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Die nicht zufallige Segregation von Chromosomen ist eine Abweichung von der ublichen Verteilung der Chromosomen bei der Meiose also bei der Segregation des Erbgutes auf die Keimzellen Wahrend ublicherweise gemass der 2 Mendelschen Regel Spaltungsregel homologe Chromosomen zufallig auf die Tochterkerne verteilt werden gibt es verschiedene davon abweichende Modi bei zahlreichen Lebewesen die in den betreffenden Taxa normal sind Sie konnen einzelne Chromosomenpaare Bivalente oder einzelne Chromosomen ohne Paarungspartner Univalente betreffen oder auch ganze Chromosomensatze indem diese gemass ihrer elterlichen Herkunft separiert werden und in aller Regel nur diejenigen mutterlichen Ursprungs an die Nachkommen weitergegeben werden Ausserdem kommt es vor dass nicht homologe Chromosomen koordiniert segregieren Im Resultat handelt es sich um eine Form nicht Mendelscher Vererbung Dieser Artikel beschreibt Falle bei denen eine nicht zufallige Segregation fur die jeweiligen Lebewesen der Normalfall ist oder sehr haufig auftritt Eine verwandte Erscheinung wird als Meiotic Drive oder Segregation Distortion bezeichnet Dabei handelt es sich um eine uberdurchschnittlich haufige Weitergabe Transmission eines einzelnen Chromosoms gegenuber dem homologen Chromosom im Erbgang Dies kann auf einer nicht zufalligen Segregation bei der Meiose beruhen aber auch auf Vorgangen nach der Meiose welche die Transmission des homologen Chromosoms reduzieren Daneben gibt es pathologische Falle die in einer Aneuploidie resultieren und fast immer letal sind Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und fruhe Forschungsgeschichte 2 Einzelne Chromosomen oder Chromosomenpaare 2 1 Blattlause 2 2 Schmetterlinge 2 3 Trauermucken 2 4 Blutenpflanzen 2 5 Fliegen 2 6 Die Schmierlaus Pseudococcus affinis 2 7 Heuschrecken 2 8 Nagetiere 3 Koordinierte Segregation nicht homologer Chromosomen 3 1 Mechanisch gekoppelte Univalente 3 2 Freie Univalente 3 3 Die Maulwurfsgrille Neocurtilla hexadactyla 4 Komplette Chromosomensatze 4 1 Trauermucken 4 2 Gallmucken 4 3 Schildlause 4 4 Pflanzen 5 Bedeutung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHintergrund und fruhe Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Theodor BoveriGemass der 1904 von Theodor Boveri formulierten Chromosomentheorie der Vererbung war zu erwarten dass homologe Chromosomen bei der Meiose zufallig auf die Tochterkerne verteilt werden Erste Untersuchungen zu dieser Frage erschienen in den Jahren 1908 und 1909 Diese Arbeiten befassten sich mit der Spermatogenese bei Blattlausen also der Meiose im mannlichen Geschlecht Bei Blattlausen erfolgt die Geschlechtsbestimmung zumeist nach dem XX X0 Typ Weibchen haben zwei X Chromosomen Mannchen nur eines Allerdings treten Mannchen nur in einer Generation gegen Ende des Jahres auf wahrend ansonsten nur Weibchen vorhanden sind die sich parthenogenetisch fortpflanzen Die Frage war nun wie es erreicht wird dass alle Nachkommen bei der geschlechtlichen Fortpflanzung Weibchen sind Es stellte sich heraus dass die Meiose I inaqual ist also in zwei ungleich grossen Zellen resultiert und das X Chromosom immer in die grossere Tochterzelle gelangt Nur aus dieser gehen nach der Meiose II zwei Spermien hervor wahrend die kleinere Zelle degeneriert So enthalt jedes Spermium wie auch die Eizelle ein X Chromosom und es entstehen nur weibliche Nachkommen XX 1 Ebenfalls 1909 erschien eine Arbeit uber die Spermatogenese der Lederwanze Da sind zwei verschiedene X Chromosomen und kein Y Chromosom vorhanden X1X20 und bei der Meiose I werden beide X Chromosomen demselben Tochterkern zugeteilt Ebenso ist es offenbar generell bei Spinnen von denen in den folgenden Jahren viele Arten untersucht wurden sowie bei verschiedenen Fadenwurmern und bei manchen Blattlausen 2 3 Etwas komplizierter sind die Verhaltnisse bei der amerikanischen Maulwurfsgrille Neocurtilla hexadactyla die Fernandus Payne 1916 beschrieb Hier sind drei Geschlechtschromosomen vorhanden X1X2Y von denen zwei sich paaren wahrend X1 als Univalent ungepaart vorliegt Obwohl wie neuere Untersuchungen bestatigt haben keine mechanische Verbindung besteht gelangt das univalente X Chromosom in denselben Tochterkern der auch das andere X Chromosom erhalt 4 nbsp Thomas Hunt MorganErst nach all diesen Gegenbeispielen erschien 1917 in derselben Zeitschrift wie Paynes Arbeit Journal of Morphology eine Untersuchung von Eleanor Carothers an Heuschrecken die als klarer Beweis fur die erwartete Zufallsverteilung angesehen wurde Wahrend fruhere Untersuchungen sich auf Geschlechtschromosomen beschrankt hatten weil man homologe Autosomen nicht unterscheiden konnte hatte Carothers Versuchstiere gefunden bei denen auch homologe Autosomen zum Teil unterschieden werden konnten Paynes abweichende Befunde wurden in der Folge ignoriert zumal sie bei der Europaischen Maulwurfsgrille nicht bestatigt werden konnten Thomas Hunt Morgan der entscheidend zur Etablierung der damals noch nicht allgemein anerkannten Chromosomentheorie der Vererbung beitrug schrieb in seinem Buch The Physical Basis of Heredity 1919 sogar ausdrucklich es gebe keinerlei widersprechende Indizien gegen die zufallige Segregation maternaler und paternaler Chromosomen there