www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwigsdorf ist seit dem 1 Januar 1999 ein Ortsteil von Gorlitz mit etwa 800 Einwohnern Es liegt in der Neisse Aue und bildet zusammen mit dem Ortsteil Ober Neundorf den nordlichsten Teil der Stadt LudwigsdorfStadt GorlitzKoordinaten 51 12 N 15 0 O 51 204166666667 14 999166666667 200 Koordinaten 51 12 15 N 14 59 57 OHohe etwa 200 m u NNFlache 9 4 km Einwohner 753 31 Dez 2011 1 Bevolkerungsdichte 80 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1999Postleitzahl 02828Vorwahl 03581Karte Lage Ludwigsdorfs in Gorlitz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sehenswurdigkeiten 2 1 Pfarrkirche 2 2 Frombergsche Gruft 2 3 Wassermuhle 2 4 Gutshof Demisch 3 Wirtschaft und Verkehr 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenUm 1175 wurde nach neuesten dendrochronologischen Untersuchungen die Ludwigsdorfer Kirche erbaut Vermutlich wurde demnach Ludwigsdorf um 1150 im Zuge der Deutschen Ostsiedlung angelegt Es ist selbstverstandlich dass zum Zeitpunkt des Kirchbaus bereits ein gewisser Wohlstand im Dorf herrschen musste um den Bau und Unterhalt der Kirche bewerkstelligen zu konnen Die Rodungs und Aufbauphase muss also 1175 weitestgehend abgeschlossen gewesen sein Unter dem Namen Lodewigesdorph Dorf des Ludwig wurde das Waldhufendorf 1305 erstmals erwahnt wahrend es 1413 Lodewigisdorf 1430 Ludwigsdorff 1534 Lustorf und 1559 Lostorf geschrieben wurde Im Februar und Marz 1431 lagen die Hussiten in Ludwigsdorf Von 1539 bis 1655 befand sich Ludwigsdorf schon einmal im Besitz der Stadt Gorlitz da 1539 der ehrsame Rat der Koniglichen Stadt Gorlitz dieses Dorf dem Urban Emrich abgekauft hatte 1665 wurde die Herrschaft des Gutes geteilt sodass Nieder Ludwigsdorf zum bestimmenden Herrschaftszentrum wurde Ober Ludwigsdorf ging an den Besitz der Gorlitzer Burgerschaft uber 1708 gelangte der besagte Burgerschaftsbesitz dann an den Kaufmann Christian Friedrich Fromberg Dieser war gleichzeitig Erbherr der Orte Klingewalde und Deutsch Ossig Der Kaufmann erhielt 1732 den Adelsrang und damit alle damit verbundenen Privilegien Steuerfreiheit Ausubung der Gerichtsbarkeit u a Die steinernen Schrifttafeln des Herrenhauses vom Niederhof aus den Jahren 1773 und 1880 weisen auf die Besitzer und Bauherren des Ortes hin Das Herrenhaus selbst stammt aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts 1621 kaufte Herr von Salza auf Ebersbach Ludwigsdorf Wahrend und auch nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1816 hatte nach den Aufzeichnungen des damaligen Gemeindevorstehers Gottlieb Winkler die Gemeinde Nieder Ludwigsdorf unter den Einquartierungen zu leiden 1900 wurde das Obergut aufgelost Die Gemeinde Ludwigsdorf entstand am 1 Juli 1950 durch den Zusammenschluss der bis dahin eigenstandigen Gemeinden Nieder Ludwigsdorf Ober Ludwigsdorf und Ober Neundorf Am 1 Januar 1999 wurde Ludwigsdorf nach Gorlitz eingemeindet 2 Sehenswurdigkeiten BearbeitenViele alte Hauslerwohnungen Drei und Vierseithofe sind von der alten Dorfanlage erhalten geblieben Besonders sehenswert ist der Hof Nr 54 hier wird ein Wohnstallhaus gezeigt d h hier sind Wohnung und Stallung unter einem Dach mit Kumthalle Kumt Geschirr der Zugtiere und Seitengalerie Denkmale erinnern an die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870 71 sowie die des Ersten Weltkrieges Pfarrkirche Bearbeiten nbsp Chorturmkirche in Ludwigsdorf Ansicht von Sudosten nbsp