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Otto Hermann von Lossow 15 Januar 1868 in Hof Saale 25 November 1938 in Munchen war ein deutscher Heeresoffizier zuletzt Generalleutnant der Reichswehr Er war wahrend der Balkankriege Militarinstruktor in der Osmanischen Armee wahrend des Ersten Weltkriegs deutscher Militarbevollmachtigter in der Turkei Nach 1921 war er Befehlshaber des Wehrkreises VII Munchen und Landeskommandant der Reichswehr in Bayern Im Krisenherbst 1923 stellte er sich zusammen mit dem bayerischen Generalstaatskommissar Gustav von Kahr gegen die Reichsregierung trug aber zur Niederschlagung des Hitlerputsches bei Generalleutnant Otto von Lossow 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Militarinstruktor in der Turkei 1 2 Erster Weltkrieg 1 3 Nachkriegszeit und Krisenjahr 1923 1 4 Lossows Rolle beim Hitler Putsch 1 5 Spateres Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto war der Sohn des spateren Burgermeisters von Lindau und Landratsprasidenten von Bayerisch Schwaben Oskar von Lossow 1832 74 und dessen Ehefrau Johanna geborene Schron 1834 1926 Sein alterer Bruder Paul von Lossow 1865 1936 wurde Professor fur Maschinenbau an der TH Munchen 1 Nach der Ausbildung im Bayerischen Kadettenkorps trat er 1886 als Portepeefahnrich in das Infanterie Leib Regiment der Bayerischen Armee ein Dort wurde er 1888 zum Sekondeleutnant befordert und 1892 als Adjutant des Bezirkskommandos nach Rosenheim kommandiert Von 1895 bis 1898 absolvierte Lossow die Kriegsakademie die ihm die Qualifikation fur den Generalstab und das Lehrfach aussprach 2 3 1899 folgte seine Kommandierung zum Generalstab und 1900 trat er als Adjutant zur 2 Ostasiatischen Infanterie Brigade uber um an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teilzunehmen nbsp Otto von LossowLossow kehrte 1901 nach Bayern zuruck wurde im Jahr darauf Hauptmann und bis 1904 im Generalstab des I Armee Korps verwendet Anschliessend war er fur zwei Jahre Kompaniechef in seinem Stammregiment bevor er wieder in den Generalstabsdienst wechselte Als Major wurde er 1908 zum Grossen Generalstab nach Berlin kommandiert und war auch militarisches Mitglied des bayerischen Senats beim Reichsmilitargericht 1 Militarinstruktor in der Turkei Bearbeiten Im Rahmen der deutschen Militarmission diente Lossow ab 1911 als Militarinstruktor an der osmanischen Kriegsakademie und spater als Oberstleutnant im Generalstab der Osmanischen Armee Um aktiv auf turkischer Seite an den Balkankriegen 1912 13 teilnehmen zu durfen wurde er im Oktober 1912 auf eigenen Wunsch aus dem bayerischen Heer und aus der bayerischen Staatsangehorigkeit entlassen 4 Als Kommandeur einer osmanischen Infanterie Division sammelte Lossow nach der Niederlage der osmanischen Armee bei Luleburgaz in Ost Thrakien am 31 Oktober 1912 die sich in Unordnung zuruckziehende Armee in der letzten Verteidigungslinie 25 km westlich der Hauptstadt Konstantinopel bei Catalca Erst dort konnte der Vormarsch der bulgarischen Armee aufgehalten werden Entsetzt von der schwachen Kampfmoral und Schlagkraft des osmanischen Heeres veroffentlichte Lossow im Mai 1913 die Denkschrift Gedanken uber Reformen in der Turkei Diese trug zur Berufung Otto Liman von Sanders zum Chef der deutschen Militarmission in Konstantinopel bei 1 Erster Weltkrieg Bearbeiten Im Ersten Weltkrieg diente Lossow wieder in der bayerischen Armee Er war zunachst Generalstabschef im I Reserve Korps an der Westfront und erreichte den Rang eines Obersts Im Juli 1915 wurde er als Militarattache in die mit dem Deutschen Reich verbundete Turkei entsandt Als solcher protestierte er wenn auch erfolglos gegen die Volkermordpolitik des Jungturkenregimes gegenuber den Armeniern eine neue Form des Massenmordes d h die ganze armenische Nation durch vollige Abschliessung verhungern zu lassen Am 19 April 1916 wurde Lossow zum Generalmajor befordert und zum deutschen Militarbevollmachtigten in Konstantinopel ernannt Zusammen mit dem