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Alfred Einstein 30 Dezember 1880 in Munchen 13 Februar 1952 in El Cerrito Kalifornien USA war ein deutsch amerikanischer Musikwissenschaftler Aufnahme von Georg Fayer 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Jugendzeit und wissenschaftliche Anfange 1 2 Musikkritiker in Munchen und Berlin 1 3 Verbindung mit Albert Einstein 1 4 Exil und Professur in Northampton 2 Wissenschaftliches Werk 2 1 Hauptwerke 2 2 Herausgeber 3 Nachlass 4 Werke 5 Herausgeber 5 1 Partituren Auswahl 5 2 Weitere Editionen 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft Jugendzeit und wissenschaftliche Anfange Bearbeiten Alfred Einstein entstammte einer Munchener judischen Familie Er war nach den Geschwistern Max und Bertha das dritte Kind seiner Eltern Der Vater war Teilhaber der Firma C Neuburger amp Einstein Seiden und Sammtwaren en gros Einstein besuchte nach vier Jahren Volksschule fur sechs Jahre das Luitpold Gymnasium und anschliessend das Konigliche Theresien Gymnasium Munchen Der belesene und bildungshungrige Schuler begann mit neun oder zehn Jahren mit dem Geigenspiel Nach dem Abitur 1899 studierte Einstein ein Zugestandnis an die Eltern ein Jahr lang Rechtswissenschaften Dann aber folgte er seinen Interessen Er nahm eine Zeit lang Kompositionsunterricht bei Anton Beer Walbrunn an der Akademie der Tonkunst in Munchen und begann ein Musikwissenschaftsstudium das er im Dezember 1903 mit einer Dissertation uber die Viola da gamba im 16 und 17 Jahrhundert abschloss Sein Doktorvater Adolf Sandberger verwehrte ihm die Habilitation Einsteins Uberzeugung zufolge aus antisemitischen Ressentiments Dennoch beteiligte Sandberger ihn weiterhin an seinen eigenen Forschungen und verhalf ihm 1918 zum Herausgeberposten der Zeitschrift fur Musikwissenschaft Wahrscheinlich ist es neben Sandbergers Verweigerung der Habilitation dem judenfeindlichen Klima an den Universitaten der Weimarer Zeit zuzuschreiben dass ihm in den dreissig Jahren zwischen seiner Promotion und seiner Exilierung trotz einer regen Publikationstatigkeit die akademische Laufbahn verschlossen blieb In der Kriegszeit wurde Einstein wegen seelischer Zerruttung in ein Krankenhaus eingewiesen wo er sein erstes bedeutendes musikwissenschaftliches Werk die Geschichte der Musik 1917 vollig ohne Zuhilfenahme von Lexika und musikalischen Hilfsmitteln verfasste Musikkritiker in Munchen und Berlin Bearbeiten Nachdem er sich im Mai 1927 in einem Brief an seinen Freund Theodor Kroyer hoffnungsfroh nach seinen Chancen auf eine Professur in Heidelberg in der Nachfolge Hans Joachim Mosers erkundigt hatte liess Moser Kroyer schriftlich wissen dass die fehlende Habilitation und Einsteins Judentum einer Professur im Wege stunden Einstein blieb also Privatgelehrter und ging dem Broterwerb als Musikkritiker nach Von 1909 bis 1917 war er fur die Munchener Neuesten Nachrichten und zwischen 1917 und 1927 fur die Munchener Post tatig Eine halbtagige Lektorentatigkeit beim Dreimaskenverlag in Munchen vermutlich von 1921 bis 1927 bezeichnete er 1927 in einem Brief an Kroyer als Sklaverei Zwischen 1927 und 1933 war er Redakteur beim Berliner Tageblatt wo er zu einem der geachtetsten deutschsprachigen Kritiker avancierte Verbindung mit Albert Einstein Bearbeiten In seiner Berliner Zeit entwickelte sich seine Freundschaft zu Albert Einstein dessen Nachbar er Anfang 1928 wurde und mit dem er am gemeinsam besuchten Luitpold Gymnasium im Schulchor gesungen hatte Albert Einstein setzte sich spater bei den Einreiseamtern fur Alfred Einsteins USA Emigration ein und die beiden sahen sich gelegentlich in Princeton Die weithin kolportierte Behauptung einer Vetternschaft Alfreds und Albert Einsteins lasst sich jedoch nicht nachweisen wenngleich eine entfernte Verwandtschaft naheliegt Exil und Professur in Northampton Bearbeiten Eva Einstein das einzige Kind aus der 1906 geschlossenen Ehe mit Hertha Heumann erinnerte sich dass die Emigration fur ihre Familie nach der Machtubernahme Hitlers feststand Am 24 Juni 1933 kundigte die Deutsche Musikgesellschaft Einsteins Posten als Schriftleiter der Zeitschrift fur Musikwissenschaft Anfang August erhielt er seine Kundigung vom Berliner Tageblatt wobei deren Umstande nicht ganz klar sind Ende Juli nahm Einstein an einem musikwissenschaftlichen Kongress in Cambridge teil von dem er nicht mehr nach Deutschland zuruckkehrte Die folgenden Jahre bis zum Gang ins US amerikanische Exil Anfang 1939 verbrachten er und