Wiederentdecktes Portal aus der Ubergangszeit von der Romanik zur GotikDie Kirche von Ludwigsdorf wird erstmals 1346 in der Meissner Bistumsmatrikel erwahnt Das deutlich hohere Alter des Bauwerks konnte mit Hilfe von dendrochronologischen Untersuchungen belegt werden Demnach war der Chor bereits kurz nach 1175 der Saal um 1192 fertiggestellt Offenbar war das Gotteshaus ursprunglich als Saalkirche mit Chorquadrat und Apsis konzipiert Dies entspricht einem in Mitteldeutschland weit verbreiteten Typ Das hohe Alter der Ludwigsdorfer Kirche gibt Anlass Beginn und Verlauf der Deutschen Ostsiedlung neu zu uberdenken Bisher war man davon ausgegangen dass erst um 1200 grosse Zahlen an Siedlern bis in das Neissetal vorstiessen Moglicherweise schon zu Beginn des 13 Jahrhunderts wurde der Chor zu einem Turm aufgestockt sodass die Ludwigsdorfer Kirche seitdem dem in der Oberlausitz seltenen Typ der Chorturmkirche entspricht Der Dachstuhl des Chores wurde fur das Turmdach wieder verwendet und blieb so vollstandig erhalten Dieses Dachtragwerk und das des Saales sind die altesten bekannten Dachkonstruktionen im heutigen Sachsen Im 13 Jahrhundert erhielt die Kirche ein aufwendiges Sudportal in Ubergangsformen von der Spatromanik zur Gotik Fragmente dieses ehemaligen Zugangs wurden vor einigen Jahren aufgefunden und an ihrem ursprunglichen Ort wieder eingebaut Trotz des grossen Zerstorungsgrades lassen sich an den beiden qualitatvoll gearbeiteten Saulenkapitellen Vogel erkennen die an einer Weinrebe picken Die mit Akanthuswerk umlaufene Archivolte wird von figurlichen Gestalten Misch oder Fabelwesen gestutzt Um 1485 wurde im Saal ein Netzrippengewolbe mit Meisterzeichen auf einem der Schlusssteine eingezogen Die Offnungen der bis dahin noch existierenden romanischen Rundbogenfenster wurden als Widerlager verwendet Ihre Rundbogen haben sich jedoch im Dachraum oberhalb des Gewolbes bis heute erhalten Die damals neu eingebrochenen gotischen Spitzbogenfenster wurden in der Mitte des 19 Jahrhunderts vergrossert sie verloren dabei ihre ursprungliche Masswerkgliederung 1849 wurde mit der Verlegung des Zugangs an die Westseite eine schlichte Eingangshalle errichtet Von hier aus betritt man den Saal an dessen West Sud und Nordseite sich holzerne Emporen mit gebauchten Brustungen und verblasster neogotischer Farbfassung befinden Im Westen liegt in der zweiten Geschossebene die Orgelempore mit gedrehten Brustungsstaben Sie wurde 1872 erweitert um Raum fur die Sanger zu schaffen Damals wurde auch die Orgel der Schweidnitzer Orgelbauer Schlag amp Sohne eingebaut Ehemals vorhandene weitere Emporen und zwei Patronatslogen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt Im Bereich der oberen Nordempore haben sich Teile einer bislang noch nicht genauer untersuchten bildlichen Wandgestaltung erhalten Moglicherweise liegen hier mehrere Fassungen ubereinander Erkennbar ist vor allem eine Anzahl von Pferden in einem grosseren szenischen Zusammenhang Aus der 2 Halfte des 17 Jahrhunderts stammt der Kanzelkorb im Triumphbogen Kraftige Saulen auf Konsolen teilen den daruber hinaus mit reichlichem manieristischem Schmuck versehenen Korb in funf Felder Ebenfalls auf Konsolen sind hier die vier Evangelisten und Moses mit den Gesetzestafeln platziert Sie stammen allerdings aus dem fruhen 18 Jahrhundert und sind wohl zusammen mit dem Schalldeckel entstanden der von einer Darstellung der Dreifaltigkeit bekront wird Die