is not a single cytological fact opposed to the free assortment of maternal and paternal chromosomes obwohl ihm die Arbeit seines fruheren Mitarbeiters Payne zweifellos bekannt war Erst 1951 entdeckte Michael J D White diese wieder und bestatigte sie durch eigene Untersuchungen 5 Die dritte grundlegende Variante der nicht zufalligen Segregation bei der die kompletten Chromosomensatze maternaler und paternaler Herkunft voneinander getrennt werden wurde neben einigen weiteren Besonderheiten in den 1920er und 30er Jahren von Charles W Metz und Mitarbeitern bei Trauermucken untersucht 6 Seither sind zahlreiche weitere Gegenbeispiele zur zufalligen Segregation bei sehr verschiedenen Lebewesen beschrieben worden Erst im Jahr 2001 erschien jedoch eine erste Ubersichtsarbeit die genau diesem Thema gewidmet war und sich nicht auf bestimmte Falle beschrankte Die Autoren konstatierten dass die meisten Genetiker keine Kenntnis von nicht zufalligen Segregationen haben oder diese fur seltene Ausnahmen halten Aufgrund der weiten taxonomischen Verbreitung der bekannten Falle argumentieren sie dass die Bedeutung dieser Phanomene bislang unterschatzt wurde 7 Einzelne Chromosomen oder Chromosomenpaare BearbeitenWir betrachten zunachst Falle in denen nur ein einzelnes Chromosomenpaar oder ein einzelnes nicht gepaartes Chromosom Univalent betroffen ist in der Reihenfolge der Erstbeschreibung im jeweiligen Taxon Blattlause Bearbeiten nbsp Parthenogenetische Geburt einer BlattlausWie erwahnt wurde als erstes Beispiel einer nicht zufalligen Segregation schon 1908 das Verhalten des X Chromosoms bei der Spermatogenese von Blattlausen beschrieben Diese Insekten existieren die meiste Zeit des Jahres nur als Weibchen und pflanzen sich parthenogenetisch also ohne Beteiligung von Mannchen fort Dabei findet keine Befruchtung und keine Meiose statt und die aufeinander folgenden Generationen sind genetisch identisch Unter gewissen Bedingungen meistens aufgrund der abnehmenden Tageslange gegen Ende der Vegetationsperiode der Wirtspflanzen tritt eine Generation auf in der auch Mannchen vorhanden sind Dies wird dadurch erreicht dass die beiden bei Weibchen vorhandenen X Chromosomen sich wie bei einer Meiose paaren und ihre Zahl auf 1 reduziert wird so dass Mannchen X0 entstehen 1 Dass nach dieser einen bisexuellen Generation wieder nur Weibchen entstehen beruht wie oben dargestellt darauf dass das X Chromosom bei der Spermatogenese immer derjenigen Tochterzelle zugeteilt wird aus der Spermien hervorgehen Den genaueren Ablauf der Meiose beschrieb Hans Ris 1942 8 Demnach nimmt das X Chromosom in der Anaphase nicht an der Bewegung zu den Polen der Kernteilungsspindel teil sondern wird zwischen den auseinanderweichenden Polen gestreckt Auch wahrend der anschliessenden Furchung Zellteilung verharrt das Chromosom in dieser Position Erst in einem spaten Stadium der Furchung verschiebt sich die Furchungsrinne nach einer Seite und das X Chromosom wird der gegenuberliegenden grosseren Tochterzelle zugeteilt Da nur aus dieser zwei Spermien hervorgehen enthalten alle Spermien wie auch die Eizellen ein X Chromosom Nach der Befruchtung werden Eier abgelegt die bis zum Beginn der nachsten Vegetationsperiode uberdauern und aus denen dann nur Weibchen XX hervorgehen die sich wieder parthenogenetisch fortpflanzen Schmetterlinge Bearbeiten nbsp Die namengebende Rohre mit der die Raupe des Rohren Sacktragers sich umgibtBei Schmetterlingen wird das Geschlecht der Nachkommen nicht wie im unter Tieren haufigsten Fall 9 so auch beim Menschen dadurch bestimmt ob bzw was fur ein Geschlechtschromosom das Spermium beisteuert sondern durch die Ausstattung der Eizelle Bei ihnen ist somit das weibliche Geschlecht heterogametisch das mannliche homogametisch In solchen Fallen spricht man nicht von X und Y Chromosomen sondern von Z und W Chromosomen Mannchen haben zwei Z Chromosomen ZZ Weibchen entweder ein Z und ein W Chromosom ZW oder nur ein Z Chromosom Z0 Ein Beispiel fur den ZZ Z0 Typ ist der Rohren Sacktrager Bei dieser Art untersuchte J Seiler 1920 ein Mitarbeiter Richard Goldschmidts die Vererbung des Geschlechts und das Verhalten des univalenten Z Chromosoms bei der Oogenese Dabei stellte er fest dass das Geschlechterverhaltnis unter den Nachkommen von der Temperatur und vom Alter der Mutter abhangt Bei kuhlen Temperaturen Zimmertemperatur von etwa 12 16 gelangte das Z Chromosom in 57 der untersuchten Falle bei der Meiose I in den Polkorper und nur bei 43 in den kunftigen Eikern Entsprechend fand Seiler bei den Nachkommen einen Uberschuss an Weibchen Umgekehrt wurde das Chromosom im Brutschrank bei 30 37 bevorzugt der Eizelle zugeteilt und es ergab sich ein Uberschuss von 62 mannlichen Nachkommen Ebenso gingen mehr Mannchen hervor wenn die Begattung erst einige Tage nach dem Schlupfen und damit gegen Ende des kurzen Lebens der weiblichen Imago erfolgte 10 Die Meiose pausiert hier wie bei den meisten wirbellosen Tieren in der Metaphase I und wird erst nach der Befruchtung abgeschlossen Vgl Stillstand der weiblichen Meiose Auch bei Schmetterlingen des ZZ ZW Typs fand man Hinweise auf eine nicht zufallige Segregation bei der weiblichen Meiose Bei manchen Arten der Gattungen Danaus und Acraea treten Weibchen auf die nur weibliche Nachkommen ZW