seine Familie in England Italien Osterreich und der Schweiz In dieser Zeit widmete sich Einstein in finanziell angespannter Lage seinen Forschungen Noch 1937 durfte durch eine Sondergenehmigung der Reichsmusikkammer die von ihm uberarbeitete dritte Auflage des Kochel Verzeichnisses mit seinem Namen auf dem Titel erscheinen Drei Monate nach der Einreise in die USA erhielt Einstein das Angebot am Smith College der renommierten Frauen Universitat in Northampton Massachusetts zu unterrichten wo er bis zu seiner Emeritierung 1950 blieb Die geringe Lehrverpflichtung bot ihm reichlich Freiraum fur Gastvortrage an anderen Universitaten und fur seine Forschungen 1939 fand der 58 jahrige Einstein die Arbeitsbedingungen vor die er sich seit seiner Promotion 1903 ersehnt hatte Nach Europa blickte er wahrend und nach dem Krieg mit Argwohn So lehnte er 1949 eine Einladung von der Freien Universitat Berlin ab weil er keine Sehnsucht nach einem Besuch im Vierten Reich verspurte Ebenso wies er im selben Jahr die Goldene Mozart Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg zuruck publizierte nicht mehr in Deutschland und verfolgte aufgebracht die Entnazifizierungsprozesse von Musikern und Wissenschaftlern Seine Plane nach der Emeritierung fur ein Jahr an der University of Michigan Ann Arbor an einer Mozart Gesamtausgabe zu arbeiten wurden von einem Herzinfarkt durchkreuzt Die Familie zog wegen des milden Klimas nach El Cerrito bei Berkeley Kalifornien wo Einstein seine Forschungen privat weiterverfolgte Im Januar 1952 traf ihn ein neuerlicher Herzanfall dessen Folgen er am 13 Februar erlag Wissenschaftliches Werk BearbeitenHauptwerke Bearbeiten Der Musikwissenschaftler Alfred Einstein ist auch heute noch selbst musikalischen Laien ein Begriff Die Monographie Mozart sein Charakter sein Werk englisch 1945 deutsch 1947 die aus den Nachforschungen zur dritten Auflage des Kochelverzeichnisses 1937 erwachsen ist erhalt uber siebzig Jahre nach ihrem Erscheinen seinen Ruf als Mozartkenner aufrecht Aber auch Werke wie Grosse in der Musik englisch 1941 deutsch 1951 Die Romantik in der Musik englisch 1947 deutsch 1950 Schubert englisch 1951 deutsch 1952 sowie zahlreiche musikasthetische Aufsatze vermogen durch ihre anschauliche Sprache den Geistreichtum und die Originalitat ein breites Publikum zu erreichen Einsteins Bucher verdanken ihre weite Verbreitung seiner hervorragenden Kenntnis des jeweiligen Gesamtwerkes und der Virtuositat ihrer Darstellung Auch heute noch regen seine urteilsfreudigen Einschatzungen zu eigener Beschaftigung und selbststandiger Kritik an Einsteins Mozartbuch zahlte wiederholt zur Lekture in Thomas Manns spaten Lebensjahren Einstein stand in brieflichem Kontakt mit einer Reihe der wichtigsten Musiker und Schriftstellerpersonlichkeiten seiner Zeit In der Korrespondenz finden sich unter anderem Briefe von Bela Bartok Bruno Walter Edwin Fischer Stefan Zweig Thomas Mann Fritz Busch oder Paul Hindemith und Wilhelm Furtwangler nbsp Herausgeber Bearbeiten Mit seiner akribischen Quellenarbeit die sich neben dem Kochel etwa in der neunten bis elften Auflage von Hugo Riemanns Musiklexikon 1919 1922 1929 und in dem dreibandigen The Italian Madrigal 1949 niederschlug und mit der Herausgabe der Zeitschrift fur Musikwissenschaft 1918 1933 hatte sich Einstein als feste Grosse in der deutschen Musikforschung etabliert obschon er erst im Jahre 1939 in den USA eine universitare Anstellung erhielt Nachlass BearbeitenEinsteins Nachlass befindet sich als Alfred Einstein Collection 1 und 2 in der Musikbibliothek der Universitat Berkeley die auch seine musikwissenschaftliche Bibliothek besitzt Die von ihm fur seine Untersuchungen angefertigten Partiturabschriften befinden sich in der Josten Performing Arts Library am Smith College Werke BearbeitenZur deutschen Literatur fur Viola da Gamba im 16 und 17 Jahrhundert Diss Munchen 1903 31 S Druckfassung in Publikationen der Internationalen Musikgesellschaft Beih F 2 H 1 Geschichte der Musik Teubner Leipzig Berlin 1917 Aus Natur und Geisteswelt Bd 438 weitere uberarbeitete Fassungen Geschichte der Musik Von den Anfangen bis zur Gegenwart Pan Zurich Stuttgart 1953 letzte Fassung mit Erganzungen Notenbeispielen und einem neuen Schlusskapitel Gestern und heute Heinrich Schutz Barenreiter Kassel 1928 39 S Notenbeispiele Die Sammlung Speyer In Philobiblon Jg 8 1935 Heft 4 S 155 160 Gluck Sein Leben seine Werke Revidierte Neuauflage Barenreiter Kassel Basel 1987 ISBN 3 7618 0810 0 Englische