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Ernst Kunwald 14 April 1868 in Wien 12 Dezember 1939 ebenda war ein osterreichischer Jurist Dirigent Chorleiter und Pianist Nachdem er als Kapellmeister an zahlreichen deutschen Buhnen u a am Stadttheater Orchester Halle sowie unter Arthur Nikisch beim Berliner Philharmonischen Orchester gewirkt hatte war er von 1912 bis 1917 Musikdirektor des Cincinnati Symphony Orchestra 1917 dirigierte er die erste Columbia Aufnahme des Orchesters In Folge seiner Internierung als Enemy Alien am Ende des Ersten Weltkriegs kehrte er 1919 zuruck nach Europa und wurde 1921 in Konigsberg i Pr zum ersten Generalmusikdirektor ernannt Von 1928 bis 1932 leitete er das Berliner Symphonieorchester Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte Kunwald der aus einer judischen Familie stammte nach Wien Ernst Kunwald 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Kunwald wurde 1868 als eines von sechs Kindern des Juristen Hof und Gerichtsadvokaten Ludwig Kunwald 1835 1909 und dessen Frau Emma geb Pollak 1846 1910 in Wien geboren 1 Er entstammte dem assimilierten judischen Grossburgertum 2 und war selbst evangelischer Konfession 3 Nachdem er das katholische Schottengymnasium im 1 Wiener Gemeindebezirk absolviert hatte studierte er ab 1885 4 Rechtswissenschaft an der Universitat Wien an der er 1891 zum Dr iur promoviert wurde 5 Insgesamt zwei Jahre praktizierte er an Gerichten 6 Daneben absolvierte er das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 7 Zu seinen Lehrern gehorten Theodor Leschetizky 8 1882 4 und Julius Epstein 1885 86 in Klavier sowie Julius Zellner 1883 84 und Hermann Graedener 1884 1887 in Theorie 3 In den Jahren 1893 94 setzte er seine Klavier und Musiktheoriestudien bei Salomon Jadassohn am Koniglichen Konservatorium der Musik zu Leipzig fort 3 Von 1893 bis 1895 startete er seine Karriere als Solo Korrepetitor am Stadtischen Theater Leipzig 3 Am Stadttheater Rostock war er von 1895 bis 1897 Chordirektor 3 1897 98 war er Operettenkapellmeister am Hoftheater Sondershausen 3 1898 wechselte er als zweiter Kapellmeister nach Essen Ruhr 3 1900 01 war er Chefdirigent des Stadttheater Orchesters Halle 9 1901 02 war er als erster deutscher Gastdirigent am Teatro Real in Madrid engagiert 6 Dort studierte er den Ring von Richard Wagner ein 6 Von 1902 bis 1905 wirkte er als Opernkapellmeister in Frankfurt 3 Hier dirigierte er 1904 die Urauffuhrung der Oper Der Bundschuh von Waldemar von Baussnern 10 1905 06 war er an der Krollschen Sommeroper in Berlin 11 und 1906 07 am Stadttheater Nurnberg tatig 3 1906 debutierte er als Dirigent mit Berlioz Wagner Strauss und Beethoven und als Pianist mit Wolf und Strauss bei der Philharmonic Society of New York in der Carnegie Hall 6 Ausserdem gastierte er erstmals beim Berliner Philharmonischen Orchester 12 wo er von 1907 bis 1912 unter Arthur Nikisch zweiter Dirigent werden sollte 5 Kunwald trat dann in Verhandlungen mit der Bayerischen Staatsoper in Munchen wurde aber letztlich von Nikisch nach Cincinnati empfohlen 13 nbsp Kunwald und seine Frau bei ihrer Verhaftung in den USA 1917 Im Jahr 1912 ging er also in die USA und wurde dort in der Nachfolge von Leopold Stokowski Musikdirektor des Cincinnati Symphony Orchestra CSO in Ohio 5 Nach der ersten Saison wurde sein Vertrag fur weitere vier Jahre verlangert 8 In Cincinnati pflegte er das klassisch romantische Repertoire vor allem die deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven und Richard Wagner 8 Daruber hinaus liess er die Werke amerikanischer Tonschopfer wie Edward MacDowell Henry Kimball Hadley und Victor Herbert spielen 8 Von 1914 bis 1916 leitete er zudem das Chorfestival Cincinnati May Festival 14 Es oblagen ihm die US amerikanischen Erstauffuhrungen von Mahlers sinfonischem Liederzyklus Das Lied von der Erde 15 und dessen 3 Sinfonie 16 Unter seiner Leitung legte das Orchester 1917 mit Offenbachs Barcarole eine erste Einspielung fur Columbia vor 17 Sein Einsatz fur die deutsche Musik und seine Sympathiebekundungen fur seine Heimat bereitete ihm allerdings im Laufe der Zeit Probleme 18 Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg sorgte die patriotische Frauenvereinigung Daughters of the American Revolution fur ein Auftrittsverbot Kunwalds in Pittsburgh 13 Im Dezember 1917 wurde er kurzzeitig praventiv verhaftet kam dann aber auf Veranlassung von Attorney General Thomas Gregory zur