osmanischen Kriegsminister Enver Pascha besuchte er die Kriegsschauplatze der turkischen Armee Er berichtete an die deutsche Regierung uber die militarische Lage in der Turkei vermittelte Rustungsauftrage fur die deutsche Industrie und nahm Einfluss auf die Besetzung von Stellen Beispielsweise regte er die Berufung des deutschen Generals Erich von Falkenhayn an die Spitze der osmanischen 6 Armee an 1 Infolge der Revolutionen in Russland und des Zerfalls des Zarenreiches wurde Lossow am 29 April 1918 bevollmachtigt im Namen des Deutschen Reichs einen Praliminarfrieden mit der Transkaukasischen Regierung in Tiflis auszuhandeln Die Reichsregierung hoffte seinerzeit im Kaukasus ein deutsches Protektorat zu errichten Nach dem Zerfall der Transkaukasischen Foderation im Mai 1918 erklarte Georgien seine Unabhangigkeit und bat Lossow um deutschen Schutz 5 Nachkriegszeit und Krisenjahr 1923 Bearbeiten Der infolge einer mehrmaligen Malariainfektion herzkranke Lossow erwog nach Kriegsende seinen Abschied zu nehmen Er entschied sich jedoch anders und wurde in die Reichswehr ubernommen Dort war er zunachst Kommandant der Infanterie Schule in Munchen 1921 wurde Lossow Befehlshaber des Wehrkreises VII Zugleich war er ab Jahresbeginn 1923 Kommandeur der 7 Reichswehrdivision und Landeskommandant der Reichswehr in Bayern Lossow arbeitete mit rechtsextremen Wehrverbanden zusammen liess diese von der Reichswehr ausbilden und teils mit Waffen versorgen So wollte er seine Division fur den Fall eines Burgerkrieges oder eines erneuten Krieges mit Frankreich um Freiwillige verstarken Auch vom Fuhrer der Nationalsozialisten Adolf Hitler zeigte sich Lossow zeitweise beeindruckt Nach dem Aufbegehren gegen die Staatsgewalt wahrend der nationalen Demonstration in Munchen am 1 Mai 1923 ging er jedoch auf Distanz zu Hitler und den Wehrverbanden 1 Am 26 September 1923 rief der mit diktatorischen Vollmachten regierende bayerische Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr den Notstand in Bayern aus am selben Tag verhangte Reichsprasident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand im ganzen Reich Lossows Zwitterstellung erwies sich nun als konflikttrachtig Als Wehrkreisbefehlshaber war er dem Reichswehrminister Otto Gessler als Inhaber der Exekutivgewalt im Reich unterstellt zugleich war seine Aufgabe als Landeskommandant auch der bayerischen Regierung bei offentlichem Notstand Hilfe zu leisten 6 Lossow stellte sich im ausbrechenden Konflikt zwischen der bayerischen und der Reichsregierung offen auf die Seite von Kahrs und verweigerte die Ausfuhrung von Befehlen des Reichswehrministers Aufgrund der Hetzkampagnen des Volkischen Beobachters verbot die Reichsregierung die Zeitung der NSDAP und beauftragte Lossow mit der Durchsetzung Dieser kam dem Befehl jedoch auf Wunsch von Kahrs nicht nach Das veranlasste den Chef der Heeresleitung General Hans von Seeckt Lossow wegen Gehorsamsverweigerung den Abschied nahezulegen Trotz verschiedener Vermittlungsversuche liess sich dieser jedoch nicht bewegen seinen Abschied zu nehmen 7 Daraufhin wurde er am 19 Oktober 1923 von Reichsprasident Ebert und General von Seeckt seiner Amter enthoben und General Kress von Kressenstein mit der Fuhrung der 7 Division und den Aufgaben des Befehlshabers im Wehrkreis VII betraut Das Bayerische Gesamtstaatsministerium beschloss am 20 Oktober Lossow als Landeskommandanten wieder einzusetzen und ihn mit der Fuhrung des bayerischen Teils des Reichsheeres zu betrauen Zwei Tage spater wurde die 7 Division auf die bayerische Regierung vereidigt Diese beging damit einen offenen Bruch der Reichsverfassung 8 Zusammen mit von Kahr und dem bayerischen Polizeichef Hans von Seisser bildete Lossow in Munchen eine Art Triumvirat Ihr Ziel war aber nicht Bayern vom Reich abzutrennen sondern von der bayerischen Ordnungszelle aus auf eine nationale Diktatur in ganz Deutschland zu errichten 9 Obwohl General von Seeckt uber die offene Befehlsverweigerung erbost