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Dieser Artikel beschreibt den Dirigenten und Komponisten Zum neuseelandischen Bischof siehe Michael Andrew Gielen Michael Andreas Gielen geboren am 20 Juli 1927 in Dresden gestorben am 8 Marz 2019 in Mondsee war ein deutsch osterreichischer Dirigent und Komponist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMichael Gielen war nach seiner Schwester Carola Stella geb 1925 das zweite Kind des osterreichischen Theatermanns und spateren Intendanten des Burgtheaters Josef Gielen und der Schauspielerin Rosa Steuermann der Schwester von Salka Viertel Eduard Steuermann und Zygmunt Steuermann Bereits als Elfjahriger studierte Gielen die drei Klavierstucke Opus 11 von Arnold Schonberg Gielens Familie die 1937 unter dem Druck der Nationalsozialisten von Berlin nach Wien umgezogen war musste nach dem Anschluss Osterreichs 1940 nach Argentinien emigrieren weil der Vater dem Nationalsozialismus ablehnend gegenuberstand und Gielens Mutter Rosa nach nationalsozialistischer Terminologie eine Judin gefahrdet war verhaftet und deportiert zu werden Dort traf Michael Gielen als Dreizehnjahriger auf den Dirigenten Fritz Busch mit dem er haufig vierhandig Klavier ubte Von 1942 bis 1949 studierte er in Buenos Aires Klavier und Musiktheorie bei Erwin Leuchter Er begann 1945 zusatzlich fur drei Semester ein Philosophiestudium und spielte sodann privat viel Kammermusik mit seinem Schwager Ljerko Spiller und dessen Violinschulern Gielen studierte Ernst Kreneks Schrift Uber neue Musik und komponierte 1946 entstand als erstes Werk eine Sonate fur Klavier und Violine Seine berufliche Laufbahn begann er 1947 als Korrepetitor am Teatro Colon wo sein Vater Chefregisseur war und ihn der Dirigent Erich Kleiber entscheidend pragte Gielen wurde Pianist im vom Komponisten Juan Carlos Paz gegrundeten Ensemble Agrupacion Nueva Musica der Argentinischen Gesellschaft fur Neue Musik wo er auch Mauricio Kagel kennenlernte Im Jahr 1949 fuhrte er in einem durch Paz kommentierten Konzert die Klavierwerke Schonbergs auf 1950 ging Gielen an die Wiener Staatsoper wo er ebenfalls als Korrepetitor arbeitete und unter anderem auf Herbert von Karajan Karl Bohm Clemens Krauss und Dimitri Mitropoulos traf Ab 1960 wurde Gielen fur funf Jahre Musikdirektor der Koniglichen Oper in Stockholm 1969 Leiter des Belgischen Nationalorchesters in Brussel und 1973 Chefdirigent der Niederlandischen Oper in Amsterdam Operngeschichte schrieb er als Dirigent der Urauffuhrung von Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten am 15 Februar 1965 in Koln Von 1977 bis 1987 war Gielen Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt die unter seiner Leitung in Zusammenarbeit mit Klaus Zehelein zu einem der wichtigsten Opernhauser Europas avancierte ausserdem Leiter der Museumskonzerte in Frankfurt am Main Gleichzeitig war er von 1978 bis 1981 Erster Gastdirigent des BBC Symphony Orchestra in London dessen Ehrendirigent er seitdem war und von 1980 bis 1986 Leiter des Cincinnati Symphony Orchestra 1986 ubernahm er das SWF Sinfonieorchester Baden Baden das 1996 in SWR Sinfonieorchester Baden Baden und Freiburg umbenannt wurde und leitete es bis 1999 Von 1999 bis 2014 war er standiger Gastdirigent seit 2002 Ehrendirigent dieses Orchesters Regelmassig arbeitete er mit dem Konzerthausorchester Berlin zunachst als Erster Gastdirigent spater als Ehrengastdirigent Die Staatskapelle Berlin dirigierte Michael Gielen das erste Mal 1991 mit einer Premiere von Claude Debussys Pelleas et Melisande in einer legendaren Inszenierung von Ruth Berghaus Er veranderte das Klangverstandnis dieses Orchesters fur die Musik des 20 Jahrhunderts grundlegend 1995 wurde Alban Bergs Lulu unter seinem Dirigat bei den Salzburger Festspielen mit einer Regiearbeit von Peter Mussbach zur Inszenierung des Jahres gekurt 1997 war die Oper eine Erstauffuhrung an der Staatsoper Unter den Linden und blieb lange Jahre im Spielplan Von 1998 bis 2012 folgten in jeder Saison Konzerte mit der Staatskapelle Berlin in denen er sich mit Werken von Ludwig van Beethoven Anton Bruckner Gustav Mahler Arnold Schonberg Alban Berg und anderen Komponisten vorwiegend des 20 Jahrhunderts auseinandersetzte 2001 fuhrte er die Premiere von Franz