Bewahrung frei 13 Trotzdem kam das Board of Directors des CSO seinem Entlassungsgesuch nach 13 Im Januar 1918 wurde vom United States Department of Justice ein neuer Haftbefehl ausgestellt der von J Edgar Hoover unterschrieben war 13 Obwohl Kunwald mit einem Magengeschwur krank im Bett lag wurde er verhaftet und von zwei U S Marshals in das Montgomery County Jail 19 in Dayton Ohio verbracht 13 Seine Frau und der Orchestervertreter Charles Taft durften ihn begleiten 13 Uber Fort Thomas Kentucky gelangte er in den Gewahrsam der United States Army die ihn nach Fort Oglethorpe Georgia uberstellte und dort internierten 13 Dort wurde er unter der Gefangenennummer 721 registriert 13 Wahrend der Internierung leitete Kunwald ein Amateurorchester 20 Nachdem er Ende Mai 1919 entlassen worden war kehrte er im Laufe einer Woche vom New Yorker Hafen nach Europa zuruck 21 Nach dem Weggang von Wilhelm Sieben 22 leitete er von 1920 bis 1927 die Symphoniekonzerte in Konigsberg i Pr 11 1921 wurde er als erster Dirigent zum Generalmusikdirektor ernannt 22 Ausserdem war er Dirigent der Singakademie ebendort 11 Wahrend seiner Konigsberger Jahre verantwortete er 1925 die Opernpremiere von Handels Serse in einer Rainer Simons Inszenierung im Schlosstheater Schonbrunn in Wien Von 1928 bis 1932 war er in der Nachfolge von Emil Bohnke 11 Dirigent des Berliner Symphonie Orchesters 5 Mit diesem brachte er 1932 die Sinfonie Nr IV 23 von Norbert von Hannenheim und die Gesange Passion im Urwald 24 von Grete von Zieritz zur Urauffuhrung Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland kehrte er in seine Wiener Heimat zuruck 25 Er publizierte mehrere Artikel in Fachzeitschriften sein Lehrbuch des Dirigierens blieb allerdings unveroffentlicht 26 Ernst Kunwald war ab 1899 27 mit Lina geb Rucker 1869 1942 verheiratet 1 Sein Bruder 7 Gottfried Kunwald 1869 1938 war Bankier Finanzexperte und Jurist und gab von 1909 bis 1912 die Musik und Theaterzeitschrift Der Merker heraus 26 Der Pianist Peter Stadlen und der Journalist Eric Stadlen waren seine Neffen 1 Auszeichnungen Bearbeiten1898 osterreichische Jubilaums Medaille 6 1902 Orden de Isabel la Catolica 3 Komturkreuz des Orden der Krone von Rumanien 28 Literatur BearbeitenTheophil Antonicek Kunwald Ernst In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1969 S 354 Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 Herrmann A L Degener Hrsg Wer ist s Unsere Zeitgenossen 6 Ausgabe Degener Leipzig 1912 Kunwald Ernst In Friedrich Jansa Hrsg Deutsche Tonkunstler und Musiker in Wort und Bild 2 Ausgabe Verlag von Friedrich Jansa Leipzig 1911 S 394 Uwe Harten Kunwald Ernst In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3045 7 Kunwald Ernst In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie DBE 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Band 6 Kraatz Menges De Gruyter Berlin 2006 ISBN 3 11 094027 2 S 159 Kunwald Ernst In Erich H Muller Hrsg Deutsches Musiker Lexikon W Limpert Verlag Dresden 1929 Kunwald Ernst In Osterreichische Nationalbibliothek Hrsg Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 1 A I Saur Munchen 2001 ISBN 3 598 11545 8 S 764 Kunwald Ernst In Hugo Riemann Musiklexikon Bearb von Alfred Einstein 11 Auflage M Hesse Berlin 1929 Nicolas Slonimsky Laura Kuhn Dennis McIntire Kunwald Ernst In Laura Kuhn Hrsg Baker s Biographical Dictionary of Musicians Band 3 Haar Levi 9 Ausgabe Schirmer Reference New York 2001 ISBN 0 02 865528 1 S 588 Kunwald Ernst In Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 1 A K Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Kunwald Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ernst Kunwald bei Discogs Portrat in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c Verwandtenlisten In Gertrude Enderle Burcel Hrsg Berta Zuckerkandl Gottfried Kunwald Briefwechsel 1928 1938 Bohlau Wien u a 2018 ISBN 978 3 205 20775 7 S 386f Gertrude Enderle Burcel Hrsg Berta Zuckerkandl Gottfried Kunwald Briefwechsel 1928 1938 Bohlau Wien u a 2018 ISBN 978 3 205 20775 7 S 73f a b c d e f g h i j Kunwald Ernst In Erich H Muller Hrsg Deutsches Musiker Lexikon W Limpert Verlag Dresden 1929 a b Kunwald Ernst In Nicolas Slonimsky Baker s Biographical Dictionary of Musicians 4 uberarbeitete und erweiterte Ausgabe G Schirmer New York 1949 S 618 a b c d Theophil Antonicek Kunwald Ernst In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1969 S 354 a b c d e Kunwald Ernst In Friedrich