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Ferdinand von Bredow 16 Mai 1884 in Neuruppin 30 Juni oder 1 Juli 1934 in Berlin Lichterfelde war ein deutscher Offizier zuletzt Generalmajor der Reichswehr Er war ein enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers sowie seit 1932 stellvertretender Reichswehrminister Er wurde wie Schleicher im Zuge des so genannten Rohm Putsches von den Nationalsozialisten ermordet Ferdinand von Bredow 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Letzte Jahre 1933 1934 1 2 Rezeption 2 Gedenkstele 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFerdinand von Bredow entstammte dem markischen Uradelsgeschlecht Bredow Er war ein Sohn des preussischen Generals der Infanterie Hasso von Bredow 1851 1922 und dessen Ehefrau Emilie geborene von Zeuner 1859 1953 1 Die Vorschule des Friedrich Wilhelm Gymnasiums besuchte er in Neuruppin und wechselte als Zehnjahriger 1894 an das Kadettenhaus nach Plon Anschliessend besuchte er die Hauptkadettenanstalt und wurde am 22 Marz 1902 als Leutnant dem Konigin Elisabeth Garde Grenadier Regiment Nr 3 der Preussischen Armee in Charlottenburg uberwiesen Zur weiteren Ausbildung absolvierte er von Oktober 1910 bis Juli 1913 die Kriegsakademie in Berlin avancierte wahrend dieser Zeit Mitte Juni 1911 zum Oberleutnant und war ab dem 22 Marz 1914 zum Grossen Generalstab kommandiert Mit der Mobilmachung anlasslich des Ersten Weltkriegs wurde Bredow zunachst Regimentsadjutant des Reserve Infanterie Regiments Nr 77 Nachdem er am 8 November 1914 zum Hauptmann aufgestiegen war wurde er 1915 als Adjutant der 26 und spater der 38 Reserve Infanterie Brigade verwendet 1917 erfolgte seine Kommandierung zum Generalstab der 35 Infanterie Division sowie die Zuweisung zum Generalstab des III und des VIII Armee Korps Mit der Versetzung in den Generalstab der Armee wurde Bredow am 21 April 1918 als Erster Generalstabsoffizier dem Generalstab der 14 Reserve Division zugeteilt Ausgezeichnet mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes und dem Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern 2 wurde Bredow nach dem Waffenstillstand von Compiegne am 18 Dezember 1918 dem Chef des Generalstabes der Armee zugeteilt und fungierte als Verbindungsoffizier bei der Kommandostelle Kolberg Mit der Bildung der Reichswehr war Bredow ab 1 Oktober 1919 beim Stab des Gruppenkommandos 2 in Kassel Am 30 April 1920 wurde er zum Reichswehrministerium in die Abwehr Abteilung kommandiert Unter Belassung in dieser Stellung erfolgte am 1 Oktober 1920 seine Versetzung zum Gruppenkommando 2 und zwei Monate spater zum Gruppenkommando 1 In Kassel hatte Ferdinand von Bredow seine zukunftige Ehefrau Anne Wedekind die Tochter des Grosskaufmanns Carl Knille kennengelernt Im Jahre 1920 heirateten sie und aus der Ehe ging ihr Sohn Carl Hasso geboren am 26 August 1925 hervor Mit der Ernennung zum Kompaniechef im 17 Infanterie Regiment in Braunschweig kehrte Bredow am 1 April 1923 in den Truppendienst zuruck In dieser Zeit trat er auch dem Verein der Angehorigen des ehemaligen Generalstabes e V bei Er stieg am 1 April 1924 zum Major auf und am 1 Oktober 1925 wurde er als Referent in die Wehrmachts Abteilung W des Reichswehrministeriums nach Berlin versetzt Sein Abteilungsleiter war Kurt von Schleicher Am 1 April 1928 wurde seine Tatigkeit im Reichswehrministerium fur ein Jahr unterbrochen Er wurde nach Neuruppin versetzt und ubernahm dort den Posten des Kommandeurs des dort neu eingerichteten II Bataillons im 5 Preussisches Infanterie Regiments dass bislang in Prenzlau stationiert war Das Ziel war dabei Neuruppin wieder als Garnisonsstadt auszurichten Eine herzliche Freundschaft verband ihn hier mit dem damaligen Burgermeister