Fassung Gluck By Alfred Einstein Transl by Eric Blom J M Dent London 1936 Mozart und die Humanitat In Mass und Wert Zweimonatsschrift fur freie deutsche Kultur Hrsg v Thomas Mann und Konrad Falke 1 Jahrgang Heft 4 Marz April 1938 Grosse in der Musik Zuerst englisch Greatness in Music Oxford University Press New York London 1941 Deutsch Pan Zurich 1953 336 S zahlreiche Notenbeispiele 1980 dtv Barenreiter mit einem Vorwort von Carl Dahlhaus Mozart Sein Charakter sein Werk zuerst englisch Oxford University Press New York 1945 Bermann Fischer Stockholm 1947 636 S Ill Notenbeispiele zahlreiche uberarbeitete Auflagen Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt am Main 1991 2006 Die Romantik in der Musik zuerst englisch Music in the Romantic Era Norton New York 1947 Deutsch Liechtenstein Verl Munchen 1950 434 S zuletzt Metzler Stuttgart 1992 The Italian Madrigal Das italienische Madrigal 3 Bde Bd 3 Beispielband Princeton University Press Princeton New Jersey 1949 Schubert Ein musikalisches Portrat zuerst englisch Schubert A Musical Portrait Oxford University Press New York London 1951 Deutsch Pan Zurich 1952 404 S Notenbeispiele Von Schutz bis Hindemith Essays uber Musik und Musiker Pan Zurich Stuttgart 1957 271 S Ill Notenbeispiele Nationale und universale Musik Neue Essays Pan Zurich Stuttgart 1958 274 S Notenbeispiele Der Band bildet die Fortsetzung zu Von Schutz bis Hindemith Chronologisch thematisches Verzeichnis samtlicher Tonwerke Wolfgang Amade Mozarts Nebst Angabe der verlorengegangenen angefangenen ubertragenen zweifelhaften und unterschobenen Kompositionen Von Ludwig Ritter von Kochel 4 Aufl in der Bearbeitung von Alfred Einstein Breitkopf amp Hartel Leipzig 1937 Nachdruck 1958 XLIX 984 S uberwiegend Notenbeispiele Herausgeber BearbeitenPartituren Auswahl Bearbeiten Giovanni Pierluigi da Palestrina Missa Papae Marcelli Eingeleitet und hrsg von Alfred Einstein Drei Masken Munchen 1921 Johann Christian Bach Sinfonia D dur D major Re majeur Op 18 4 Pocket Score Taschenpartitur Edited for the first time and with Foreword English and German by Alfred Einstein Mit einer 2 sprachigen Einleitung von Alfred Einstein Eulenburg Leipzig 1934 Arcangelo Corelli Concerto grosso No 8 Christmas Concerto for 2 Violins Violoncello and String Orchestra Edited and with Foreword by Alfred Einstein Eulenburg London o J ca 1965 Giovanni Battista Viotti Concerto No 22 A minor for Violin and Orchestra Edited with a forword by Alfred Einstein Ernst Eulenburg London o J Weitere Editionen Bearbeiten Hugo Riemanns Musik Lexikon 9 10 und 11 Auflage Max Hesse Berlin 1919 1922 1929 Das Neue Musiklexikon Nach dem Dictionary of Modern Music and Musicians Herausgegeben von A Eaglefield Hull ubersetzt und bearbeitet von Alfred Einstein Max Hesse Berlin 1926 Briefe deutscher Musiker Bermann Fischer Stockholm 1938 Pan Zweite Auflage Zurich Stuttgart 1953 Literatur BearbeitenArnold Feil Nachwort in Alfred Einstein Die Romantik in der Musik Metzler Stuttgart 1992 Melina Gehring Alfred Einstein Ein Musikwissenschaftler im Exil Musik im Dritten Reich und im Exil 13 Von Bockel Hamburg 2007 Inhaltsangabe Malina Gehring German speaking musicologists in exile Was Europe s loss America s gain In The Orel Foundation Januar 2010 Walter Gerstenberg Einstein Alfred In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 408 Digitalisat Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 1 Saur Munchen 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 248f Einstein Alfred In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 6 Dore Fein Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1998 ISBN 3 598 22686 1 S 142 159 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Einstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Alfred Einstein in der Deutschen Digitalen Bibliothek Alfred Einstein im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Alfred Einstein bei TU Berlin Memento vom 25 Mai 2002 im Internet Archive Mozart Sein Charakter sein Werk Zurich Stuttgart 1953 Dritte Auflage Normdaten Person GND 116425725 lobid OGND AKS LCCN n50030286 NDL 00438729 VIAF 61634867 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Einstein AlfredKURZBESCHREIBUNG deutsch amerikanischer MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 30 Dezember 1880GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 13 Februar 1952STERBEORT El Cerrito Kalifornien USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Einstein amp oldid 219194122