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Die Aneuploidie von altgriechisch ἀn an deutsch nicht altgriechisch eὖ eu deutsch gut wohl gehorig recht und ploid fach das sich aus dem Wortstamm von altgriechisch ἁploῦs haplus deutsch einfach und altgriechisch diploῦs diplus deutsch zweifach usw herleitet ist eine Genommutation numerische Chromosomenaberration bei der einzelne Chromosomen in einer vom ublichen Chromosomensatz abweichenden Anzahl vorhanden sind also entweder ofter weniger oft oder ganz fehlen Liegt keine Aneuploidie vor spricht man von Euploidie Inhaltsverzeichnis 1 Formen 2 Aneuploidien beim Menschen 3 Aneuploidie Screening 4 Aneuploidie und Krebsentstehung 5 EinzelnachweiseFormen BearbeitenFolgende Formen konnen auftreten Nullisomie ein homologes Chromosomenpaar fehlt Monosomie ein einzelnes Chromosom fehlt Gelegentlich wird auch die Deletion eines grosseren Chromosomenstuckes als partielle Monosomie bezeichnet Polysomie mindestens ein homologes Chromosom ist zu viel Spezialfall Trisomie ein homologes Chromosom ist zu viel Aneuploidien beim Menschen BearbeitenIm Gegensatz zu anderen genetischen Modellorganismen kommt Aneuploidie beim Menschen haufig vor Es wird abgeschatzt dass etwa 10 bis 30 Prozent der befruchteten menschlichen Eizellen eine inkorrekte Chromosomenzahl aufweisen in der Regel Trisomie oder Monosomie Aneuploidie ist damit eine haufige Ursache fur Fehlgeburten Etwa ein Drittel der uberpruften Foten bei Fehlgeburten wiesen Aneuploidie auf was diese zur wichtigsten Einzelursache macht Etwa 0 3 Prozent der lebendgeborenen Kinder weisen Aneuploidie auf meist entweder Trisomie 21 oder eine Aneuploidie der Geschlechtschromosomen Da bei den weiblichen Keimzellen die zweite meiotische Teilung erst nach der Befruchtung erfolgt treten Fehler bei der Segregation der Chromosomen die zu Aneuploidie fuhren bei Eizellen haufiger auf als bei Spermien Damit der physische Kontakt zwischen den Chromosomen bei der Anaphase I nicht verloren geht ist in jedem Chromosom mindestens ein Chiasma verursacht durch Crossing over erforderlich die Crossing over Rate liegt daher bei Eizellen weitaus hoher als bei Spermien 1 Ein fehlendes Autosom oder ein Fehlen des X Chromosoms beim Mann ist letal der Nachwuchs ist nicht lebensfahig Zellen mit zusatzlichen Gonosomen sind lebensfahig zusatzliche Autosomen fuhren in der Regel zu schwerwiegenden Behinderungen falls ein Uberleben uberhaupt moglich ist Monosomie X Turner Syndrom bei der Frau fehlt ein X Chromosom Distale Monosomie 3p 2 Partielle Monosomie 9p 3 Monosomie 9p Alfi Syndrom 4 Nablus mask like facial Syndrom Monosomie 8q22 1 Trisomie 8 Warkany Syndrom 2 das Chromosom 8 liegt dreifach trisom in allen oder einigen Korperzellen vor Trisomie 9 das Chromosom 9 liegt dreifach trisom in allen oder einigen Korperzellen vor Trisomie 13 Patau Syndrom D1 Trisomie das Chromosom 13 liegt dreifach trisom in allen oder einigen Korperzellen vor Trisomie 18 Edwards Syndrom E1 Trisomie das Chromosom 18 liegt dreifach trisom in allen oder einigen Korperzellen vor Trisomie 21 Down Syndrom das Chromosom 21 liegt komplett oder partiell dreifach trisom in allen oder einigen Korperzellen vor Klinefelter Syndrom das X Chromosom beim Mann liegt doppelt vor ublich ist ein X Chromosom Poly X Syndrom das X Chromosom bei der Frau liegt mehrfach vor ublich sind zwei X Chromosomen Am haufigsten ist das Triple X Syndrom XYY Syndrom das Y Chromosom des Mannes liegt doppelt vor Krebszellen sind haufig aneuploid Gegenstand der Forschung ist ob die Aneuploidie von Krebszellen Ursache oder Folge der Erkrankung ist 5 6 Aneuploidie Screening BearbeitenDas Aneuploidie Screening ist eine Form der Praimplantationsdiagnostik PID bei der ein in vitro erzeugter Embryo auf das Vorliegen einer Aneuploidie hin untersucht wird Wahrend die PID zum Nachweis eines bestimmten Gendefekts eine sogenannte molekulargenetische Untersuchung auf der Ebene der DNA darstellt ist das Aneuploidie Screening eine zytogenetische Untersuchung zur Abklarung der Zahl und Struktur der einzelnen Chromosomen Aneuploidien gelten gemeinhin als ursachlich fur einen Grossteil der Fertilitatsstorungen Ziel des Aneuploidie Screenings ist es Embryonen mit einem normalen Chromosomensatz euploide Embryonen fur den Transfer auszuwahlen Man erhofft sich so die Erfolgsrate der In vitro Fertilisation steigern zu konnen 7 Aneuploidie und Krebsentstehung BearbeitenTheodor