hervorbringen Dies beruht offenbar darauf dass das W Chromosom immer in die Eizelle und nicht in die Polkorper gelangt Diese Modifikation der meiotischen Chromosomenverteilung ist erblich und an das W Chromosom gebunden 11 Trauermucken Bearbeiten Die Trauermucken deren Spermatogenese einige Besonderheiten aufweist Zusammenfassung bei Trauermucken Genetik wurden schon erwahnt In der Meiose II tritt eine Besonderheit beim X Chromosom auf Normalerweise werden bei der Meiose II wie bei einer Mitose alle Chromosomen in die beiden Chromatiden aus denen sie bestehen geteilt und diese den beiden Tochterkernen zugeteilt Bei den Trauermucken begibt sich das X Chromosom hingegen vorzeitig zu einem der Spindelpole und teilt sich erst dort oder auf dem Weg dorthin Da nur aus der dort entstehenden Zelle ein Spermium hervorgeht enthalt dieses dann zwei X Chromosomen und die Zygote nach der Befruchtung entsprechend drei Eines dieser X Chromosomen wird in einem fruhen Embryonalstadium eliminiert wodurch die normale weibliche Chromosomen Ausstattung XX wieder hergestellt wird 6 Blutenpflanzen Bearbeiten Den ersten Fall einer nicht zufalligen Segregation einzelner Chromosomen bei einer Pflanze beschrieb Marcus M Rhoades 1942 beim Mais Diese Nicht Zufalligkeit tritt auf wenn eine abnorme Form des Chromosoms Nr 10 vorhanden ist das ein zusatzliches Segment enthalt Da dieses Zusatzsegment im Pachytan der meiotischen Prophase als knotiges Gebilde zu erkennen ist engl knobbed wird das Chromosom als K10 bezeichnet Es tritt besonders bei einigen alten Maissorten der nordamerikanischen Indianer auf Wenn nur ein K10 und ein normales Chromosom 10 vorhanden ist und bei der weiblichen Meiose I das Crossing over in solcher Weise erfolgt dass die Chromatiden verschieden lang sind dann gelangt bei der Meiose II das Chromatid welches das knotige Zusatzsegment enthalt mit etwa 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit in den Embryosack und somit in die Eizelle Das Segment wird also in hohem Mass im Erbgang akkumuliert es weist einen meiotischen Drive auf Das gilt ebenso wenn noch andere Chromosomen das Segment tragen aber nur dann wenn mindestens ein K10 vorhanden ist 12 13 Eine entsprechende Akkumulation von zusatzlichen Chromosomensegmenten wurde auch bei einigen anderen Pflanzenarten beschrieben aber nicht naher untersucht Viel zahlreicher sind Untersuchungen an zusatzlichen Chromosomen den B Chromosomen die keine Homologie mit regularen Chromosomen aufweisen und nur bei einem Teil der Individuen einer Population vorkommen also keine essenziellen Funktionen haben Eine nicht zufallige Segregation von B Chromosomen beschrieb erstmals Catcheside 1950 bei der Guayule Bei diesem strauchformigen Korbblutler paaren sich die B Chromosomen sofern sie in Mehrzahl vorhanden sind bei der Meiose I nicht oder nur fluchtig liegen also zumeist als Univalente vor Dennoch wandern sie in der Anaphase I mit hoher Wahrscheinlichkeit zum selben Pol 14 Da Catcheside nur die mannliche Meiose untersuchte aus der gewohnlich vier fertile Tochterzellen hervorgehen kann daraus nicht geschlossen werden dass die nicht zufallige Segregation zu der fur B Chromosomen allgemein charakteristischen Akkumulation im Erbgang beitragt Anders verhalt es sich bei der weiblichen Meiose bei der drei der vier Tochterkerne degenerieren 1957 beschrieb Hiroshi Kayano bei der japanischen Lilien Art Lilium callosum das Verhalten eines B Chromosoms bei der weiblichen Meiose das zumeist nur in Einzahl vorhanden ist und daher als Univalent vorliegt Er fand dass das Chromosom zu etwa 80 der kunftigen Eizelle zugeteilt wird und entsprechend an 80 der Nachkommen weitergegeben wird 15 Diese Arbeit Kayanos scheint bislang die einzige zu sein in der die Akkumulation eines B Chromosoms infolge einer nicht zufalligen Segregation bei der Meiose in der Embryosackmutterzelle nachgewiesen wurde 16 17 Vielfach wurde dagegen eine Akkumulation von B Chromosomen bei Pflanzen durch eine gerichtete Nondisjunktion bei Mitosen vor oder nach der Meiose beobachtet so erstmals 1960 von Sune Frost beim Pannonischen Pippau 18 Da gelangen haufig beide Chromatiden in dieselbe Tochterzelle Nondisjunktion und dies ist in der Weise gerichtet dass eine Akkumulation im Erbgang resultiert Auf eine nicht zufallige Segregation bei der Meiose kann daher nur geschlossen werden wenn eine gerichtete Nondisjunktion bei Mitosen ausgeschlossen werden kann Dies ist weitgehend gesichert bei dem mediterranen Sageblatt Wegerich Plantago serraria 19 und beim Gefleckten Ferkelkraut 20 Ein weiterer Fall liegt wahrscheinlich beim Knolligen Lieschgras Phleum nodosum vor 21 Fliegen Bearbeiten Ahnlich wie beim Mais tritt auch bei der Taufliege Drosophila melanogaster bei der weiblichen Meiose eine nicht zufallige Segregation auf wenn homologe Chromosomen verschieden lang sind und infolge des Crossing over bei der Meiose II Chromosomen mit verschieden langen Chromatiden vorliegen Dann gelangt mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 70 das kurzere Chromatid in den Eikern Dies wurde 1951 von E Novitski entdeckt 22 23 24 Spater wurde es auch bei Goldfliegen Lucilia und Zwiebelfliegen Hylemya nachgewiesen ist also offenbar ein bei Fliegen weit verbreitetes Phanomen 25 Bei D melanogaster kann es