berlin 1986 S 213 Fussnote 30 Gordon William Prange Donald M Goldstein Katherine V Dillon Target Tokyo the story of the Sorge spy ring McGraw Hill New York 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privatdienstliche Korrespondenz des Diplomaten Herbert v Dirksen von 1933 bis 1938 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2006 S 102 ISBN 978 3 515 08732 2 Schmidt Eugen Ott Freund und Quelle von Richard Sorge Munster 2005 S 96 Clemens Jochem Der Fall Foerster Die deutsch japanische Maschinenfabrik in Tokio und das Judische Hilfskomitee Hentrich und Hentrich Berlin 2017 S 37 f ISBN 978 3 95565 225 8 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 48 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 46 f Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 178 Volker Neumann Carl Schmitt als Jurist Mohr Siebeck Tubingen 2015 S 376 ISBN 978 3 16 153772 1 Bernd Martin Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg 1940 1945 Vom Angriff auf Pearl Harbor bis zur deutschen Kapitulation Nikol Hamburg 2001 S 128 ISBN 3 933203 50 3 Gerhard Krebs Deutschland und der Februarputsch in Japan 1936 In Kuppers Andreas N Krebs Gerhard Hg Japanstudien 3 Konflikt Japanstudien 3 00 Munchen iudicium Verlag S 47 72 S 62 PDF Sergej A Kondraschow Richard Sorge und seine Gruppe In Heiner Timmermann Sergej A Kondraschow Hisaya Shirai Hg Spionage Ideologie Mythos der Fall Richard Sorge LIT Verlag Munster 2005 ISBN 3 8258 7547 4 S 125 149 S 131 f Kondraschow Richard Sorge und seine Gruppe Munster 2005 S 139 Schmidt Eugen Ott Freund und Quelle von Richard Sorge Munster 2005 S 102 f Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 54 ff Eta Harich Schneider Charaktere und Katastrophen Augenzeugenberichte einer reisenden Musikerin Ullstein Berlin Frankfurt M Wien 1978 S 236 ISBN 3 550 07481 6 Martin Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg 1940 1945 Hamburg 2001 S 123 Martin Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg 1940 1945 Hamburg 2001 S 124 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 53 f Hans Jurgen Doscher Seilschaften Die verdrangte Vergangenheit des Auswartigen Amts Propylaen Verlag Berlin 2005 ISBN 3 549 07267 8 S 63 Der Spiegel Nr 45 1960 S 94 Der Spiegel Nr 33 1961 S 62 Siehe hierzu Dokumente der Digital Collection der University of Virginia Law Library zu Eugen Ott online verfugbar unter http imtfe law virginia edu search site eugen 20ott abgerufen am 29 Oktober 2017 Schmidt Eugen Ott Freund und Quelle von Richard Sorge Munster 2005 S 103 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 89 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 84 90 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 232 Anmerkung 164 Jochem Der Fall Foerster Berlin 2017 S 87 f Deutsche Botschafter in Japan Gesandte und Botschafter des Deutschen ReichsMax August Scipio von Brandt 1862 1875 Eduard Zappe 1875 Theodor von Holleben 1875 Karl von Eisendecher 1875 Felix Freiherr von Gutschmid 1875 1880 Otto Graf von Donhoff 1880 Karl von Eisendecher 1880 1886 Theodor von Holleben 1886 1892 Felix Freiherr von Gutschmid 1892 1897 Karl Georg von Treutler 1897 1898 Geschaftstrager Kasimir Graf von Leyden 1898 1900 Botho von Wedel 1900 1901 Geschaftstrager Emmerich von Arco Valley 1901 1906 Friedrich Carl von Erckert 1906 Geschaftstrager Alfons Mumm von Schwarzenstein 1906 1911 Arthur Alexander Kaspar von Rex 1911 1914 Wilhelm Solf 1920 Geschaftstrager amp 1921 1928 Wilhelm Albrecht von Schoen 1928 Geschaftstrager Ernst Arthur Voretzsch 1929 1933 Willy Noebel 1933 Geschaftstrager Herbert von Dirksen 1933 1938 Willy Noebel 1938 Geschaftstrager Eugen Ott 1938 1942 Heinrich Georg Stahmer 1943 1945 Botschafter der Bundesrepublik DeutschlandHeinrich Northe 1952 1955 Geschaftstrager Hans Kroll 1955 1958 Wilhelm Haas 1896 1958 1961 Fritz van Briessen 1961 1962 Geschaftstrager Herbert Dittmann 1962 1965 Walter Boss 1965 1966 Geschaftstrager Franz Krapf 1966 1971 Heinrich Rohreke 1971 Geschaftstrager Wilhelm Grewe 1971 1976 Hartmut Schulze Boysen 1976 1977 Geschaftstrager Gunter Diehl 1977 1981 Klaus Blech 1981 1984 Walter Boss 1984 1986 Hans Joachim Hallier 1986 1989 Wilhelm Haas 1931 1990 1994 Heinrich Dietrich Dieckmann 1994 1997 Frank Elbe 1997 1999 Uwe Kaestner 1999 2001 Henrik Schmiegelow 2001 2006 Hans Joachim Daerr 2006 2010 Volker Stanzel 2010 2014 Hans Carl Freiherr von Werthern 2014 2019 Ina Ruth Luise Lepel 2019 2021 Clemens von Goetze seit 2021 Botschafter der Deutschen Demokratischen RepublikSiegfried Fischer 1973 1974 Geschaftstrager Horst Brie 1974 1982 Hans Dieter Jager 1982 1988 Manfred Schmidt 1988 1990 Normdaten Person GND 124745792 lobid OGND AKS VIAF 55088866 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ott EugenKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und OffizierGEBURTSDATUM 8 April 1889GEBURTSORT Rottenburg am NeckarSTERBEDATUM 23 Januar 1977STERBEORT Tutzing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Ott Generalmajor amp oldid 234876840 Das Planspiel Ott