Ernst Blumel 1933 Die Beforderung Bredows zum Oberstleutnant erfolgte im Februar 1929 Noch im gleichen Jahr kehrte Bredow in das Reichswehrministerium zuruck und ubernahm am 1 Juni 1929 die Leitung der Abteilung Abwehr Abw im Ministeramt MA Dieses Amt dem die Abteilung Abwehr nunmehr direkt zugeordnet war hatte Schleicher kurz vorher eingerichtet um eine noch straffere innere Organisation durchsetzen zu konnen Chef des Ministeramtes und damit direkter Vorgesetzter Bredows war Kurt von Schleicher Neben den Aufgaben der Abteilung Abwehr war Bredow Schleichers personlicher Informationsdienst ebenfalls unterstellt Hier wirkte unter anderen Eugen Ott der personliche Beauftragte Schleichers eng mit Bredow zusammen In dieser Phase des bereits deutlichen Niedergangs der Weimarer Republik waren die Aufgabenfelder der Abwehr sehr stark auf die Inneren Prozesse ausgerichtet So entwickelte Bredow unter strengster Geheimhaltung Plane zum zukunftigen Einsatz der Reichswehr fur den Schutz des Staates gemass Artikel 48 der Weimarer Verfassung Er verfugte uber Interna fuhrender Kreise der NSDAP der SA der SS und auch der KPD Es wurden Dossiers uber Adolf Hitler das war eine Initiative die durch Schleicher ausgelost worden war gefuhrt Darin enthalten war unter anderem eine Gesundheitsakte uber dessen Geistes und Gesundheitszustand uber Behandlungen bei einem Psychologen in Pasewalk Und es gelang 1931 ein chiffriertes Telegramm Hermann Gorings an den italienischen Botschafter in Berlin Luca Orsini Baroni 1871 1948 zu entschlusseln das Hinweise auf konkrete Putschplane enthielt 3 In seiner Position hatte Bredow durchaus ernstzunehmende Feinde Im Oktober 1931 wurde er zum Oberst befordert und war als Chef des Ministeramtes fur den Fall vorgesehen dass Schleicher Reichswehrminister wurde Inzwischen hatte er sich auch in Berlin gesellschaftlich etabliert Er war Mitglied in mehreren wichtigen Klubs so gehorte er seit dem Mai 1931 dem Klub von Berlin als ausserordentliches Mitglied an Er war Mitglied des Herrenclubs nahm in den Raumlichkeiten unterschiedlicher Klubs sein Essen ein traf sich hier zu Gesprachen und knupfte dabei ein weitreichendes Netz in unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens Vor allem unterhielt er in dieser Zeit breit gefacherte Wirtschaftskontakte Befreundet war er und pflegte haufigen Umgang mit Personen im Bereich der offentlichen Meinungsbildung So gehorten zu diesem Umgangskreis die Journalistin Bella Fromm 1890 1972 und der Herausgeber der Zeitschrift Politik und Gesellschaft Edgar von Schmidt Pauli Intensive Kontakte unterhielt er auch nach Frankreich Besonders freundschaftlich verbunden war er der Familie des Botschafters von Frankreich in Berlin Andre Francois Poncet 1887 1978 mit dessen Frau und deren Sohnen Einladungen in die Privatwohnung der Familie Bredow in die Berliner Spichernstrasse 15 gehorten zum normalen gesellschaftlichen Ritual Als Schleicher am 2 Juni 1932 Reichswehrminister wurde folgte Bredow ihm als amtierender Chef ins Ministeramt und wurde damit zugleich auch Stellvertreter Schleichers Nachdem Schleicher im Dezember 1932 zum Reichskanzler ernannt worden war ubernahm Bredow kommissarisch die Leitung des Reichswehrministeriums Im Januar 1933 pladierte Bredow neben Eugen Ott und Kurt von Hammerstein Equord fur einen militarischen Staatsstreich mit Einsatz der Reichswehr um den Sturz der Regierung Schleicher zu verhindern Als Schleicher diesen Planen nicht stattgab und Ende Januar 1933 als Kanzler demissionierte wurde am 28 Januar Franz von Papen durch Reichsprasident Hindenburg mit der Bildung einer Regierung beauftragt in der Adolf Hitler zum Kanzler bestellt wurde Nach Antritt der Regierung Hitler am 30 Januar 1933 und