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Dieser Artikel behandelt den Juristen und Politiker Otto Lenz zum Hygieniker und Bakteriologen siehe Otto Lentz Otto Lenz 6 Juli 1903 in Wetzlar 2 Mai 1957 in Neapel war ein deutscher Jurist und Politiker CDU Er war von 1951 bis 1953 Chef des Bundeskanzleramtes und von 1953 bis zu seinem Tod Mitglied des Deutschen Bundestages Otto Lenz 1951 Das Grab von Otto Lenz und seiner Ehefrau Marieliese geborene Pohl im Familiengrab auf dem Burgfriedhof Bad Godesberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 1 1 Karriere im Justizdienst 1 2 Unterstutzung des Widerstandes gegen die NS Diktatur 1 3 Offentliche Amter nach 1945 1 4 Abgeordneter 1 5 Tod 2 Familie 3 Schriften 4 Literatur 5 Dokumentarfilm 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Beruf BearbeitenOtto Lenz studierte Jura an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg und Philipps Universitat Marburg In Freiburg wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen K D St V Arminia Freiburg im Breisgau und V K D St Rhenania Marburg beide im CV Er bekleidete dort im Wintersemester 1921 22 sowie im Sommersemester 1922 die Charge des Seniors 1925 wurde er an der Universitat Marburg mit der Dissertation Die Haftung bei Gattungsschulden in 279 BGB promoviert 1928 trat er der Zentrumspartei bei 1 Karriere im Justizdienst Bearbeiten Seine erste Anstellung fand Otto Lenz 1928 in Berlin als Assessor in der Abteilung fur Zivilrecht des preussischen Ministeriums der Justiz In den Jahren von 1929 bis 1933 war er Leiter der Pressestelle des Ministeriums Vom Juli 1932 bis zum Marz 1933 war er zugleich personlicher Referent von Heinrich Holscher der als Reichskommissar das Justizministerium leitete bis dieser von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde 2 Otto Lenz wurde daraufhin in die Handelsrechtsabteilung versetzt Trotz des Protestes des NS Rechtswahrerbundes wurde er 1934 zum Landgerichtsdirektor befordert Als er 1938 die Versetzung an ein Gericht ablehnte weil er dem NS Staat nicht als Richter dienen wollte wurde er aus dem Amt entlassen Daraufhin liess er sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder und vertrat u a judische Mandanten deren Eigentum beschlagnahmt oder enteignet worden war 3 Die von Lenz gegrundete Kanzlei existiert bis heute 4 Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er Rechtsberater beim Reichskommissar am Oberprisenhof 5 Unterstutzung des Widerstandes gegen die NS Diktatur Bearbeiten Durch die Donnerstagsgesellschaft einen Kreis ehemaliger Zentrumspolitiker katholischer Beamter und Journalisten kam Lenz in Kontakt zu Widerstandskreisen u a uber Josef Wirmer zu Carl Goerdeler 2 Lenz war im Schattenkabinett Beck Goerdeler fur den Fall eines gelungenen Staatsstreiches als Staatssekretar in der Reichskanzlei beziehungsweise als Verkehrsminister vorgesehen Nach dem gescheiterten Attentat vom 20 Juli 1944 versteckte Lenz Ernst von Harnack in seiner Berliner Wohnung und verteidigte erfolgreich Josef Muller bekannt als Ochsensepp vor dem Reichskriegsgericht gegen die Anklage des Hochverrates Lenz wurde im Oktober 1944 verhaftet 1 im Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof angeklagt und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt Am 28 April 1945 wurde er von sowjetischen Soldaten befreit 3 Harnack wurde am 5 Marz 1945 hingerichtet Offentliche Amter nach 1945 