Schrekers Der ferne Klang wiederum mit einer Regiearbeit von Peter Mussbach zu einem Erfolg Bereits zwei Jahre zuvor hatte er sich mit der Premiere von Norma der italienischen Oper zugewandt In den folgenden Jahren widmete sich Michael Gielen verstarkt diesem Repertoire und sorgte mit seiner entschlackten unsentimentalen Interpretation fur ein neues Klangbild dieser Literatur Zunachst als Gastdirigent engagiert spater dann Principal Guest Conductor wurde er in Anerkennung seiner pragenden kunstlerischen Arbeit und kollegialen Verbundenheit mit der Staatsoper Unter den Linden zum Ehrenmitglied ernannt Gielens Repertoire war weit gefasst von Bach bis zur Moderne sinfonische Literatur wie Oper gleichermassen Als Schwerpunkte seines Schaffens waren zu erkennen einerseits die grossen Sinfoniker wie Ludwig van Beethoven Anton Bruckner und Gustav Mahler andererseits die Komponisten des 20 Jahrhunderts und hier im Besonderen die Vertreter der Neuen Wiener Schule In seine Geburtsstadt kehrte er nur wenige Male zuruck in den 70er Jahren anlasslich der Leitung einer Rosenkavalier Auffuhrung 1992 gastierte er im Austausch der Dresdner Philharmonie mit dem Sudwestfunk Sinfonieorchester sowie 2008 zur Vorstellung seines Buches Unbedingt Musik 1 Ende Oktober 2014 beendete Gielen aus gesundheitlichen Grunden seine Dirigentenkarriere 2 Er verstarb am 8 Marz 2019 3 im Alter von 91 Jahren in seinem Haus am Mondsee im osterreichischen Salzkammergut an den Folgen einer Lungenentzundung Auszeichnungen Bearbeiten1985 Hessischer Kulturpreis 1986 Theodor W Adorno Preis der Stadt Frankfurt am Main 1996 Musikpreis der Stadt Wien 1997 Grosses Silbernes Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich 4 1999 Frankfurter Musikpreis 2006 Musikpreis der Stadt Duisburg 2007 Der Faust Theaterpreis fur sein Lebenswerk 2010 Musikpreis der Internationalen Ernst von Siemens Musikstiftung 2010 Grosses Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 2010 Kulturmedaille des Landes Oberosterreich 5 Werke Auswahl BearbeitenMusikalische Werke 1949 Variationen fur Streichquartett 1954 Musica fur Bariton Streicher Klavier Pauken und Posaune Textdichter Paul Claudel Der seidene Schuh Urauffuhrung am 5 Marz 1956 in Koln 1955 1985 4 Gedichte fur gemischten Chor und 19 Instrumente Textdichter Stefan George 1959 Variationen fur 40 Instrumente Urauffuhrung 1960 1960 1963 Ein Tag tritt hervor Pentaphonie fur obligates Klavier funf Soloinstrumente und funf Gruppen zu je funf Musikern mit Worten von Pablo Neruda Urauffuhrung 1966 1967 1969 Die Glocken sind auf falscher Spur Mit Texten von Hans Arp Urauffuhrung 31 Mai 1970 im Rahmen des SR Festivals Musik im 20 Jahrhundert Mitwirkende Joan Carroll Siegfried Palm Aloys Kontarsky Wilhelm Bruck Christoph Caskel und Michael Gielen 1971 1974 Mitbestimmungsmodell fur Orchestermusiker und drei Dirigenten Urauffuhrung 1 Juni 1975 im Rahmen des SR Festivals Musik im 20 Jahrhundert Mitwirkende Rundfunk Sinfonieorchester Saarbrucken Hans Zender Michael Gielen Burkhard Rempe als Dirigenten Norbert Beilharz und Michael Gielen als Sprecher 6 1971 1975 Einige Schwierigkeiten bei der Uberwindung der Angst fur Orchestermusiker Urauffuhrung Munchen 29 Oktober 1976 1983 1985 Streichquartett Un vieux souvenir Nach Texten aus Baudelaires Fleurs du Mal Urauffuhrung 1985 LaSalle String Quartet Cincinnati 1988 Pflicht und Neigung fur Ensemble von 22 Musikern UA Bremen 1 Oktober 1989 1989 Ruckblick Serenade fur 3 Violoncelli 1991 Weitblick Sonate fur VioloncelloSchriften Unbedingt Musik Erinnerungen Insel Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 458 17272 6 mit Paul Fiebig Mahler im Gesprach Die zehn Sinfonien Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01933 0 Literatur BearbeitenAndreas Jaschinski Gielen Michael Andreas In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 7 Franco Gretry Barenreiter Metzler Kassel u a 2002 ISBN 3 7618 1117 9 Sp 929 930 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Barbara Boisits Gielen Michael In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2003 ISBN 3 7001 3044 9 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Saur Munchen 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 375f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michael