der Ubernahme des Reichswehrministeriums durch Werner von Blomberg erfuhr Bredow noch am gleichen Tag dass er sein Amt zur Verfugung zu stellen hatte Das kam vollig uberraschend fur ihn Aber nach einem Gesprach mit Blomberg reichte er am 1 Februar 1933 seinen Abschied ein und wurde sofort durch Walter von Reichenau ersetzt Mit seiner Entlassung erhielt er den Charakter als Generalmajor 4 Letzte Jahre 1933 1934 Bearbeiten Eine von Bredow geplante Parisreise im Januar 1934 wuchs sich zu einer kleinen Staatsaffare aus Er besorgte sich Empfehlungsschreiben franzosischer und englischer Attaches in Berlin die ihm in Paris einige Turen offnen sollten Auf der Grenzstation Herbesthal holte die Polizei ihn aus dem Zug fand die Diplomatenbriefe und verhaftete ihn Auf Veranlassung von Reichswehrminister Blomberg wurde er jedoch wieder freigelassen Mit hoher Wahrscheinlichkeit stand er auch bereits unter besonderer Beobachtung des NS Sicherheitsapparates als er am 17 Marz 1934 erneut nach Frankreich reiste Hier hatte er unter anderem ein Treffen mit dem deutschen Botschafter in Paris Roland Koster Fast zeitgleich veroffentlichte ein Pariser Emigrantenverlag das anonyme Tagebuch eines Reichswehrgenerals Irrtumlicherweise nahmen die Spitzen der NSDAP an dass Bredow der anonyme Verfasser des Buches sei Bredow erfuhr noch am spaten Nachmittag des 30 Juni 1934 von der Ermordung Schleichers und dessen Ehefrau in Potsdam Babelsberg Trotz der an ihn gegangenen Warnungen entschloss er sich bei seiner Familie zu bleiben Am Abend des gleichen Tages wurde Bredow von vier Zivilisten in seiner Wohnung Spichernstrasse 15 verhaftet Sie hatten sich durch einen Hausmeister uber den Hintereingang des Hauses Zugang verschafft Von der Wohnung aus war ihr Ziel die SS Kaserne Lichterfelde in der Finckensteinallee Jedoch war Ferdinand von Bredow bei der Ankunft dort bereits tot Er wies zwei Schussverletzungen im Kopf auf Bei einer Hausdurchsuchung kurz nach seiner Verschleppung wurden von der Gestapo hauptsachlich personliche Unterlagen dienstliche Dokumente die er in der Wohnung aufbewahrt hatte Briefe vor allem zu seinen Frankreich Kontakten gesucht und mitgenommen Der Schwager Curt von Schroeter bemuhte sich mehrfach in der Prinz Albrecht Strasse um Aufklarung der nicht erklarten Verhaftung Erst am 6 Juli 1934 wurde der Tod von Bredow ihm gegenuber durch Beamte der Geheimen Staatspolizei mundlich zugegeben Am 9 Juli dann erfolgte die offizielle Benachrichtigung Der Totenschein wies das Datum des 1 Juli 1934 um 10 45 Uhr aus Seine Frau wurde dringend aufgefordert die Beisetzung der ubergebenen Urne in aller Stille zu vollziehen Die Beisetzung Ferdinand von Bredows erfolgte auf dem Waldfriedhof Kopernitz im Ortsteil Heinrichsdorf nahe dem Gutshaus seiner Schwiegereltern nbsp Grabstatte von Ferdinand von Bredow auf dem Waldfriedhof Kopernitz Ortsteil Heinrichsdorf der Stadt RheinsbergZum Zeitpunkt der Verhaftung von Bredow war sein Sohn Carl Hasso 1925 2011 5 acht Jahre alt Nach der Ermordung seines Vaters erhielt er eine Erziehungsbeihilfe von 150 Reichsmark im Monat ausgezahlt Rezeption Bearbeiten In der historischen Forschung werden verschiedene mogliche Motive fur Ferdinand von Bredows Ermordung angenommen Zum einen wird davon ausgegangen dass sein gewaltsamer Tod eine logische Konsequenz aus der Ermordung des ehemaligen Reichskanzlers Kurt von Schleicher am 30 Juni 1934 im Rahmen des Rohm Putsches war Ferdinand von Bredow galt als politisch Gleichgesinnter und engster Vertrauter Schleichers seit 1920 dem er vor allem seit 1929 Zug um Zug als Nachfolger in das jeweilige Amt unmittelbar gefolgt war Ihrer beider Auffassung und Handeln war ab etwa 1930 darauf gerichtet eine Machtubernahme der