ausserdem auch bei der mannlichen Meiose zu einer nicht zufalligen Segregation kommen Das ist dann der Fall wenn die Geschlechtschromosomen X und Y sich bei der Meiose I nicht paaren Dann gelangen die ungepaarten Chromosomen meistens in dieselbe Tochterzelle Entsprechend treten unter den Nachkommen viele Mannchen vom X0 Typ auf aber uberraschenderweise nur wenige vom XXY Typ Letzteres liegt daran dass die Tochterzellen mit der XY Konstitution in ihrer Entwicklung gestort sind Andererseits sind die X0 Mannchen unfruchtbar Im Endeffekt wird also das beteiligte X Chromosom im Erbgang angereichert Meiotic Drive 26 27 28 Die Schmierlaus Pseudococcus affinis Bearbeiten nbsp Ein Weibchen von Pseudococcus affinisB Chromosomen sind auch im Tierreich verbreitet Bei der Schmierlaus Pseudococcus affinis beschrieb Uzi Nur 1962 eine nicht zufallige Segregation bei beiden Geschlechtern Bei der Oogenese hangt das Segregations Verhalten des B Chromosoms davon ab in welcher Anzahl es vorliegt Sind zwei Bs vorhanden dann paaren sie sich bei der Reduktionsteilung welche hier wie generell bei Schmier und Schildlausen sowie bei Blattlausen die Meiose II ist und segregieren in normaler Weise Ist jedoch nur eines vorhanden dann gelangt es in zwei Dritteln der Falle in den Polkorper und nur im ubrigen Drittel in den Eikern Und ebenso verhalt sich das ungepaarte uberzahlige B Chromosom wenn 3 oder 5 Bs vorhanden sind wahrend die gepaarten normal segregieren Insgesamt besteht im weiblichen Geschlecht also die Tendenz B Chromosomen durch nicht zufallige Segregation aus dem Erbgang auszuschliessen was besonders dann zum Tragen kommt wenn nur eines vorhanden ist Dem steht jedoch im mannlichen Geschlecht eine starke Tendenz zur Akkumulation von B Chromosomen gegenuber Das ist dadurch moglich dass bei dieser Art wie auch bei vielen anderen Schmier und Schildlausen regelmassig die Halfte der Meioseprodukte degeneriert Bei der Reduktionsteilung auch hier Meiose II werden alle B Chromosomen mit etwa 90 iger Wahrscheinlichkeit dem kunftigen Spermienkern zugeteilt 29 Heuschrecken Bearbeiten nbsp Weibchen der Gefleckten KeulenschreckeAuch bei verschiedenen Heuschrecken wurde die Transmission von B Chromosomen untersucht Ebenso wie bei Pflanzen stellte sich heraus dass die Anzahl der B Chromosomen schon vor der Meiose durch mitotische Nondisjunktion zunehmen kann 30 Dagegen fanden Zipora Lucov und Uzi Nur 1973 bei der nordamerikanischen Art Melanoplus femurrubrum ein Beispiel fur nicht zufallige Segregation bei der Oogenese Da nie mehr als ein B Chromosom vorhanden war schied in diesem Fall eine Akkumulation vor der Meiose aus Dennoch wurde dieses Chromosom an etwa 80 der Nachkommen weitergegeben 31 Noch etwas aufschlussreicher war die Untersuchung von Hewitt 1976 bei der Gefleckten Keulenschrecke Hewitt fand dass die B Chromosomen bei Fixierung der Eier in der Metaphase I Zeitpunkt der Eiablage meistens schon in der nach innen gerichteten Halfte der Teilungsspindel anzutreffen waren also in der Nahe des kunftigen Eikerns Dem entsprach die Transmissionsrate von etwa 75 32 Wie haufig eine solche nicht zufallige Segregation von B Chromosomen sonst bei Heuschrecken ist kann bislang nicht abgeschatzt werden Zwar ist von vielen Heuschrecken Arten bekannt dass bei ihnen B Chromosomen vorkommen Nur in wenigen Fallen wurde jedoch deren Transmission untersucht und die nicht zufallige Segregation bei der Meiose ist nur eine von mehreren Moglichkeiten wie eine nicht Mendelsche Transmission zustande kommen kann Eine weitere chromosomale Anomalie welche bei Heuschrecken haufig anzutreffen ist sind zusatzliche Segmente an einzelnen Chromosomen Solche Zusatzsegmente konnen ganz zufallig segregieren und tatsachlich waren es Heuschrecken mit ungleich langen homologen Chromosomen bei denen Carothers 1917 erstmals der Nachweis einer zufalligen Segregation gelang Dagegen fanden Lopez Leon et al 1991 1992 bei zwei Heuschrecken Arten Indizien fur eine nicht zufallige Segregation Bei Eyprepocnemis plorans wird ein Zusatzsegment im weiblichen Geschlecht mit geringerer Wahrscheinlichkeit transmittiert als das normale homologe Chromosom wenn zugleich ein B Chromosom vorhanden ist Das B Chromosom beeinflusst also die Transmission eines regularen Chromosomenpaares wahrend es selbst in diesem Fall den Mendelschen Regeln folgt Der verminderten Transmission des Zusatzsegments liegt sehr wahrscheinlich eine nicht zufallige Segregation bei der Oogenese zugrunde denn die alternative Denkmoglichkeit einer differentiellen Mortalitat der Zygoten konnte ausgeschlossen werden 33 Bei Chorthippus jacobsi untersuchten Lopez Leon et al die Transmission verschiedener Zusatzsegmente an drei verschiedenen Chromosomen Wahrend alle Zusatzsegmente an den Chromosomen M5 und M6 normal transmittiert werden kommt es durchweg zu einer Akkumulation in beiden Geschlechtern wenn ein Zusatzsegment an dem kleinen Chromosom S8 sitzt Auch wenn beide S8 Chromosomen verschieden grosse Zusatzsegmente tragen folgen diese nicht den Mendelschen Regeln sondern es wird bevorzugt das kurzere Segment weitergegeben Auch hier kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine nicht zufallige Segregation bei der Oogenese geschlossen werden Wie die nicht Mendelsche Transmission durch