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Der Embryosack oder Megagametophyt ist der weibliche Gametophyt in der Samenanlage der Samenpflanzen Er enthalt die Eizelle den weiblichen Gameten Im Unterschied zu den sonstigen Teilen der Pflanze ist er nicht diploid sondern haploid denn die Embryosackzelle aus der er sich entwickelt geht aus einer Meiose Reduktionsteilung hervor Der ebenfalls haploide mannliche Gametophyt befindet sich im Pollenkorn Schema des Embryosacks einer bedecktsamigen Pflanze Die umgebenden Integumente blau sind nicht Teil des Embryosacks Der Aufbau des Embryosacks wurde erstmals 1849 von Wilhelm Hofmeister beschrieben 1851 zeigte er als Erster dass bei den Samenpflanzen wie bei den Farnen und Moosen ein Wechsel von geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Generationen Generationswechsel vorliegt und dass der Embryosack dem weiblichen Gametophyten der Farne und Moose entspricht Homologie 1 Den genauen Ablauf der Entwicklung beschrieb Eduard Strasburger 1879 zuerst bei einem Vogelknoterich Polygonum 2 In der Embryosackzelle finden zunachst freie Kernteilungen Mitosen ohne Zellteilung statt und erst spater werden Zellmembranen und teils auch dunne Zellwande ausgebildet Der vollstandig entwickelte Embryosack besteht dann im haufigsten Fall bei den meisten Bedecktsamern aus sieben Zellen der Eizelle und zwei Synergiden die zusammen den Eiapparat bilden und an einem Ende des langlichen Embryosacks liegen des Weiteren aus der grossen Zentralzelle und drei Antipoden am anderen Ende Die Zentralzelle enthalt anfangs zwei Zellkerne die dann miteinander zu einem diploiden Kern verschmelzen Die Eizelle ist fast vollstandig von den Synergiden umgeben und der ganze Eiapparat ist mit Ausnahme seiner Verbindung zur Wand des Embryosacks von der Zentralzelle umschlossen Bei der Befruchtung bildet das Pollenkorn einen Pollenschlauch der gewohnlich durch die Mikropyle zum Eiapparat vordringt Dort entlasst er zwei Spermazellen die mannlichen Gameten in eine der Synergiden Eine Spermazelle befruchtet dann die Eizelle woraus die Zygote und aus dieser dann der diploide Embryo hervorgeht Die andere Spermazelle befruchtet die diploide Zentralzelle und daraus geht das triploide Endosperm als Nahrgewebe hervor Diese doppelte Befruchtung ist eine Besonderheit der Bedecktsamer zu der keine Parallele bei anderen Lebewesen bekannt ist Bei den nacktsamigen Pflanzen Gymnospermae zu denen unsere Nadelbaume die tropischen Palmfarne und der Ginkgo gehoren ist der Embryosack sehr viel grosser und besteht aus zahlreichen Zellen Dies ist der evolutionar ursprungliche Zustand Die winzigen wenigzelligen Embryosacke der Bedecktsamer sind das Ergebnis einer extremen Reduktion Am weitesten geht diese bei den Nachtkerzengewachsen und den Seerosenartigen bei denen die Antipoden fehlen und die Zentralzelle nur einen haploiden Kern enthalt 3 Entwicklung des Embryosacks bei Polygonum Normaltyp und bei LiliumNeben dem oben beschriebenen Normalfall gibt es bei Bedecktsamern viele Abweichungen bei der Entwicklung des Embryosacks Dies beginnt schon bei der vorangehenden Meiose Aus dieser gehen gewohnlich vier in einer Reihe liegende Tochterzellen hervor von denen drei zugrunde gehen und die ubrigbleibende als Embryosackzelle sich zum Embryosack entwickelt Bei manchen Bedecktsamern unterbleibt jedoch die Zellteilung nach der zweiten meiotischen Kernteilung Meiose II und es entstehen zwei Tochterzellen mit jeweils zwei Kernen von denen eine vergeht und die andere zum Embryosack wird Im Extremfall findet auch nach der Meiose I keine Zellteilung statt und es resultiert ein vierkerniger Coenocyt der sich in vielfaltiger Weise weiterentwickeln kann Zum Beispiel vereinigen sich bei Lilien bei der ersten Kernteilung Mitose nach den beiden meiotischen Teilungen drei Kernteilungsspindeln und es entstehen zwei triploide Tochterkerne s Abb Einen anderen Sonderfall zeigen die schon erwahnten Nachtkerzen Da entwickelt sich in Umkehrung der Verhaltnisse beim Normaltyp Polygonum nach der Meiose nur die oberste der vier Zellen weiter und nach nur zwei Mitosen wird ausser dem Eiapparat nur ein haploider Kern in der Zentralzelle angelegt wahrend Antipoden fehlen 4 Die grosste Variabilitat zeigen unter den Bestandteilen des Embryosacks die Antipoden Vielfach sterben sie bald ab in anderen Fallen entwickeln sie aber einen regen Stoffwechsel und scheinen an der Versorgung der Zentralzelle mit Nahrstoffen beteiligt zu sein Bei Grasern vermehren sie sich bis zu annahernd hundert Zellen 5 Die Synergiden haben eine essenzielle Funktion bei der Befruchtung Siphonogamie und man nimmt an dass sie Substanzen ausscheiden die den Pollenschlauch anlocken Chemotropismus Bei manchen Pflanzen Bleiwurzgewachse fehlen sie allerdings und ihre Funktionen werden von der Eizelle ubernommen 6 Literatur BearbeitenLexikon der Biologie Embryosack Spektrum Heidelberg 1999 M T M Willemse J L van Went The female gametophyte In B M Johri Hg Embryology of Angiosperms Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984 Nachdruck 2011 S 159 196 Einzelnachweise Bearbeiten Ilse Jahn Hrsg Geschichte der Biologie 3 Aufl Sonderausgabe Nikol Hamburg 2004 ISBN 978 3 937872 01 8 S 315 B M Johri Hg Embryology of Angiosperms Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984 S 1f C Baroux C Spillane U Grossniklaus Evolutionary origins of the endosperm in flowering plants In Genome biology Band 3 Nummer 9 August 2002 S reviews1026 PMID 12225592 PMC 139410 freier Volltext Review B M Johri Hg Embryology of Angiosperms Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984 S 159f Naheres zu Lilium auf S 12 B M Johri Hg Embryology of Angiosperms Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984 S 188 190 B M Johri Hg Embryology of Angiosperms Springer Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984 S 178 181 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Embryosack amp oldid 234195436