Bearbeiten Otto Lenz war 1945 Mitbegrunder der CDU in Berlin Er war Mitunterzeichner des programmatischen Aufrufs der Christlich Demokratischen Union Deutschlands an die deutsche Offentlichkeit vom 26 Juni 1945 zusammen mit Andreas Hermes Reinhard Moeller Heinrich Vockel Hildegard Staehle Jakob Kaiser Ferdinand Sauerbruch Ernst Lemmer Hans Lukaschek Theodor Steltzer Joseph Ersing Emil Dovifat Otto Nuschke Heinrich Krone Margarete Ehlert Artur Herzog Martin Schwab Paulus van Husen Peter Hensen Theodor Bohner Eberhard Plewe Ernst Hulse Ferdinand Friedensburg Walther Schreiber Otto Heinrich von der Gablentz Elfriede Nebgen Eduard Bernroth Rudolf Peschel Wilhelm Happ Emil Graf Yorck von Wartenburg Johann Eudenbach Friedrich Smend Heinrich F Albert Hans von Arnim 6 Der erste Pressereferent der neugegrundeten Partei die bei der Berliner Stadtverwaltung registriert wurde war Lenz Freund Georg Dertinger der mit weiteren Grundungsmitgliedern der CDU bekannt war wie Ernst Lemmer und Otto Nuschke 7 Ende der 1940er Jahre zog Lenz von Berlin 8 nach Bad Godesberg Von 1951 bis 1953 war Lenz als Staatssekretar Chef des Bundeskanzleramtes In dieser Position bemuhte er sich um den Aufbau einer effektiven Offentlichkeitsarbeit fur die Bundesregierung So war er ab 1951 massgeblich am Aufbau der Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise beteiligt 9 Auf seine Initiative hin grundete die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie die Firma Mobilwerbung Beide Organisationen betrieben gemeinsam sowohl Propaganda fur die Bundesregierung u a fur die Wiederbewaffnung und den NATO Beitritt als auch Wahlkampf fur die CDU vor der Bundestagswahl 1953 10 Lenz war 1956 massgeblich an der Grundung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft beteiligt die ebenfalls die Verteidigungspolitik der Bundesregierung propagandistisch unterstutzte 11 Bis zu seinem Tod war er deren erster Prasident 12 Im Jahr 1953 scheiterten seine Plane ein dem fruheren Propagandaministerium nachempfundenes Informationsministerium das auch die Zustandigkeit fur den von Reinhard Gehlen gefuhrten Geheimdienst gehabt hatte zu schaffen und zu leiten an heftigen Protesten der Presse und am Einspruch der Alliierten Hohen Kommissare 13 Auch nach der Beendigung seiner Tatigkeit als Staatssekretar war er weiterhin auf dem Gebiet der Offentlichkeitsarbeit tatig Unter anderem grundete er 1956 gemeinsam mit Erich Peter Neumann die Zeitschrift Die Politische Meinung Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel meldete im August 1955 Bundeskanzler Konrad Adenauer wolle Lenz als Nachfolger von Theodor Blank zum Bundesverteidigungsminister machen 14 Hierzu kam es aber nicht stattdessen erhielt Franz Josef Strauss dieses Amt Abgeordneter Bearbeiten Von 1953 bis zu seinem Tode gehorte Lenz dem Deutschen Bundestag an Er vertrat den Wahlkreis Ahrweiler im Parlament und gehorte dem Verteidigungsausschuss des Bundestages an 1955 wurde er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates Daneben war er als Rechtsanwalt tatig Tod Bearbeiten Otto Lenz starb am 2 Mai 1957 in einem Vorstadt Krankenhaus von Neapel laut Totenschein an Malaria Perniciosa Uremia 15 Die Tatsache dass er trotz seiner schweren Erkrankung kein besseres Krankenhaus aufgesucht hatte und dass er zuvor anonym in einer Pension auf Ischia gewohnt hatte loste Spekulationen in der Presse aus die eine mogliche Vergiftung andeuteten