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Die Karzinogenese auch Krebsentstehung oder Onkogenese ist die Entstehung und Entwicklung von Tumoren bis hin zum Krebs durch Mutation oder epigenetische Veranderungen in Zellen Sie umfasst die Einflussfaktoren der Krebsentstehung die Mechanismen der Zelltransformation und die medizinische Einteilung in formale und histologische Stadien des Tumorentstehungsprozesses Die Karzinogenese ist ausserst komplex und zum Teil noch unverstanden Inhaltsverzeichnis 1 Mogliche Stufen 1 1 Initiation 1 2 Promotion 1 3 Progression 2 Zeitdauer 3 Historisches 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseMogliche Stufen BearbeitenHeutzutage wird die Karzinogenese als Mehrstufenprozess gesehen 1 der zumindest aus den Phasen Initiation Promotion und Progression besteht 2 3 4 Initiation Bearbeiten Die Initiation Auslosung stellt den ersten Schritt der Karzinogenese dar Eine Zelle erfahrt eine von einem Karzinogen ausgeloste Mutation Wenn diese Mutation nicht durch eine DNA Reparatur beseitigt oder die Zelle nicht durch die Apoptose Zelltod ausgeschaltet wird dann persistiert die Mutation und sie ist irreversibel Wichtig dabei ist dass die Mutation in einem Gen vorliegen muss welches fur die Kontrolle des Zellzyklus und der Zellteilung zustandig ist wie es bei Tumorsuppressorgenen der Fall ist Das sind Gene welche die Zellteilung und den Zellzyklus kontrollieren indem sie ein unkontrolliertes Wachstum hemmen Karzinogene oder genotoxische Stoffe die eine Initiation auslosen weisen keine Schwellenwerte auf unterhalb derer keine Gefahr fur eine Mutation besteht Das bedeutet dass auch kleinste Mengen eines Karzinogens eine Genveranderung bewirken konnen Promotion Bearbeiten In der Promotion Forderung dem zweiten Schritt einer Krebsentwicklung findet ein Wachstumsstimulus der initiierten Zelle statt Die Zelle welche eine Mutation erfahren hat wird durch einen Wachstumsreiz vermehrt Dieser Wachstumsreiz kann einerseits von nicht genotoxischen Karzinogenen stammen die z B zwar eine Entzundung fordern aber nicht gezielt eine Mutation im Genom auslosen Andererseits kann der Wachstumsreiz durch Einwirkungen entstehen wie z B Hormone die den Wachstumsstimulus durch sogenannte Wachstumsfaktoren fordern Durch diese Art von Wachstumsreiz wachst das Mammakarzinom Das Hormon Ostrogen sendet Wachstumssignale sodass die Tumorzelle zur Teilung Proliferation angeregt wird Wenn eine Entzundung die als eine Promotion in der Krebsentwicklung agiert stattfindet dann werden Hormone zur Wundheilung durch Zellproliferation freigesetzt die sich an die Oberflachenrezeptoren koppeln und damit einen Wachstumsreiz auf die Zelle ausuben Dies ist der Fall bei Morbus Crohn der zum Dunndarmkarzinom fuhren kann oder bei einer Mastopathie die Mammakarzinome hervorrufen kann Denn durch diese Entzundungen werden Zellen zur Teilung angeregt Die initiierte Zelle gibt durch die Zellproliferation ihren DNA Schaden an die Tochterzelle weiter Die sich proliferierende Zelle weist eine instabile DNA auf wodurch das Risiko fur weitere Mutationen in Tumorsuppressorgenen steigt Durch den stetigen Wachstumsreiz und die Zellproliferation entsteht ein praneoplastisches Stadium also die Vorstufe eines Krebses Neoplasie Es ist ein benigner gutartiger Tumor entstanden der begrenzt wachst und noch nicht metastasiert Bei jeder Zellproliferation steigt jedoch das Risiko fur neue Mutationen sodass