Boveri beobachtete vor mehr als einem Jahrhundert die Aneuploidie in Krebszellen Er schlug vor dass Krebszellen von einer einzigen Vorlauferzelle abstammen die das Potenzial zur unkontrollierten kontinuierlichen Proliferation erwirbt 8 Heute ist bekannt dass Aneuploidie bei praktisch allen Krebsarten beobachtet wird 9 10 Der Gewinn und Verlust von chromosomalem Material in neoplastischen Zellen wird als ein Prozess der Diversifizierung angesehen der zum Uberleben der fittesten Zellklone fuhrt Nach Darwins Evolutionstheorie bestimmt die Umwelt die Grunde dafur wie die Selektion stattfindet und die genetischen Merkmale die fur eine bessere Anpassung erforderlich sind Dieses Konzept lasst sich auf den Prozess der Karzinogenese ubertragen und verbindet die Fahigkeit von Krebszellen sich an verschiedene Umgebungen anzupassen und einer Chemotherapie zu widerstehen wobei die genomische Instabilitat die treibende Kraft der Tumorentwicklung und progression ist Mutationen sind seit langem als Hauptursache der Genominstabilitat in Krebszellen bekannt Eine alternative Hypothese besagt jedoch dass Aneuploidie eine primare Ursache fur Genominstabilitat sei und nicht nur eine einfache Folge des malignen Transformationsprozesses Laut einer 2008 veroffentlichten Studie sei es sehr wahrscheinlich dass beide Phanomene eng miteinander verbunden sind Darin wurde der epigenetische Ursprung von aneuploiden Zellen untersucht Epigenetische Vererbung ist definiert als zellulare Information ausser der DNA Sequenz selbst die wahrend der Zellteilung vererbbar ist DNA Methylierung und Histon Modifikationen umfassen zwei der wichtigsten epigenetischen Modifikationen die fur viele physiologische und pathologische Zustande einschliesslich Krebs bedeutsam sind Aberrante DNA Methylierung ist die haufigste molekulare Lasion bei Krebszellen sogar haufiger als Genmutationen Tumorsuppressor Gen Silencing durch CpG Insel Promoter Hypermethylierung sei moglicherweise die haufigste epigenetische Modifikation in Krebszellen Epigenetische Eigenschaften von Zellen konnen durch verschiedene Faktoren wie Umwelteinflusse bestimmte Nahrstoffmangel Strahlung usw verandert werden Einige dieser Veranderungen wurden mit der Bildung von aneuploiden Zellen in vivo in Verbindung gebracht Es gibt immer mehr Hinweise darauf dass Aneuploidie durch chromosomale Instabilitat erzeugt und verursacht wird Die Ergebnisse der Studie unterstutzen die Annahme dass in diesem Kontext nicht nur die Genetik sondern auch die Epigenetik in erheblichem Masse zur Bildung aneuploider Zellen beitragt 8 Einzelnachweise Bearbeiten Terry Hassold Patricia Hunt To err meiotically is human the genesis of human aneuploidy In Nature Reviews Genetics Nr 2 2001 S 280 291 doi 10 1038 35066065 Monosomie 3p distale In Orphanet Datenbank fur seltene Krankheiten Chromosom 9p Deletion partielle In Orphanet Datenbank fur seltene Krankheiten Monosomie 9p In Orphanet Datenbank fur seltene Krankheiten Peter Duesberg Das Chaos in den Chromosomen In Spektrum der Wissenschaft Heft 10 07 S 55 ff Drazen Zimonjic Mary W Brooks Nicholas Popescu Robert A Weinberg William C Hahn Derivation of human tumor cells in vitro without widespread genomic instability In Cancer Research Band 61 Nr 24 15 Dezember 2001 S 8838 8844 PMID 11751406 Der Text dieses Abschnittes entstammt ganz oder teilweise der Botschaft zur Anderung der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich Art 119 BV sowie des Fortpflanzungsmedizingesetzes Praimplantationsdiagnostik vom 7 Juni 2013 des Schweizerischen Bundesrates S 5862 Dieser Text untersteht nach Art 5 Abs 1 Bst c des schweizerischen Urheberrechtsgesetzes nicht dem Urheberrechtsschutz a b Luis A Herrera Diddier Prada Marco A Andonegui Alfonso Duenas Gonzalez The Epigenetic Origin of Aneuploidy In Current Genomics Marz 2008 Band 9 Nr 1 S 43 50 doi 10 2174 138920208783884883 PMC 2674307 freier Volltext Pascal H G Duijf Nikolaus Schultz Robert Benezra Cancer cells preferentially lose small chromosomes In International Journal of Cancer IJC Band 132 Nr 10 15 Mai 2013 S 2316 2326 doi 10 1002 ijc 27924 Geert J P L Kops Beath A A Weaver Don W Cleveland On the road to cancer aneuploidy and the mitotic checkpoint In Nature Reviews Cancer Nr 5 2005 S 773 785 doi 10 1038 nrc1714 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4112524 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aneuploidie amp oldid 233094685