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Das Naturschutzgebiet Kiebitzbrack liegt in den Vierlanden auf der Grenze der Hamburger Stadtteile Kirchwerder und Neuengamme in den Gemarkungen Ost Krauel und Neuengamme Es bildet heute den Beginn der Gose Elbe Die Landschaft des 29 Hektar grossen Naturschutzgebietes wird von funf Bracks gepragt unter denen das grosste das namensgebende Kiebitzbrack ist Es hat nach Suden Verbindung zum Mittelbrack und Deichbrack Rundbrack und Langenbrack liegen im Osten des Gebietes Im Sudosten ist das Naturschutzgebiet Kiebitzbrack durch den Elbdeich vom aussendeichs gelegenen Naturschutzgebiet Zollenspieker getrennt das sich von hier aus entlang der Elbe nach Westen erstreckt Naturschutzgebiet Kiebitzbrack IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBlick vom Kraueler Hauptdeich aufs DeichbrackBlick vom Kraueler Hauptdeich aufs DeichbrackLage Hamburg DeutschlandFlache 30 haWDPA ID 164062Geographische Lage 53 24 N 10 14 O 53 40678 10 236938055556 Koordinaten 53 24 24 N 10 14 13 ONaturschutzgebiet Kiebitzbrack Hamburg Einrichtungsdatum 1985Verwaltung BSUDas Naturschutzgebiet ist von landwirtschaftlich genutzten Flachen umgeben Im Suden und Westen schliesst sich uberwiegend Grunland im Norden schliessen sich Acker beziehungsweise Gartenbau Flachen an Inhaltsverzeichnis 1 Schutzstatus 2 Gewasser und ihre Entstehungsgeschichte 3 Boden 4 Lebensraume 5 Fauna 5 1 Vogel 5 2 Amphibien und Reptilien 5 3 Fische 5 4 Libellen 5 5 Heuschrecken 5 6 Tagfalter 5 7 Schnecken und Muscheln 6 Erreichbarkeit 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSchutzstatus BearbeitenDas Kiebitzbrack wurde am 26 Marz 1985 durch Verordnung vom Senat als Naturschutzgebiet ausgewiesen 1 Am 22 Dezember 1999 erfolgte in einem Gebietskomplex zusammen mit dem Naturschutzgebiet Zollenspieker gemass Richtlinie 92 43 EWG eine Benennung als Fauna Flora Habitat Gebiet FFH Gebiet Damit ist es als Natura 2000 Gebiet Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems und wird vom Naturschutzbund Deutschland betreut 2 3 Das Naturschutzgebiet Kiebitzbrack beinhaltet nach der Fauna Flora Habitat Richtlinie den Lebensraumtyp Nr 3150 Naturliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Fur das Naturschutzgebiet Kiebitzbrack sind drei Tierarten als Erhaltungsziel nach Anhang II der FFH Richtlinie gemeldet Der Steinbeisser Fisch die Zierliche Tellerschnecke und die Bauchige Windelschnecke Gewasser und ihre Entstehungsgeschichte BearbeitenIm 11 Jahrhundert wurde in den Vier und Marschlanden mit Eindeichungen begonnen Zu jener Zeit bildeten Gose Elbe und Dove Elbe den Hauptstrom der Elbe Es kam immer wieder zu verheerenden Deichbruchen und unterspulungen Durch die mit Wucht einstromenden Wassermassen kam es binnendeichs zur Auskolkung tiefer Locher die auch nach Ablaufen der Sturmfluten wasserfuhrend blieben Die so entstandenen Bracks waren so tief dass man sie nicht wieder auffullte und die neuen Deiche um sie herumfuhrte Um die Gefahrdung durch Sturmfluten zu verringern wurden zwischen 1314 und 1344 die drei Arme der Gose Elbe und 1471 auch die Dove Elbe gegen die Elbe abgedammt Die heutigen Gewasser im Naturschutzgebiet entstanden aus einem verlandenden Altarm der Gose Elbe und mehreren Bracks