Gielen Sammlung von Bildern Literatur von und uber Michael Gielen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Michael Gielen bei Discogs Michael Gielen Archiv im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Michael Gielen bei Music Information Center Austria Gielen Michael Andreas Hessische Biografie in LAGIS Max Nyffeler Von Schonberg aus zuruck in die Geschichte Portrat mit Zitaten November 2002 Zwei Interviews uber sein Leben und uber Carlos Kleiber carlos kleiber de 2003 Erlebte Geschichten mit Michael Gielen Interview im WDR 16 Januar 2011 Audio 23 32 Min Portrats zum 80 Geburtstag Anti Schamane In neue musikzeitung 1 Juli 2007 Ein Vermittler ein Missionar In Die Zeit 12 Juli 2007 Der Leuchtturm In Der Tagesspiegel 19 Juli 2007 Unbedingt Musik In Berliner Zeitung 20 Juli 2007Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Arndt Kerstin Leisse Unanfechtbare musikalische Kompetenz In Dresdner Neueste Nachrichten 11 Marz 2019 S 9 Michael Gielen beendet Dirigierkarriere klassik com 30 Okt 2014 Wolfgang Schreiber Die Wahrheitsliebe der Musik In Suddeutsche Zeitung 8 Marz 2019 abgerufen am selben Tage Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 6 MB Kulturmedaille fur Alt Fadinger und OON Blogger OON Wolfgang Korb Friedrich Spangemacher Hrsg Musik im 20 Jahrhundert 1970 2000 Eine Dokumentation Pfau Verlag Saarbrucken 2001 ISBN 3 89727 144 3 Ernst von Siemens Musikpreis Hauptpreistrager Benjamin Britten 1974 Olivier Messiaen 1975 Mstislaw Rostropowitsch 1976 Herbert von Karajan 1977 Rudolf Serkin 1978 Pierre Boulez 1979 Dietrich Fischer Dieskau 1980 Elliott Carter 1981 Gidon Kremer 1982 Witold Lutoslawski 1983 Yehudi Menuhin 1984 Andres Segovia 1985 Karlheinz Stockhausen 1986 Leonard Bernstein 1987 Peter Schreier 1988 Luciano Berio 1989 Hans Werner Henze 1990 Heinz Holliger 1991 H C Robbins Landon 1992 Gyorgy Ligeti 1993 Claudio Abbado 1994 Sir Harrison Birtwistle 1995 Maurizio Pollini 1996 Helmut Lachenmann 1997 Gyorgy Kurtag 1998 Arditti Quartet 1999 Mauricio Kagel 2000 Reinhold Brinkmann 2001 Nikolaus Harnoncourt 2002 Wolfgang Rihm 2003 Alfred Brendel 2004 Henri Dutilleux 2005 Daniel Barenboim 2006 Brian Ferneyhough 2007 Anne Sophie Mutter 2008 Klaus Huber 2009 Michael Gielen 2010 Aribert Reimann 2011 Friedrich Cerha 2012 Mariss Jansons 2013 Peter Gulke 2014 Christoph Eschenbach 2015 Per Norgard 2016 Pierre Laurent Aimard 2017 Beat Furrer 2018 Rebecca Saunders 2019 Tabea Zimmermann 2020 Georges Aperghis 2021 Olga Neuwirth 2022 Preistrager des Frankfurter Musikpreises Gidon Kremer 1982 Edgar Krapp 1983 Alfred Brendel 1984 Brigitte Fassbaender 1985 Albert Mangelsdorff 1986 Carl Dahlhaus 1987 Heinz Holliger 1988 Ludwig Guttler 1989 Chick Corea 1990 Aribert Reimann 1991 Georg Solti 1992 Harry Kupfer 1993 Brian Eno 1994 Tabea Zimmermann 1995 Wolfgang Niedecken 1996 Hans Zender 1997 Peter Herbolzheimer 1998 Michael Gielen 1999 Klaus Doldinger 2000 Dietrich Fischer Dieskau 2001 keine Verleihung 2002 Walter Levin 2003 Udo Lindenberg 2004 Gyorgy Ligeti 2005 Peter Gabriel 2006 Peter Eotvos 2007 Paquito D Rivera 2008 Jose Antonio Abreu 2009 Keith Emerson 2010 Anne Sofie von Otter 2011 John McLaughlin 2012 Marie Luise Neunecker 2013 Ernie Watts 2014 Peter Sadlo 2015 Al Jarreau 2016 David Garrett 2017 Bundesjazzorchester 2018 Quatuor Ebene 2019 Peter Maffay 2020 Musikdirektoren des Cincinnati Symphony Orchestra Frank Van der Stucken 1895 1907 Leopold Stokowski 1909 1912 Ernst Kunwald 1912 1917 Eugene Ysaye 1918 1922 Fritz Reiner 1922 1931 Eugene Goossens 1931 1946 Thor Johnson 1947 1958 Max Rudolf 1958 1970 Thomas Schippers 1970 1977 Walter Susskind music advisor 1978 1980 Michael Gielen 1980 1986 Jesus Lopez Cobos 1986 2001 Paavo Jarvi 2001 2011 Louis Langree seit 2013 Normdaten Person GND 118539159 lobid OGND AKS LCCN n84130917 VIAF 32183244 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gielen MichaelALTERNATIVNAMEN Gielen Michael Andreas vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsch osterreichischer Dirigent und KomponistGEBURTSDATUM 20 Juli 1927GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 8 Marz 2019STERBEORT Mondsee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michael Gielen amp oldid 237450219