das mannliche Geschlecht erfolgt ist dagegen unklar 34 Nagetiere Bearbeiten Die erste Beschreibung einer nicht zufalligen Segregation bei einem Saugetier erschien 1977 und befasste sich mit dem Waldlemming In manchen Populationen dieser Art sind bis zu 80 der Tiere weiblich Dabei hat ein Teil der Weibchen die mannliche Chromosomen Konstitution XY Dass diese Tiere sich zu Weibchen entwickeln obwohl sie ein Y Chromosom besitzen beruht auf einer Mutation auf dem X Chromosom Bei der Meiose gelangt dieses mutierte Chromosom X haufiger als das Y Chromosom in den Eikern und wird daher mit erhohter Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen transmittiert 11 Ein zweites Beispiel betrifft ein B Chromosom bei dem sibirischen Halsbandlemming Dicrostonyx torquatus Bei der weiblichen Meiose I dieser Art werden ungepaarte B Chromosomen bevorzugt dem kunftigen Eikern zugeteilt und so im Erbgang akkumuliert 35 In sibirischen Populationen der Hausmaus kommt eine abweichende Form des Chromosoms 1 mit zwei Insertionen vor Diese verlangerte Variante wird von heterozygoten Weibchen mit wesentlich grosserer Wahrscheinlichkeit weitergegeben als das normale Chromosom 1 Wie sich herausstellte geschieht das durch nicht zufallige Segregation der homologen Chromosomen bzw Chromatiden bei beiden meiotischen Teilungen Dadurch konnen bis zu 85 der Nachkommen eines heterozygoten Weibchens die Insertionen erhalten 36 Letzteres ist allerdings nur dann der Fall wenn die bei den Kreuzungsversuchen eingesetzten Mannchen nicht ebenfalls Trager dieser Insertionen sind Nahm man stattdessen homozygote Trager dieser Insertionen bei denen also jedes Spermium die Insertionen erhalt dann kehrte sich die Nicht Zufalligkeit bei der weiblichen Meiose um In diesem Fall erhielt nur noch etwa 1 3 der Nachkommen einer heterozygoten Mutter von dieser die Insertionen 37 Dieser uberraschende Einfluss des Spermiums auf die Meiose in der Eizelle ist deshalb moglich weil bei Mausen wie generell bei Wirbeltieren die weibliche Meiose in der Metaphase II pausiert bis die Befruchtung erfolgt vgl Stillstand der weiblichen Meiose Schon seit 1962 ist bekannt dass Mause Weibchen die nur ein X Chromosom besitzen XO fertil sind aber ihre Tochter uberwiegend zwei X Chromosomen haben Wie es dazu kommt war lange unklar aber nach neueren Untersuchungen beruht es offenbar darauf dass das univalente X Chromosom bei der Meiose I bevorzugt dem kunftigen Eikern zugeteilt wird 38 Koordinierte Segregation nicht homologer Chromosomen BearbeitenMechanisch gekoppelte Univalente Bearbeiten Dass zwei nicht homologe Chromosomen bei der Meiose koordiniert segregieren wurde erstmals 1909 bei der Lederwanze beschrieben Bei ihr haben Mannchen zwei verschiedene X Chromosomen X1X20 und diese werden bei der Meiose I beide demselben Tochterkern zugeteilt 2 Spatere Untersuchungen bei anderen Wanzen ergaben dass die X Chromosomen miteinander verbunden sind und ihre Kosegregation offenbar darauf beruhte Dabei konnen bis zu funf verschiedene X Chromosomen vorhanden sein und die meisten Arten haben ausserdem ein Y Chromosom das zum entgegengesetzten Spindelpol wandert 39 Eine derartige Kosegregation mechanisch gekoppelter Geschlechtschromosomen wurde auch bei Spinnen Fadenwurmern Steinfliegen Muschelkrebsen bei einer Schildlaus und bei Kafern beschrieben 2 39 40 Freie Univalente Bearbeiten Bei manchen Blattlaus Arten haben die Mannchen zwei verschiedene X Chromosomen X1X20 die nicht mechanisch verbunden sind und trotzdem bei der Meiose I zum selben Spindelpol gelangen 3 2 Das ist im Einklang mit dem oben beschriebenen Modus der gerichteten Segregation eines einzelnen X Chromosoms Bei anderen Blattlaus Arten kosegregieren vier verschiedene Chromosomen wohl auf diese Weise 41 42 Eine Kosegregation freier Univalente wurde auch bei der Riesenkrabbenspinne Delena cancerides beschrieben Da sind bei Mannchen drei verschiedene X Chromosomen vorhanden die nicht wie bei anderen Spinnen mechanisch verbunden sind und trotzdem demselben Spindelpol zugeteilt werden 43 nbsp Der Strudelwurm Mesostoma ehrenbergiiInteressanter sind solche Falle in denen freie Univalente verschiedener Art in geregelter Weise zu entgegengesetzten Spindelpolen segregieren Das gehort bei der Spermatogenese verschiedener Netzflugler einiger Flohkafer der Grille Eneoptera surinamensis und des Strudelwurms Mesostoma ehrenbergii zum normalen Ablauf der Meiose Netzflugler haben zumeist ein X und ein Y Chromosom die sich bei der Meiose nicht paaren Manche Arten haben jedoch multiple univalente Geschlechtschromosomen und es konnen noch univalente B Chromosomen hinzukommen Sie alle segregieren in geordneter Weise zu den Spindelpolen Dies wird als distance segregation bezeichnet 44 45 46 47 48 Ahnliche Verhaltnisse mit multiplen Geschlechts Univalenten wurden auch bei manchen Flohkafern beschrieben 49 50 39 Bei der Grille Eneoptera surinamensis sind drei freie univalente Geschlechtschromomen X1X2Y vorhanden die bereits zu den Spindelpolen wandern wahrend sich die Autosomen am Spindelaquator versammeln 51 Bei dem Strudelwurm Mesostoma ehrenbergii paaren sich von den funf Chromosomenpaaren bei der Meiose nur drei Es liegen also drei Bivalente und vier Univalente vor und die Univalente segregieren auch hier vor den