Aus historischem Kartenmaterial lasst sich schliessen dass das Kiebitzbrack durch eine Sturmflut in der Zeit zwischen 1588 und 1594 entstand 4 und die ubrigen Bracks des heutigen Schutzgebietes zwischen Ende des 16 und Mitte des 18 Jahrhunderts entstanden sind Alte Deichreste befinden sich nordlich des Ost Krauler Grabens und zwischen Kiebitz und Rundbrack nbsp Karte des Kiebitzbracks Preussische Landesaufnahme 1880 Der Gose Elbe Graben mundet von Norden her in das grosste der sechs Bracks des Naturschutzgebietes das circa 3 7 Hektar grosse Kiebitzbrack Durch ein regelbares Wehr im etwa 100 Meter langen Grabenabschnitt innerhalb des Schutzgebietes besteht eine eingeschrankte hydraulische Verbindung zwischen dem Graben und dem Brack Das Wehr dient vor allem einer ausreichenden Wasserhaltung im Naturschutzgebiet Das Kiebitzbrack ist nach Sudosten uber einen flachen engen Kanal mit dem gut 0 5 Hektar grossen Mittelbrack verbunden und dieses wiederum mit dem ebenfalls um die 0 5 Hektar grossen Deichbrack Das Rundbrack ca 0 8 ha und das Langenbrack ca 0 3 ha im Norden des Gebietes sowie der grosse Waldweiher ca 0 03 ha westlich vom Kiebitzbrack haben keine Verbindung zum Kiebitzbrack Wahrend das Kiebitzbrack eine Tiefe von bis zu 8 3 Metern und das Rundbrack von 7 bis 8 Metern erreicht und auch das Langenbrack noch 4 bis 5 Meter tief ist betragt die Wassertiefe der drei ubrigen Bracks Mittel Deich und Waldbrack nur 1 5 bis 2 Meter Die drei tiefen Bracks haben ein steiles Ufer Der durchlichtete Flachwasserbereich bis etwa 2 Meter Tiefe Litoral nimmt zum Beispiel im Kiebitzbrack nur 35 Prozent der Flache ein Boden BearbeitenDer nordwestliche Teil des Naturschutzgebietes mit den Gewassern Kiebitz Rund und Langenbrack liegt im Bereich oberflachlich anstehender pleistozaner Auensande Im Osten und Suden der drei Bracks sind die Sande von einer Kleischicht toniger Schluff uberlagert Diese bildet im gesamten Ostteil in dem die zwei kleineren mit dem Kiebitzbrack verbundenen Bracks liegen den Oberboden Sudlich des Kiebitzbracks ist die Kleischicht dagegen wiederum durch jungere holozane Auensand Ablagerungen uberdeckt Lebensraume BearbeitenIm Westen grenzt das Naturschutzgebiet an den jetzt asphaltierten Neuengammer Marschbahndamm der ehemaligen Hamburger Marschbahn im Osten an das Elbufer nordlich an bebaute und sudlich an unbebaute landwirtschaftliche Flachen Das Gebiet wird charakterisiert durch funf Bracks und einen Weiher mit umgebenden Rohrichten und Geholzen die grossflachig durch Grunland verbunden sind Das sudliche Kiebitzbrack das Mittelbrack und Deichbrack sind von ausgedehnten Rohrichten umgeben Das Rundbrack ist von Grunland umgeben Das Langenbrack grenzt nordlich an bebaute landwirtschaftliche Flachen an Das sechste mit 300 Quadratmetern deutlich kleinere Gewasser liegt am Westrand des Naturschutzgebietes innerhalb eines Erlenwaldchens Die Unterwasservegetation ist in den Bracks sehr wenig entwickelt Die dichte Besiedlung der Flachwasserbereiche der grosseren Bracks mit viel Gelber Teichrose und wenig Weisser Seerose ist vermutlich eine Folge der fortschreitenden Eutrophierung die mit Faulschlammentwicklung und geringer Durchlichtung des Wasserkorpers einhergeht Die meisten Rohrichte sind als Schilfrohrichte