war lehnte er es ab die Reichsexekution gegen Bayern auszuuben gemass der bereits 1920 beim Kapp Putsch ausgegebenen Parole Truppe schiesst nicht auf Truppe 10 Lossows Rolle beim Hitler Putsch Bearbeiten Am Abend des 8 November 1923 wurde Lossow im Burgerbraukeller von Hitler festgesetzt zusammen mit dem Generalstaatskommissar Gustav von Kahr und dem Befehlshaber der Landespolizei Bayern Hans von Seisser Hitler hatte die Rede des Generalstaatskommissars Kahr durch einen Pistolenschuss an die Decke unterbrochen Lossow hatte zuvor von einer solchen Absicht erfahren und daher den Geheimbefehl erlassen dass die Garnison nur dem Befehl des Stadtkommandanten des Generals Jakob von Danner gehorchen durfe Infolge einer Panne auf dem Polizeiprasidium gluckte die Gefangennahme weiterer Personen Als aber Hitler im angeblichen Auftrag Lossows die Maximilian II Kaserne in seine Gewalt bringen wollte offnete der Offizier vom Kasernentagesdienst den Geheimbefehl und die Sache war zu Ende So kam es am nachsten Tag dem 9 November 1923 nur noch zu dem bekannten Zug zur Feldherrnhalle 11 Spateres Leben Bearbeiten Nach dem gescheiterten Hitlerputsch schlossen die bayerische Regierung und die Reichsregierung einen Kompromiss womit das Einvernehmen zwischen Munchen und Berlin wiederhergestellt wurde und die Inpflichtnahme der 7 Division entfiel Daraufhin trat Lossow am 18 Februar 1924 zuruck 12 Im Hitler Prozess vom Februar Marz 1924 wurde Lossow ausfuhrlich vernommen aber selbst nicht angeklagt Anschliessend zog er sich aus dem offentlichen Leben zuruck 1 Der Bildhauer Arno Breker gestaltete 1935 eine Portratbuste des Generals Literatur BearbeitenFranz Menges Lossow Otto von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 204 f Digitalisat Othmar Hackl Die Bayerische Kriegsakademie 1867 1914 C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Munchen 1989 ISBN 3 406 10490 8 S 514 Weblinks BearbeitenOtto von Lossow Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Franz Menges Lossow Otto von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 204 f Digitalisat Othmar Hackl Die Bayerische Kriegsakademie 1867 1914 C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Munchen 1989 ISBN 3 406 10490 8 S 514 Kai Uwe Tapken Die Reichswehr in Bayern von 1919 bis 1924 Schriftenreihe Studien zur Zeitgeschichte Band 26 Dissertation Uni Bamberg 1999 Kovac Hamburg 2002 ISBN 3 8300 0646 2 Jehuda L Wallach Anatomie einer Militarhilfe Die preussisch deutschen Militarmissionen in der Turkei 1835 1919 Droste Verlag Dusseldorf 1976 S 116 Fritz Fischer Griff nach der Weltmacht Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914 18 Droste Verlag Dusseldorf 1961 2013 Burkhard Asmuss Republik ohne Chance Walter de Gruyter Berlin New York 1994 S 457 Kai Uwe Tapken Die Reichswehr in Bayern von 1919 bis 1924 Schriftenreihe Studien zur Zeitgeschichte Band 26 Dissertation Uni Bamberg 1999 Kovac Hamburg 2002 ISBN 3 8300 0646 2 S 381 Kai Uwe Tapken Die Reichswehr in Bayern von 1919 bis 1924 Kovac Hamburg 2002 ISBN 3 8300 0646 2 S 382 383 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie 3 Auflage Verlag C H Beck Munchen 1998 S 223 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie 3 Auflage Verlag C H Beck Munchen 1998 S 211 Hellmuth Mayer Erlebte Rechtsgeschichte Abschiedsvorlesung PDF in der Christian Albrechts Universitat Kiel am 20 Juli 1965 S 11 12 Kai Uwe Tapken Die Reichswehr in Bayern von 1919 bis 1924 Schriftenreihe Studien zur Zeitgeschichte Band 26 Dissertation Uni Bamberg 1999 Kovac Hamburg 2002 ISBN 3 8300 0646 2 S 404 Normdaten Person GND 128549769 lobid OGND AKS VIAF 25658891 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lossow Otto vonALTERNATIVNAMEN Lossow Otto Hermann von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher GeneralleutnantGEBURTSDATUM 15 Januar 1868GEBURTSORT Hof Saale STERBEDATUM 25 November 1938STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto von Lossow amp oldid 239016386