Nationalsozialisten und besonders Adolf Hitlers zu verhindern Zum anderen wird angenommen dass Bredow durch seine fruhere Tatigkeit als Leiter der Abwehr Abteilung im Reichswehrministerium mit delikaten und im Falle einer Enthullung womoglich kompromittierenden Interna der NSDAP vertraut war Eine andere Theorie hebt auf die personliche Verfolgung Bredows durch Hermann Goring ab Goring hatte sich im November 1932 im Gesprach mit Bredow angeboten ein Luftfahrtministerium aufzubauen und dabei erklart er sei dazu auch unter einem anderen Kanzler als Hitler bereit Nach der Machtergreifung Hitlers so die Uberlegung habe Goring den unliebsamen Mitwisser seiner kurzzeitigen Zweifel an Hitlers Erfolg im Kampf um die Macht und der erwogenen Uberlauferei loswerden wollen 6 Gedenkstele Bearbeiten nbsp Gedenktafel vor dem Haus Spichernstrasse 15 in Berlin WilmersdorfZum 124 Geburtstag von Bredows am 16 Mai 2008 wurde im Beisein unter anderem des Sohnes Carl Hasso von Bredow des Bundeswehr Brigadegenerals Christian Westphal des Leiters der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Johannes Tuchel und der Herausgeberin der Aufzeichnungen von Bredows aus den Jahren 1933 34 Irene Strenge vor dem Haus Spichernstrasse 15 in Berlin Wilmersdorf wo die Familie von 1930 bis 1934 gewohnt hatte eine Gedenkstele mit Inschrift enthullt Darauf ist zu lesen auf Befehl Hitlers und Gorings wurde er in der Nacht vom 30 Juni zum 1 Juli 1934 von der SS ermordet Die Patenschaft fur die Tafel ubernahm der Bundesminister der Verteidigung 7 Carl Hasso von Bredow der spater als Bankkaufmann beim Bankhaus Metzler in Frankfurt M tatig war war unter anderem Ehrengast des offentlichen Gelobnisses von Bundeswehrrekruten vor dem Berliner Reichstagsgebaude am 20 Juli 2010 8 ausserdem berichtete er verschiedentlich vor Schulklassen uber die damaligen Ereignisse und Zeitumstande Siehe auch BearbeitenListe der im Zuge des Rohm Putsches getoteten PersonenLiteratur BearbeitenDermot Bradley Hrsg Karl Friedrich Hildebrand Markus Rovekamp Die Generale des Heeres 1921 1945 Die militarischen Werdegange der Generale sowie der Arzte Veterinare Intendanten Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang Band 2 v Blanckensee v Czettritz und Neuhauss Biblio Verlag Osnabruck 1993 ISBN 3 7648 2422 0 S 242 243 Irene Strenge Ferdinand von Bredow Notizen vom 20 2 1933 bis 31 12 1933 Tagliche Aufzeichnungen vom 1 1 1934 bis 28 6 1934 Zeitgeschichtliche Forschungen Band 39 Verlag Duncker amp Humblot Berlin 2009 ISBN 978 3 428 12960 7 Weblinks BearbeitenNachlass Bundesarchiv N 97Einzelnachweise Bearbeiten Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser 1903 Vierter Jahrgang Justus Perthes Gotha 1902 S 197 Reichswehrministerium Hrsg Rangliste des Deutschen Reichsheeres Mittler amp Sohn Verlag Berlin 1930 S 116 Irene Strenge Ferdinand von Bredow Duncker amp Humblot Verlag Berlin 2009 S 33 Irene Strenge Ferdinand von Bredow Duncker amp Humblot Verlag Berlin 2009 S 51 Carl Hasso Bredow 26 08 1925 21 02 2011 auf Trauer nrw Der Furcht so fern dem Tod so nah In Der Spiegel Nr 20 1957 S 20 ff online Gedenkstele fur Ferdinand von Bredow auf berlin de abgerufen am 23 Januar 2012 Recht und Freiheit tapfer verteidigen auf bundestag de abgerufen am 23 Januar 2012 Normdaten Person GND 133298574 lobid OGND AKS LCCN no2009059396 VIAF 3658624 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bredow Ferdinand vonALTERNATIVNAMEN Bredow Ferdinand Eduard von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Generalmajor der ReichswehrGEBURTSDATUM 16 Mai 1884GEBURTSORT NeuruppinSTERBEDATUM 30 Juni 1934 oder 1 Juli 1934STERBEORT Berlin Lichterfelde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand von Bredow amp oldid 234204757