seitlich angebrachte barocke Kanzeluhr diente dazu die Redezeit des Pfarrers zu reglementieren Im Chor befindet sich der alteste Ausstattungsgegenstand der Kirche ein spatgotischer Taufstein in Kelchform Der Altar der Ludwigsdorfer Kirche ist heute recht schlicht Auf einer einfachen Mensa erhebt sich ein barockes Kruzifix mit jungerem Kreuz Bis 1878 existierte ein holzerner Altaraufsatz aus Schnitzwerk der seitlich von den holzernen Standbildern der Apostel Petrus und Paulus gerahmt wurde 1880 und 1881 wurden die drei Kronleuchter gestiftet 1891 wurde der alte gotische Taufstein durch einen neuen aus weissem Marmor ersetzt der ebenfalls gestiftet worden war Frombergsche Gruft Bearbeiten An der Nordseite der Kirche befindet sich die Frombergsche Gruft die zu Beginn des 18 Jahrhunderts von den Besitzern des Gutes Oberludwigsdorf als reprasentative Grablege errichtet wurde Das aufwendige Epitaph im Innern besitzt als Figurenschmuck nahezu lebensgrosse und vollplastische allegorische Darstellungen der christlichen Tugenden Glaube und Hoffnung Der in Form einer illusionistischen Wandfassung um das Grabmal drapierte Textilbehang hat sich unter jungeren Farbschichten zumindest in Teilen erhalten und ist partiell bereits selbst freigelegt Ahnliche Grufthauser befinden sich auch auf dem Gorlitzer Nikolaifriedhof Wassermuhle Bearbeiten nbsp Wassermuhle LudwigsdorfDie Muhle liegt in Niederludwigsdorf am Muhlengraben einem Nebenarm der Neisse Bereits 1305 wird in Ludwigsdorf eine Wassermuhle erwahnt moglicherweise ein Vorganger des heutigen Baus An der strassenseitigen Fassade finden sich drei Inschriftentafeln uber Renovierungen von denen die alteste aus dem 17 Jahrhundert stammt Die zweite stammt von 1859 als der Bau eine Dampfmuhle erhielt Die dritte wurde 1930 angebracht als die Muhle nach einem Brand mit einer neuen technischen Einrichtung versehen wurde die bis heute funktionstuchtig erhalten ist Von 1993 bis 1997 betrieb die Muhle eine computertechnische Anlage Heute beherbergt das Gebaude eine Erlebnisgastronomie Die Muhle umfasst zwei Gebaudekomplexe Das strassenseitige Gebaude ein langsgerichteter viergeschossiger Bau ist augenscheinlich in seinem Kern sehr alt Die fruhesten Strukturen sind im unteren Bereich in den dicken Mauern einem Rundbogenportal und in der Fenstergestaltung noch erkennbar An der nordostlichen Seite schliesst in Hohe der ersten beiden Geschosse ein holzerner uberdachter Verbindungsgang an der zum zweiten Gebaudekomplex fuhrt Dieser stammt von 1879 und diente zunachst als Spinnerei einer Tuchfabrik Zu dieser gehorte das noch erhaltene metallene Wasserrad das die Spinnmaschine betrieb Spater wurde dieses Gebaude als Getreidespeicher benutzt Gutshof Demisch Bearbeiten Das ehemalige Herrenhaus des Gutshofs Demisch diente bis 2010 als Burgerburo und Kindertagesstatte Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten nbsp Hauptwerk der Kalkwerke Ludwigsdorf im Jahr 1957Das Zollamt Ludwigsdorf ist fur den Autobahngrenzubergang Bundesautobahn 4 Autostrada A4 nach Polen zustandig Seit dem Mittelalter waren die bei Ludwigsdorf abgebauten Bodenschatze fur den Gorlitzer Raum und die gesamte ostliche Oberlausitz von hoher Bedeutung Seit dem 14 Jahrhundert wurde der Kalkstein gebrochen Davon zeugen Belege durch eine Rechnung aus dem Jahre 1378 von Kalkbrennern an die Stadt Gorlitz Der planmassige Abbau erfolgte von 1752 bis 1988 Der letzte Besitzer der Kalkwerke Gruschka