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Die Propstei und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt kurz Marienkirche oder auch Maria Saaler Dom genannt in Maria Saal ist eine in ihrer heutigen Gestalt im 15 Jahrhundert im spatgotischen Stil errichtete romisch katholische Kirche im Zentrum Karntens Eine fruher bezeugte Kirche wurde vermutlich an derselben Stelle im 8 Jahrhundert errichtet weshalb Maria Saal als einer der altesten Standorte einer christlichen Kirche und als Ausgangspunkt der Missionierung Karntens in der Karolingerzeit gilt Frontansicht der MarienkircheSudansicht der MarienkircheInnenansichtInnenansicht von der Westempore ausInnenansicht gegen die Westempore mit Orgel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Baubeschreibung 3 1 Deckenfresken 4 Einrichtung 5 Orgel 6 Glocken 7 Trivia 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin Vorgangerbau urkundlich als S Maria ad Carantanum 860 erstmals erwahnt 1 wurde vermutlich an gleicher Stelle bereits um 753 durch Chorbischof Modestus errichtet weshalb die Marienkirche als eine der altesten Kirchen Karntens gilt Bis 945 diente sie mit weitreichenden Besitzungen ausgestattet dem Bistum Salzburg als Urpfarre und somit als Zentrum der zweiten Christianisierungswelle fur Karnten 1 weshalb sie noch heute Dom genannt wird Die Tradition dass der Bischof von Gurk zugleich Propst von Maria Saal ist hat sich bis heute gehalten Nach 945 wurde dieses Gebiet der unmittelbaren Verwaltung Salzburgs unterstellt Maria Saal blieb zunachst religioses Zentrum des Landes bis 1072 fur Karnten ein neuer Bischof Gunther von Krappfeld bestellt fur dessen Bischofssitz allerdings Gurk gewahlt wurde Dem Nachfolger Gunthers wurde ein kleines Gebiet als Diozese zugewiesen der grosste Teil der Karntner Besitzungen unterstand jedoch weiterhin direkt der Salzburger Verwaltung Maria Saal spielte in der weiteren Entwicklung des Bistums keine zentrale Rolle mehr Zwischenzeitlich der Diozese Lavant angeschlossen 1365 und 1781 1859 gehorte Maria Saal zum Erzbistum Salzburg bis dieses 1859 seine Karntner Besitzungen zugunsten der Diozese Gurk aufgab Die Marienkirche von Maria Saal spielte im Hochmittelalter eine wichtige Rolle in den Zeremonien welche die Karntner Herzogseinsetzung umgaben Zwischen der Installation des Herzogs am Furstenstein und der Huldigung am Herzogstuhl fand hier das kirchliche Hochamt statt Baugeschichte BearbeitenVon der ursprunglichen karolingischen und romanischen Kirche sind oberirdisch keine Reste erhalten geblieben Im Lauf des 15 Jahrhunderts wurde die Kirche von Grund auf im spatgotischen Stil umgebaut und die Kapitelbauten befestigt 1430 wurden Chor und Querschiff in den Jahren 1450 bis 1459 das Langhaus errichtet Ab 1463 erhielt Maria Saal einen Burgfried und wurde angesichts der durch die Turken drohenden Gefahren durch umfangreiche Wehranlagen die heute noch gut erhalten sind gesichert Dabei wurde die zweigeschossige runde und ursprunglich im romanischen Stil erbaute Taufkapelle mit einbezogen Aufgrund dieser Befestigung blieb Maria Saal bei den Turkeneinfallen zwischen 1473 und 1482 unbehelligt wurde aber im Anschluss daran im Zuge der Belagerung durch ungarische Soldner 1482 beinahe erobert Nachdem die Inneneinrichtung Mitte des 17 Jahrhunderts im Stil des Barocks teilweise umgestaltet worden war griff am 4 November 1669 ein Grossbrand vom Ort auf das Gotteshaus uber und zerstorte dessen Dach samtliche Glocken und den Hochaltar Die Mauern und das Gewolbe des Kirchenschiffs konnten vor dem Einsturz bewahrt werden so dass die Inneneinrichtung grossteils gerettet werden konnte Bereits funf Jahre spater war der Wiederaufbau grossteils vollendet das machtige Steinplattldach neu eingedeckt und die neu aufgebauten Turme erhielten anstelle der alten Spitzdacher barocke Zwiebelhauben Im Inneren war 1714 der neue Hochaltar fertiggestellt an dem nach der Abtragung des Gnadenaltars 1787 die gotische Gnadenstatue ihren Platz fand Baubeschreibung BearbeitenDer einheitlich spatgotische Kirchenbau ist charakterisiert durch zwei weithin sichtbare machtige und durch Zwiebelhelme gekronte aber unterschiedlich gestaltete Turme Die