Bivalenten In fixierten Praparaten sind die Univalente oft nicht korrekt verteilt Den Grund dafur fand Hilary A Oakley als sie den Ablauf am lebenden Objekt beobachtete Demnach bewegen sich die Univalente in der Metaphase I also wenn die Bivalente am Aquator liegen zwischen den Polen hin und her Dabei bewegt sich meist nur ein Univalent und nach einer langeren Pause funf bis zehn Minuten setzt sich ein anderes in Bewegung Dies geht so lange bis alle vier korrekt verteilt sind Danach folgt die Anaphase also die Segregation der gepaarten Chromosomen 52 53 Die Maulwurfsgrille Neocurtilla hexadactyla Bearbeiten nbsp Die amerikanische Maulwurfsgrille Neocurtilla hexadactylaAuch bei der schon eingangs erwahnten amerikanischen Maulwurfsgrille Neocurtilla hexadactyla waren Lebendbeobachtungen der Meiose sehr aufschlussreich Da sind wie bei Eneoptera drei Geschlechtschromosomen X1X2Y vorhanden aber nur X1 liegt als Univalent vor Auch in diesem Fall findet die Segregation der Geschlechtschromosomen schon vor der der Autososomen statt indem das X2Y Bivalent schon in der Metaphase I aus der Metaphaseplatte derart zu einem Spindelpol hin verschoben ist dass das Y Chromosom in dessen Nahe liegt wahrend das univalente X1 bei dem anderen Pol liegt Durch Mikromanipulationsexperimente bei denen sie das Bivalent oder das Univalent in der Spindel verschoben fanden Rene Camenzind und R Bruce Nicklas 1968 heraus dass X1 das aktive Element ist und sich nach der Orientierung des Bivalents richtet Ausserdem stellten die Autoren fest dass zwischen beiden keine mechanische Verbindung besteht 54 Bei einer elektronenmikroskopischen Untersuchung waren jedoch einige Mikrotubuli zu sehen aus denen auch die Spindelfasern bestehen und die hier offenbar eine feine Verbindung zwischen X1 und Y bilden 4 Eine gezielte Bestrahlung dieser Mikrotubuli Verbindung mit UV Mikrostrahlen hatte oft in etwa einem Drittel der Falle zur Folge dass X1 in die andere Spindelhalfte wanderte Denselben Effekt hatte uberraschenderweise auch eine Bestrahlung einer der drei Spindelfasern an denen die Geschlechtschromosomen sassen wahrend eine Bestrahlung autosomaler Spindelfasern keine Auswirkungen hatte Dwayne Wise et al schlossen daraus dass diese vier Mikrotubuli Bundel ein interagierendes Netzwerk bilden das die koordinierte Segregation der Geschlechtschromosomen also die korrekte Zuteilung des X1 ermoglicht 55 Komplette Chromosomensatze BearbeitenTrauermucken Bearbeiten nbsp Eine Trauermucke der Gattung SciaraDas Verhalten der Chromosomen bei der Spermatogenese der Trauermucken ist in mehrfacher Hinsicht sehr ungewohnlich Ein Detail der Meiose II wurde oben schon besprochen weit bemerkenswerter ist jedoch die Meiose I Da unterbleibt die sonst obligatorische Paarung homologer Chromosomen vollstandig und diese werden nach ihrer Herkunft maternal oder paternal voneinander getrennt Ihre Segregation beginnt gleich nach der Auflosung der Kernhulle die Metaphase entfallt und die paternalen Chromosomen gelangen in eine kleine Tochterzelle die wie die Polkorper bei der Oogenese vergeht So erhalten alle Spermien nur die maternalen Chromosomen und die Mannchen fungieren nur als Vermittler zwischen rein weiblichen Vererbungslinien Ungewohnlich ist auch der Bau des Spindelapparats bei dieser Teilung Es handelt sich nicht um eine bipolare Spindel sondern lediglich um eine Halbspindel mit nur einem Pol Die maternalen Chromosomen bewegen sich auf diesen Pol zu die paternalen von ihm weg 6 Manche Trauermucken haben neben den regularen Chromosomen noch keimbahnbegrenzte oder L Chromosomen von engl limited begrenzt die nur in Zellen der Keimbahn vorhanden sind und aus somatischen Zellen eliminiert werden Diese segregieren bei der Spermatogenese mit den maternalen regularen Chromosomen gelangen also unreduziert in das Spermium 56 Diese Verdoppelung ihrer Anzahl wird in einem fruhen Stadium der Embryonalentwicklung ausgeglichen indem uberzahlige L Chromosomen aus dem Zellkern ausgeschieden werden sodass immer genau zwei ubrigbleiben 57 Gallmucken Bearbeiten Auch bei Gallmucken enthalten die Spermien nur den Chromosomensatz maternalen Ursprungs wahrend die paternalen Chromosomen bei der Meiose I eliminiert werden Auch hier unterbleibt die Paarung homologer Chromosomen die Zellteilung ist inaqual und nur die maternalen Chromosomen bewegen sich zu einem Spindelpol wodurch sie in diejenige Tochterzelle gelangen aus der nach der Meiose II zwei Spermien hervorgehen wahrend die andere Tochterzelle zugrunde geht Ausserdem sind zahlreiche keimbahnbegrenzte Chromosomen vorhanden die wie diejenigen der Trauermucken bei den paternalen regularen Chromosomen verbleiben und so eliminiert werden 58 59 Schildlause Bearbeiten nbsp Weibchen schildformig und Mannchen geflugelt einer SchildlausBei den meisten Schildlausen sind die Mannchen parahaploid Obwohl sie zwei Chromosomensatze besitzen sind nur die Chromosomen maternalen Ursprungs aktiv und nur sie werden an die Nachkommen weitergegeben Die Inaktivierung der paternalen Chromosomen erfolgt in einem fruhen Embryonalstadium Blastula indem die Chromosomen stark verdichtet heterochromatisiert werden Das tritt auch beim Menschen auf wo im weiblichen Geschlecht eines der beiden X Chromosomen heterochromatisch wird Die Elimination