sich ein maligner bosartiger Tumor bilden kann Die Promotion ist in den fruhen Phasen reversibel und man konnte einen Schwellenwert festlegen unterhalb dessen kein Wachstumsstimulus auf die initiierte Zelle ausgeubt wird Ohne Promotion kann kein Krebs entstehen da sich die initiierten Zellen nicht vermehren konnen Dies konnte auch erklaren weshalb das Risiko eines Karzinoms nach dem Ende der Exposition durch Karzinogene in manchen Fallen sinkt wie es beispielsweise bei Zigarettenrauchern der Fall sein kann Nach Aufgabe des Zigarettenrauchens wird keine Promotion auf die moglicherweise initiierten Zellen ausgeubt sodass keine weiteren Mutationen mehr gesammelt werden und es zu einer Regression des bereits bestehenden praneoplastischen Stadiums kommen kann Progression Bearbeiten Die dritte Stufe ist durch eine Progression Steigerung gekennzeichnet Da die Zellen im praneoplastischen Stadium weitere Mutationen in Tumorsuppressorgenen durch karzinogene Einwirkung erfahren haben und zahlreiche Protoonkogene in Onkogene umgewandelt worden sind findet nun die eigentliche maligne Transformation statt Die Zelle ist potenziell bosartig und teilt sich stetig ohne Unterbrechung sie ist immortal also unsterblich geworden Nach zahlreichen Zellteilungen wird eine Tumormasse aufgebaut und die Zellen entdifferenzieren sich zunehmend gleichen also nicht mehr den anderen Zellen im Zellverband bzw weisen andere Merkmale auf Die Tumorzellen verdrangen gesundes Gewebe Aus noch unbekannten Grunden bekommen die Tumorzellen die Fahigkeit zur Metastase also Tochtergeschwulste in anderen Korperregionen zu bilden Man vermutet jedoch dass auch hierfur weitere Mutationen benotigt werden In der Progression dem letzten Stadium der Tumorgenese entfalten die Tumorzellen ihr gefahrliches Potenzial durch die Metastasierung Sie kann bei einigen Krebsarten wenige Monate nach einer Krebsdiagnose zum Tod des betroffenen Patienten fuhren Zeitdauer BearbeitenDie Krebsentwicklung vollzieht sich langsam und uber Jahre und Jahrzehnte Diese Dauer bezeichnet man als Latenzzeit und sie kann sich auf bis zu 20 40 Jahre bemessen Warum eine so lange Entwicklungsdauer benotigt wird ist unbekannt aber moglicherweise spielen endogene Faktoren wie individuell verschiedene Reparaturkapazitat oder Metabolisierungskapazitat eine grosse Rolle ebenso wie die Tatsache dass man einige unabhangige Mutationen benotigt um eine normale Zelle voll entarten zu lassen 4 2 Historisches Bearbeiten1964 wies Philip D Lawley am Chester Beatty Research Institute heute Institute of Cancer Research London anhand von Experimenten mit Senfgas als Erster nach dass nicht wie bis dahin vermutet Proteine sondern die DNA das Hauptziel fur krebserregende Chemikalien ist 5 Siehe auch BearbeitenTumor Dormancy Peto s paradoxEinzelnachweise Bearbeiten Hanahan D and Weinberg R A The hallmarks of cancer In Cell 100 Jahrgang Nr 1 2000 S 57 70 PMID 10647931 a b Toxikologie H Marquardt S Schafer H Barth 3 Auflage 2013 Sascha Beneke Biomedizin II Chemische Carzinogenese und ihre Mechanismen PDF Nicht mehr online verfugbar 28 Oktober 2005 archiviert vom Original am 4 Marz 2014 abgerufen am 28 Mai 2021 a b Toxikologie von Arbeitsstoffen Hermann Bolt IfADo Dortmund Stand 2005 PDF 2 2 MB Stanley Venitt und David H Phillips Philip D Lawley 1927 2011 In Nature Band 482 2012 S 36 doi 10 1038 482036a Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karzinogenese amp oldid 222274751