ausgebildet Als schmale Saume sind Kalmus und Seggenbestande an den Ufern der grossen Bracks zu finden Am Auslauf zum Gose Elbe Graben wachsen artenreiche Uferstaudensaume Bis auf den Bereich zwischen Rund und Langenbrack der zur Pferdehaltung genutzt wird werden alle Grunlandflachen als Mahwiese bewirtschaftet Eine Besonderheit ist der grosse Bestand an Wilder Tulpe und Knolligem Hahnenfuss in der grossen Wiese ostlich des Rundbracks Sudwestlich der Brack Kette durchziehen einige stark verlandete und von Geholzaufwuchs beschattete Graben die Wiesen Als Waldform herrscht Erlenbruchwald vor Vom Marschbahndamm ausgehend umgibt ein kleiner Erlenbruchwald den Waldweiher Im sudlichen Randbereich befinden sich die grosseren Bestande Die Erlenbruche auf nassen Standorten in der Umgebung des Deichbracks und um das Waldbrack sind noch relativ naturnah ausgepragt Die Erlenbruchreste auf trockeneren Standorten befinden sich am Marschbahndamm und entlang des Mittelbracks Im Norden des Mittelbracks erstreckt sich ein von Schilfrohricht umgebener junger Bestand der von Weidengebusch durchsetzt ist Nordlich des Erlenbruchs erstreckt sich entlang des Marschbahndamms ein Kiefern und Fichtenforst Fauna BearbeitenFur Vogel Amphibien Fische Libellen und Mollusken hat das Naturschutzgebiet eine besonders hohe Bedeutung Vogel Bearbeiten Insgesamt sind fur das Gebiet seit 1976 103 Vogelarten dokumentiert die hier entweder als Brutvogel Nahrungsgast oder Rastvogel angetroffen wurden Als Brutvogel oder Arten mit Brutverdacht sind 66 Arten dokumentiert davon 41 nach 1998 Von allen Brutvogelarten werden 26 wegen ihrer Bestandsgefahrdung in mindestens einer der beiden Roten Listen fur Brutvogel in Hamburg oder Deutschland gefuhrt Hierzu gehoren beispielsweise der Weissstorch die Rohrdommel der Eisvogel und der Pirol Zu den haufigsten Brutvogeln gehoren Teichrohrsanger und Rohrammer als typische Bewohner des Schilfrohrichts sowie Zaunkonig Amsel Blaumeise Fitis und Zilpzalp als Arten die gern in lichten besonnten Waldern und Geholzgruppen mit gut ausgebildeter Kraut und Strauchschicht siedeln Amphibien und Reptilien Bearbeiten Bei den Reptilien konnte die Waldeidechse und die Ringelnatter beobachtet werden Von den Amphibien kommen Teichmolch Knoblauchkrote Erdkrote Gras Moor und Teichfrosch vor Fische Bearbeiten Im Schutzgebiet gibt es 15 Fischarten In allen Bracks kamen die haufigen Arten Aal Brasse Flussbarsch Hecht Karpfen als einzige Fremdfischart und Rotauge vor Hervorzuheben ist das Vorkommen der gemass FFH Richtlinie geschutzten Arten Steinbeisser Schlammpeitzger und Bitterling Libellen Bearbeiten Bisher wurden im Gebiet 24 Arten nachgewiesen wovon eine Art in Hamburg vom Aussterben bedroht ist die Keilfleck Mosaikjungfer und zwei gefahrdet sind die Fledermaus Azurjungfer und die Gebanderte Heidelibelle Der wasserseitige Rand der um die Brack Kette herum ausgedehnten Schilfrohrichte ist der Lebensraum von Keilfleck Mosaikjungfer und Fruhem Schilfjager Die Keilfleck Mosaikjungfer nutzt auch vornehmlich die mit Seggen bestandenen Uferbereiche des Kiebitzbracks Heuschrecken Bearbeiten Das Vorkommen im Schutzgebiet umfasst bisher 11 Arten von denen zwei in Hamburg gefahrdet sind Grosse Goldschrecke und Sumpfschrecke Im Westteil des