aus dem Erbgang kann auf verschiedene Weise stattfinden nur eine davon erfolgt bei der Meiose Dies wird als Lecanoiden Chromosomensystem bezeichnet Die Meiose ist bei den Schildlausen wie bei den oben besprochenen Blattlausen invers d h die eigentliche Reduktionsteilung ist die Meiose II Beim Lecanoiden Modus bilden die Chromosomen eine doppelte Metaphaseplatte bei der alle maternalen Chromosomen auf einer Seite liegen und alle paternalen auf der anderen Im Normalfall herrscht hier der Zufall In der Anaphase treten dann die beiden kompletten Satze auseinander und bilden je einen eigenen Tochterkern Da die Meiose II hier nicht mit einer Zellteilung verbunden ist und auch die beiden Tochtergebilde der ersten Teilung sich wieder miteinander vereinigen resultiert schliesslich eine vierkernige Zelle wie allgemein bei der Spermatogenese der Schildlause Von den 4 Kernen werden dann jedoch nur die beiden mit den mutterlichen Chromosomen zu Spermienkernen die anderen beiden verdichten sich immer starker und gehen schliesslich zugrunde 56 60 Pflanzen Bearbeiten nbsp Blute einer HundsroseIm Pflanzenreich ist Polyploidie sehr verbreitet Zumeist handelt es sich um allopolyploide Arten bei denen jedes Chromosom bei der Meiose einen homologen Partner findet Doch gibt es auch Arten mit einer ungeraden Anzahl an Chromosomensatzen Diese konnen sich in aller Regel nur apomiktisch d h unter Umgehung der Meiose und der Befruchtung fortpflanzen weil Univalente bei der Meiose zufallig auf die Tochterkerne verteilt werden Es sind jedoch einige Pflanzen bekannt bei denen die Univalente nicht zufallig verteilt werden und die sich daher sexuell fortpflanzen konnen Das alteste Beispiel sind die Hundsrosen bei denen dies schon 1922 entdeckt wurde Sie sind pentaploid d h sie haben funf Chromosomensatze Von diesen paaren sich bei der Meiose in beiden Geschlechtern nur zwei so dass 7 Bivalente und 21 Univalente vorhanden sind Im weiblichen Geschlecht also in der Embryosackmutterzelle wandern alle Univalente bei der Meiose I ungeteilt zu dem Spindelpol der in Richtung der Mikropyle liegt Da dort dann der Embryosack mit der Eizelle gebildet wird erhalt diese also 4 komplette Chromosomensatze Bei der Pollenmeiose dagegen bleiben viele Univalente in der Anaphase I oder II zuruck sog Lagging und gehen so verloren Dieser Chromosomenverlust ist so hoch dass mehr als 1 10 der Pollenkorner lediglich noch einen haploiden Satz derjenigen Chromosomen enthalt welche bei der Meiose gepaart waren Und da nur diese haploiden Pollenkorner funktionsfahig sind wird bei der Befruchtung der komplette pentaploide Chromosomenbestand wieder hergestellt Auf diese Weise werden 3 der 5 Chromosomensatze ausschliesslich durch die weibliche Linie transmittiert wahrend die beiden ubrigen sich ganz normal verhalten Das Australheidegewachs Leucopogon juniperinus ist triploid und von seinen 3 Chromosomensatzen paaren sich bei der Meiose I nur zwei Die Univalente des dritten Satzes werden gerichtet verteilt und zwar im Unterschied zu den Hundsrosen bei beiden Geschlechtern Die Pollenmeiose ist hier wie auch bei verwandten Arten Tribus Stypheleae mit einer inaqualen Zellteilung verbunden Drei der vier Tochterkerne versammeln sich an einem Ende der zunachst noch ungeteilten Pollenmutterzelle und bilden dort drei kleine Zellen welche sich in der Folge nicht weiterentwickeln Somit geht nur aus einem der Meioseprodukte ein Pollenkorn hervor und dieses ist infolge der gerichteten Segregation der Univalente bei der Meiose I meistens haploid d h die Univalente werden hier nicht durch Lagging sondern durch eine gerichtete Verteilung aus dem Pollenkern eliminiert In der Embryosackmutterzelle hingegen wandern sie mit stark erhohter Wahrscheinlichkeit alle in Richtung der Mikropyle und gelangen so bevorzugt in die Eizelle Obwohl die gerichtete Verteilung bei dieser Art in beiden Geschlechtern keineswegs 100 ig ist und deshalb viele aneuploide Geschlechtszellen entstehen ist sie doch effektiv genug um eine hohe Fertilitat zu ermoglichen 61 Das sudamerikanische Sussgras Andropogon ternatus ist ebenfalls triploid und bei der Meiose bleibt ein Chromosomensatz ungepaart In der Anaphase I bleiben die Univalente bei beiden Geschlechtern zwischen den segregierenden Halb Bivalenten zuruck und bilden einen eigenen dritten Kern welcher in eine der beiden Tochterzellen mit aufgenommen wird Bei der weiblichen Meiose ist dies die der Mikropyle zugewendete Tochterzelle In Ubereinstimmung mit den beiden zuvor besprochenen Pflanzenarten werden die Univalente also gerichtet der mikropylaren Seite zugeteilt Da hier jedoch der Embryosack am anderen der Chalaza zugekehrten Ende der Tetrade entsteht resultiert das in der Eliminierung der Univalente aus dem Erbgang Der Ausgleich dafur erfolgt durch den Pollen indem offenbar nur diejenigen Pollenkorner welche aus den zweikernigen Meiozyten hervorgehen und daher diploid sind sich normal entwickeln und fertil werden 62 Bedeutung BearbeitenFernando Pardo Manuel de Villena und Carmen Sapienza diskutierten 2001 in einem Review das sich auf eine nicht zufallige Segregation einzelner Chromosomen oder Chromosomenpaare beschrankte die Bedeutung dieser Nicht Zufalligkeiten Aus der weiten Verbreitung solcher Erscheinungen bei Pflanzen Insekten