Erst lange nach seinem Tod wurde die Verwicklung von Otto Lenz in den HS 30 Skandal bekannt Als Rechtsanwalt hatte er die deutsche Tochterfirma der Firma Hispano Suiza Suisse vertreten die 85 Tage vor Lenz Tod den Zuschlag fur die Lieferung von Schutzenpanzern des Typs HS 30 erhalten hatte Als Mitglied des Verteidigungsausschusses war Lenz an dieser Entscheidung beteiligt Vor dem Untersuchungsausschuss zur Aufklarung des HS 30 Skandals sagte ein Zeuge aus Lenz habe hierfur einen grossen Geldbetrag angenommen 16 17 Bewiesen wurden diese Vorwurfe jedoch nie Obwohl Lenz zeitweise zu den wichtigsten Mitarbeitern von Konrad Adenauer gehorte wird er in dessen vierbandigen Erinnerungen nicht erwahnt Familie BearbeitenLenz Sohn Carl Otto 1930 war 1965 bis 1984 Mitglied des Deutschen Bundestages und 1984 bis 1997 Generalanwalt am Europaischen Gerichtshof Schriften BearbeitenDie Haftung bei Gattungsschulden in 279 BGB Dissertation Marburg 1925 Handelsrechtliche Gesetze HGB AktG GmbHG GenG HRV WechsG ScheckG BinnenschG GuterfernverkehrsG mit den wichtigsten Erganzungsgesetzen und verordnungen sowie den wichtigsten Bestimmungen aus den sonstigen Guterverkehrsgesetzen einschliesslich der Einfuhrungsvorschriften fur die neuen Reichsgebiete Kohlhammer Stuttgart 1939 Klaus Gotto Bearb Im Zentrum der Macht Das Tagebuch von Staatssekretar Lenz 1951 1953 Droste Dusseldorf 1989 ISBN 3 7700 0763 8 Literatur BearbeitenArnulf Baring Aussenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie Oldenbourg Munchen 1969 Gunter Buchstab Engagierter Demokrat und begabter Kommunikator Otto Lenz 1903 bis 1957 zum 100 Geburtstag In Die politische Meinung Nr 404 Juli 2003 S 63 71 Gunter Buchstab Otto Lenz 1903 1957 Staatssekretar im Kanzleramt In Gunter Buchstab Brigitte Kaff Hans Otto Kleinmann Hrsg Christliche Demokraten gegen Hitler Aus Verfolgung und Widerstand zur Union Herausgegeben im Auftrag der Konrad Adenauer Stiftung Herder Freiburg im Breisgau 2004 ISBN 3 451 20805 9 S 344 352 Klaus Gotto Lenz Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 233 f Digitalisat Johannes Hoffmann Adenauer Vorsicht und keine Indiskretionen Zur Informationspolitik und Offentlichkeitsarbeit der Bundesregierung 1949 1955 Shaker Verlag Aachen 1995 ISBN 3 8265 0826 2 Hans Edgar Jahn An Adenauers Seite Sein Berater erinnert sich Langen Muller Munchen 1987 ISBN 3 7844 2168 7 Kapitel Begegnung mit dem Staatssekretar im Bundeskanzleramt Dr Otto Lenz S 71 76 Gesellschaft fur Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum e V Munchen Hrsg Widerstand und Verfolgung im CV 1 Auflage Munchen 1983 ISBN 3 922485 01 4 S 131 133 Dokumentarfilm BearbeitenJean Michel Meurice Schwarze Kassen Dokumentarfilm ARTE France Maha und Anthracite Frankreich 2008 70 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Lenz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Lenz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gunter Buchstab Engagierter Demokrat und begabter Kommunikator Otto Lenz 1903 bis 1957 zum 100 Geburtstag In Die Politische Meinung Nr 404 4 Juli 2003 Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Kurzbiographie auf dem Adenauer Portal der Konrad Adenauer Stiftung und der Stiftung Bundeskanzler Adenauer HausEinzelnachweise Bearbeiten a b Winfried Becker u a Lexikon der christlichen Demokratie in Deutschland Schoningh Paderborn 2002 ISBN 3 506 70779 5 S 311 f a b Gunter Buchstab Engagierter