Wetterfahne auf dem Nordturm ist als Jesus Monogramm die auf dem Sudturm als Marienmonogramm gestaltet Die Gesamtanlage ist 3 schiffig und 3 chorig Der Hauptchor ist erhoht und vorspringend das Querhaus ragt nicht uber die Breite der Seitenschiffe hinaus Fresken aus dem Jahr 1672 von Mathias Grafenstein an der sudlichen Aussenwand zeigen eine Olbergszene und den hl Christophorus 1994 restauriert Im Vorraum des Sudportals ist eine Sacra Conversazione zu erkennen nbsp Sudliches Seitenschiff nbsp Turmspitzen mit Wetterfahnen nbsp Christophorus Fresko und Lapidarium nbsp Sacra Conversazione FreskoAn der sudlichen Aussenseite und im Vorraum des Sudportals ist ein Lapidarium von uber 30 Relief und Grabsteinen eingemauert die zum Teil aus dem um 400 n Chr untergegangenen Virunum der Hauptstadt der romischen Provinz Noricum stammen und im Lauf der Zeit auf dem Zollfeld gefunden worden sind Weitere Epitaphe stammen aus spaterer Zeit bis ins 19 Jahrhundert Hervorzuheben sind die Reliefdarstellungen der Wolfin mit den Zwillingen Romulus und Remus der Fahrt einer Verstorbenen in die Unterwelt bekannt als Postkutsche oder die Schleifung des toten Hektors durch Achill Auf den Keutschacher Epitaphien um 1510 von den Brudern Blasius und Leonhard von Keutschach und ihren Eltern gestiftet sind der Schmerzensmann die Kreuzigung und die Kronung Marias dargestellt nbsp Fahrt in die Unterwelt nbsp Achill schleift den toten Hektor nbsp MarienkronungAuf der Tur des Sudportals befinden sich gotische Eisenbeschlage aus dem 15 Jahrhundert die Lowen und Adler darstellen das zugehorige wertvolle gotische Turschloss ist im Landesmuseum in Klagenfurt ausgestellt Beidseits des Westportals sind Spitzbogenfenster mit gotischer Glasmalerei Rosette aus der Zeit zwischen 1430 und 1440 Dargestellt sind Posaunenengel nbsp Eisenture des Sudportals nbsp Gotische GlasmalereiDer Innenraum der Pseudobasilika misst etwa 50 auf 20 Meter bei einer Hohe von circa 27 Metern und ist in seiner Wirkung durch starke Lichtkontraste gepragt Wahrend das Schiff eher duster wirkt ist der Hauptchor Hauptaltarraum lichterfullt Die Schiffe sind viereinhalb jochig Das Mittelschiff hat im Westen zwischen den beiden Turmen zwei weitere Joche die durch einen Spitzbogen von den anderen getrennt sind und ein Gewolbe mit Schlingrippen und Konsolen besitzen Das Hauptschiff ist durch spitzbogige Scheidbogen von den stern und netzrippengewolbten Seitenschiffen getrennt Das Querhaus hat ein Parallelrippengewolbe und ist um zwei Stufen erhoht Der Hauptchor hat zwei Joche und einen 5 8 Schluss und ist durch ein Netzrippengewolbe bedeckt die Seitenchore sind sternrippengewolbt Die sudlich angebaute Sakristei hat zwei Joche in der Breite des Querhauses Ihre Einrichtung ist um 1750 in barockem Stil gestaltet worden Deckenfresken Bearbeiten nbsp Teilansicht des Deckenfreskos links der Evangelist MatthausIn den Feldern des Netzrippengewolbes im Langhaus ist der Stammbaum Jesu in Freskomalerei 1490 dargestellt Die Stammvater und die vier Stammmutter des Matthaus Evangeliums wachsen aus Bluten von Alpenblumen Der Stammbaum beginnt im Westen des Langhausgewolbes mit Adam und dem Evangelisten Matthaus der als bartloser Mann mit Schriftrolle und Federkiel dargestellt ist Es wird vermutet dass sich hier der sonst unbekannte Kunstler portratiert hat 2 Die Malereien sind 1927 bei Restaurierungsarbeiten entdeckt worden nbsp Teilansicht des Deckenfreskos mit Adam rechts nbsp Azor Teilansicht des Deckenfreskos nbsp Juda Teilansicht des DeckenfreskosEinrichtung Bearbeiten nbsp Der HochaltarDer Hochaltar ist ein zweigeschossiger barocker Adikula Altar Er wurde 1714 von Clemens F Graf von Kaiserstein und Gemahlin gestiftet Die Madonna mit Kind von 1425 im Schrein wird als Gnadenstatue verehrt Die vergoldeten Assistenzfiguren stellen von links nach rechts Papst Gregor den Grossen die Apostel Petrus und Paulus sowie den hl Rupert dar Das Aufsatzbild zeigt die Heilige Dreifaltigkeit Zu beiden Seiten stehen die Heiligen Barbara und Katharina daruber eine Figur des hl Florian Der Triumphbogen zeigt eine Darstellung des Jungsten Gerichts Maria und Johannes der Taufer und Engel sind als Fresken ausgefuhrt