Jansa Hrsg Deutsche Tonkunstler und Musiker in Wort und Bild 2 Ausgabe Verlag von Friedrich Jansa Leipzig 1911 S 394 a b Uwe Harten Kunwald Ernst In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3045 7 a b c d Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 hier S 416 Susanne Range Red Klangspuren 100 Jahre Orchester des Opernhauses Halle 1897 1997 Hrsg durch das Opernhaus Halle Halle Saale 1997 o S Vera Grutzner Waldemar von Baussnern 1866 1931 Leben und Werk Musikgeschichtliche Studien Bd 2 Gehann Musik Verlag Kludenbach 1999 ISBN 3 927293 14 8 S 53 a b c d Kunwald Ernst In Hugo Riemann Musiklexikon Bearb von Alfred Einstein 11 Auflage M Hesse Berlin 1929 Peter Muck Einhundert Jahre Berliner Philharmonisches Orchester Band 3 Die Mitglieder des Orchesters die Programme die Konzertreisen Erst und Urauffuhrungen Schneider Tutzing 1982 ISBN 3 7952 0341 4 S 459 a b c d e f g h i Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 hier S 418 Robert Copeland May Festival Cincinnati In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich History Das Lied von der Erde mahlerfoundation org abgerufen am 9 Mai 2020 Gustav Mahler legacy mahlerfoundation org abgerufen am 9 Mai 2020 Our History cincinnatisymphony org abgerufen am 9 Mai 2020 Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 hier S 417 Jessica C E Gienow Hecht Sound Diplomacy Music and Emotions in Transatlantic Relations 1850 1920 University of Chicago Press Chicago u a 2009 ISBN 978 0 226 29215 1 S 205 Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 hier S 424 Edmund A Bowles Karl Muck and His Compatriots German Conductors in America during World War I And How They Coped In American Music 25 2007 4 S 405 440 hier S 428 a b Fritz Gause Die Geschichte der Stadt Konigsberg in Preussen Band 3 Vom Ersten Weltkrieg bis zum Untergang Konigsbergs Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart Bd 10 Bohlau Koln u a 1971 ISBN 3 412 38871 8 S 83 Herbert Henck Norbert von Hannenheim 1898 1945 Die Suche nach dem siebenburgischen Komponisten und seinem Werk Kompost Verlag Deinstedt 2007 ISBN 978 3 9802341 5 3 S 65ff Anna Christine Rhode Juchtern Schrekers ungleiche Tochter Grete von Zieritz und Charlotte Schlesinger in NS Zeit und Exil Berliner Musik Studien Bd 30 Studiopunkt Verlag Sinzig 2008 ISBN 978 3 89564 127 5 S 199ff Kunwald Ernst In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie DBE 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Band 6 Kraatz Menges De Gruyter Berlin 2006 ISBN 3 11 094027 2 S 159 a b Kunwald Ernst In Osterreichische Nationalbibliothek Hrsg Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 1 A I Saur Munchen 2001 ISBN 3 598 11545 8 S 764 Herrmann A L Degener Hrsg Wer ist s Unsere Zeitgenossen 6 Ausgabe Degener Leipzig 1912 Kunwald Ernst In Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 1 A K Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 Musikdirektoren des Cincinnati Symphony Orchestra Frank Van der Stucken 1895 1907 Leopold Stokowski 1909 1912 Ernst Kunwald 1912 1917 Eugene Ysaye 1918 1922 Fritz Reiner 1922 1931 Eugene Goossens 1931 1946 Thor Johnson 1947 1958 Max Rudolf 1958 1970 Thomas Schippers 1970 1977 Walter Susskind music advisor 1978 1980 Michael Gielen 1980 1986 Jesus Lopez Cobos 1986 2001 Paavo Jarvi 2001 2011 Louis Langree seit 2013 Chefdirigenten und Generalmusikdirektoren des Orchesters des Opernhauses Halle Moritz Grimm 1897 1900 Ernst Kunwald 1900 1901 Robert Erdmann 1901 1903 Bernhard Tittel 1903 1907 Eduard Morike 1907 1912 Karl Ohnesorg 1912 1913 Hermann Hans Wetzler 1913 1915 Oskar Braun 1915 1924 Erich Band 1924 1932 Johannes Schuler 1932 1933 Bruno Vondenhoff 1933 1937 Richard Kraus 1937 1944 Walter Schartner 1946 1949 Gerhart Wiesenhutter 1949 1950 Horst Tanu Margraf 1950 1966 Horst Tanu Margraf und Thomas Sanderling 1966 1968 Thomas Sanderling 1968 1976 Volker Rohde 1976 1979 Christian Kluttig 1979 1990 Wolfgang Balzer 1990 1993 Johan M Arnell 1993 1996 Roger Epple 1996 2004 Klaus Weise 2004 2006 Normdaten Person GND 116612487 lobid OGND AKS LCCN no2001053222 VIAF 52446149 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kunwald ErnstKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Jurist Dirigent Chorleiter und PianistGEBURTSDATUM 14 April 1868GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 12 Dezember 1939STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Kunwald amp oldid 228116851