Schutzgebietes zeichnet sich der Bereich zwischen Kiebitzbrack und Ost Kraueler Graben mit Seggenufersaum Feuchtwiese Brombeergebusch geholz und rohrichtgesaumtem Graben sowie Glatthaferwiese als besonders arten und individuenreich besiedelt aus Tagfalter Bearbeiten Der in Hamburg stark gefahrdete Braunfleckige Perlmuttfalter bevorzugt Feuchtwiesen in geschutzter Lage Er kann sich dort fortpflanzen wo die Nahrungspflanzen der Raupe das Hunds und das Sumpf Veilchen wachsen Auch der Spiegelfleck Dickkopffalter bevorzugt durch Geholze geschutzte Feuchtwiesen wie sie im Schutzgebiet im Westen und Suden anzutreffen sind Auf trockenen mageren Flachen und Saumen ist das Kleine Wiesenvogelchen und der Schwarzkolbige Braun Dickkopffalter beheimatet Derartige Bereiche bietet der trockene ehemalige Deichrucken zwischen Kiebitz und Rundbrack Schnecken und Muscheln Bearbeiten In den Gewassern leben zwei Arten die nach der Roten Liste Hamburgs vom Aussterben bedroht sind Die in seggenreichen Ufersaumen lebende Bauchige Windelschnecke und die in sauerstoffreichen organischen Gewassersedimenten lebende Zierliche Tellerschnecke Die Bauchige Windelschnecke wurde am Westufer des Kiebitzbracks gefunden die Zierliche Tellerschnecke am Deichbrack Beide Arten werden auch in Anhang II der FFH Richtlinie genannt die Zierliche Tellerschnecke zusatzlich in Anhang IV Weiterhin wurde die Schongesichtige Zwergdeckelschnecke Marstoniopsis scholzi im Kiebitzbrack festgestellt Die Zwergdeckelschnecke besiedelt oft die Unterseite von Holz oder Schwimmblattpflanzen und findet daher im Kiebitzbrack gute Bedingungen vor Erreichbarkeit BearbeitenDas Naturschutzgebiet kann gut vom Marschbahndamm und vom Elbdeich eingesehen werden Wege sind im Schutzgebiet nicht vorhanden Literatur BearbeitenStrunz Claus Hrsg So grun ist Hamburg Entdecken Sie alle Naturschutzgebiete der Hansestadt Verlag Hamburger Abendblatt 136 S 2009 ISBN 978 3939716211Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Kiebitzbrack Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Verordnung uber das Naturschutzgebiet Kiebitzbrack vom 26 Marz 1985 Beschreibung des Naturschutzgebietes Kiebitzbrack auf hamburg de Karte des Naturschutzgebietes Kiebitzbrack auf hamburg de PDF 182 kB Die Naturschutzgebiete in den Vier und MarschlandenEinzelnachweise Bearbeiten Datenblatt Naturschutzgebiet Kiebitzbrack Memento vom 13 September 2010 im Internet Archive Liste der Hamburger Naturschutzgebiete PDF 93 kB Karte der Hamburger Naturschutzgebiete Gunther Helm Bracks stille Zeugen dramatischer Ereignisse In Lichtwark Heft Nr 68 Verlag HB Werbung Hamburg Bergedorf 2003 ISSN 1862 3549Naturschutzgebiete in Hamburg nbsp Naturschutzgebiet nbsp Wappen der Hansestadt HamburgAllermoher Wiesen Auenlandschaft Obere Tideelbe Boberger Niederung Borghorster Elblandschaft Diekbek Die Reit Duvenstedter Brook Duvenwischen Eppendorfer Moor Finkenwerder Suderelbe Fischbeker Heide Flottbektal Hainesch Iland Heimfelder Holz Heuckenlock Holzhafen Holtigbaum Hummelsbutteler Moore Kiebitzbrack Kirchwerder Wiesen Moorgurtel Muhlenberger Loch Nesssand Neulander Moorwiesen Raakmoor Rhee Rodenbeker Quellental Rothsteinsmoor Schnaakenmoor Schweenssand Stapelfelder Moor 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