die vollplastische Figur von Christus als Weltenrichter sitzt in einer kreisformigen Offnung Im Chor des nordlichen Seitenschiffs steht der spatgotische Arndorfer Altar benannt nach seinem fruheren Standort der Filialkirche Arndorf Er entstand um 1520 und wird den Meistern Lukas oder Heinrich Tausmann zugeschrieben 3 Der Altar in der sogenannten Sachskapelle in der Nordwand des linken Seitenschiffs 1451 von Barbara Sachs gestiftet zeigt eine spatgotische Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1500 Die Armen Seelen im Fegefeuer darunter sind eine spatere Hinzufugung 19 Jahrhundert Hinter einem Glasfenster der Predella liegen Schnitzfiguren der unschuldigen Kinder In der Sachskapelle steht unter einem romanischen Tischaltar der Sarkophag des hl Modestus Im Westen des Nordschiffs steht eine fruher als Taufstein verwendete marmorne Brunnenschale aus Virunum Der Deckel mit kleiner Figur Johannes des Taufers stammt von Anton Klaus 1710 nbsp Der Arndorfer Altar nbsp Der Georgsaltar nbsp Der Altar der Sachskapelle nbsp Die Kanzel nbsp Das Taufbecken im NordschiffOrgel Bearbeiten nbsp Westempore mit OrgelDie dreiwerkige zwei Manuale und Pedal Barockorgel mit 18 Registern wurde 1737 von dem Orgelbauer Johann Martin Jager aus Klagenfurt fertiggestellt Die Kirche war schon vor 1496 mit einer Orgel ausgestattet Die sudseitige Brustung der Empore ist noch gotisch wahrend der Mittel und Nordteil barock umgestaltet sind 4 I Hauptwerk C c30 1 Prinzipal 8 0 2 Flote 8 0 3 Gemshorn 0 8 0 4 Salizional 8 0 5 Oktav 4 0 6 Rohrflote 4 0 7 Dulziana 4 0 8 Quint 2 2 3 0 9 Oktav 2 10 Mixtur III II Positiv C c311 Koppel 0 8 12 Flote 4 13 Oktav 2 14 Quint 1 1 3 15 Oktav 1 Pedalwerk C b016 Subbass 16 17 Oktavbass 0 0 8 18 Solobass 0 8 Koppeln II I I PGlocken Bearbeiten nbsp Die Maria SaalerinDas Hauptgelaut besteht aus sechs Glocken wobei noch eine separate Sterbeglocke im Dachreiter hangt Die grosse Maria Saalerin ist die grosste Glocke Karntens 5 Nr Name Gussjahr Giesser Nominal 1 8 Gewicht kg Durchmesser mm Turm1 Maria Saalerin 1687 Mathias Landsmann fis0 2 6608 2220 Nord2 Feierabend Modestus 1925 Grassmayr cis1 0 2098 1530 Sud3 Jubilaum 1972 dis1 0 1310 12904 Mittag Dreifaltigkeit 1670 Lorenz Pez eis1 2 1100 11955 Hemma 1972 Grassmayr gis1 0 560 9706 Stephan Christoph ais1 0 390 8607 Sterbeglocke 1925 61 DachreiterTrivia BearbeitenDas Kirchengebaude und die Orgel fanden 2003 als Drehort Verwendung fur den Tatort Tod unter der Orgel Literatur BearbeitenDehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Karnten Anton Schroll Wien 2001 ISBN 3 7031 0712 X S 512 519 Christina Pfeffer Franz Schroder Propstei und Wallfahrtskirche Maria Saal Kirchenfuhrer Kunstverlag Peda Passau 2004 ISBN 3 89643 555 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dom zu Maria Saal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Dom zu Maria Saal Album mit Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarre Maria Saal mit geschichtlichen Informationen Gelaute der Maria Saaler GlockenEinzelnachweise Bearbeiten a b Dehio Karnten S 512 519 Sabine Kamraner Kopf Josef Klaus Donko Domfuhrer Dom zu Maria Saal Herausgeber Stiftspfarre Maria Saal Sabine Kamraner Kopf Josef Klaus Donko Domfuhrer Maria Saal Herausgeber Stiftspfarre Maria Saal Maria Saal Maria Saal Domkirche In organindex de Abgerufen am 19 Juni 2023 Informationen zur Orgel Jorg Wernisch Glockenkunde von Osterreich Journal Verlag Lienz 2006 S 659ff Kathedralen in Osterreich Kathedralen Barbarakirche Wien Dom St Martin Eisenstadt Dompfarrkirche Feldkirch Grazer Dom Innsbrucker Dom Klagenfurter Dom Maria Empfangnis Dom Salzburger Dom Dom zu St Polten Stephansdom St Georgs Kathedrale Wiener Neustadt Territorialabtei Wettingen MehrerauKonkathedralen Dom zu Gurk Marienkirche Maria Saal Basilika SeckauEhemalige Kathedralen Alter Dom Linz Basilika Enns Lorch Franziskanerkirche Salzburg Pfarrkirche St Andra im Lavanttal Kirche St Andra zu Goss Stiftskirche St Peter Salzburg Dom von Wiener Neustadt 46 681147222222 14 346263888889 Koordinaten 46 40 52 1 N 14 20 46 6 O Normdaten Geografikum GND 4528075 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Maria Saal amp oldid 236979024