wurde im Rahmen der Reformen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone enteignet und es entstanden 1946 die Vereinigten Kalkwerke Ludwigsdorf mit den Betriebsteilen Ludwigsdorf Kunnersdorf und den an die eigene Betriebsbahn angeschlossenen Verladebahnhof Charlottenhof Spater wurden daraus die VEB K Kalkwerke Ludwigsdorf Das K verweist auf die kommunale Verwaltung des Betriebes Im Rahmen der Vereinigung Volkseigener Betriebe kamen die Kalkwerke zu den VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe Kalkwerken Rudersdorf jedoch noch mit ziemlicher Eigenstandigkeit Die Gutekontrolle des Baustoffes erfolgte in Ludwigsdorf 1988 stellte das Kalkwerk in Ludwigsdorf wie auch in Kunnersdorf seinen Betrieb wegen der unzureichenden Rentabilitat ein Zuvor hatte man noch versucht den Betrieb uber einige Jahre aufrechtzuerhalten indem der Kalkstein auch im Untertagebau gewonnen wurde Das war einzigartig dass Kalkstein nicht im Tagebau gewonnen wurde Immerhin hatte Ludwigsdorf durch diese Wirtschaftlichkeit in der ehemaligen DDR einen guten Namen ja sogar ausgefuhrt wurde der Baustoff Noch heute kann man die stillgelegten Teile des Werkes sehen Die alten Schutthalden des Abraums sind inzwischen von einer interessanten Flora eingenommen worden 1991 jedoch wurde in Kunnersdorf am ehemaligen Kalkwerk eine Mulldeponie eingerichtet wahrend das Abraumgebiet in Ludwigsdorf heute unter Natur und Denkmalschutz steht Das Industriegebaude mit der Lorenanlage und der Verladerampe existiert heute nicht mehr Beim Begehen des Weges von der Stelle des ehemaligen Standortes des Industriegebaudes durch das Abbaugebiet des Untertagebaus bis zum ehemaligen Verwaltungsgebaude ist ausserste Vorsicht geboten da der Weg nicht gewartet wird und am Rande des Steinbruchs sich Wegteile losen und in die Tiefe des Schachts fallen konnen Einzelnachweise Bearbeiten goerlitz de Statistische Monatszahlen Stadt Gorlitz Monat Dezember 2011 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 18 Oktober 2012 abgerufen am 11 Juni 2012 Ludwigsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von SachsenLiteratur BearbeitenGorlitz und seine Umgebung Werte der deutschen Heimat Band 54 1 Auflage Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1994 ISBN 3 7400 0932 2 S 46 ff Noky Oelsner Frenchkowsky Dachwerke des 12 Jahrhunderts in der OL Ein Zwischenbericht zu den Untersuchungen an der Kirche zu Ludwigsdorf bei Gorlitz In Denkmalpflege in Gorlitz 14 2005 S 5 12 Werner Priebs Das Ludwigsdorfer Kalkwerk Ludwigsdorf 2010 Dietmar Ridder Die Kirche in Ludwigsdorf eine der altesten Kirchen der Oberlausitz in Denkmalpflege in Gorlitz Eine Schriftenreihe Heft 15 Gorlitz Zittau 2007 21 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwigsdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ortsgeschichte Geschichte der Kirche Internetauftritt Ludwigsdorf Heimatverein Ludwigsdorf Niederludwigsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Oberludwigsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von SachsenStadt und Ortsteile der Stadt Gorlitz Biesnitz Deutsch Ossig Hagenwerder Historische Altstadt Innenstadt Klein Neundorf Klingewalde Konigshufen Kunnerwitz Ludwigsdorf Nikolaivorstadt Ober Neundorf Rauschwalde Schlauroth Sudstadt Tauchritz Weinhubel Normdaten Geografikum GND 7553000 4 lobid OGND AKS VIAF 236594206 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwigsdorf Gorlitz amp oldid 239109783