und Wirbeltieren und der Vielfaltigkeit des jeweiligen Ablaufs folgern sie dass eine funktionelle Asymmetrie der Spindelpole eine der Voraussetzungen einer nicht zufalligen Segregation wohl grundsatzlich und nicht nur ausnahmsweise vorliegt Dies gilt auch fur den Menschen bei dem eine nicht zufallige Segregation auftritt wenn infolge von Robertson Translokationen strukturell abnorme Chromosomen vorhanden sind 7 An anderer Stelle argumentieren die beiden Autoren fur eine Bedeutung nicht zufalliger Segregation strukturell verschiedener homologer Chromosomen wie bei den Robertson Translokationen bei der Entstehung neuer Arten in der Evolution Speziation 63 Literatur BearbeitenBernard John Meiosis Cambridge University Press Cambridge u a 1990 Kapitel Preferential segregation S 238 247 Fernando Pardo Manuel de Villena Carmen Sapienza Nonrandom segregation during meiosis the unfairness of females In Mammalian Genome 12 S 331 339 2001 PMID 11331939 doi 10 1007 s003350040003Einzelnachweise Bearbeiten a b Hermann Schwartz Der Chromosomenzyklus von Tetraneura ulmi DE GEER In Zeitschrift fur Zellforschung und Mikroskopische 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meiotic behavior of the univalent X chromosome in the bearberry aphid Tamalia Phyllaphis coweni Ckll In Journal of Experimental Zoology 90 S 267 330 1942 Adolf Remane Volker Storch Ulrich Welsch Kurzes Lehrbuch der Zoologie 5 Aufl Fischer Stuttgart 1985 S 291 J Seiler Geschlechtschromosomenuntersuchungen an Psychiden I Experimentelle Beeinflussung der geschlechtsbestimmenden Reifeteilung bei Talaeporia tubulosa Retz In Archiv fur Zellforschung 15 S 249 268 1920 a b Terrence W Lyttle Segregation distorters In Annual Review of Genetics 25 S 511 557 1991 M M Rhoades Ellen Dempsey The effect of abnormal chromosome 10 on preferential segregation and crossing over in maize In Genetics 53 S 989 1020 1966 Gary Y Kikudome Studies on the phenomenon of preferential segregation in maize In Genetics 44 S 815 831 1959 D G Catcheside The B chromosomes of Parthenium argentatum In Genetica Iberica 2 S 139 149 1950 Hiroshi Kayano Cytogenetic studies in Lilium callosum III Preferential segregation of a 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Sparassidae I Chromosome pairing and X chromosome segregation Genome 34 S 561 566 1991 Sally Hughes Schrader Distance segregation and compound sex chromosomes in mantispids Neuroptera Mantispidae In Chromosoma 27 S 109 129 1969 Sally Hughes Schrader Diversity of chromosomal segregational mechanisms in mantispids Neuroptera Mantispidae In Chromosoma 75 S 1 17 1979 Sally Hughes Schrader Chromosomal segregational mechanisms in ant lions Myrmeleontidae Neuroptera In Chromosoma 88 S 256 264 1983 S Nokkala Segregation mechanisms of distance or touch and go paired chromosomes In Kew Chromosome Conference II Hrsg P E Brandham M D Bennett London u a 1983 S 191 194 Seppo Nokkala The meiotic behaviour of B chromosomes and their effect on the segregation of sex chromosomes in males of Hemerobius marginatus Hemerobidae Neuroptera L In Hereditas 105 S 221 227 1986 Niilo Virkki Orientation and segregation of asynaptic multiple sex chromosomes in the male Omophoita clerica ERICHSON Coleoptera Alticidae In Hereditas 57 S 275 288 1967 Niilo Virkki Regular segregation of seven asynaptic sex chromosomes in the male of Asphaera daniela Bechyne Coleoptera Alticidae In Caryologia 21 S 47 51 1968 Guy Claus La formule chromosomique du gryllodea Eneoptera surinamensis DE GEER et le comportement des chromosomes sexuels de cette espece au cours de la spermatogenese Annales des Sciences Naturelles Zoologie 11e Serie 18 S 63 105 1956 Hilary A Oakley Male meiosis in Mesostoma ehrenbergii ehrenbergii In Kew Chromosome Conference II Hrsg P E Brandham M D Bennett London u a 1983 S 195 199 Hilary A Oakley Meiosis in Mesostoma ehrenbergii ehrenbergii Turbellaria Rhabdocoela III Univalent chromosome segregation during the first meiotic division in spermatocytes In Chromosoma 91 S 95 100 1985 Rene Camenzind R Bruce Nicklas The non random chromosome segregation in spermatocytes of Gryllotalpa hexadactyla A micromanipulation analysis Chromosoma 24 S 324 335 1968 Dwayne Wise Peggy J Sillers Arthur Forer Non random chromosome segregation in Neocurtilla hexadactyla is controlled by chromosomal spindle fibres an ultraviolet microbeam analysis In Journal of Cell Science 69 S 1 17 1984 a b Spencer W Brown H Sharat Chandra Chromosome imprinting and the differential regulation of homologous chromosomes In Cell Biology A Comprehensive Treatise Vol 1 Genetic Mechanisms of Cells Hrsg Lester Goldstein David M Prescott New York u London 1977 S 109 189 Sally M Rieffel Helen V Crouse The elimination and differentiation of chromosomes in the germ line of Sciara In Chromosoma 19 S 231 276 1966 Rene Camenzind Thomas Fux Dynamics and ultrastructure of monocentric chromosome movement In Caryologia 30 S 127 150 1977 J J Stuart J H Hatchett Cytogenetics of the Hessian fly II Inheritance and behavior of somatic and germ line limited chromosomes In Journal of Heredity 79 S 190 199 1988 Sally Hughes Schrader Cytology of coccids Coccina Homoptera In Advances in Genetics 2 S 127 203 1948 S Smith White 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