Demokrat und begabter Kommunikator Otto Lenz 1903 bis 1957 zum 100 Geburtstag In Die Politische Meinung Nr 404 Juli 2003 S 63 71 hier S 64 a b Gunter Buchstab Engagierter Demokrat und begabter Kommunikator Otto Lenz 1903 bis 1957 zum 100 Geburtstag In Die Politische Meinung Nr 404 Juli 2003 S 63 71 hier S 65 Historie Notare und Rechtsanwalte Heidemann amp Dr Nast abgerufen am 2 Juni 2020 Lenz Godesberg Otto Dr In Martin Schumacher Hrsg M d B Die Volksvertretung 1946 1972 Laade bis Lux KGParl Online Publikationen Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e V Berlin 2006 ISBN 3 7700 5224 2 S 735 736 urn nbn de 101 1 2014070812574 kgparl de PDF 308 kB abgerufen am 19 Juni 2017 Berliner Zeitung 29 Juni 1945 S 2 Peter Joachim Lapp Georg Dertinger Journalist Aussenminister Staatsfeind S 65 Herder Verlag Freiburg im Breisgau u a 2005 ISBN 3 451 23007 0 Otto Lenz wohnte bis dahin in Berlin Dahlem und hatte seine Rechtsanwalts und Notarkanzlei in Berlin Charlottenburg laut Lenz In Amtliches Fernsprechbuch fur Berlin 1948 S 208 Spalte 5 Hans Edgar Jahn An Adenauers Seite Sein Berater erinnert sich Langen Muller Munchen 1987 S 71 106 148 Volker Ilgen Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit Wie die Bundesregierung 1959 ihren Burgern die NATO nahebrachte In COMPARATIV Heft 3 1994 S 69 95 Michael Kunczik Astrid Zipfel Zur Entwicklung staatlicher Offentlichkeitsarbeit in Deutschland In Stephan Becker Sonnenschein Manfred Schwarzmeier Vom schlichten Sein zum schonen Schein Kommunikationsanforderungen im Spannungsfeld von Public Relations und Politik Westdeutscher Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 3 531 13714 X S 13 39 hier S 23 Arnulf Baring Aussenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie Bonns Beitrag zur europaischen Verteidigungsgemeinschaft Oldenbourg Munchen 1969 S 10 Das Uber Ministerium In Der Spiegel Nr 35 1953 S 5 online Es fing so harmlos an In Der Spiegel Nr 39 1953 S 5 f online Um des Kanzlers Ohr In Der Spiegel Nr 40 1953 S 8 online Verteidigungsminister In Der Spiegel Nr 36 1955 S 7 online Alle miteinander In Der Spiegel Nr 27 1969 online Engelmann 1967 S 20 31 47 61 74 f 86 f 92 98 100 104 HS 30 Die Unvollendete In Der Spiegel Nr 47 1967 S 60 82 online 13 November 1967 Titelgeschichte Chef des Bundeskanzleramtes Franz Josef Wuermeling CDU 1949 1951 Otto Lenz CDU 1951 1953 Hans Globke CDU 1953 1963 Ludger Westrick CDU 1963 1966 Werner Knieper parteilos 1966 1967 Karl Carstens CDU 1968 1969 Horst Ehmke SPD 1969 1972 Horst Grabert SPD 1972 1974 Manfred Schuler SPD 1974 1980 Manfred Lahnstein SPD 1980 1982 Gerhard Konow parteilos 1982 Waldemar Schreckenberger CDU 1982 1984 Wolfgang Schauble CDU 1984 1989 Rudolf Seiters CDU 1989 1991 Friedrich Bohl CDU 1991 1998 Bodo Hombach SPD 1998 1999 Frank Walter Steinmeier SPD 1999 2005 Thomas de Maiziere CDU 2005 2009 Ronald Pofalla CDU 2009 2013 Peter Altmaier CDU 2013 2018 Helge Braun CDU 2018 2021 Wolfgang Schmidt SPD seit 2021 Siehe auch Bundeskanzleramt Deutschland und Liste der Chefs des Bundeskanzleramts Normdaten Person GND 118891685 lobid OGND AKS LCCN n90703653 VIAF 64134724 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lenz OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker CDU MdBGEBURTSDATUM 6 Juli 1903GEBURTSORT Wetzlar DeutschlandSTERBEDATUM 2 Mai 1957STERBEORT Neapel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Lenz amp oldid 235641454